Die Antwort der Sowjetunion auf den Marshall-Plan


Hausarbeit, 2007

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Ausgangspunkte der beginnenden Blockbildung zwischen Ost und West
2.1 Die Truman-Doktrin
2.2 Der Marshall-Plan

3. Die sowjetische Reaktion auf den Marshall-Plan

4. Fazit

5. Quellen- und Literaturverzeichnis

Quellen

1. Einleitung

Anfang Mai 1945 endete das Dritte Reich unter Hitler. Die vier Besatzungsmächte, die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion, sahen sich einem verwüsteten und zerrissenem Land gegenüber: Die Siegermächte standen nun vor der Frage, wie mit diesem Deutschland in der Zukunft zu verfahren sei. Aus den Fehlern der Alliiertenpolitik nach dem 1.Weltkrieg, und der Mutmaßung diese habe den Weg für den Diktator Hitler geebnet, hatte man gelernt. Doch trotzdem herrschte auf der Potsdamer Gipfelkonferenz (17.Juli-02.August 1945) nur in den wenigsten Fragen Einigkeit unter den Besatzungsmächten.[1] Nachdem die Sowjetunion immer aggressiver versuchte, ihre Interessen durchzusetzen und ihren Einflussbereich in Osteuropa auszubauen sowie zu festigen, sagte der britische Premierminister Churchill in einer Rede bereits 1946 voraus, dass der „Eiserne Vorhang“ von Stettin bis Triest quer durch Europa fallen werde. Das sowjetische Interesse basierte primär darauf, seinen Einflussbereich möglichst auf ganz Deutschland auszuweiten, es möglichst stark auszehren zu können und den Anschluss an den kapitalistischen Westen zu verhindern. Spätestens mit der Verkündung der Truman-Doktrin, auf die zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer eingegangen werden soll, war ein grundlegender Bestandteil des Beginns des so genannten „Kalten Krieges“ gelegt worden. In den Jahren 1947/48 geriet Deutschland zusehends in diesen beginnenden Ost-West-Konflikt und bildete alsbald das neue Zentrum des Machtkampfes. Um Deutschland nicht an die Sowjetunion mit seinen kommunistischen Weltvorstellungen zu verlieren, galt es nun zu handeln: Die USA entwickelte 1947 den Marshall-Plan, welcher als wichtigstes wirtschaftliches – aber insbesondere auch psychologisches – Wiederaufbauprogramm der USA nach dem 2.Weltkrieg gegenüber Deutschland galt.[2] Doch wie nahm „die andere ideologische Seite“, die kommunistische Seite, der Besatzungsmächte diesen auf?

Schließlich war der Marshall-Plan doch als Hilfsangebot an alle Länder Europas – einschließlich der UdSSR – gedacht. Dieser Frage möchte ich nachgehen und versuchen, eine Antwort innerhalb dieser Hausarbeit zu finden.

Dabei möchte ich zunächst einen kleinen Überblick über die Anfänge des Kalten Krieges schaffen, wobei ich etwas kurz auf die Potsdamer Konferenz sowie die (daraus resultierende) Truman-Doktrin eingehen möchte. Welche Umstände prägt das Verhältnis der Besatzungsmächte untereinander? Mit diesem – für diese Thematik wichtigen - Hintergrundwissen soll eine Überleitung zum Marshall-Plan geschaffen werden, dessen Grundzüge ich kurz umreißen werde, um auf den Hauptteil der vorliegenden Hausarbeit und Fragestellung hinzuarbeiten: Die Reaktion und der Umgang der Sowjetunion mit dem Angebot der Wirtschaftshilfe – in Form des Marshall-Plans - der USA. Am Ende soll mittels einer Zusammenfassung ein Resümee gezogen werden.

Die Literaturlage in Bezug auf die amerikanische Seite des Marshall-Plans war recht umfassend, ein Eindruck, den auch Hardach bestätigt[3] – was hingegen auffiel, war das recht dürftige Literaturangebot in Bezug auf den Marshall-Plan verbunden mit der Sowjetunion. Dies hat auch gleichzeitig mein Interesse geweckt und ist der Grund dafür, warum ich mich mit diesem Thema etwas genauer auseinandersetzen wollte. Denn Literatur und Informationen über die außenpolitischen Überlegungen der USA (verbunden mit dem Marshall-Plan) sind sehr viel präsenter und zugänglicher in vielen Medien und Diskussionen (unserem Seminar aus dem Sommersemester inbegriffen) als die Reaktion „der anderen Seite“ der Besatzungsmächte. Besonders hilfreich bei meiner Recherche waren die Bücher „Die Teilung der Welt“ von Wilfried Loth[4] sowie „Deutsche Geschichte“ (Band1) von Rolf Steininger[5].

2. Ausgangspunkte der beginnenden Blockbildung zwischen Ost und West

1947: Ein Jahr, welches Steininger als „Jahr der Entscheidung“; als „Geburtsstunde des Westblocks“ bezeichnet.[6] Vorahnungen, die sich bereits 1946 treffen ließen, traten ein Jahr später unverkennbar zu Tage: Durch die rigorose Enteignungspolitik, welche die Sowjetunion in Osteuropa betrieb[7] und angesichts der Unmöglichkeit, sich in Deutschland auf ein einheitliches Vorgehen zu einigen, konzentrierten sich die Westmächte als auch die UdSSR mehr und mehr darauf, ihren jeweils eigenen Herrschaftsbereich zu stabilisieren. Das Jahr 1947 stand im Zeichen eines wachsenden Ost-West-Konflikts und Deutschland geriet zusehends in dessen Mittelpunkt.[8] Obwohl sich bis 1947, gemäß Kleßmann, bereits mehrere Stufen der Blockbildung zwischen Ost und West beobachten ließen, bildete erst dieses Jahr mit der Potsdamer Konferenz, (der daraus resultierenden) Truman-Doktrin und dem Marshall-Plan den Ausgangspunkt für eine Aufteilung in diese beiden „Welten“, welche erst im Jahre 1955 formell abgeschlossen werden sollte.[9]

2.1 Die Truman-Doktrin

Am 12.März 1945 hielt Präsident Harry S.Truman vor dem amerikanischen Kongress eine Rede, welche als „Truman-Doktrin“ in die Geschichte einging und gleichzeitig die Vorwegnahme der sich über Jahrzehnte hinziehenden Kalten-Kriegs-Ideologie darstellt. Anlass waren die innenpolitischen Krisen in Griechenland und der Türkei, welche beide unter Druck der UdSSR standen[10], auf denen an dieser Stelle aber nicht genauer eingegangen werden soll.

Nachdem die Briten in Griechenland nicht mehr Herr der Lage wurde, baten sie die USA um Hilfe. Truman bat somit den Kongress – innerhalb der „Truman-Doktrin“ - um dementsprechende finanzielle Mittel – sowohl für Griechenland als auch für die Türkei.[11] Dabei ist in der Truman-Doktrin unmissverständlich von zwei Lebensformen die Rede und somit wird die Welt in zwei, voneinander strikt getrennte, Lager eingeteilt:

„Die eine Lebensweise gründet sich auf den freien Willen der Mehrheit und zeichnet sich durch freie Einrichtungen […] aus.“[12] sowie „Die zweite Lebensweise gründet sich auf den Willen einer Minderheit, der der Mehrheit aufgezwungen wird. Terror und Unterdrückung […] sind ihre Kennzeichen.“[13]

uch wenn die Sowjetunion hier nicht namentlich genant wird, so kann man den Äußerungen Trumans eine klar antisowjetische Haltung entnehmen. Diese antikommunistische Argumentation sollte dazu dienen, finanzielle und personelle Hilfe, die Truman beim Kongress beantragte, zu bewilligen.[14] Um einen weltweiten Kampf gegen den Kommunismus zu führen, ging die USA zu einer so genannten „Eindämmungspolitik“ („containment“ – ein Begriff den der amerikanische Diplomat Kennan prägte) gegenüber der UdSSR und dem damit unweigerlich verbundenem Kommunismus über, um die noch nicht besetzten Teile Europas vor dem sowjetischen Zugriff zu schützen.

Damit wurden die USA zur Schutzmacht der unter sowjetischem Druck stehenden Staaten.[15] Laut Steininger kannte die UdSSR diese Einteilung der Welt in zwei gegenläufige Systeme schon länger. Zum einen gäbe es die „friedliebenden Sozialisten“ und zum anderen die „kapitalistischen Imperialisten“ – jedoch war es die Rede Trumans, die nun unumstößlich deutlich machte, dass die Zeit der - während der Kriegskoalition entwickelten - internationalen Kooperation mit der Sowjetunion endgültig vorbei war. Dies war die öffentliche Wende in der amerikanischen Außenpolitik nach 1945.[16]

[...]


[1] Wolfram WEIMER: Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von der Währungsreform bis zum Euro, Hamburg 1998, S.19.

[2] Ebd., S.30.

[3] Gerd HARDACH: Der Marshall-Plan. Auslandshilfe und Wiederaufbau in Westdeutschland 1948-1952, München 1994, S.13.

[4] Wilfried LOTH: Die Teilung der Welt. Geschichte des Kalten Krieges 1944-1955, München 2000.

[5] Rolf STEININGER: Deutsche Geschichte 1945-1947, Band 1, Frankfurt/Main 2002.

[6] ebd., S.273.

[7] Michael von PROLLIUS: Deutsche Wirtschaftsgeschichte nach 1945, Göttingen 2006, S.36.

[8] Rolf STEININGER: Deutsche Geschichte 1945-1947, S.273.

[9] Christoph KLEßMANN: Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 41945-1955. Göttingen 1989, S. 178.

[10] Ebd., S.179f.

[11] Charles S.MAIER:„Es geht um die Zukunft Deutschlands und damit um die Zukunft Europas“, in: Deutschland und der Marshall-Plan, Maier, Charles S. / Bischoff, Günter (Hg.), Baden-Baden 1992, S.13-52, S.21f.

[12] Zit. nach Truman in Europa-Archiv, 1947, S.819f.

[13] Ebd., S.819f.

[14] Christoph KLEßMANN: Die doppelte Staatsgründung, S.179f.

[16] Rolf STEININGER: Deutsche Geschichte 1945-1947, S.274f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Antwort der Sowjetunion auf den Marshall-Plan
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
Die deutsche Frage und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V76111
ISBN (eBook)
9783638804929
ISBN (Buch)
9783640379996
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Antwort, Sowjetunion, Marshall-Plan, Frage, Europa, Zweiten, Weltkrieg
Arbeit zitieren
Claudia Michalek (Autor:in), 2007, Die Antwort der Sowjetunion auf den Marshall-Plan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76111

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