Globalisierung und Fußball: Chance oder Misere?


Hausarbeit, 2006

18 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Globalisierung (im Fußball)- Eine Entwicklung

3. Globalisierungsverlierer
3.1 Fußballfans
3.2 Ökonomisch schwache Fußballverbände, -Vereine und – Nationen
3.3 Nationalstaaten

4. Zukunftsperspektive

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Fußball ist in der Gegenwart mehr als nur ein Spiel. Neben der nationalen Identität beeinflusst der Sport mit all seinen Facetten auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Ähnlich gewinnt Globalisierung zusehends an Bedeutung. In Zukunft werden sich (alle) Akteure sowie Organisationen den Paradoxien und Herausforderungen von Globalisierung stellen müssen (vgl. Beck, 1997, S. 217).

Hier setzt meine Hausarbeit an und rückt die politische Dimension des Fußballs (in Bezug auf Deutschland) im Kontext der Globalisierung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Besonders die nationalstaatliche Organisation des Sports in Zusammenhang mit seinem transnationalen Charakter erzeugt erhebliche Widersprüche. Es stellt sich die Frage nach Globalisierungsverlierern und deren Zukunftsperspektive. Wie muss sich die Organisation und somit der Bezugsrahmen des Fußballs ändern, damit auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt reagieret werden kann?

Eine Masse an unterschiedlichen Definitionen und Definitionsansätzen zum Begriff der Globalisierung lässt sich in der einschlägigen Literatur finden. In den letzten Jahren ist der Begriff sowohl in der Alltagswelt, als auch in der wissenschaftlichen Welt sehr populär geworden und wurde entsprechend vielseitig diskutiert. Mittlerweile ist er als das Modewort der 90er Jahre bekannt und die Globalisierungsdebatte wird immer komplexer und ausführlicher. Der Hausarbeit liegt das Verständnis des Begriffs nach Ulrich Beck (1997, S. 28-29) zu Grunde: „Globalisierung meint […] die Prozesse, in derer Folge die Nationalstaaten und ihre Souveränität durch transnationale Akteure, ihre Machtchancen, Orientierungen, Identitäten und Netzwerke unterlaufen und quer verbunden sind.”

2. Globalisierung (im Fußball)- Eine Entwicklung

Der deutsche Fußball war bis in die sechziger Jahre offizieller Amateursport. Erst 1962 wurde unter Zustimmung des Deutschen Fußball Bundes (DFB) die Bundesliga eingeführt. Der allgemeine Amateurstatus wurde abgeschafft und es durften ausschließlich Berufsspieler gemäß dem Lizenzspielerstatut des DFB spielen. Die Einführung des deutschen Profifußballs war ein Ergebnis zunehmender Professionalisierung im Sport und durch wirtschaftliche Eigendynamik wurden professionelle Verbandstrukturen aufgebaut (vgl. Schumann 2005, S. 25 f.). Der verein- und verbandorganisierte Sport der Bundesrepublik Deutschland, wozu auch der organisierte Vereinsfußball gehört, ist mit der Institution des Deutschen Sportbundes (DSB) verflochten.[1]

Die Gründung der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) erfolgte am 23.05.1904 durch fünf europäische Nationen. 1904 gingen diese noch nicht davon aus, dass der Sport einmal so populär, wie er heute ist, werden würde. Die Gründungsmitglieder waren in erster Linie an internationalen Wettkämpfen interessiert. Diese erforderten einheitliche Regeln, klare Zuständigkeit und eine gemeinsame Organisation (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 52). Die Weltmeisterschaften (WM) gestalteten sich 1934 und 1938 noch primär als ein europäischer Wettkampf. Zusehends internationaler wurde die WM 1950 in Brasilien: sechs Länder aus Lateinamerika, sechs Europäische sowie die USA traten hierbei auf dem Rasen gegeneinander an. Der Durchbruch für das Turnier kam 1954. Hierzu meldeten sich bereits 44 Länder aus der ganzen Welt an (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 53).

Während der WM 1954 gründeten die Europäer ihren eigenen Dachverband, die Union of European Football Association (UEFA). Lateinamerika hatte dies bereits 1916 mit der Confederación Sudamericana de Fútbol (CON-MEBOL) getan. Weitere Nationen organisierten sich ebenfalls in Kontinentalverbänden[2]. Durch den Beitritt von immer mehr Ländern aus Afrika und Asien in die Fifa verschoben sich die Kräfteverhältnisse zu Ungunsten der Europäer (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 54).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1. Die sechs Kontinentalverbände und wichtige Wettkämpfe (Brüggemeier, 2006, S. 54)

„Mit fußballerischen Großereignissen, wie der WM, erlangte der Sport nach und nach auf allen Kontinenten gesellschaftliche Bedeutung. Die Menschheit wurde in diesem Kontext zu einem globalen Dorf.“ (Schulze-Marmeling, 2000, S. 9). Mit Zunahme der Bedeutung von Fußball und einer internationalen Organisationsstruktur nahm und nimmt die politische Dimension an Gewicht zu. Hinweise hierzu finden sich bereits 1930. „Denn das Weltturnier würde mit Uruguays Hundertjahrfeier zusammenfallen. Schon damals also versuchte man, große fußballerische Ereignisse für politische, sprich: national(istisch)e Projekte zu instrumentalisieren“ (Schulze-Marmeling, 2000, S. 156).

„In der FIFA waren afrikanische Länder seit den 1950er Jahren zahlreich vertreten. Sie besaßen jedoch nicht die erforderlichen Personen, Finanzen und Erfahrungen, um größeren Einfluss auszuüben, während die europäischen Länder die stattfindenden Veränderungen ignorierten und nichts unternahmen.“ (Brüggemeier 2006, S. 55).

Joao Havelange, FIFA-Präsident von 1974 bis 1998, sicherte sich sein Amt, indem er vor allem weniger entwickelten Landesverbänden Zusagen machte (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 54). Er arbeitete mit westlichen Konzernen zusammen, die die notwendigen Mittel zur Verfügung stellten die FIFA zu reformieren, die globale Verbreitung des Fußballs zu fördern und die Position Asiens und Afrikas zu stärken (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 54). Heute können die Fußballmannschaften der anderern Kontinente spielerisch(!) nahezu gleichberechtigt auftreten (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 56).

Doch auch innerhalb Europas zeichnen sich Ungleichheiten ab.

„Die Konzeption der Champions League, die mit der Saison 1994/95 den Europapokal der Landesmeister ablöste, ist nicht von ungefähr so angelegt, dass England, Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland bevorteilt werden. Dabei dürften die Architekten keineswegs nur die Spielstärke der jeweiligen nationalen Ligen im Sinn gehabt haben“ (Schulze-Marmeling, 2000, S. 192).

Hinzu kommt, dass „die Werbestrategen […] auf die großen fünf europäischen Wirtschaftsnationen und deren Märkte fixiert [sind], in denen sie 85% ihrer Umsätze abwickeln.“ (Schulze-Marmeling, 2000, S. 192).

Der Wettbewerbsgedanke im Fußball entspricht der sich herausgebildeten Leistungsgesellschaft. Zusätzlich zeichnete sich ein weiterer gesellschaftlicher Wandel im Fußball des 20. Jahrhunderts ab. Nach und nach fand auch zahlungskräftigere Kundschaft den Weg in die Stadien (vgl. Klaeren, 2006, S. 3). „Erlebniswelt Stadion lautet [heute] das Schlagwort: In jeder modernen Arena finden sich mittlerweile VIP-Lounges.“ (Klaeren, 2006, S. 3). Da wundert es wenig, dass sich Firmen etablieren konnten, dessen Umsätze die gesamtwirtschaftliche Leistung kleinerer Industrieländer wie der Niederlande oder Dänemarks übersteigen. (vgl. Kessler, 2003, S. 27). Fußball ist heute endgültig zu einem gravierenden wirtschaftlichen Faktor geworden.

Vor allem die erfolgreich spielenden Vereine greifen auf ein großes Repertoire internationaler Spieler von (fast) allen Kontinenten zurück (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 55). Insgesamt sind in der Bundesliga und 2. Bundesliga 853 Lizenzspieler in den 36 Vereinen aktiv, davon 445 in der Bundesliga und 409 in der 2. Bundesliga.[3] Zur Saison 2006/2007 wird die Ausländerbegrenzung komplett aufgehoben (auch für nicht UEFA– Verbände) - darauf einigten sich Ligaverband und Deutscher Fußball-Bund (DFB) am 21. Dezember 2005 im Rahmen einer Mitgliederversammlung. Dementsprechend wurde die Local-Player-Regelung zur Förderung des Nachwuchses eingeführt (Zugriff am 28.Juni 2006 unter: http://www.bundesliga.de/intern/hilfe).[4]

Im September 2000 wurde die G-14 gegründet. In ihr haben sich 14 verschiedene europäische Fußballvereine zusammengeschlossen. Im August 2002 wurden weitere vier Vereine (FC Arsenal, Bayer 04 Leverkusen, Olympique Lyon, FC Valencia) unter Beibehaltung des Namens (G-14) aufgenommen. Die G-14 ist vor allem eine Interessensvertretung gegenüber der UEFA und der FIFA. Allerdings kann dieser Zusammenschluss kaum für sich beanspruchen repräsentativ für europäische Vereine zu sprechen, da diese Vereinigung in keiner Form demokratisch zusammengesetzt wurde. Entsprechend wird sie auch von FIFA und UEFA nicht als Verhandlungspartner akzeptiert. (Zugriff am 10.08.2006 unter http://www.timesonline.co.uk/ article/0,,8305-2097709,00.html und http://www.faz.net/ s/RubFB1F9CD53135470AA600A7D04B278528/Doc~E4F37EC2B7F0A4D4AB86C3C5DD3416B97~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

[...]


[1] Der Deutsche Sportbund, als Dachorganisation unterschiedlicher Einrichtungen und Verbände, umfasst rund 27 Millionen Mitglieder in mittlerweile 90.000 Sportvereinen. Der DFB ist als oberste Institution im organisierten deutschen Fußball einer der aktuellen 55 Spitzenverbände im DSB und hat eine Mitgliederzahl von 6.272.804 (Stand September 2005) in mehr als 27.000 Fußballvereinen (Zugriff am 28.Juni 2006 unter: http://www.dfb.de).

[2] 1954 entstand die Asian Football Conferderation (AFC), 1957 die Conféderation Africaine de Football (CAF), 1961 die Confederation of North and Central American and Caribbean Association Football (CONCACAF) und 1966 die Oceania Football Confederation (OFC) (vgl. Brüggemeier, 2006, S. 54).

[3] „In der Bundesliga liegt bei Betrachtung der Lizenzspieler der Ausländeranteil bei 45 Prozent. 156 Europäer und 43 Nicht-Europäer stehen bei den 18 Bundesligisten unter Vertrag. In der 2. Bundesliga liegt der Ausländeranteil bei 37 Prozent. 122 ausländische Kicker kommen aus den UEFA-Mitgliedsländern (Europäer) und 29 sind Nicht-Europäer. (Stand 03.Februar 2006)“ (Zugriff am 28.Juni 2006 unter: http://www.bundesliga.de/intern/hilfe)

[4] Nach der Bosman– Entscheidung aus dem Jahre 1995 werden Profifußballer innerhalb Europas als normale Arbeitnehmer im Sinne des EG– Vertrages angesehen. Gegenstand des Urteils (EuGH RS C-415/93, Slg1995, 4921) ist das Verbot aller Forderungen nach Zahlungen einer Ablösesumme für den Spielerwechsel von einem in den anderen EU-Staat nach Vertragsende. Relevanter ist jedoch die neue Ausländerregelung nach welcher beliebig viele Ausländer aus Mitgliedsstaaten der UEFA in einer Mannschaft eingesetzt werden dürfen (Zugriff am 28.Juni 2006 unter: http://www.bundesliga.de/intern/hilfe.).

„Die Local-Player-Regelung sieht vor, dass ab 2006/2007 mindestens vier von einem deutschen Club ausgebildete Lizenzspieler unter Vertrag stehen müssen. 2007/2008 erhöht sich die Anzahl auf sechs, in der darauf folgenden Spielzeit auf acht Spieler. Wenigstens die Hälfte der lokal ausgebildeten Spieler muss dabei im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für mindestens drei Spielzeiten für den jeweiligen Club spielberechtigt gewesen sein, die andere Hälfte zumindest im Bereich des DFB. (Stand: 03.02.2006).“ (Zugriff am 28.Juni 2006 unter: http://www.bundesliga.de/intern/hilfe.).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Globalisierung und Fußball: Chance oder Misere?
Hochschule
Universität Münster  (Fachbereich Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Soziologie des Fußballs
Note
2,0
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V75885
ISBN (eBook)
9783638726436
ISBN (Buch)
9783638844994
Dateigröße
677 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Globalisierung, Chance, Misere, Soziologie, Fußball
Arbeit zitieren
Anonym, 2006, Globalisierung und Fußball: Chance oder Misere?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75885

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Globalisierung und Fußball: Chance oder Misere?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden