Lernstrategien und Lernerautonomie innerhalb der Wortschatzarbeit


Hausarbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Wortschatzarbeit von Fremdsprachenstudierenden
2.2. Kategorisierung von Lernstrategien
2.3. Lernstrategien und Lernerautonomie
2.4. Beispiel für eine Didaktisierung einer Lernstrategie

3. Zusammenfassung

1. Einleitung

Eine altchinesische Weisheit besagt: „Wenn du einem Menschen einen Fisch gibst, dann gibst du ihm für einen Tag zu essen. Wenn du einem Menschen das Fischen beibringst, dann gibst du ihm für sein Leben lang zu essen.“[1] Wird nun dieser Spruch auf das Lernen übertragen, so ergibt sich daraus, dass es wenig sinnvoll ist, einem Lerner Inhalte zu vermitteln, denn gerade in der heutigen hochtechnisierten und damit komplexen Welt, veraltet Wissen sehr schnell und es wird zudem ein hoher Wissenstand benötigt, der nicht nur durch das Besuchen von Lehrveranstaltungen zu erreichen ist. Soll ein Lerner darauf vorbereitet werden, dass er sich sein Leben lang Wissen auch selbstständig aneignen kann, so muss er im Unterricht entsprechend darauf vorbereitet werden. Er muss das Lernen erlernen, wobei ihm Lernstrategien behilflich sein können, die er auch autonom anwenden kann. Im Fremdsprachenunterricht ist gerade die Wortschatzarbeit dafür prädestiniert, dass der Lerner sich selbstständig mit der Aneignung neuen Wortschatzes beschäftigt, indem er Lernstrategien verwendet.

Es besteht also ein Zusammenhang zwischen der Wortschatzarbeit, der Lernerautonomie und den Lernstrategien, der im folgenden aufgezeigt werden soll. Dabei wird die Studie „Wortschatzerwerb und Wortschatzlernen von Fremdsprachenstudierenden“[2] von De Florio-Hansen als Ausgangspunkt dienen, danach werden die Lernstrategien und die Lernerautonomie näher betrachtet und am Ende steht ein Beispiel einer Didaktisierung für die Wortschatzarbeit, das Lernstrategien integriert.

2. Hauptteil

2.1. Wortschatzarbeit von Fremdsprachenstudierenden

Zunächst soll eine Studie[3] betrachtet werden, die deutlich macht, dass Fremdsprachenlernen ohne die Bewusstmachung und den Einsatz von Lernstrategien nicht sehr sinnvoll ist. De Florio-Hansen hat in ihrem Aufsatz unter dem Titel “Wortschatzerwerb und Wortschatzlernen von Fremdsprachenstudierenden“ untersucht, wie Studenten, die fremde Sprachen erlernen, mit dem Thema Wortschatzarbeit umgehen. Sie hat hier die ersten Ergebnisse einer empirischen Studie zusammengetragen, d.h. dass dies erst der Anfang weiterer Forschungsarbeit ist. Mit der Studie will sie zeigen, dass sehr viele Studenten nicht wissen, wie man Wortschatz effektiv lernt. Deshalb geht sie dann im zweiten Teil auf die Lernstrategien ein, die ihrer Meinung nach dieses Defizit beheben können.

De Florio-Hansen ist Professorin an der Romanistik an der Universität Kassel. Der Anlass dafür, dass sie diesen Aufsatz schrieb, war, dass sie beobachtete, dass sich die Fremdsprachenkenntnisse vieler ihrer Studenten nach einer 10-12 semestrigen Ausbildung kaum vergrößert hatten. Neben Zeitmangel und Berufstätigkeit vermutet sie, dass das Fehlen von geeigneten Lerntechniken und Lernstrategien Ursache dafür ist. Diese Lernhilfen haben das Merkmal, dass sie das selbstbestimmte Lernen unterstützen, denn jeder muss dabei seine individuellen Lernstrategien entwickeln. Somit stellt sich die Frage, warum gerade das Wortschatzlernen im Rahmen selbstbestimmten Fremdsprachenlernens abläuft. Dafür nennt De Florio-Hansen mehrere Gründe. Zum einen findet das Vokabellernen zuhause statt und jeder muss sich überlegen, wie er dies am besten bewältigt. Jeder Lerner sucht sich den zu aktiven Wortschatz in einem gewissen Rahmen selbst aus, denn Wörter, die er nicht für nützlich hält, wird er, wenn er sie schon lernt, sehr schnell wieder vergessen. Grammatik im Gegenzug wird eher vom Lehrer vorgegeben, denn jener kann leichter einschätzen, welche Strukturen der Lerner zu einem gewissen Zeitpunkt in der Lage ist zu begreifen. Dazu kommt, dass man das Lernen von Vokabeln gut selbst überprüfen kann, indem man das Wörterbuch oder einen Muttersprachler zu Rate zieht. Wenn man grammatische Strukturen übt, ist es am günstigsten, wenn diese der Lehrer kontrolliert. Wortschatzarbeit ist zudem individuell, denn jeder Lerner bildet unbewusst eigene Strategien und Techniken aus, um Wörter in den Kopf zu bekommen. Nicht vergessen darf man auch die Tatsache, dass Wortschatzarbeit ebenfalls geschieht, wenn sich der Lerner im Zielsprachenland aufhält oder Kontakte zu Muttersprachlern pflegt, denn dann bestimmt er selbst darüber, welche Wörter er benötigt, um sich angemessen verständigen zu können.

Dies sind gewichtige Gründe, sodass De Florio-Hansen zu dem Schluss kommt, dass auf dem Gebiet der individuellen Wortschatzarbeit einiges getan werden muss. Ihre Ziele sind, dass mit ihrer Studie das Bewusstsein für Strategien des Wortschatzlernens erhöht werden, dass autonomes Lernen von Fremdsprachen innerhalb und außerhalb des Unterrichts verbessert wird, dass sich die sprachpraktischen Übungen zu einer Lernberatung wandeln, dass sie womöglich umgestaltet werden müssen und dass der Fremdsprachenlerner ein besseres Selbstverständnis für das Lernen mitbringt. Um diese Ziele erreichbar zu machen, hat De Florio-Hansen einen Fragebogen zu den Einstellungen und Überzeugungen von Studenten zur Wortschatzarbeit entwickelt, den sie dann an ihrer Universität verteilt hat. Der Fragebogen soll Aufschluss über den Umgang von Lernern mit dem lexikalischen Material der Fremdsprache geben. Er wurde im Wintersemester 2003/2004 im Fachbereich Anglistik/Romanistik an der Universität Kassel entwickelt, woran 72 Studenten des Englischen, Französischen, Italienischen und Spanischen teilnahmen. Diese erste Befragung versteht sich als Pilotstudie, der weitere Studien an anderen Universitäten folgen sollen. Die Studenten wurden nach der Häufigkeit und Dauer ihrer Wortschatzarbeit, nach der Quelle der lexikalischen Einheiten, der Vorbereitung, Durchführung und Überprüfung des Lernens und nach der Zufriedenheit bzw. dem Erfolg ihrer Bemühungen befragt. Auch sollten die Studenten in den so genannten offenen Fragen Auskunft darüber geben, was sie einem erwachsenen Lernenden raten würden, der seine Fremdsprachenkenntnisse selbstständig auffrischen möchte. Somit wurde gewährleistet, dass die Studenten auf ihre eigenen Lernstrategien eingehen, da keine Strategien vorgegeben waren. Die Ergebnisse des Fragebogens waren überraschend. Man fand heraus, dass nur wenig mehr als die Hälfte der Studierenden überhaupt individuelle Wortschatzarbeit betreibt. Alle Lernenden, auch diejenigen, die keine Wortschatzarbeit durchführten, würden zwar Lernstrategien kennen, denn diese wurden im Laufe ihres Bildungsweges ausgebildet, aber sie hätten keinen Erfolg mit diesen erworbenen Strategien und Techniken. Ebenso werde eigenverantwortliches Lernen an der Universität zu wenig thematisiert. Aus diesen Ergebnissen schlussfolgert die Kasseler Professorin, dass Lernstrategien an die eigene Lernerpersönlichkeit angepasst werden müssen und nicht oktroyiert werden können. An den Universitäten müssen Maßnahmen zur Verbesserung des autonomen Lernens durchgeführt werden, wobei durchaus an das reiche Vorwissen der Studenten angeknüpft werden kann. De Florio-Hansen wünscht sich aber kein explizites Strategientraining innerhalb von speziell angebotenen Seminaren, sondern sie will vielmehr ihre Einbettung in die sprachpraktischen Übungen, wo die individuellen Lernstrategien bewusst gemacht und diskutiert werden können. Sie entwickelt auch zurzeit ein Diskussionsforum im Internet, wo die Studierenden dazu aufgerufen werden, geeignete Materialien zusammenzustellen. Die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang ist aber, dass man sich wahrscheinlich zuerst einmal darüber klar werden muss, welches Niveau man als Fremdsprachenlerner überhaupt erzielen möchte. Will man eine Fremdsprache fast so gut beherrschen, wie ein Muttersprachler oder will man mehrere Fremdsprachen auf dem Niveau eines „intercultural speaker“ beherrschen? Meiner Meinung nach ist das die richtige Herangehensweise, denn so steckt man sich ein Lernziel und denkt überhaupt einmal darüber nach, was man mit einem Fremdsprachenstudium erreichen will. Oft ist es doch so, dass man Fremdsprachen studiert und hofft, dass die Lehrveranstaltungen ausreichen, um die Fremdsprache irgendwann leidlich zu beherrschen. Dass dazu aber auch viel mehr Eigenleistung gehört, merkt man erst zu Studienende, wenn es zu spät ist.

Doch hauptsächlich soll es nun darum gehen, dass sich De Florio-Hansen ganz entschieden für die Einbeziehung von Lernstrategien in die Wortschatzarbeit ausspricht. Zusammenfassend kann bemerkt werden, dass sie einen Widerspruch deutlich macht, der darin besteht, dass Wortschatzarbeit hauptsächlich im Rahmen selbstgesteuerten Fremdsprachenlernens geschieht, aber die Lerner viel zu wenig geschult sind, mit dieser Tatsache richtig umzugehen. Das heißt, dass sie Lernstrategien, die auf jeden Fall die Vokabelarbeit effektivieren, nicht adäquat einsetzen. An dieser Stelle muss der Fremdsprachenlehrer ins Spiel kommen, der dem Lerner beibringt, wie er am besten mit der Wortschatzarbeit umgehen kann. Nicht zuletzt ist meiner Meinung nach der Erwerb von Wortschatz wichtiger für eine Kommunikation, als Grammatik. Löschmann schreibt dazu, dass die Wortschatzarbeit schwieriger ist, als Grammatikarbeit. Der zu erlernende Wortschatz besteht aus mehr Einzelinformationen, die auch nicht so systemhaft, wie in der Grammatik sind und sich deshalb schwer einprägen lassen. Hinzu kommt, dass das Lexikon nicht starr ist, wie zuweilen die Grammatik, es kommen immer neue Informationen hinzu, einige werden im Laufe der Zeit überflüssig und ein Lexikon ist nicht sehr logisch aufgebaut, sondern historisch gewachsen. Außerdem bedeutet Wortschatzarbeit, dass man nicht nur die einfache Übersetzung eines Wortes lernt, sondern dass man mehrere Komponenten beachten muss, wie die Phonologie, Graphematik, Grammatik, Kompatibilität, Pragmatik und Semantik eines Wortes.[4] Das Hauptproblem beim Lesen fremdsprachlicher Texte oder beim Verstehen eines Muttersprachlers ist doch oft, dass man Wörter nicht kennt und sich so manchmal ein ganzes Thema nicht erschließen kann. Spricht oder schreibt man hingegen fehlerhaft, so wird man meistens trotzdem verstanden. Nach diesem Problemaufriss soll nun geklärt werden, was Lernstrategien eigentlich sind, welche verschiedenen Typen es gibt und warum sie einen Lernprozess effektivieren können.

[...]


[1] Bimmel, Peter/Rampillon, Ute (2000): Lernerautonomie und Lernstrategien. Fernstudieneinheit 23. München: Langenscheidt, S.7.

[2] De Florio-Hansen, Inez (2004) : Wortschatzerwerb und Wortschatzlernen von Fremdsprachenstudierenden. Erste Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. In: Fremdsprachen lehren und lernen, 33, S.83-113.

[3] De Florio-Hansen, Inez (2004) : Wortschatzerwerb und Wortschatzlernen von Fremdsprachenstudierenden. Erste Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. In: Fremdsprachen lehren und lernen, 33, S.83ff.

[4] Löschmann, Martin (1993): Effiziente Wortschatzarbeit – Alte und neue Wege. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang GmbH, S.21-25.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Lernstrategien und Lernerautonomie innerhalb der Wortschatzarbeit
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Germanistik)
Veranstaltung
Wortschatzarbeit
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V75791
ISBN (eBook)
9783638813105
ISBN (Buch)
9783638814171
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernstrategien, Lernerautonomie, Wortschatzarbeit
Arbeit zitieren
Katharina Veit (Autor:in), 2007, Lernstrategien und Lernerautonomie innerhalb der Wortschatzarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75791

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