Der Partisanenkrieg der Wehrmacht während des Russlandfeldzuges im Zweiten Weltkrieg


Examensarbeit, 2007

104 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Partisanenwesen
2.1 Der Partisan – Annäherung an Begriff und „Definition“
2.2 Militärtaktische Bedeutung für die Kriegsführung
2.3 Geschichte der asymmetrischen Kriegsführung

3. Forschungsstand

4. Verlauf des Partisanenkrieges im Unternehmen Barbarossa
4.1 Anfänge des Partisanenkampfes 1941
4.2 Ausweitung der partisanischen Aktivitäten in den Jahren 1942-1944

5. Die Sowjetischen Partisanen
5.1 Sowjet-Partisanen im Kampf: Taktisches Vorgehen und Kampfesweise
5.2 Versorgung der Partisanen und Probleme des täglichen Daseins
5.3 Inhumane Kriegsführung der Partisanen und Aktionen gegen die Zivilbevölkerung
5.4 as Problem der Zahlen
5.4.1 Gegen die Wehrmacht kämpfende Partisanen
5.4.2 Gefallene Soldaten und Partisanen

6. Die deutsche Partisanenbekämpfung
6.1 Militärtaktisches Vorgehen
6.2 Exemplarische Großunternehmen zur Partisanenbekämpfung
6.2.1 Das Unternehmen „Bamberg“
6.2.2 Die Unternehmen „Dreieck“ und „Viereck“
6.2.3 Unternehmen „Cottbus“
6.3 Die Niederlage der Wehrmacht im Partisanenkampf

7. Der sowjetische Partisanenkrieg und das Völkerrecht

8. Schlussbetrachtung

9. Abkürzungen

10. Quellenverzeichnis

11. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

- Wer einen Partisanenkrieg entfesselt, der öffnet die Tore zur Hölle -

Arthur Wellesley, Herzog von Wellington

Am 22. Juni 1941 zwischen 3.00 und 3.30 Uhr griff die deutsche Wehrmacht mit 118 Infanteriedivisionen, 15¼ motorisierten Divisionen und 19 Panzerdivisionen mit insgesamt 3 050 000 Soldaten und - infolge der unerwartet erfolgreichen militärischen Siege der vorausgegangenen zwei Jahre – mit einer an Hybris grenzenden Siegesgewissheit die Sowjetunion an.[1] Schon anhand der Zahlen wird die Dimension des Feldzuges deutlich. Welche Gründe Hitler als personifizierte nationalsozialistische Führung bewogen haben mögen, die Sowjetunion gerade zu diesem Zeitpunkt anzugreifen und damit einen schon einmal höchst verderblich ausgegangenen Zweifrontenkrieg zu eröffnen, hierüber ist viel spekuliert worden. Jedenfalls war dieses sogenannte „Unternehmen Barbarossa“ gemäß der nationalsozialistischen Ideologie als Eroberungs- und Vernichtungskrieg zur Gewinnung von Lebensraum im Osten für das angeblich zu expandieren bedürfende deutsche Volk konzipiert. Bald nach dem anfangs reibungslos verlaufenden deutschen Vormarsch und beeindruckender Siege bildete sich in den rückwärtigen Gebieten eine zweite, wesentlich schwerer zu überschauende und bekämpfbare Front. Der sowjetrussische Partisanenkrieg, zunächst von großen Teilen der Wehrmacht als zu vernachlässigende Größe unterschätzt, sollte letztendlich einen nicht unerheblichen Beitrag zur Niederlage der deutschen Truppen in Russland leisten.

Die Rolle der Wehrmacht im Russlandfeldzug erfuhr vor einigen Jahren im Zuge der umstrittenen Wehrmachtsausstellung die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit. Sowohl Verteidiger des bröckelnden Mythos’ einer überwiegend sauber gebliebenen deutschen Armee als auch deren Ankläger meldeten sich lautstark und zum Teil sehr emotional zu Wort. Teilweise wurden die Meinungsverschiedenheiten unter dem Vorwuf der Verleumdung sogar auf juristischer Ebene ausgetragen. Auch wenn die für die Ausstellung verantwortlichen bei ihrer ersten Veröffentlichung an einigen Stellen historisch unsauber gearbeitet[2] und unsachgemäß vereinfacht, pauschalisiert und polemisiert hatten, so hat die Exposition dennoch das große Verdienst, ein bis dahin weitgehend tabuisiertes Thema angesprochen und zum Gegenstand einer viel beachteten Erörterung gemacht zu haben. Die erregte Diskussion während und auch noch lange nach der Ausstellung zeigt, wie sehr die Rolle der Wehrmacht noch immer sowohl die breite Öffentlichkeit, als auch die wissenschaftliche Forschung entzweit. Gleiches gilt auch für den bislang noch nicht in ausreichendem Maße erforschten Partisanenkrieg, dem ein Teilkapitel der Exposition gewidmet war. War die Wehrmacht Opfer einer heimtückischen und brutalen, alle Regeln des Krieges bewusst negierenden Kampfweise der russischen Freischärler geworden, auf die es mit aller nur möglichen Härte zu reagieren galt, oder nutzte sie den Partisanenkrieg nur als Vorwand, um ihren Beitrag an der ideologischen Vernichtung der Juden und anderer unerwünschter „Bevölkerungselemente“ zu leisten? Diese Extrempositionen finden sich auch heute noch in der Forschung, auch wenn sie in dieser Absolutheit nur noch selten vertreten werden.

Doch bevor spezifisch auf den Guerillakrieg an der Ostfront während des Zweiten Weltkrieges eingegangen wird, soll eine allgemeine, theoretische Annäherung an den Begriff des Partisans versucht werden, was – wie sich zeigen wird – nicht unerhebliche Schwierigkeiten in sich birgt. Kapitel 2 geht außerdem allgemein auf die Bedeutung des Partisanenkampfes für die sogenannte konventionelle Kriegsführung ein und gewährt einen Überblick über die historische Entstehung und Entwicklung des Phänomens der asymmetrischen Kriegsführung. Bevor in Kapitel 4 die wissenschaftliche Erörterung in Bezug auf den Partisanenkrieg der Wehrmacht in Russland einsetzt, soll im dritten Abschnitt ein Forchungsbericht verschiedene Positionen und Ansätze bezüglich dieses Themas herausarbeiten und dabei auch auf die nötige Vorsicht vor der sowjetischen Historiographie hinweisen, die dem Thema zwar einen großen Stellenwert beimisst, jedoch mehr in propagandistischem Sinne argumentiert und den Partisanenkrieg krampfhaft in die Lehre des historischen Materialismus einzuordnen versucht. Damit entzieht sie einer objektiven Annäherung an den Sachverhalt von vornherein jede Grundlage.

Der westliche Historiker steht in vielen Fällen vor der Problematik, seine Untersuchung im Regelfall einseitig auf eine deutsche Quellenbasis stützen zu müssen. Dies gilt auch für den überwiegenden Teil der einschlägigen Forschungsliteratur, selbst Armstrongs Standardwerk „Soviet Partisans in World War II“[3] stellt dabei keine Ausnahme dar. Hauptgrund hierfür ist neben oft mangelnder Sprachkenntnis die Unzugänglichkeit der lange unter Verschluss gehaltenen sowjetischen Archive, die der westlichen Forschung erst langsam geöffnet werden. In der hier vorgelegten Arbeit kann zwar aus Gründen mangelnder Verfügbarkeit sowie der Sprachbarriere ebenfalls nicht auf russische Originalquellen zurückgegriffen werden, dennoch findet eine nicht geringe Zahl ins Deutsche übersetzter sowjetischer Dokumente Verwendung, besonders in Kapitel 5, welches die Zusammensetzung sowie die Lebens- und Kampfesweise der sowjetischen Partisanen genauer untersucht und den Versuch unternimmt, Licht in die verwirrenden Angaben über die Stärke der auf russischer Seite kämpfenden Partisanen sowie deren Erfolgsmeldungen in Form liquidierter deutscher Soldaten zu bringen. Eingegangen wird an dieser Stelle auch auf das häufig konfliktgeladene Verhältnis der sowjetischen Guerillas zur eigenen Zivilbevölkerung, wofür sich in den Quellen eine Vielzahl von Beispielen finden lässt.

Überhaupt ist es ein Anliegen der vorliegenden Arbeit, die Untersuchungen auf eine möglichst breite Quellen- und Literaturbasis zu stellen. Neben den einschlägigen historischen Darstellungen der letzten 60 Jahre[4] wird daher verstärkt sowohl auf veröffentlichte Quelleneditionen, Tagebücher, Flugblätter, Ereignisberichte und Memoiren,[5] als auch auf unveröffentlichte Originalquellen aus dem Militärarchiv in Freiburg im Breisgau zurückgegriffen, welche zum Teil im Anhang abgedruckt sind.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine möglichst objektive, alle Seiten mit einbeziehende Darstellung des Partisanenkrieges während des Russlandfeldzugs zu geben. Auffällig ist, dass in der Literatur teilweise der Versuch unternommen zu werden scheint, das an sich historische Thema für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Hierbei stehen sich im Extremfall konservative, in manchen Fällen gar revisionistisch-apologethische Sichtweisen auf der einen, und die Wehrmacht pauschal verurteilende und mit einer reinen Verbrecherorganisation gleichsetzende Abhandlungen auf der anderen Seite gegenüber.[6] In beiden Fällen beschränken sich die Autoren auf für ihre Zwecke nützliche Quellen sowie Forschungsliteratur ohne dabei anderslautende Zeugnisse und Interpretationsmöglichkeiten auch nur andeutungsweise in Betracht zu ziehen. So entsteht ein einseitiges, Informationen unzulässig vorenthaltendes und wissenschaftlich kaum tragfähiges Bild.

Im Rahmen dieser Arbeit zu beantworten ist die bereits oben gestellte Frage, ob es sich beim Partisanenkrieg in erster Linie um einen integralen Bestandteil des Vernichtungs-krieges gegen unerwünschte „Elemente“ handelte oder ob die getroffenen Maßnahmen auf deutscher Seite militärischer Notwendigkeit folgten. Kapitel 6 geht dazu genauer auf die Umstände und Eigenschaften der deutschen Partisanenbekämpfung ein und versucht zu zeigen, dass eine Differenzierung zwischen Wehrmacht und SS an vielen Stellen geboten, und eine Gleichsetzung der beiden Organisationen unzulässig ist, auch wenn es Zusammenarbeit und Überschneidung der Interessensbereiche sehr wohl gegeben hat. Pauschale Urteile sind jedoch naturgemäß wissenschaftlich problematisch und so soll gezeigt werden, dass von Seiten der Kommandeure gegen Verbrechen der Truppe im Zuge des Partisanenkrieges teilweise vorgegangen wurde, teilweise diese aber auch stillschweigend akzeptiert oder gar gefördert wurden. Kapitel 6 zeigt außerdem, dass die Wehrmacht lange Zeit eine fatale Strategie kompromisloser Härte gegen die sowjetischen Guerillas und auch gegen die sie unterstützenden Zivilbevölkerung verfolgte. Dieses undifferenzierte Vorgehen in Form kollektiver Bestrafungsmaßnahmen war bestens geeignet, die zu nicht unerheblichen Teilen freundlich gesonnene Bevölkerung an die Seite der Freischärler zu treiben und trug so wesentlich zu der Niederlage der Wehrmacht bei.

Abschließend werden die rechtlichen Rahmenbedingungen des Partisanenkrieges untersucht, welcher sich zu großen Teilen in einer völkerrechtlichen Grauzone abspielte und vielfach schwammigem Gewohnheitsrecht folgte. Dennoch lagen zu der betreffenden Zeit völkerrechtliche Verträge vor,[7] die sich zur Legitimität eines Partisanenkampfes im Sinne eines regulären Kombattantenstatus der Guerillas sowie zu betreffenden Gegenmaßnahmen der Besatzungsmacht äußerten und diese zumindest teilweise regelten. Diese Richtlinien sollen in Kapitel 7 herausgearbeitet und der Partisanenkrieg in ihrem Sinne rechtswissen-schaftlich beurteilt werden.

Eine Bewertung des Partisanenkrieges während des Russlandfeldzuges erfolgt in dieser Arbeit also unter den drei wesentlichen Gesichtspunkten des Militärischen, des Moralischen und des Juristischen.

2. Das Partisanenwesen

2.1 Der Partisan – Annäherung an Begriff und „Definition“

Es fällt leichter, sich über die Herkunft und Entwicklung des Begriffs Partisan und der damit verbundenen Kriegsform zu äußern, als eine brauchbare und allgemeingültige Definition des eigentlichen Phänomens zu entwickeln. Letzteres soll aber zumindest annäherungsweise versucht werden, damit die Diskussionen im Laufe der Arbeit nicht aufgrund allzu vager Begrifflichkeiten ins Uferlose entgleiten.

Der Begriff Partisan stammt von dem italienischen Wort partigiano, was soviel wie Parteigänger heißt. Er wurde im 18. Jahrhundert geprägt. Schon zur Zeit der napoleonischen Invasion war der Terminus unter gleicher Bedeutung auch in Russland geläufig.[8] Auffällig in der Literatur ist die häufig synonyme Verwendung von Partisan und Guerilla.[9] Bei ersterem handelt es sich um den historisch älteren Begriff, welcher nach Schulz eher den einzelnen Kämpfer bezeichnet, wohingegen sich Guerilla stärker auf die „geschlossene Bande“ bezieht.[10] Letzterer Terminus kam erstmals zur Zeit des spanischen Volkskrieges gegen Frankreich (1807-1814) auf und geht zurück auf spanisch guerra = Krieg, guerilla bedeutet also „Kleiner Krieg“[11], der in seinen Charakteristika und Gepflogenheiten vom bis dahin weithin gewohnten traditionellen „großen“ Gefecht zwischen regulären Armeen abwich.[12] Neben den beiden gängigsten haben sich je nach Zeit und Ort noch andere Bezeichnungen für die spezielle Form des Krieges der Partisanen etabliert, so zum Beispiel irreguläre, subversive bzw. asymmetrische Kriegsführung, Widerstandskrieg, low-intensity conflicts, verdeckter Krieg oder Krieg ohne Fronten. Partisanen und Guerillas werden unter anderem auch als Freischärler, irreguläre Korps, Banden oder Untergrundarmeen betitelt.[13]

Schon im Begrifflichen zeigt sich also, mit welch vielgestaltiger Kriegsform man es in Bezug auf Partisanen zu tun hat. Diese Komplexität wird noch gesteigert, versucht man sich an einer stichhaltigen Definition des Phänomens. Nur wenige Historiker, Politologen, Soziologen und Juristen haben sich einem solchen Unterfangen gestellt und geben die Schwierigkeit einer soliden Eingrenzung offen zu.[14] Der Hauptgrund für diese Schwierigkeit einer Begriffsfestlegung besteht wohl in dem Zusammenspiel aus mangelhafter Fassbarkeit des Partisanen in Verbindung mit seiner schnellen Veränderungs- und Anpassungsfähigkeit, die die zumeist höchst unterschiedlichen Kriegsszenarien erfordern. Er ist de facto kein Phänomen, das mit stetig beschrieben werden kann. Wandel und Adaption gehören zu seiner Natur und erschweren seine Greifbarkeit sowohl in militärisch-praktischem, als auch in theoretischem Sinne. Münkler spricht vom chamäleonhaften Charakter des Partisanen, der aus militärischer Notwendigkeit in der Lage sein muss, sich seiner Umgebung bis zur Ununterscheidbarkeit anzupassen.[15]

Beginnt man die Suche nach einer Definition klassisch, also mit Nachschlagen im Duden unter Partisan, so erhält man folgende, lapidar anmutende Beschreibung: „Bewaffneter Widerstandskämpfer im feindlich besetzten Hinterland“.[16] Auch das Lexikon des Zweiten Weltkriegs geht unter dem Suchwort Partisanenkrieg nicht wesentlich mehr in die Tiefe. So heißt es dort: „Kampf irregulärer Verbände und Gruppen hinter der Front gegnerischer Truppen. (...)“[17] Ausführlicher hingegen ist das Politiklexikon unter dem Stichwort Guerilla: „(guerra = span.: Krieg). G. ist eine Bezeichnung sowohl für eine besondere Form des militärischen Kampfes als auch für bandenähnliche Kampftruppen und deren Mitglieder (die in Lateinamerika auch Guerilleros genannt werden). Die G. bildet sich durch Bewaffnung einheimischer Bevölkerungsteile im Rahmen eines Untergrund- oder Bürgerkrieges oder als Teil einer Widerstandsbewegung gegen Besatzungs- oder Kolonialmächte bzw. gegen die eigene Regierung (vergleichbar mit Partisanen). (...)“[18]

Allen diesen Versuchen einer Definition, den im Umfang spärlichen, als auch den etwas umfangreicheren, ist gemein, dass sie sich nur an der Oberfläche bewegen und lediglich einen unvollständigen Blick auf den wesentlich komplexeren Partisanen und seinen Krieg gewähren. Er wird als bestehendes Objekt einfach hingenommen und seine Natur ganz zu unrecht als bekannt vorausgesetzt.

Als erste Diskussionsgrundlage mag hier die Auseinandersetzung des bekannten (aber auch in Verruf geratenen) Staats- und Völkerrechtlers Carl Schmitt[19] mit dem Phänomen des Partisanen dienen. Ihm zufolge sind dem Partisanen vier Eigenschaften zuzuschreiben. Diese sind Irregularität, gesteigerte Mobilität, Intensität und sein tellurischer Charakter.[20]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Partisan nach Carl Schmitt - Grafik: Eigenkonstruktion

Irregularitä t bezieht sich nach Schmitt ausdrücklich nicht auf eine juristische Evaluierung[21], sondern kennzeichnet die besonders geartete militärische Gewaltanwendung des Partisanen im Unterschied zur geregelt-traditionellen Kampfweise großer militärischer Einheiten, auf die noch genauer eingegangen wird. Gesteigerte Mobilität meint mehr als eine enorme Beweglichkeit und Flexibilität, die schnelle Angriffe und Rückzüge ermöglichen und die Ortung und Bekämpfung der Partisanen durch reguläre Einheiten erschweren. In einem Gespräch mit Joachim Schickel[22] unterstreicht Schmitt zudem die Unberechenbarkeit des Auftretens und den Überraschungseffekt von Partisanen als Merkmal und Konsequenz ihrer gesteigerten Mobilität.[23] Das Kennzeichen Intensität drückt sich durch ein verstärktes politisches Engagement aus, welches den Partisanen von anderen Kämpfern unterscheidet. Aufgrund seiner engen Identifikation mit einem bestimmten politischen Ziel verfügt er über eine außerordentliche Kampfmoral, die sich letztendlich in besonderer militärischer Effektivität ausdrückt.[24] Die nach Schmitt letzte Eigenschaft des Partisanen ist sein tellurischer Charakter. Demzufolge besitzt er eine stark autochthone Erd- und Heimatverbundenheit, welche sein militärisches Wirken (lokal) begrenzt und ihm einen defensiven Charakter als Heimatverteidiger zuordnet. Daraus resultiert der militärtaktische Vorteil einer dem Feind überlegenen Ortskenntnis. Der tellurische Partisan hat kein Interesse an offensiver Kriegsführung, sondern sieht seine ureigensten, aus der Tradition begründeten Interessen in Gefahr und führt seine offensiven Aktionen gegen den Feind immer vor einem defensiven Hintergrund. Er führt also keinen Angriffskrieg.[25]

Die Analysen Carl Schmitts haben keinen definitorischen Charakter. Vielmehr beschreiben sie den Partisanen und grenzen ihn so von anderen militärischen Einheiten ab. Schmitts Vorgehensweise wird einleuchtender, wenn man sich folgendes konkrete Beispiel vor Augen führt: Wie etwa soll der Partisan in Bezug auf den Grad seiner Regularität in Beziehung zum offiziellen, regulären Soldaten auf der einen, und zum vollständig irregulären Terroristen auf der anderen Seite eingeordnet werden? Definitorisch tun sich hier kaum zu überwindende Schwierigkeiten auf, da zwischen Soldaten und Terroristen eine Vielzahl verschiedener Grade und Nuancen existieren, welche der Partisan allesamt annehmen und damit potentiell alles und nichts werden kann. So kann es in Partisaneneinheiten sowohl hierarchieartige Strukturen, als auch Disziplin und einheitliche Kampfbekleidung nach Art regulärer Truppen geben. In einem solchen Fall nähert sich der Partisan dem Soldaten an. Verzichtet er auf einen Großteil der regulär-militärischen Vorgaben, so bewegt er sich auf der Skala in Richtung Terrorist. Zeigt sich eine vollkommene Irregularität, so verliert der Partisan seine ihm eigene Identität und wird schließlich kongruent zum Terroristen. Nach Münkler richtet sich der Grad der Regularität von Partisanen nach ihrem Empfinden der eigenen Stärke.[26] Je größer diese ausgeprägt ist, desto soldatenähnlicher treten sie auf, je stärker ihr Unterlegenheitsgefühl hervortritt, desto mehr werden asymmetrische Kampf – und Auftrittsformen gewählt. Es handelt sich beim Partisanen also um ein Übergangsphänomen[27] zwischen Soldaten und Terroristen. Er ist durch ein Regularitätsdefizit gekennzeichnet, welches sich jedoch in einem breiten Spektrum bewegt und daher für eine stichhaltige Definition nicht taugt.

Ähnliche Schwierigkeiten entstehen, wenn versucht wird, die politische Motivation des Partisanen als Definitionsgrundlage zu nehmen. Nach Schmitt ist diese total:

„Die Partei ist plötzlich sozusagen das Totale. Das ist auch mit unserem Kriterium vom politischen Engagement gemeint: Der Partisan ist derjenige, der hundertprozentig Partei ergriffen hat.“[28]

Zweifellos bezieht der Partisan einen Großteil der Kampfmoral aus seinen politischen Maximen, die ihn für ein seinen Überzeugungen entsprechendes Ziel eintreten lassen. In Bezug auf den Partisanen erscheint also Clausewitz’ berühmte Interpretation von Krieg in einem anderen Licht:

„So sehen wir also, dass der Krieg nicht bloß ein politischer Akt, sondern ein wahres politisches Instrument ist, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen desselben mit anderen Mitteln.“[29]

Der Partisan wird in Clausewitz’schem Sinne selbst zum ausführenden Organ, sowohl in Bezug auf politische Zielsetzungen als auch auf militärische Umsetzung dieser Politik. Die an sich politische Entscheidung über die Teilnahme am Krieg wird also vom eigentlichen Monopolisten dieser Entscheidung (sei es ein König, oder ein anderer Mandatsträger) entrückt und in einer Form von Selbstjustiz auf eine untere, praktischere Ebene gezogen. Das gesteigerte politische Engagement des Partisanen bahnt sich seinen Weg in praktischer, zielorientierter militärischer Kampfführung.

Wird dieser Gedankengang weiterverfolgt, so entfernt man sich von dem rein defensiven Charakter, welcher nach Schmitt dem Partisanen eigen ist und nähert sich einer offensiveren Haltung, vergleichbar der des Revolutionärs, an. Doch fragt sich, ob der Partisan mit dem Revolutionär verglichen oder gar gleichgesetzt werden darf. Schroers verneint dies mit dem Hinweis auf in der Zukunft liegende neue (eben revolutionäre) Ziele, welche der „Behauptung älteren Rechts“ nicht entsprechen.[30] Dennoch unterstreichen berühmte Revolutionäre wie etwa Lenin oder Mao Zse-tung die Bedeutung des Partisanenkampfes für das Gelingen der jeweiligen Revolutionen und ordnen dem Partisanen damit eben doch jenen offensiv-politischen Charakter zu. Lenin spricht sich in seinem 1906 veröffentlichten Artikel „Der Partisanenkampf“ gegen viele Widerstände aus den eigenen Reihen für den Partisanenkampf als eine von vielen erfolgversprechenden Kampfformen der russischen Revolution aus:

„Der Partisanenkampf ist eine unvermeidliche Kampfform in einer Zeit, wo die Massenbewegung in Wirklichkeit schon zum Aufstand herangereift ist und mehr oder minder große Pausen zwischen ‚großen Schlachten’ im Bürgerkrieg eintreten.“[31]

Partisanenhafte Kriegsführung wird also als ein offensives Instrument zur Erlangung revolutionärer Ziele gesehen, als eine von mannigfaltigen Kampfformen der russischen Revolution.[32] Um Verteidigung von Tradition geht es dabei nicht. Ähnlich Mao Tse-tung, der im Partisanen nur eine transitorische Gestalt auf dem Weg zum militärischen Sieg sieht. In seiner Schrift „Über den langwierigen Krieg“ unterscheidet er drei militärische Etappen:[33] 1) Eigene strategische Defensive und strategische Offensive des Feindes, 2) Strategischer Stillstand infolge verstärkten Kräfteausgleichs der Kriegsparteien, 3) Eigene Gegenoffensive auf der Grundlage strategischer Überlegenheit. In der ersten und auch noch in der zweiten Phase spielt dabei der Partisanenkrieg eine große Rolle, jedoch muss eine Transformation der vormaligen Guerillakämpfer in reguläre Truppen erfolgen, um auch in der folgenden Offensive erfolgreich zu sein. Ein Sieg ist nach Mao nur mit in reguläre Truppen transformierten Partisanen möglich, wie auch an anderer Stelle deutlich wird:

„Bei einem langwierigen und erbitterten Krieg besteht die Möglichkeit, dass die Partisanen die nötige Stählung erhalten und sich allmählich in reguläre Truppen verwandeln, infolgedessen ihre Operationsmethoden nach und nach regulär werden, so wird der Partisanenkrieg zum Bewegungskrieg. (...) Will man die Qualität der Partisaneneinheiten heben (...), dann müssen sie sich die reguläre Armee zum Muster nehmen und allmählich ihre Partisanengepflogenheiten reduzieren.“[34]

Für Mao, Lenin aber auch Che Guevara[35] ist der Partisan keine absolute Gestalt, sondern gerade durch seine temporär begrenzte Erscheinung und Notwendigkeit für die Revolution gekennzeichnet. Er verfolgt von Anfang an offensive Ziele eines (marxistischen) Revolutionärs - in der Phase seiner eigenen militärischen Schwäche (durch welche der Partisanenkrieg an sich gekennzeichnet ist[36]) als schlecht bekämpfbarer Partisan, später in größerer Organisiertheit. Zu kritisieren an dieser revolutionären Sicht des Partisanen ist allerdings, dass er, sobald er die Phase der militärischen Defensive überwindet und in die Offensive übergeht, eines seiner ihn konstituierenden Merkmale aufgibt und damit sich selbst abschafft. Die revolutionäre Offensive widerspricht einem Hauptmerkmal des Partisanen. Er erfüllt demzufolge nicht die Bedingungen eines Revolutionärs, welcher, wenn er nicht offensiv handeln kann, so doch zumindest offensiv eingestellt ist.[37] Die defensive Orientierung des Partisanen an seiner tradierten Lebenswelt ist einer seiner Wesenszüge, der ihn sowohl vom Revolutionär, als auch vom Terroristen unterscheidet. Der Terrorismus ist zwar auch eine Kampfesform militärisch Unterlegener, zeichnet sich jedoch nicht selten durch eine offensive Verlagerung des Kampfes (welcher nicht rein militärisch sein muss – man denke an Computerviren, Banküberfälle, Anschläge mit Krankheitserregern etc.) in das Land des zu bekämpfenden Feindes aus und richtet sich dort oft verstärkt gegen zivile Ziele. Dabei werden in der Regel feindliche Ressourcen und Logistik für eigene Zwecke genutzt. Die oft vorhandene autochthone Beziehung des Terroristen zu seiner Heimat wird häufig durch das Bedürfnis ergänzt, eigene Anschauungen und Wertvorstellungen global zu exportieren. Besonders hier kommt sein offensiver Wesenszug zum Tragen.

Wie wenig dem Partisanen per Definition eine revolutionäre Motivation unterstellt werden kann, zeigen auch die zahlreichen Beispiele von eher konterrevolutionären Guerillaaktionen. Als aktuelle Beispiele seien hier der nicht zur Ruhe kommende Irak, sowie Afghanistan genannt, wo die Motivation von partisanenartigen Anschlägen ja gerade in einer revolutionsartig und feindlich empfundenen Veränderung althergebrachter Traditionen und Machtstrukturen zu suchen ist und aus der Vergangenheit Überkommenes restauriert werden soll.

Dem Partisanen ist mit einer alle Bereiche umfassenden und überzeugenden Definition nicht beizukommen. Dies gelingt auch in der Forschungsliteratur nicht – angefangen bei Carl Schmitt bis hin zu Herfried Münkler. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich seine unstete und infolge sich ständig verändernder Kampfszenarien chamäleonhafte Natur sowie schwere inhaltliche Fassbarkeit. Die Auseinandersetzungen mit dem Phänomen haben daher eher deskriptiven Charakter, d. h. dem Partisanen wird eine Reihe bestimmter Merkmale zugeschrieben, welche ihn einzugrenzen versuchen, aber nicht endgültig festlegen können. Wichtige dieser Eigenschaften sind neben den vier von Schmitt erwähnten zäher und von hoher Motivation gekennzeichneter Widerstandswille sowie Kampfmoral, vollkommene Genügsamkeit und Zurückstellung eigener Bedürfnisse hinter die militärische (und evtl. politische) Zielsetzung, hohes Maß an Ausdauer und Geduld, spezielle, asymmetrische Kampfführung im Angesicht eigener militärischer Schwäche [die noch genauer erläutert wird] sowie hohes Überraschungs- und Sabotagepotential und Verweigerung der Anerkennung kodifizierter Kriegsregeln.

Eine graphische Annäherung an die Wesensart des Partisan könnte wie folgt aussehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Annäherung an den Partisanen – Grafik: Eigenkonstruktion

2.2 Militärtaktische Bedeutung für die Kriegsführung

Vom früheren US Außenminister Henry Kissinger stammt folgender interessanter Ausspruch:

„Die Guerilla gewinnt, wenn sie nicht verliert. Die konventionelle Armee verliert, wenn sie nicht gewinnt.“[38]

Ähnlich formuliert es Raymond Aron, demzufolge die Aufständischen den Kleinkrieg politisch gewinnen, wenn sie ihn nicht militärisch verlieren.[39]

In diesem Kapitel geht es nicht darum, universalgültige Merkmale für jede erdenkliche Art partisanischer Kampfführung aufzustellen. Die Beschaffenheit eines Partisanenkrieges hängt individuell von bestimmten Faktoren ab. Solche Faktoren können geographischer, technologischer, kultureller, sozialer oder politischer Natur sein. Dennoch scheinen zumindest einige recht allgemeine Eigenschaften bei Kleinkriegen immer wieder aufzutauchen und damit Charakteristika desselben darzustellen.

Unbestritten werden Guerillaaktionen aus militärischer Not heraus geboren. Die Partisanen sind, aus welchen Gründen auch immer, ihrem Gegner nach regulär-militärischen Kriterien unterlegen. Aus ihrer eigenen Schwäche heraus greifen sie zum Mittel der asymmetrischen Kriegsführung. Guerilla ist ein Krieg des Schwächeren.[40] Das entscheidende Moment, diese Schwäche zu umgehen, ist es, den regulären Krieg aus seiner räumlichen und zeitlichen Begrenzung herauszuheben. Der große Krieg ist bestrebt, den Raum, in dem gekämpft wird, auf die Front einzuschränken. Gleiches gilt für seine Dauer. Der konventionelle Krieg soll in möglichst kurzer Zeit, meist in einer finalen Schlacht, entschieden werden. In diesen beiden Bedingungen liegen wesentliche Stärken des regulären Krieges, welche vom Partisanen ausgehebelt werden. Guerilla entfaltet sich gerade in unbegrenzten Räumen (unter überlegener Ortskenntnis der Partisanen) und zu jeder Zeit. „Er ist ubiquitär und permanent.“[41]

Es liegt im taktischen Interesse des Partisanen, den Krieg in die Länge zu ziehen und den Gegner zu zermürben. Denn mit zunehmender Dauer des Krieges steigen in der Regel auch dessen Kosten, was sich sehr zum Nachteil der konventionell kriegführenden Macht auswirkt. Schließlich muss sie ihre kriegerischen Maßnahmen vor der eigenen Bevölkerung und dem Parlament rechtfertigen. In Schwierigkeiten kommt sie dabei nicht nur durch eigene humane Verluste an der Front, sondern auch durch finanzielle Belastungen, die mit zunehmender Kriegsdauer oft exorbitante Höhen erreichen.[42] Je länger ein siegloser (Partisanen-) Krieg dauert, desto mehr wird das militärische Engagement von Seiten der Bevölkerung der regulär Krieg führenden Nation in Frage gestellt und desto schwieriger wird es für die Regierung des sich im Krieg befindenden Staates, nachvollziehbare oder gar überzeugende Argumente für dessen Fortsetzung zu finden.[43]

Von entscheidender Bedeutung für die Partisanen in einem lang anhaltenden Krieg ist die Vermeidung einer offenen Feldschlacht, wie auch Clausewitz in „Vom Kriege“[44] unterstreicht:

„Nach unserer Vorstellung vom Volkskriege muss er wie ein nebel- und wolkenartiges Wesen sich nirgends zu einem widerstehenden Körper konkreszieren, sonst richtet der Feind eine angemessene Kraft auf diesen Kern, zerstört ihn und macht eine große Menge Gefangene; (...) Von der anderen Seite aber ist es dennoch nötig, dass sich dieser Nebel an gewissen Punkten zu dichteren Massen zusammenziehe und drohende Wolken bilde, aus denen einmal ein kräftiger Blitzstrahl herausfahren kann.“[45]

Clausewitz erläutert mit seiner Witterungsmetapher ein entscheidendes Moment des Partisanenkrieges. Es gilt, im richtigen Augenblick überraschend zuzuschlagen und im falschen Moment kein festes Ziel zu bieten. Durch diese „Hit and Run“ Taktik wird die Gefahr der Vernichtung durch die reguläre Streitmacht minimiert und diese dennoch ständig unter Spannung gehalten, schließlich muss sie ständig und überall mit Attacken aus dem Verborgenen rechnen.[46] Guerillaaktionen stellen für eine reguläre Armee keine Gefahr im Sinne totaler Vernichtung dar, sondern sind, um einen pathologischen Vergleich zu wagen, ein latenter, kontinuierlicher Schmerz, der zwar nicht zum Tode führt, aber dennoch genug Kräfte in Anspruch nimmt, um eine Gesundung zu verhindert.

Da Partisanen eigenständig nicht in der Lage sind, reguläre Armeen militärisch zu besiegen, benötigen sie dazu eine auf ihrer Seite agierende regulärmilitärische Hauptstreitmacht[47]. Nur sie ist in der Lage, entscheidende Schlachten in klassisch militärischem Sinn siegreich zu bestreiten. Fehlt eine solche reguläre Armee auf Seiten der Partisanen, so besteht die Gefahr eines endlosen gewalttätigen Konfliktes ohne militärische oder politische Entscheidung, oder in Schulz’ Worten: „Guerilla minus große Strategie bleibt nur Bürgerkrieg ohne absehbares Ende.“[48]

Bei Clausewitz werden im Wesentlichen fünf Voraussetzungen genannt, die einem erfolgreichen Partisanenkrieg zu Grunde liegen müssen: „1. dass der Krieg im Innern des Landes geführt; 2. dass er nicht durch eine einzige Katastrophe entschieden werde; 3. dass das Kriegstheater eine beträchtliche Länderstrecke einnehme; 4. dass der Volkscharakter die Maßregel unterstütze[49] ; 5. dass das Land sehr durchschnitten und unzugänglich sei, entweder durch Gebirge oder durch Wälder und Sümpfe oder durch die Natur der Bodenkultur.“[50]

Auf konkrete militärische Aufgaben der „Partheygänger“ weist Clausewitz in seinen „Vorlesungen über den Kleinen Krieg“ hin. Seine Beschreibungen partisanischer Aktivitäten beinhalten eine breite Palette sabotageartiger Anschläge. So sollen Wege verhauen (heute träfe wohl vermint zu), Waffenmagazine zerstört, Brücken gesprengt und Informationen gewonnen werden. Weiter gelte es Generäle zu entführen, feindliche Versorgung zu unterbrechen und Boten unschädlich zu machen.[51] Besondere Verborgenheit ist dabei nach Clauswitz Voraussetzung für das Gelingen der Aktionen, weshalb er sich sehr für nächtliche Aktivität ausspricht.

Da der Partisan für den Feind ein so wenig greifbarer Gegner ist, wird von der unter seinen häufig von große Brutalität gekennzeichneten Angriffen leidenden Streitmacht in der Regel mit ähnlicher Härte auf seine Attacken reagiert, was wiederum skrupelloses Vorgehen von Seiten der Guerillas provoziert. Auf diese Weise kann sich schnell eine Gewaltspirale in Gang setzen. Partisanenkriege sind aufgrund ihrer fehlenden begrenzenden Regeln für die Kriegsführung häufig durch ein hohes Maß an Brutalität und Barbarisierung gekennzeichnet.[52] Der spanische Volkskrieg bietet dafür ein Beispiel, wie auch die Partisanenkriege der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Exemplarisch für die Grausamkeit von Kleinkriegen soll hier eine Aussage des jugoslawischen Partisanen und späteren Politikers Milovan Djilas[53] angeführt werden:

„Ich nahm mein Gewehr von der Schulter. Ich wagte nicht zu schießen, weil die Deutschen etwa vierzig Meter weiter oben waren – wir konnten sie rufen hören - , so schlug ich es dem Deutschen auf den Kopf. Der Kolben zerbrach, und der Deutsche fiel auf den rücken. Ich nahm mein Messer und schnitt ihm mit einer einzigen Bewegung die Kehle durch. Dann gab ich es Raja Nedeljkovic, einem politischen Weggefährten, den ich schon aus der Zeit vor dem Krieg kannte. Die Bewohner seines Dorfes waren von den Deutschen 1941 abgeschlachtet worden.“[54]

Im Laufe der Arbeit wird sich zeigen, dass besonders der Partisanenkrieg der Wehrmacht an der Ostfront durch ein kaum vorstellbares Ausmaß an Grausamkeit beider Parteien gekennzeichnet ist.

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass für die erfolgreiche Durchführung eines Partisanenkrieges im Wesentlichen folgende Elemente unverzichtbar sind: Defensive, sicherheitsfokussierte Kampfesweise, Vermeidung militärischer Konfrontation auf Augenhöhe, Ausnutzung des Überraschungsmoments und eines eigenen Informationsvorsprunges, Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, kontinuierliche Störung der feindlichen Planung und Logistik sowie Demoralisierung seiner Einheiten, Ausnutzung topographischer Gegebenheiten, Zusammenarbeit mit einer Anlehnungsmacht sowie der Versuch einer Verlängerung des Krieges mit dem Ziel der langfristigen Zermürbung des Gegners.

2.3 Geschichte der asymmetrischen Kriegsführung

Die Geschichte des Partisanenkrieges reicht wesentlich weiter zurück, als nur bis zu dessen Begriffsbildung im 18. Jahrhundert.[55] Es handelt sich bei der Guerilla um eine Urform des Krieges, die es zu allen Zeiten bei Naturvölkern gab und die dort bis in die Gegenwart zu beobachten ist. Schon in der Antike finden sich zahlreiche Beispiele für Guerillaaktionen, von denen hier einig kurz beleuchtet werden sollen.

Zum ersten Mal schriftliche Erwähnung fand die asymmetrische Kriegsführung wohl in Ägypten im sogenannten Papyrus Anastasi[56] aus der Zeit der Ramessiden. Dort heißt es:

„Die Irregulären [Hervorh. d. Verfassers] wagten es nicht, am Tage anzugreifen, sondern zogen es vor, ihre Angriffe auf die Nacht zu verlegen.“[57]

Auch die konfliktreiche Geschichte Israels ist voll von Partisanenkampfaktionen. Im Alten Testament bediente sich etwa Gideon, der Sohn des Joasch, partisanischer Überraschungstaktik, um die Israelis von den Midianitern zu befreien. Mit nur hundert Mann und dröhnenden Posaunen gelang es ihm, nachts totale Verwirrung im gegnerischen Lager zu stiften, so dass die Feinde Israels letztendlich in Panik sogar aufeinander losgingen.[58] Im Makkabäeraufstand fanden die jüdischen Attacken auf das zahlenmäßig überlegene syrische Heer ebenso häufig bei Nacht statt.[59] Judas Makkabäus besiegte so mit nur 6000 Mann die riesige syrische Streitmacht in mehreren Gefechten zwischen 166 und 165 v. Chr.

Partisanenkriege finden sich auch in der römischen Geschichte. Der Historiker und Senator Tacitus schildert in seinen Annalen den Partisanenkrieg der Numider in Nordafrika. Dort gelang es dem militärisch unterlegenen Nomadenvolk unter seinem Anführer Tacfarnias durch ständiges Zurückweichen und Zuschlagen in geschickten Momenten, die Römer lange Zeit an einer finalen Entscheidungsschlacht zu hindern:

“Daher verlegte sich Tacfarnias auf den Kleinkrieg, wich zurück, wenn er angegriffen wurde, und drang, wenn der Gegner kehrtmachte, wieder vor. Solange die Barbaren an dieser Kampfesweise festhielten, konnten die Römer in der Tat nichts ausrichten.“[60]

Erst sieben Jahre später brachte eine Änderung der römischen Taktik hin zu kleineren, mobileren Einheiten in Verbindung mit einem Überraschungsüberfall militärischen Erfolg und beschwor das Ende des Tacfarnias’.[61]

Eine letztendlich erfolgreiche Guerillataktik fuhr auf römischer Seite der zum Diktator gewählte Quintus Fabius Maximus Verrucosus, genannt Cunctator, gegen Hannibal. Er hielt sich mit seinem Heer nahe den karthagischen Invasionstruppen auf, ohne es jedoch zu einer entscheidenden Schlacht kommen zu lassen.[62] Dennoch gelang es ihm auf diese Weise, die karthagischen Kräfte fortwährend zu stören und auf diese Weise zu binden. Zunächst war diese defensive Taktik bei den Römern verpönt und Cunctator wurde als eine Art Spottname verwandt. Nach der zweiten großen römischen Niederlage in der offensiv geführten Schlacht bei Cannae erkannte man jedoch den Nutzen der abwartenden Strategie, die in den Folgejahren bestimmend für die Kriegsführung der römischen Armee wurde, bis man sich stark genug fühlte, wieder selber in die Offensive zu gehen.[63]

Ebenfalls eine erfolgreiche Partisanentaktik wandte der Cheruskerführer Arminius bei seinem Sieg über das römische Heer unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 n. Chr. an[64], bei dem etwa ein Achtel des gesamten römischen Heeres vernichtet wurde. Heinrich von Kleist hat die Schlacht national-glorifizierend unter dem Eindruck der napoleonischen Besetzung in dem 1808 geschriebenen Drama Die Hermannsschlacht verarbeitet.[65] Mit dem heroisierenden Drama forderte er die Deutschen auf, sich im Kampf gegen Napoleon die Kriegsführung des Arminius zum Vorbild zu nehmen. An einigen Stellen spielt er auf partisanische Unternehmungen Hermanns an:

„Hermann heimlich: Hast du ein Häuflein wackrer Leute wohl,

Die man zu einer List gebrauchen könnte?

Eginhardt: Mein Fürst, die War’ ist selten, wie du weißt.

- Was wünschest du, sag an?

Hermann: Was? Hast du sie?

Nun hör, schick sie dem Varus, Freund,

Wenn er zur Weser morgen weiter rückt,

Schick sie in Römerkleidern doch vermummt ihm nach.

Lass sie, ich bitte dich, auf allen Straßen,

Die sie durchwandern, sengen, brennen, plündern.“[66]

Oder weiter:

„Aristan: Den Teutoburger Wald umringen sie,

Mit einem ganzen Heere dich

In der Moräste Tiefen zu ersticken.“[67]

An anderer Stelle wird der tellurische Charakter der germanischen Kämpfer deutlich:

„Aristan: Er spricht von Freiheit, Vaterland und Rache[68]

Auch der römische Historiker Cassius Dio beschreibt die für Angriffe aus dem Hinterhalt bestens geeignete Landschaftsbeschaffenheit Germaniens:

“Die Berge, ohne Ebenen waren nämlich von Schluchten durchzogen, außerdem standen Baumriesen dicht nebeneinander, so dass die Römer bereits vor dem feindlichen Überfall mit dem Fällen der Bäume, der Anlage von Wegen und der Überbrückung von Geländeabschnitten, wo solches nötig war, Mühe genug hatten. (...) Inzwischen kam auch ein starker Regen und Sturm auf, was die Marschierenden weiterhin voneinander trennte, und der Boden, um die Wurzeln und Stämme her schlüpfrig geworden, machte jeden Schritt höchst unsicher; Bruch und Sturz der Baumwipfel sorgten für weitere Verwirrung.“[69]

In den Jahren nach der Varusschlacht fanden weitere Kämpfe zwischen Rom und den Germanen statt. Nach sieben kriegreichen Jahren gab das Römische Reich schließlich den Versuch der Eingliederung rechtsrheinischer germanischer Gebiete auf.

Im Mittelalter, und dort ganz besonders im Frühmittelalter, spielte Guerilla eine eher untergeordnete Rolle.[70] Hauptgrund dafür war eine zunehmende Reglementierung des Krieges, hauptsächlich von Seiten der Kirche. Exemplarisch wird dies etwa an der Einführung des Gottesfriedens (Pax Dei) in Verbindung mit der Waffenruhe Gottes (Treuga Dei). Es sollte verhindert werden, dass Übergriffe auf Personengruppen, etwa unbewaffnete Geistliche, und wehrlose Gebäude stattfanden. Die Treuga Dei verbot die Kriegsführung an bestimmten Tagen im Jahr, wie hohen Feiertagen, während der Fastenzeit und dergleichen. Zu diesen rechtlichen Einschränkungen des Krieges kam ein elitäres Bewusstsein auf Seiten des Ritterstandes, der die Kriegskunst als sein Monopol ansah und nur seinesgleichen auf dem Schlachtfeld zu akzeptieren bereit war.[71]

Mit Beendigung des Mittelalters finden sich wieder häufiger Beispiele für Kleinkriege, so etwa im Dreißigjährigen Krieg. Nachdem Wallenstein den Protestanten Graf Ernst von Mansfeld 1626 bei Dessau vernichtend geschlagen hatte, verfolgte er den Besiegten bis nach Ungarn und bediente sich dabei nach partisanischer Art attackierender Kroatenverbände. Der auf katholischer Seite kämpfende Reitergeneral Graf Johann von Werth griff vornehmlich in der letzten Phase des Krieges auf brutale Guerillaaktionen zurück und terrorisierte damit immer wieder auch die Zivilbevölkerung.[72]

Auch im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg spielte Guerilla eine große Rolle. Aus Sicht der aufständischen Kolonisten gab es dazu kaum eine Alternative, waren doch ihre Kämpfer wesentlich schlechter organisiert und galten als disziplinloser und unberechenbarer als die durch klassischen Drill geschulten regulären britischen Truppen. Zugute kam den Kolonisten neben der für den Kleinkrieg hervorragend geeigneten amerikanischen Wildnis ein bereits vorhandenes Maß an Guerillaerfahrung, das man in den Indianerkriegen gewonnen hatte.[73] So erkannte General Washington früh, dass der Krieg nur mit einer defensiven Strategie gewonnen werden konnte. Besonders in den südlichen Kolonien feierten die Kolonisten mit ihren Guerillaaktionen Erfolge und fügten den Briten empfindliche Verluste zu. Maßgeblich dazu war ihre Fähigkeit, gezielte Schüsse aus dem Hinterhalt abzugeben, was aus Sicht „regulär“ denkender zeitgenössischer Militärs nicht als primär entscheidend erachtet wurde.

Die Frage, ob der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg durch den Partisanenkrieg der Kolonisten entschieden wurde oder dieser nur ein Element unter vielen in ihrem Erfolgskonzept darstellte, wird in der Literatur nicht einheitlich gesehen.[74] Eine wichtige Rolle spielte er aber allemal.

Das 18. Jahrhundert ist für die Entwicklung des Kleinkrieges nicht nur in der „Neuen Welt“ ohne Frage von wichtiger Bedeutung.[75] Die großen, disziplinierten Heere der europäischen absolutistischen Fürsten bedurften kleinerer, beweglicher Truppen[76], um ihre Schwerfälligkeit und träge Manövrierfähigkeit auszugleichen. Diese kleinen begleitenden Trupps erledigten Aufklärung, wirkten für die großen Heere flankierend und absichernd und halfen bei der Vorbereitung der Schlachtaufstellung. Im Falle unwegsamen Geländes waren nur sie in der Lage, Kampfhandlungen auszuführen, was für reguläre Armeen nur in ebenem, übersichtlichem Terrain in Frage kam. Aufgrund ihrer geringen Anzahl waren die Hilfstrupps zwar militärisch flexibler, sie hatten jedoch keinen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang einer Schlacht, sondern kämpften defensiv-verzögernd und unterstützend aus dem Hinterhalt. Zu einem wirkungsvollen Offensivstoß waren sie nicht in der Lage. „Die Offensive auf dem Schlachtfeld war das Privileg der regulären Truppen.“[77]

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts agierten Kleinkriegskämpfer („Guerillas“) im spanischen Volkskrieg gegen Napoleon. Sie leiteten weitreichende militärische Einzelaktionen gegen die fremden Besatzer ein, die mit Unterstützung der großen Mehrzahl des spanischen Volkes geführt wurden[78]. Der Besetzung fast ganz Spaniens durch napoleonische Truppen im Jahre 1811 folgte nie eine wirkliche Beherrschung weiter Teile des Landes[79], sondern nur einiger weniger städtischer Zentren. Gerade dieser Mangel an Kontrolle der ländlichen Gebiete vergünstigte die Bildung von Guerillaeinheiten, die neben den Engländern unter Wellington und der regulären spanischen Armee ihren Teil zur Niederlage Napoleons beitrugen.[80]

Spanien blieb für Napoleon nicht die einzige Konfrontation mit Partisanen. Auch bei dem fatal endenden Russlandfeldzug hatten französische Truppen mit ihnen zu kämpfen, wenn auch nur kurz.[81] Die russischen Partisanen agierten, ähnlich wie in Spanien, unter großer unterstützender Beteiligung des Volkes und stellten durch ihre kontinuierlichen Attacken ein ständiges Störpotential für die sich zurückziehende französische Armee dar. Denis Wassiljewitsch Dawydow, ein russischer Schriftsteller und bedeutender Partisanenführer, erkannte laut Tolstoi als erster die immense Bedeutung der Guerilla und setzte sie konsequent gegen die Franzosen ein.[82] Er sah den Hauptnutzen der partisanischen Kriegsführung weniger in konkreten militärischen Erfolgen als vielmehr in moralischer Demoralisierung der Feinde und Stärkung der Kampfesmoral der eigenen Streitkräfte. So spielten die Partisanen eine wichtige Rolle für den russischen Sieg, auch wenn ihr rein militärisches Gewicht als nicht sehr hoch angesehen werden kann, was sich etwa daran ablesen lässt, dass es ihnen nicht gelang, auch nur eine einzige Stadt zu erobern.[83] Im Nachhinein ist der russische Volkskrieg in glorifizierender Weise zu einem vaterländischen Ereignis stilisiert worden. Besonders im Zweiten Weltkrieg wurde die russische Tapferkeit gegen Frankreich gerne als Vorbild für den „Großen Vaterländischen Krieg“ gegen Deutschland genommen, worauf in dieser Arbeit noch genauer einzugehen sein wird.

Die Geschichte bietet eine Fülle weiterer Beispiele für Kleinkriege. Genannt sei der Deutsch-Dänischen Krieg von 1864, in dem ein norwegisches Freiwilligenkorps gegen preußische Kavallerie vorging. Größere Ausmaße nahmen Guerillaaktionen auch im Deutsch-deutschen Krieg an, als Österreich in Böhmen, Schlesien und Mähren einen Volkskrieg im Rücken der preußischen Front entfachte. Im Deutsch-Französischen Krieg gelang es französischen Partisanen zuweilen, die rückwärtigen Verbindungen der preußischen Armee empfindlich zu stören.[84] Die Engländer hatten es im Burenkrieg mit einem nach Guerillataktik kämpfenden Gegner zu tun[85] und im ersten Weltkrieg kämpften Partisanen sowohl an der West- (dort vor allem in Belgien) als auch an der Ostfront. Vom Zweiten Weltkrieg[86] über den algerischen Unabhängigkeitskrieg gegen die französische Kolonialherrschaft, Che Guevaras Guerillakampf in Bolivien oder den Kampf nepalesischer Maoisten (um nur einige Beispiele zu nennen) lässt sich ein weiter Bogen partisanischer Kämpfe bis in die Gegenwart spannen.

Auch heute sind Partisanenkriege noch weit verbreitet, etwa in Afghanistan, Tschetschenien oder Irak. In besagten Fällen haben die militärisch überlegenen Mächte zum Teil enorme Schwierigkeiten, die Guerillaaktionen von Seiten einheimischer Bevölkerungsteile in den Griff zu bekommen. Schlagzeilen von Angriffen, sowohl auf Zivilisten als auch auf reguläres Militär, füllen fast täglich die Nachrichten. Die Grenze zwischen Partisan und Terrorist wird – die Definitionsproblematik hat es gezeigt – hier sehr schwammig.

[...]


[1] So bestand weder bei der politischen Führung, noch bei den verantwortlichen Militärs ein Zweifel daran, dass bis zum Herbst eine Entscheidung zu Gunsten der eigenen Streitkräfte herbeigeführt werden würde. Vgl. Klink, Ernst: Der Krieg gegen die Sowjetunion bis zur Jahreswende 1941/42. Heer und Kriegsmarine, in: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 4, Stuttgart 1983, S. 451

[2] Infolge dessen wurde im November 1999 von Jan Phillip Reemtsma bekannt gegeben, dass die Ausstellung zwecks Überarbeitung vorläufig nicht mehr gezeigt würde.

Hauptkritikpunkt waren nachgewiesenermaßen falsche Zuordnungen von Verbrechen an sowjetischen Zivilisten. Der polnische Historiker Bogdan Musial wies für mindestens neun gezeigte Bilder, die angeblich Greueltaten der Wehrmacht zeigten, nach, dass diese Verbrechen an der russischen Zivilbevölkerung vom NKWD begangen worden waren und es sich bei den Fotos, die Wehrmachtsangehörige neben einer großen Zahl von Leichen zeigten, um Abbildungen exhumierter Opfer des sowjetischen Terrors handelte. Musial, Bogdan: Bilder einer Ausstellung. Kritische Anmerkungen zur Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944“, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 47 (1999), Heft 4, S. 563-591

Musial selber ist der Überzeugung, dass es sich bei seinen Nachforschungen nur um „die Spitze eines Eisbergs handelt.“ – Welt am Sonntag, 24.10.1999; Zur Kritik an der Wehrmachtsausstellung auch Schmid, Thomas: Bilder einer Ausstellung, in: Die Welt vom 21.10.1999 sowie Wichmann, Dominik: These richtig, Bilder falsch?, in: Süddeutsche Zeitung vom 16.10.1999.

[3] Armstrong, John A. (Hrsg.): Soviet Partisans in World War II, Madison 1964

[4] In die Bewertung mit einbezogen werden dabei Werke, zwischen deren Veröffentlichung zum Teil fast 50 Jahre Forschungsarbeit liegen. Vgl. etwa Howell, Edgar M.: The Soviet Partisan Movement: 1941-1944, Washington/D.C. 1956 sowie Hill, Alexander: The War behind the eastern Front. The Soviet Partisan Movement in North-West Russia 1941-44, London/New York 2005, Genaueres im Forschungsbericht und Literaturverzeichnis.

[5] Etwa Ueberschär, Gerd R., Wette, Wolfram (Hrsg.): „Unternehmen Barbarossa“. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941. Berichte, Analysen, Dokumente, Paderborn 1984; Manstein, Erich von: Verlorene Siege, Bonn 1955; Schramm, Percy Ernst (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtführungsstab), Bd. 1, Frankfurt/Main 1965; Bd. 2, München 1982; Bd. 3, München 1982

[6] Mehr dazu im Forschungsbericht.

[7] Die Haager Landkriegsordnung (HLKO) vom 18.10.1907, die Genfer Kriegsgefangenenkonvention sowie die Genfer Konvention für Verwundete und Kranke vom 27.7.1929

[8] Vgl. Richard, L. V.: Partisanen. Kämpfer hinter der Front, Rastatt 1986, S. 10

[9] Vgl. Schulz, Gerhardt: Die Irregulären: Guerilla, Partisanen und die Wandlung des Krieges seit dem 18. Jahrhundert. Eine Einführung, in: ders. (Hrsg.): Partisanen und Volkskrieg. Zur Revolutionierung des Krieges im 20. Jahrhundert, Göttingen 1985, S. 10; So beginnt etwa Walter Laqueurs Werk „Guerilla“ mit dem Kapitel „Partisans in History“ , um dann über „The Origins of Guerilla Doctrine“ zu „Partisans against Hitler“ zu kommen. Schulz führt die verstärkte Synonymie von Partisan und Guerilla auf eine zunehmende Komplexität im Bereich irregulärer Kriegsführung zurück, die die Grenzen zwischen den verschiedenen Kriegspartizipanten verschwimmen lässt. Auch in dieser Arbeit sollen die Begriffe synonyme Verwendung finden, wie auch Partisanenkrieg als Kleinkrieg oder asymmetrische Kriegsführung bezeichnet wird.

[10] Ebd.

[11] Von diesem spricht auch Clausewitz in seinen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehaltenen Vorträgen, um die Form des (auch zahlenmäßig) kleineren Volkskrieges von den großen, zwischenstaatlichen Kriegen zu unterscheiden, vgl. Clausewitz, Karl von: Meine Vorlesungen über den kleinen Krieg, gehalten auf der Kriegs-Schule 1810 und 1811, in: ders., Schriften, Aufsätze, Studien, Briefe, Bd. 1, hrsg. von Werner Hahlweg, (=Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. 45), Göttingen 1966, S. 208-599, hier 233 ff.; Bei der im deutschen Sprachgebrauch häufig verwandte Bezeichnung Guerillakrieg handelt es sich, streng genommen, um eine Tautologie.

[12] Hahlweg weist darauf hin, dass schon vor dem spanischen Volkskrieg die Bezeichnung „petite guerre“ in Frankreich gebräuchlich war, vgl. Hahlweg, Werner: Guerilla. Krieg ohne Fronten, Stuttgart u. a., 1968, S. 21

[13] Weitere Beispiele und damit Beweis für die Fülle der Bezeichnungen bei Hahlweg, Guerilla, S. 21 f.

[14] Etwa in Münkler, Herfried: Die Gestalt des Partisanen, in: ders (Hrsg.): Der Partisan. Theorie, Strategie, Gestalt, Opladen 1990, S. 14 ff.; Schroers, Rolf, Der Partisan. Ein Beitrag zur politischen Anthropologie, Köln – Berlin 1961, S. 17ff oder in Michael Klemms interessantem Essay: Der Partisan und sein Krieg, Grundlegung eines militärischen Kleinkriegsverband - Perzeptionen der Gegenwart, veröffentlicht im Internet unter: http://www.powimag.de/artikel.php?id=81, 13.03.2007, 18:38

[15] Vgl. Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 14, sowie in der Einleitung zu diesem Band, S. 7; auch Klemm, Partisan - geht auf die schwierige definitorische Greifbarkeit ein.

[16] Stichwort „Partisan“, in: Duden. Die deutsche Rechtschreibung, Bd. 1, 22. Aufl., Mannheim 2000, S. 727

[17] Zehntner, Christian (Hrsg.): Lexikon des Zweiten Weltkriegs. Daten, Fakten, Dokumente, Hamburg 1977, S. 156

[18] Stichwort Guerilla, in: Schubert, Klaus, Klein, Martina: Das Politiklexikon. 4., aktual. Aufl., Bonn: Dietz 2006

[19] Carl Schmitt (1888-1985) wird zwar als bedeutender Jurist und politischer Denker allgemein anerkannt, jedoch wegen seiner bedenklichen Nähe zum Nationalsozialismus kritisiert. Die Arrangierung mit dem NS- Regime brachte Schmitt erhebliche Vorzüge für seine akademische und politische Karriere ein – und nach 1945 vor Allem viel Unverständnis.

[20] Vgl. Schmitt, Carl: Theorie des Partisanen. Zwischenbemerkung zum Begriff des Politischen, Berlin 1963, S. 23 ff.

[21] Ebd.; Das siebte Kapitel dieser Arbeit beschäftigt sich hingegen mit Irregularität der russischen Partisanen während des Zweiten Weltkriegs im Sinne von juristischer Illegalität vs. Legalität.

[22] Interessant ist dieses Gespräch unter anderem deshalb, weil zwei entgegengesetzte politische Denkrichtungen aufeinanderprallen. Schickel bezeichnet sich selbst als Maoist (S. 9), während Schmitt eher dem national-konservativen Lager zugerechnet werden kann.

[23] Vgl. Carl Schmitt und Joachim Schickel: Gespräch über den Partisanen, in: Schickel, Joachim (Hrsg.): Guerillos, Partisanen. Theorie und Praxis (=Reihe Hanser, Bd. 42), München 1970, S. 15

[24] Dazu auch Schulz, Irregulären: „Im Rahmen der bezeichneten Zwecksetzung wird er [der Partisan] als individueller, innerlich überzeugter, mit seinem Lande vertrauter, zum Äußersten entschlossener Kämpfer bezeichnet und entsprechend höher eingeschätzt als der Soldat der regulären Truppe nach seiner routinemäßig einheitlichen militärischen Ausbildung (...)“, S. 17

[25] Ebenso auf die starke Heimatverbundenheit des Partisan geht Schroers ein, vgl. Schroers, Rolf: Der Partisan. Ein Beitrag zur politischen Anthropologie, Köln-Berlin 1961, S. 22, 27 und 24: „Der Partisan begründet sein Recht gegen den fremden Gewalthaber mit seiner Ansässigkeit und deren Geschichte und ausgeprägter Eigenart.“

[26] Vgl. Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 14 f.; Münkler streicht die Bandbreite der Möglichkeiten des Auftretens von Partisanen heraus, die jedoch nach beiden Seiten begrenzt ist, wenn die Identität gewahrt werden soll: „Selbstverständlich kann der Partisan sowohl zum Soldaten, als auch zum Terroristen werden, doch ist er dann kein Partisan mehr.“

[27] Ebd., S. 16

[28] Carl Schmitt und Joachim Schickel, Gespräch, S. 23;

[29] Clausewitz, Carl von: Vom Kriege (= Propyläen Taschenbuch), ungekürzter Text, Berlin 1999, S. 44; An dieser Stelle sei eine kurze Abschweifung erlaubt, die sich um die Frage dreht, in wieweit Clausewitz’ These in heutiger Zeit noch Gültigkeit haben kann. Geht man von der Durchsetzung der Politik des Siegers eines Krieges aus, so setzt dies voraus, dass es einen solchen Gewinner nach dem Krieg gibt. Im Falle eines atomaren Konfliktes jedoch ist dies im Extremfall nicht gegeben. Völlige Extinktion beider Seiten ist eine mögliche Folge derartiger Konfliktaustragung. Das „klassische“ Kriegsergebnis von Sieg oder Niederlage kann nicht mehr ohne weiteres vorausgesetzt werden. Ähnliches gilt für rassisch-ideologisch motivierte Konflikte, die die Vernichtung und Ausrottung des Gegenübers zum Ziel haben und eine Kapitulation des Unterlegenen (was einem massenhaften Suizid gleichkäme) in diesem Sinne ausnutzen würden. Im 20. Jahrhundert trat diese Art von Kriegen vermehrt auf (das Unternehmen Barbarossa des nationalsozialistischen Deutschland ist ein Beispiel hierfür) und steigerte sich mancherorts zu genozidalen Feldzügen, wie etwas in Armenien, im Zuge des Holocaust oder in den 1990er Jahren in Ruanda. Auch der moderne Terrorismus setzt sich über die zu Clausewitz’ Zeiten geltenden Maßstäbe der Kriegsführung hinweg. Seine Theorie des Krieges als Fortsetzung der Politik mag zeitgenössisch verstehbar und interpretierbar sein, sie stößt aber dort an ihre Grenzen, wo die „klassische“ Kriegsführung und Kriegsmotivation mit dem Ziel des militärischen Besiegens des Gegners zur Durchsetzung eigener Interessen ad acta gelegt und weit über rein politische Zielsetzungen hinaus gegangen wird.

[30] Schroers, Partisan, S. 31

[31] Lenin, W. I.: Der Partisanenkampf, in: Schickel, Joachim (Hrsg.): Guerillos, Partisanen. Theorie und Praxis (=Reihe Hanser, Bd. 42), München 1970, S. 134

[32] Ebd., S. 138, Anders sieht dies Richard, Partisanen, der zwar eine Politisierung des Partisanen konstatiert, jedoch nicht so weit geht, von einer Ideologisierung zu sprechen: „In seiner Grundeinstellung ist der Partisan eigentlich kein bloßer Aktivist einer Ideologie, wenn er auch eine fundamentale politische Orientierung besitzt; ihm geht es mehr um die militante Revision bestehender Unrechtsverhältnisse.“, S. 12

[33] Vgl. Mao Tse-Tung: Über den langwierigen Krieg, in: Theorie des Guerilla-Krieges oder Strategie der Dritten Welt, Deutsche Erstausgabe, Hamburg 1966, S. 154 ff. – Mao’s militärhistorisch bedeutsame Schrift entstand im Mai 1938 und bezieht ihre Analysen auf den vom 7. Juli 1937 – 09. September 1945 dauernden Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, welcher mit dem Sieg Chinas und der bedingungslosen Kapitulation Japans endete.

[34] Mao Tse-tung: Strategische Probleme des Partisanenkriegs gegen die japanischen Aggressoren, in: ders.: Ausgewählte Werke, Bd. 2, Peking 1968, S. 118 u. 120

„Genauer gesagt, ist der Guerillakrieg nur eine Etappe des Krieges regulärer Streitkräfte, und deshalb kann durch den Guerillakrieg allein der Sieg nie errungen werden. Der von uns hier betrachtete Guerillakrieg ist eine der ersten Etappen eines Krieges und entwickelt sich bis zu dem Stadium, wo die sich ständig vergrößernde Guerillaarmee den Charakter einer regulären Armee annimmt. Erst in diesem Moment ist sie in der Lage, entscheidende Schläge gegen den Feind zu führen und den Sieg zu erringen.“

Guevara, Ernesto Che: Guerilla. Theorie und Methode, Berlin 1968, S. 29

[36] Vgl. dazu Münkler, Herfried: Über den Krieg. Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Reflexion, Weilerswist 2002, S. 188; Clausewitz: Vom Kriege, S. 534

[37] Schon begrifflich meint eine Revolution ja eine Umwälzung der bestehenden politischen und sozialen Verhältnisse und ist nicht selten zum Zweck der Veränderung von eingefahrenen Strukturen mit (offensiven) Aufständen verbunden.

[38] Zitiert bei Hoch, Martin, Krieg und Politik im 21. Jahrhundert, in: Politik und Zeitgeschehen, Bd. 20 (2001), Kapitel IV, im Internet einzusehen unter: http://www.bpb.de/publikationen/VKE3AO.html, 25.03.2007, 18:07

[39] Vgl. Aron, Raymond: Frieden und Krieg. Eine Theorie der Staatenwelt, Frankfurt/Main 1963, S. 48

[40] Vgl dazu Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 25 f.; Schulz, Irregulären, S. 18

[41] Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 25 „Der Partisanenkrieg ist, so gesehen, ein Krieg der Schwachen, die ihre waffentechnische und materielle Unterlegenheit dadurch auszugleichen versuchen, dass sie Raum und Zeit in Ressourcen der Kriegsführung verwandeln.“, S. 26, auch Schulz, Irregulären, S. 18

[42] Man denke hier an den Irakkrieg, der der US Regierung durch seine alle Prognosen übertreffende Dauer enorme Probleme bereitet. Ein Ende scheint auch heute nicht in Sicht. Neben Rechtfertigungsschwierigkeiten betreffend die Kriegsbegründung stehen den Kriegsgegnern dabei auch ganz konkret finanzielle Belastungen als Argument für einen Truppenrückzug zur Verfügung. Die ARD beziffert die Kriegskosten im Irak für die USA mit Stand vom 31.10.2006 auf etwa 340 Milliarden Dollar. Kosten von annähernd zwei Milliarden Dollar kämen pro Woche hinzu.

Kastan, Klaus: "Irak-Krieg kostet zwei Milliarden Dollar pro Woche", online unter

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6050136_REF1,00.html, 25. 03. 2007, 19:46

[43] Münkler unterstreicht die Gefahr des Zusammenschlusses verschiedener Antikriegsargumente aus konträren politischen Lagern: „Von dem Zeitpunkt an, wo sich mit den moralischen Argumenten der Linken die ökonomischen Argumente vieler liberaler Kapitalisten verbinden, ist entweder der Rückzug der regulären Armee, und das heißt: der politische Sieg der Partisanen, nicht mehr fern, oder aber die Stabilität der das militärische Engagement verantwortenden Regierung gerät selbst ins Wanken (...)“, S. 27

[44] Das sechsundzwanzigste Kapitel des Werkes „Volksbewaffnung“ geht genauer auf partisanische Aktivitäten ein.

[45] Clausewitz, Vom Kriege, S. 533

[46] Ähnlich wie Clausewitz äußert sich der britische Militärhistoriker B. H. Liddell Hart, der besonders auf die Verteilung der Guerillaeinheiten im Raum eingeht: „Dispersion is an essential condition of survival and success on the guerrilla side, which must never present a target and thus can operate only in minute particles, though these may momentarily coagulate like globules of quicksilver to overwhelm some weakly guarded objective. For guerrillas the principle of ‘concentration’ has to be replaced by that of ‘fluidity of force’.” – Hart, B. H. Liddell: Strategy, New York 1991, S. 365

[47] Hahlweg spricht von Anlehnungsmacht - Hahlweg, Werner: Typologie des modernen Kleinkrieges, Wiesbaden 1967, S. 29 f.; Dazu auch Clausewitz, Vom Kriege, S. 531: „Will man also kein Phantom verfolgen, so muss man sich den Volkskrieg in Verbindung mit dem Kriege eines stehenden Heeres denken und beide durch einen das Ganze umfassenden Plan geeinigt.“

[48] Schulz, Irregulären, S. 19

[49] Gerade die Unterstützung durch die einheimische Bevölkerung ist ein entscheidender Faktor für das erfolgreiche führen eines Partisanenkampfes. Sie ist wichtige Ressource und ermöglicht erst die volle logistische Nutzung des Raumes. Münkler weist darauf hin, dass der Kampf zwischen Partisanen und einer regulären Armee immer auch ein Kampf um die Unterstützung der Bevölkerung ist. S. 27 f. Während die Partisanen dabei häufig ideologisch argumentieren, versucht die reguläre Armee durch Kosten-Nutzen Darlegungen zu überzeugen.

Aus militärischer Sicht liegt ein Hauptversagen der deutschen Wehrmacht im Russlandfeldzug darin, den „Kampf“ um die einheimische Bevölkerung leichtfertig unterschätzt und durch ideologische Torheiten verloren zu haben. Näheres dazu im Verlauf der Arbeit.

[50] Clausewitz, Vom Kriege, S. 531

[51] Vgl. Clausewitz, Meine Vorlesungen, S. 436; Zwar sind die technologischen Ansprüche der Waffenausrüstungen im Laufe der Jahre gestiegen, mit ihnen jedoch auch die Leistungen der Sabotageaktionen. Am Grundgedanken der Zerstörung feindlicher Logistik durch subversive Untergrundaktionen hat sich nichts geändert.

[52] Dazu Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 23 f.; Uhle-Wettler, Franz: Der Krieg. Gestern-Heute-Morgen?, Hamburg u.a. 2001, S. 144; Hoch, Krieg und Politik, Kapitel II, Hoch geht besonders auf die Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung ein. In hohem Maße betroffen seien Frauen und Kindern, die unter der fehlenden Differenzierung zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten zu leiden hätten. Zur Gewaltspirale im Partisanenkrieg auch Richard, Partisanen, S. 13

[53] Djilas kämpfte zusammen mit Tito gegen die deutsche Besetzung im Zweiten Weltkrieg. 1954 kam es zum Bruch zwischen Djilas und dem Bund der Kommunisten Jugoslawiens, woraufhin er von allen Funktionen in Partei und Staat entfernt wurde.

[54] Zitiert bei Keegan, Kultur des Krieges, S. 95 f., Detaillierte Beschreibungen des Partisanenkampfes auf dem Balkan gewährt Djilas in: Der Krieg der Partisanen. Memoiren 1941-1945, Wien u. a. 1978

[55] Eine ausführliche und mit vielen Beispielen gespickte Darstellung der Geschichte des Partisanenkrieges geben Laqueur, Hahlweg, Guerilla sowie Asprey, Robert B.: War in the Shadows: The Guerilla in History, New York 1994

[56] Beim Papyrus Anastasi, benannt nach einem armenischen Kaufmann, der ihn im 19. Jahrhundert erwarb, handelt es sich um einen in neuägyptisch verfassten satirischen Brief. Beschrieben wird unter anderem die unwegsame Geographie Syriens und Palästinas. Heute wird der Papyrus Anastasi im British Museum in London aufbewahrt.

[57] Auf Englisch zitiert bei Laqueur, Guerilla, S. 3 – hier: Eigenübersetzung.

[58] Vgl. Richter, 7, 19-22 – Thompson Studienbibel, Bibeltext nach der Übersetzung Martin Luthers, Revidierte Fassung, Stuttgart 1986

[59] Vgl. Makkabäer, 2, 8, 7: „Meist nutzte er [Judas Makkabäus] die Nächte zu solchen Unternehmungen und der Ruf seiner Kühnheit verbreitete sich überall.“

[60] Vgl. Tac. Ann. 3, 21: “Sed Tacfarinas perculsis Numidis et obsidia aspernantibus spargit bellum, ubi instaretur cedens ac rursum in terga remeans. Et dum ea ratio barbaro fuit, inritum fessumque Romanum impune ludificabatur.“ – Tacitus: Annalen, übersetzt von August Horneffer, Stuttgart 1957

[61] Vgl. Tac. Ann. 4, 23 ff.

[62] Dazu Asprey, Shadows, S. 22: “… harassing his foragers, cutting off stragglers, nipping off a stray patrol, but never permitting himself to be drawn into full-scale battle.”

[63] Vgl. Laqueur, Guerilla, S. 7

[64] Eine Bezeichnung als „Schlacht im Teutoburger Wald“ ist hier bewusst unterblieben, da neuere Forschungsergebnisse den Ort der Schlacht in die Nähe des niedersächsischen Kalkriese (bei Bramsche) verlegen. Archäologische Funde (etwa drei Schleuderbleie, die eindeutig die Anwesenheit römischer Legionäre bezeugen) machen diese Gegend als Kampfort sehr wahrscheinlich. Allerdings fehlt ein endgültiger und unbestreitbarer Beweis. Die Tatsache, dass der Geschichtsschreiber Tacitus vom saltus Teutoburgiensis spricht, ist wiederum kein Beleg für den Teutoburger Wald als Schlachtort, da dieser seinen Namen erst im frühen 19. Jahrhundert erhielt.

[65] Carl Schmitt spricht in Bezug auf das Werk Kleists - er nennt ihn übrigens den „eigentlichen Dichter des nationalen Widerstands gegen den fremden Eroberer“ - von der „größten Partisanendichtung aller Zeiten.“, Vgl. S. 15; Anders sieht dies Münkler, der seine Skepsis in Bezug auf die partisanischen Elemente des Dramas anführt und nur von einer Stilisierung der Schlacht als Erfindung des Partisanenkrieges spricht.

[66] Die Hermannsschlacht, III, 2; Kleist, Heinrich von: Die Hermannsschlacht, in: ders.: Werke und Briefe in vier Bänden, hrsg. von Siegfried Streller, Bd. 2, 2. Aufl., Berlin und Weimar 1984

[67] Ebd., V, 9

[68] Ebd., V, 9

[69] Cass. Dio, 56, 20, 1 und 3; Cassius Dio: Römische Geschichte, übersetzt von Otte Veh, Zürich und München 1986

[70] Zwar erwähnt Hahlweg, Guerilla, Beispiele von Kleinkriegen im Mittelalter, S. 25; jedoch erscheint Laqueurs Argumentation (S. 12 f.) für eine weitgehende Unvereinbarkeit von Guerilla mit feudaler Kriegsführung überzeugend. Natürlich sind Aussagen über das Vorkommen von Partisanenkriegen im Mittelalter nicht absolut gemeint. Ausnahmen sind etwa in mittelalterlichen Bauernaufständen zu sehen, die häufig partisanische Elemente enthielten. In größerem militärischen Rahmen jedoch war die Kriegskunst des Mittelalters, christlicher und ständischer Motivation folgend, stärker reglementiert und bot daher im Grunde wenig Raum für Partisanenkämpfe.

[71] Vgl. Laqueur, S. 12

[72] Ebd. S. 14, zur Brutalisierung der Kleinkriegaktionen im dreißigjährigen Krieg auch Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 24 - Die vagabundierenden und marodierenden Trupps wurden schon von Zeitgenossen als „Parteigänger“ bezeichnet. Andere Benennungen waren Frey-Beuter, Schnapp-Hahnen oder Hecken-Krieger.

[73] Vgl. Hahlweg, Guerilla S. 32 f.; Laqueur S. 19 sowie 21 – Konkrete aus den Indianerkriegen gelernte Fähigkeiten waren etwa in zerstreuter Ordnung zusammenzuwirken, sich lautlos zu bewegen, wirkungsvolle Überraschungsangriffe und Hinterhalte vorzubereiten sowie bei Bedarf in getrennten Gruppen zu flüchten und so eine geregelte Verfolgung für die Briten unmöglich zu machen.

Erwähnung findet auch die Orientierung der Revolutionäre an europäischen Guerillainstruktionen, etwa von Friedrich dem Großen an seine Generäle, Tielkes „Feldingenieur“ sowie den Schriften Grandmaisons (siehe Anmerk. 51) oder v. Jeneys. Genaueres dazu bei Hahlweg, Guerilla S. 28 ff.

[74] Der amerikanische Militärhistoriker Weller geht davon aus, dass die Entscheidung hauptsächlich im Süden durch kleine Einzelunternehmungen herbeigeführt wurde, vgl. Hahlweg, S. 32 - Laqueur hingegen konzediert der amerikanischen Partisanentaktik zwar großen Einfluss, sieht die Kriegsentscheidung im Süden allerdings bedingt durch Entscheidungsschlachten mit regulären Truppen, wie bei Cowpens und Guildford (beides 1781). S. 22

[75] Das 18. Jahrhundert brachte erstmals in verstärktem Maße Theorien zum Kleinen Krieg hervor. Ein einflussreicher früher Theoretiker zur partisanischen Kriegsführung war der flämische Oberstleutnant Grandmaison, der besonders den Erfolg des nächtlichen Überraschungsmoments unterstrich. Ein anderer berühmter zeitgenössischer Analyst war der hessische Oberst Andreas Emmerich, der die These aufstellte, eine reguläre Armee könne keinesfalls ohne leichte Truppen auskommen. Eine englische Übersetzung von Emmerichs Pamphlet „Der Partisan im Krieg“ unter:

http://www.loyalamericanregiment.org/The%20Partisan%20in%20War.pdf, 23.03.2007, 17:34

Mehr Informationen zu frühen Partisanentheoretikern bei Laqueur, S. 100 ff.

[76] Vgl. Klemm, Partisan, Kapitel 3.1, Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 22 sowie Hahlweg, S. 30: „Der Kleinkrieg wurde durchwegs als Teil des Großen Krieges gesehen, von dem er seine Aufgaben – gleichgültig, wie bedeutsam die Wirkungen von Einzelunternehmungen im Sinne selbst strategischer Rückwirkungen auf die Gesamtkriegsführung sein können – zu erhalten habe.“

[77] Münkler, Gestalt des Partisanen, S. 22

[78] Aufgrund des Widerstandes fast des gesamten spanischen Volkes geht Hahlweg, Guerilla, davon aus, dass man den Spanischen Volkskrieg aus heutiger Sicht als total bezeichnen würde, S. 40 - eine genauere Beschreibung der Aktivitäten sowie der Ausrüstung der Guerillas gegen Napoleon: ebd. auf den folgenden Seiten sowie bei Laqueur, S. 29 ff. und bei Joes, Anthony, James: Modern Guerrilla Insurgency , Westport, 1992

[79] Vgl. Wilkins, Frederik: Guerillakriegsführung, in: Osanka, Franklin Mark (Hrsg.): Der Krieg aus dem Dunkel. 20 Jahre Kommunistische Guerillakämpfe in aller Welt, Köln 1963, S. 32

[80] Zwar kann davon ausgegangen werden, dass der Spanische Volkskrieg in der Hauptsache durch die spanisch-englischen regulären Truppen entschieden wurde. Dennoch kam den Guerillas ein gewichtiger Anteil am Sieg zu, da sie, besonders in der Frühphase des Krieges, als die französischen Truppen die spanische Armee mehrfach bezwungen hatten, durch ihre Erfolge zur Bindung weiter französischer Truppenteile beitrugen und so eine Konsolidierung der eigenen geschwächten Streitkräfte ermöglichten. Carl Schmitt unterstreicht daher zutreffend die Bedeutung der spanischen Guerillas: „Der Partisan des spanischen Guerilla-Krieges von 1808 war der erste, der es wagte, irregulär gegen die ersten modernen regulären Armeen zu kämpfen.“ S. 12

[81] Laqueur streicht heraus, dass russischer Partisanenwiderstand erst mit der Schlacht von Borodino (7. September 1812) begann und schon Ende Oktober des selben Jahres mit der russischen Offensive zur Rückgewinnung der Gebiete westlich von Moskau ein Ende fand, S. 44; Auch Schulz, Irregulären, geht auf Napoleons gescheiterten Russlandfeldzug ein, S. 14 f.

[82] Vgl. Laqueur, S. 45 ff.

[83] Ebd., S. 49

[84] Vgl. Hahlweg, Guerilla, S. 67

[85] Vgl. Uhle-Wettler, Franz: Alfred von Tirpitz in seiner Zeit, Hamburg u. a. 1998, S: 189

[86] Auf den Partisanenkampf Titos in den Bergen Montenegros und Bosnien-Herzegowinas während des Zweiten Weltkrieg geht der britische Militärhistoriker John Keegan ein: Die Kultur des Krieges, Berlin 1995, S. 91 f.

Ende der Leseprobe aus 104 Seiten

Details

Titel
Der Partisanenkrieg der Wehrmacht während des Russlandfeldzuges im Zweiten Weltkrieg
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
104
Katalognummer
V75771
ISBN (eBook)
9783638722216
ISBN (Buch)
9783638770392
Dateigröße
999 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Partisanenkrieg, Wehrmacht, Russlandfeldzuges, Zweiten, Weltkrieg
Arbeit zitieren
Joachim von Meien (Autor:in), 2007, Der Partisanenkrieg der Wehrmacht während des Russlandfeldzuges im Zweiten Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75771

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