Die Darstellung Alexanders des Großen in der Geschichtsdichtung des Mittelalters


Seminararbeit, 2006

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Informationen zu den ausgewählten Werken
2.1 Das Annolied
2.2 Weltchronik des Jansen Enikel

3. Inhalt der zwei Alexanderepisoden
3.1 Die Darstellung Alexanders im Annolied
3.2 Die Darstellung Alexanders in der Weltchronik

4. Vergleich und Interpretation der zwei Alexanderepisoden

5. Zusammenfassende Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur

1. Einleitung

Alexander der Große und seine Taten haben eine besondere Faszination auf die Dichtung des Mittelalters ausgeübt. Vom 11. bis zum 16. Jahrhundert wurde sein Leben immer neuen Interpretationen unterworfen. In sieben deutschsprachigen Versroman, zwei Prosafassungen und einem Drama werden seine Taten und seine Herrschaft, die weit über die Grenzen Europas hinausreichte, behandelt. Doch auch in vielen Chroniken und mittelhochdeutschen Geschichtswerken werden ihm eigene Kapitel gewidmet.

Diese Anhäufung an historischen Werken und Texten über Alexander den Großen im Mittelhochdeutschen regt zu einer genaueren Betrachtung der literarisch beschriebenen Geschichte an. Wie wurde im Mittelalter die Herrschaft Alexanders von den Geschichtsdichtern dargestellt? Was wird von den Autoren besonders hervorgehoben und was vernachlässigt? Wo unterscheiden sie sich? Wie viel ist unter dem Deckmantel der Historizität absichtlich erdichtet, um die jeweiligen Interessen der Autoren zu unterstützen?

Es versteht sich von selbst, dass diese Fragen nicht für alle Texte der mittelalterlichen Geschichtsdichtung zu Alexander dem Großen beantwortet werden können. Deshalb wurden zwei eher kurze Beispieltexte ausgewählt. Zum einen das „Annolied“ eines unbekannten Verfassers und die „Weltchronik“ des Jansen Enikel. Dies sind zwei allgemeine Geschichtsdichtungen, die in unterschiedlich langen Passagen das Leben Alexanders nachzeichnen. Auf die Besprechung der großen Alexanderromane des Mittelalters musste verzichtet werden, da es den Rahmen dieser Arbeit gesprengt hätte. Zunächst soll ein kurzer Überblick über die Entstehung, den Inhalt und die Besonderheiten der Werke gegeben und der für diese Arbeit relevante Bereich gekennzeichnet werden. Danach wird die Darstellung Alexanders in den beiden Werken untersucht. Einzelne Episoden werden aus den Texten herausgegriffen, miteinander verglichen und gegenseitige Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Abschließend werden die Ergebnisse zur Geschichtsdichtung des Mittelalters zu Alexander dem Großen zusammengefasst.

Für die vorliegende Seminararbeit wurden vor allem die Werke „Das andere Mittelalter“ von Ursula Liebertz-Grün, „Die deutsche Alexanderdichtung des Mittelalters“ von Herwig Buntz und „Typik und Politik im Annolied“ von Anselm Haverkamp herangezogen. Außerdem waren „Deutschsprachige Alexanderdichtung des Mittelalters“ von Trude Ehlert, „Die Alexandergeschichte in der Version des ‚Pfaffen’ Lamprecht“ von Christoph Mackert und „Studien zur Komposition der Crescentia der Kaiserchronik, des Vorauer und des Strassburger Alexander und des Herzog Ernst B“ von Siegfried Jäger für einen Überblick über die Geschichtsdichtung des Mittelalters äußerst hilfreich.

2. Informationen zu den ausgewählten Werken

2.1 Das Annolied

Das genaue Entstehungsjahr des Annolieds ist nicht mehr zu rekonstruieren. In der Forschung gehen die Meinungen weit auseinander. Der Zeitraum erstreckt sich von 1070 bis 1150, jedoch ist ein früheres Datum um 1080 wahrscheinlicher.[1] Der Verfasser ist nicht überliefert. Den Namen trägt es wegen seiner Hauptperson, dem Kölner Erzbischof Anno, der 1075 gestorben ist. Im Werk wird der Erzbischof weitestgehend als positiver Mensch dargestellt, der als Heiliger verehrt werden müsse. Jedoch stimmt diese Einschätzung definitiv nicht mit den Berichten der anderen Zeitgenossen überein. Diese bescheinigten Anno durchwegs eine grausame Art, die nicht vor bösen Strafen und schlimmen Maßnahmen absah. Wegen der positiven Bewertung des Erzbischofs wird als Entstehungsort des Annolieds Siegburg angenommen, da Anno die Mönche dort als einzige bevorzugt behandelte und den Ort als seine Lieblingsstätte auserkoren hatte.[2]

Das Annolied ist in drei Teile gegeliedert, von denen der erste (Abschnitt 1-7) 2 und der dritte (Abschnitt 34-48)2 Lobpreisungen des Erzbischofs zum Inhalt haben und der zweite (Abschnitt 8-33)[3], mit Abstand größte Teil, einen Abriss der Weltgeschichte unternimmt. Für die vorliegende Arbeit ist nur der zweite Teil relevant. Im Zentrum dieser mittleren Abschnitte stehen die vier aufeinanderfolgenden Weltreiche Babylon, Persien, Griechenland und Rom. Diese werden allesamt als Tiere personifiziert; Babylon steht für eine Löwin, Persien für einen wilden Bär, Griechenland für einen Leoparden und Rom für einen Eber. Besonders wichtig ist im Folgenden das dritte Weltreich Griechenland. Alexander der Große ist der zentrale Held dieses Reichs. Die Abschnitte 14-15[4] geben in 33 Versen einen kurzen, kompakten Überblick über seine Taten und Erlebnisse, so wie sie der Autor dargestellt wissen möchte.

2.2 Weltchronik des Jansen Enikel

Ein weiteres Werk der Geschichtsdichtung des Mittelalters ist die Weltchronik des Jansen Enikel. Der Autor nennt sich selbst in der Weltchronik „der Jansen enikel“[5], was so viel heißt wie „der Enkel des Jans“. Wiederum ist auch bei dieser Geschichtsdichtung das genaue Entstehungsjahr nicht mehr festzustellen. Sicher scheint, dass sie nach dem Jahr 1272 verfasst wurde. Allgemein akzeptiert gilt in der Forschung, dass sie im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts geschrieben wurde. Die Häufigkeit überlieferter Handschriften der Weltchronik aus dem späten Mittelalter innerhalb des bayrisch-österreichischen Sprachraums deutet darauf hin, dass das Werk dort große Verbreitung gefunden hatte. Obwohl es nicht mehr rekonstruierbar ist, welche der zahlreichen Überlieferungen dem tatsächlichen Werk Enikels am nächsten kommt, wird dennoch die Weltchronik Handschrift Nr. 2 als realistischste angesehen.[6] Auch für die vorliegende Arbeit bildet Handschrift Nr. 2 die Grundlage.

Die Weltchronik, bestehend aus fast 29000 vierhebigen Reimpaarversen, beinhaltet eine allgemeine Geschichtsdarstellung von der Erschaffung der Welt bis zum Tod Kaiser Friedrichs II. wohl im Jahr 1250. Die alttestamentliche und antike Geschichte nimmt einen großen Teil des gesamten Werks ein. Vom Beginn bis zu Vers 13494 wird über die biblischen Ursprünge der Menschen berichtet. Direkt im Anschluss beginnt bis Vers 21536 die antike Geschichtsüberlieferung angefangen mit den Trojanerkriegen, über Alexander den Großen bis hin zu Caesar.

[...]


[1] Vgl. Haverkamp, Typik und Politik im Annolied, S. 79ff.

[2] Vgl. Haverkamp, Typik und Politik im Annolied, S. 79ff. und vgl. Nellmann, Das Annolied, S. 186ff.

[3] Alle Abschnittangaben zum Annolied beziehen sich auf: Nellmann, Das Annolied, S. 4ff.

[4] Vgl. Nellmann, Das Annolied, S. 19ff.

[5] Jans der Enikel, Weltchronik, V. 87, http://www.dunphy.de/ac/je/jehome.htm (30.8.2006).

[6] Vgl. Liebertz-Grün, Das andere Mittelalter, S. 75ff.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Darstellung Alexanders des Großen in der Geschichtsdichtung des Mittelalters
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V75529
ISBN (eBook)
9783638800327
ISBN (Buch)
9783638844963
Dateigröße
427 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Alexander der Große war der Herrscher, der für die Geschichtsdichtung des Mittelalters am meisten prägend war. Dementsprechend haben sich verschiedenste Quellen mit ihm beschäftigt und immer wieder neue Legenden über sein Leben hinzugefügt. In der Arbeit soll ein Einblick in zwei dieser Geschichtswerke gegeben und die Darstellung Alexanders verglichen werden.
Schlagworte
Darstellung, Alexanders, Großen, Geschichtsdichtung, Mittelalters
Arbeit zitieren
Hans-Peter Schneider (Autor:in), 2006, Die Darstellung Alexanders des Großen in der Geschichtsdichtung des Mittelalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75529

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