"Red Scare" und "McCarthyism" - Eine Feindbildanalyse des Antikommunismus in den U.S.A.


Hausarbeit, 2007

29 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Der Anti-Kommunismus in den U.S.A

3 Antikommunismus in der Ära McCarthy
3.1 Demokraten vs. Republikaner
3.2 Die Nachkriegszeit in den U.S.A. – Eine Rückkehr zu alten Werten
3.3 Joseph McCarthy – Medienstar und Großinquisitor

4 FEINDBILDER IN DER THEORIE
4.1 Der „Fremde“ und der „Andere“
4.2 Das politische Feindbild

5 Die Bestimmung des Feindbilds des Kommunisten

6 Fazit

7 Literatur

1 Einführung

Möchte man einen bestimmtes historisches Ereignis oder gar eine ganze Epoche auf einen speziellen theoretischen Aspekt hin analysieren, so wird man sicherlich zu den besten Ergebnissen kommen, wenn man sich dabei im Idealfall auf allgemein bekannte und prüfbare Prämissen einer Theorie stützen kann. Das heißt, dass ähnlich einem Paradigma, klar definierte Grundannahmen vorliegen, die schon in zahlreichen Arbeiten angewendet und effektiv genutzt werden konnten. Diese Vorraussetzungen machen das Arbeiten nicht nur im Hinblick auf die eventuell später folgende Operationalisierung bestimmter Sachverhalte einfacher, sonder dienen auch dem Zweck der Übersichtlichkeit und des besseren Verständnisses. Sicherlich ist dies nicht einmal in den Naturwissenschaften immer zu hundert Prozent realisierbar, aber je diffuser und uneinheitlicher der theoretische Rahmen erscheint, und dies ist in den Geisteswissenschaften ohne Zweifel weit häufiger der Fall, desto unbefriedigender ist die Arbeit und sind daran im Anschluss auch die Ergebnisse.

Im vorliegenden Fall sollen mithilfe einiger zahlreich vorhandenen theoretischen Arbeiten zu Feindbildern in Politik und Gesellschaft eine Analyse durchgeführt werden, die als Untersuchungsobjekt den Antikommunismus in der jüngeren Geschichte der U.S.A. hat. Dabei muss man feststellen, dass mit Carl Schmitts „Begriff des Politischen“ zwar eine theoretische Arbeit zum Thema Feindbilder existiert, welche genug Renomée und Aussagekraft besitzt, um richtungsweisend für die Feindbildanalyse in den Politikwissenschaften sein zu können, der Mangel dieser Arbeit aber, wirkt symptomatisch für die restliche Literatur zum selben Thema. Es wird deutlich, dass sich, je nach Untersuchungsgegenstand, der theoretische Rahmen anzupassen scheint und nicht, wie es sicherlich besser wäre, in umgekehrt Weise. Schon bei Carl Schmitt ist die wichtige Basisdichotomie zwischen Freund und Feind nicht zufriedenstellend definiert und man spürt diesen Lapsus, sobald man eine spezifischere Untersuchung durchführen möchte (vgl. Köster 1998). In anderen Arbeiten, zumeist sozialpsychologischer Art, wird dann versucht, eine bessere Definition und Klassifikation des Freund- und Feindbegriffs zu liefern, was im Resultat und im Vergleich der Studien untereinander sehr uneinheitlich ausfällt.

Grundsätzlich lässt sich eine unterschiedliche Herangehensweise ausmachen, die oft auf die entsprechenden wissenschaftlichen Disziplinen zurückzuführen ist, denen die Autoren entstammen. Die Aufgabe dieser Arbeit wird deswegen vor allem sein, eine adäquate und dem Untersuchungsthema angepasste Freund-Feindtheorie zu konstruieren. Dieses erfolgt im Anschluss an die Darstellung der historischen Hintergründe und der Vorstellung des Untersuchungsgegenstands.

Der Untersuchungsgegenstand selbst sollte ebenfalls spezifiziert werden, damit die Arbeit konkret genug bleiben kann. Der stärkere Antikommunismus in den U.S.A. hat sich facettenreich über einen Zeitraum von ungefähr 50 Jahren erstreckt, wobei durch gesellschaftliche, politische und historische Prozesse und Ereignisse die Form, die Ursachen und die Wirkungen des Antikommunismus sich oftmals unterscheiden lassen. Maßgeblich relevant wird das in dieser Arbeit, wenn es darum geht, ein genaues Feindbild zu analysieren. Auf Grund dessen wird der Fokus auf die Blütezeit der Kommunistenverfolgung in den 50er Jahren gelegt und damit auf die stärkere Konzentrierung auf einen inneren Feind. Dabei wird trotz allem nicht die Tatsache außer Acht gelassen, dass auch Verknüpfungen zu einem äußeren Feind existieren. Des Weiteren werden auch streiflichtartig die kulturellen Aspekte der U.S.-amerikanischen Gesellschaft miteinbezogen, die jene einzigartige und bis heute typische Form der Feindbildung ermöglichten. In den ersten Abschnitten dieser Arbeit wird eine Zusammenfassung der wichtigen Merkmale erfolgen, die in einer historischen Darstellung der besagen Epoche erfolgen soll.

Ziel der Analyse des antikommunistischen Feindbildes in der U.S.A. soll sein, herauszufinden wie es zu dieser konkreten Feindbildung kommen konnte, wie sie sich ausgeformt hat und letztlich, wie man sie mit Hilfe der Theorie erklären könnte. Ich gehe davon aus, dass es sich gerade bei diesem Feindbild um ein einzigartiges handelt. Nicht nur, dass es sich schwer mit den gängigen Feindbildern aus theoretischen Arbeiten vereinen lässt, die in den meisten Fällen auf ethnische oder religiöse Merkmale zurückgreifen, sondern, zudem im Falle der U.S.A., auf einer schwer vergleichbaren Tradition beruhen. Außerdem bin ich der Meinung, dass der zu besprechende Art von Feindbild ein künstlicher Charakter anhaftet.

Es wirkt konstruiert und nicht natürlich gewachsen, wenn man es mit anderen Feindbildern vergleicht und beobachtet, welche Akteure an dessen Bildung beteiligt gewesen sind. Ich möchte dabei so weit gehen, Zweifel daran zu äußern, ob es sich denn beim amerikanischen Antikommunismus der 50er Jahre überhaupt um ein Feindbild im allgemeinen Sinne gehandelt hat. Im Kern dieser Arbeit möchte ich genau diese Ausgangsfrage zu klären versuchen und in der Schlussfolgerung zu einer brauchbaren Lösung kommen.

2 Der Anti-Kommunismus in den U.S.A

Auch wenn dies häufig angenommen wird, so ist der Antikommunismus in den U.S.A. keine Erscheinung gewesen, die sich auf die McCarthy-Ära beschränkt und allein auf den Kalten Krieg zwischen den beiden Supermächten zurückzuführen ist. Strenggenommen ist die Zeit der schlimmsten und bekanntesten Kommunistenver­folgungen in den 50er Jahren schon die zweite bzw. dritte Welle dieser Art, seit der bolschewistischen Revolution in Russland im Jahre 1917 (vgl. Schmidt 2000, Schrecker 1994). Nach dem Ende des ersten Weltkriegs versäumte es die Regierung der U.S.A., die wirtschaftliche Produktion rechtzeitig auf die Nachkriegszeit vorzubereiten und somit kam es unweigerlich zu einer Krise. Zeitgleich wurde die durch den großen Krieg gebeutelte Welt von der Idee des Kommunismus erfasst. Er wurde als eine Alternative zum imperialistischen Kapitalismus gesehen, welcher es erst soweit hat kommen lassen können. Die U.S.A. hatte in dieser Zeit als einwanderungsstärkstes Land unter anderem Zulauf durch europäische Kommunisten. Trotz des relativ späten Eintritts in den Krieg und dem damit weitaus geringeren Schaden bot sie durch die selbstgeschaffene Wirtschaftskrise genügend Angriffsfläche für linke Ideologien. Wie in vielen anderen Ländern begann sich auch hier die Kommunistische Partei zu organisieren und Einfluss auf die Arbeiter und Gewerkschaften zu nehmen. Wie kaum in einem anderen Land und auch erstmals in ihrer Geschichte damit konfrontiert, sah sich die Wirtschaftselite der U.S.A. durch dieses Aufbegehren bedroht und griff hart gegen Streiks und Gewerkschaften durch. Der Schuldige war schnell in der KP (Kommunistische Partei) gefunden und man meinte mit ihrer Bekämpfung, die Wurzel des Übels und der Subversion bestehender Verhältnisse verhindern zu können[1].

Die Weltwirtschaftskrisen der 20er Jahre brachten große Teile der Bevölkerung in den U.S.A. erneut dazu, an den Segnungen des Kapitalismus zu zweifeln. Der von Präsident Franklin D. Roosevelt ausgearbeitete New Deal konnte damals Schlimmeres verhindern und dieser Erfolg legitimierte eine in den U.S.A. einmalige Periode links-liberaler Regierungsarbeit mit starker Zentralisierung und Bürokratisierung der staatlichen Verwaltung. Für die amerikanischen Kommunisten war dies ein Teilerfolg und sicherlich die sorgenfreiste Zeit als Teil der Gesellschaft. Beendet wurde diese Toleranz erst durch den zweiten Weltkrieg und mündete in die zweite Welle anti-kommunistischer Politik. Die KP der U.S.A., als Mitglied der Komintern (Kommunistische Internationale), wurde in der Praxis durch die KP der Sowjetunion dominiert und gesteuert. Die Sowjetunion wiederum wurde durch den Hitler-Stalinpakt damit zu einem indirekten Kriegsgegner der U.S.A., welcher auf Seiten der Alliierten gegen das expandierende Nazideutschland kämpfte. Die pro-sowjetische Haltung der CPUSA (Communist Party of the United States of America) und die Ablehnung eines Kriegsbeitritts erweckten in weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung den Eindruck des unpatriotischen Verhaltens und bei den Eliten wurde der Verdacht der Subversion und des Verrats bestätigt[2]. Die Folge waren erneute Repressionen gegen KP-Mitglieder und die Forderung nach einem generellen Parteiverbot. Der Überfall Hitlers auf die Sowjetunion im Juni 1941 änderte die Ausgangslage erneut, indem der ehemalige Verbündete des Feindes nun zu den Alliierten zählte.

Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg veränderte die politische Weltlage erneut auch das politische Klima in den U.S.A. und führte somit zu einer wieder verschärften Haltung gegenüber dem Kommunismus. Zum einen beendete der plötzliche Tod Franklin D. Roosevelts noch vor dem Ende des zweiten Weltkriegs die annähernd drei Amtsperioden andauernde und einmalig in der amerikanischen Geschichte, links-liberal orientierte Präsidentschaft. Der Kommunismus verlor dadurch in diesem Land auf höchster politischer Ebene ihren ohnehin schon widerwilligen Beschützer. Des Weiteren hatte die Regierung aus den Fehlern des ersten Weltkriegs gelernt und eine wirtschaftliche Nachkriegskrise erfolgreich abwehren können, indem man sich im erneut vom Krieg ruinierten Europa zum Nachlassverwalter und Kreditgeber institutionalisierte. Die U.S.A. löste Großbritannien nun endgültig als wirtschaftliche und militärische Supermacht ab und die unmittelbare Nachkriegszeit war geprägt von Prosperität und Optimismus. Der erneute Siegeszug des Kapitalismus entzog jeglicher linker Ideologie die Dynamik. Gleichzeitig war schon früh absehbar, dass der vor allem zwischen Stalin und dem noch außenpolitisch unerfahrenen Harry S. Truman forcierte Konfrontationskurs unweigerlich zu der Blockbildung in Europa und schließlich auch der restlichen Welt führen musste. Innerhalb der nächsten Jahre entwickelte sich die SU und somit auch die CPUSA zum wichtigsten politischen Feind der U.S.A. und die dritte Welle des Antikommunismus nahm ihren Anfang. Was ihm in den nächsten 15 Jahren jedoch zur Blüte verhelfen sollte, ist eine Mischung aus zahlreichen und sehr verschiedenen Faktoren, welche in den folgenden Abschnitten noch näher erläutert werden soll.

Zusammenfassend kann schon einmal festgehalten werden, dass der Antikommunismus in den U.S.A. schon längere Zeit vor dem zweiten Weltkrieg existiert hat und durch sehr unterschiedliche Ursachen immer wieder aufs Neue entfacht wurde. Schwierig ist dabei, genau festzustellen, wie sehr dieser Antikommunismus als Feinbild in der Gesellschaft niedergeschlagen ist. Mal ist es die wirtschaftliche Elite, die durch die Angst vor einer Veränderung der bestehenden Ordnung den Kampf gegen die Kommunisten zu tragen scheint und mal sind es eindeutige Vorhaben der politischen Eliten, welche die nationale Sicherheit durch dieselben bedroht sehen. Aber reicht dies zur Bildung und Benennung eines wirklichen Feindbildes? Können diese vereinzelten politischen Handlungen ausreichen, damit man wirklich von einem, durch den Großteil der Bevölkerung getragenen Antikommunismus sprechen kann? Die weitaus besser dokumentierte Ära McCarthy sollte diese Fragen besser beantworten können, da hier deutlicher dargestellt ist, wie in diesem Falle die Öffentlichkeit mit der Politik interagiert.

[...]


[1] Obwohl die „status-anxiety-theory“ von den meisten Historikern als Erklärungsansatz für die „Red Scare“ in der Geschichte der U.S.A. abgelehnt wurde, geht Schmidt (2000) davon aus, dass vor allem die Wirtschaftseliten an der Forcierung der Kommunistenverfolgung Schuld waren.

[2] Der im Jahre 1940 verabschiedete „Alien Regestration Act“, besser bekannt als sogenannter „Smith Act“, sollte die bessere Kontrolle von Einwanderern und die leichtere Verurteilung von mutmaßlichen Regierungsgegnern möglich machen. Hauptzielgruppe dieser Verordnung waren jedoch KP-Mitglieder. Hauptinstrument der Verfolgung wurde das 1938 gegründete HUAC (House Un-American Activities Committee), das noch bis 1975 von Bedeutung gewesen ist (Schrecker 1994, 12).

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
"Red Scare" und "McCarthyism" - Eine Feindbildanalyse des Antikommunismus in den U.S.A.
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Feindbilder der Politik
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V75381
ISBN (eBook)
9783638811392
ISBN (Buch)
9783638811958
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Scare, McCarthyism, Eine, Feindbildanalyse, Antikommunismus, Feindbilder, Politik
Arbeit zitieren
BA Christian Wenske (Autor:in), 2007, "Red Scare" und "McCarthyism" - Eine Feindbildanalyse des Antikommunismus in den U.S.A., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75381

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