Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität

in Deutschland und deren Erhöhung durch den Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen


Diplomarbeit, 2007

123 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit

2 Theoretischer Bezugsrahmen
2.1 Begriffsdefinitionen
2.1.1 Innovationsintensität
2.1.2 Gründungsintensität
2.1.3 Parameter
2.2 Historie deutscher Innovationskultur
2.3 Forschungs- und Literaturstand
2.4 Kennzeichen von Innovationen
2.4.1 Innovationssysteme
2.4.2 Kommunikationsbedürfnisse der Mitarbeiter
2.4.3 Gründungsgeschehen und Wirtschaftsentwicklung

3 Parameter der Innovations- und Gründungsintensität
3.1 Methodik
3.2 Status Quo der Innovations- und Gründungsintensität
3.3 Parameter Forschung und Entwicklung
3.3.1 Input
3.3.2 Output
3.4 Parameter Finanzierung von Innovationen
3.4.1 Allgemeine Finanzierungsbedingungen
3.4.2 Gründungsfinanzierung
3.4.3 Staatliche Förderung
3.5 Parameter Umsetzung von Innovationen
3.5.1 Innovative Produktion
3.5.2 Infrastruktur
3.6 Parameter Unternehmen
3.6.1 Forschung in Unternehmen
3.6.2 Innovative Produktion
3.6.3 Vernetzung
3.6.4 Innovationskultur
3.7 Parameter Vernetzung der Innovationsakteure
3.7.1 Wissenstransfer
3.7.2 Firmennetze
3.7.3 Cluster
3.8 Parameter Innovationsfreundliche Nachfrage
3.8.1 Nachfrageniveau
3.8.2 Nachfragequalität
3.9 Parameter Bildung und Humankapital
3.9.1 Finanzierung
3.9.2 Tertiäre Bildung
3.9.3 Qualität
3.9.3 Demografie
3.9.4 Weiterbildung
3.10 Parameter Wettbewerb und Regulierung
3.10.1 Produktmarktregulierung (PMR)
3.10.2 Wettbewerb
3.11 Parameter Bürger
3.11.1 Verhalten
3.11.2 Einstellungen
3.12 Parameter Staat
3.12.1 Staatliches Forschungssystem
3.12.2 Ausgewählte Rahmenbedingungen
3.12.3 Staatliches Bildungssystem
3.13 Zusammenfassung

4 Konzeptioneller Businessplan als Lösungsansatz
4.1 Technischer Stand Web-basierter Kommunikationslösungen
4.2 Idee und Produkt
4.2.1 Executive Summary
4.2.2 Produkt und Dienstleistung
4.2.2.1 Produkt- und Dienstleistungsbeschreibung
4.2.2.2 Konkurrenzprodukte
4.2.2.3 Stärken und Schwächen
4.2.2.4 Herstellung und Produktion
4.2.2.5 Kundennutzen
4.2.2.6 Zielgruppen
4.2.2.7 Entwicklungsstand der Plattform
4.2.3 Gründerteam
4.3 Marktanalyse und Marketing
4.4 Unternehmen und Finanzplanung

5 Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung
5.2 Fazit und Ausblick

Literatur- und Quellenverzeichnis X

A - B

B - F

F - H

H - J

K

K - M

M - P

P - S

S - W

W - Z

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Woran Innovationen in Deutschland am häufigsten scheitern

Abb. 2: Innovate To Meet The Needs Of The Emerging Generation

Abb. 3: Überblick der Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität

Abb. 4: Punktwerte der 10 Parameter beim DIW-Innovationsranking 2006

Abb. 5: Übersicht der CMI - Produktgruppen

Abb. 6: Übersicht der CMI - Plattform -Tools

Abb. 7: Kundengruppen & Angebot von CMI Network und der CMI Software

Abb. 8: Überblick der Marktanalyse und des Marketingkonzeptes der CMI Ltd

Abb. 9: Organisationsstruktur der CMI Ltd

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Die zehn qualitativen Kriterien eines Innovationssystems

Tab. 2: Übersicht der Produktmarktregulierungen

Tab. 3: Stärken und Schwächen des CMI-Angebotes

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Bei vielen großen Unternehmen der entwickelten Industrienationen findet derzeit eine fundamentale Neuorientierung statt. Der Bedarf an Kreativität wird immer größer und Innovationen müssen immer schneller generiert werden. Unter dem zunehmenden Wettbewerbsdruck der Globalisierung haben die Unternehmen erkannt, dass die Kostenführerschaft verloren ist. Aufstrebende Volkswirtschaften, wie die so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), können heute schon Vieles technisch gleich gut und bedeutend billiger produzieren, so dass nordamerikanische und westeuropäische Unternehmen ihren Kunden vollkommen neue Mehrwerte bieten und sich ganz andere Wettbewerbsvorteile verschaffen müssen. SAP-Gründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner fasst die aktuelle Entwicklung wie folgt zusammen: „Lange Zeit wurde nur davon geredet, wie Kosten eingespart werden können. Jetzt stellen viele Unternehmen fest, dass sie allein damit die Marge nicht halten und schon gar nicht wachsen können. Man kann nur wachsen, wenn man massiv innovativ ist.“ (Bergermann et al., S.78) Eine höhere Produktivität, Kosteneinsparungen und andere traditionelle Instrumentarien reichen heute nicht mehr aus. Die Anbieter müssen neue Bedürfnisse wecken, diese besser befriedigen und werden nur über Ideen und die nötigen Werkzeuge, um sie hervorzubringen, erfolgreich in den sich wandelnden Märkten agieren können. (Bergermann et. al,2006,S.77ff)

Eine weltweite Befragung der Boston Consulting Group (BCG) unter 1.070 Managern aus allen Branchen hat ergeben, dass der Paradigmenwechsel von der Wissens- hin zur Kreativökonomie bereits im vollen Gange ist. So gehört das Thema Innovation für knapp 75% der Befragten heute zu den drei wichtigsten Punkten ihrer Unternehmensstrategie. (Vgl. Grafik 1 im Anhang) Über die Hälfte ist zudem mit den Ergebnissen ihrer Innovationsausgaben unzufrieden und bemängelt zu lange Entwicklungszeiten und Schwierigkeiten mit der Koordination und dem Herausfiltern der besten Ideen. Der daraus resultierende Veränderungsdruck in den Unternehmen wächst enorm und nach einer aktuellen IBM-Studie müssen 65% von weltweit 765 befragten Vorstandschefs „in den kommenden zwei Jahren wesentliche Veränderungen in ihrem Unternehmen vornehmen.“ (Palmisano,2006,S.1)

In modernen, weitgehend gesättigten und ausdifferenzierten Volkswirtschaften geht es heute mehr denn je darum, serienmäßig Innovationen und kreative Höchstleistungen zu produzieren. Doch wie kann zu solchen Höchstleistungen motiviert werden und welche Parameter spielen dafür die tragenden Rollen? Viele Innovationen ergeben sich aus umfassenden Trends wie dem demografischen Wandel und immer öfter stellt sich heraus, dass nicht nur Unternehmen betroffen sind. Der Wandel der Wirtschaft wird vielmehr einen neuen Wettbewerb der Regionen entfachen und die Innovationen dort entstehen lassen, wo sich kreative Talente ansiedeln. Sie sind gefragt, um möglichst nah an den Bedürfnissen der Kunden regelmäßig Neues zu erschaffen und bestehende Märkte mit neuen Ideen umzubrechen. (Bergermann et al.,2006,S.77ff)

1.1 Problemstellung

Deutschland braucht nachhaltig innovative Unternehmen. Mit Hilfe welcher Strukturen aber stellen sie sicher, dass Innovationen nicht nur zufällig, sondern am laufenden Band entstehen? Welche Erfolgsfaktoren bestimmen die Innovations- und Gründungsintensität und welche Zusammenhänge bestehen zwischen ihnen? Wie lassen sich die Parameter effizienter nutzen und welche Möglichkeiten bieten dabei moderne Kommunikationsmittel?

Deutschland verfügt zwar über ein breites Portfolio „viel versprechender und patentrechtlich geschützter Ideen“. Woran liegt es aber, dass hierzulande immer wieder innovative Erfindungen, wie zum Beispiel der MP3-Standard, entwickelt, aber in anderen Ländern erfolgreich vermarktet werden? Die vorliegende Diplomarbeit soll helfen, die Frage zu klären. Es hat nach wie vor den Anschein, dass deutsche Unternehmen zu selten den Markt analysieren, bevor sie eine Erfindung umsetzen. Vielfach orientiert man sich nur an der technischen Umsetzbarkeit eines Konzeptes und nicht an den Kundenbedürfnissen. (Herzog (a),2006,S.9) So hat eine IAI-Studie ergeben, dass lediglich jedes 16. Innovationsprojekt hierzulande zu einem Markterfolg wird. Ein Großteil der Projekte bindet also unnötig Zeit und Kapital, ohne dass dabei der Output an Innovationen signifikant erhöht werden kann. Die „Fixierung auf die Technik, ungeklärte Zuständigkeiten“ und eine mangelnde Ausrichtung der Ideen am späteren Kundennutzen sind eine der Hauptursachen für gescheiterte Innovationsprojekte (Vgl. Abb. 1). Nach wie vor konzentrieren sich viele Unternehmen zu sehr auf Renditevorgaben und auf die Verbesserung bestehender Produkte „anstatt sich auf neue Felder zu wagen“. (Rother,2007,S.83)

Abb.1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rother, 2007, S.83, Eigene Darstellung

Aber auch die Gründungsintensität Deutschlands zeigt seit Langem eine schwindende Dynamik. Nach einer ZEW-Untersuchung ist der Saldo aus Unternehmensgründungen und -liquidationen (d.h. der Zuwachs an Unternehmen) seit der Wiedervereinigung rückläufig. (Vgl. Grafik 2 / Anhang) Kamen 1990 netto noch mehr als 200 Tsd. neue Unternehmen dazu, waren es 2006 nur noch knapp 30 Tsd. Davon waren zudem „lediglich 6,5 Prozent den technologie- und wissensintensiven Branchen zuzuordnen“. In Deutschland entstehen also zu wenige innovative Unternehmen, die neue Stellen schaffen und globalisierungsresistent sind. (Ackermann,2006,S.50)

1.2 Zielsetzung

Zielsetzung der vorliegenden Diplomarbeit soll es sein, mittels ausschließlich sekundärer Quellen einen Überblick über relevante Einflussfaktoren der Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland zu geben. In einem internationalen Vergleich soll zudem der aktuelle Stand dieser Intensitäten Aussagen zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Bezug auf die Innovations- und Gründungsaktivitäten zulassen. Dabei geht der Autor davon aus, dass sich die Erfolgsfaktoren von Innovationen denen für Unternehmensgründungen stark ähneln beziehungsweise nur marginale Unterschiede existieren. Zumindest existiert zwischen der Innovations- und Gründungsintensität ein enger Zusammenhang.

Neben der Darstellung des Status Quo soll diese Arbeit ebenfalls einen Lösungsvorschlag in Form eines konzeptionellen Businessplans bieten, welcher eine Möglichkeit aufzeigt, die Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland zu erhöhen. Insbesondere soll dabei auf die Verbesserung des Parameters Umsetzung von Innovationen (Vgl. 3.5) eingegangen werden, bei welchem Deutschland zwar bereits eine starke Position einnimmt, der aber durchaus ausbaufähig ist. Ziel dabei ist ein immer schneller werdender Rhythmus von Innovationen, um sich sowohl als Unternehmen, als auch als Volkswirtschaft im internationalen Wettbewerb behaupten und durch immer neue kreative Lösungen erfolgreich wachsen zu können. Da der Businessplan konzeptionell erstellt wurde, wird auf einige Teile eines klassischen Geschäftplans, mit dem direkten Zweck einer Unternehmensgründung, verzichtet werden. Persönliches Ziel des Autors dieser Arbeit ist aber auch, das vorliegende Konzept durchaus weiter zu entwickeln und später zu einem vollständigen Businessplan zum Zweck einer realen Unternehmensgründung zu vervollständigen.

1.3 Aufbau der Arbeit

Nach dem Einstieg ins Thema in der Einleitung im Kapitel 1 und der darin enthaltenen Problemstellung, der Zielsetzung und dem Aufbau der Arbeit wird im Kapitel 2 der theoretische Bezugsrahmen zum Thema geschaffen. Eine Definition der relevanten Begriffe gehört genauso zum zweiten Teil, wie ein kurzer Abriss zur Historie deutscher Innovationskultur, der aktuelle Forschungs- und Literaturstand und die Kennzeichen von Innovationen.

Den Hauptteil dieser Diplomarbeit bildet das Kapitel 3, in welchem detailliert auf die einzelnen Parameter der Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland eingegangen wird und diese jeweils in einen internationalen Kontext gestellt werden.

Ein Lösungsansatz der in Punkt 1.1 dargestellten Probleme folgt im Kapitel 4 in Form eines konzeptionellen Businessplans. Dabei wird der aktuelle Stand der Technik Webbasierter Kommunikationslösungen dargestellt und das Konzept vorgestellt.

In der Schlussbetrachtung im Kapitel 5 gibt der Autor eine Zusammenfassung zum Thema und bietet ein Fazit mit Ausblick auf weitere Ausbaustufen des im Punkt 4.2 vorgestellten Lösungskonzeptes.

2 Theoretischer Bezugsrahmen

Für ein allgemeines Verständnis über die behandelte Problematik, wird im folgenden Kapitel ein Teil der sehr vielseitig vorhandenen wissenschaftlichen Literatur zu Innovationen und deren Management genauer betrachtet.

2.1 Begriffsdefinitionen

Um im Rahmen dieser Arbeit eine fundierte Einschätzung der Parameter der Innovations- und Gründungsintensität geben zu können, werden die einzelnen Begriffe im Vorfeld näher definiert.

2.1.1 Innovationsintensität

Der Begriff Innovationsintensität beschreibt die Stärke, in der technische oder organisatorische Neuerungen durchgesetzt werden. Eine Intensität beschreibt nach dem Duden eine Stärke, Kraft oder Wirksamkeit. Innovation an sich entstammt dem lateinischen Wort „innovatio“ und kann mit Erneuerung übersetzt werden. Schumpeter (1952) definierte sie als „neue Produkte, Prozesse und Organisationslösungen […], die sich in der Produktion und auf dem Markt durchsetzen“. Nach Abelshauser ist Innovation ein „Ergebnis langfristig akkumulierter Fähigkeiten in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft“, wobei man zwischen der Invention als eigentlicher Erfindung und Innovation unterscheiden muss. (Knauss,2006,S.46) Bereits im Markt eingeführte Produkte beziehungsweise in der laufenden Produktion eingesetzte Prozesse sind Innovationen. Inventionen hingegen sind Produkte oder Prozesse, welche diesen Status noch nicht erreicht haben. (Voßkamp et al.,2006,S.13)

2.1.2 Gründungsintensität

Die Gründungsintensität beschreibt die Häufigkeit, mit der in einem bestimmten Zeitraum neue Unternehmen gegründet werden, wobei Intensität, wie in Punkt 2.1.1. beschrieben, für eine Stärke, Kraft oder Wirksamkeit steht. Die Häufigkeit kann am Anteil an der erwachsenen Bevölkerung, die seit kurzem Unternehmer sind oder dies anstreben, gemessen werden. (Voßkamp et al.,2006,S.84)

2.1.3 Parameter

Der Begriff Parameter entstammt ursprünglich dem Griechischen und beinhaltet zum einen eine charakteristische Eigenschaft, eine Kenngr öß e. Zum anderen ist er „eine Abhängigkeit von gewissen außerhalb des betrachteten Objekts liegenden Gegebenheiten“, eine Steuergr öß e bzw. ein Einflussfaktor. (Vgl. Wikipedia, letzter Zugriff: 11.04.2007) Hinsichtlich der Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland wird der Begriff innerhalb dieser Arbeit als Synonym für Steuergrößen und Einflussfaktoren verwendet.

2.2 Historie deutscher Innovationskultur

„ Deutschland verfügt seit langemüber eine Innovationsmaschine erster Güte “ Werner Abelshauser (2004)

Wie sind wir aber zu dieser Wohlstand generierenden Maschine gekommen? Bereits 1808, als Wilhelm von Humboldt als preußischer Kulturminister die deutsche Universitätslandschaft formte, wurde damit der Nährboden der deutschen Innovationskultur angelegt. In dieser Zeit war Deutschland technologisch und industriell weit hinter England und Frankreich zurück und stand noch am Anfang der industriellen Revolution. (Knauss,2006,S.46ff.) Das Land war noch größtenteils von einer Agrargesellschaft geprägt, in der die meisten Menschen unterversorgt waren, jedes Produkt willkommen war und die Qualität noch eine untergeordnete Rolle spielte. Erst im darauf folgenden Übergang zur Industriegesellschaft nahmen die Produktvielfalt und der Konkurrenzdruck stark zu, so dass sich die Unternehmen nun über den Preis und die Qualität differenzieren mussten. (Bergermann et al.,2006,S.82) Der rasante Aufstieg der deutschen Industrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war aber nur aufgrund der zunehmenden Zahl von Universitäten Humboldtscher Prägung mit ihrer Einheit von Forschung und Lehre möglich geworden. Nicht zuletzt sind die großen Erfinder und Innovatoren meist aus Universitäten und Technischen Hochschulen hervorgegangen. (Knauss,2006,S.46ff.)

Gerade in den forschungsintensiven und innovativen Branchen waren und sind heute immer noch die personellen und institutionellen Beziehungen zwischen Unternehmen und akademischer Wissenschaft sehr eng. Noch heute gehören bekannte Forschungsinstitute wie das Max-Planck-Institut, die von der Industrie mitgetragen werden, zu den „Eckpfeilern der deutschen Innovationsmaschine“. Doch schon im 19. Jahrhundert haben Humboldt und andere große Wissenschaftler von Karl Friedrich Gauß bis Max Planck nicht den größten Wert auf die ökonomische Verwertbarkeit ihrer Tätigkeit gelegt. Tatsächlich sind oft Neugier und die Suche nach der Erkenntnis und nicht die ökonomische Anwendung die Motivation der Forscher. In der Regel machen sich wissenschaftliche Entdeckungen und Erfindungen erst mit der Zeit bezahlt und ergeben erst Jahre später konkrete Anwendungen. So formulierte Albert Einstein bereits vor 100 Jahren die Gesetze von Energie, Materie, Licht und Gravitation neu, ohne im Entferntesten an eine Anwendung in der heutigen Lasertechnik denken zu können. (Knauss,2006,S.46ff.)

Auch in jüngerer Vergangenheit zeigt sich unter anderem am so genannten „deutschen Wirtschaftswunder“ der 1950iger Jahre, dass trotz zweier von Deutschland ausgehender Weltkriege die Innovationskraft nicht zum Erliegen gekommen war. Neben gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Voraussetzungen kam dieser erneute Aufstieg nicht zuletzt aus dem Innovationsschub vor und während des Zweiten Weltkrieges zustande. (Knauss,2006,S.46ff.) Die deutsche Wirtschaft ging in den Folgejahren allmählich in eine Phase der Marktsättigung über, in der es immer schwieriger wurde, die Qualität weiter zu steigern und der Preis nach und nach zum wichtigsten Verkaufsargument geworden war. In der nächsten Phase, der Globalisierung, standen die Technik und das Wissen (verstärkt durch das Ende des kalten Krieges) nun weltweit zur Verfügung, so dass global mit ähnlichen Technologien und Kosten bei vergleichbarer Qualität produziert werden konnte. Da eine kostengünstige Produktion in Deutschland zum Ende des letzten Jahrhunderts kaum noch Differenzierungsmöglichkeiten zur ausländischen Konkurrenz bieten konnte, standen in dieser Phase der Wissensgesellschaft nicht mehr die Effizienz der internen Abläufe im Vordergrund, sondern die Kundenwünsche, die Marktentwicklungen und der Wissensvorsprung durch Forschung und Entwicklung. Aktuell wandelt sich die Gesellschaft auch in Deutschland allmählich zur so genannten Kreativen Wirtschaft, in welcher der konkrete Kundennutzen und das Produkterlebnis über die Unternehmensstrategie entscheiden. Mitarbeiter müssen heute kreativ sein, kundenorientiert handeln und dabei eigene Impulse setzen. Unternehmen, die heute ihre Kunden am schnellsten mit Innovationen begeistern können, haben aktuell einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf den nationalen und internationalen Märkten. (Bergermann et al.,2006,S.82) Die spezifisch deutsche Innovationskultur hat sich durch alle Phasen hinweg in Richtung Qualität entwickelt und ist heute weniger in der Spitzen-, als in der Verfahrenstechnologie erfolgreich. (Knauss,2006,S.46ff.)

2.3 Forschungs- und Literaturstand

Um ein Verständnis der Zusammenhänge von Forschung und Entwicklung, Bildung, Innovation, Produktivität und Wachstum zu erzielen, haben sich seit den 1950iger Jahren sehr viele Theorien innerhalb der Volkswirtschaftstheorie entwickelt. Hauptsächlich geht es dabei um wachstumstheoretische und somit makroökonomische Theorien. Insbesondere wurde diese Theorierichtung durch Schumpeters Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung (1911) geprägt, welche bis 1993 immer wieder angepasst worden ist. Die Neoklassische Wachstumstheorie, welche maßgeblich durch die Modelle von Solow (1956) und Swan (1956) geprägt wurde, gehört ebenfalls zu dieser Richtung, wie die spätere Neue Wachstumstheorie von Romer (1986, 1990), Aghion/Howitt (1992,1998), Grossmann/Helpman (1991) und Barro/Sala-i-Martin (1995). Die Evolutionsökonomischen Ansätze von Nelson/Winter (1974,1982), Voßkamp (2002) und Dawid (2005) entwickelten dieses Feld bis heute weiter. Im Moment dominieren Modelle der neuen Wachstumstheorie, welche die Wechselwirkungen zwischen Forschung, Bildung und Wachstum auf einem sehr hohen Abstraktionsniveau herausarbeiten. Insbesondere auf die Arbeiten von Schumpeter wird häufig Bezug genommen, selten jedoch mit einem umfassenden Blick auf die Innovationsprozesse.

Neben den makroökonomischen Theorien spielen heute mesoökonomische Theorien eine Rolle, zu denen vor allem die Theorien des sektoralen Strukturwandels von Holub/Schnabl (1997), die so genannten Theorien der langen Wellen von Nefiodow (1996) und die als GPT-Theorie bezeichneten General Purpose Technologies von Carlaw/Lipsey (2002) und Gordon (2004) gehören. Insgesamt gibt es in der wirtschafts-wissenschaftlichen Literatur verschiedene mesoökonomische Ansätze, welche „für die Analyse des Zusammenhangs von Forschung, Produktivität und Wachstum eine gute Basis bilden“. Als Referenztheorie wird die mesoökonomische Theorie in der Literatur jedoch noch nicht gesehen. (Voßkamp et al.,2006,S.68)

Weiterhin sind in der Literatur theoretische Ansätze zu finden, welche die oben genannten Zusammenhänge vom Blickwinkel der Unternehmen aus betrachten. Zu diesen mikroökonomische Theorien zählen die Industrieökonomischen Ansätze von Dasgupta/Stiglitz (1980) und Porter (1999), sowie Ressourcenbasierte Ansätze von Cohen/Levinthal (1989, 1990) und Griffith (2003). Mit der Frage des unternehmerischen Forschungs- und Entwicklungs- (FuE-) und Innovationsverhaltens und dem daraus resultierenden Unternehmenserfolg beschäftigen sich zudem verschiedene theoretische Beiträge auf der Mikroebene. Als zentrale Determinante werden dabei je nach Sichtweise die Marktstrukturen und -bedingungen oder die Ressourcen der Unternehmen angesehen. Dabei ist für die Innovationsintensität das Vorhandensein von so genannten „absorptiven Kapazitäten“ (z.B. Wissenstransfer durch FuE-Kooperationen) von grundsätzlicher Bedeutung. Oftmals können Ansätze und Theorien zu Innovationen und Gründungen nicht eindeutig einer der drei oben genannten Theoriegruppen zugeordnet werden, weil zwei oder teilweise auch alle drei Richtungen betrachtet werden. Eine Einordnung kann dann nach der wesentlichen Betrachtungsebene des Ansatzes erfolgen. Da Theorien in möglichst allgemeiner Form Antworten auf vorher gestellte Fragen geben sollen, sind dafür häufig restriktive Annahmen nötig, die vor allem bei den wachstums- theoretischen Ansätzen vorkommen. Für das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Forschung und Entwicklung, Bildung, Innovation, Produktivität und Wachstum können die theoretischen Beiträge zwar als wichtige Grundlage genutzt werden. Als wirtschaftspolitische Entscheidungsgrundlage, zum Beispiel im Bereich der Innovationspolitik, sind sie hingegen „nur bedingt brauchbar“. (Voßkamp et al.,2006,S.60ff.)

2.4 Kennzeichen von Innovationen

Wie bereits in der dargestellten allgemeinen Definition von Innovation gezeigt wurde (Vgl. 2.1.1), ist sie dadurch gekennzeichnet, dass sie sich bereits im Markt bewährt hat. Die Invention als Vorstufe der Innovation kann zum Beispiel ein Prototyp sein, der zwar bereits die Marktreife erreicht hat, aber noch nicht in den Markt eingeführt wurde. Zudem ist es längst keine Gesetzmäßigkeit, dass Inventionen immer zu Innovationen werden. Wie bereits erläutert, erreichen nur wenige Ideen letztendlich auch die Marktreife, mit der sie zu erfolgreichen Innovationen werden können.

Im Allgemeinen wird zwischen Produktinnovationen und Prozessinnovationen unterschieden, welche in ihrer Wirkung deutlich voneinander abweichen können. Während sich die Innovationen von Prozessen (z.T. auch Verfahrensinnovation genannt) durch Veränderungen in Produktionstechnologien definieren, werden durch Produktinnovationen neue Produkte für neue Märkte oder aber Produkte mit Qualitätssteigerungen generiert. Prozessinnovationen haben allgemein das Ziel, „mit gleichem Faktoreinsatz (z.B. Arbeit, Kapital etc.) einen höheren Output“ zu erzielen. Eine Volkswirtschaft wird demnach also stetig wachsen, „wenn kontinuierlich Prozessinnovationen zu beobachten sind, auch wenn der Faktorbestand der Volkswirtschaft nicht ausgeweitet wird“. (Voßkamp et al.,2006,S.14)

Für Unternehmen führen Prozessinnovationen meistens zu einer Reduktion der Kosten, die in der Regel zu einem niedrigeren Angebotspreis führen. Die wirtschaftliche Wirkung wird dabei von den Marktbedingungen bestimmt, die den Preiswettbewerb charakterisieren, so dass die Preiselastizität maßgeblich die Auswirkungen von Prozessinnovationen auf die unternehmerischen Marktergebnisse (z.B. Umsatz und Gewinn) beeinflusst. Produktinnovationen können sowohl gänzlich neue Produkte sein, die sich einen neuen Markt schaffen, als auch bewährte Produkte, die durch eine Steigerung der Qualität gekennzeichnet sind. Volkswirtschaftlich gesehen kann dadurch bei gleichem Ressourceneinsatz zu einer (durch die Innovation) höheren Qualität die gleiche Quantität an Waren beziehungsweise Dienstleistungen erstellt werden. Auch für die Unternehmen, die ein innovatives Produkt durchsetzen können, führt die gesteigerte Qualität meist zu verbesserten Marktbedingungen. Der Einfluss der Produktinnovation auf die Marktergebnisse des Innovators hängt dann von der Art des Qualitätswettbewerbes ab, dem er ausgesetzt ist. Ist das Unternehmen in einem Marktsegment mit qualitativ sehr hochwertigen Produkten beziehungsweise Dienstleistungen aktiv, so spielen Qualitätselastizitäten hier eine wichtigere Rolle, als bei Unternehmen mit einem Produktportfolio vergleichsweise geringer Qualität.

Ergänzend zu Produkt- und Prozessinnovationen werden in der Literatur auch inkrementelle und radikale Innovationen unterschieden. Radikale Innovationen sind vor allem dadurch zu erkennen, dass die Innovation durch Kostenreduzierungen oder Qualitätssteigerungen alle Wettbewerber vom relevanten Markt verdrängt. Beispiel hierfür ist in jüngerer Vergangenheit die Ablösung des Datenmediums Diskette durch CD-ROMs.

Inkrementelle Innovationen nehmen weniger Einfluss auf das jeweilige Marktgeschehen und führen lediglich dazu, dass Wettbewerber Marktanteile an den Innovator verlieren. So nehmen zum Beispiel Automobilanbieter mit innovativer Hybridtechnologie (d.h. Otto- und Elektromotor) im Produktportfolio den Anbietern mit klassischen Verbrennungsmotorkonzepten zunehmend Marktanteile ab, ohne sie jedoch vollends vom Automobilmarkt zu verdrängen. (Voßkamp et al.,2006,S.13-14)

2.4.1 Innovationssysteme

Inventionen und Innovationen entstehen in den Unternehmen meist nicht in der Isolation, sondern in gegenseitiger Abhängigkeit mit anderen Organisationen. Diese können andere Unternehmen wie zum Beispiel Zulieferer, Kunden oder Wettbewerber sein, aber auch Forschungseinrichtungen, Universitäten, Schulen, Ministerien und andere öffentliche Einrichtungen. Institutionelle Rahmenbedingungen (z.B. Gesetze, Normen, etc.) regeln dabei das Zusammenwirken der einzelnen Organisationen und können damit sowohl Innovationen fördernd, als auch blockierend wirken. (Edquist,2005, S.181ff.)

Ein kreativer und interaktiver Prozess bildet also die Basis für Innovationen. Dieser Prozess geht in der Regel über die Forschung und Entwicklung hinaus und findet in einem System von institutionellen Regelungen und Organisationen statt. In der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur wird dieses System häufig als Innovationssystem bezeichnet, welches in seiner Gesamtheit maßgeblich die Innovations- und Gründungsintensität eines Landes beeinflusst. (Voßkamp et al.,2006,S.53) Nach Voßkamp (2004) kann die Qualität eines solchen weit umfassenden Innovationssystems im Prinzip durch eine einfache Formel beschrieben werden:

„ Je besser die einzelnen Akteure mit Kompetenzen ausgestattet sind, die zur erfolgreichen Durchführung von Innovationsprozessen notwendig sind, je vollständiger das Innovationssystem ist und je besser die Akteure vernetzt sind, desto höher ist die Qualität des Innovationssystems einzuschätzen. “

Da diese Formel aber nicht als alleiniger Maßstab für die Beurteilung von Innovationssystemen in der Praxis angewendet werden kann, haben verschiedene Autoren Kriterienkataloge aufgestellt, „die deutlich machen, wann ein Innovationssystem als gut zu bezeichnen ist.“ Edquist (2005) benennt in der folgenden Übersicht (Vgl. Tab. 1) zehn Punkte, die ein gutes Innovationssystem auszeichnen, wobei es sich dabei ausschließlich um qualitative Kriterien handelt. Dabei bleibt unerwähnt, wie und in welchem Umfang ein Innovationssystem zum Beispiel auch Beratungsangebote zur Verfügung stellen sollte. (Voßkamp et al.,2006,S.57-58) Um die Innovations- und Gründungsintensität eines Landes zu erhöhen, sind eine detaillierte Analyse des entsprechenden Innovationssystems und deren Vergleich mit anderen Ländern notwendig. Erst dann können die notwendigen Schlüsse gezogen und Maßnahmen zur Intensitätserhöhung von Innovationen und Unternehmensgründungen durchgeführt werden.

Tab. 1 Die zehn qualitativen Kriterien eines Innovationssystems nach Edquist

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Voßkamp et al., 2006, S.58, Eigene Darstellung

2.4.2 Kommunikationsbedürfnisse der Mitarbeiter

Die Gesamtzahl der Mitarbeiter in den Unternehmen lässt sich in unterschiedliche Altersgruppen einteilen, welche jede für sich spezifische Arbeitsweisen und Kommunikationsbedürfnisse haben. Aktuell tritt die Gruppe der so genannten „Millennials“ (zwischen 1980 und 2000 Geborene) zunehmend ins Arbeitsleben ein. Ihr Anteil an der Gesamtbelegschaft der EU-12 (d.h. die ersten 12 Mitgliedsstaaten der EU) beträgt heute etwa 11%, wobei innerhalb der kommenden zehn Jahre mehr als 51 Mio. Millennials ihr Berufsleben beginnen und damit die älteren Generationen ablösen werden. Als Konsumenten zeichnen sich Millennials im Vergleich zu älteren Gruppen durch ihre geringere Markenloyalität, ihr geringeres Vertrauen in die Medien und Verständnis für Werbung aus, was sie unabhängiger in ihren Kaufentscheidungen macht. Diese Eigenschaften übertragen sie auch auf ihre Arbeitsweise, wobei hierbei vor allem ihre hohe Affinität zum Internet und allen damit in Verbindungen stehenden Web-basierten Kommunikationsmitteln (z.B. Email, Blogs, Messenger, Social Networking, Chatrooms, Online Gaming, etc.) im Vordergrund stehen. Harris (2006) bezeichnet diese Medien als „Social Computing“ und definiert sie als „a social structure in which technology puts power in communities, not institutions“ (Vgl. Abb. 2). Die fortschreitende technologische Entwicklung der Kommunikationsmittel und einhergehende soziale Veränderungen verwandeln also auch die Arbeits- und letztendlich damit die Innovationsprozesse. (Harris,2006,S.5ff.)

Abb. 2 „Innovate To Meet The Needs Of The Emerging Generation“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Harris, 2006, S.27

2.4.3 Gründungsgeschehen und Wirtschaftsentwicklung

Die Intensität von Gründungen und Stilllegungen von Betrieben und Unternehmen spielt im Wirtschaftsentwicklungsprozess eine wichtige Rolle, wobei insbesondere die Gründungen mit einer positiven Entwicklungsdynamik (z.B. durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, technischer Forschritt etc.) in Verbindung gebracht werden. Die Funktionsfähigkeit der Märkte und ein funktionierender Wettbewerb werden dabei wesentlich von der Zahl der neu gegründeten Wirtschaftseinheiten in diesem Markt beeinflusst. Stilllegungen und Liquidationen werden in Deutschland hingegen eher mit der negativen Vorstellung eines Scheiterns sowie mit Arbeitplatzverlusten in Verbindung gebracht. Dennoch wird eine „gewisse Fluktuation des Betriebs- bzw. Unternehmensbestandes“ als ein „wichtiges Kennzeichen einer dynamischen Wirtschaft“ angesehen. Gründungen fördern die Wirtschaftsentwicklung, wohingegen Stilllegungen und Liquidationen unvermeidlich sind und „Entfaltungsspielräume für nachwachsende Unternehmen“ bieten. Bereits Schumpeter (1911) bezeichnete die wirtschaftliche Entwicklung als einen Prozess „kreativer Zerstörung“, in dem die „träge gewordenen, alteingesessenen Firmen von jungen, dynamischen Unternehmen verdrängt werden“. (Fritsch et al.,2002,S.1f.)

3 Parameter der Innovations- und Gründungsintensität

Nachdem der theoretische Bezugsrahmen im vorangegangenen Kapitel gebildet wurde, werden nun die eigentlichen Parameter dargestellt und in einen internationalen Kontext gestellt. Der Autor bezieht sich dabei zu großen Teilen auf die Ergebnisse der Forschungsstudie „Innovationsindikator Deutschland 2006“ des DIW Berlin, dessen Ziel es ist, die Innovationsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich jährlich zu erfassen und zu bewerten (Werwatz et al.,2006,S.1).

3.1 Methodik

Die Messung der Innovationsintensität in einer Volkswirtschaft stellt sich insofern als schwierig heraus, als dass für ein valides Ergebnis präzise Befragungen nötig wären. Nur so könnte festgestellt werden, in welchem Umfang die Unternehmen neue Produkte und neue Verfahren erfolgreich in die Märkte einführen. Aus diesem Grund wird in der innovationsökonomischen Literatur das Gewicht auf den Input und Output von FuE-Prozessen gelegt (z.B. durch die Intensität der Patentanmeldungen). Da FuE- Ausgaben und Patente nicht automatisch zu marktrelevanten Ergebnissen führen, treffen diese Größen allein aber nicht den Kern von Innovationen. So wird von einigen Autoren der Umsatzanteil, der mit neu eingeführten Produkten erwirtschaftet wird, als Variable gewählt. (Voßkamp et al.,2006,S.15)

In Rahmen der vorliegenden Arbeit werden mittels ausschließlich sekundärer Quellen, wie wissenschaftlichen Studien und der Fachliteratur verschiedene Messgrößen (kursive Überschriften) herangezogen, um die einzelnen Einflussfaktoren beziehungsweise Parameter der Innovations- und Gründungsintensität aufzuzeigen. Darüber hinaus erfolgt eine Einstufung Deutschlands je Parameter im internationalen Kontext, so dass letztendlich eine Einschätzung der Innovationsstärke des Landes gegeben werden kann. Einen Gesamtüberblick der in dieser Diplomarbeit dargestellten Parameter bietet die Abbildung 3 auf der kommenden Seite. Darin werden sie in unternehmensinterne und -externe Parameter eingeteilt (wobei es hier durchaus zu Überschneidungen kommen kann) und den Oberbegriffen Innovationssystem (Vgl.2.4.1) und Innovationsakteure zugeordnet. Die einzelnen Parameter hängen wiederum von unterschiedlichen Messgrößen ab, die im späteren Text kursiv überschrieben sind und auf die im Folgenden eingegangen werden soll.

Abb. 3 Überblick der Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Werwatz et al., 2006, S.18, Eigene Darstellung

3.2 Status Quo der Innovations- und Gründungsintensität

In der DIW-Untersuchung „Innovationsindikator 2006“ liegt Deutschland in einer Vergleichsgruppe aus den 17 weltweit führenden Industrieländern insgesamt auf dem 7. Rang und ist damit nur durchschnittlich. (Vgl. Grafik 3 / Anhang) Die USA führen dieses Ranking gefolgt von Finnland, Schweden, Dänemark und der Schweiz an. Spanien und Italien bilden im Vergleichszeitraum 2006 das Schlusslicht und Japan, Deutschland, Großbritannien und Irland das Mittelfeld. Zusammengesetzt wird der Indikator jeweils aus den Ergebnissen der Leistungsfähigkeit des Innovationssystems und der Innovationsfähigkeit der Innovationsakteure. Die Stärke Deutschlands ist der Erfolg der heimischen Unternehmen mit technologieintensiven Produkten auf den Weltmärkten, wobei sich hier eine hohe Innovationsintensität zeigt. Stärken sind auch die verbesserte Innovationslandschaft durch den Parameter Vernetzung und die guten Ergebnisse beim Parameter Forschung, welche hauptsächlich durch positive Werte bei der Forschungsinfrastruktur und der intensiven Patenttätigkeit zustande kamen. (Vgl. Grafik 4 / Anhang) Als größte Schwäche wurde das Bildungssystem, gefolgt von mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten angegeben. Weiterhin fielen eine relativ geringe Gründungsaktivität sowie eine teilweise innovations- und gründerunfreundliche Regulierung negativ ins Gewicht. Als sehr nachteilig für die Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland hat sich auch das innovationsrelevante Verhalten der Bevölkerung ergeben, wobei hier insbesondere die im internationalen Vergleich sehr geringe Bereitschaft, unternehmerische Risiken einzugehen, auffällt. Auch „relativ starke Vorbehalte gegenüber der Erwerbsbeteiligung von Frauen und deren Teilnahme an Forschung und Innovation“ haben zur lediglich durchschnittlichen Platzierung Deutschlands beigetragen. Das Vertrauen der Deutschen in die Innovationsakteure ist im internationalen Vergleich eher niedrig und besonders gegenüber neuen Spitzentechnologien, wie zum Beispiel der Gentechnik, gibt es teils starke Vorbehalte. Eine grafische Übersicht der Punkteverteilung der zehn Parameter im Vergleich zur Spitzengruppe ist in Abbildung 4 auf der kommenden Seite zu sehen. (Werwatz et al.,2006,S.1f.)

Das Innovationsklima an sich hat sich in Deutschland in den vergangenen Monaten wieder etwas abgekühlt, nachdem es Mitte 2006 im Vergleich zu den Vorjahren auf 29 Punkte gestiegen war. Abzulesen ist das am quartalsweise erstellten Innovationsklima- Index des VDI, welcher durch Befragungen der Mitglieder ermittelt wird. Der Index zeigt aktuell einen Wert von 28 und liegt damit immer noch 6 Punkte höher, als vor zwei Jahren Ende 2005 (Vgl. Grafik 5 / Anhang). Grund für die Abkühlung ist laut VDI der zunehmende Mangel an Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Informatikern. Nach einer IW-Studie sehen fast die Hälfte der deutschen Unternehmen den zunehmenden Fachkräftemangel als „wichtigstes Hindernis bei der Einführung von Innovationen an“. (Kempkens (a),2006,S.116 / (b),2006,S.130 / (d),2006,S.83)

Abb. 4 Punktwerte der 10 Parameter für Deutschland und die drei Spitzenreiter beim

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Werwatz et al., 2006, S.5

Hinsichtlich der aktuellen Gründungsintensität in Deutschland zeigt sich im Moment insbesondere im Internetbereich eine kleine Wiederbelebung, auch wenn insgesamt gesehen im internationalen Vergleich nur wenig Unternehmen in Deutschland gegründet werden. Für die aktuelle Entwicklung im Internetmarkt wird immer wieder auch der Begriff „Web 2.0“ verwendet, welcher „den Neustart einer besseren Variante“ der so genannten Dot.com-Ära um die Jahrtausendwende suggerieren soll. Tatsächlich bieten fallende Internetkosten und steigende Nutzerzahlen immer neue Geschäftsmodelle, die sich im Moment auch in einer Reihe von Unternehmensgründungen widerspiegeln. Die Geschäftsmodelle basieren dabei meistens auf den weltweit 580 Mrd. USD großen Werbemarkt, wobei zurzeit lediglich vier Prozent davon auf die Online-Werbung fallen. (Hohensee et al. (a),2006,S.153ff.)

3.3 Parameter Forschung und Entwicklung

Für das quantitative und qualitative Wachstum eines Unternehmens beziehungsweise einer Volkswirtschaft sind Forschung und Entwicklungsaktivitäten „die zentrale Voraussetzung für das Hervorbringen von Innovationen und somit für Produktivitätsfortschritte und neue Produkte“.(Voßkamp et al.,2006,S.136-137) Für die Einschätzung des Forschungs- und Entwicklungspotentials eines Landes bietet sich sowohl die Betrachtung des geleisteten Inputs, als auch des Outputs an, welche mit gleicher Gewichtung in das Ergebnis eingehen sollten. Im Rahmen der DIW- Untersuchung „Innovationsindikator 2006“ hat Deutschland hier den fünften Platz (von 17) hinter Finnland, Schweden, der Schweiz und den USA eingenommen und konnte sich damit im Vorjahresvergleich um zwei Plätze verbessern. Damit wird Deutschland sowohl beim FuE-Input als auch -Output besser bewertet als im Parameter Bildung, wo das Land lediglich den 11. Platz erreichen konnte. Da Bildung aber die Vorstufe der FuE darstellt, ergibt sich daraus ableitend die Gefahr, dass die Quantität und Qualität der Forschung und Entwicklung in Deutschland mittelfristig abnimmt (Vgl. 3.9). (Werwatz et al.,2006,S.61f.)

3.3.1 Input

Der FuE-Input in einer Volkswirtschaft kann zum einen durch das zur Verfügung stehende Humankapital (Vgl. 3.9.3) und zum anderen durch die gesamten finanziellen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (Vgl. 3.4) gemessen werden. Zu diesen Aufwendungen zählen dann in der Regel auch die Kosten von Forschungstechnik, Material, Hilfspersonal und dergleichen. (Werwatz et al.,2006,S.58f.) In 2005 sind die FuE-Ausgaben in Deutschland wie schon in den Jahren davor zurückgegangen. Die privaten und öffentlichen Investitionen betrugen 2,46% des BIP (2004: 2,49% / 2003: 2,52%), so dass durch die sinkende Tendenz das Erreichen des EU-Forschungsziels bis 2010 für Deutschland unwahrscheinlich wird. Nach diesem Ziel der so genannten Lissabon-Agenda sollen dann alle FuE-Ausgaben bei mindestens drei Prozent des BIP liegen und Europa damit zum „innovativsten Wirtschaftsraum der Welt“ machen. Zwar sind die FuE-Ausgaben in 2006 Schätzungen zufolge auf 48,8 Mrd. Euro gestiegen (2005: 46,7 Mrd.), aber trotzdem wird sich der Anteil am BIP nicht erhöht haben, weil gleichzeitig auch die Wirtschaftsleistung gestiegen ist. (Tiesenhausen,2007,S.9) Die Betrachtung des für FuE zur Verfügung stehenden Humankapitals zeigt unter anderem die Bedeutung von Forschung und Entwicklung in einem Land und gibt Aufschluss über die Forschungskultur. Letztendlich können private FuE-Projekte aus der Wirtschaft und öffentliche Projekte nur durchgeführt werden, wenn dafür auch die Nachfrage nach qualifiziertem und erfahrenem Personal gedeckt ist. Dabei liefern sowohl der Anteil der Forscher an allen Beschäftigten als auch die Beschäftigtenzahl mit tertiärem Bildungsabschluss, die in wissenschaftlichen und technischen Bereichen arbeiten, aussagekräftige Messgrößen. Generell gilt, dass Innovationsprozesse zunehmend komplexer werden und damit die Innovationsintensität nur dann positiv beeinflusst werden kann, wenn ausreichend gut qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen. (Werwatz et al., 2006,S.58f.)

3.3.2 Output

Bei der Betrachtung des FuE-Outputs können sowohl quantitative, als auch qualitative Messgrößen betrachtet werden.

Quantität der Forschung und Entwicklung:

Der quantitative FuE-Output wird meist anhand der Zahl der Patente gemessen, da diese auch in der Literatur als „Ergebnis der Wissensgenerierung durch Forschung und Entwicklung“ aufgefasst werden. Dennoch stehen am Ende des FuE-Prozesses häufig, zum Beispiel aufgrund rechtlicher Regelungen oder aus finanziellen Aspekten, keine Patente, so dass diese nicht alle Varianten von Neuentwicklungen abdecken können. Zum Teil verzichten Unternehmen auch ganz bewusst auf eine Patentierung. um keine Informationen in den Patenschriften preisgeben zu müssen.(Werwatz et al.,2006,S.59) In Europa erfolgten 2002 82,4% der Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) durch Unternehmen und nur 17,6% durch den institutionellen Sektor (Staatlicher Sektor 13,8%, Hochschulsektor 1,9%, Sonstige 1,9%), was beweist, dass die Unternehmen zumindest quantitativ betrachtet den Großteil des FuE-Outputs erbringen. Führend bei den EPA-Patentanmeldungen sind dabei die USA, Deutschland und Japan. Mit 41% kamen aus Deutschland 2002 innerhalb der EU-25 die meisten Patentanträge, weit vor Frankreich (14,3%) und Großbritannien (12,1%). Betrachtet man die Patentanmeldungen je 1 Mio. Einwohner (1 Mio. Erwerbstätige) in 2002, so ergibt sich für Deutschland ein Wert von 297 (129), dicht gefolgt von Schweden mit 290 (157) und noch hinter Finnland mit 307 (143). Bei den High-Tech-Patentanmeldungen, die eine besonders hohe Innovationsintensität voraussetzen, ist in der EU-25 eine „starke regionale Konzentration festzustellen“. So kamen 2002 insgesamt 27% der High-Tech-Patentanmeldungen beim EPA aus den vier Regionen Oberbayern (DE), Ile des France (FR), Norrd-Brabant (NL) und Etelä-Suomi (FI), was darauf schließen lässt, dass das Innovationssystem dort besonders gut funktioniert. (Felix,2006,S.1ff.)

In der Grundlagenforschung, bei der in der Regel weniger Patente angemeldet werden, als in der angewandten Forschung, würde die alleinige Betrachtung der Patentanmel- dungen zu kurz kommen. Bei der Bewertung des quantitativen FuE-Outputs müssen die Ergebnisse der Grundlagenforschung aber allein deswegen schon einbezogen werden, weil sie als „Fundament der angewandten Forschung“ gelten. Daher wird in der Literatur oft die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen in Fachzeitschriften analysiert, um so Erkenntnisse für die Innovationsintensität zu gewinnen. Die hierbei verwendete Messgröße ist die Häufigkeit, mit der die Fachartikel später zitiert werden. Dafür lässt sich zum einen die Zahl der jährlichen wissenschaftlich-technischen Publikationen aus einem Land in Bezug zur Bevölkerung setzen. Zum anderen können auch die Zitierhäufigkeiten in Relation zur Anzahl der Publikationen gesetzt und dadurch Schlüsse gezogen werden.

In Deutschland wurden in der DIW-Untersuchung der quantitative FuE-Output bei den Patenten besser gewertet (Platz 5), als bei den Publikationen (Platz 8), was generell betrachtet auf eine stärker anwendungsbezogene FuE hindeutet. (Werwatz et al.,2006, S.59) In Zahlen bewertet lag der Anteil der deutschen Forscher an den gesamten internationalen Publikationen in natur-, ingenieur- und medizinwissenschaftlichen Fachzeitschriften in 2004 bei 8,4%. Damit lag das Land hinter den USA (31,4%) und Japan (9,4%) auf dem dritten Platz. (Kempkens et al.(c),2006,S.29)

- Qualität der Forschung und Entwicklung:

Der qualitative FuE-Output bezieht sich in erster Linie auf subjektive Einschätzungen von Unternehmen in Form von Befragungen. Dabei geht es im Wesentlichen um die gesamte FuE-Infrastruktur in Form der Qualität wissenschaftlicher Forschungs- institute, wie zum Beispiel der Max-Planck-Gesellschaft, und dem Angebot an wissenschaftlichen Forschungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Land. (Werwatz et al., 2006,S.56) So gilt zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Deutschland als „Schmiede für Nobelpreisträger“, da insgesamt bereits 31 Forscher des Institutes diese Auszeichnung bekommen haben. Betrachtet man den Zeitraum seit 1985, hat nur das Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus den USA mit 10 Nobelpreisträgern mehr dieser Spitzenauszeichnungen hervorgebracht, als Deutschland mit neun Nobelpreisträgern (Vgl. Grafik 6 / Anhang). Dennoch ist die MPG in der Gruppe der weltweit neun Forschungsinstitute mit den meisten Nobelpreisträgern in Naturwissenschaften und Medizin der einzige deutsche Vertreter. (Kempkens et al.(c),2006,S.29ff.) Das Erfolgsrezept dafür ist die Freiheit, mit der die MPG-Mitarbeiter forschen können, obwohl auch sie sich regelmäßigen Leistungstests und mit ihren Publikationen dem Wettbewerb der Wissenschaft stellen müssen. Bekannt ist die MPG auch für ihre Stärke in der Grundlagenforschung, in der die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, „sich kreativ und ohne Vorgaben in Neuland vorzuwagen“. Dabei haben bereits viele Forschungsergebnisse der MPG zu kommerziellen Anwendungen und Ausgründungen (sog. Spin-Offs) geführt. (Wallendorf,2006,S.26ff.)

Neben der Qualität der FuE-Infrastruktur einer Volkswirtschaft kann aber auch die FuE der Unternehmen selbst betrachtet werden. Dabei beeinflussen die Verfügbarkeit von Wissenschaftlern und Ingenieuren (Humankapital), die Innovationskapazität der Unternehmen (Bezug der neuen Technik durch Lizenzierung bzw. Imitation von Konkurrenten oder durch eigene FuE) und die FuE-Ausgaben (im Vergleich zu anderen Ländern) die Qualität der Forschung und Entwicklung in den Unternehmen eines Landes. (Werwatz et al.,2006,S.60f.) Untersuchungen von Eurostat zeigen, dass ein hohes Maß an Bruttoinlandsausgaben für FuE auch eine große Anzahl an Patentanmeldungen bewirkt. Weiterhin ergaben Analysen, dass „Patentanmeldungen aus der EU weniger Forschungsmittel erfordern als jene aus Amerika und Japan“. So kostete 2002 eine EU-Patentanmeldung beim EPA durchschnittlich 2,4 Mio. Euro an FuE-Ausgaben. US-Patente benötigten 5,3 Mio. Euro an FuE-Ausgaben und Japan 4,3 Mio. Euro, bevor ein Patent beim EPA angemeldet werden konnte. Ferner ergab eine Untersuchung der Ergebnisse der Patent Scorecard 2006, dass auch beim Patentamt der USA die europäischen Unternehmen in bestimmten Branchen die Mehrzahl der Patente anmelden (z.B. Pharma 47% der Anmeldungen, Telekommunikation 39%, Energie und Umwelt 38%). (Felix,2006,S.1ff.) Für Deutschland ergab die aktuelle DIW- Untersuchung bezüglich der FuE-Qualität einen zweiten Platz bei der Bewertung der Forschungsinfrastruktur und einen dritten Platz bei der Bewertung der eigenen FuE im Unternehmen. Im internationalen Vergleich steht die Qualität der Forschung und Entwicklung in Deutschland also sehr gut da. (Werwatz et al.,2006,S.60f.)

3.4 Parameter Finanzierung von Innovationen

Bereits für Schumpeter waren die Finanzsysteme der Volkswirtschaften, die er als „Triebkraft der ökonomischen Entwicklung“ ansah, sehr wichtig für die Generierung von Innovationen. Gerade bei risikoreichen Innovationen, wie zum Beispiel der UMTS- Technologie in der Telekommunikationsindustrie, ist der Ertrag nicht garantiert und damit auch nicht der Rückfluss der FuE-Ausgaben. Um Innovationen zu schaffen und umzusetzen sind also zum Teil große finanzielle Ressourcen und Zeit erforderlich. (O’Sullivan,2005,S.240ff.) Im Allgemeinen geht es dabei um die Frage, wie man das Kapital über das Finanzierungssystem möglichst effizient in neue Nutzungsbereiche lenken kann. Dabei gibt es die Möglichkeiten der Eigenfinanzierung (eher bei großen Unternehmen) und der Fremdfinanzierung (eher bei KMU und Neugründungen). Um die Finanzierungsbedingungen in Deutschland zu bewerten, werden dafür nur unternehmensexterne Messgrößen herangezogen, die vorrangig die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) betreffen. Für Großunternehmen üben externe Finanzierungsbedingungen in der Regel einen eher geringen Einfluss auf ihre Innovationsintensität aus. (Werwatz et al.,2006,S.62ff.)

Die DIW-Untersuchung „Innovationsindikator 2006“ bescheinigt Deutschland im internationalen Vergleich eher unterdurchschnittliche externe Finanzierungsbedingungen für Innovationen und zeigt damit einen der Schwachpunkte im deutschen Innovationssystem auf. Insgesamt erreichte das Land den 10. Platz und liegt damit lediglich im unteren Mittelfeld. Berechnet wurde dieser Wert durch die drei Messgrößen Allgemeine Finanzierungsbedingungen, Gründungsfinanzierung und Staatliche Förderung, die jeweils gleich gewichtet wurden und auf die im Folgenden näher eingegangen wird. (Werwatz et al.,2006,S.62ff.)

3.4.1 Allgemeine Finanzierungsbedingungen

Im Rahmen der DIW-Untersuchung wurden die Unternehmen zu den allgemeinen externen Finanzierungsbedingungen befragt. Sie sollten die Entwicklung des Finanz- und Bankensystems im internationalen Vergleich einschätzen und die Kreditzugangs- möglichkeiten beurteilen. Ferner wurden sie zu den Möglichkeiten einer börsenfinanzierten Liquiditätserhöhung und zur Regulierung und Transparenz des Wertpapiermarktes befragt. Deutschland erreichte bei diesen Messgrößen insgesamt den 11. Platz und liegt damit nur im unteren Mittelfeld. Immerhin scheint der Parameter Finanzierung für die deutschen Unternehmen von eher untergeordneter Bedeutung für die Innovationsintensität zu sein. Nur 18% der befragten KMU und 7% der Großunternehmen zählen ihn zu den wichtigen Standortbedingungen, da hierzulande nach wie vor ein Großteil der Innovationen durch interne Mittel (Gewinne, Cashflow, Rücklagen, etc.) finanziert wird. Diese Innenfinanzierungskraft der Unternehmen wird nach der DIW-Untersuchung mehr durch andere Standortfaktoren wie Bildung, Nachfrage und Produktionsbedingungen beeinflusst. (Werwatz et al.,2006,S.65) Dennoch haben es insbesondere die innovativen Unternehmen des deutschen Mittelstands und damit das Rückgrat der Wirtschaft schwer, an Wachstumskapital zu kommen. Zu diesen Innovationsführern zählt nach einer aktuellen Studie des Forsa- Institutes knapp ein Fünftel des Mittelstandes. Obwohl sich gerade diese Unternehmen in der Regel eng an Universitäten und Forschungseinrichtungen binden und gut funktionierende Netzwerke mit ihren Kunden und Zulieferern unterhalten, haben sie häufig Probleme, genug Kapital für die Umsetzung ihrer Ideen beziehungsweise deren spätere Markteinführung zu bekommen. Eine Studie des Bonner Institutes für Mittelstandsforschung hat ergeben, dass knapp ein Drittel der Mittelständler bereits schlechte Erfahrungen bei der Kapitalsuche für Innovationen machen mussten und die Entwicklung der Finanzierungskultur in Deutschland kritisch beurteilen. Durch die hohen Risiken der Innovationsprojekte und verschärfte Eigenkapitalvorschriften nach dem Kreditwesengesetz (Basel II) kommt eine reine Fremdkapitalfinanzierung über Kredite oft nicht infrage. So nimmt für KMU die Bedeutung von Bankkrediten auch kontinuierlich ab und immer mehr Unternehmen nutzen die Vorteile innovativer Finanzierungsformen, wie zum Beispiel Leasing, Mezzanine-Kapital (Mischform aus Eigen- und Fremdkapital), Private Equity, Factoring und Mitarbeiterbeteiligungen. (Burgmaier et al.,2007,S.91ff.)

3.4.2 Gründungsfinanzierung

Die Möglichkeiten der Gründungsfinanzierung sind nach der DIW-Untersuchung in Deutschland nach wie vor deutlich unterentwickelt und erreichen lediglich den 12. Platz (von insgesamt 17). Diese deutlichen Nachteile korrelieren mit einer relativ geringen Gründungsintensität und stellen somit eines der Hauptprobleme des deutschen Innovationssystems dar. Dabei gelten Neugründungen als einer der wichtigsten Treiber für die Innovationskraft einer Volkswirtschaft und die Gründer selbst sind zusammen mit den so genannten informellen Investoren (d.h. enge Verwandte, Freunde, Kollegen etc.) die Hauptquellen der Gründungfinanzierung. Allein informelle Investoren stellen nach dem Finanzierungsbericht des in 34 Ländern durchgeführten Global Entrepreneurship Monitors 2005 (GEM) ein Drittel des Gründungskapitals aller Neugründungen zur Verfügung und sind daher nicht zu unterschätzen. Andere Finanzierungsformen, wie das so genannte Venture Capital (VC), Risiko- oder auch Wagniskapital, kommen dabei nur für eine eher kleine Zahl der Neugründungen in betracht und spielen vorrangig in forschungsintensiven High-Tech-Unternehmen eine Rolle. OECD-Untersuchungen haben ergeben, dass gerade in diesem Bereich das VC direkt und indirekt zum Produktivitätsanstieg beiträgt, indem es die „Absorption des von Unternehmen und Forschungseinrichtungen generierten Wissens“ erleichtert und so „die wirtschaftliche Leistungskraft der Volkswirtschaft verbessert“. (Werwatz et al.,2006,S.63,66f.) Seitdem 2001 die so genannte New Economy zusammen gebrochen ist, hatten es Jungunternehmer und ebenso die Venture-Fonds allerdings schwer, an genügend Fremdkapital zu kommen . (Vgl. Grafik 8 / Anhang) Wurden von Risikokapitalgebern 2001 noch mehr als 2,5 Mrd. Euro in junge Unternehmen investiert, sind es 2006 weniger als eine Milliarde gewesen. Immerhin scheint sich die Situation aktuell nach einer Umfrage unter VC-Gesellschaften wieder leicht zu entspannen, denn knapp 60% planen in 2007 mehr Geld in Jungunternehmen zu investieren als im Jahr davor. Die aktivsten Risikokapitalgeber im deutschen Technologiebereich waren im vergangenen Jahr Holtzbrinck-Ventures, Hasso Plattner Ventures, Earlybird, TVM, Siemens Ventures und Wellington. (Vgl. Grafiken 9 & 10 / Anhang) Aber auch so genannte Business Angels spielen gerade für die Gründungsphase eine immer wichtigere Rolle in Deutschland. Jeder der im Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) organisierten privaten Kapitalgeber investierte in 2006 circa 170 Tsd. Euro in Gründungen und unterstützte diese zusätzlich auch durch seine Erfahrungen und Kontakte. Damit spielt diese Art von Gründungsfinanzierung gerade in der Phase vor der Gründung bis zur ersten Finanzierung durch VC eine wichtige Rolle. Dennoch ergeben sich Kontakte zwischen Gründern und Business Angels meist eher zufällig und werden in Deutschland noch nicht professionell gefördert. Neben den institutionellen und privaten Risikokapitalgebern haben sich in der Vergangenheit „die öffentlichen und halböffentlichen Fonds [...] zum Rückgrat der Gründerszene entwickelt.“ Dazu zählt unter anderem der High-Tech-Gründerfond, der in 2006 zum aktivsten Gründungsfinanzierer gehörte und 46 Unternehmen aus allen High-Tech-Sektoren mit durchschnittlich 700 Tsd. Euro unterstützte. (Haacke,2007, S.103f.) Aber auch für kleinere Unternehmensgründungen gibt es seit August 2006 den staatlich finanzierten so genannten Gründungszuschuss, der besonders Arbeitslosen den Übergang in eine eigene Existenz erleichtern soll. (Stricker,2006,S.164)

3.4.3 Staatliche Förderung

Mit dem 6. Platz erreicht Deutschland nach der DIW-Untersuchung bei der Bewertung der staatlichen Förderung eine deutlich bessere Position. Oft stellen Förderungen von FuE-Projekten sogar den Ausgangspunkt für die Gründung eines innovativen Unternehmens dar. Hinzu kommen Kredit- und Beteiligungsförderungen und steuerliche Förderungen privater Forschungsausgaben durch die Bundesländer. Die Möglichkeiten der Unternehmen, Kooperationen mit staatlichen Forschungsinstituten einzugehen und damit ohne große eigene Aufwendungen auf neues Wissen zugreifen zu können, kann ebenfalls als indirekte staatliche Förderung angesehen werden. Auch die Qualifizierung und Weiterbildung der Fachkräfte an staatlichen Bildungseinrichtungen ist gerade für Jungunternehmen und KMU eine essentielle Voraussetzung, um qualifiziertes Personal einstellen und für Innovationsprozesse nutzen zu können. (Werwatz et al.,2006,S.64ff.) Dennoch zeigt eine aktuelle Umfrage des IW Köln, dass 80% der staatlichen Forschungsförderung vorrangig an Großunternehmen gehen. Diese haben zwar oft die besseren Kapazitäten, um die aktuell 140 verschiedenen Förderprogramme von Bund und Ländern für sich zu nutzen, aber für die Innovationsdynamik eines Landes sind dennoch eher innovative KMU mit flachen Hierarchien und schnellen Entscheidungswegen entscheidend. Gerade diese Unternehmen sind jedoch häufig mit den zum Teil komplizierten Regelwerken der staatlichen Förderprogramme überfordert oder zählen erst gar nicht zur Zielgruppe. (Kempkens et al.(c),2006,S.31) Ohnehin ist keineswegs gesichert, dass die staatliche Förderung in Zukunft im gleichen Umfang beibehalten oder sogar ausgedehnt werden kann. Denn eine 2006 erstmals aufgestellte Eröffnungsbilanz der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat ergeben, dass die kurzfristigen und langfristigen Verbindlichkeiten des Staates sein Vermögen um circa 1.300 Mrd. übersteigen (Stichtag: 31.12.2004). Damit sind zukünftige Einnahmen bereits heute durch langfristige Verbindlichkeiten gebunden und stehen zum Beispiel nicht mehr der staatlichen FuE-Förderung zur Verfügung. (Marschall,2006,S.10) Dass sich so eine Förderung aber durchaus rentieren kann, zeigen aktuelle Beispiele aus den Forschungsfeldern der erneuerbaren Energien (z.B. Wind- und Solarkraft) und der Lasertechnik, in der Deutschland weltweit führend ist. So ist es in der Lasertechnik bisher gelungen, die öffentlichen Förderungen von mehr als einer Milliarde Euro in den letzten 20 Jahren konsequent in industrielle Anwendungen umzuwandeln. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Forschung und der Industrie, die in diesem Beispiel sehr gut funktioniert, soll mittels bundesweit 11 neu eingerichteter Kompetenznetze für Lasertechnik weiter intensiviert werden. (Kempkens (e),2006,S.119)

3.5 Parameter Umsetzung von Innovationen

Forschung und Entwicklung generieren zwar neues Wissen und sind damit die wesentliche Quelle für Inventionen, aber diese müssen im Anschluss auch in marktfähige Produkte und Prozesse umgewandelt werden, um als Innovation zu gelten. Dabei sind für den wirtschaftlichen Erfolg nicht nur erzeugtes Wissen und entwickelte Inventionen aus dem Inland von Bedeutung. Durch die zunehmende Globalisierung muss eine Volkswirtschaft auch im Ausland verfügbares Wissen und dort entwickelte Inventionen nutzen, um sie im Inland in neue Prozesse und Produkte zu integrieren. (Voßkamp et al.,2006,S.138-139) Der eigentliche Innovationsprozess ist aber erst dann beendet, wenn die Unternehmen „die neuen Produkte, Prozesse und Organisationslösungen auf den Markt bringen oder im Betrieb einführen“. Da die Messung und damit die Bewertung von Prozessinnovationen und nicht-technischen Innovationen sehr schwer ist, werden für den Vergleich mit anderen Ländern oft ausschließlich Produktinnovationen betrachtet (z.B. Messung der Innovationsoutputs). (Werwatz et al.,2006,S.73f.)

Auf der einen Seite findet in Deutschland Forschung und Entwicklung auf hohem Niveau statt, auf der anderen Seite jedoch behindern die Überregulierung (Vgl. 3.12.2) und Bürokratie (Vgl. 3.10) oftmals den Forscherdrang, so dass „jährlich tausende junge Forscher ins Ausland“ (E.L. Winnacker, Ex-Präsident der DFG) gehen. Diejenigen, die im Land bleiben, bringen zwar viele gute Forschungsergebnisse zustande, von denen allerdings nach wie vor nicht alle in marktreife Produkte umgesetzt werden. Beispiele dafür gibt es genügend in einer Reihe vom ersten Computer (Konrad Zuse) bis hin zum MP3-Standard, der zwar in Deutschland entwickelt wurde, aber insbesondere durch den US-Konzern Apple mit erfolgreichen Produkten wie dem iPod vermarktet worden ist. So hat eine aktuelle Umfrage des IW Köln ergeben, dass knapp 25% der von Unternehmen oder Forschungsinstituten angemeldeten Patente ungenutzt bleiben (entspricht knapp 100 Tsd.) und das obwohl nach Sicht der Befragten fast 50% dieser ungenutzten Patente bereits die Marktreife erreicht haben. Diese Zahlen lassen die Aussage zu, dass „in Deutschland […] ein akuter Mangel an Umsetzungskompetenz [herrscht]“ (F. Kerka, Geschäftsführer des IAI Bochum).

[...]

Ende der Leseprobe aus 123 Seiten

Details

Titel
Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität
Untertitel
in Deutschland und deren Erhöhung durch den Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen
Hochschule
Technische Hochschule Wildau, ehem. Technische Fachhochschule Wildau
Note
1,8
Autor
Jahr
2007
Seiten
123
Katalognummer
V75266
ISBN (eBook)
9783638696272
ISBN (Buch)
9783638712293
Dateigröße
2601 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Parameter, Gründungs-, Innovationsintensität
Arbeit zitieren
Diplom Betriebswirt (FH) Robert Borchel (Autor:in), 2007, Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75266

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Titel: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität



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