Die Entwicklung der Vaterrolle in der bürgerlichen Familie vom 18. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert


Hausarbeit, 2001

21 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Einleitung

Kapitel 2: Zum Rollenverständnis

Kapitel 3: Der Abstieg der traditionellen Vaterrolle

3.1. Die traditionelle Vaterrolle im 18. Jahrhundert

3.2. Die Veränderung der Ideale

3.3. Die Rolle des Vaters in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

3.4. Vergleich: Entwicklung in der Arbeiterklasse

3.5. Die Rolle des Vaters in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Kapitel 4: Die Entwicklung der Vaterrolle im 20. Jahrhundert

4.1. Die Entwicklung der Vaterrolle während der Weimarer Republik

4.2. Die Entwicklung der Vaterrolle zur Zeit des Nationalsozialismus

und des Zweiten Weltkrieges

4.3. Die Entwicklung der Vaterrolle in der Nachkriegszeit

4.4. Entwicklung der Vaterrolle in den sechziger Jahren

Kapitel 5: Abschließende Bewertung

Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kapitel 1: Einleitung

„Elternschaft ist heute eine soziale Konstruktion: Wenn sich die Bedingungen ändern, ändern sich auch die Rollen.“

Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios E. Fthenakis
Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München
- im Gespräch mit Dr. Dieter Lehner

(Online im Internet: URL: http://www.br-online.de/alpha/forum/vor9903/19990317_i.html

Stand 03.10.2001)

Schlägt man im Brockhaus unter dem Begriff ‚Familie’ nach, findet man einen Eintrag, der für den Großteil der heutigen Generation wohl als selbstverständlich erachtet wird: „... das Elternpaar mit den unselbstständigen Kindern als Einheit des Haushaltes.“ (Brockhaus 2000, S.267).

Die funktionierende Familie wird als Einheit definiert, wie auch sonst? Betrachtet man hingegen die ältere Wortbedeutung von ‚Vater’, so fällt auf, dass diesbezüglich Vorstellungen von Recht, Ordnung und Rechtsvertretung zur damaligen Zeit des 18. Jahrhunderts vorherrschten.[1]

Synonyme wie ‚Familienoberhaupt’, ‚pater familias’ oder ‚Hausherr’ waren ebenfalls alltägliche Begriffe jener Zeit, in welcher der Mann als Vater über anscheinend weitaus mehr Rechte und Privilegien als heutzutage verfügte.

Vergleicht man des weiteren Familienbilder aus damaliger mit denen der heutigen Zeit, so gelangt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass früher nicht nur andere Sitten, Kleidung und Phototechnik vorherrschten, sondern dass der Mann eine vollkommen andere Rolle als Vater spielte.

Doch wie kam es denn nun zu einer solchen Differenz? Wie entwickelte sich die Vaterrolle im Laufe der Zeit und warum entwickelte sie sich gerade so?

Die vorliegende Arbeit wird und kann nur versuchen, diese Fragen in Teilen zu beantworten. In ihrem Rahmen soll das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung der Vaterrolle innerhalb der deutschen, bürgerlichen Familie im Zuge der letzten 250 Jahre näher betrachtet werden. Denn wenn der kausale Zusammenhang ‚Änderung der Bedingungen dann Änderung der Rollen’ (vgl. einleitendes Zitat von Fthenakis, S.2) seine Richtigkeit beweisen sollte, dann würden wir es im folgenden mit einer facettenreichen Vielzahl an sich ändernden Rollenaspekten zu tun bekommen.

Speziell der Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland war keineswegs geprägt durch statische Gesellschaftsformen und stabile Außenbedingungen.

Diese Arbeit dient dazu, bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen, die das Familienleben in einem gewissen Maße beeinflussten, in Hinblick auf die Rolle des Mannes als Vater näher zu untersuchen.

Anhand ausgewählter Epochen, wie etwa die einsetzende Industrialisierung, die Weimarer Republik, der Nationalsozialismus, die Nachkriegszeit und die sechziger und siebziger Jahre, soll ihre Form der Auswirkungen auf das Familienleben, genauer auf die Rolle des Vaters, erörtert werden. Unverzichtbar ist also ebenfalls eine Darstellung der Funktion des Vaters in der jeweiligen Epoche, um einen weitläufigen Vergleich zu erzielen und somit Änderungen hervorzuheben. Als Leitwerk sei hier das Taschenbuch ‚Die deutsche Familie’ von Ingeborg Weber-Kellermann genannt.

Doch zunächst soll zum besseren Verständnis der soziologisch determinierte Begriff der Rolle im folgenden Kapitel genauer untersucht werden.

Kapitel 2: Zum Rollenverständnis

Um sich im folgenden über die weitreichende Bedeutung des Begriffs der Vaterrolle annähernd bewusst zu werden und möglichst viele Facetten in Verknüpfung mit diesem aufzuzeigen, ist es unabdingbar, den soziologisch terminierten Begriff der Rolle näher zu betrachten.

Der Begriff Rolle wird im allgemeinen definiert als „... die Summe von Erwartungen und Ansprüchen von Handlungspartnern einer Gruppe (auch Gesellschaft) an das Verhalten und das äußere Erscheinungsbild des Inhabers dieser sozialen Position.“ (Online im Internet: URL: http://www.stud.uni-hamburg.de/users/brainy/truman/referate/vater.htm Stand: 13.07.2001)

Von den Positionsinhabern wird weiterhin erwartet, dass sich aus der Erfüllung der speziellen und jeweiligen Normen regelmäßiges und in dem Sinne auch voraussehbares Verhalten ergibt, auf das sich das Verhalten anderer Menschen, die gleiche oder ähnliche Rollen innehaben, einstellen kann.[2]

Hierbei ist es wichtig, eine Unterscheidung hinsichtlich primärer und sekundärer Rollen zu treffen, dass heißt zwischen zum einen statischen und im vornherein der Person zugeschriebenen Rollen und zum anderen erworbenen und dynamischen beziehungsweise flexiblen Rollen. Im Verlauf dieser Arbeit wird deutlich, dass sich interessanterweise gerade die primäre Rolle als Vater nicht als statisch und formlos darstellt, sondern erheblich dem Wandel der Zeit und der Gesellschaft unterliegt.

In diesem Zusammenhang soll ebenfalls im Rahmen dieser Definition Augenmerk auf das mögliche Konfliktpotential gelegt werden, welches sich auf zwei Dimensionen erstrecken kann: Die Rede ist zunächst vom Intrarollenkonflikt, der sich durch die Unvereinbarkeit verschiedener Erwartungen, die an die selbe Rolle gestellt werden, beschreiben lässt. Im Gegensatz dazu problematisiert der Interrollenkonflikt Differenzen zwischen zwei oder mehreren Rollen. Nur kurz sei hier auf die elementare Bedeutung des Rollenkonflikts, sowohl intra- als auch inter-, verwiesen, die bei Betrachtung der chronologischen Entwicklung der Vaterrolle als ständiger, ungewollter Begleiter auffällt.

Dieses Kapitel soll zum besseren Verständnis als eine Art Überleitung beziehungsweise Einleitung auf das eigentliche Thema fungieren. Denn laut Definition des Begriffs der Rolle ist diese, kurzgesagt, durch äußerliche Erwartungen der Gesellschaft geprägt beziehungsweise oktroyiert. Ein Wandel innerhalb einer Gesellschaft, sei er politischen, ökonomischen, sozialen oder gar ideologischen Ursprungs, geht also mit einem parallelen Wandel der Erwartungen und der Ansprüche einher, was bedeutet, dass eine Rolle, in diesem Fall die Vaterrolle, ständigen Änderungen unterworfen war, ist und sein wird.

Kapitel 3: Der Abstieg der traditionellen Vaterrolle

Zur Zeit der in Deutschland einsetzenden industriellen Revolution fand nicht nur eine immanente Umgestaltung in der bis dato vorherrschenden Wirtschafts-, sondern ebenfalls innerhalb der Gesellschaftsordnung statt. Durch die Entstehung von sogenannten Industrierevieren und durch die Herausbildung der von starken Spannungen geprägten industriellen Gesellschaft wurden unter anderem die Siedlungsordnung sowie die gesellschaftliche Struktur grundlegend verändert.[3]

Einhergehend mit dieser wesentlichen Strukturänderung fand ebenfalls eine drastische Umgestaltung innerhalb der bis dahin streng patriarchalisch gegliederten Familie mit dem „pater familias“ an der Spitze statt. Inwiefern sich nun die bisherige Machtposition des Vaters verschob und der allgemeine Wandel der Familienstruktur mit seinen Gründen und Folgen zu betrachten ist, soll im folgenden genauer untersucht werden.

3.1.: Die traditionelle Vaterrolle im 18. Jahrhundert

Die Rolle des Mannes in der Familie dieser Zeit definiert man im allgemeinen in Begriffen des Patriarchats. Diese Betonung patriarchalischer Umstände stellt das Ergebnis bestimmter historischer Umstände dar: Die Autorität des Vaters innerhalb der Familie wurde durch die protestantische Reformation betont. Denn eine hierarchische Ordnung war von zentraler Bedeutung für das effektive Funktionieren des Haushalts. Der Vater und Ehegatte war verantwortlich für die Lenkung familiärer Aktivitäten; Frauen und Kinder unterlagen der männlichen Autorität.[4]

[...]


[1] Weber-Kellermann, Ingeborg: Die deutsche Familie. 4. Aufl. Frankfurt am Main 1978. S. 79 – 80.

[2] Vgl. Bahrdt, Hans Paul: Schlüsselbegriffe der Soziologie. 8. unver. Aufl. München 2000. S. 67.

[3] Brockhaus, F. A.: Der Brockhaus in einem Band. 9. akt., überarb. Auflage Leipzig 2000. S. 408.

[4] Weber-Kellermann, Ingeborg: Die deutsche Familie. 4. Aufl. Frankfurt am Main 1978. S. 75 –78.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Vaterrolle in der bürgerlichen Familie vom 18. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg  (Soziologie)
Note
2,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
21
Katalognummer
V7524
ISBN (eBook)
9783638147637
Dateigröße
634 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vaterrolle, Bürgertum, bürgerliche Familie, Rollen, Rolle, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert
Arbeit zitieren
Oliver Bock (Autor:in), 2001, Die Entwicklung der Vaterrolle in der bürgerlichen Familie vom 18. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7524

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