Die Geschichte der Insel Bali


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Landeskundlicher Überblick Bali

3. Das frühe Bali
3.1 Die Besiedlung Balis
3.2 Die politische Entwicklung

4. Das „neue“ Bali

5. Bali heute

6. Die Bevölkerung

7. Die balinesische Religion

8. Der balinesische Lebenszyklus

9. Zusammenfassung

10. Glossar

11. Literatur

1. Einleitung

Bali wird von seinen Einwohnern liebevoll „Pulau Detawa“, Insel der Götter, genannt. Heute ist sie in der Welt als „Schmelztiegel der Kulturen“ bekannt.

Bis ins achte Jahrhundert sind kaum historische Dokumente und Zeugnisse über die Insel Bali vorhanden. Durch jahrhundertelange Abgeschiedenheit, nicht zuletzt aufgrund der äußerst unzugänglichen Küsten rund um die Insel, konnte sich ein eigenständiges Volk mit einer ausgereiften Kultur entwickeln, die auch in Jahren der Kolonisation äußeren Einflüssen weitgehend standhielt. Die Geschichte und Entwicklung dieser Kultur soll mit Hinsicht auf die heutigen, modernen Strukturen der Insel erörtert werden.

2. Landeskundlicher Überblick

Bali ist heute eine Provinz von Indonesien und die westlichste der Kleinen Sundainseln . Sie ist 5501 Quadratkilometer groß und gehört zu Indonesien. Die Nord-Süd-Entfernung beträgt in Luftlinie beträgt 95 km, die West-Ost-Entfernung 145 km.

Im Vergleich zu anderen pazifischen Vulkaninseln ist Bali nicht allzu unterschiedlich. Man findet üppig grüne Täler, mit Palmen bewachsene Sandstrände und vorgelagerte Korallenbänke. Flüsse durchqueren die Insel. Es gibt vier Bergseen auf Bali, die die Namen Bratan, Buyan, Tambelingan und Batur tragen. Einer der Bergseen, der Batur , liegt in einer Katerpfanne, welche 450 m tief und 11 km breit ist. Über die gesamte West-Ost-Achse Balis erstreckt sich eine Gebirgskette vulkanischen Ursprungs mit über 3000 m hohen Vulkanen. Der Gebirgswall stellte lange Zeit ein erhebliches Hindernis für den kulturellen und materiellen Austausch zwischen Nord und Süd dar. Die Vulkane Agung und Batur gehören zum sogenannten Feuerring um den Pazifik. Gewaltige Ausbrüche gehören zur Geschichte der mehr als 15 Millionen Jahre alten indonesischen Vulkane. Der letzte Vulkanausbruch auf Bali fand 1963 durch den Gunung Agung seinen Weg. Nach Schätzungen kamen viertausend Inselbewohner ums Leben, und mehr als 75 000 wurden obdachlos. Zukünftig ist mit weiteren Vulkankatastrophen zu rechnen. Der Gunung Agung ist der höchste Berg der Insel und wird von den Balinesen als Sitz der Götter und Zentrum der Welt angesehen.

Auf Bali herrscht das übliche Tropenklima, d.h. es ist das ganze Jahr über fast gleichmäßig heiß, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Bali hat heute rund drei Millionen Einwohner. Davon sind 60% jünger als 18 Jahre, was auf die enorme Zuwachsrate der Bevölkerung zurückzuführen ist. Das am dichtesten besiedelte Gebiet liegt im Süden der Insel um die Hauptstadt Denpasar .

Das Landschaftsbild wird hauptsächlich durch die allseits bekannten Sawah bestimmt. Die Hauptnahrungsmittel auf Bali sind Reis, Kokos, Nüsse, Bananen, Fische sowie Früchte und Gemüse.

3. Das frühe Bali

Nach balinesischer Auffassung existierten am Anfang nur Ruhe und Dunkelheit, welche auf einmal erhellt und von einem Urknall durchdrungen wurden. Dieser symbolisierte die Schöpfung. Es ging von ihm ein mächtiges Licht aus in Form einer untrennbaren, dreiteiligen Form von Ang, Dewa Brahma, dem Schöpfer; Ung, Dewa Wischnu, dem Erhalter; und Mung, Dewa Schiwa, dem Zerstörer. Ang, Ung und Mung schufen zusammen die große Energiequelle, die die Balinesen „Gott“ nennen, und herrschten über die universellen Bereiche des unendlichen Kosmos: das hohe Reich der Götter (Bur), das mittlere Reich der Menschen (Bwah) und das niedere Reich der Dämonen (Swah). Diese dreiteilige Gliederung des Universums nennt man die balinesische Tri-loka.

Alle Geschehnisse werden auf Bali logisch und schicksalhaft, als Teil einer zyklischen universalen Ordnung, angesehen. Sie gelten als voraussehbar, solange der Mensch die geistige Balance zwischen der positiven und der negativen Kraft hält. Der vergängliche Mensch beherrscht das mittlere Reich, welches zwischen den heiligen Göttern und den bösen Dämonen steht. Über Jahrhunderte hinweg sind religiöse Symbole, Rituale und tagtägliche Handlungen entstanden, welche dazu dienen, eine Harmonie zwischen allen bekannten, opponierenden Kräften wie Leben und Tod, Stärke und Schwäche sowie Gesundheit und Krankheit zu schaffen.

Die Insel Bali ist auf die gleiche Weise wie der Kosmos in Bur, Bwah und Swah aufgeteilt ist, in drei Teile aufgespalten: die geheiligten Höhen, der Zwischenbereich und das tiefe Meer. Der Himmel gilt als Raum der Götter. Der Zwischenbereich ist der Lebensraum der Menschen, das Meer der der Dämonen. Dörfer, Häuser und sogar der menschliche Körper sind analog in drei Teile aufgeteilt.

3.1 Die Besiedlung Balis

Die erste Einwanderungswelle zu den indonesischen Inseln begann nach bisherigen Erkenntnissen etwa Mitte des dritten vorchristlichen Jahrtausends. Sprachverwandtschaften zwischen Bali, Sumatra, Lombok und dem nahe liegenden Java lassen darauf schließen, dass es verschiedene Entwicklungs- und Besiedlungsstränge gegeben haben muss.

Bali blieb bis zum achten Jahrhundert unserer Zeitrechnung von äußeren Einflüssen frei und konnte sich ohne äußere Einflüsse zu einem kulturell eigenständigem Volk mit zahlreichen Sitten und Gebräuchen entwickeln. Man vermutet, dass dadurch die bemerkenswerte Resistenz des Volkes gegenüber fremden Kulturen entstehen konnte.

Von Indien aus kamen Kaufleute, die mit indonesischen Herrschern Handel trieben. Sie mussten häufig an den Gewürzinseln auf das Drehen der Winde warten, um dann voll beladen den Rückweg anzutreten. Es wurden Handelsniederlassungen errichtet, um die Wartezeiten

zwischen den günstigen Monsunwinden zu überbrücken.

Die Besiedlung Balis erfolgte mittels Auslegerbooten aus dem ostasiatischen Raum. Dies konnte anhand der Segelmethoden und ostasiatischen Bootsformen sowie anhand der Arten der Domestizierung von Kleintieren nachgewiesen werden. Vor etwa sechs bis achttausend Jahren wanderten Küsten-Malayen aus dem ostasiatischen Festland zu, im Gegensatz zu den Proto-Malayen.

Die Balinesen und Javaner waren aus religiösen Gründen keine großen Seefahrer. Das Befahren der Gewässer, welche als Lebensraum der Dämonen gelten, wurde stets Fremden überlassen. Chinesische, indische und später auch arabische Handelsleute bauten mit der Zeit Handelsstrukturen über der indonesischen Inselwelt auf, in die Bali gegen Ende des ersten Jahrtausends miteinbezogen wurde.

Die Reiskultivierung wurde bereits 5000 v. Chr. im Süden Chinas erfunden und durch Wanderungen in mehreren Schüben über Vietnam in die indonesische Inselwelt gebracht. Saatgut und Kenntnisse über Anbaumethoden wurden gleichzeitig überliefert. Eine Gruppe ist beispielsweise 300 v. Chr. in Bali angekommen. Für das erste Jahrtausend können direkte Verbindungen zwischen Java und Bali nachgewiesen werden. Schon in den ältesten schriftlichen Dokumenten werden die Subak erwähnt. Hierbei handelt es sich um Reisbauern-Kooperativen, zu denen sich alle Bauern zusammenschlossen. Alle Reisfelder wurden von dem gleichen Bewässerungssystem gespeist.

Heute gibt es auf ganz Bali rund 1200 Subak. Jedes dieser Subak besteht aus etwa 200 Mitgliedern und bewirtschaftet eine Feldfläche von etwa 50 bis 100 Hektar.

Wann die ersten Königreiche entstanden sind, ist nicht bekannt. Der früheste schriftliche Beleg stammt aus dem Jahr 917 n. Chr. Er berichtet von einem König Warmadewa, dessen Hauptstadt in Zentral-Bali in der Nähe von Pejeng lag. Auf diesen König geht der berühmte Herrscher der Warmadewa-Dynastie, Uddayana, zurück. Er heiratete 989 die ostjavanische Prinzessin Mahendradatta. Seit dieser Heirat ist die Geschichte Balis eng mit der Ost-Javas verknüpft.

3.2 Die politische Entwicklung

Bali war bis 1284 selbstständig. Der javanische Fürst Kertanagara aus der Singasari-Dynastie setzte der Freiheit Balis ein Ende. Er nahm den letzten Sohn Erlangas, dem früheren

Herrscher Balis, der sein Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt hatte, gefangen und regierte von nun an die Insel von Java aus bis zu seinem Tod.

1343 bereitete Gaja Mada, damals Erster Minister und General von Java, der Freiheit Balis

erneut ein Ende. Von nun an war die Insel kulturell und politisch von Java abhängig. Die damals herrschende Pejeng-Dynastie wurde von der Invasionsarmee des Ministers vernichtet. Der Brahmane Sri Kresna Kapakisan wurde als König eingesetzt, außerdem wurde das javanische Verwaltungssystem eingeführt. Der Regierungssitz wechselte von Samperangan bei Gianyar nach Gelgel.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam der Islam nach Java. Viele Adelige benannten sich zu Sultanen um. Zahlreiche Angehörige des Hofes sowie hinduistische Priester und Künstler verweigerten sich dem Islam und siedelten in den folgenden Jahrzehnten nach Bali über. Dort wirkten sie als Oberschicht und Kulturträger hinduistischen Ursprungs, was dem Königreich von Gelgel einen Auftrieb verschaffte. Das heutige balinesische Kastensystem geht auf diese Übersiedler zurück. Sie bildeten die drei oberen Kasten: die Brahmanen, die Fürsten und die Krieger. Die Balinesen, größtenteils Reisbauern, wurden zur unteren Kaste erklärt. Gleichzeitig brachten die Übersiedler das Schattentheater und die Gamelanmusik nach Bali.

1550 konnte das Königreich von Gelgel wieder zu einem Reich zusammengeschmolzen werden. Es folgte das sogenannte „goldenen Zeitalters“ Balis, in dem innenpolitischer Frieden herrschte, und welcher als Nährboden für seine kulturellen Blütezeiten gilt. Die Gelgel-Dynastie erlosch Mitte des 17. Jahrhunderts. 1686 wurde Klungkung das neue Zentrum Balis. Nach und nach teilte sich Bali jedoch auf, und es entstanden mehrere Fürstentümer.

Wechselnde Bündnisse und Kriege der einzelnen Raja untereinander prägten die Geschichte Balis bis ins 19. Jahrhundert hinein. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts konnte der Gerichtshof von Klungkung institutionalisiert werden. Der Gerichtshof, vergleichbar mit der Funktion des Bundesgerichtshofes, war zuständig für die endgültige Rechtssprechung, wenn Stadt- und Dorfgemeinschaften zu keinem abschließenden Ergebnis kommen konnten.

1846 setzte die holländische Eroberung Balis ein, beginnend im Norden der Insel. Das Interesse der Holländer galt den vielzähligen Kokosplantagen und der Errichtung eines Militärstützpunktes. Schon 1846 und 1848 hatten Feldzüge in diese Region stattgefunden. Das südliche und zentrale Bali konnte sich seine Unabhängigkeit über einige Konflikte mit benachbarten Fürstentümern hinweg vorerst bewahren. 1882 wurde Singaraja die holländische Verwaltungshauptstadt der Insel. 1884 wurde Lombok, Balis Nachbarinsel, annektiert. Um die Jahrhundertwende konnten die Holländer politische Fortschritte im Süden der Insel erzielen. Bündnisse mit den mächtigen Rajas von Ubud und Karangasem konnten geschlossen werden.

Das Ziel der Holländer war es jedoch, die vollständige Kontrolle über die Insel zu erreichen und ganz Bali unter die direkte Verwaltung der niederländisch-indischen Regierung zu bringen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte der Insel Bali
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Ethnologische Fakultät)
Veranstaltung
Völker und Kulturen Asiens: Bali
Note
2,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
19
Katalognummer
V7490
ISBN (eBook)
9783638147415
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bali, Geschichte
Arbeit zitieren
Katja Kruschel (Autor:in), 2001, Die Geschichte der Insel Bali, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7490

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