Das Jahr 1945 im europäischen Kinder- und Jugendbuch

Exemplarisch aufgezeigt an "Sternkinder" von Clara Asscher-Pinkhof


Hausarbeit, 2002

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Beschäftigung mit dem Thema Holocaust in der Grundschule

2. Sternkinder
2.1 Die Autorin
2.2 Das Buch
2.3 Inhalt
2.4 Historischer Hintergrund
2.5 Faschismusverständnis
2.6 Literarische Gestaltung
2.7 Verknüpfung von Individual- und Gesellschaftsgeschichte
2.8 Entwicklung der Hauptpersonen
2.9 Adressaten
2.10 Kritische Würdigung

3. Einsatz des Buches Sternkinder im Unterricht

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Hauptseminarsarbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit und wie man Kinder in der Grundschule mit dem Thema Nationalsozialismus und Holocaust konfrontieren und es ihnen auf einfühlsame Art und Weise näher bringen kann. Schon Adorno[1] forderte 1966, dass der Holocaust in der Erziehung nach Auschwitz ein fester Bestandteil des Grundschulunterrichts sein soll. In der Realität ist der Holocaust bisher weitgehend immer noch ebenso ein Tabuthema wie Tod und Sexualität. Eltern und Lehrern[2] fällt es schwer, dem Aufklärungsanspruch gerecht zu werden und zu entscheiden, was für Kinder zumutbar ist.

Diese Arbeit gliedert sich in vier Kapitel. Im ersten Kapitel erörtern wir die Notwendigkeit für eine geleitete Auseinandersetzung mit dem Thema Holocaust in der Grundschule. Eine große Auswahl an Kinderliteratur ist dabei eine unerlässliche Unterstützung für den Unterricht und den Lernprozess, den Lehrer und die Schüler, da eine große Vielfalt der Materialien eine individuelle Herangehensweise für jeden Schüler bietet. Exemplarisch für Kinderliteratur zum Thema Holocaust analysieren wir in Kapitel zwei das Kinder- und Jugendbuch Sternkinder von Clara Asscher-Pinkhof. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse beziehen wir in Kapitel drei auf Einsetzbarkeit im Unterricht und suchen nach Möglichkeiten das Thema Holocaust in der Grundschule feinfühlig und intensiv zu behandeln. Das vierte Kapitel ist ein kurzes Fazit zur vorliegenden Arbeit.

1. Beschäftigung mit dem Thema Holocaust in der Grundschule

Für viele Erwachsene ist die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema Holocaust problematisch und mit negativen Gefühlen wie Wut, Hilflosigkeit, Unverständnis, Scham, Schuldgefühlen und Trauer besetzt. Deshalb ist es für sie unvorstellbar, dass sogar Kinder im Grundschulalter damit konfrontiert werden sollen. Wie können Erziehung und Schulunterricht dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche sich diesem Thema öffnen und daraus lernen?

Erwachsene halten diese Grausamkeiten für die Kinder unzumutbar und denken, sie stellen eine Überforderung dar. Vielleicht aber spiegelt sich in den Ängsten der Erwachsenen die eigene Hilflosigkeit bei der Erziehung und der nochmaligen Auseinandersetzung mit dem Thema wider. Eine Konfrontation mit dem Nationalsozialismus einschließlich des Holocaust kann von den Eltern nicht verhindert werden. Besonders jüngere Kinder begegnen diesen so genannten Tabuthemen wesentlich offener und unbefangener als Erwachsene. Die Kinder erfahren durch die Medien, die Umwelt und Gespräche mit Familienmitgliedern und anderen Kindern bruchstückartige Informationen und Eindrücke aus dieser Zeit. Wenn man nicht mit ihnen über den Holocaust spricht und ihnen hilft, die neu gewonnenen Eindrücke richtig einzuordnen und zu verarbeiten, besteht die Gefahr, dass es zu Ängsten und Vorurteilen kommt.

Die Grundschulzeit ist eine geeignete Zeit, um mit den Schülern über das schwierige Thema Holocaust zu sprechen, da sie bedingt durch die neue Gruppensituation in der Grundschule lernen müssen, sich gegenseitig zu akzeptieren und zu respektieren. Dabei entstehen erste Wertvorstellungen von Gerechtigkeit und Solidarität bei den einzelnen Schülern. Wichtig ist hier die Förderung von Sensibilität für Minderheiten, die Akzeptanz anderer Kulturen und Glaubensrichtungen und das Wissen über Not, Verfolgung, Krieg und Tod in der Welt heute und in der Vergangenheit.

Erziehung nach Auschwitz soll eine Erziehung zur Verantwortung sein. Die Schüler sollen zu einer politischen Urteilskraft geführt werden. Eine intensive Beschäftigung mit dem Thema fördert die Demokratiefähigkeit und Mündigkeit. Daneben sind Zivilcourage, Erziehung zum Frieden, Engagement, Emanzipation, Toleranz, die Fähigkeit zur Verweigerung, Sensibilisierung gegenüber Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Machtmissbrauch sowie gewaltfreie Lösungskompetenz bei Konflikten wichtige Kompetenzen und Werte, die ein Schüler lernen muss. Diese Werte gewinnen im Anblick der Geschichte, nicht nur der des Holocaust an Bedeutung und sind somit wichtige fächerübergreifende und soziale Ziele des Unterrichts in Deutschland.

Ziel einer Beschäftigung mit dem Thema Holocaust in der Grundschule soll außerdem Solidarität mit den Opfern nach sich ziehen und mögliche Arten von passivem und aktivem Widerstand gegenüber Tätern jeglicher Gewalt aufzeigen. Daher ist die frühe und intensive Förderung von Toleranz gegenüber Minderheiten, Schwächeren und Anderen unabdingbar. Gerade die frühe Beschäftigung mit dem Thema Holocaust hilft ein differenziertes Verständnis zu erlangen und erleichtert die spätere Auseinandersetzung ohne Vorurteile und Ängste.

Ein effektiver Unterricht zum Holocaust braucht die Unterstützung der Familien. Ein solch komplexes und emotional schwieriges Thema beschäftigt die Schüler auch nach Unterrichtsschluss. Sie stellen Fragen und erwarten ehrliche Antworten von ihren Eltern und Großeltern. Eine Aufarbeitung und ein gemeinsamer Gedankenaustausch zu Hause sind daher unbedingt notwendig.

Des Weiteren kann das Thema Holocaust nicht isoliert von anderen Unterrichtsfächern getrennt behandelt werden, sondern eine fächerübergreifende Erarbeitung ist zwingend, die sich vielmehr langfristig auf die Persönlichkeitsbildung richtet. Ebenso wichtig ist die kontinuierliche Arbeit am Thema. Der Holocaust kann nicht in einer einzelnen Unterrichtseinheit thematisiert werden, sondern soll in der Schullaufbahn eines Schülers immer wieder an geeigneter Stelle aufgegriffen werden. Sicherlich kann in der Grundschule das Thema nicht in seiner historischen Tiefe und seinem gesamten Umfang behandelt werden, aber es können erste grundlegende Informationen vermittelt werden und ein wichtiger Ansatz und Beitrag zur Erziehung nach Auschwitz geleistet werden.

Eine besondere Stellung nehmen Kinder- und Jugendbücher bei der Erarbeitung des Themas Nationalsozialismus und Holocaust ein. Zu diesem Thema gibt es neben Kinder- und Jugendromanen zahlreiche Bilder- und Sachbücher, die den Schülern individuelle Zugänge bieten. Sie unterstützen den Unterricht, liefern Identifikationsfiguren und können auf kindgerechte Weise vom Holocaust erzählen. Die kindliche Erzählperspektive macht dies für Kinder und Erwachsene besonders leicht und nachvollziehbar.

2. Sternkinder

Der Autorin Clara Asscher-Pinkhof ist es gelungen, vom Alltag und der Gefühlswelt der Kinder zu erzählen und gleichzeitig die grausame Realität des Nationalsozialismus zu zeigen. Dadurch wird nicht nur die Unschuld der Kinder besonders deutlich, sondern auch die schreckliche Wirklichkeit, in der sie leben mussten.

[...]


[1] Adorno 1966: 88/90

[2] Zugunsten der leichteren Lesbarkeit wird auf Doppelbezeichnungen (männlich - weiblich ) verzichtet

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das Jahr 1945 im europäischen Kinder- und Jugendbuch
Untertitel
Exemplarisch aufgezeigt an "Sternkinder" von Clara Asscher-Pinkhof
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Grundschulpädagogik)
Veranstaltung
Das Jahr 1945 im europäischen Kinder- und Jugendbuch
Note
2,0
Autoren
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V74850
ISBN (eBook)
9783638729093
ISBN (Buch)
9783638755443
Dateigröße
451 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundschule, NS Zeit, Kinderbücher, Deutsch
Arbeit zitieren
Phyllis Wiechert (Autor:in)Bianca Heinrich (Autor:in), 2002, Das Jahr 1945 im europäischen Kinder- und Jugendbuch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74850

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