Die Verbrennung der Schriftrolle. Erläuterungen zu Jeremia 36


Seminararbeit, 2005

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Synchrone Analyse
2.1 Jeremia
2.1.1 Handlung
2.1.2 Gliederung
2.2 Personen, Orte, Zeit
2.2.1 Personen
2.2.1.1 Jeremia und Jahwe
2.2.1.2 Baruch
2.2.1.3 Jojakim
2.2.1.4 Weitere Personen
2.2.2 Orte
2.2.3 Zeit
2.3 Textsemantik
2.3.1 Wortwiederholungen und sprachliche Auffälligkeiten
2.3.2 Autorität und Wirkung des Wortes Gottes
2.3.3 Bedeutung, Inhalt und Umfang der Buchrolle

3. Diachrone Analyse
3.1 Wie der Text entstanden ist
3.1.1 Geschichtlich
3.1.2 Redaktion
3.2 Was Jer 36 über die Entstehung des Jeremiabuches aussagt
3.3 Was Jer 36 über die Entstehung prophetischer Schriften aussagt
3.4 Gattung

4. Das zentrale Thema der Schuld

5. Absichten der Erzählung

6. Abschluss

7. Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
7.2 Sekundärliteratur

1. Einleitung

Jeremia 36 ist im Jeremiabuch ein sehr wichtiges Kapitel, da es den Untergang von Juda voraussagt und besiegelt. Ich werde in meinen Ausführungen zuerst auf die Handlung, Gliederung und Personen, Orte und Zeit eingehen. Anschließend werde ich Auskünfte über Besonderheiten des Textes geben, sowie über die Bedeutung der Schriftrolle und des Gotteswortes In der diachronen Analyse folgen Entstehungsgeschichte und Redaktionskritik Weiterhin wird etwas über die Bedeutung von Jer 36 für die Entstehung des Jeremiabuches und der Prophetie gesagt und die Gattung bestimmt. Abschließend werde ich das zentrale Thema der Schuld beleuchten und die Absichten der Geschichte aufzeigen.

2. Synchrone Analyse

2.1 Jer 36

2.1.1 Handlung

Jeremia erhält im vierten Jahr des Königs Jojakim den Auftrag eine Buchrolle zu verfassen, die alle Worte des Herrn beinhalten soll, die er Jeremia über Israel, Juda und alle Völker gesagt hat um sie damit zur Umkehr zu bewegen (V.1-3). Daraufhin diktiert Jeremia Baruch alle Worte, die dieser aufschreibt und anschließend dem Volke vorlesen soll (V.4-8). Schließlich verliest Baruch diese Worte auch, und zwar im Hause des Herrn, in der Halle Gemarjas (V.9-10). Micha, der Sohn des Gemarja hört diese Worte ebenfalls und berichtet den Beamten im Königspalast davon (V.11-13). Baruch wird darauf hin von den Beamten aufgefordert die Rolle abermals zu verlesen, was Baruch dann auch tut (V.14-19). Nachdem die Rolle verlesen wurden ist und die Beamten erschrocken sind über die Worte, geben sie Jeremia und Baruch den Rat sich zu verbergen und gehen anschließend zum König, wo Jehudi die Schriftrolle ein drittes Mal verliest. Der König hört sich die Worte an, verbrennt aber nach und nach das Buch und gibt anschließend den Befehl Jeremia und Baruch verhaften zu lassen, was allerdings nicht gelingt (V.19-26). Jahwe verurteilt daraufhin den König und hält Gericht über das Volk. Anschließend erteilt er Jeremia den Auftrag eine neue Buchrolle zu verfassen, dessen Worte wiederum Baruch aufschreibt und die erweitert wird (V.27-32).

2.1.2 Gliederung

Martin Wahl gliedert das Kapitel in drei große Abschnitte mit insgesamt sieben Szenen1:

I 1. V. 1-3 Einleitung und erster Auftrag Jahwes an Jeremia zur Aufzeichnung seiner

Worte (Unheilsprophetie)

2. V. 4-8 Jeremia diktiert Baruch dem Auftrag gemäß die Gottesworte

3. V. 9-10 Baruch verliest die Schriftrolle öffentlich im Haus Jahwes

II 4. V. 11-13 Micha erstattet davon den Beamten im Palast Bericht

5. V. 14-19 Baruch verliest die Schriftrolle erneut vor den höchsten Beamten des

Reiches

6. V. 20-26 Jehudi verliest die Schriftrolle vor König Jojakim im Winterpalais, der

sie daraufhin verbrennt

III 7. V. 27-32 Erneuter Auftrag Jahwes zur Aufzeichnung seiner Worte

Artur Weiser hingegen hat das Kapitel in folgende Teile aufgeteilt2:

1. V. 1-4 Die Niederschrift
2. V. 5-10 Die Verlesung der Buchrolle
3. V. 11-13 Der Eindruck der Verlesung
4. V. 14-20 Baruch vor dem Ministerrat
5. V. 21-26 Der König vernichtet die Buchrolle
6. V. 27-32 Die zweite Rolle. Drohung gegen Jojakim

Ernst Haag hat das Kapitel sogar nur in drei Teile aufgeteilt (V.1-8, 9-16 und 17-32).3

Ich persönlich stimme der Gliederung von Martin Wahl zu, denn sie untergliedern die Geschichte in die wichtigsten Teile und ich hätte sie ebenso gegliedert.

2.2 Personen, Orte, Zeit

2.2.1 Personen

2.2.1.1 Jeremia und Jahwe

Jeremia erhält von Jahwe den Auftrag eine Schriftrolle anzufertigen mit den Worten, die Gott ihm über alle Völker gesagt hat, seit er mit Jeremia gesprochen hat (V.2). Er gibt seinem Schreiber Baruch den Auftrag für ihn in den Tempel zu gehen und den Menschen die Worte zu verkünden, da er selber nicht dorthin kann. „Jeremia selbst ist daran ‚verhindert’, vermutlich, weil die Feindschaft der Priester [...] ihm das öffentliche Auftreten im Tempel inzwischen unmöglich gemacht hatte.“4 Nur Jeremia hat diese Erinnerungen, kein anderer außer ihm, „kein dritter hätte die kleinen unbedeutenden Details so genau berichtet, überhaupt nur so gewusst.“5 Jeremia und Jahwe treten aber in der Erzählung in den Hintergrund, sind allerdings „die von der Handlung vorausgesetzten Personen der Erzählung.“6 Außerdem ist Jeremia der einzige an den das Wort des Herrn ergeht. Die Worte Jahwes am Beginn (V.1-3) und am Schluss (V.27-31) bilden so etwas wie eine Rahmung der Erzählung.7 Das könnte man auch so deuten, dass Gott Anfang und Ende ist, Verheißung oder Mahnung und Einlösung der Versprechen, auch wenn es hier zu ungunsten von König Jojakim und dem ganzen Volk Israel ausgeht. Die Präsenz Jahwes ist aber im ganzen Kapitel zu spüren, als ob er abwartet, was geschieht und dann sein Urteil spricht.

2.2.1.2 Baruch

Baruch ist neben Jojakim die wichtigste Person der Erzählung, denn wir hatten ja bereits festgestellt, dass Jahwe und Jeremia eine hintergründige Rolle spielen. Baruch ist wie bereits erwähnt der Schreiber von Jeremia und spielte bereits vor diesem Diktat eine Rolle. (Vgl. Kap.32). Er mag das Buch geschrieben haben, da „er sich auch sonst mit Abschreiben von Büchern abgegeben und sich auf die entsprechende Kalligraphie verstanden habe.“8 Außerdem gibt es nach Wilhelm Rudolph9 keinen Zweifel daran, dass der Bericht (Jer 36) von Baruch stamme, denn er war an den Ereignissen ja entscheidend beteiligt. Hinzu kommt, dass „die genauen Zeit- (1.9) und Ortsangaben (10.12.20.22.), dazu die Fülle von Personennamen, auch bei Nebenfiguren, [...] den Augenzeugen [verraten].“10 Baruch hat schließlich den Auftrag die Schriftrolle zu verlesen. Obwohl er im Mittelpunkt steht11, und „Angesichts der gefahrvollen Verantwortung, die er mit der Übertragung der prophetischen Aufgabe auf sich genommen hat, fällt die zurückhaltende Bescheidenheit auf, mit der Baruch in fast selbstverständlicher Sachlichkeit von diesem bedeutsamen Tag seines Lebens berichtet.“12 Demut, Gehorsam und Mut kennzeichnen seine Person.

2.2.1.3 Jojakim

Jojakim regierte von 609-598 v.Chr. Er ist derjenige, der sich über das Wort Gottes hinwegsetzt. Er lässt sich die Worte der Buchrolle von Jehudi vorlesen und wirft sie nacheinander in das Kohlenbecken (V.23), wo sie verbrennen. Er lässt sich auch nicht abhalten von seinen Bediensteten (V.25), sondern ordnet sogar die Festnahme von Baruch und Jeremia an, die aber nicht vollzogen werden kann, da der Herr sie versteckt hält (V.26). Hier wird eine Verbindung zu dem König Joschija hergestellt, der die Kultreform vollzog und seine Kleider zerriss als er die Worte hörte.13 Diese Erzählung stellt eine Kontrasterzählung zu 2 Kön 22f dar.14

Der König muss außerdem ein gefürchteter König gewesen sein, denn erstens gaben die Hofbeamten Jeremia und Baruch den Rat sich zu verbergen, da sie ahnten, wie der König handeln würde und zweitens ließen sie die Rolle erst einmal vorsorglich zurück.15 Jojakim ist schließlich derjenige, den der Zorn Gottes trifft, denn es wird ihm verheißen, dass kein Nachkomme mehr auf dem Thron Davids sitzen wird (V.30). Ausschlaggebend ist, dass Gott ein letztes Angebot der Umkehr gemacht hat und alle außer dem König davon betroffen sind. Somit ist das Ende von Juda (587 v.Chr.) besiegelt gewesen.

2.2.1.4 Weitere Personen

Gemarja ist der Tempelschreiber und Sohn des ehemaligen Staatsschreibers Schafan gewesen (V.12). Artur Weiser und andere Exegeten gehen davon aus, dass er gute Beziehungen zu Jeremia gehabt hatte, denn sonst hätte die Verlesung der Buchrolle wohl kaum in der Halle Gemarjas stattgefunden.16

Micha ist der Sohn Gemarjas. „Weil er [...] von der Wichtigkeit und Dringlichkeit des von Baruch Verlesenen überzeugt ist, verlässt er den Tempelbereich und begibt sich umgehend in den Palastbezirk.“17 Dort teilte er den Hohen Beamten mit, was er soeben im Tempel gehört hatte (V.11-13).

Die Hofbeamten Elischama (der Staatsschreiber), Delaja, Elnatan, (Gemarja), Zidkija, und sonstige Beamte erfahren von Micha, was dieser gerade gehört hat. Sie sind sehr erschrocken und beschließen, es dem König zu berichten. Sie gaben außerdem Baruch und Jeremia den Rat sich zu verbergen (V.12-20) und sie halten die Schriftrolle anfangs vor dem König zurück (V.20). Delaja, Elnatan und Gemarja gelang es schließlich nicht, den König vom Verbrennen der Schriftrolle abzuhalten (V.25). Interessant ist, dass die Hofbeamten weitestgehend positiv dargestellt werden. Nur einmal wird erzählt, dass keiner sich die Kleider zerriss, als die Schriftrolle das dritte Mal vorgelesen wurde (V.24). Allerdings muss das nicht heißen, dass sie nicht betroffen waren von den Worten der Schriftrolle, denn wenn sie im Königspalast die Worte schon gehört haben, werden sie sich nicht ein zweites Mal erschrecken müssen. Außerdem ist es denkbar, dass die Beamten Angst hatten vor dem König und vor ihm nicht ihre Betroffenheit zeigen wollten, denn vielleicht hätte der König sie dann ihres Amtes enthoben oder sie anderweitig bestraft.

Jehudi ist derjenige, der die Rolle das 3. Mal vorliest, und zwar dem König (V.23).

Prinz Jerachmeёl, Seraja und Schelemja sind diejenigen, die Jeremia und Baruch verhaften wollten, aber es gelang ihnen nicht, da Gott sie verborgen hielt (V.26). Hier könnte spekuliert werden, ob sie nicht sogar auch auf Seiten von Jeremia und Baruch standen und sie nicht finden wollten. Dagegen spricht allerdings, dass geschrieben steht „aber der Herr hielt sie [Jeremia und Baruch] verborgen.“ (V.26), obwohl das allerdings nur ein indirekter Beweis dagegen ist, denn vielleicht waren sie genauso erschrocken von der Botschaft.

Das Volk hört die Worte des Herrn (V.9). An das Volk sind die Worte gerichtet, denn Gott möchte ihnen die Chance geben umzukehren von den bösen Taten und das Erbarmen des Herrn zu erflehen. Aus der späteren Geschichte erfahren wir zwar nicht, ob das Volk umgekehrt ist, aber wir erfahren, dass Juda untergegangen ist.

Wer in der Geschichte allerdings nicht genannt wird, sind die Priester, die ansonsten fast immer etwas zu sagen haben, doch hier werden sie nicht einmal erwähnt und zählen somit zum Volk.

[...]


1 Wahl, Die Entstehung der Schriftprophetie, 368.

2 Weiser, Das Buch Jeremia, 322-328.

3 Haag, Das Buch Jeremia, 145.

4 Weiser, Das Buch Jeremia, 325.

5 Duhm, Das Buch Jeremia, 291.

6 Wahl, Die Entstehung der Schriftprophetie, 378.

7 Vgl. ebd., 366.

8 Duhm, Das Buch Jeremia, 289-290.

9 Vgl. Rudolph, Jeremia, 195.

10 Ebd., 195.

11 Vgl. Weiser, Das Buch Jeremia, 324.

12 Ebd., 326.

13 Vgl. 2Kön 22,11 und Werner, Das Buch Jeremia, 115.

14 Vgl. Backhaus, Das Buch Jeremia, 466.

15 Vgl. Werner, Das Buch Jeremia, 151-152.

16 Vgl. Weiser, Das Buch Jeremia, 326.

17 Werner, Das Buch Jeremia, 111.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Verbrennung der Schriftrolle. Erläuterungen zu Jeremia 36
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V74667
ISBN (eBook)
9783638716208
ISBN (Buch)
9783638718585
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verbrennung, Schriftrolle, Erläuterungen, Jeremia
Arbeit zitieren
Sabine Rödiger (Autor:in), 2005, Die Verbrennung der Schriftrolle. Erläuterungen zu Jeremia 36, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74667

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