Stadterneuerung und -sanierung in der Altstadt von Havanna


Hausarbeit, 2006

51 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

0. Vorbemerkung

1. Einleitung
1.1 Motivation, Zielformulierung und Fragestellung
1.2 Gliederung der Arbeit

2. Die Stadt Havanna und ihre Entwicklung
2.1 Politisch- administrative Einordnung
2.2 Städtebauliche Entwicklung - Historischer Überblick:
2.2.1 Von der Gründung bis zur Unabhängigkeit
2.2.2 Die republikanische Ära:
2.2.3 Nach dem Sieg der kubanischen Revolution
2.3 Der Bezirk Habana Vieja
2.3.1 Territoriale Abgrenzung
2.3.2 Ziele der Altstadterneuerung:
2.4 Juristische Rahmenbedingungen:
2.5 Sozio- ökonomische Rahmenbedingungen

3. Planungs- Institutionen in Habana Vieja
3.1 Grupo para el Desarrollo Integral de la Capital (GDIC):
3.2 Dirección Provincial de Planificación Física, Arquitectura y Urbanismo (DPPFAU):
3.3 Die Oficina del Historiador de La Ciudad de La Habana (OHCH):
3.3.1 Entstehung und Aufgabenbereich der OHCH
3.3.2 Strukturierung und Arbeitsgebiete der Oficina del Historiador:
3.3.2.1 Physisch- materieller Raum: Rekonstruktion der Gebäude/ Bauliche Entwicklung des Stadtbezirks:
3.3.2.2 Sozialer Raum: Kultur- und Sozialwesen:
3.3.2.3 Fiskalischer Raum: Finanzierung und Verwaltung mit Kontrollfunktion

4. Fazit

IV Abkürzungsverzeichnis/ Glossar

V Literaturverzeichnis:

VI. Abbildungsverzeichnis:

- Qué liberal puede ser la ley? Ha autorizado que se alquile un cuarto, o dos si desea. Eso ayuda a resolver nuestro problema en la actualidad. El día que un ciudadano pueda tener un aparta­mento, no está viviendo en un cuarto alquilado; es una solución transitoria a una necesidad tran­sitoria. La construcción de viviendas se realiza para satisfacer una gran necesidad social y no con­stituye una actividad con fines lucrativos para el Estado. Y entonces les podremos decir a los cap­italistas: en Cuba no hay negocios con la vivienda, en Cuba no lucra nadie con la vivienda, ni empresas privadas ni el Estado.- Fidel Castro Ruíz (1985)

0. Vorbemerkung

Ausgangspunkt für diese Arbeit war ein studienbezogenes Praktikum bei der Oficina del Historiador de La Ciudad de La Habana in der Zeit vom 7. Dezember 2004 bis 1. Februar 2005. Die Interviews fanden im Rahmen meiner Praktikumstätigkeit statt. Arbeit und Recherchen in Havanna waren nur möglich, da mir KollegInnen und FreundInnen vor Ort stets Einblick in Leben, Arbeit und Geschichte ihrer Stadt gewährten. Ihnen gehört mein herzlicher Dank.

Einige Begriffe in dieser Arbeit werden ausschließlich im spanischen Original verwendet, um ihre genuine Bedeutung bei zu behalten und deutsche Entsprechungen nicht vorhan­den sind. Begriffs- Erklärungen finden sich im Glossar. Wenn möglich habe ich spanischen B eg riffen eine deutsche Entsprechung zugeordnet, um eine bessere Lesbarkeit herzustellen.

1. Einleitung

1.1 Motivation, Zielformulierung und Fragestellung

Die Altstadt von Havanna erfährt seit einigen Jahren erhöhte Aufmerksamkeit von Planerinnen, TouristInnen, den örtlichen Behörden und dem europäischen Ausland: Aus Filmen, Ausstellungen, Musikproduktionen aber auch durch internationale Symposien und Workshops zu den Themen Restaurierung und Bauerhaltung von Weltkulturerbe sowie Sozialer Stadterneuerung ist die Altstadt bekannt. Andere Stadtbezirke werden dabei oft wenig beachtet. Woran liegt dies?

Als koloniale Gründung in Mittelamerika ist Havanna nicht nur eine sehr alte Stadt, son­dern ist durch die politische Geschichte und geographische Lage besonders geprägt: Als Hauptstadt der größten Karibikinsel, als Hauptstadt des einzigen sozialistischen Landes auf dem amerikanischen Kontinent, als Stadt mit Bauten aus über 400 Jahren Besiedlungszeit und als mittelamerikanische Großstadt mit vergleichsweise wenig Über­bevölkerungsproblemen und hohem Lebensstandard.

Doch genauso wie andere Metropolen unterliegt Havanna Wandlungsprozessen; die sich verändernden politischen und sozio- ökonomischen Verhältnisse innerhalb Kubas haben starken Einfluss auf die Stadtentwicklung. So hat die Altstadtsanierung mit der Liberalisierung der sozialistischen Wirtschaftsweise und der Autonomie des Hauptakteurs, der Oficina del Historiador, enorme Fortschritte gemacht. Sie ist ein wichtiges Handlungsfeld zur zukünftigen Sicherung und Entwicklung des Baubestands ebenso wie der sozialen Verhältnisse. Wie können jedoch sozialistische Alltagswelten mit den ökonomischen Zwängen, mit zur Altstadterneuerung und -sanierung notwendigen Maßnahmen, vereinbart werden? Und sind die Altstadtprojekte ein Anfang der Produktion ungleicher Lebensverhältnisse durch Schaffung von Standortvorteilen für Wenige?

Im Folgenden soll diesen Fragen nachgegangen werden. Eine politische Positionierung bleibt dabei jeder Leserin und jedem Leser selbst überlassen.

Ziel ist es, ausgehend von den historischen, sozialen, politischen und ökonomischen Bedingungen zu einer diskursiven Bewertung der bisherigen Maßnahmen in der Altstadtsanierung zu gelangen, um zukünftige Tendenzen abschätzen zu können. Da eine umfassende Analyse und Bewertung den Rahmen dieser Arbeit übersteigt, wird ein Einblick in diese Felder gegeben und ausgehend von vorhandener Literatur, Forschungsarbeiten und Recherchen vor Ort eine Einschätzung der Sozialen Stadterneuerung von Habana Vieja vorgenommen und zur Diskussion gestellt.

1.2 Gliederung der Arbeit

Die städtischen Verhältnisse in Havanna unterscheiden sich stark von den hiesigen. Um einen Einblick und Überblick über die kubanischen Realitäten zu erlangen, ist zunächst die Stadt Havanna und ihre Entwicklung beschrieben (Kapitel 2). Die politischen Rahmenbedingungen prägen nicht nur die städtebaulichen und stadtplanerischen Belange, sondern auch die sozialen Verhältnisse. Dies hat in Kuba aufgrund des sozialis­tischen Systems eine besondere Relevanz , da es die Alltagswelten stark beeinflußt (Kapitel 2.1). Bezogen auf den Zeitraum bis zum Jahr 2005 wird neben diesen politisch­administrativen Rahmenbedingungen die städtebauliche Entwicklung der Hauptstadt dargestellt: Anhand von drei für Kuba entscheidenden Phasen (Kolonialismus, Diktatur, Revolutionsregierung) werden Prägungen und Veränderungen der baulichen und sozialen Strukturen erläutert (Kapitel 2.2).

Der Untersuchungsraum dieser Arbeit bezieht sich auf den Bezirk Habana Vieja, die Altstadt. Nach einer Vorstellung der territorialen Grenzen und der Ziele der Altstadtsanierung (Kapitel 2.3), wird in den darauf folgenden zwei Kapiteln auf die juristis­chen und sozio- ökonomischen Rahmenbedingungen eingegangen (2.4 und 2.5). Diese sind einerseits grundlegend für Entwicklungen und Ziele der Altstadtsanierung, jedoch auch immer verflochten mit gesamtstädtischen Entscheidungen.

Anhand allgemein- städtischer und bezirksspezifischer Grundlagen werden damit die Möglichkeiten und Grenzen von planerischen Entscheidungen der Erneuerung aufgezeigt. Dass die Stadtbezirk- Entwicklung in Habana Vieja nicht zentralistisch geregelt ist, wie man in einem sozialistischen Land vermuten könnte, wird in Kapitel 3 erläutert. Ein Verflechtungszusammenhang von verschiedenen Institutionen der Planung und planenden Verwaltung ist in der Altstadtsanierung aktiv. Einen großen Anteil an sowohl planerischen als auch organisatorischen Tätigkeiten hat das Amt des Stadthistorikers. Die Aufgabenbereiche und die Art ihrer Durchführung sind Hauptelemente der Sanierung und werden daher ausführlich dargestellt (Kapitel 3.3.1 und 3.3.2). Das Fazit (Kapitel 4) nimmt Bezug auf die die gegebenen generellen und spezifischen Informationen und diskutiert die möglichen Interpretationen, ob die Stadsanierung ihre politisch- programmatischen Ziele erreichen kann und ob auftretende Konflikte zu unerwünschten Folgen führen, insbeson­dere hinsichtlich eines sich schnell verändernden politischen Systems.

2. Die Stadt Havanna und ihre Entwicklung

2.1 Politisch- administrative Einordnung

Die Stadt Havanna ist Hauptstadt der Republik Kuba mit ca. 2,2 Millionen Einwohnerinnen und liegt im Nordwesten der Karibikinsel. Havanna ist eine der 15 kubanischen Provinzen, worin sich die politischen Verwaltungsbezirke in Kuba gliedern. Die Stadt umfasst 15 Stadtbezirke auf einer Fläche von 723 Quadratkilometern (siehe auch Abb. 6; nach DPPF 2002 in: Scarpaci et al. 2002: 228), wovon jedoch nur 360 Quadratkilometer als urban bezeichnet werden (Fernández 1998: 13). In der Hauptstadt leben ca. 20% der kubanis­chen Gesamtbevölkerung. (Scarpaci et al. 2002: 119, 289; Gonzales/ GDIC 1995: 25; Coyula 1986: 183).

Der im Folgenden verwendete Begriff "Havanna” bezieht sich auf die Provinz der Stadt Havanna ("La Provincia de La Ciudad de La Habana”) in Abgrenzung zur ländlich geprägten Provinz Havanna ("La Provincia de La Habana”).

Da die allgemeinen politisch- administrativen Verflechtungen in dieser Arbeit nicht von Bedeutung sind, wird auf Verwaltungs- und Regierungsaufbau in Kuba und Havanna nicht tiefer gehend eingegangen. Um jedoch die Handlungsmöglichkeiten und Beschränkungen von Akteuren in der Altstadtsanierung von Havanna verstehen zu können, ist ein Überblick notwendig: Der Staatsaufbau von Kuba als sozialistischer Republik ist zwar föderal, jedoch auf Stärkung des Gesamtstaates ausgerichtet. Aufgrund des Delegiertensystems sind der Einfluß der Massenorgansiationen und lokaler Entscheidungsträger auf Regierungsorgane wichtig (Vgl. Scarpaci et al. 2002: 191).

Jede Regierungs- und Verwaltungsinstanz ist durch die Poder Popular- Gliederung sowohl auf nationaler, provinzialer und munizipaler (Kreis/ Bezirk) Ebene vorhanden. Politische Entscheidungen werden jedoch auch auf Ebene der Nachbarschaft, des Wohnviertels und des Stadtteils vertreten durch die Delegierten der Massenorganisationen wie CDR's, UJC- Gruppen oder CTC- Stadtteilgruppen.

Die Provinzen hängen finanziell von der Nationalverwaltung ab. Während die Parlamente wenig Macht besitzen, sind die lokalen Institutionen effektiver organisiert als die politischen Gremien- Vertreter. Hinzu kommt, dass die Privatwirtschaft zunehmend Einfluß auf politis­che Entscheidungen gewinnt, da die Verwaltung aufgrund der angespannten politisch­wirtschaftlichen Lage (Blockade der USA und Wegfall der sowjetischen Handelspartner) nur über geringe finanzielle Mittel verfügt. (vgl. Scarpaci et al. 2002: 174f).

Im post- revolutionären Kuba wurden kleinflächige Verwaltungsterritorien geschaffen: Aus 7 Provinzen wurden 15 (siehe Abb. 6), aus 6 Stadtbezirken von Havanna wurden 15 Bezirke (siehe Abb. 7).

Diese Neuorganisation entsprach dem politischen Grundsatz, Entscheidungsstrukturen auf lokaler Ebene zu etablieren. Ziel war es, die Arbeit der Massenorganisationen und die Rolle lokaler Institutionen zu stärken. Havannas Stadtbezirke wurden neu geordnet unter Beachtung ihrer historischen, sozialen und ökonomischen Gegebenheiten. Die Kritik der Planerinnen am hohen Zentralisierungsgrad nach sowjetischem Vorbild spielte eine große Rolle dabei, die Stadtbezirke kleinmaßstäblich und eigenständig zu planen. (Scarpaci et al. 2002: 168ff).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Städtebauliche Entwicklung - Historischer Überblick 2.2.1 Von der Gründung bis zur Unabhängigkeit 1898

1492 landete Kolumbus als erster Europäer auf Kuba. Nachdem 1512 von den Spaniern als erste Stadt Baracoa gegründet wurde, entstand 1519 Havanna. Die ursprüngliche Lage der Stadt befand sich an der Südküste der Insel. Aufgrund von ungeeignetem Untergrund (Sumpf) und Insektenplagen wechselte die Stadtanlage bis zu ihrer heutigen Lage zweimal den Standort. 1592 erhielt Havanna das Stadtrecht. (Gonzáles Sedeno 2004: 26). Erst 1607 wurde Havanna zur Hauptstadt ernannt, war jedoch auch davor schon Gouverneurssitz. Zuvor war Santiago im Südosten der Insel die Hauptstadt von Kuba. Nach einem Angriff von französischen Korsaren, bei dem die aus Holz erbauten Häuser und Kirche nieder brannten, wurde 1558 die erste Festungsanlage, das Castillo de la Real Fuerza, gebaut. Der Wiederaufbau der Gebäude erfolgte mit nichtbrennbaren Materialien: Adobeziegeln und Steinen. (Fornet Gil 2004). Direkt neben dem Castillo wurde die Plaza de Armas (Wa ffenplatz) angelegt. Dieser Platz diente zunächst als Markt- und Exerzierplatz, auf dem aber auch politische und soziale Aktivitäten stattfanden (Paraden, Hinrichtungen). 1589 kamen die Festungsanlagen Tres Reyes del Morro (Abb. 8) und San Salavador de la Punta, an der Bahía de La Habana gelegen, hinzu. Diese sicherten fortan die Hafenmündung mit Feuerwaffen (Kanonen) und einer Eisenkette, die nachts über die Hafeneinfahrt gespannt wurde. Außerdem wurde ein Aquädukt, die Zanja Real, zur Stadtentwässerung erbaut.(Gonzales/ GDIC 1995: 8; Leal Spengler 2004: 18).

Die Strukturierung um einen zentralen Platz ist für spanische Kolonialstädte charakteris­tisch und wurde 1573 in den Neuen Westindischen Gesetzen von der Spanischen Krone gesetzlich genauso vorgeschrieben wie der schachbrettartige Straßenverlauf (Scarpaci et al. 2002: 177ff).

Havanna, wiederholt den Angriffen von Piraten ausgesetzt, entwickelt sich im Unterschied zu anderen lateinamerikanischen Städten durch satellitenartige Anlage von mehreren zen­tralen Plätzen (vgl. Abb. 9 )(Leal Spengler 2004: 18), die verschiedene Funktionen erfüllen:

_ Marktplatz (zunächst Plaza de Armas, später Plaza Vieja _ Verwaltungszentrum (Plaza de Armas)

_ Religiöses Zentrum (Plaza de San Francisco de Asís und Plaza de la Catedral)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Havanna besaß eine Schlüsselposition als letzter Hafen vor der Ozeanüberquerung für die spanische Flotte: Er diente zur Proviantaufnahme und als Umschlagplatz für Gold und Holz auf dem Weg von Mexiko zum spanischen Festland. Der Bedarf an Arbeitskräften war groß und Havanna wuchs daher schnell. So lebten Ende des 16. Jahrhunderts etwa 4.000 Menschen in der Stadt. Im Jahr 1763 stieg die Bevölkerungszahl auf 50.000 EinwohnerInnen. (Gonzales/ GDIC 1995: 8f; Gonzáles Sedeno 2004: 28).

Aus der Schlüsselposition als Hafenstadt und dem schnellen Wachstum ergeben sich charakteristische bauliche Elemente von Havanna:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

sowie Handelshäusern (Gonzales/ GDIC 1995: 8; Gonzáles Sedeño 2004: 28). Der Bevölkerungsanstieg und damit verbundener Flächenbedarf führte ab dem 18. Jahrhundert zu einer Besiedelung außerhalb der Mauern und der dicht bebauten Altstadt, vorrangig entlang der befestigten Straßen. (Gonzales/ GDIC 1995: 9; Leal Spengler 2004: 18).

Mitte/ Ende des 18. Jahrhunderts war Havanna mit 80.000 Einwohnerinnen derart gewachsen, dass die außerhalb der Stadtmauern lebende Bevölkerung die Zahl der Altstadtbewohnerinnen überstieg. Ende des 18. Jh. wurde Felipe de Fondsdeviela mit der Umgestaltung der Stadt beauftragt: Straßenbeleuchtung und Gehwege wurden eingeführt, die alten Stadtviertel umgestaltet, hygienische Baumaßnahmen ergriffen, die erste große Prachtstraße, der Paseo de Prado, außerhalb der Stadtmauern gebaut (Abb. 12). Die Plaza de Armas wurde zum politischen und Verwaltungszentrum der Stadt; der Platz wurde begrünt und umgebaut. An der einen Längsseite wurde der Palacio del Secundo Cabo errichtet. An der Stirnseite, an der vorher die Hauptkirche Havannas stand, die für diesen Zweck abgerissen wurde, wurde der Palacio de los Capitanes Generales (Sitz der spanis­chen Gouverneure) konstruiert. (Vgl. Leal Spengler 2004: 18; Gonzales/ GDIC 1995: 10f ).

1834 -1838 fand unter General Miguel Tacón eine erneute Umgestaltung wichtiger städtis­cher Bezüge statt. Für den Prado und andere große Straßen sollte ein einheitliches Straßenbild geschaffen werden. Entlang der Prachtstraßen (Prado, Calzada de Infanta, Reina) wurde die Erweiterung der Fassaden um Portales (Säulen- Arkadengänge) vorgeschrieben (Abb. 13). Die erste Eisenbahnstation wurde eröffnet, eine Prachtstraße für Militärparaden angelegt (heute: Avenida Salvador Allende) und ein Landhaus als Sommersitz für Regierungsmitarbeiter in einer weitläufigen Parkanlage in Stadtnähe errichtet (Quinta de los Molinos).

Die Stadtmauern wurden 1860 geschliffen, da Verteidigung gegen feindliche Piraten­Angriffe nicht mehr notwendig war und die Baugrundstücke der Mauern begehrt waren. Um dem unaufhaltsamen Wachstum Havannas eine Struktur zu geben, wurden 1862 die ersten formalen Baugesetze verabschiedet (Ordenanzas de Construcción para la Ciudad de La Habana y los Pueblos de sú Término) (Vgl. Scarpaci et al. 2002: 177ff). Diese schrieben Baugenehmigungen für die Errichtung von Gebäuden und Prüfung der Bauten vor. Ein Generalbebauungsplan wurde 1874 durch José de Albear y Lara erstellt, städtis­che Grünanlagen, Parks und botanische Gärten angelegt. Auf diesen Generalbebauungsplan folgen weitere Masterpläne, die sich an den jeweils vorherigen ori­entieren. (Vgl. Leal Spengler 2004: 18; Gonzales/ GDIC 1995: 10ff ).

Mit dem 19. Jahrhundert setzten auch große Veränderungen in der Sozialstruktur von Havanna ein, die sich auf die Stadtstruktur auswirkten: Wohlhabende Familien zogen aus den dicht bebauten Altstadtgebieten in außerhalb der Mauern liegende Grüngebiete. Der Stadtteil Cerro entstand als Villenviertel ebenso wie der 1859 gegründete Vorort Vedado (Vgl. Abb 14), während die Altstadt verfiel und mit sozial benachteiligten MigrantInnen immer dichter belegt wurde.

[...]

Ende der Leseprobe aus 51 Seiten

Details

Titel
Stadterneuerung und -sanierung in der Altstadt von Havanna
Hochschule
Technische Universität Hamburg-Harburg  (Städtebau und Quartiersentwicklung)
Veranstaltung
Stadterneuerung im nationalen und internationalen Kontext
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
51
Katalognummer
V74004
ISBN (eBook)
9783638897648
Dateigröße
13241 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Arbeit im Querformat.
Schlagworte
Stadterneuerung, Altstadt, Havanna, Stadterneuerung, Kontext
Arbeit zitieren
Sarah Schreiner (Autor:in), 2006, Stadterneuerung und -sanierung in der Altstadt von Havanna, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74004

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