Selbstorganisiertes Lernen und Coaching anhand des Basketball Schwerpunktfaches


Bachelorarbeit, 2007

40 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen des radikalen Konstruktivismus und der Systemtheorie
2.1 Wirklichkeit
2.1.1 Konstruieren einer Wirklichkeit
2.1.2 Wirklichkeiten 1. Ordnung
2.1.3 Wirklichkeiten 2. Ordnung
2.2 Biologische Systeme
2.3 Soziale Systeme
2.4 Kommunikation

3 Selbstorganisiertes Lernen
3.1 Was ist Selbstorganisiertes Lernen?
3.2 Anforderungen an den Lernenden
3.3 Anforderung an den Lehrenden
3.4 Vorteile des selbstorganisierten Lernens

4 Systemisches Coaching
4.1 Grundlagen des Coachingprozess
4.1.1 Ziele und Rahmen des systemischen Coachings
4.1.2 Leitlinien für das Coaching
4.1.3 Aufbau des Coachingprozesses
4.2 Methoden des Coachings
4.2.1 Fragetechniken
4.2.2 Hypothesenbildung
4.2.3 Reframing

5 Basketball Schwerpunktfach an der Universität Konstanz im Wintersemester 2005 / 2006 und Sommersemester 2006
5.1 Aufbau und Ziele des Schwerpunktfaches
5.2 Funktion der Coaches, des Dozenten und Tutors
5.3 Ablauf des Kurses
5.3.1 Teameinteilung und Themendefinition für das Schwerpunktfach
5.3.2 Teambuilding, Erstellen des Teamkodex und Rollenverteilung
5.3.3 Interventionen während des Kurses und Aufbau der Stunden
5.3.4 Evaluation der Ziele und Notenvergabe

6 Schlussbetrachtung

7 Literatur

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Überblick über die logische Struktur der Prozessphase aus Backhaus / Thommen S.158

Abbildung 2 Beispiel einer Fremd- und Selbsteinschätzung eines Teammitglieds (Quelle Auswertung TeamCoach ,Alexander Weng, Volleyball Schwerpunktfach 2004/2005)

1 Einleitung

In einer Welt, die immer schneller wird, bei der die Halbwertzeit von Wissen immer geringer wird, in der die Komplexität immer mehr steigt und die Gesellschaftsstrukturen immer mehr aufbrechen, geraten alt hergebrachte Modelle der Bildung zunehmend an ihre Grenzen und können der ständig schneller und komplexer werdenden Gesellschaft nicht mehr folgen. Die einzelnen Individuen, Schüler, Lehrer und Eltern, geraten dabei mehr und mehr in den Hintergrund und werden in ihrer Einzigartigkeit und Würde oft nicht berücksichtigt.

Diese Arbeit soll einen kurzen Überblick über ein anderes Verständnis von Lernen und eine Alternative zum fremdgesteuerten Lernen geben, die der steigenden Komplexität der Gesellschaft und auch der Würde der einzelnen Individuen Rechnung trägt.

Im zweiten Kapitel der Arbeit geht es um die theoretischen Grundlagen des radikalen Konstruktivismus und der Systemtheorie. Dies soll einen kurzen Einblick in die theoretischen Hintergründe des selbstorganisierten Lernens und des Coachings geben und auch erklären, wie wir unsere „Wirklichkeit erfinden.“

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem selbstorganisierten Lernen selber, was man darunter versteht, welche Anforderungen es an die Lehrenden und Lernenden stellt und welche Vorteile es gegenüber dem Frontalunterricht bringt.

Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem Coaching und dessen Zielen, Leitlinien und Methoden. Dieses Kapitel baut auf dem kurzen Überblick der „Grundlagen des radikalen Konstruktivismus“ auf und soll auch einen kurzen theoretischen Überblick über das systemische Coaching geben.

Im letzten Teil der Arbeit versuche ich die Anwendungsmöglichkeit des Coachings in einem selbstorganisierten Kurs an der Universität Konstanz zu zeigen, der von Herrn Dr. rer. soc. Wolfgang Klöckner und mir geleitet und nach dem Konzept des selbstorganisierten Lernens und des systemischen Coachings durchgeführt wurde.

2 Grundlagen des radikalen Konstruktivismus und der Systemtheorie

Warum systemisches Coaching?

Um zu verstehen, welche Vorteile das systemische Coaching zu anderen Methoden des „Beratens“ hat, muss man etwas zu den theoretischen Hintergründen wissen. Da allein die theoretischen Grundlagen der Systhemtheorie und die des radikalen Konstruktivismus den Rahmen dieser Arbeit mit Leichtigkeit sprengen würden, sind hier nur für den Autor wichtige Aspekte erwähnt, die dem Leser hoffentlich einen kleinen Einblick in den radikalen Konstruktivismus und die Systhemtheorie geben werden.

2.1 Wirklichkeit

Der radikale Konstruktivismus hat seine Ursprünge unter anderem in der Cybernetik und Kognitionsforschung. Er ist keine auf eine Wissenschaft beschränkte Theorie, sondern es gibt aus fast allen Wissenschaftsbereichen Vertreter dafür. Die Grundannahme im radikalen Konstruktivismus ist, dass es keine absolute, von dem beobachtenden Objekt unabhängige Wirklichkeit gibt. Wie es zu dieser Art von Wirklichkeitskonstruktion kommt, möchte ich hier etwas näher erklären.

2.1.1 Konstruieren einer Wirklichkeit

Grundlegend für ein Verständnis des radikalen Konstruktivismus ist, was er unter Wirklichkeit versteht. In der Überschrift steht bewusst „Konstruieren einer Wirklichkeit“, was schon so viel aussagt, dass es nicht eine absolute Wirklichkeit gibt und dass diese auch noch konstruiert wird. Dies widerspricht vielen geläufigen Meinungen darüber, was Wirklichkeit ist. Denn Wirklichkeit wird weitläufig als etwas Absolutes betrachtet, etwas, das vom Beobachter unabhängig ist, für alle gleich sein muss. Dass dies nicht der Fall ist, sondern etwas, das vom jeweiligen Beobachter abhängt, sollen folgende Seiten zeigen.

2.1.2 Wirklichkeiten 1. Ordnung

Wirklichkeiten 1. Ordnung sind Wirklichkeiten, die uns von unseren Sinnesorganen vermittelt werden[1]. Diese Wirklichkeiten kommen durch ein komplexes Zusammenspiel von Sinnesorganen und dem Zentralnervensystem zustande. Diese Wahrnehmung ist jedoch nicht abhängig von der Umwelt, sondern von der inneren Struktur des Systems, das für sich selber entscheidet, wie und ob es auf Umweltveränderungen reagiert, Wahrnehmung, Erkennen der Wirklichkeit, ist immer ein aktiver Prozess. „Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun“[2]. Diese Wirklichkeit 1. Ordnung ist immer abhängig von dem beobachtenden System. Das System ist nur strukturell mit der Umwelt gekoppelt und gibt durch seine innere Struktur vor, was es erkennen kann. Der Mensch kann zum Beispiel mit seinen Sinnesorganen nur Licht in einem gewissen Spektrum wahrnehmen, jedoch kein Licht im ultravioletten Bereich.

Die Wirklichkeit 1. Ordnung ist also die direkte Wahrnehmung, die jedoch von dem Beobachtenden konstruiert wird.

2.1.3 Wirklichkeiten 2. Ordnung

Wirklichkeit 2. Ordnung sind die Bedeutungen der Dinge. Auch sie werden von dem System selber konstruiert. Wir alle wissen, was eine rote Ampel beim Autofahren bedeutet: wir müssen anhalten. Wir geben der Farbe rot und der Ampel eine Bedeutung. Die Bedeutung hat jedoch nichts mit den Dingen, der Ampel und der Farbe rot, zu tun, sondern ist eine Zuschreibung von Bedeutung, also eine Konstruktion der Wirklichkeit 2. Ordnung.

Unsere Wirklichkeit ist ein Konstrukt, das beeinflusst wird durch unsere, von uns konstruierte, Wahrnehmung, und durch die Zuschreibung einer Bedeutung durch uns selbst. Die Wirklichkeit ist nichts Absolutes, sondern immer abhängig vom Beobachter, „Alles Gesagte wird von einem Beobachter gesagt“[3]

2.2 Biologische Systeme

Im Laufe der Geschichte der Biologie sind viele Definitionen des Lebendigen vorgeschlagen worden, zum Beispiel „die Chemische Zusammensetzung“, „die Fähigkeit sich zu Bewegen oder sich zu Reproduzieren“, oder eine Kombination aus mehreren dieser Fähigkeiten. Alle diese Definitionen haben gewisse Schwachpunkte: Ist etwa eine Maschine, die sich bewegen kann, aus Organischen Stoffen besteht und sich reproduziert, ein lebendiges Wesen? Humberto Maturana und Francisco Varela schlagen eine Definition des Lebendigen vor, das auf der Organisation des Objektes beruht. Ihr Vorschlag für die Definition ist die ständige Selbsterzeugung des Objektes. Sie nennen diese Organisation „autopoetische Organisation“ (griechisch autos = selbst; poiein = machen). Die Bestandteile einer autopoeitischen Einheit auf zellulärer Ebene sind in einem kontinuierlichen Netzwerk von Wechselwirkungen dynamisch miteinander verbunden, dem zellulären Metabolismus. Diese dynamischen Prozesse erzeugen ihre Bestandteile selbst, die Zelle erzeugt sich selbst, angefangen von der Zellmembran bis zu den einzelnen Zellorganellen. Alle Lebewesen haben dieselbe Organisationsform, Beziehungen zwischen den einzelnen Bestandteilen. Sie können sich jedoch in der Struktur der Bestandteile, aus was die Bestandteile bestehen, unterscheiden.

Eine autopoetische Einheit interagiert auch mit ihrer Umwelt, wobei die Konsequenz dieser Interaktion nicht von der Umwelt abhängt, sondern von der inneren Struktur der Einheit. Die Struktur der Einheit gibt vor, wie sie agiert. Nach Maturana und Varela sind lebende Systeme zwar energetisch offen, jedoch funktional und informationell geschlossen.[4] Dies nennt man funktionale Geschlosssenheit, die Zelle interagiert zwar mit der Umwelt, tauscht Energie und Moleküle aus, bestimmt jedoch selber, durch ihre Struktur, ob und wie sie dies macht. Auf diesem Vorschlag einer Definition von Leben baut auch die Systemtheorie von Niklas Luhmann, die im nachstehenden Kapitel behandelt wird.

2.3 Soziale Systeme

Soziale Systeme nach Luhmann sind selbstreferenzielle, autopoetische Systeme die sinnhaft operieren. Sie sind funktional geschlossen, das heißt, sie grenzen sich von anderen Systemen ab und bestimmen selber, was für sie sinnvoll ist, wie sie auf Umwelteinflüsse reagieren, und erzeugen sich ständig wieder von neuem. Soziale Systeme bestehen einzig und allein aus Kommunikation und sind nur strukturell mit anderen Systemen gekoppelt. Die einzelnen Individuen mit ihrem psychischen System, dem Bewusstsein, gehören nicht zum System selber, sondern sind ein Teil der Umwelt des sozialen Systems. Eine interessante Kopplung ist die mit diesen psychischen Systemen, dem Bewusstsein. Beide Systeme operieren auf der Basis des Sinns und beide sind funktional geschlossen.. Man kann über Gedanken zwar kommunizieren, aber sie nicht direkt austauschen. Genauso kann man anhand einer Kommunikation nicht feststellen, was ein anderer denkt. Trotz allem sind die beiden Systeme auf einander angewiesen. Ohne ein Bewusstsein gibt es keine Kommunikation, und das Bewusstsein ist abhängig von der Kommunikation. Jedoch sind die Regeln, nach denen das System handelt, unabhängig vom Bewusstsein der teilnehmenden Individuen. Nur das System selber entscheidet, welche Regeln es hat und wie es auf Umwelteinflüsse reagiert.[5]

2.4 Kommunikation

Kommunikation im systemisch-konstruktivistischen Sinn sind die Beziehungen zwischen Organismen, im weiteren Sinne, also Zellen, Organen, Tieren, Menschen, Parteien, Nationen usw.[6] Nach Watzlawick gelten für die Kommunikation folgende Axiome:

- „Mann kann nicht nicht kommunizieren.“[7] Jede Handlung ist Kommunikation, auch wenn ich nichts mache, wird das von dem Kommunikationspartner interpretiert und ist deswegen auch Kommunikation.
- „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.“[8] Jedes Gespräch mit einer anderen Person hat immer einen Inhaltsaspekt und einen Beziehungsaspekt. Der Inhaltsaspekt transportiert Informationen, der Beziehungsaspekt gibt an, wie diese Informationen zu interpretieren sind.
- „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“[9] Ein gutes Beispiel für das obige Axiom sind Streitigkeiten zwischen kleinen Kindern oder Ehepartnern, bei denen es darum geht, wer angefangen hat. Jeder sagt über den anderen aus, dass dieser angefangen habe, und jeder hat auch einen guten Grund, aus seiner Sicht. Dabei hat der eigentlich aktuelle Streit nichts mehr mit den Ursprüngen zu tun. Jeder hat natürlich aus seiner Sicht Recht, da jeder eine Handlung des anderen als Grundlage für seine Handlung sieht. Auf dem gleichen Prinzip beruhte auch das Wettrüsten zwischen den zwei Weltmächten Amerika und der Sowjet-Union.
- „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.“[10] Dieses Axiom gibt an, dass, wie sich eine Kommunikation entwickelt, von der Beziehung zwischen den zwei Partnern abhängt. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Körperhaltung zwischen Gesprächspartnern. Ist die Kommunikation symmetrisch, nehmen die beiden Partner meist auch ähnliche Körperhaltungen ein. Ist sie jedoch komplementär, nehmen beide meist verschiedene Körperhaltungen ein.

Diese Axiome von Watzlawick verweisen darauf, dass man Kommunikation nicht als ein bloßes Übertragen von Informationen bezeichnen kann, bei dem der Sender bestimmt, was der Empfänger verstehen muss. Eher ist es umgekehrt: der Empfänger bestimmt, was er versteht. Er konstruiert also eine Wirklichkeit 1. und 2. Ordnung, abhängig davon, was er wahrnimmt und welche Bedeutung er der Information zuschreibt. Jeder kennt es, wenn man in einem Gespräch seine eigenen inneren Dialoge weiterspinnt und deswegen nicht wahrnimmt, was der Gesprächspartner sagt. Aus den Axiomen von Watzlawick folgt, dass Missverstehen der Normalfall ist, denn der Sender weiß ja nicht, was der Empfänger versteht.

3 Selbstorganisiertes Lernen

Was ist selbstorganisiertes Lernen und was für Vorteile bietet es?

Dieses Kapitel versucht, diese Fragen zu beantworten und auch zu klären, welche Anforderungen es an den Lernenden und den Lehrenden stellt, und welche Vorteile es im Vergleich zu gängigen Methoden hat.

[...]


[1] Watzlawick, Paul: Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns. München, Piper Verlag Gmbh, 2005,S. 53

[2] Maturana Humberto R./ Varela Francisco J.: Der Baum der Erkenntnis. Bern und München, Scherzverlag, 1987, S. 32.

[3] Ebd., S. 32

[4] Vgl. Maturana Humberto R. / Varela Francisco J, 1987, S. 48 ff.

[5] Vgl. Schuldt Christian: Systemtheorie. Hamburg, Sabine Groenwold Verlage, 2003. S.25.

[6] Vgl. Watzlawick, Paul / H. Beavin Janet / Jackson Don D: Menschliche Kommunikation. Bern Verlag Hans Huber, 1996, S. 50 ff.

[7] Ebd., S. 53 .

[8] Ebd., S. 56.

[9] Watzlawick, u. a. .1996, S. 70.

[10] Ebd., S. 61.

Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Selbstorganisiertes Lernen und Coaching anhand des Basketball Schwerpunktfaches
Hochschule
Universität Konstanz  (Sportwissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
40
Katalognummer
V73853
ISBN (eBook)
9783638685993
Dateigröße
661 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstorganisiertes, Lernen, Coaching, Basketball, Schwerpunktfaches
Arbeit zitieren
Alexander Weng (Autor:in), 2007, Selbstorganisiertes Lernen und Coaching anhand des Basketball Schwerpunktfaches, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73853

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