Erfolge und Grenzen der Ausländerintegration in Deutschland


Seminararbeit, 2007

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Notwendigkeit der Integration

2. Erfolge und Grenzen der Integration
2.1 Begriffsklärung
2.2 Wohnsituation und Einkommen
2.3 Aufenthalt und Staatsangehörigkeit
2.4 Bildung
2.5 Schule
2.6 Arbeitsmarkt

3. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Notwendigkeit der Integration

Seit Jahren wird in den Nachrichten immer wieder die Bevölkerungsproblematik in Deutschland thematisiert. So ist inzwischen allgemein bekannt, dass durch die sinkende Kinderzahl pro Frau das Verhältnis zwischen alten und jungen Menschen immer unausgewogener wird und die Gesamtbevölkerungszahl stetig sinkt. Laut Berechnungen der United Nations Development Divisions im Jahr 2000, könnte die sinkende Bevölkerungszahl in Deutschland nur konstant gehalten werden, wenn bis 2050 eine Nettozuwanderung von 17,8 Millionen Menschen erfolgen würde. Hierbei wird jedoch bereits von einer steigenden Kinderzahl pro Frau ausgegangen. Soll das Verhältnis der über 60jährigen zu de 20-60jährigen konstant gehalten werden, dann müssten bis zum Jahr 2050 188 Millionen Ausländer nach Deutschland zuwandern. Dies würde eine Nettozuwanderung von 3,4 Millionen Menschen pro Jahr bedeuten (vgl. Süssmuth et al. 2001). Obwohl dies die ungünstige demografische Situation in Deutschland bewältigen würde, ist diese Form der Zuwanderung tatsächlich unrealistisch und - aus arbeitsmarkt- und integrationspolitischer Sichtweise – auch unerwünscht. Trotzdem senkt die Migration in einem Land das Durchschnittsalter und verändert auch die Sozialstruktur, was wiederum eine entlastende Wirkung auf das Sozialsystem hat.

Einwanderungen haben aber auch einen Eigenwert. So gab es seit jeher – vor allem in Europa – stetige Migrationsprozesse, die durch den Austausch von Kulturen auch die europäische Geschichte prägten. Einwanderungen bereicherten die Menschen mit unverzichtbaren Errungenschaften und Erfindungen und die unterschiedlichen Traditionen, Fertigkeiten und Eigenheiten von Einheimischen und Ausländern ergänzten und bereicherten sich gegenseitig. Zusätzlich kann Migration aber auch positive Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Zuwanderung vergrößert das Arbeitskräfte- und Produktionspotential. Mit einer steigenden Arbeitsproduktivität ergibt sich auch eine höhere Wettbewerbsfähigkeit. Produktionseffekte hängen dabei im Wesentlichen von der Höhe des zusätzlichen Arbeitskräfteangebots, dessen Qualifikation, Alter, der Wirkung auf Forschungs- und Innovationsaktivitäten, dem unternehmerischen Potential und der Anpassungsfähigkeit der Zuwanderer an den wirtschaftlichen Strukturwandel, ab. Des weiteren hat in den letzten beiden Jahrzehnten die Selbstständigkeit ausländischer Personen beachtliche Beschäftigungs- und Wachstumsbeiträge erzielt (vgl. Süssmuth et al. 2001). Allerdings sind mit Migration nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren verbunden, die das Zusammenleben erschweren können. Fehlt eine erfolgreiche Integration, kann es zu einer Segregation von Gruppen ausländischer Mitbewohner kommen, die teils auch islamischer Natur sein können. Eine Vielzahl an Migranten kann aber auch zu einer Überforderung der deutschen Gesellschaft führen, so dass innerhalb der Bevölkerung die Angst vor Ghettos, wie sie in Frankreich oder den USA entstanden sind, aufkommt. Dies kann wiederum Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz aufkommen lassen. Außerdem kann die zunehmende Alterung der deutschen Bevölkerung – wie bereits erwähnt – nicht durch Zuwanderung gestoppt werden. Hinzu kommt, dass gerade in wirtschaftlich schwächeren Zeiten, bei der einheimischen Bevölkerung die irrtümliche Befürchtung auftritt, dass gerade die Migranten Arbeitsplätze wegnehmen könnten, da diese sowieso schon Mangelware sind. Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass Ausländer keine Konkurrenz darstellen, da sie meist geringer qualifiziert sind.

Die Konsequenz ist, dass von der Gesellschaft die Bedrohung so gesehen wird, jedoch die eigentliche Gefahr von der Nicht-Eingliederung von Ausländern in den Arbeitsmarkt ausgeht, da dadurch erst Probleme entstehen. Hier zeigt sich bereits, dass sich mögliche Schwierigkeiten mit Einwanderern erst durch Integration der Personen in die Aufnahmegesellschaft verringern lassen. Integration soll also die Chancen maximieren und die Gefahren minimieren. Konkret heißt das, dass Migranten zwar ihre kulturelle Identität beibehalten, aber sich auch in die Aufnahmegesellschaft einfügen sollen. Eine Unterdrückung der Herkunft erscheint daher ebenso wenig sinnvoll, wie eine Ausgrenzung der Einwanderergruppe. Denn Migranten sind bereits in Deutschland, sie besitzen teilweise bereits die deutsche Staatsangehörigkeit und vor allem kommen jährlich weitere Einwanderer hinzu. Daher muss ein Weg gefunden werden, miteinander zu leben, Ausgrenzung zu vermeiden und vor allem Integration zu fördern.

2. Erfolge und Grenzen der Ausländerintegration in Deutschland

Inwieweit die Integration in die soziale Struktur Deutschlands bereits stattgefunden hat und in welchen Bereichen immer noch erhebliche Unterschiede zwischen Deutschen und Ausländern vorhanden sind, soll im Folgenden dargestellt werden. Die Sozialstruktur, die Auskunft über die Verteilung der Bevölkerung in einem bestimmten Gebiet gibt, kann anhand mehrer Indikatoren gemessen werden. Dazu gehören insbesondere die Wohnverhältnisse, das Einkommen und die räumliche Verteilung, aber auch die Aufenthaltsdauer und die Staatsangehörigkeit. Weiterhin sind die Schul- und Berufsbildung wichtig, aber auch die Arbeitsmarktsituation. Zuerst soll jedoch geklärt werden, welche Unterschiede zwischen Ausländern bestehen und was man Allgemein unter Integration und Sozialstruktur verstehen kann.

2.1 Begriffsklärung

Allgemein werden unter Ausländern prinzipiell alle Menschen verstanden, die sich im Inland aufhalten und nicht die inländische Staatsbürgerschaft besitzen. In Deutschland sind dies des weiteren alle Personen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit nach Artikel 116 Grundgesetz besitzen. Umgangs-sprachlich werden unter Ausländern allerdings auch ein Menschen verstanden, die fremder Abstammung sind – unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Erst mit zunehmender Anpassung, die meist über Generationen andauert, wird aus einem Ausländer ein Inländer. Dies ist beispielsweise in den USA der Fall, wo Einwohner nicht nur die amerikanische Staatsangehörigkeit besitzen, sondern sich selbst auch als US-Amerikaner betrachten und gegebenenfalls noch hinzufügen, welcher Abstammung sie ursprünglich sind (vgl. N.N. 2006).

Allerdings unterscheiden sich Ausländer prinzipiell nicht nur nach der Nationalität, sondern auch nach Verweildauer, Status, Erwartungen und vor allem Motiven. So ist ein Großteil der in Deutschland lebenden Einwanderer Gastarbeiter, aber auch Saisonarbeitskräfte, Studierende, Asylsuchende, anerkannte politische Flüchtlinge und De-facto-Flüchtlinge sind zahlreich vertreten. Gastarbeiter sind Personen, die in den 1950er bis 1970er Jahren nach Deutschland im Rahmen des Gastarbeiterprogramms kamen, um die fehlenden Arbeitskräfte während des Weltwirtschaftwunders zu stellen. So war zu Beginn des besagten Programms ein Rotationsprinzip geplant. Es sollte nach einem zeitlich begrenzten Aufenthalt von zwei bis drei Jahren, die Rückkehr in die Heimat folgen. Dieses Prinzip erwies sich jedoch für die Industrie als nicht effizient, weil erfahrene Arbeitskräfte durch Unerfahrene ausgetauscht würden. So wurde mittels einer gesetzlichen Regelung die Aufenthaltserlaubnis dieser Arbeiter verlängert. Viele der Gastarbeiter blieben für immer und holten in den folgenden Jahren auch ihre Familien nach Deutschland. Bis in die 70er Jahre kamen auf diesem Weg über 5.000.000 Gastarbeiter einschließlich ihrer Familien – vorwiegend aus Italien, Spanien, dem ehemaligen Jugoslawien, Griechenland, Portugal und der Türkei – in die Bundesrepublik (vgl. Beger 2000).

Weitere ausländische Gruppierungen sind Saisonarbeitskräfte, die für einen vorübergehenden Zeitraum, also maximal neun Monate, eine Erwerbstätigkeit in dem jeweiligen Land ausüben, und Studierende, die im Normalfall nur für die Dauer ihres Studiums in der BRD verweilen.

Diese sind insbesondere von Flüchtlingen und Asylbewerbern zu unterscheiden. Asylsuchende bzw. –bewerber sind Personen, die noch keinen offiziellen Flüchtlingsstatus besitzen. Wird ihr Status anerkannt, werden sie zu politischen Flüchtlingen. Laut der Genfer Flüchtlingskonvention (Amt des hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge 1993, S.11) sind dies Personen, „die aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befinde[n], dessen Staatsangehörigkeit sie besitz[en], und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen [können] oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen [wollen]; oder die sich als Staatenlose infolge solcher Ereignisse außerhalb des Landes befinde[n], in welchem sie ihren gewöhnlichen Aufenthalt hatte[n], und nicht dorthin zurückkehren [wollen].“ Diese sind wiederum von De-facto-Flüchtlingen zu differenzieren, die keine Berechtigung zum Aufenthalt haben, aber aus rechtlichen Gründen nicht abgeschoben werden können und deshalb geduldet werden.

Problematisch erweist sich hierbei, dass Ausländer ein unscharfer Begriff ist, da es viele feine weitere Unterschiede gibt. Jedoch ist es bei all diesen Migranten – unabhängig von der jeweiligen Einwanderungsmotivation - besonders wichtig, dass sie gut in die Gesellschaft integriert werden. So besteht diese aus einer strukturellen, sozialen, kulturellen, persönlichen Dimension. Erstere bezieht sich auf die Gleichheit der sozialen und politischen Recht und die Gleichverteilung der Mitglieder unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen auf das Positionssystem der Aufnahmegesellschaft. D.h. die Dispersion dieser Gruppen auf das soziale Schichtsystem und Statuszuweisung nur nach erworbenen Merkmalen. Der Zugang zu den Primärgruppen und den sozialen Subsystemen wird durch die soziale Dimension gewährleistet. Die kulturelle Dimension stellt die En- und Akkulturation der Migranten in das gesellschaftliche Normensystem, in Rollenerwartungen und Lebensgewohnheiten, Werte und Sprache der Aufnahmegesellschaft, dar. Die Identifikation mit der Gesellschaft, der Rückgang der überdurchschnittlichen Anomie und der Restabilisierung des durch die Einwanderung destabilisierten Persönlichkeitssystems. Soziologisch betrachtet ist Integration ein zweigliedriger gesellschaftlicher Prozess: So soll zum einen eine möglichst harmonische, konfliktfreie Zueinanderordnung verschiedener Elemente (Rollen, Gruppen, Organisationen), sowohl in horizontaler (arbeitsteiliger, funktionsspezialisierter) als auch in vertikaler (herrschafts-, schichtenmäßiger) Hinsicht erreicht werden. Zum anderen ist es aber auch ein Prozess der bewusstseinsmäßigen oder erzieherischen Eingliederung bzw. Angleichung von Gruppen in bzw. an allgemein verbindliche Werte und Handlungsmuster (vgl. Bendit et al. 2000). Heutzutage erscheint dabei besonders wichtig zu sein, dass Integration als offener wechsel- und gegenseitiger Lernprozess zwischen der Bevölkerungsmehrheit und den verschiedenen Minderheiten betrachtet wird. Insgesamt setzt diese vor allem die Bereitschaft und das aktive Bemühen der Ausländer voraus, wobei trotzdem die Akzeptanz der deutschen Bevölkerung wichtig ist. Der Staat und die Gesellschaft tragen somit gleichermaßen die Mitverantwortung für eine gelungene Integration.

2.2 Wohnsituation und Einkommen

Deutschlandweit gesehen lebt der größte Teil der ausländischen Bevölkerung in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen, Berlin und den Bundesländern Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. In den neuen Bundesländern (ohne Ostberlin), in welchen Ausländerfeindlichkeit ein relativ häufiges Phänomen ist, befindet sich der geringste Anteil an Migranten mit insgesamt 320.705 Personen, davon in Brandenburg 2,6% und in Sachsen-Anhalt sogar nur 1,9%. Im Vergleich dazu leben in Westdeutschland insgesamt 6.968.444 ausländische Bürger, die in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen 10,7% oder in Niedersachsen 6,7% ausmachen (vgl. Statistisches Bundesamt 2006). Insgesamt betrachtet leben Einwanderer vorzugsweise in Städten in den großen Ballungszentren Westdeutschlands. So ist in Stuttgart, München, Mannheim, Frankfurt am Main und Offenbach jeder vierte bis fünfte Einwohner kein deutscher Staatsangehöriger. Auch bezüglich der Ansiedlungsgebiete bestehen Unterschiede hinsichtlich der Nationalitäten. So sind fast 60% aller Ausländer, die in Duisburg leben, türkischstämmig während in München vor allem Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien leben. Auch innerhalb der Städte existieren häufig Siedlungsschwerpunkte, die von ethnischen Gruppen geprägt sind. Diese entstanden bzw. entstehen meist im Zuge von Folgewanderungen. Die Konsequenz ist häufig, dass Deutsche aufgrund des wachsenden ausländischen Bevölkerungsanteils wegziehen und sich damit die Tendenz ethnischer Siedlungsschwerpunkte noch weiter verstärkt. Jedoch bieten diese Stadtteile Migranten Schutz vor Diskriminierung und Marginalisierung und stellen vor allen Neuankömmlingen vertraute Räume, in welchen sie ethnienspezifische Einrichtungen und die dementsprechende Infrastruktur vorfinden (vgl. Beger 2000; Beauftrage der Bundesregierung für Ausländerfragen 2000). Des weiteren bieten diese Siedlungsschwerpunkte die Möglichkeit zur Identifikation in dem fremden Land und fördern die „emotionale Stabilisierung in den schwierigen Phasen des Migrations- und Integrationsprozesses“ (Beger 2000, S. 63ff). Allerdings entstehen dadurch auch Nachteile, wie zum Beispiel der steigende Migrantenanteil in den Schulen, der wiederum die Bildungschancen der Kinder erschwert, aber auch die geringeren Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten mit Deutschen, die wiederum zu strukturellen Erschwernissen der Integration führen können (vgl. Beger 2000).

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Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Erfolge und Grenzen der Ausländerintegration in Deutschland
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Veranstaltung
Strukturelle und soziokulturelle Merkmale der Bevölkerung
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
28
Katalognummer
V73774
ISBN (eBook)
9783638743815
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erfolge, Grenzen, Ausländerintegration, Deutschland, Strukturelle, Merkmale, Bevölkerung
Arbeit zitieren
Claudia Rupprecht (Autor:in), 2007, Erfolge und Grenzen der Ausländerintegration in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73774

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