Geschlechtersozialisation und Widerspiegelung von Geschlechterstereotypen im Sport


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

12 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Definition Sozialisation

Definition Geschlecht

Sozialisation nach Hurrelmann

Sozialisation nach Hagemann-White

Sozialisationsaspekte nach Bilden

Beispiele der Widerspiegelung der Geschlechtsstereotypen im Sportbereich und in den

Sozialisationsinstanzen

Literaturangaben

Diese Ausarbeitung beschäftigt sich mit den Theorien der Geschlechtersozialisation und weiterführend beschäftige ich mich der Widerspiegelung der Geschlechterstereotypen in den jeweiligen Sozialisationsinstanzen.

Als Einführung in das Thema möchte ich zuerst klären was der Begriff „Sozialisation“ bedeutet und danach wird der Begriff „Geschlecht“ definiert.

Definition Sozialisation

Nach Klaus Hurrelmann ist Sozialisation „der Prozeß der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit in Abhängigkeit von und in Auseinandersetzung mit den sozialen und den dinglich-materiellen Lebensbedingungen.“[1] Im Verlauf der Sozialisation wird der Mensch zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit, so Hurrelmann. Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess indem sich das Individuum immer wieder mit den jeweiligen Lebensbedingungen auseinander setzen muss.

Aus dieser Definition geht hervor, dass durch Sozialisation die Persönlichkeit eines Menschen geprägt wird. Die Persönlichkeit ist nach Hurrelmann bestimmt durch das Zusammenspiel von Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen und Handlungskompetenzen. Diese bilden sich durch die Bewältigung von Lebensaufgaben. Sie sind somit lebensgeschichtlich beeinflusst. Das bedeutet, dass Persönlichkeitsentwicklung eine überdauernde und langfristige Veränderung der genannten Persönlichkeitsvariablen ist.[2]

Ein Mensch trifft im Laufe seines Lebens auf verschiedene Sozialisationsinstanzen. Die erste ist die Familie, aber genauso nehmen soziales Milieu, Bildungseinrichtungen wie Kindergarten, Schule, Universität, Ausbildungsbetriebe oder auch Vereine Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen.[3]

Definition Geschlecht

In der Soziologie unterscheidet man zwischen biologischem und sozialem Geschlecht. Die englischen Begriffe „Sex“ und „Gender“ sind prägnanter. „Sex“ als biologisch zugeschriebenes Geschlecht und „Gender“ als sozial konstruierte Geschlechtsrolle.

Der Begriff „Gender“ impliziert, dass Geschlechtsrollen sich nicht aufgrund der biologischen Vorraussetzungen ergeben sondern sich historisch, sozial und kulturell begründen. Vergleicht man verschiedene Kulturen dann stellt man fest, dass es große Unterschiede zwischen Männer- und Frauenrollen gibt.[4]

Ein Beispiel das kulturelle Unterschiede verdeutlicht sind Studien von Margaret Mead. Sie hat Südseekulturen untersucht und herausgefunden, dass dort typische weibliche Merkmale wie etwas Weichheit und Passivität auch für Männer galten und umgekehrt typisch männliche Attribute wie Aggressivität und Aktivität auch für Frauen. Deshalb kam sie zu der Erkenntnis, dass Geschlechtsrollen gesellschaftlich konstruiert werden.[5]

Auch andere Ansätze gehen davon aus, deshalb möchte ich im Folgenden die allgemeine Sozialisationstheorie von Hurrelmann darstellen. Danach folgen Erkenntnisse zur geschlechtsspezifischen Sozialisation von Hagemann-White.

Sozialisation nach Hurrelmann

Wie schon erwähnt ist Sozialisation nach Hurrelmann ein lebenslanger Prozess. In jeder Lebensphase vollzieht sich ein Entwicklungsschritt der die Voraussetzung für das Gelingen der nächstfolgenden Phase bildet. In frühen Sozialisationsphasen bilden sich die Sprache, das Denken und das Empfinden. Außerdem entwickelt sich das Grundmuster für soziales Verhalten und Umgangsformen. Die Familie stellt die primäre Sozialisationsinstanz dar. Unter sekundärer Sozialisationsinstanz versteht Hurrelmann die Weiterentwicklung und Veränderung der gelernten Verhaltensmuster. Dies geschieht etwa ab dem 3. Lebensjahr. Hier wird das Kind mit Verhaltensweisen in bestimmten Situationen konfrontiert. Es lernt aber auch Tabus zu verletzen. In der Familie werden soziale Normen und Werte vermittelt wie etwa Umgangsformen und Regeln, Interaktionsmuster der jeweiligen Rollen, ebenso Denkweisen, Einstellungen die in der Gesellschaft vorhanden sind. Zu letzt genanntem gehören z.B. Sitten und Bräuche. Die Kinder lernen auch ihre Bedürfnisse nicht sofort zu befriedigen und spezifische Motive für die Gesellschaft auszubilden oder zu festigen. Als Beispiel für Motive nennt Hurrelmann das Leistungsstreben oder im Allgemeinen altruistische Motive. Ein wichtiger Sozialisationschritt ist die Vermittlung von kulturellen Inhalten.[6]

Nach Hurrelmann ist der Geschlechtsrollenerwerb für beide Geschlechter unterschiedlich. Dies ergibt sich aus den Geschlechterstereotypen die in der Gesellschaft vorhanden sind. Es gibt festgelegte Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale die Frauen und Männern zugeschrieben werden. Jungen bzw. Männern wird Aktivität und Durchsetzungsvermögen zugeschrieben. Ebenfalls erwartet die Gesellschaft, dass der Mann arbeitet und eine erfolgreiche Berufskarriere durchläuft. Mädchen bzw. Frauen seien eher gefühlsbetont und müssten unterstützend handeln. Sie müssten für die Familie sorgen und die Kinder erziehen. In den letzen Jahren brechen die Rollenmuster auf aber sie dienen nach wie vor als Orientierung. Die Rollenmuster werden in der Familie aber auch in der Schule vorgelebt und führen dazu, dass Männer eher aggressive und führende Verhaltensweisen zeigen und Frauen eher gefühlsbetonte und zurückgezogene. Die Schule hat als Sozialisationsinstanz die Aufgabe die späteren Rollenanforderungen sei es die Familien-, Bürger- oder Berufsrolle vorwegzunehmen. Das hat den Sinn den Schülern auf seine Aufgaben vorzubereiten und den Übergang in neue Rollen zu vereinfachen. Wenn Individuen Anforderung und Herausforderungen bewältigen wirkt sich das positiv auf ihre Persönlichkeit, also Identität aus.[7]

Ein entscheidender Faktor im Sozialisationsprozess ist die soziale Schicht und Lebenslage die sich direkt auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen auswirkt. Die soziale Schicht lässt sich anhand der Komponenten Einkommen, Besitz, Berufsposition und Wohnsituation ausmachen. Durch Sozialisationsforschung hat sich ergeben, dass Menschen die gleiche Lebensstandards haben auch ähnliche Einstellungen, Wertvorstellungen und Verhaltensweisen aufweisen. Auch die Qualität und Dauer der Ausbildung und somit die Berufstätigkeit ist ein entscheidender Faktor bei der Persönlichkeitsentwicklung. Wenn man nun an die Familiensozialisation denkt muss sich die Berufstätigkeit der Eltern auch auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder auswirken. Dies ist der Fall weil die Eltern an ihrem Arbeitsplatz Werte und Normen wahrnehmen und entwickeln und diese ihren Kindern indirekt über Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen vermitteln.[8]

„Die Art und Weise, wie Eltern auf ihre Kinder eingehen und wie sie mit ihnen umgehen, hängt sehr stark von den langjährigen Erfahrungen am Arbeitsplatz ab.“[9]

Wenn Eltern in ihrem Beruf viel selbstständig tun und entscheiden können werden sie in der Kindererziehung auch Selbstständigkeit fördern und diese positiv belohnen. Ist das Gegenteil der Fall und Eltern haben nicht viel Entscheidungsgewalt dann werden sie auch in der Erziehung der Kinder nicht viele Freiräume zulassen. Das Umfeld der Kinder bzw. der Familie spielt ebenfalls eine Rolle. Dazu gehören materielle Voraussetzungen der Familie wie etwa Ausstattung der Wohnung, Größe, Einrichtungsqualität sowie das soziale Umfeld der Wohnung. Dabei ist natürlich wieder die finanzielle Lage der Eltern mitbestimmend, die wiederum vom Beruf abhängig ist. Ein weiterer bestimmender Faktor ist die Ausstattung des Wohngebietes mit Kindergärten, kulturellen Einrichtungen und Spielplätzen.

[...]


[1] Zit. nach Hurrelmann 1995, S. 14

[2] Vgl. Hurrelmannn ebd.

[3] Vgl. Hurrelmann 1995, S. 275

[4] Vgl. Dietzen 1993, S. 12

[5] Vgl. Dietzen 1993, S. 22

[6] Vgl. Hurrelmann 1995, S. 277ff.

[7] Vgl. Hurrelmann 1995, S. 279f.

[8] Vgl. Hurrelmann 1995, S. 181f.

[9] Zit. nach Hurrelmann 1995, S. 282

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Geschlechtersozialisation und Widerspiegelung von Geschlechterstereotypen im Sport
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Geschlechtsspezifische Aspekte des Sports
Note
bestanden
Autor
Jahr
2005
Seiten
12
Katalognummer
V73748
ISBN (eBook)
9783638734127
ISBN (Buch)
9783656456032
Dateigröße
389 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theorien, Geschlechtersozialisation, Widerspiegelung, Geschlechterstereotypen, Sport, Geschlechtsspezifische, Aspekt, Sports
Arbeit zitieren
Nadine Ratajczak (Autor:in), 2005, Geschlechtersozialisation und Widerspiegelung von Geschlechterstereotypen im Sport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73748

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