Produktionsverlagerung ins Ausland. Ein Leitfaden zur Identifikation und Überprüfung möglicher Standortfaktoren


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Standortwahl anhand von Standortfaktoren
2.1. Standortfaktoren bezüglich des Umfelds
2.1.1. Mögliche harte Standortfaktoren
2.1.2. Mögliche weiche Standortfaktoren
2.2. Standortfaktoren bezüglich des Betriebsorts
2.2.1. Mögliche harte Standortfaktoren
2.2.2. Mögliche weiche Standortfaktoren

3. Problemfelder der Produktionsverlagerung
3.1. Fehler bei der Standortwahl
3.2. Probleme bei Standorten im Ausland

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Es gibt eine Reihe von Motiven, die Unternehmen veranlassen, eine Produktionsverlagerung ins Ausland in Erwägung zu ziehen bzw. durchzuführen. Die Hauptmotive der Unternehmen sind - basierend auf mehreren Umfragen - die zu hohen Kosten der Produktionsfaktoren in Deutschland im Vergleich zu verschiedenen anderen Ländern. Hierbei nimmt der Faktor Arbeit mit Abstand die größte Position ein.

In Polen beträgt beispielsweise der Stundenlohn 3,80 Euro, in Deutschland dagegen etwa 26,55 Euro. Das entspricht einer Differenz von etwa 600%.[1] Diese Zahlen verdeutlichen, warum viele Unternehmen überlegen, eine Produktionsverlagerung ins Ausland vorzunehmen.

Laut einer Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI aus dem Jahr 2001, verfügen ein Drittel aller befragten Unternehmen über einen Produktionsstandort im Ausland. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um große Unternehmen[2]. Darunter sind aber auch einige kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu finden. Von allen befragten Unternehmen[3] hatten 16% der kleinen, 45% der mittleren Unternehmen und 85% der großen Unternehmen einen ausländischen Produktionsstandort.[4]

Bevorzugte Zielregionen für Unternehmen, die eine Produktionsverlagerung ins Ausland durchgeführt haben, sind Osteuropa, die neuen EU-Beitrittsländer sowie der Asiatische Raum.

Zwei Trends sind aus den Daten der Umfrage eindeutig abzuleiten. Je kleiner das Unternehmen, desto bedeutsamer ist für sie das Motiv Kostenersparnis und verlegen daher ihre Produktion von Deutschland primär nach Osteuropa bzw. in die neuen EU-Beitrittsländer. Begründet wird dies neben dem Kostenvorteil zusätzlich noch mit der geografischen Nähe zu Deutschland. Die Organisation und Steuerung eines Standortes in Osteuropa ist für KMU von Deutschland aus noch am ehesten möglich.[5]

Bei größeren Unternehmen ist zu erkennen, dass das Bestreben der Markterschließung außerhalb des Heimatlandes immer bedeutsamer wird und die Unternehmen ihre Produktion eher Richtung Asien verlegen.

2. Standortwahl anhand von Standortfaktoren

Ein optimal gewählter Standort trägt dazu bei, dass ein Unternehmen seine strategischen Ziele bestmöglich realisieren kann. Hierbei spielen so genannte Standortfaktoren eine Rolle.

Die passgenaue Standortwahl ist elementar und zwingend notwendig, da nur so die Möglichkeit gegeben ist, einen Standort zu finden, der für die individuellen Bedürfnisse eines Unternehmens geeignet ist. Entstehen hierbei Fehler, sind diese später meist nicht mehr zu korrigieren und das Unternehmen läuft Gefahr, die geplanten Ziele, die mit der Produktionsverlagerung erreicht werden sollen, nicht realisieren zu können. Denn, ist ein Standort erstmal ausgewählt, lässt sich dieser nur mit zusätzlichem finanziellen Aufwand wieder wechseln. Da nicht nur ein einziger Standortfaktor die Standortwahl beeinflusst, sondern eine Kombination mehrerer Faktoren, gilt es sorgfältig alle notwendigen Standort­faktoren aufzustellen, zu gewichten, zu bewerten und abzuwägen, welcher Standort mit welchen Faktoren den eigenen Ansprüchen bzw. Strategie und Marktchancen am besten genügt.

Zu jedem Standort gehören der Betriebsort und das dazugehörige Umfeld. Unter dem Betriebsort sind das betreffende Grundstück sowie die Betriebsräume zu verstehen. Das Umfeld beschreibt das weitere Einzugsgebiet für den möglichen Standort, also die Strassen, das Stadtviertel, die Stadt, die komplette Region oder aber auch den Staat.[6]

Der Betriebsort und das Umfeld müssen jeweils nach den im Vorfeld definierten Standortfaktoren untersucht werden. Welche Standortfaktoren aber letztendlich ausschlaggebend für die Auswahl eines Standortes sind, hängt immer vom Einzelfall ab. Jedes Unternehmen ist individuell und bestimmt daher eigene Faktoren, mit entsprechend unterschiedlicher Gewichtung, für die Standortwahl.

Im Folgenden findet daher nur eine beispielhafte Auflistung von Standortfaktoren statt, die für eine Produktionsverlagerung interessant sein könnten. Diese Standortfaktoren lassen sich in so genannte harte und weiche Faktoren unterteilen.

Harte Standortfaktoren lassen sich in Zahlen und Daten wiedergeben und haben einen messbaren Einfluss auf die konkrete Unternehmenstätigkeit.[7]

Weiche Standortfaktoren sind dagegen nur schwer messbar und haben häufig keinen direkten Einfluss auf die konkrete unternehmerische Tätigkeit. Sie werden häufig auch unter dem Stichwort „Lebensqualität“ zusammengefasst. Für die Arbeitsmotivation und Verfügbarkeit von Arbeitskräften können diese weichen Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Sie tragen also indirekt zu der Attraktivität eines Standortes bei.[8]

2.1. Standortfaktoren bezüglich des Umfelds

In den folgenden zwei Punkten werden Standortfaktoren aufgeführt, die im Rahmen einer Standortwahl beachtet werden sollten, um das geeignete Umfeld für die Produktionsstätte im Ausland zu finden.

2.1.1. Mögliche harte Standortfaktoren

Kundenstruktur

War das Motiv der Produktionsverlagerung unter anderem eine neue Markterschließung, ist es wichtig zu wissen, ob ausreichend potentielle Kunden für die eigenen Produkte am gewünschten Standort vorhanden sind.

Konkurrentenstruktur

Ist die Markterschließung wieder das Hauptmotiv der Produktionsverlagerung, gilt es darauf zu achten, ob es mögliche Konkurrenten am gewünschten Standort gibt und wie diese zum Beispiel bezüglich Produkte, Preis, Service, Kostenstruktur u.s.w. einzuschätzen sind.

Verfügbare Gewerbeflächen

Es ist wichtig zu wissen, ob es genügend freie und auch erschlossene Gewerbeflächen für den eigenen Produktionsbetrieb gibt. Denn ein Unternehmen darf seinen Produktionsstandort aufgrund gesetzlicher Auflagen nicht an jedem Standort betreiben. Die gesetzlichen Auflagen sollten daher im Vorfeld genauestens geprüft werden.[9]

Steuerbelastung

Steuern sind ein wesentlicher Kostenfaktor eines Unternehmens, die sich negativ auf das Betriebsergebnis niederschlagen. Daher ist genau zu prüfen, welche steuerliche Gesamtbelastung für die Produktionsstätte anfällt.

Höhe der Pachten

Ist es notwendig ein oder mehrere Gebäude zu pachten, ist zu prüfen, in welcher Höhe die Pachtgebühr inklusive Nebenkosten anfällt und wie diese im Vergleich zu anderen Standorten zu bewerten sind.

Infrastruktur

Hierbei ist darauf zu achten, in welcher Form die Infrastruktur überhaupt benötigt wird. Zu Klären ist hier zum Beispiel, welchen Anforderungen das komplette Verkehrsnetz genügen sollte, wie wichtig einem Unternehmen die Nähe zu einer Autobahn, Schienennetz, Wasserstrassen oder aber auch zu einem Flughafen ist. Im Weiteren ist die sichere Energieversorgung mit Strom, Öl, Gas oder auch alternativen Energien bei der Standortwahl zu betrachten.

[...]


[1] Vgl.: Institut der deutschen Wirtschaft in Köln: www.iwkoeln.de

[2] mehr als 500 Mitarbeiter

[3] weniger als 100 Mitarbeiter

[4] Vgl. Fraunhofer-Institut für System - Innovationsforschung: www.isi.fhg.de

[5] Vgl. Fraunhofer-Institut für System - Innovationsforschung: www.isi.fhg.de

[6] Vgl. BMWI Existenzgründer: www.existenzgruender.de/

[7] Vgl. BMWI Existenzgründer: www.existenzgruender.de/

[8] Vgl. BMWI Existenzgründer: www.existenzgruender.de/

[9] Vgl. BMWI Existenzgründer: www.existenzgruender.de

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Produktionsverlagerung ins Ausland. Ein Leitfaden zur Identifikation und Überprüfung möglicher Standortfaktoren
Hochschule
Fachhochschule Gießen-Friedberg; Standort Gießen
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V73641
ISBN (eBook)
9783638783194
ISBN (Buch)
9783638794534
Dateigröße
436 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Produktionsverlagerung, Ausland, Leitfaden, Identifikation, Standortfaktoren
Arbeit zitieren
Stefan Tripp (Autor:in), 2006, Produktionsverlagerung ins Ausland. Ein Leitfaden zur Identifikation und Überprüfung möglicher Standortfaktoren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73641

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