Rollenklischees in der Schulausbildung


Hausarbeit, 2007

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Geschlechterrollen: Einführende Bemerkungen

2. Geschlechterstereotypenforschung

3. Reproduktion von Rollenklischees im Bildungssystem
3.1. Der heimliche Lehrplan
3.2. Rollenklischees in Schulbüchern
3.3. Verstärkung stereotyper Einstelllungen und Verhaltensweisen durch schulische Interaktion

4. Abbau stereotyper Rollenerwartungen in der Schulausbildung
4.1. Weibliche Schulkarriere
4.2. Pädagogische Probleme bei der Ausbildung von Rollendistanz
4.3. Behandlung des Themas von Rollenklischees im Unterricht

5. Unterrichtsbeispiel

6. Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Geschlechterrollen: Einführende Bemerkungen

Geschlechterrollen werden in der Familie gelernt oder in den entsprechenden Institutionen der frühkindlichen Sozialisation. Durch die Identifikation mit den Eltern oder Bezugspersonen übernimmt das Kind seine weibliche oder männliche Rolle. Neben diesem primären Geschlechtsrollenlernen findet dieses Lernen auf sekundärer Ebene durch Kontakt mit Altersgruppen, freiwilligen Bildungsangeboten einschließlich Massenmedien und Institutionen des Bildungssystems statt. Die Geschlechterrolle bildet einen wesentlichen Teil der sozialen Identität des Menschen durch sie werden vom Lernenden die normativen Erwartungen eines anderen für sich selbst übernommen und internalisiert.[1] Sowohl in kritischen Untersuchungen zur Familiensoziologie als auch in der Systemtheorie werden die Geschlechterrollen vornehmlich in einer Funktion für die Erhaltung des Systems bzw. der Gruppe oder Institution gesehen. Die Unterscheidung der Geschlechterrollen dient also dem Erhalt eines Gleichgewichts und der Stabilität und so bedarf es auch einer scharfen Differenzierung zwischen den Geschlechterrollen. Nämlich in eine dominierende instrumentale (männliche) und eine unterordnende expressive (weibliche) Rolle. „Die Ungleichheit der Positionen der Geschlechter sowohl im familiären wie im außerfamiliären Bereich wird so zu einer funktionalen Voraussetzung für die Erhaltung der Familieneinheit.“[2]

Ob diese theoretische Sichtweise auch für die Realität innerhalb des Schulunterrichts gilt, soll im Verlauf dieser Ausarbeitung eruiert werden. Das Kapitel der Geschlechterstereotypenforschung soll einen allgemeinen Überblick über die Genderforschung liefern und darüber aufklären, dass diese Stereotype mittlerweile als eine kaum mehr veränderbare „Sozialcharaktere“, sozusagen als eine „zweite Natur“ an den Individuen haftet.

Im Folgenden wird speziell auf die Reproduktion von Rollenklischees im Bildungssystem aufmerksam gemacht und diesbezüglich dargestellt, wie die Geschlechterstereotype und die damit in Zusammenhang stehenden normativen Erwartungen über den „heimlichen Lehrplan“ über die Lehrpersonen selbst und über die Schulbücher in die Schulen transportiert werden.

Des Weiteren werden einige Problembereiche angesprochen, die zu einem Abbau stereotyper Rollenerwartungen in der Schulausbildung beitragen könnten. Die Problembereiche reichen von pädagogischen Problemen der Ausbildung von Rollendistanz bis hin zur Behandlung des Themas von Rollenklischees im Unterricht. In diesem Bereich werden einige Punkte angesprochen, die in der Praxis zu beachten sind, damit eine kritische Reflexion über Geschlechtsrollen überhaupt erst möglich wird.

Zum Abschluss wird ein Unterrichtsbeispiel vorgestellt, was an einer Hauptschule der Klasse 8 Verwendung gefunden hat. Dieser Entwurf bietet eine gute Ausgangsposition zur weiteren Vertiefung des Themas für den Schulunterricht.

2. Geschlechterstereotypenforschung

Seit Beginn der dreißiger Jahren gibt es in den USA zahlreiche Untersu­chungen zu vorherrschenden Stereotypen vom „Wesen“ der Geschlechter, dass hat dazu geführt, dass dieser Bereich zu dem am Besten erforschten Bereichen der Sozialpsychologie gehören. Methodisch orientieren sich die Untersuchungen an entwickelten Eigenschaftslisten-Verfahren, d.h. es wird eine Liste erstellt, von relevanten Eigenschaften für alle zu beschreibenden Gruppen.

Ein Vergleich der Untersuchungen ergibt im Grunde immer wieder folgende Eigenschaftszuordnungen nach Geschlecht: Männer sind kompetent, unemotional, logisch, dominant, unabhängig, aggressiv, leistungsorientiert. Anhand dieser maskulinen Eigenschaften kann man sich gleichzeitig ein Bild von Femininität machen.

Frauen sind: warmherzig, charmant, sensitiv, emotional, sorgsam, weich, passiv, intuitiv, abhängig, unterordnend und sozial.

Da ein Stereotype sowohl positive als auch negative Eigenschaften haben kann, deutet das oben formulierte männliche Stereotyp auf vorwiegend positive Begriffe hin und die Frau erhält im Bezug auf das gesellschaftliche Ansehen einen niedrigeren Status.[3]

Eine aktuellere deutschsprachige Untersuchung zu Geschlechterstereotypen wurde 1981 an der Universität zu Köln durchgeführt.

Befragte Personen mussten in einer Liste (Ursprung von Katz und Braly 1933) Adjektive ankreuzen, die sie als „eher weiblich“ und „eher männ­lich“ bezeichnen würden.

„Eher weibliche“ Eigenschaften sind nach übereinstimmenden Angaben von Männern und Frauen z.B.: hysterisch, ängstlich, fürsorglich, häuslich, an Haus­arbeit interessiert, sicherheitsbedürftig, emotional. „Eher männ­liche“ Eigenschaften z.B.: technisch interessiert, kräftig, risiko­freudig, hart, brutal, politisch engagiert, karrierebewusst, naturwissenschaftlich interessiert.

An dieser Stelle wird die Polarisierung erkennbar.

„D.h. Frauen fühlen- Männer handeln!“[4]

Eine zusätzliche Befragung wurde durchgeführt. Die Befragten sollten hierbei die ermittelten Eigenschaften in eine Rangfolge zur Einschätzung der sozialen Erwünschtheit gebracht werden. Untersuchungen von Vetter (1961) und Rosenkranz (1968) haben deutlich belegt, dass „männliche“ Merkmale auch als sozial erwünschter gelten im Vergleich zu „weiblichen“.[5]

Spätere Untersuchung (1983) der Uni Zürich zeigen die als „eher weiblichen“ und „eher männlichen“ Eigenschaften zwar als äußerst stabil, jedoch zeigt sich ein Trend einer Lockerung dieser starren Rollennormen an. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich bei den Männern eine mögliche Verunsicherung über diese Lockerung breit macht und Frauen sich zunehmend stärker mit hoch bewerteten „männlichen Eigenschaften“ identifizieren.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich immer mehr die Auffassung durchsetzt, dass Geschlechterdifferenzen, soweit sie im Zusammenhang mit den erfragten Persönlichkeitsmerkmalen stehen, zu einem großen Teil auch sozialisationsbedingt sind. Jedoch ist das Geschlechterstereotyp von hoher Langlebigkeit und hat im Laufe der Zeit dazu geführt, dass diese Stereotype mittlerweile als kaum veränderbare „Sozialcharaktere“, sozusagen als „zweite Natur“ an den Individuen haftet.[6]

3. Reproduktion von Rollenklischees im Bildungssystem

Die Aufgabe des Bildungssystems für die Gesellschaft besteht ganz allgemein darin, die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen durch den Aufbau politischer Wert- und Bewusstseinsstrukturen bei den heranwachsenden Gesellschaftsmitgliedern zu reproduzieren. Die Geschlechterstereotypen sind Teil dieser Wert- und Bewusstseinsstrukturen, die mit den Gesellschaftsstrukturen in einer wirkungsvollen Wechselbeziehung stehen. Da das Bildungssystem ein Teilsystem der Gesellschaft ist, und die in ihm handelnden Personen geprägt sind durch ihre Sozialisation, kann die Schule keinen unabhängigen Einfluss auf Bildung oder Abbau von Geschlechterstereotypen nehmen. Vielmehr finden in der Schule entscheidende „Einübungsprozesse“ in Geschlechtsrollen statt, ohne dass Lehrende dies immer berücksichtigen oder sich dessen überhaupt bewusst sind. Im „heimlichen Lehrplan“ werden diese unreflektierten Stereotype der erwachsenen Lehrpersonen unabsichtlich, aber wirkungsvoll aktiviert.[7]

[...]


[1] Vgl. Kuhn, A./Tornieporth, G.: Frauenbildung und Geschlechtsrolle. Historische und erziehungswissenschaftliche Studien zum Wandel der Frauenrolle in Familie und Gesellschaft. Berlin. 1980. S.17.

[2] Ebenda, S.17.

[3] Vgl. Hilgers, A.: Geschlechterstereotype und Unterrichtsforschung: Zur Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen in der Schule. München. 1994. S.44.

[4] Ebenda, S.45.

[5] Ebenda, S.45.

[6] Vgl. Hilgers. A.: Geschlechterstereotype und Unterrichtsforschung: Zur Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen in der Schule. München. 1994.S.46.

[7] Vgl. Kuhn, A./Tornieporth, G.: Frauenbildung und Geschlechtsrolle. Historische und erziehungswissenschaftliche Studien zum Wandel der Frauenrolle in Familie und Gesellschaft. Berlin. 1980. S.27.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Rollenklischees in der Schulausbildung
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V73618
ISBN (eBook)
9783638781060
ISBN (Buch)
9783638783071
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rollenklischees, Schulausbildung
Arbeit zitieren
Dipl.-Soz.-Wiss. Nicole König (Autor:in), 2007, Rollenklischees in der Schulausbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73618

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