Der Verfall der alten gottgewollten Ordnung im Jungfrauenkloster zu Freiberg


Seminararbeit, 2007

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Quelle an sich
1.1. Äussere Quellenbeschreibung
1.2. Der Inhalt der Quelle

2. Die Magdalenerinnen und ihr Kloster
2.1. Über das Kloster und seine Örtlichkeiten
2.2. Die Magdalenerinnen

3. Von Niedergang und Aufschwung
3.1. Die „schlimmen Nonnen“ – Weibsbilder „unordentlichen weßens“
3.2. Das strenge Regiment der Priorin Barbara Schröterin

4. An der alten gottgewollten Ordnung wird gezweifelt
4.1. Ursula von Münsterberg
4.2. Der lutherische Gedanke hält Einzug ins Kloster
4.3. Die Flucht
4.4. Die Schrift „Der Durchleuchtigen hochgeborn F. Vrsulen / Hertzogin zu Monsterberg etc. Grefin zu Glotz etc. Christlich vrsach des verlassen Klosters zu Freyberg“
4.5. Endpunkt

1. Die Quelle an sich

1.1. Äussere Quellenbeschreibung

Bei der Quelle, die hier beschrieben wird, handelt es sich um eine Urkunde, zu finden im Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae[1]. Diese Urkunde ist ein Original, welches im Stadtarchiv Freiberg vorliegt[2].

Sie ist dispositiv, d.h. rechtschaffend und ausserdem eine Papsturkunde, denn das Kloster der Heiligen Maria Magdalene von der Buße untersteht dem Obersten Hirten, dem Papst selbst. Die Beglaubigung erfolgt nicht durch Vollzugsstrich oder Unterschrift, sondern durch ein Siegel. Durch den Ewigkeitswert, den ihr Inhalt für sich beansprucht, erweist sie sich des Weiteren als Diplom.

Das Dokument besteht aus Pergament, ebenso das beschriebene Siegelband. Die verblassende bräunlich-rote Schrift ist in Minuskeln gehalten (Urkundenkursive), die Buchstaben selbst sind eine Mischform der üblichen Schriften von ca. 1350 – ca. 1450.[3]

Das anhängende Siegel[4]ist spitzoval und etwa handgross. Es besteht aus mit Harz versetztem Bienenwachs; ist rotbraun, war aber ehemals deutlich rotstichiger. Das Bild zeigt die Heilige Magdalena, welche knieend mit Salbengefäß dargestellt wird, die Umschrift lautet: „S. sororum penitencium in Vriberg“.

Es handelt sich um das jüngere Conventsiegel des Freibergischen Nonnenklosters, dessen Original aus grünem Wachs zuallererst der Urkunde No. 616 von 1384 anhing.[5]

1.2. Der Inhalt der Quelle

In der auf den 26. Juli (dem Tag der Heiligen Anne) des Jahres 1493 datierten Urkunde bestätigen die Priorin Barbara Schroterin, die dem in geistlicher, moralischer und finanzieller Sicht ehemals verwahrlostem Kloster mit Energie und Schwung zu einem „blühenden Zustand“[6]verholfen hat, sowie der Convent des Nonnenklosters die Rechte des Rates, der den Vorsteher des Klosters darstellt. Ausserdem geben sie Kunde davon, dass im Kloster nunmehr Platz für 30 Personen sei und einigen sich darauf, für jede verstorbene Nonne eines der Stadtkinder Freibergs aufzunehmen.

2. Die Magdalenerinnen und ihr Kloster

2.1. Über das Kloster und seine Örtlichkeiten

Das Kloster des Ordens de Poenitentia Beatae Maria Magdalenae in Freiberg, der im Mittelalter flächen- und bevölkerungsreichsten Stadt in der ganzen Markgrafschaft Meißen, lag in der sogenannten Sächsstadt . Da es keine Stiftungsurkunde gibt, wissen wir nicht, wann und von wem es gestiftet wurde, auch später entstandene Urkunden sagen nichts darüber aus. Die Existenz des Klosters wurde zum ersten Mal urkundlich erwähnt am 2. Januar des Jahres 1248, als der Bischof Conrad von Meißen ihm einen jährlichen Getreidezins übereignet.[7]

Das Kloster stand an der ehemaligen Jakobikirche (heute ist dort die Dürerschule), welche das Gotteshaus der Magdalenerinnen darstellte, in der Nähe der Münzbach, jedoch grenzte es nicht an diese.

Bei einem Klosterbrand vor 1360 fielen einige dem Kloster eigene Urkunden dem Feuer zum Opfer, und so bestätigte Markgraf Friedrich diese in den Dokumenten genannten Erwerbungen und schenkte dem Kloster zeitgleich die Pfarre zu St. Donati, deren Kirche nicht mehr existiert, aber zu dem Zeitpunkt wohl auf dem heutigen Donatsfriedhof vor den Donatstor gestanden hatte. Ergo fielen auch alle der Pfarre zugehörigen Einkünfte und Landbesitztümer dem Kloster zu.

Alsbald wurde die Donatskirche, die vermutlich aus Holz gebaut worden war, recht baufällig, und da das Kloster dies nicht zu verhindert wusste, kam es 1443 wieder zur Abtretung der Kirche an die Knappschaft, die das Fachwerkgebäude abreissen und an diesem Ort eine steinerne Kapelle, vermutlich für die Bergleute und Grubenbewohner, erbauen wollte.[8]

Die Verzeichnisse der Aufhebungskommission 1542 nennen folgende dem Kloster zugehörige Gebäude: „(...) remptor = Eßsaal, Küche, Küchenstüblein, Fleischkammer, Butter- und Käsegewölbe, „Stube“, Flachs- und Gastkammer, Priorenstube, leube = Balkonzimmer, Krankenstube, altes und neues Schlafhaus, ferner Wein-, Bier-, grosser Conventkeller, offenes und Brotgewölbe, Backhaus mit Backstube und Kammer, 2 Kornhäuser mit Böden, Kuhstall, Wirtsstube (für die Spinner), Wasserhäuschen, Brauhaus, Badehaus, Käsehaus und endlich ein Gefängnis (pesaunne), das wohl im Hauptgebäude lag. Zum Kloster gehörte ein Garten(...).“[9]

Einige der Überbleibsel an Grundmauern und Gewölbe hat man bei einer Ausgrabung 1893 wiedergefunden; da die meisten der Gebäude aber nicht in älteren Stadtplänen verzeichnet waren, werden ihre grössentechnischen Ausmasse jedoch im Vergleich zu dem grossen Landbesitzes des Klosters eher gering gewesen sein.

Oberhalb des Klosters und diesem eigen waren ebenfalls der Klosterhof (erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 1481) und das Herrenhaus, in welchem der Vorsteher des Klosters seine Wohnstatt hatte, weiterhin stehen auf des Klosters Grund und Boden Haus und Garten der Burggräfin.[10]

Karl Gautsch zählt auf, ausserdem hätten zu dem Kloster noch folgende Grundstücke gehört: Vorwerke in Waltersdorf und Tuttendorf sowie eines vor der Stadt, zudem zwei Mühlen, ein Abschnitt eines Feldes bei Loßnitz und eine Wiese in der Nähe des Barfüßerklosters, weiterhin wurden vom Kloster erworben die Dörfer Randeck und Falkenberg.

Zur Vermehrung des Klostereinkommens trugen auch Frucht-, Bar-, Hühner- und Eierzinsen ihren Teil bei.[11]

Die Denkmaltopographie der Stadt Freiberg erwähnt zudem eine bei archäologischen Untersuchungen gewonnene Entdeckung auf einem der ehemaligen Grundstücke des Klosters, die ich nicht unerwähnt lassen möchte: „(...) im alten Jakobipfarrhaus in der Pfarrgasse 36 (...) wurde eine aus dem 14. Jahrhundert stammende Steinofen-Luftheizung (...) entdeckt, die spätestens zu Beginn des 15. Jahrhunderts aufgegeben worden war. (...)“[12]

Zur Lage des Klosters ist noch anzumerken, dass die „Nonnengasse“ in der Nähe des Obermarktes nichts mit den Magdalenerinnen zu tun hatte.

2.2. Die Magdalenerinnen

Der Orden der Magdalenerinnen wurde 1224 durch den Priester Rudolf von Worms gestiftet, entstand als Zusammenschluss ehemaliger Strassendirnen und wurde 1227 durch den Papst Gregor XI. bestätigt. Später zählten zu seinen Aufgaben auch die Bekehrung gefallener und die Versorgung unverheirateter bürgerlicher Mädchen.[13]

Schutzpatronin des Ordens ist Maria Magdalena, von welcher Papst Gregor I. im 6. Jahrhundert behauptete, diese sei die namenslose Sünderin, die Jesus die Füsse wusch (Lk 7,36 – 50); weitere auf ihr zugeschriebene Chraktereigenschaften und Geschichten zu ihr entstanden aus der Verschmelzung mit anderen neutestamentlichen Figuren.[14]

[...]


[1]Ermisch, Hubert (Hg.), Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae II, 12, Urkunden der Stadt Freiberg I, Urkunde

No. 654 (im Folgenden „Urkundebuch“ genannt)

[2]Handschrift, Signatur: Or. Perg. Ratsarchiv Freiberg K. 38

[3]ein Schrift- bzw. Buchstabenbeispiel ist zu finden in:

Brandt, Ahasver von, Werkzeug des Historikers, Stuttgart 2003, S. 73

[4]eine Abbildung dieses Siegels ist auch zu finden im

Urkundebuch, Tafel III, Fig. 39

[5]eine Beschreibung des Siegels ist auch zu finden im

Urkundenbuch, S. XXXVI

[6]Urkundenbuch, Kurzbeschreibung der Urkunde No. 654 auf Seite 442

[7]vgl. Gautsch, Karl, Zur Geschichte des Freiberger Jungfrauenklosters und seiner Aufhebung, in: Gerlach, Heinrich (Hg.), Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins, H. 17, Freiberg 1880, S. 34

[8]vgl. Gautsch, Anm. 7, S. 35 ff.

[9]Täschner, Constantin, Zwei Beiträge zur Freiberger Geschichte, in: Herrmann, Walther (Hg.), Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins, Beiheft 1937, Freiberg 1937, S. 31

[10]vgl. ebd., S. 31

[11]vgl. Gautsch, siehe Anm. 7, S. 35 f.

[12]Richter, Uwe, Freiberg im Mittelalter, in: Hoffmann, Yves u.a. (Hg.), Denkmale in sachsen – Stadt freiberg. Beiträge. Band I, Freiberg 2002, S. 16

[13]vgl. Elm, Kaspar, Art. Magdalenerinnen, in: Lexikon des Mittelalters 6 (1993), S. 71

[14]vgl. Jancke, Gabriele, Ursula von Münsterberg und der Versuch einer Reformation des freiberger Magdalenerinnenklosters, in: Schilke, Iris u. August, Ursula (Hg.), „...so sie vermeinen / vns dasmaul gestopfft zu haben / Wir aber sagen nein dazu.“ Frauen in der Kirchengeschichte Sachsens. Ein Lesebuch, Dresden 1997, S. 24

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Der Verfall der alten gottgewollten Ordnung im Jungfrauenkloster zu Freiberg
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar: "Herrscherinnen und Nonnen"
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V73561
ISBN (eBook)
9783638743686
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Über die Hälfte der Arbeit handelt von der Nonne Ursula von Münsterberg!
Schlagworte
Verfall, Ordnung, Jungfrauenkloster, Freiberg, Proseminar, Herrscherinnen, Nonnen
Arbeit zitieren
Anne S. Respondek (Autor:in), 2007, Der Verfall der alten gottgewollten Ordnung im Jungfrauenkloster zu Freiberg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73561

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