Annette von Droste-Hülshoff und ihr Balladewerk - Dargestellt am Beispiel der Gedichte „Der Knabe im Moor“ und „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln“


Hausarbeit, 2002

29 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Leben und Werk der Annette von Droste-Hülshoff

3. Epoche und Ballade
3.1. Die Zeit des Biedermeier
3.2. Ballade

4. Das Balladenwerk der Annette von Droste-Hülshoff

5. „Der Knabe im Moor“ – Betrachtung einer Ballade
5.1. Entstehung
5.2. Gedichtanalyse
5.3. „Der Knabe im Moor“ – eine Ballade?

6. „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln“
6.1. Entstehung
6.2. Historischer Hintergrund der Ballade
6.3. Vergleichende Gedichtanalyse von „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln“ zu der Ballade „Der Knabe im Moor“
6.4. Lyrische, dramatische und epische Momente der Ballade „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln

7. Zusammenfassung 22

8. Bibliographie

9. Anhang
Der Knabe im Moor
Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln

1. Einleitung

1997 war ihr 200. Geburtstag, und ich glaube, dass nur wenige Menschen gewusst hätten, wessen Jahrestag es zu feiern galt. Es war der Ehrentag von Annette von Droste-Hülshoff, einer Dichterin, deren Namen man kennt, aber meist nicht mehr als zwei oder drei Titel mit ihm verbinden kann. Die Titel verdanken fast ausnahmslos ihre Bekanntheit dem Schulunterricht: Die Judenbuche, vielleicht noch die Balladenwerke Der Knabe im Moor und Die Vergeltung.

Ich werde im folgenden versuchen, das Leben, vor allem aber das Werk, von Annette von Droste-Hülshoff etwas genauer zu betrachten und ihr lyrisches Schaffen hinsichtlich ihrer umfangreichen Balladen darzustellen.

Wichtig ist mir dabei aber auch, die Besonderheiten einer Ballade an den zwei Gedichten Der Knabe im Moor und Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln, beide geschrieben von der Droste, zu analysieren und aufzuweisen.

2. Leben und Werk der Annette von Droste-Hülshoff

Im Jahre 1797 kam Anna Elisabeth (Annette) Freiin Droste zu Hülshoff auf dem Wasserschloss Hülshoff bei Münster in Westfalen zur Welt. Ihre Eltern, Clemens August Freiherr Droste zu Hülshoff und Therese Luise Droste zu Hülshoff, geborene Freiin von Haxthausen, beide aus freiherrlich, westfälischen Adelsgeschlechtern stammend, ließen die sprachbegabten Annette zusammen mit ihren Geschwistern Maria Anna (genannt Jenny), Werner Konstantin und Ferdinand schon früh von Hauslehrern unterrichten. In der Erziehung der Kinder und Organisierung des Haushalts dominierte klar die nüchtern-pragmatische Mutter, deren Beziehung zu den Kindern vor allem durch Respekt bestimmt war und die auch auf das Leben von Annette starken Einfluss ausübte. Gegenpol dazu bildete der musisch und naturwissenschaftlich interessierte Vater, zu dem besonders Annette ein Verhältnis kindlicher Liebe pflegte.

Naturliebe, überschäumende Phantasie und rasche Auffassungsgabe stachen schon früh als Charaktereigenschaften der jungen Annette von Droste-Hülshoff hervor. Mit zwölf Jahren dichtete sie schon nahezu perfekt in Hexametern und bereits mit sechzehn begann sie das Trauerspiel Berta oder die Alpen, welches sie allerdings nie beendete. Schon ein Jahr vorher, 1812, machte sie die Bekanntschaft mit Anton Matthias Sprickmann, dem Begründer des Theaters in Münster und Autor dramatischer und erzählender Dichtung, der ihr in jungen Jahren wichtigster literarischer Förderer und Freund werden sollte. Aber auch Wilhelm Grimm lernte Annette bei einem ihrer zahlreichen Besuche auf dem Schloss der Großeltern in Bökendorf kennen und arbeitete mit ihm gemeinsam an der Sammlung von Märchen und Sagen aus der Volksüberlieferung.

1818 schrieb die Dichterin die Verserzählung Walther, ein Epos in sechs Gesängen, und begann nur ein Jahr später mit der Arbeit an dem Roman Ledwina, der allerdings der einzige Versuch der Droste bleiben sollte, sich in dieser epischen Gattung zu artikulieren. Auch dieses Werk blieb ein Fragment.

Alle drei Jugendstücke, Berta oder die Alpen , Walther und Ledwina, bilden die Ouvertüre zu einem Gesamtwerk, das sich immer von neuem mit dem Schicksal einzelner beschäftigt, die durch die autoritäre Gesellschaft in Existenzkrisen gestürzt werden und so sich nicht mehr selbst verwirklichen können. Schon in ihrem Jugendwerk kann man erkennen, dass Annette von Droste-Hülshoff eine diffizile, nach ihrer Identität suchende Persönlichkeit war.

In den Jahren 1818 bis 1820 hielt Annette sich abwechselnd im Kurort Bad Driburg, wo sie sich Besserung für ihre Kopf- und Augenschmerzen und Magenbeschwerden erhoffte, in Abbenburg und bei den Verwandten in Bökendorf auf. Dort lernte sie auch Heinrich Straube kennen, mit dem sie ein Verhältnis hatte, das über eine bloße Liebelei weit hinaus ging. Diese Beziehung fand jedoch, wahrscheinlich durch eine Familienintrige initiiert, ein jähes Ende. Das, oft als Liebeskatastrophe bezeichnete, Ereignis erschütterte die bisher so tiefe Gläubigkeit der Annette von Droste-Hülshoff.

In den religiösen Gedichten und Festtagsliedern des ersten Teils des Geistlichen Jahr es, mit deren Arbeit sie 1820 begonnen hatte, verknüpfte Annette auf ganz eigentümliche Weise Privates und Religiöses. Es war ein Versuch, die erfahrene Enttäuschung in der Liebe durch Trost im Glauben zu kompensieren, was allerdings scheiterte.

Eine lange Phase des Schweigens der Dichterin folgte - aus den Jahren 1822 bis 1824 gibt es keinerlei dichterische Zeugnisse. Sie lebte zurückgezogen auf Hülshoff und versuchte zeichnend und lesend das Erlebte zu verarbeiten.

Erst 1825 verließ sie die drückende Enge des heimatlichen Schlosses, fuhr auf ärztliches Anraten hin in die Rheinmetropole Köln und machte dort, durch Vermittlung ihres Onkels Werner von Haxthausen, unter anderem die Bekanntschaft mit August Wilhelm Schlegel und der Schwester von Novalis‘ zweiter Ehefrau, Wilhelmine von Thielemann. Sie genoss das städtische Flair, nahm rege am gesellschaftlichen Leben teil und kehrte erst im April 1826 nach Hülshoff zurück.

Nach dem Tod ihres Vaters im Juli 1826 siedelte sie zusammen mit ihrer Mutter in das Rüschhaus bei Münster um. Zwei Jahre später reiste Annette erneut an den Rhein und begann mit ersten Arbeiten an dem als Versepos angelegten Werk Das Hospiz auf dem Großen St. Bernhard, das sie aber erst 1834 fertig stellte. Ihr literarisches Schaffen kam in dieser Phase aufgrund zahlreicher Erkrankungen völlig zum Erliegen. Sie klagte vor allem über Kopf- und Augenschmerzen, die sich auch durch eine nochmalige Fahrt an den Rhein 1830 nicht lindern ließen. Nach ihrer Rückkehr ins Rüschhaus lernte sie kurz darauf, den damals sechzehnjährigen, Levin Schücking kennen, mit dem sie bald eine intensive Freundschaft verband.

Beschäftigt mit der Vollendung der beiden Versepen Das Hospiz auf dem Großen St. Bernhard und Des Arztes Vermächtniß begegnete sie im Jahre 1834 dem Münsteraner Philosophieprofessor Christoph Bernhard Schlüter, der für sie, nach Sprickmann, ein wertvoller literarischer Berater war.

Im Spätsommer des folgenden Jahres kam es auf Drängen der Droste hin zur ersten Veröffentlichung ihrer Werke im Aschendorffer Verlag. Unter dem Titel >Gedichte von Anette Elisabeth v. D… H…< wurden die Verserzählungen Das Hospiz auf dem Großen St. Bernhard, Des Arztes Vermächtniß und Die Schlacht im Loener Bruch, die zwei Gedichte Der Säntis und Am Weiher sowie die Ballade Der Graf von Thal publiziert. Von den 500 verlegten Exemplaren wurden allerdings nur 74 verkauft.

Trotz dieses Misserfolges beendete sie 1840 Das geistliche Jahr und arbeitete zusammen mit Ferdinand Freigrath und Levin Schücking an dem Buch Das malerische und romantische Westfalen. Noch im selbem Jahr stellte sie das einaktige Lustspiel Perdu fertig und begann erste Balladen zu schreiben.

Ihr eigentliches Lebenswerk, die Novelle Die Judenbuche, vollendete sie 1841 nach fast fünfundzwanzigjähriger Entstehungszeit und präsentierte es im darauffolgenden Jahr im Cottaschen >Morgenblatt für gebildete Leser< in sechzehn Folgen der Leserschaft.

Was folgte, waren vor allem lyrische Produktionen, die fast alle während ihrer Aufenthalte in Meersburg am Bodensee 1841/43 entstanden.

Im September 1844 erschien die zweite Werkausgabe der Annette von Droste-Hülshoff, die unter anderem die Heidebilder, die Balladen und die großen epischen Dichtungen enthielt. Mit dieser Veröffentlichung zählte sie plötzlich zu den bedeutendsten Autorinnen ihrer Zeit und konnte mit dem Gewinn, den das Buch erwirtschaftete, das Fürstenhäuschen in Meersburg erwerben.

Nach schwerer Krankheit im Frühjahr 1846 nahm die Dichterin noch einmal die strapaziöse Reise von Hülshoff nach Meersburg in Kauf, wo sie schließlich am 24. Mai 1848 nach heftigem Bluthusten in den frühen Nachmittagsstunden an Herzschlag starb. Zwei Tage später wurde sie auf dem Meersburger Friedhof beigesetzt.

3. Epoche und Ballade

3.1. Die Zeit des Biedermeier

Noch heute findet man den Begriff „Biedermeier“ in jedem Möbelhausprospekt als Stilbezeichnung für die angebotenen Wohnzimmerausstattungen. Allerdings muss man sich davor hüten, die hier verwendete Nutzung des Terminus Biedermeier mit der gleichnamigen Epoche in einem gemeinsamen Kontext zu bringen. Und doch ist der Zusammenhang zwischen beiden Worten nicht zufällig.

Die Bezeichnung der von etwa 1820 bis 1850 dauernden Zeit stammt von einer Parodie auf das Spießbürgertum von Ludwig Eichrodt, der in den Münchner Fliegenden Blättern von 1855–1857 die (fingierten) kreuzbraven Gedichte des schwäbischen Schullehrers Gottlieb Biedermeier und seines Freundes Horatius Treuherz veröffentlichte. Erst allmählich legte die Bezeichnung das Parodistische ab und wurde zu einem Begriff, der eine schlichte, bürgerliche und genügsame Kultur kennzeichnete. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde er zunächst auf die Innenarchitektur und die bildende Kunst übertragen, um dann, erstmals bei Max von Boehn in seinem Buch mit dem Titel Biedermeier, Deutschland von 1815 bis 1847 als kulturgeschichtlicher Begriff verwendet zu werden.

Das Bürgertum des beginnenden 19. Jahrhunderts, enttäuscht von den Ergebnissen der Revolutions- und Kriegsjahre und nicht ganz zufrieden mit den Beschlüssen des Wiener Kongresses, genoss nun das Gefühl wieder in einer festen Ordnung zu leben. Seine Sehnsucht nach Zurückgezogenheit und Privatleben führte zur völligen Anerkennung sittlicher Ideale und Entsagungen im realen Leben. Bändigung der Leidenschaft und dämonischer Kräfte, Verzicht auf ein Sichausleben und Schätzung des inneren Friedens und der Ordnung waren charakteristische Maxime dieser Epoche.

Die Dichter des Biedermeier waren oft schwermütige, verzweifelte und meist sogar hypochondrische Charaktere, die ihr Leben nicht selten in Wahnsinn verbrachten oder ihm durch Selbstmord ein Ende setzten.

[...]

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Details

Titel
Annette von Droste-Hülshoff und ihr Balladewerk - Dargestellt am Beispiel der Gedichte „Der Knabe im Moor“ und „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln“
Hochschule
Universität Leipzig
Veranstaltung
Von Bürger bis Biermann- Die Balladendichtung
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
29
Katalognummer
V73492
ISBN (eBook)
9783638744171
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Annette, Droste-Hülshoff, Balladewerk, Dargestellt, Beispiel, Gedichte, Knabe, Moor“, Erzbischofs, Engelbert, Köln“, Bürger, Biermann-, Balladendichtung
Arbeit zitieren
M.A. Katja Lindhorst (Autor:in), 2002, Annette von Droste-Hülshoff und ihr Balladewerk - Dargestellt am Beispiel der Gedichte „Der Knabe im Moor“ und „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73492

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