Angst und Angstentstehung im Sportunterricht


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsklärung/Definitionen
2.1 Unterschied Furcht – Angst
2.2 Ängstlichkeit als Persönlichkeitskonstrukt
2.3 Kognitionspsychologischer Ansatz
2.4 Eigenschafts- und Zustandsangst (Trait-State-Anxiety)
2.5 Zusammenfassender Definitionsversuch

3 Angstentstehung
3.1 2 – Phasentheorie nach Mowrer (lerntheoretisch)
3.2 Psychoanalytische Theorie nach Freud
3.3 Ängstlichkeitsentstehung während der Sozialisation
3.3.1 Primäre Sozialisation
3.3.2 Sekundäre Sozialisation
3.4 Ursachen der Angst

4 Angstdiagnostik

5 Angstkontrolle

6 Zusammenfassung

7 Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Freuds zweites topologisches Modell mit Angstentstehung

Abb. 2 Unterschiedliches Ausmaß der Angst bei männl. und weibl. Vpn in sportl. Leistungssituationen

1 Einleitung

Sporttreiben ist für viele die Möglichkeit, sich einen Ausgleich zu schaffen. Sie gehen joggen, um sich fit zu halten, gehen zur Physiotherapie um dort gesundheits-sportliche Übungen zu machen oder einfach nur zum Fußballtraining um Bekannte und Freunde zu treffen. Gefühle, wie Freude, Erleichterung oder Spaß, sind hier vermutlich vorrangig. Spricht man dann von Angst in Verbindung mit Sport, stößt man zunächst auf Verwunderung. Diese Verwunderung gilt es in Verständnis umzuwandeln.

Wird man zum Beispiel mit Leistungssituationen konfrontiert, die im Sport unbestreit-bar auftreten, können Ängste entstehen. Das Maß an Freude über eine gute Leistung im Sport oder das Maß der Enttäuschung über eine Niederlage, hängt von der Bedeutung des Leistungsergebnisses für den Sportler ab (vgl. Thomas, 1978, S. 250). Das heißt, dem Schüler beispielsweise, bedeutet sein Leistungsergebnis normalerweise sehr viel, da er sich vor der Klasse nicht blamieren will oder gute Noten braucht um das Schuljahr zu schaffen. An dieser Stelle kann es passieren, dass der Schüler bzw. Sportler Angstgefühle davor entwickelt, was geschieht, wenn er diese Leistung nicht erbringt. Aus diesem Grund spielt die Angst, gerade im Schulsport, eine sehr große Rolle.

Doch was ist Angst und wie wird sie in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben bzw. erklärt? Warum haben wir Angst? Wie entsteht sie oder wo kommt sie her? Ist sie in uns verankert oder wird sie erlernt? Warum hat eine Person vor etwas Angst, wovor andere keine Angst haben? Und wenn es so etwas wie Angst gibt, kann man sie messen? Die Beantwortung dieser Fragestellungen kann höchst relevant werden und ist Inhalt der vorliegenden Arbeit.

Der Trainer, Sportlehrer oder andere Übungsleiter können besser auf ihre Schüler oder zu trainierenden Sportler eingehen, ihnen helfen mit ihrer Angst umzugehen oder die Ängste sogar zu reduzieren, wenn sie die Ursachen und Entstehungs-weisen der Angst kennen. Denn wenn man weiß, wo die Angst herkommen oder wie sie entstehen kann, kann man entsprechende Maßnahmen zur Angstkontrolle bzw. Angstreduzierung ableiten. Nicht nur der Ausbilder, sondern auch der Sportler selbst, kann so besser lernen seine Ängste zu bewältigen oder zu vermeiden, wenn er weiß wo sie herkommen. Die hohe Relevanz der Angstdiagnostik liegt dabei auf der Hand, denn man muss erst feststellen ob eine Person Angst hat, da diese selten zugegeben wird.

Hinsichtlich des erläuterten Problems, befasst sich diese Arbeit also mit zwei Haupt-schwerpunkten. Sie will im ersten Teil versuchen, die Angst zu definieren und eine umfassende Beschreibung zu liefern und im zweiten Teil Entstehungsmöglichkeiten der Angst aus Sicht der einzelnen theoretischen Ansätze der Psychologie aufzeigen. Zusätzlich werden Möglichkeiten zum Feststellen der Angst genannt.

Da es für Sozialisation verschiedene Definitionen gibt und der Begriff im folgendem verwendet wird, soll er an dieser Stelle bestimmt werden. Den im Punkt 3.3 verwen-deten Sozialisationsbegriff kann man wie folgt definieren: Sozialisation ist der Lern-prozess, in dem ein Individuum in eine Gesellschaft eingegliedert wird, indem es die dort geltenden Werte und Normen lernt, in sich aufnimmt und Fähig- bzw. Fertigkeiten erwirbt, um sich nach ihnen zu richten.

Ebenfalls taucht der Begriff Konflikt im Verlauf dieser Abhandlung auf, der in diesem Zusammenhang für Verwirrung sorgen kann. Der hier gebrauchte Konfliktbegriff be-zeichnet einen „psychischen Spannungszustand, der durch das Bewußtwerden von mindestens zwei unterschiedlichen oder konträren Handlungszielen und Lösungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist, deren relative subjektive Gleichgewich-tigkeit zwiespältige Gefühle erzeugen und eine Entscheidung erschweren und verzögern“ (Schnabel & Thieß, 1993, S. 462).

Der vorliegende Text ist einer empirischen Vorgehensweise entsprungen. Um einen umfassenden Überblick Bearbeitung des Themas wurde verschiedenste Sekundär-literatur der Sportpsychologie herangezogen; dabei ist die Arbeit von Hackfort & Schwenkmetzger (1980) besonders hervorzuheben.

Im folgenden Hauptteil wird nun in Hinblick sportbezogener Angstforschung inhalt-lichen Schwerpunkt auf (1) Angstdefinitionen und (2) Angstentstehung gelegt. Die Punkte Angstdiagnostik und Angstkontrolle werden im Anschließenden eher kurz ge-halten, da sie für die Beantwortung der zentralen Fragestellung weniger von Bedeutung sind.

2 Begriffsklärung/Definitionen

2.1 Unterschied Furcht – Angst

In der Aufarbeitung der wissenschaftlichen Literatur über Angst und Angstent-stehung, stößt man immer wieder auf eine Differenzierung zwischen Angst und Furcht. Diese begriffliche Trennung wurde schon von Philosophen wie Kierkegaard thematisiert und kann bis in die modernen Theorien zur Angst übernommen werden.

Eine Person, die Angst zeigt, weiß nicht, ob etwas passiert, was passiert und wie sie reagieren kann. Die Situation, in der man Angst zeigt, ist damit mehrdeutig und un-bestimmt. Die Gefahren- bzw. Bedrohungsquelle ist nicht klar auszumachen. Im Ge-gensatz dazu steht die Furcht. Wenn man sich fürchtet, weiß man genau vor was oder vor wem man sich fürchtet. Das heißt, man kann die Gefahrenquelle genau ausmachen, die Situation wird damit bestimmt und die logische Konsequenz ist Flucht oder Vermeidung des Gefahrenreizes. Die Furcht ist also gegenstands-gebunden, da ihr Gegenstand (Art, Ort, Intensität usw. der Gefahrenquelle) bestimmt ist. Der Gegenstand der Angst hingegen ist unbestimmt – sie ist deshalb gegen-standslos. Damit zusammenhängend ist der Bezugspunkt von Angst und Furcht ein weiterer Aspekt zur Unterscheidung. Die Furcht bezieht sich auf die Wirklichkeit und wird von Freud auch als Realangst bezeichnet. Da bei der Angst kein eindeutig bestimmbarer Gegenstand auszumachen ist, kann sie sich nur auf die Möglichkeit beziehen. Freud bezeichnet sie deshalb als Neurotische Angst. Als drittes unterscheidet man Furcht und Angst deshalb, weil Furcht ein einzelnes Gefühl (Affekt) und Angst eine Stimmung bzw. nach Heidegger eine Grundbefindlichkeit darstellt.

Aus lerntheoretischer Sicht unterscheidet man die Angst als primäre, angeborene Motivation und die Furcht als sekundäres, während der Sozialisation erworbenes Motiv. Dies wird von Wissenschaftlern wie Hall, Eysenck & Broadhurst, Gray oder Miller durch verschiedene Tierversuche belegt.

Diese Unterscheidung der Begriffe Angst und Furcht hat eine ausschließlich heu-ristische Funktion, d.h. man kann für die jeweilige Definition von Angst bzw. Furcht noch keine unterschiedlichen Messoperationen angeben und begründet die Unterscheid-ung der Begriffe deshalb nur theoretisch (vgl. Baumann, 1993, S. 226-227; Hackfort & Schwenkmetzger, 1980, S. 7, 12-14; Röthig & Prohl, 2003, S. 42).

2.2 Ängstlichkeit als Persönlichkeitskonstrukt

„Ängstlichkeit kann als hypothetisches Konstrukt bezeichnet werden, [...]“ (Hackfort & Schwenkmetzger, 1980, S. 9), d.h. man beschreibt die Angst, als einen, auf Annahmen beruhenden, nicht direkt beobachtbaren Sachverhalt. Cattell und Scheier wiesen nach, dass ein allgemeiner Angstfaktor existiert, der sich aus den Teilaspekten „Triebspannung“, „Neigung zu Schuldgefühlen“, „Ich-Schwäche“ und „Furchtsamkeit“ bzw. „Scheu“ zusammensetzt. Die Angst gilt hier als ein zeitstabiles Persönlichkeitsmerkmal, das nur durch langfristige Maßnahmen beeinflusst werden kann. Wenig beeinflussbar und veränderbar wird dieses Persönlichkeitsmerkmal sein, wenn man, wie Eysenck oder Gray, genetische Ursachen für den Ausprägungsgrad der Angst verantwortlich macht. Andere Wissenschaftler wie Rotter oder Pawlik behaupten, dass die Persönlichkeitseigenschaft Angst, durch Sozialisationsprozesse oder durch kulturell bedingte Lern- und Verständigungs-effekte erworben wird. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass man den Ängstlichkeitsgrad hier durch gewisse Lernprozesse beeinflussen kann (vgl. Hackfort & Schwenkmetzger, 1980, S. 9-11;).

2.3 Kognitionspsychologischer Ansatz

Bei diesem Definitionsansatz wird die Angst als kognitive Reaktion verstanden, d.h. man nimmt eine Bewertung, Einschätzung und Gewichtung von Informationen aus der Umwelt vor und reagiert mit Angst. Die Begriffe Selbstzweifel, Unzulänglichkeits- und Schuldgefühle spielen dabei die zentrale Rolle, denn „Angst tritt dann auf, wenn ein Individuum wahrnimmt, daß es einer Herausforderung nicht gerecht wird, eine Handlung nicht zufriedenstellend abschließen kann.“ (Hackfort & Schwenkmetzger, 1980, S. 15). Angsterzeugende Überlegungen sind abhängig von der Persönlichkeit und den Erfahrungen einer Person. Das heißt, die Art, Intensität und Dauer der Angstreaktionen variieren nach den Persönlichkeitseigenschaften, mit denen eine Person bestückt ist und nach den Lernprozessen, die die jeweilige Person durchlebt hat (vgl. Hackfort & Schwenkmetzger, 1980, S. 14-15). In Folge dieses Aspekts (Lernen) können angsterzeugende Kognitionen in folgenden Situationen auftreten. Eine Person kann sich, zum Beispiel im Sportunterricht, Gedanken machen über:

- Verletzungen als Folge missglückter Bewegungen
- ein drohendes Leistungsversagen
- die Folgen eines Leistungsversagen
- eine eventuelle soziale Blamage
- ungewohnte, neuartige Bewegungserlebnisse
- Überforderungssituationen
- Unbekanntes

und deshalb Angst bekommen (vgl. Baumann, 1986, S. 114; Doil, 1975, S. 170-171; Hackfort & Schwenkmetzger, 1980, S. 15; Röthig & Prohl, 2003, S. 41; Thomas, 1978, S. 251-252).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Angst und Angstentstehung im Sportunterricht
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (FGSE)
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V73385
ISBN (eBook)
9783638739214
Dateigröße
401 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Angst, Angstentstehung, Sportunterricht
Arbeit zitieren
Thomas Lemme (Autor:in), 2005, Angst und Angstentstehung im Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73385

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