Zivilcourage


Hausarbeit, 2007

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

Einführung

Was ist Zivilcourage?

Befunde zum Thema „Zivilcourage“

Schlussbetrachtung

Quellen

Einführung

Die Amerikanerin Catherine Genovese, oft auch Kitty genannt fuhr am frühen Morgen des 13. März 1964 nach Hause. Gegen 03.15 Uhr parkte sie in einer Entfernung von 30 Metern zu ihrer Haustür und schritt über den Parkplatz in die Richtung ihrer Haustür. Plötzlich näherte sich ihr ein Mann namens Winston Moseley und begann auf sie einzustechen. Die Schreie der 29jährigen Frau wurden von mehreren Nachbarn gehört, aber nicht als Hilfeschreie interpretiert. Als dennoch jemand den Angreifer anschrie, rannte Moseley davon, woraufhin Genovese sich zu ihrer Wohnung schleppte. Kurz nach seiner Flucht kehrte der Täter jedoch wieder zurück an den Tatort und suchte nach seinem Opfer. Dieses hatte sich in der Zwischenzeit in einen Hauseingang versteckt. Doch vergeblich, denn Mosely fand das Mädchen, vergewaltigte sie, raubte sie aus und brachte sie um. Der gesamte Vorgang dauerte etwa eine halbe Stunde. Genovese starb später während der Fahrt zum Krankenhaus. Die darauf folgenden Untersuchungen ergaben, dass mindestens 38 Personen Teile des Angriffs beobachtet hatten oder verdächtige Geräusche wahrnahmen. Viele von diesen Zeugen hatten keine Ahnung, dass ein Übergriff oder ein Mord im Gang war. Sie dachten eher an einen Beziehungsstreit oder eine Rauferei unter Freunden.[1]

Die tragische Geschichte dieser Frau wurde kurz darauf medial ausgeschlachtet und formte sich zu einem Gleichnis für die angenommene Gefühlskälte und Apathie anderen Menschen gegenüber. Besonders der am 27. März 1964 in der New York Times veröffentlichte Artikel „Thirty Eight Who Saw Murder Didn’t Call the Police“[2] des Journalisten Martin Gansberg trug zur öffentlichen Meinungsbildung bei.

Doch diese dramatisch überhöhte Hetzkampagne hatte auch etwas Gutes. So wurde das Telefonmeldesystem des NYPD (New York Police Department) überarbeitet, einige US-amerikanische Gemeinden organisierten Neighborhood Watch-Programme und durch die Psychologie erfuhr das Thema eine wissenschaftliche Betrachtung.

Auch wenn seit diesem Ereignis schon mehrere Jahrzehnte vergangen sind, steht es, nicht nur in den Vereinigten Staaten, für den großen Mangel an Zivilcourage im öffentlichen Leben. Und Kitty könnte auch Kirsten heißen, denn wie folgender Zeitungsartikel aufzeigt, sind ähnliche Geschehnisse auch in Deutschland vorgekommen:

„Alle sahen hin, doch nur einer half, als am Montag eine 25jährige Frau von einem etwa 13jährigen Jungen in der Bahn sexuell belästigt und Minuten später von mehreren Jugendlichen brutal verprügelt wurde. G egen 18.30 Uhr war die Frau am Heumarkt in die U-Bahn gestiegen und hatte sich neben den Jungen gesetzt. Obwohl der Wagen voll besetzt war, berührte der etwa 13jährige sie zuerst am Arm und dann an der Brust. Die junge Frau protestierte lautstark, dennoch griff ihr der Jugendliche zwischen die Beine. Keiner der zahlreich im Wagen anwesenden Menschen reagierte. Um weiteren Annäherungsversuchen zu entgehen, stieg die Frau am Neumarkt aus. Als sie die Stufen hinunter stieg, traf sie ein Tritt in den Rücken. Das Opfer stürzte auf den Bahnsteig. Als sich die 25jährige mühsam wieder aufrappelte, war sie plötzlich von fünf Jugendlichen umstellt , unter ihnen auch der Junge, der sie bereits in der Bahn sexuell bedrängt hatte. Vor den Augen der dicht gedrängt im U-Bahnhof stehenden Passanten traten ihr die Jungen in den Magen. Die junge Frau brach zusammen, die Jugendlichen rissen an ihren Haaren, schlugen und traten gegen den Kopf ihres Opfers. Niemand eilte der Frau zu Hilfe. Erst als ein älterer Herr mit einem roten Regenschirm bewaffnet einschritt, ergriffen die Jugendlichen die Flucht.“[3]

Diese und ähnliche Fälle sind immer wieder in den Medien zu erleben und beinah zeitgleich entsteht die Frage danach, wieso so viele Menschen „dabei“ waren, aber nicht eingriffen? So zum Beispiel Susanne Gaschke in der ZEIT Nr. 17/1997. Im Kommentar zu einem Bericht über eine Vergewaltigung in der Hamburger S-Bahn spricht sie von einer „ichbezogenen Wegschau-Gesellschaft“ und dem „Verfall der Normen.“

In Diskussionen dieser Art fällt ebenfalls schnell der Begriff der Zivilcourage. Wo war sie bei all den Umstehenden und wo ist sie in unserer Gesellschaft? In dieser Hausarbeit werde ich versuchen, mich diesem Thema wissenschaftlich zu nähern.

Was ist Zivilcourage?

Der Begriff Zivilcourage setzt sich aus den beiden Wörtern zivil (lateinisch civilis, 1. bürgerlich – nicht militärisch, 2. anständig, annehmbar) und courage (französisch, Beherztheit, Schneid, mut) zusammen. Die ursprüngliche Bedeutung entsprach dem Auftreten gegenüber nicht-zivilen Autoritäten wie Militär und Polizei, doch kann Zivilcourage auch als Mut von Bürgern übersetzt werden.

[...]


[1] Dorman, Michael. “The Killing of Kitty Genovese”, June 10, 1998, Newsday.

[2] http://www2.selu.edu/Academics/Faculty/scraig/gansberg.html

[3] „Junge Frau sexuell belästigt“, Kölner Stadtanzeiger vom 24. Juni 1999, Nr. 145

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Zivilcourage
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Psychologie)
Veranstaltung
Pro- und antisoziales Verhalten
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V73349
ISBN (eBook)
9783638741217
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zivilcourage, Pro-, Verhalten
Arbeit zitieren
Sebastian Prignitz (Autor:in), 2007, Zivilcourage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73349

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