Die Universität Oxford im Mittelalter - Der Universitätsprofessor John Wyclif - Häretiker oder Kirchenreformer?


Seminararbeit, 2007

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Geschichtlicher Abriss

Die Universität Oxford als Institution

John Wyclif – ein Dorn im Auge der Kirche

Gedanken über die Transsubstantiation

Schlusswort

Literatur – und Quellenverzeichnis

Einleitung

Unendlich grüne Wiesen, die zum Kricketspielen einladen, weiße Kaninchen mit Taschenuhren und Teegesellschaften ohne Tee und Gesellschaft – und gibt es dennoch einmal Tee, dann nur solchen, der die magische Kraft besitzt den Teetrinker in einen Riesen oder einen Zwergen zu verwandeln. Ob Lewis Carroll, der Autor von Alice im Wunderland sich von der feucht-nebligen Landschaft der Oxford umgebenden Flussauen hat inspirieren lassen? Beim Streifzug in der nebelverhüllten Natur oder bei einem Bootsausflug auf der Themse können einem schon allerlei Gestalten begegnen. Scheinbar ist Oxford ein ganz besonderer Ort, der die Fantasie zu beflügeln vermag. Die Universität brachte zahllose exzellente Denker verschiedener Fachrichtungen hervor, wie z. B. die Schriftsteller J. R. R. Tolkien und Oscar Wilde, den Neurologen und Schriftsteller Oliver Sacks, den Informatiker und Begründer des World Wide Web Sir Timothy John Berners-Lee oder den Physiker Stephan Hawking. Vielleicht liegt es ja weniger an der inspirierenden Landschaft Oxfords, sondern an den hohen Aufnahme - Anforderungen der Universität, dass diese zu einer Brutstätte der Geisteskraft geworden ist: wer hier zum Studium zugelassen wird, ist von vornherein mit hohem Intellekt ausgestattet. Doch gibt es keine Rose ohne Dornen. Laut Colin Dexter kursiert in Oxford eine Krankheit, die „seine Opfer in der Illusion wiegt, sie seien in Wissens - und Meinungsfragen unfehlbar.“[1] Auch die Redewendung goes up to Oxford deutet auf ein gewisses Gefühl von Überlegenheit hin: Die Stadt liegt nämlich in einer Senke.[2]

Allen bösen Zungen zum trotz ist Oxford ein ganz außergewöhnlicher Ort, der zu Höchstleistungen anregen kann. Doch was macht Oxford zu dem, was es ist? Wie ist die Universität entstanden und wie hat sie sich weiterentwickelt? Nicht nur die Flussauen, auch die Vergangenheit wird von Nebeln verhüllt.

Einer Sage nach soll Oxford von griechischen Philosophen gegründet worden sein, die mit dem Trojanerkönig Brutus ins Exil nach Britannien kamen.[3] Der Benediktiner Ranulf Higden war jedoch der Meinung, König Alfred der Große hätte in Oxford eine Schule für verschiedene Künste gegründet,[4] aus der sich die Universität entwickelte. Oder hat die Gründung Oxfords doch mit der angelsächsischen Prinzessin Fredeswitha zu tun, die an besagter Stelle ein Kloster gründete? Auf der Flucht vor einem zudringlichen Verehrer soll sie die Themse auf dem Rücken eines Oxen durchquert haben.[5]

Die Gründung Oxfords liegt heute noch im Dunkeln, doch brauchen die Absolventen, die die Universität durchlaufen, ihr Licht nicht unter einen Scheffel zu stellen. In dieser Seminararbeit soll einer von ihnen fokussiert werden. Doch zuvor soll auf die Geschichte der Universität und ihre Einrichtungen eingegangen werden, da ein Mensch, der den Großteil seines Lebens mit Oxford verbunden war, nicht isoliert betrachtet werden kann. Die Reise führt uns ins Mittelalter, wo wir dem Theologen und Kirchenreformer John Wyclif begegnen. Abschließend soll auf seine zentrale Theorie, die das Dogma der Transsubstantiation in Frage stellte, näher eingegangen werden. Wyclifs Schrift De eucharistia, in der er seine Thesen darstellte, führte zum endgültigen Bruch mit der mittelalterlichen Kirche: der Theologe wurde der Häresie beschuldigt. Dank guter Beziehungen musste er sich zu Lebzeiten keinem Gerichtsverfahren stellen, doch wurde seine letzte Ruhe gestört: Wyclifs Gebeine wurden 44 Jahre nach seinem Tod ausgegraben, verbrannt und dem Fluss Swift zugeführt.

Geschichtlicher Abriss

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Oxford findet man im Domesday Book von 1086. Laut Cardini bestand der Stadtkern damals aus 600 Häusern; der von einem Außenbezirk mit weiteren 364 Häusern ergänzt wurde.[6] Sager erwähnt hingegen insgesamt 1018 Häuser; Oxford soll zu dieser Zeit die sechstgrößte Stadt Englands gewesen sein.[7] Als Zentrum der Woll- und Tuchindustrie entwickelte sich Oxford zu einer florierenden Handelsstadt.[8] Außerdem waren Ledermacher und Weber eifrig am Werk. Sie waren schon seit 1100 in Zünften organisiert.[9] Die günstige Lage an Themse und Cherwell, sowie an verschiedenen Handelswegen förderten den Warenaustausch.

Die Entstehung der Universität Oxford ist als allmählicher Prozess zu verstehen.

Der Konflikt zwischen König und Thomas Becket könnte 1167 eine große Gruppe englischer Flüchtlinge aus der Universität Paris nach Oxford vertrieben haben. Heinrich II. befahl in diesen Jahren englischen Klerikern, nach Hause zurückzukehren, und Johann von Salisbury bezeugte einen Exodus von Engländern aus Paris.[10]

Doch sollte es noch 20 Jahre dauern, bis die ersten Fakultäten gegründet werden konnten. Die in der Einleitung erwähnte Mythenbildung um die Entstehung der Universität kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, das Oxford keinen königlichen oder päpstlichen Gründervater vorweisen konnte, wie es bei vielen Universitäten auf dem Festland üblich war.[11]

Die junge Universität musste in den nächsten 200 Jahren drei schwere Konflikte bestehen, während sie zu einer bedeutenden, organisierten, selbstverwalteten Institution heranreifte.

1208 tötete ein Student seine Geliebte und floh aus der Stadt. An seiner Stelle wurden zwei seiner Kameraden vom Bürgermeister und von aufgebrachten Bürgern verhaftet und erhängt.[12] Dies war der Beginn einer Reihe von Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der Universität und den Städtern, die jedoch auch noch tiefer liegende Ursachen hatten:

Die Stadt setzte sich in weitaus höherem Maße als andere Städte aus Einwohnern zusammen, die nicht selbst produzierten, sondern nur konsumierten; die strikte Trennung von Stadt und Land, im wesentlichen erst Produkt der industriellen Revolution, war in Oxford stärker und früher ausgeprägt als anderswo, und das erklärt auch zum Teil das tiefe Zerwürfnis zwischen diesen beiden Einwohnergruppen.[13]

Im Laufe der Zeit grub sich eine unüberwindliche Kluft zwischen die Angehörigen der Universität, die aus weiten Teilen Europas angereist waren und nach ihrer Kleidung gown genannt wurden und die alteingesessene Bevölkerung Oxfords, die sog. townies.[14] Infolge der Unruhen von 1208 kam es 1209 zur Unterbrechung des Lehrbetriebs. Der besagte Fall wurde bis nach Rom getragen und endete mit der Aufsetzung der ersten Charta der Universität, in der eine Reihe von Privilegien und die Immunität der Universität festgelegt wurden. Die townies, die unter der Schirmherrschaft Johann Ohnelands standen, gingen somit als Verlierer aus diesem Konflikt.[15] Die gowns erhielten eine Vielzahl von Privilegien. So bekamen sie z. B. Begünstigungen als Mieter und beim Kauf von Lebensmitteln. Auch wurden sie „von der städtischen Gerichtsbarkeit befreit und statt dessen der Autorität eines Kanzlers, des cancellarius scolarum Oxonie, unterstellt.“[16] Mit den Jahren erlangte die Universität immer mehr Privilegien; an der Stelle sollen beispielhaft zwei herausgegriffen werden:

Also that no justice of the peace, mayor, nor bailiffs to meddle in causes of the peace for transgression within the precinct of the university if a scholar is one of the parties, but the chancellor to have the bearing and determination thereof according to right [Henry IV, 13 May, anno 20]...

Wollen clothes and linen clothes bought by strangers to be sold in gross or in parcels at the liberty of the sellers without action or impediment of the townsmen or any of them [12 April, 10 Edward III].[17]

[...]


[1] Sager, Peter: Oxford & Cambridge. Eine Kulturgeschichte. Frankfurt am Main: Schöffling &Co 2003. S. 34.

[2] Ebd., 33.

[3] Cardini Franco/M.T. Fumagalli Beonio-Brocchieri: Universitäten im Mittalalter. Die europäischen Stätten des Wissens. München: Südwest 1991. S. 62.

[4] Ebd.

[5] Sager 2003: 33.

[6] Cardini 1991: 62.

[7] Sager 2003: 34.

[8] Ebd.

[9] Cardini 1991: 62.

[10] Ebd., 64.

[11] Sager 2003: 35.

[12] Cardini 1991: 64.

[13] Vasold 1984: 26.

[14] Ebd., 36.

[15] Cardini 1991: 64.

[16] Ebd.

[17] H. The Universities. 519. The privileges of the University of Oxford granted between 1327 and 1485, in: English Historical Documents IV: 1327-1485, hrsg. von David C. Douglas, London 1969, S. 878-879.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Universität Oxford im Mittelalter - Der Universitätsprofessor John Wyclif - Häretiker oder Kirchenreformer?
Hochschule
Universität Mannheim  (Seminar für Mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar: England im Zeitalter der Rosenkriege
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
22
Katalognummer
V73205
ISBN (eBook)
9783638881678
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Universität, Oxford, Mittelalter, Universitätsprofessor, John, Wyclif, Häretiker, Kirchenreformer, Proseminar, England, Zeitalter, Rosenkriege
Arbeit zitieren
Nicole Gelencser (Autor:in), 2007, Die Universität Oxford im Mittelalter - Der Universitätsprofessor John Wyclif - Häretiker oder Kirchenreformer?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73205

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