Die Sonderstellung der Spartiatin in der antiken Frauenwelt


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

1.Die Stellung der Frau im antiken Griechenland
1.1.Von der Gleichberechtigung zur Unterordnung
1.2. Die Minderwertigkeit der Frau aus medizinischer Sicht

2. Die Sonderstellung der Spartiatin in der antiken Frauenwelt
2.1. Vom Mädchen zur Frau
2.2. Der spartanische Hochzeitsbrauch

Fazit

Quellen - und Literaturverzeichnis

Einleitung

Das antike Griechenland war geprägt durch sein Polissystem. Aufgrund geographischer Gegebenheiten konnten sich mehr oder weniger autonome Stadtstaaten herausbilden, die sich zum Teil stark voneinander unterschieden. Die unterschiedlichen Staatsformen beeinflussten das Leben der Menschen, indem sie sich auf Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft auswirkten.

Das Bild des antiken Griechenland ist meist durch Athen – der Wiege der Demokratie und dem Inbegriff griechischer Kunst und Kultur –geprägt. Diese Arbeit soll sich hingegen mit Sparta, genauer mit den spartanischen Frauen beschäftigen. Dazu ist es erst einmal nötig, den Begriff „spartanische Frauen“ näher zu definieren: die spartanische Gesellschaft war hierarchisch gegliedert. Die dünne Herrscherschicht der Spartiaten bildete die Spitze der Ordnung. Dann folgte die Schicht der Periöken, die das Land um Sparta herum besiedelten und daher ihren Namen, der „Umwohner“ bedeutet, erhielten. Auf der untersten Stufe der Hierarchie standen die Heloten, die „Staatssklaven“. Sie wurden von zwei Völkern gebildet: der unterworfenen Urbevölkerung Spartas und den Bewohner Messeniens, dem Nachbarstaat Spartas, der durch die Messenischen Kriege erobert worden war. Da es zu den Frauen der beiden unteren Schichten kaum Quellen gibt, muss diese Arbeit auf die Frauen der Oberschicht begrenzt werden. Da sich auch hierzu die Quellenlage als schwierig erweist, ist dies kein leichtes Unterfangen. Meist sind uns nur Berichte Nicht-Spartaner erhalten geblieben, die die Lage in der Polis nicht immer richtig einschätzen konnten und aufgrund fehlender Fakten gezwungen waren eigene Vermutungen anzustellen. So kommt es, dass sich die Quellen teilweise voneinander unterscheiden, je nach dem, ob der Verfasser ein Freund Spartas war oder eher eine negative Meinung über die Polis hatte. Auch die abgeschottete Lage Spartas inmitten des hoch aufragenden Taygetos-Gebirges und das Reiseverbot der Spartaner trugen dazu bei, dass kaum Nachrichten nach außen durchdrangen. Kursierende Gerüchte wurden wohl von Außenstehenden weiter fantasievoll ausgeschmückt und verzerrt. Dass die Polis mit der Zeit im Nebel der Vergangenheit versunken war, begünstigte eine regelrechte Mythosbildung.

Je intensiver man sich demnach mit der Thematik „Sparta“ beschäftigt, umso mehr Fragen wirft man auf. Diese Arbeit soll keinesfalls den Anspruch erheben, all diese Fragen umfassend zu beantworten. Über alle Lebensbereiche zu berichten, würde freilich den Rahmen einer Proseminararbeit sprengen, deshalb muss die Arbeit auf einige ausgewählte Themen beschränkt werden, die gut geeignet sind die Sonderstellung der Spartiatinnen in der antiken Frauenwelt zu beschreiben.

Zuerst soll dabei die allgemeine Situation der Frau im antiken Griechenland erörtert werden, um die Lage in Sparta besser einordnen zu können. Daraufhin soll untersucht werden, durch welche Merkmale und Lebensumstände sich die Spartiatin von anderen Griechinnen unterscheidet. Dazu soll die Spartiatin von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleitet werden und schließlich ein eigenartiger Hochzeitsbrauch fokussiert werden.

1.Die Stellung der Frau im antiken Griechenland

1.1.Von der Gleichberechtigung zur Unterordnung

„Ferner aber ist die Beziehung des Männlichen zum Weiblichen von Natur aus so, dass das erstere das bessere ist, das letztere aber das schlechtere, das eine das Herrschende und das andere das Beherrschte.“[1]

Im vorhergehenden Zitat legitimiert Aristoteles die Unterordnung der Frau, indem er sie als naturgegeben ansieht: „denn das Männliche ist von Natur aus führungsgeeigneter als das Weibliche […].[2] Diese Meinung kann als stellvertretend für den Großteil des antiken Griechenland angesehen werden. Um die außergewöhnliche Stellung der Spartiatin in der antiken Welt besser verstehen zu können, soll erst untersucht werden, wo diese frauenfeindliche Haltung ihren Ursprung hat.

Die griechische Frau spielte keineswegs immer eine untergeordnete Rolle. In der mykenischen Zeit bestand noch Gleichrangigkeit unter den Geschlechtern. Mann und Frau waren gleichermaßen für den Lebensunterhalt verantwortlich, der hauptsächlich auf der Weidewirtschaft und dem Handel basierte. Eine Veränderung trat erst ein, als der Feldanbau anfing eine entscheidende Rolle in der Ernährung der Menschen zu spielen. Die rasche Entwicklung des Feldanbaus hing mit der Erfindung des Pfluges und der „Einführung des Karrens bzw. Wagens als Transportmittel.“[3] zusammen. Sowohl die Arbeit mit dem Pflug als auch die mit dem Wagen war nur mit der Kraft des Mannes bzw. des Zugtieres zu bewältigen. Aufgrund ihrer schwächeren physischen Konstitution verlor die Frau ihre Bedeutung bei der Nahrungsbeschaffung.

„Die dritte Neuerung war die Einführung des systematischen Spinnens und Webens von Wolle, eine Tätigkeit, die mit der Beaufsichtigung des Oikos (des Hauswesens) und der Erziehung der Kinder vereinbar war und so ausschließlich von Frauen übernommen wurde.“[4]

Neben den Neuerungen in der Nahrungsbeschaffung muss noch die Veränderung der Besitzstrukturen erwähnt werden: der Gemeinschaftsbesitz ging nach und nach in den Individualbesitz über, was wiederum die Position des Militärs stärkte: Individualbesitz muss schließlich verteidigt, bzw. gegebenenfalls erobert werden. Das politische Mitspracherecht hing eng mit dem militärischen Einsatz zusammen und war somit den Männern vorbehalten.

1.2. Die Minderwertigkeit der Frau aus medizinischer Sicht

Die naturgegebenen Unterschiede zwischen Mann und Frau wurden in der antiken Forschung zu Gunsten des Mannes gedeutet.

„Im Rahmen der antiken Säftelehre wurde die Frau durch eine feuchtere Konstitution als der Mann charakterisiert. Deswegen war die Frau von Natur aus ungesünder und krankheitsanfälliger als der Mann.“[5]

In zahlreichen antiken Schriften sowohl medizinischer als auch nichtmedizinischer Art wird das Feuchte als etwas Negatives dargestellt. So wird z.B. der feuchte Südwind als Verursacher von epileptischen Anfällen angesehen.[6]

Da man der Meinung war, die Menstruation diene dazu, überschüssige Flüssigkeit, die als schädlich galt, abzugeben, wurde ihr besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Weiterhin wurde die tadellose Funktion des Uterus als Vorraussetzung für die Gesunderhaltung der Frau angesehen. Gegen das schädliche „Umherwandern“ des Uterus galten regelmäßiger Geschlechtsverkehr und Schwangerschaften als beste Arznei – diese Ansicht verstärkte die Stellung des Ehemannes, der so zum „Heiler“ seiner Frau glorifiziert wurde. Als eine Folge solch einer Uterusverlagerung wurde der hysterische Erstickungsanfall angesehen (ta hystera = Gebärmutter), der somit als typisches Frauenleiden galt.

Während es einen namentlich nicht bekannten Autor gab, der die Rolle der Frau bei der Zeugung und Vererbung als biologisch gleichwertig mit der Rolle des Mannes ansah, wurde diese These durch die Lehrmeinungen des Philosophen Aristoteles und des Arztes Galen verdrängt. Nach Aristoteles gab es keinen weiblichen Samen. Er wies der Frau eine passive Rolle zu, die sich lediglich darauf beschränkt, dem Handwerker, d.h. dem Mann das Material (das Menstrualblut) zu liefern. Galen wies zwar einen weiblichen Samen nach, schrieb ihm jedoch eine geringe Bedeutung zu.[7]

[...]


[1] Arist. 1254b 12

[2] Arist. 1259b 2

[3] Günther, Rosemarie, Einführung in das Studium der Alten Geschichte, Paderborn 2001. S. 45.

[4] Ebd.

[5] Stein Michael, Die gynäkologischen Schriften des „Corpus Hippocraticum“, in: Dettenhofer, Maria (Hrsg.), Reine Männersache? , Frauen in Männerdomänen der antiken Welt. München 1996. S. 94

[6] Stein, S. 79

[7] Stein, S. 93

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Sonderstellung der Spartiatin in der antiken Frauenwelt
Hochschule
Universität Mannheim  (Seminar für Alte Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar: Sparta
Note
1,6
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V73204
ISBN (eBook)
9783638736398
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sonderstellung, Spartiatin, Frauenwelt, Proseminar, Sparta
Arbeit zitieren
Nicole Gelencser (Autor:in), 2006, Die Sonderstellung der Spartiatin in der antiken Frauenwelt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73204

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