Bonitätsbeurteilungskriterien für Unternehmen


Seminararbeit, 2007

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Betriebswirtschaftliche Kennzahlen
2.1 Kennzahlen zur Ertragslage
2.1.1 Umsatzrentabilität
2.1.2 Cashflow-Rate
2.1.3 Weitere Kennzahlen zur Ertragslage
2.2 Kennzahlen zur Vermögenslage
2.2.1 Gesamtkapitalumschlag
2.2.2 Anlagenintensität
2.2.3 Weitere Kennzahlen zur Vermögenslage
2.3 Kennzahlen zur Finanzlage
2.3.1 Dynamischer Verschuldungsgrad
2.3.2 Wirtschaftliche Eigenkapitalquote
2.3.3 Anlagendeckung
2.3.4 Weitere Kennzahlen zur Finanzlage

3 Qualitative Faktoren
3.1 Planung und Steuerung
3.2 Unternehmensführung
3.3 Markt und Produkt
3.4 Wertschöpfungskette

4 Warnsignale
4.1 Nichteinhaltung wesentlicher Absprachen
4.2 Überziehungen, Scheck- und Lastschriftrückgaben

5 Integrierte Betrachtung
5.1 Zeitlicher Vergleich
5.2 Branchenvergleich

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Charakteristika von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und Handelsunternehmen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Das Bankgeschäft ist traditionell eine Branche, in der die Übernahme von Risiken zum täglichen Geschäft gehört. Das Kreditgeschäft zählt bei der Mehrzahl der deutschen Kreditinstitute zu den Kernbereichen. Durchschnittlich entfallen ca. 60% des Bilanzvolumens und 65% des gesamten Überschusses auf das Kreditgeschäft.1 Aufgrund der hohen Bedeutung dieser Ertragsquelle ist eine adäquate Bonitätsbeurteilung zur Einschätzung der eingegangenen Risiken erforderlich, um Ausfälle zu minimieren. Insbesondere im Kreditgeschäft mit Unternehmen spielt die sorgfältige Beurteilung der Risken eine entscheidende Rolle.

Die Bonität eines Unternehmens wird von vielen betrieblichen sowie auch von externen Faktoren beeinflusst. Erst die Bewertung aller maß- geblichen Faktoren ermöglicht es, eine verlässliche Aussage über die Bonität zu treffen.2 Das heißt in erster Linie, ein Unternehmen und sei- ne Umwelt eingehend zu analysieren. Darauf aufbauend können mit Hilfe von wissenschaftlichen Erkenntnissen, breiten wirtschaftlichen Kenntnissen, Urteilskraft und Erfahrung Aussagen über die voraussicht- liche Entwicklung eines Unternehmens getroffen werden.3

2 Betriebswirtschaftliche Kennzahlen

Die Aussagekraft einzelner Zahlen aus der Bilanz oder der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ist sehr eingeschränkt. Werden dagegen Bilanzzahlen oder Summen davon in eine sinnvolle, ökonomisch begründbare Beziehung zueinander gesetzt, lassen sich daraus sehr wohl zusätzliche Erkenntnisse erzielen.4

In der folgenden Darstellung wird zwischen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zur Ertragslage, Vermögenslage und Finanzlage unter- schieden. Dabei werden die wichtigsten Kennzahlen ausführlich erläu- tert und weitere Kennzahlen der Vollständigkeit halber kurz aufgeführt.

2.1 Kennzahlen zur Ertragslage

Als erstes werden die Kennzahlen zur Beurteilung der Ertragslage eines Unternehmens dargestellt.

2.1.1 Umsatzrentabilität

Die Umsatzrentabilität gibt an, welcher Anteil der Gesamtleistung (wertmäßige Produktionsleistung) in Form eines ordentlichen und peri- odengerechten Geschäftsergebnisses (Betriebsergebnis) verbleibt. Hierbei wird die wertmäßige Produktionsleistung angesetzt, um in Pro- duktionsbetrieben die Schwankungen zwischen Produktion und Absatz auszugleichen. In eine Analyse der Umsatzrentabilität sollte auch der Gesamtkapitalumschlag, der unter den Kennzahlen zur Vermögenslage erläutert wird, einbezogen werden. Je höher in einem Unternehmen der Gesamtkapitalumschlag ist, desto niedriger darf die Umsatzrentabilität sein, um den gleichen Return on Investment (ROI) zu erwirtschaften.5 Der ROI errechnet sich aus dem Produkt von Umsatzrentabilität und Gesamtkapitalumschlag.6

2.1.2 Cashflow-Rate

Da das Betriebsergebnis durch bilanzpolitische Maßnahmen (z.B. Ab- schreibungspolitik) manipuliert werden kann, erfolgt die Beurteilung der Ertragskraft auch über die Cashflow-Rate (CF-Rate). Der Cashflow (CF) wird wie folgt ermittelt: Betriebsergebnis + planmäßige Abschreibungen (AfA) + Erhöhung langfristiger Rückstellungen.7

Die CF-Rate gibt an, welcher Anteil der Gesamtleistung in Form eines Finanzmittelüberschusses verbleibt. Der CF zeigt die selbst erwirtschaf- teten Finanzmittel und ist ein Indikator für die Ertrags-, die Selbstfinan- zierungskraft und die Schuldentilgungsfähigkeit eines Unternehmens.

Besonders nach größeren Investitionen ist die CF-Rate als Indikator für die nachhaltige Ertragskraft im Unternehmen besser geeignet als die Umsatzrentabilität. In dieser Situation steigen die AfA, doch die getätig- ten Investitionen sind häufig noch nicht in gleichem Maße ertragswirk- sam geworden. Somit sinken das Betriebsergebnis und folglich auch die Umsatzrentabilität. Auf die CF-Rate dagegen hat dies keine Auswir- kungen, da bei der Berechnung des CF die Wirkung der gestiegenen AfA auf das Betriebsergebnis wieder neutralisiert wird.8

2.1.3 Weitere Kennzahlen zur Ertragslage

- Die Betriebsrentabilität gibt den Anteil der Gesamtleistung an, der als Erfolg aus dem operativen Kerngeschäft verbleibt.9
- Die Rohertragsquote zeigt hingegen, welcher Anteil der Gesamt- leistung nach Abzug des Materialaufwands verbleibt.10
- Mit der Personalaufwandsquote wird der Anteil der Gesamtleis- tung angegeben, der für den Personalaufwand verwendet wird.11
- Die Abschreibungsaufwandsquote zeigt, welcher Anteil der Ge- samtleistung durch planmäßige Abschreibungen auf Sachanla- gen verbraucht wird.12
- Die Zinsaufwandsquote gibt den Anteil der Gesamtleistung an, der für Zinszahlungen an Fremdkapitalgeber verwendet wird.13
- Die Mietaufwandsquote zeigt hingegen, welcher Anteil der Ge- samtleistung durch Miet-, Pacht- und Leasingzahlungen ver- braucht wird.14
- Die Gesamtkapitalverzinsung gibt die Verzinsung des gesamten im Unternehmen arbeitenden Kapitals an (Eigen- und Fremdka- pital), die Eigenkapitalverzinsung die Verzinsung des Eigenkapi- tals.15

2.2 Kennzahlen zur Vermögenslage

Im Anschluss an die Kennzahlen zur Ertragslage werden nun die Kennzahlen zur Vermögenslage erläutert.

2.2.1 Gesamtkapitalumschlag

Diese Kennzahl gibt an, wie oft das gesamte eingesetzte Kapital (Ei- gen- + Fremdkapital = Bilanzsumme) im Jahr umgeschlagen wird, d.h. über die Gesamtleistung „verflüssigt“ wird. Je schneller sich das einge- setzte Kapital umschlägt, desto niedriger ist aufgrund der kürzeren Fi- nanzierungszeit der notwendige Kapitaleinsatz. Wie bereits erwähnt steht diese Kennzahl in einem engen Zusammenhang mit der Umsatz- rentabilität.16

2.2.2 Anlagenintensität

Diese Kennzahl zeigt den Anteil des Anlagevermögens an der Bilanz- summe. Ein hoher Wert kann darauf hindeuten, dass das Unternehmen nicht in der Lage ist, flexibel auf Veränderungen des Marktumfeldes zu reagieren. Begründet liegt dies in der mit einem hohen Anlagevermö- gen verbundenen höheren Fixkostenbelastung und der längeren Kapi- talbindungsdauer. Eine niedrige Anlagenintensität hingegen kann ein Indikator für eine veraltete Produktionstechnologie und folglich Rein- vestitionsbedarf sein.17

2.2.3 Weitere Kennzahlen zur Vermögenslage

- Die Debitorenlaufzeit zeigt das in Tagen ausgedrückte Zah- lungsziel, das die Kunden des Unternehmens durchschnittlich in Anspruch nehmen.18
- Die Lagerdauer gibt die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer im Vorratsvermögen an, d.h. wie viele Tage die Vorräte durch- schnittlich gelagert werden.19
- Die Investitionsquote setzt die Sachinvestitionen ins Verhältnis zu der Gesamtleistung und ist somit ein Maßstab für die betrieb- liche Investitionspolitik.20

2.3 Kennzahlen zur Finanzlage

Abschließend werden die Kennzahlen zur Beurteilung der Finanzlage eines Unternehmens dargestellt.

2.3.1 Dynamischer Verschuldungsgrad

Der dynamische Verschuldungsgrad gibt die theoretische Schuldentil- gungsdauer in Jahren an, wenn der CF voll zur Schuldentilgung einge- setzt würde. In dieser Kennzahl werden die Ertragskraft und die Ver- schuldung zusammen betrachtet. Eine hohe Verschuldung ist bei aus- reichender Ertragskraft akzeptabel. Hingegen ist eine Ertragsschwäche verbunden mit einer hohen Verschuldung schnell existenzgefährdend.21

2.3.2 Wirtschaftliche Eigenkapitalquote

Mit dieser Kennzahl wird die finanzielle Stabilität eines Unternehmens gemessen. Eine hohe Eigenkapitalquote verringert die Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern und stärkt zudem die Fähigkeit, Verluste auf- grund von unabsehbaren Marktveränderungen aufzufangen. Ebenso bedeutet eine hohe Eigenkapitalquote auch eine geringere Abhängig- keit von externen Faktoren, wie der Veränderung des Zinsniveaus.22

2.3.3 Anlagendeckung

Diese Kennzahl wird als „goldene Finanzierungsregel“ bezeichnet. Sie stellt eine Verbindung zwischen Investitionen und ihrer Finanzierung her und beruht auf der Überlegung, dass langfristig gebundene Vermögensteile auch langfristig finanziert sein sollen. Neben dem Eigenkapital werden beim langfristigen Fremdkapital die Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von mehr als 5 Jahren und die langfristigen Rückstellungen berücksichtigt. Kennzahlen unter 100% deuten auf die Gefahr hin, dass langfristig gebundenes Vermögen veräußert werden müsste, um kurzoder mittelfristige Verbindlichkeiten zu decken.23

2.3.4 Weitere Kennzahlen zur Finanzlage

- Die kurzfristige Liquidität gibt an, inwieweit die kurzfristigen Ver- bindlichkeiten aus kurzfristig liquidierbaren Werten des Umlauf- vermögens zurückgeführt werden könnten.24
- Die Kreditorenlaufzeit zeigt das in Tagen ausgedrückte Zah- lungsziel, das das Unternehmen bei seinen Lieferanten durch- schnittlich beansprucht.25
- Die kurzfristige Verschuldung gibt den Anteil des kurzfristigen Fremdkapitals an der Bilanzsumme an.26

[...]


1 Vgl. Grunwald, E.; Grunwald S.: Bonitätsanalyse im Firmenkundengeschäft (2001), S. 1

2 Vgl. Kirchhof, F.-E.: Rating im Mittelstand (2002), S.20

3 Vgl. Born, K.: Unternehmensanalyse und Unternehmensbewertung (1995), S. 9

4 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 11

5 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 19-20

6 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 35

7 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 20

8 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 22

9 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 23

10 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 24

11 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 26

12 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 27

13 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 29

14 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 31

15 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 32

16 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 35

17 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 36-37

18 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 38

19 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 40

20 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 41

21 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 42

22 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 43

23 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 45

24 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 47

25 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 48

26 Vgl. Int-Veen, T.: Geschäftserfolg durch Kennzahlen (2004), S. 49

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Bonitätsbeurteilungskriterien für Unternehmen
Hochschule
Fachhochschule Kaiserslautern
Veranstaltung
Corporate Banking
Note
1,3
Autoren
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V73035
ISBN (eBook)
9783638720441
Dateigröße
388 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bonitätsbeurteilungskriterien, Unternehmen, Corporate, Banking
Arbeit zitieren
Martin Sauter (Autor:in)Yvonne Jungblut (Autor:in)Nico Stadler (Autor:in), 2007, Bonitätsbeurteilungskriterien für Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73035

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Bonitätsbeurteilungskriterien für Unternehmen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden