Die Debatte um die „Mexicanidad” des Juan Ruiz de Alarcón


Hausarbeit, 2004

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Ursprünge der Diskussion
2.1. Juan Ruiz de Alarcón – die Geburt eines „Mexikaners“
2.2. Die Anfänge der „Mexicanidad“ in der Literaturwissenschaft

3. Die Diskussion im 20. Jahrhundert
3.1. Alarcón und die „Mexicanidad“ im 20. Jahrhundert
3.2. Die Diskussionsargumente

4. Fazit

5. Literatur

1. Einleitung

Juan Ruiz de Alarcón – auch 400 Jahre nach seinem Tod ruft eine eher biographische geprägte Diskussion um seine Person, mit der Mexiko die Bühne der Weltliteratur betrat, scheinbar immer noch mehr Interesse hervor, als seine viel wichtigeren Qualitäten als Autor neben Größen wie Quevedo, Lope de Vega oder Tirso de Molina. Es handelt sich dabei um die andauernde Frage nach einer möglichen Existenz der so genannten „Mexicanidad“, welche sich auch in den Werken Alarcóns widerspiegeln soll.

Die vorliegende Hausarbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, die Ursprünge dieser Diskussion aufzuzeigen und zu erläutern. Im weiteren Verlauf sollen einige der ins Feld geführten Argumente und Gegenargumente der „Mexicanidad“ gegenübergestellt und einer kritischen Würdigung unterzogen werden, um so abschließend zu einem Urteil zu gelangen inwiefern es gerechtfertigt ist, den Autor des spanischen Siglo de Oro mit der „Mexicanidad“ in Verbindung zu bringen.

2. Die Ursprünge der Diskussion

2.1. Juan Ruiz de Alarcón – die Geburt eines „Mexikaners“

Obwohl heute vor allem Literaturwissenschaftler an der Diskussion über Alarcón beteiligt sind, waren es jedoch Biographienschreiber, die Alarcón nach mehr als zwei Jahrhunderten erneut in die mexikanische Lebenswelt zurückholten. Nach der Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland stand man in Mexiko vor dem gleichen Problem wie die übrigen ehemaligen Kolonien der spanischen Krone: die Abgrenzung des eigenen Staates gegenüber den anderen Territorien oder anders formuliert der inhaltlichen Definition der eigenen Nation. Da die sonst üblichen Abgrenzungsmechanismen wie beispielsweise äußere Merkmale, Religion oder auch Sprache nicht anwendbar erschienen, bediente man sich des gemeinsamen Geburtsortes als Verbindungselement.[1]

Ab 1830 erschien eine Vielzahl von Sammelbänden, die die Herausbildung eines Patriotismus anhand von Lebensgeschichten „großer Mexikaner“ unterstützen sollte und auch Alarcón wurde in diesen Bänden erwähnt. Die Rezipienten dieser Werke erhofften sich durch die Lektüre Antworten auf die Frage, wodurch sich ein Mexikaner definieren würde und was ihn auszeichnete. Im Fall von Juan Ruiz de Alarcón kam als besonderes Merkmal seine weltweite Reputation hinzu. Im Gegensatz zu den übrigen „Nationalhelden“, die meist nur über einen lokal begrenzten Ruf verfügten, war diese weltweite Bewunderung Alarcóns der Ausbildung von Nationalstolz sicherlich nicht abträglich.[2]

Somit kann man die Wurzeln der an der Schwelle des 20. Jahrhunderts beginnenden Diskussion um die Existenz einer möglichen „Mexicanidad“ des Schriftstellers, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausmachen. Innerhalb der Literaturwissenschaft hingegen, auch in Mexiko, spielte Alarcóns Geburtsort jedoch keine große Rolle. In der ersten Abhandlung über die mexikanische Literatur von Francisco Pimentel aus dem Jahr 1885 wurde er nicht einmal erwähnt.[3]

All dies zeigt, dass es sich in der Frühphase der Beschäftigung mit der Herkunft Alarcóns eher um eine nationale oder politisch instrumentalisierte „Mexicanidad“ handelte.

2.2. Die Anfänge der „Mexicanidad“ in der Literaturwissenschaft

Im Gegensatz zu den Biographen orientierten sich die Literaten Mexikos an der in Europa geführten Diskussion über die Moral der Werke Alarcóns und schenkten der Tatsache, dass er in Mexiko geboren wurde weniger Beachtung.[4] Nichtsdestotrotz steuerten einige von ihnen, wie zum Beispiel Luis Fernández-Guerra y Orbe, wichtige Beiträge zur Biographie des Autors bei.[5]

Während Daus ausführt, Hartzenbusch und weitere Literaturwissenschaftler hätten sich nicht weiter mit dem Thema „Geburt in Mexiko“ beschäftigt,[6] sieht Alatorre hingegen Eugenio Hartzenbusch als einen der ersten an, der über einen möglichen Einfluss der lateinamerikanischen Wurzeln auf die Wesensart der Werke nachdachte.[7] In Bezug auf Alarcón erschien es damals schon ungewöhnlich, wie wenig Referenzen es auf Mexiko in seinen Stücken gab. Bis heute ist die Beschreibung der Stadt Mexiko in „El semejante a sí mismo“ der einzige explizite Verweis auf seinen Geburtsort,[8] auch wenn gelegentlich Figuren einige Orte in Mexiko erwähnen.

Es scheint jedoch keine Präferenz für Mexiko, im Vergleich zu den anderen Bereichen der „Indias Occidentales“, in den Werken zu geben.[9]

Dieses fast vollständige Fehlen der „Neuen Welt“ sorgte schon damals für Verwunderung und Diskussionen, ob man Alarcón eher dem spanischen oder dem mexikanisch-amerikanischen Literaturkreis zuordnen sollte. Menéndez-Pelayo rechnete ihn, abgesehen von seiner Geburt im Vizekönigreich und seinem Jura-Diplom, der spanischen Literatur zu und verweist dabei darauf, dass sein gesamtes literarisches Schaffen neben Größen wie Lope de Vega, Calderón oder Tirso de Molina in Spanien stattfand.

Demgegenüber vertritt José María Vigil die These, dass der Autor allein schon durch seine Geburt in Mexiko markant geprägt wurde, denn „this in itself, puts an indelible stamp on the individual“.[10] Gerade diese These von der Verknüpfung von bestimmten Wesensmerkmalen und dem Geburtsort scheint unter dem Einfluss der Werke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu stehen. Im weiteren Zeitverlauf sollte die Frage der „Mexicanidad“ immer weiter Einzug in die Literaturwissenschaften halten und das Jahr 1913 sollte als Epochenjahr in die Geschichte der Diskussion eingehen.

[...]


[1] Daus; S.70 ff.

[2] Daus; S.70 ff.

[3] Alatorre; S.241; Es ist jedoch interessant, dass Alarcón den Einband ziert.

[4] Daus; S. 73

[5] Alatorre; S. 243

[6] Daus; S. 70

[7] Alatorre; S. 241 ff.

[8] Fradejas; S.27

[9] Usigli; S. 8 ff.

[10] Alatorre; S. 244

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Debatte um die „Mexicanidad” des Juan Ruiz de Alarcón
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V73032
ISBN (eBook)
9783638696371
ISBN (Buch)
9783638939065
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Debatte, Juan, Ruiz, Alarcón
Arbeit zitieren
Lars Degen (Autor:in), 2004, Die Debatte um die „Mexicanidad” des Juan Ruiz de Alarcón, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73032

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