Für wen schrieb Cassius Dio?


Seminararbeit, 2004

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Dios Leben
2.1 Herkunft und Bildung
2.2 Dio als Schriftsteller

3. Dios Leserschaft
3.1 Provinzialgriechen
3.2 Reichsoberschicht

4. Schluss

Literaturverzeichnis

Übersetzungen:

Sekundärliteratur:

1. Einleitung

Cassius Dio lebte etwa von 163 bis 235 n. Chr. und war Politiker und Schriftsteller. Sein bekanntestes und wichtigstes – aber leider nur in Bruchstücken erhaltenes – Werk ist die Römische Geschichte. Sie umfasst in 80 Büchern die Ereignisse ab der Gründung der Stadt bis in die Zeit Dios.

Für wen er dieses Mammutwerk verfasst hat, ist in der heutigen Forschung umstritten. Das liegt daran, dass Dio selbst nirgends seinen Adressatenkreis explizit nennt – woran allerdings auch der schlechte Überlieferungszustand schuld sein kann. Besonders vom Anfang und Ende des Werks sind nur noch Fragmente erhalten.

Die Frage nach dem Publikum Dios wurde von mehreren Historikern behandelt. Allerdings meist nur in einem kurzen Absatz, einem Unterkapitel oder der Einleitung. Eine längere Arbeit zu diesem Thema gibt es bisher nicht. In dieser Seminararbeit sollen die verschiedenen Meinungen zur Leserschaft der Römischen Geschichte aufgezeigt und bewertet werden. Die Arbeit stützt sich dabei vor allem auf Aalders, Dio and the Greek World, 1986, als Vertreter der Theorie, dass Dio für Provinzialgriechen schrieb. Gowing, Triumviral Narratives, 1992, und Hose, Erneuerung der Vergangenheit, 1994, sowie Ameling, Griechische Intellektuelle, 1997, hingegen sehen die Führungsschicht des Imperiums als Leser.

Vor der Darstellung dieser Positionen soll die Person Cassius Dio kurz dargestellt werden. Dabei sollen Bildung, Herkunft und politische Karriere des Autors betrachtet werden, denn gerade aufgrund dieser Faktoren werden in der Forschungsdiskussion oft Schlüsse über die potentiellen Adressaten gezogen. In einer Schlussbetrachtung sollen Ergebnisse zusammengefasst werden.

2. Dios Leben

2.1 Herkunft und Bildung

Cassius Dio, mit vollem Namen vermutlich Lucius Claudius Cassius Dio Cocceianus, wurde zwischen 163 und 165 n. Chr. in Nikaia, in der Provinz Bithynien geboren. Sein Vater war römischer Senator und Statthalter von Lycia, Pamphyle und später der Nachbarprovinz Kilikien. Die Familie hatte Besitzungen in Bithynien und Landstück in Italien. In beiden Gebieten hatte sie zahlreiche soziale Kontakte und Verpflichtungen.

Dio schreibt in der Römischen Geschichte nichts über seine Kindheit, er bekam aber vermutlich Unterricht in Grammatik, Literatur, Mathematik, Geometrie, Musik und vor allem in Rhetorik. Er studierte viele griechische Autoren und erhielt weiteren Unterricht in Ephesus, Smyrna oder Pergamon.

Ab 180 n. Chr. besuchte Dio Rom. Seitdem berichtet er die Ereignisse in seinen Büchern aus erster Hand. Er erwarb sich erstes Ansehen als Anwalt. Um 184 erreichte er ein Magistratsamt. Mit der Quästur 188 oder 189 n. Chr. wurde er Senatsmitglied. Aber erst ab 192 schreibt er von sich als Senator. Ein Jahr später ernannte Kaiser Pertinax Dio zum Prätor. In den Jahren 197 bis 202 verwaltete er vermutlich eine griechischsprachige Provinz. Danach war er wieder in Rom. 205 oder 222/223 n. Chr. wurde er Konsul – wann genau ist unter Historikern umstritten. Ein zweites Mal bekleidete er dieses Amt 229. 218 bis 221 verwaltete er als Kurator Pergamon und Smyrna. 222/223 war er Prokonsul der Provinz Afrika, anschließend Legat von Dalmatien. Von 226 bis 229 n. Chr. war er Legat von Oberpannonien. Die Berufung auf all diese Posten zeigt Dios hohe Stellung in der römischen Elite.

Ab 230 verbrachte er seinen Ruhestand in Nikaia, wo er die Römischen Geschichte beendete. Als bithynischer Aristokrat, der eine Karriere als römischer Senator verfolgte, war Dio eine Mischung der zwei großen Kulturen des Römischen Reichs: er war zugleich Römer und Grieche.

2.2 Dio als Schriftsteller

Geschichtsschreibung erlebte eine Blüte im zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Die klassischen griechischen Historiker des 5. Jahrhunderts v. Chr. (Herodot, Thukydides, Xenophon) wurden von zahlreichen Geschichtsschreibern nachgeahmt. Diese Periode wird oft als „Zweite Sophistik“ bezeichnet, weil viele griechische Rhetoriker, auch Sophisten genannt, der intellektuellen Elite in Athen, Ephesus, Smyrna und Rom angehörten.[1]

In der Antike wurde Geschichte immer als Teil der Literatur angesehen und war mit der Rhetorik eng verknüpft. Sie sollte nicht nur die Vergangenheit wiedererzählen, sondern auch unterhalten. Daher fügten Historiker wie Dio Reden ein, die ihre rhetorischen Fähigkeiten zeigen sollten.

Es ist sicher, dass Dio drei Werke geschrieben hat, über mehr wird gestritten. Diese drei nennt er in seiner Römischen Geschichte. (73.23.1-5)

„(1) In der Folge [nach dem Mord an Commodus im Dezember 192] kam es zu äußerst heftigen Kriegen und inneren Auseinandersetzungen. Zur Darstellung dieser Kämpfe sah ich mich aus folgendem Grund veranlasst: Ich hatte eine kleine Schrift über die Träume und Vorzeichen verfasst und herausgegeben, die Severus auf die Erlangung der Kaiserwürde hoffen ließen. (2) Als er das von mir übersandte Exemplar gelesen hatte, antwortete er mir in einem ausführlichen und anerkennenden Schreiben. Diesen Brief empfing ich gegen Einbruch der Dunkelheit und bald danach schlief ich ein; im Schlaf nun gebot mir die himmlische Macht, an die Abfassung einer Geschichte zu gehen. Und so kam ich dazu, die Schrift in Angriff zu nehmen, mit der ich jetzt beschäftigt bin. (3)Und da meine Arbeit den anderen sowohl wie auch Severus ungemein gefiel, fasste mich das Verlangen, auch von all dem übrigen, was die Römer betraf, eine zusammenfassende Darstellung zu geben, und daher mein Entschluss, jene erste Abhandlung nicht länger als eine gesonderte Arbeit bestehen zu lassen sondern in die vorliegende Geschichte einzufügen; ich wollte so, zusammengefasst in einem einzigen Werk, alles von Anfang an bis zu dem Zeitpunkt, welcher der Fortuna gefallen mag, niederschreiben und der Nachwelt überliefern. (4) Und diese Gottheit lieh mir Kraft, meine Geschichte fortzusetzen, wenn ich mich vor ihr ängstigen und damit zögern wollte, wenn ich ihrer überdrüssig wurde und ans Aufhören dachte, dann munterte sie mich durch Träume auf und erfüllte mich mit herrlichen Hoffnungen für die Zukunft, die meine Geschichte am Leben erhalten und ihren Glanz nimmermehr vergehen lassen werde. So hatte ich in ihr anscheinend eine Wächterin über meinen ganzen Lebensgang gefunden und bin darum ihr ganz ergeben. (5) Zehn lange Jahre habe ich darauf verwendet, die sämtlichen Römertaten von Anfang an bis zum Tode des Severus zu sammeln, und in weiteren zwölf Jahren habe ich sie niedergeschrieben. Was die noch folgenden Ereignisse anlangt, so sollen auch sie zur Darstellung kommen bis zu einem Zeitpunkt, den zu erreichen mir möglich ist.“

[...]


[1] Edmondson, Jonathan: Dio: The Julio-Claudians. Selections from Books 58-63 of the Roman History of Cassius Dio, London 1992, (= LACTOR 15).

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Für wen schrieb Cassius Dio?
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
12
Katalognummer
V73012
ISBN (eBook)
9783638632720
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Cassius
Arbeit zitieren
Monika Eder (Autor:in), 2004, Für wen schrieb Cassius Dio?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73012

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