Männermangel in der Grundschule? Zur Rolle des Mannes in einem feminisierten Beruf


Examensarbeit, 2006

107 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Die Bedeutung des Mannes in den ersten 10 Lebensjahren
1.1 Die Rolle des Vaters früher und heute – Männermangel in Familien?
1.2 Folgen der Vaterlosigkeit für Mädchen und Jungen
1.3 Männer im Kindergarten und in der Grundschule
1.4 Stärken männlicher Lehrkräfte in der Grundschule

2. Verteilung der Geschlechterverhältnisse im Berufsfeld Lehramt
2.1 Historische Entwicklung des Frauen- und Männeranteils an Schulen
2.2 Verteilung der weiblichen und männlichen Lehrkräfte an den verschiedenen Schulformen
2.3 Zeitliche Beschäftigung von Frauen und Männern an Schulen

3. (Grundschul-) Lehramt – Frauendomäne und Männermangel
3.1 Der Begriff der „Feminisierung“
3.2 Der Begriff des „Frauenberufes“
3.3 Ein idealer Frauenberuf: (Grundschul-) Lehrerin
3.4 Lehramt als Beruf zweiter Wahl? – Beweggründe für Studierende
3.5 Gründe für das geringe Interesse der Männer am Grundschullehramt

4. Hierarchie von Männern und Frauen in der Schule
4.1 Das Amt der Klassenleitung
4.2 Das Amt der Schulleitung

5. Männer und Frauen im Grundschulalltag
5.1 Sind Grundschullehrer typische Männer?
5.2 Erwartungen an Grundschullehrer
5.3 Geschlechtsspezifische Eigenheiten von Lehrerinnen und Lehrern
5.3.1 Redeverhalten von Frauen und Männern
5.3.2 Unterschiedliche Verhaltensweisen von Lehrerinnen und Lehrern
5.4 Probleme schulischer Zusammenarbeit von Frauen und Männern
5.5 Das berufliche Selbstverständnis von weiblichen und männlichen Lehrern
5.6 Berufszufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern

6. Maßnahmen gegen die Feminisierung des Grundschullehramtes
6.1 Wandel in der Schule durch Wandel in der Gesellschaft?
6.2 Reformen in Berufs- und Ausbildungspraxis

7. Fazit und Perspektiven

8. Literaturverzeichnis

9. Eidesstattliche Erklärung

Einleitung

Das schlechte Abschneiden deutscher Schulen im europaweiten Vergleich hat einmal mehr ein Umdenken in der Schulpolitik bewirkt. Die Pisa-Studie hat gezeigt, dass in der Schulpolitik Deutschlands einiges an Nachholbedarf herrscht. Besonders die Leistungen der Jungen gelten dabei als Hauptursache für das schwache Ergebnis deutscher Schüler im Vergleichstest, weil sie denen der Mädchen deutlich hinterher hinken.

Die Kultusminister von Niedersachen und Hessen, Busemann und Wolff, glauben das Problem erkannt zu haben: sie fordern eine Männerquote für den Schuldienst, um mit Hilfe von männlichen Lehrkräften die Jungen im Schulalltag zu höheren Fähigkeiten anzuregen.[1] Männer sind an vielen Schulen, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit Mangelwaren. Besonders trifft dies auf den Bereich der Grundschule zu. Die Personalstruktur der meisten Grundschulen spiegelt auch den Zustand vieler Familien wider. Erziehungsarbeit liegt in den Händen von Frauen/Müttern, die „richtige“ Arbeit wird von Männern/Vätern erledigt. Doch genau darin liegt das Problem: durch diese traditionelle Rollenverteilung prägen sich bei Jungen und Mädchen stereotype Geschlechterverhältnisse ein, die in der heutigen Gesellschaft nicht mehr gewünscht sind. Vielmehr wird in letzter Zeit versucht, die bisherige Rollenverteilung aufzusplitten. Mädchen sollen mehr in typisch männliche Sphären hinein wachsen, Jungen umgekehrt in weibliche Bereiche. Um dieses zu ermöglichen, sind Jungen und Mädchen auf Vorbildfunktionen und damit auf die Anwesenheit und Erziehung durch beide Geschlechter angewiesen. Oftmals scheitert dies bereits in den Familien: Abwesenheit der Väter durch lange Arbeitszeiten und damit einer nur geringen Beteiligung am Aufziehen der Kinder sowie Ehescheidungen sind die häufigsten Ursachen für einen Mangel an männlichen Bezugspersonen in Familien. Dieser Umstand kann zurzeit auch nicht an Grundschulen ausgeglichen werden, weil männliche Pädagogen fehlen. Die Geschlechtersozialisation findet in der Grundschule nur in begrenztem Umfang statt, Frauen sind in der deutlichen Überzahl.

Ob hier tatsächlich grundlegende Ursachen liegen und entsprechende Veränderungen ein Schritt in die richtige Richtung sind, oder überhaupt wirklich sinnvoll und im Schulleben umsetzbar sind, werde ich versuchen, mit dieser Arbeit aufzuzeigen.

1. Die Bedeutung des Mannes in den ersten 10 Lebensjahren

In vielen Studien wurde bereits nachgewiesen, dass Jungen in der Schule Probleme haben, nicht nur in Bezug auf ihre Leistungen, sondern besonders auch auf ihre Sozialisation.[2] Der Ursprung hierfür ist jedoch nicht erst im Grundschulalter zu finden, sondern ist schon vor dem Eintritt in den Kindergarten begründet.[3] Als einer der wesentlichen Gründe für das schlechte Abschneiden der Jungen wird die Beziehung zwischen Vätern und ihren Söhnen angeben. Die Bedeutung des Vaters für die Familie wird erst seit den 70er Jahren diskutiert und wurde am Anfang der 90er Jahre in den Vordergrund der Familienforschung gestellt.[4]

1.1 Die Rolle des Vaters früher und heute – Männermangel in Familien?

Die Vater-Kind-Beziehung ist in der menschlichen Geschichte schon immer von einem gewissen Mangel geprägt, obwohl gerade für den Sohn der Vater eine wichtige Rolle für die Identitätsbildung spielt.

Seit ca. 2000 vor Christus ist die Zeugungsfunktion des Vaters bekannt: seitdem wird er als Verantwortlicher der Schwangerschaft der Mutter gesehen. Der Vater nimmt erstmalig Pflichten wie Ernährung, Beschützen und das Weitergeben von Traditionen wahr und dient dem Sohn bereits als Identifikationsfigur. Die wirkliche Kindsannahme erfolgte jedoch erst zwischen den 18. und 20. Jahrhundert, davor war Kindsmord oder die Weggabe der eigenen Kinder häufig zu finden und zudem sozial akzeptiert.[5]

Über die verschiedenen Zeitalter hinweg entwickelt sich die Vaterrolle weiter, jedoch wird der Einfluss durch die Mütter auf die Kinder immer offensichtlicher. Seit dem Mittelalter (375-1500 nach Christus) war der Vater zwar noch das Familienoberhaupt und erfüllte Schutz- und Ernährungsaufgaben, die Rolle des Erziehers trat er jedoch an die Mutter ab.[6]

Absolutismus und Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert bewirkten eine noch stärkere Veränderung des bisherigen Rollenverständnisses. Die zuerst herrschende vorindustrielle Agrargesellschaft hatte zur Folge, dass Verwandte und Nicht-Verwandte zusammen in einem Haus lebten und auch arbeiteten. Alle Familiemitglieder trugen zum Einkommen der gesamten Familie bei. Diese Notgemeinschaft, die das gemein-

same Überleben sichern sollte, war dem Vater als Oberhaupt untergeordnet. „Die Autorität des Vaters innerhalb der Familie wurde durch die protestantische Reformation betont. Eine hierarchische Ordnung war von zentraler Bedeutung für das effektive Funktionieren des Haushalts: Väter und Ehegatten waren verantwortlich für die Lenkung familiärer Aktivitäten; Frauen und Kinder unterlagen der männlichen Autorität.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a.. S. 17).

Die Erziehung der Kinder erfolgte im Hintergrund und sie wurden so schnell wie möglich mit in den Arbeitsalltag integriert. 1785 begann im Zuge der Industrialisierung ein weiterer Umschwung, da die sich zuvor überschneidenden Lebensräume von Mann und Frau aufgegeben wurden. Da kleinere Betriebe sich nicht mehr halten konnten, wanderten viele Männer in Fabriken ab, um die materielle Versorgung ihrer Familie sicherzustellen. Frauen kümmerten sich im Gegenzug um Haushalt und die Erziehung der Kinder, so dass der Vater nur noch eingeschränkt im Familienkreis präsent war und seine Entscheidungskraft immer mehr an Einfluss verlor und die Frau den Kindern als Vorbild dienen musste.[7] Die Familie büßte ihre Position als Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft ein und ein völlig neuer, separater Lebensabschnitt begann. „Man betrachtete die Familie nicht mehr wie früher als eine 'Produktionseinheit innerhalb einer umfassenden Gemeinde', sondern als einen 'geschützten Garten von Liebe und Fürsorge in einer ungastlichen Welt'.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a.. S.19). Männern und Frauen wurden zu dieser Zeit ihre geschlechtsspezifischen Rollenverteilungen zugewiesen, die Familie galt als eine Ruhestätte, in der sich der Haupternährer und Beschützer der Familie – der Vater – nach einem mühseligen Arbeitstag erholen konnte. Ehefrauen waren von ihrem Ehemann abhängig. Der ökonomische Wohlstand der Frau orientierte sich an dem ihres Mannes bzw. an seinem Beruf. Der Status der Frau spiegelte somit den Status des Mannes wider, was sich auch in der selbstverständlichen Annahme des Nachnamens des Mannes äußerte.[8]

Zur Zeit des Bürgertums und des Proletariats im 19. Jahrhundert musste die Vaterfunktion weitere Verluste hinnehmen. Besonders der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi reformierte die Volksschulen und sprach der Mutter als Erzieherin einen hohen Stellenwert zu. Die vormals väterlichen Pflichten wurden durch staatliche Pflichten ersetzt und die Vaterrolle wird immer mehr durch Volksschulen und die Müt-

ter übernommen.[9] Ausbildung und Schutz des Kindes kamen auf diese Weise nach und nach in öffentliche Hand. Zusätzlich gingen die Väter in ihrer Freizeit eigenen Interessen nach, den der damalige Städtebau noch förderte, indem Wohn- und Arbeitsgebiete von nun an räumlich weiter voneinander entfernt wurden. Der Vater nahm von diesem Zeitpunkt an nicht mehr aktiv am Familienleben teil. Eher kam es aufgrund der wachsenden finanziellen Probleme durch Löhne am Existenzminimum zu häufigen Treffen der Männer, um mit Hilfe von Alkohol den zunehmenden Druck zu kompensieren. In vielen Arbeiterfamilien war es aus ökonomischen Gründen auch gar nicht erst möglich, das gültige traditionelle Rollenverständnis auszuführen, da auch die anderen Familienmitglieder einen Beitrag für das Überleben der Familie leisten mussten. Somit verloren die Väter eine weitere Eigenschaft: nur noch die Zeugung, Ernährung und die Repräsentation als Oberhaupt der Familie fielen in ihren Bereich. Ihre Autorität wurde ausschließlich auf den Beruf zurückgeführt, und selbst das, stellte sich in der wirtschaftlich schwächeren Arbeiterschicht als schwieriger heraus als in vermögenderen Mittelschicht.

Ab 1870 setzte ein gesellschaftliches Umdenken ein. Der Mann wurde wieder stärker als Teil der Familie angesehen, mit Hilfe von Gesetzen und staatlicher Förderung wurde versucht, den Vater in die Familie zu reintegrieren. Eine dieser Maßnahmen waren Erlasse zur Prävention väterlicher Gewalt und Kampagnen zur Reduzierung der Scheidungsraten. Leider existierten diese Programme für eine aktive Vaterschaft innerhalb der Familie nur auf dem Papier. Hauptgrund für die Erstellung dieser Maßnahmen war, dass durch die alleinige Erziehung von Frauen die Söhne Schaden nehmen könnten.[10]

In der NS-Zeit im 20. Jahrhundert wurde diese Tendenz, trotz einer allgemein höh- eren Wertschätzung des Mannes, durch das NS-Regime und den Krieg beibehalten. Schutz und Ernährung wurden nun zusätzlich vom Staat sowie den Müttern übernommen. Aber auch nach dem Krieg änderte sich weltweit kaum etwas an dieser Situation, da die Heimkehrer nicht mit dem Erlebten und der „Wiedereingliederung“ in die Familien zurecht kamen: der Vater als Entscheidungsträger verlor weiter an Einfluss und damit auch an Selbstbewusstsein. Dieser Umstand führte häufig zu Alkoholmissbrauch und in vielen Familien sogar zu häuslicher Gewalt. Gleichzeitig muss aber auch bedacht werden, inwiefern Mutter und Kind die Wiedereingliederung zuge-

lassen haben, da Söhne oftmals die Stelle des Vaters eingenommen hatten. Nachdem der Krieg vorbei war, kam erneut der Gedanke auf, dass Männer wichtig für die Entwicklung der Persönlichkeit der Kinder sind. Es wurde schon damals erkannt, dass der Vater als Geschlechtsrollenmodell dient und dass durch väterliche Präsenz in der Erziehung viele soziale Probleme der Kinder vermieden werden können.[11]

Fehlende Identifikationsmöglichkeiten, durch eine nicht vollzogene Ablösung von der Mutter und ein fehlendes Vater-Vorbild führten zu immer mehr Problemen zunächst nur innerhalb der Familien, später aber auch auf gesamter Gesellschaftsebene. Hier zeigte sich die Unzufriedenheit der Jugend in Form der außerparlamentarischen Opposition und der 68er-Bewegung. Ursache dafür war sicherlich nicht nur der Wunsch nach größeren Freiheiten, sondern auch fehlende Orientierung, die in einem zunehmenden emotionalen Rückzug des Vaters aus der Familie begründet war.

In dieser Zeit entwickelte sich auch der Sozialstaat, der nicht nur die Fortpflanzung seiner Bürger förderte, sondern ebenfalls die Autonomie der Frau gegenüber ihrer Familie. Für sie war es nun erstmals möglich, in Bildung und Beruf Fuß zu fassen und somit zu einer neuen Lebensqualität zu finden. Dazu gehörte auch eine effizientere Planung des Lebens, da die unterschiedlichen Arbeitszeiten an womöglich zusätzlich unterschiedlichen Standorten der Lebenspartner, in Einklang mit den Familienaktivitäten gebracht werden mussten. Diese neu gewonnene Unabhängigkeit der Frauen und Männer ging jedoch zu Lasten ihrer Kinder. Weniger Gemeinsamkeiten der Eltern bewirkten eine bisher nie gekannte Fülle von Trennungen und Scheidungen und führten damit zu einer zunehmenden Vaterlosigkeit. „Die rapide Steigerung der Scheidungsraten in den 60er und 70er Jahren machte das Engagement des Mannes für die Familie zum Thema politischer und wissenschaftlicher Diskussionen.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a.. S. 24). Mütter ziehen ihre Kinder nun völlig allein oder mit einem „neuen“ Vater auf. Der Kontakt zum leiblichen Vater wird oftmals durch Streitigkeiten der Eltern unterbunden bzw. der Kontakt wurde per Sorgerechtsregelung sogar teilweise verboten.

Zwar lassen sich kinderlose Paare in der Regel häufiger scheiden als Elternpaare, dennoch steigt seit den 70er Jahren die allgemeine Scheidungsrate stetig. In den 70er Jahren wurden nur 15% der geschlossenen Ehen geschieden, Anfang der 90er Jahre waren es bereits doppelt so viele gescheiterte Ehen und im Jahre 2003 ließen sich 43% aller Ehepartner scheiden.[12] Margret Rottleuthner-Lutter gibt in ihrem Handbuch zur Familien– und Jugendforschung an, dass der Grund der Eheschließung in der Regel nur von der emotionalen Bindung zweier Menschen abhängig ist, die Liebe zu den Kindern und damit deren Schutz steht erst an zweiter Stelle.[13] Dabei wird übersehen, welch wichtige Rolle die Eltern, und damit auch die Väter, in der Entwicklung des Kindes spielen.

In der heutigen Zeit werden vom Vater zwei ganz unterschiedliche Bilder präsentiert. Zum einen gibt es eine neue, emotionale Form des Vaters, der partnerschaftlich der Frau bei der Erziehung der Kinder zur Seite steht, zum anderen werden durch die Medien Männer gezeigt, die mit dieser Rolle vollkommen überfordert sind und dies an ihrer Familie gewaltsam auslassen. Ein großes Problem dieser Tage stellt jedoch die physische Vaterabwesenheit dar. Zwar ist die Einbindung des Vaters in die Erziehung sehr erwünscht, doch häufig ist der Vater nur in einem geringen Maße zu Hause präsent. Der Mann ist heute zwar nicht mehr unbedingt der Alleinernährer der Familie, aber häufig doch der Haupternährer mit einem deutlich höheren Einkommen als das der Frau. Nach Fthenakis wird diese Entwicklung auch auf den Wandel vom Familieneinkommen hin zum Indivdualeinkommen zurückgeführt. Dies ist gekennzeichnet durch einen Wechsel der Familie als wirtschaftliche Einheit hin zu einem individuellen Einkommen einzelner Familienmitglieder durch externe Arbeitsplätze. Eine Arbeitskraft ist nun nicht mehr ein Leben lang bei ihrem gleichen Arbeitgeber angestellt, vielmehr ist eine Anstellung zeitlich und örtlich meist nur befristet. Die zeitliche Verfügbarkeit in der Familie nimmt damit ab und die innerhalb des Jobs zu. Gründe hier für liegen nicht nur in der heutigen Zeit wieder länger werdende Arbeitszeit, sondern auch in den örtlichen Gegebenheiten wie langen Anfahrtswegen. Familiäre Spannungen sind damit vorprogrammiert und begründen u.a. die erhöhten Scheidungsraten.[14]

Aber auch die bereits erwähnte Zunahme der Berufstätigkeit der Frauen führte zu einer Veränderung der familiären Situation.[15] Frauen bekamen ein völlig neues Gefühl der Selbständigkeit, waren nicht mehr in dem Maß von ihrem Ehemann abhängig, wie sie es früher waren. Vielmehr führte die mittlerweile selbstverständliche Beschäftigung der Frauen zu mehr Gleichberechtigung und Unabhängigkeit, so dass bei einer eventuell unausgefüllten Ehe nicht mehr das Geld als alleiniger Grund gesehen wurde, eine Ehe bestehen zu lassen. Dies schwächte jedoch wiederum die bisherige Position des Mannes als Ernährer der Familie. Gleichzeitig nahm die Bedeutung der Mutter-Kind-Dyade zu, auf die ich genauer im nächsten Kapitel eingehen werde.

Zusammenfassend wird also – im Zusammenhang mit der geschichtlichen Analyse der Vaterrolle nach Detlef Ax – zwischen drei verschiedenen Begriffen unterschieden:[16]

1. Vaterschaft: damit ist nicht nur die biologische Vaterschaft gemeint, sondern auch das Akzeptieren des Kindes, das erste Vorbild für Jungen bzw. der erste Partner des anderen Geschlechts für die Mädchen, die Lösung der engen Mutter-Kind-Beziehung sowie die traditionellen Aufgaben als Erzieher, Ernährer und Beschützer.
2. Vaterlose Kultur: diese beinhaltet die eben genannten Verpflichtungen seitens der Väter, die jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr von ihnen selbst oder nur zum Teil von ihnen übernommen werden.
3. Männliche Identität: ist dann vorhanden, wenn neben der stimmigen männlichen Anatomie, das Kind sich selbst als auch die Außenwelt es als männlich anerkennt. Ausschlaggebend dafür sind die unter 1 . beschriebenen Prozesse.

Diesen Ausführungen zur Folge gab und gibt es schon immer einen gewissen Vater- bzw. Männermangel in Familien. Die Gründe hierfür variieren je nach historischem Hintergrund. Fest steht jedoch, dass die Präsenz der Väter in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen hat, vor allem durch die Zunahme der Ehescheidungen. Ob und inwiefern dies Folgen für die Kinder hat, wird im nächsten Kapitel dargestellt. Geblieben ist jedoch, trotz des Wandels der Rolle des Mannes in der Familie und der genannten Begleitumstände, dass dem Vater auch heute noch ein gewisses Maß an Autorität und Respekt entgegen gebracht wird.

1.2 Folgen der Vaterlosigkeit für Mädchen und Jungen

Aus den vorherigen Ausführungen wurde deutlich, dass ein großer Teil der Mädchen und Jungen ohne einen Vater aufwachsen müssen. Aus heutiger Sicht ist besonders die Zahl der Einelternfamilien – in der Regel alleinerziehende Mütter – angestiegen. Aber auch wenn der Vater in einer Familie erhalten geblieben ist, gilt dieser Umstand leider auch nicht als optimal. Da die traditionelle Rollenverteilung in vielen Familien noch immer vorherrschend ist, d.h. der Vater arbeitet ausschließlich und die Mutter kümmert sich um Haushalt und Familie und ist teilweise zusätzlich berufstätig. Teilzeitarbeit für beide Elternteile, wobei der Vater mehr Zeit mit den Kindern verbringen würde, ist in den meisten Familien noch immer selten. „Frauen, Mütter sind für die Gefühls-Arbeit mit den Kindern innerhalb der Familie zuständig; Männer, Väter haben ihren Platz vor allem außerhalb der Familie – in der ‚Öffentlichkeit’ –, dort wo Gefühle keinen offiziellen Platz haben.“ (Roth, Jürgen: Mehr Männer in die Grundschule? In: Die Grundschulzeitschrift 2/15. 1988. S. 29).

Auf diese Weise ist der Vater für die Kinder deutlich weniger präsent als ihre Mutter. Allerdings muss zwischen zwei Formen der Abwesenheit der Väter unterschieden werden.[17] Zum einen gibt es Väter, die nur während der Arbeit für einen gewissen Zeitraum fehlen, zum anderen sind erschreckenderweise in Familien auch Väter zu finden, die nach der Arbeit gefühlsmäßig fehlen und somit auch als Erzieher ihrer Kinder. Arbeitslose Väter, die zwangsläufig zu Hause sind, üben dennoch nicht eine reine Vaterrolle aus. Vielmehr betonen sie das traditionelle Männerbild des berufstätigen Ernährers und lehnen daher eine andere Beschäftigungsform innerhalb der Familie wie z. B. als Erzieher ab.

Männer sind zwar das Familienoberhaupt und in erster Linie auch die Ernährer, aber Mütter sind im Familienalltag oft die alleinigen Entscheidungspersonen, was auf ihre höhere Präsenz zurückzuführen ist. Nach Schnack/Neutzling und Bode/Wolf können und wollen viele Männer auch gar nicht mehr Einfluss innerhalb der Familie haben, denn Frauen haben ihrer Meinung nach ein gefühlsbetonteres und kommunikationsfreudigeres Wesen. Gespräche und der familiäre Umgang scheinen damit für Frauen besser geeignet zu sein. Einige Männer ziehen sich sogar aus dem Bereich der Kindererziehung zurück, da diese für sie als unmännlich gilt.[18] Diese Aussage wird in dieser Arbeit noch häufig im Zusammenhang mit dem Beruf des (Grundschul-) Lehrers genannt werden. Es steht jedoch fest, dass Männer, die sich in der Familie aktiv einbringen, häufig maskuline und feminine Eigenschaften zeigen (Androgynität): „Stark engagierte Väter weisen häufig androgyne Züge auf.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a. S. 110). Die Bereitschaft, sich um die Kinder zu kümmern, hängt sowohl von der generellen Einstellung der Väter ab als auch davon, wie sich die berufliche Position beider Elternteile mit der Kindererziehung vereinbaren lässt.[19]

Arbeitgeber orientieren sich bisher nur begrenzt an den Bedürfnissen von Familien mit Kindern, um Familie und Beruf zu vereinen. Paare müssen sich bei der Frage, wer zu Hause bei den Kindern bleibt und wer der Hauptverdiener ist, meist für die klassische Rollenverteilung entscheiden, da Männer in der Regel bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und vor allem auch ein höheres Einkommen. Familienministerin Ursula von der Leyen fordert in diesem Zusammenhang mehr öffentliche Anerkennung von Müttern und Vätern, damit sie auch in Zukunft noch Kinder in die Welt setzen. Familienbewusste Personalpolitik wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung, damit auch Vätern die Chance gegeben werden kann, die Erzieherrolle zu übernehmen. Zwar sind aktuell 56% der Männer unter 44 Jahren an der Kindererziehung interessiert und würden die von der Familienministerin geplante Verlängerung der Elternzeit in Anspruch nehmen, wenn ein geregeltes Einkommen gesichert wäre. Doch 80% befürchten, dass ihnen durch diese Auszeit später Nachteile entstehen.[20]

Dieser Umstand sagt aus, dass das in unserer Gesellschaft dominierende stereotype Elternbild auch in Zukunft noch erhalten bleiben wird. Dadurch haben Jungen und Mädchen in unterschiedlichem Ausmaß die Möglichkeit, sich mit Identifikationsfiguren auseinanderzusetzen. Mädchen haben es aber durch häufigere Anwesenheit der Mütter weitaus leichter sich mit ihnen oder anderen Frauen zu identifizieren als Jungen, deren Identifikationspartner – Väter oder andere Männer – in der Regel weniger oft anzutreffen sind.[21]

Doch gerade in den ersten Lebensjahren ist die Anwesenheit beider Geschlechter bzw. beider Elternteile von immenser Bedeutung. Am Beginn des Menschenlebens steht die wichtige Entstehung des Urvertrauens zwischen Mutter und Kind. Schon in den ersten Lebensmonaten nimmt ein Säugling die Mutter als ein eigenständiges Wesen wahr. Mütterliche Fürsorge sowie ein enge emotionale Bindung durch optimale Verfügbarkeit, sorgen für die Ich-Stärkung des Kindes. Diese eigentliche Sicherheit wird dem Kind jedoch durch das Beobachten der Mutter zum Teil wieder genommen. Es muss feststellen, dass die Mutter nicht nur das Kind liebt, sondern die Liebe, die sie vergibt, auch mit dem Vater oder Geschwistern teilt. Aus diesem Grund hat der Vater die Aufgabe, das Kind aus der bisherigen Mutter-Kind-Beziehung herauszulösen. Wie gut dieser Prozess gelingt, hängt in erster Linie von der zeitlichen und emotionalen Präsenz des Vaters ab. „Wenn der Vater sich in der Interaktion mit seinen Kindern kompetent fühlt und überzeugt ist, dass Männer generell dazu fähig sind, einen engen Kontakt mit ihren Kindern zu pflegen, wird sich dies mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Umfang seines Engagements auswirken.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a. S. 111).

Da der Vater von seinen Nachkommen von Beginn an als ein Störenfried zwischen der engen Bindung von Mutter und Kind angesehen wird, erkennt das Kind den Vater schon früh als ein eigenständiges Wesen an. Nur durch einen stets präsenten Vater verteilt sich die enge Mutter-Kind-Bindung auf beide Elternteile, so dass der Vater das erste Vorbild ist, an dem ein Kind lernen kann. Gerade für Jungen ist der Vater von besonderer Bedeutung: „Fehlt die notwendige Ablöse von der Mutter und fehlen die männlichen Vorbilder, kann der Junge keine reife Männlichkeit entwickeln. In seiner Not und Orientierungslosigkeit glaubt er, Männlichkeit sei das Gegenteil dessen, was die Mama macht, und verhält sich dann auch so.“ (Hofer, Markus: Männlichkeit ernst nehmen. In: Hofer, M./Luhan, C./Schuirer, A. J.: Vater, Sohn und Männlichkeit. 2001. S. 8). Aber eine ständige Präsenz ist leider nur selten gegeben, so dass der Vater nicht in vollem Umfang wahrgenommen wird, sondern vielmehr auf wenige positive oder negative Erinnerungen reduziert wird.[22]

Die Bewusstwerdung der eigenen Geschlechtszugehörigkeit erfolgt vorwiegend zwischen dem zweiten und dem dritten Lebensjahr, in dem Mädchen und Jungen unterschiedliche Beziehungen zu dem sie versorgenden Elternteil entwickeln. Durch die ständige Gegenwart der Mutter oder einer anderen weiblichen Person wird Mädchen sehr schnell klar, dass sie dem gleichen Geschlecht entsprechen. Die Geschlechtsidentität wird also u.a. durch die enge Beziehung zu einer Person des gleichen Geschlechts gebildet. Jungen dagegen müssen ableiten, dass sie anders als ihre Mutter sind und dem Gegengeschlecht angehören. Mädchen und Jungen bemerken so ihren unterschiedlichen Status im Leben und der Gesellschaft. Jungen erleben eine Mutter, die zwar den Mittelpunkt in der Familie darstellt, aber dennoch in der Gesellschaft einen niedrigeren Rang einnimmt. Den Mädchen wird die Bedeutung des eigenen Geschlechts in umgekehrter Weise bewusst und sie ahmen ihrem weiblichen Vorbild nach, um ihrer Rolle als Frau gerecht zu werden.[23] „[…] unbewusst assoziieren Kinder mit ‚Frau’ Mütterlichkeit, eine Fähigkeit, die sowohl Ausdruck der Fürsorge als auch Ausdruck der Angst vor Regression und Abhängigkeit ist. Männer werden im Erleben des Kindes mehr mit Wachsen und Unabhängigkeit assoziiert, und das umso stärker, je weniger sie real erlebt werden.“ (Roth, Jürgen. S.32)

Weitere Unterschiede zur Vater- und Mutterrolle ergeben sich aus der gesellschaftlich vorherrschenden Präsenz der Elternteile. Nach Nancy Chodorow wird die Mutter sowohl von Mädchen als auch Jungen nicht als gesonderte Persönlichkeit gesehen, da sie nur mit ihr zusammen die ersten Schritte der Sozialisierung und kognitiven Entwicklung erleben. Vom Vater dagegen sind beide Geschlechter zu keinem Zeitpunkt völlig abhängig, so dass er von Anfang an als eigenständige Person erkannt wird. Töchter suchen deshalb beim Vater das gleiche Gefühl wie Jungen bei ihrer Mutter. Dass Väter zeitlich weniger zur Verfügung stehen, hat keinen Einfluss auf die Beziehung, Töchter idealisieren ihn dennoch häufig.[24]

Der Vater gewinnt ab dem Kleinkindalter an großer Bedeutung, da nun der Lebensabschnitt beginnt, in welchem sich die Kinder aus der engen Mutter-Kind-Bindung lösen. Ein sensibler Vater kann den Kindern eine stabile alternative Beziehung zur Mutter bieten, Verlustängste reduzieren und so den Weg in die Selbständigkeit fördern. Aus psychoanalytischer Sicht wird sogar davon ausgegangen, dass nur durch den Mann die Mutter-Kind-Ablösung überhaupt erst stattfinden kann, vor allem bei Jungen. In diesem Lebensabschnitt wird zwischen zwei Lebens- bzw. Liebeswelten unterschieden: zum einen die der Emotionen und Empfindungen bei der Mutter, zum anderen die der Unabhängigkeit beim Vater, die die Lebenswelt des Jungen erweitert. Mädchen möchten sich ebenfalls selbständiger entwickeln und versuchen sich mehr ihren Vätern hinzuwenden, ohne gleichzeitig die Ausrichtung am weiblichen Geschlecht aus den Augen zu verlieren.[25]

Um diese Prozesse weitestgehend störungsfrei ablaufen zu lassen, ist eine Zwei-Elternteil-Kombination am sinnvollsten und auch effektivsten. Doch Teil 1.1 hat bereits gezeigt, dass diese Vorstellung von der Realität abweicht, obwohl durch psychologische Langzeitstudien bewiesen worden ist, dass Kinder unter der Vaterlosigkeit (z.B. durch Ehescheidungen) leiden. Männer und Frauen, die in der Kindheit Scheidungskonflikte der Eltern erleben mussten, stehen durch ihre oftmals allgemeine Lebensunzufriedenheit unter höherem Risiko, selbst in Beziehungskonflikte zu geraten.[26]

Diese Konflikte, die durch die in der Kindheit abwesenden Väter entstanden sind, wurzeln in den Schwierigkeiten der alleinerziehenden Mütter. Häufig sind sie sehr vielen Belastungen gleichzeitig ausgesetzt (wenig Berufsmöglichkeiten, Konflikte mit Ex-Partnern, Selbstzweifel etc.), die sich nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem auch psychisch und psychosomatisch auf sie auswirken. Es ist jedoch nicht eindeutig, woher die gesundheitlichen Probleme stammen. Verantwortlich können zum einen der Zustand aus den brüchigen Familienverhältnissen vor der Trennung oder aber der soziale Abstieg und die dreifache Belastung von Familie, Haushalt und Beruf sein. Fthenakis bestätigt diese Aussagen: „Die Belastungen der Nachscheidungszeit machen Eltern anfällig für psychische und physische Probleme, welche ihre Fähigkeiten zu kompetenter, responsiver Elternschaft beeinträchtigen können.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a. S. 253).

Die Überforderung der Mutter und das fehlende andere Elternteil können somit auch die Entwicklungsfähigkeit der Kinder einschränken: „Alleinstehende Mütter haben häufiger Probleme in der Erziehung von Söhnen als von Töchtern.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a. S. 271). Verhaltensauffälligkeiten kommen besonders bei Jungen zum Vorschein. Sie zeigen in diesen Fällen häufig deviantes Verhalten und sind mit einer höheren Wahrscheinlichkeit durch eine psychische Krankheit beeinträchtigt als Jungen aus Zwei-Eltern-Familien.[27]Kinder leiden infolge elterlicher Konflikte und Scheidung anfänglich unter umfassenden emotionalen und verhaltensbezogenen Störungen.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a. S. 254).

Die Bedürfnisse der Kinder in einer solch schwierigen Situation geraten oftmals aus dem elterlichen Blickwinkel, weil die gestörte Beziehung zum ehemaligen Partner im Vordergrund steht. Stehen dann keine Bezugspersonen zur Verfügung, die Kinder auffangen können, fühlen sich Kinder oft ängstlich, überfordert und unsicher, und es kann schließlich zu den beschriebenen Verhaltensauffälligkeiten kommen. Verallgemeinert werden sollten diese Aussagen allerdings nicht, denn Alleinerziehende und ihre Kinder sind nicht grundsätzlich verhaltensauffällig. Eine über 30 Jahre in den USA durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass vier von fünf Alleinerziehenden nach einer Umgewöhnungsphase erstaunlich gut die neue Lage bewerkstelligten. Die Psychologin Rotraut Oberndorfer hat festgestellt, dass betroffene Kinder sogar höhere Sozialkompetenz und einen besseren Umgang mit Konflikten erlernen können.[28]

Allerdings sollten Eltern auch nicht zum vermeintlichen Wohle des Kindes zusammen bleiben, denn die Zeit vor der eigentlichen Trennung kann durch die miterlebten Differenzen weitaus schwieriger sein als die Zeit danach. Kinder können durch weniger Stress und Leid entlastet werden. „Zwischenelterliche Konflikte [...] scheinen Kinder im Scheidungskontext am Stärksten zu belasten.“ (Fthenakis, Wassilios E. u.a. S. 236). Trennen sich Eltern jedoch überraschend bzw. ohne Streit, kann dies zu einem Schock bei betroffenen Kindern führen, der sich wiederum auf das spätere Seelenleben auswirken kann. Die Trennung wird hier nicht als Erlösung, sondern als persönliches Unglück angesehen.[29]

Natürlich können und dürfen diese Aussagen nicht generalisiert werden, gleichwohl darf der bereits erwähnte Einfluss des Vaters für die Entwicklung des Kindes nicht vergessen werden. Der Vater hat besonders bei Söhnen entscheidenden Anteil an der Geschlechtsbildung bzw. -identität, er besitzt eine männliche Vorbildfunktion. Leider ist dieses Vorbild nicht immer vorhanden, so dass die Beziehung zum Vater eher der Phantasie entspricht bzw. er idealisiert wird, da seine Funktionen nicht ständig überprüfbar sind, wie bei der stets präsenten Mutter. Die Ansprüche, die an einen Mann in der derzeitigen Gesellschaft gestellt werden, sind hoch. Männer müssen jederzeit überlegen und stark sein. Angst oder Niederlagen dürfen weder zugegeben noch gezeigt werden. Hier besteht nach meinem Empfinden noch Aufklärungsbedarf in vielen Familien. Die Rollen von Frauen/Müttern und Männern/Vätern in Familien weisen auf eine von Männern dominierte Gesellschaft hin. Diese erscheint für Jungen besonders begehrenswert, da Männer auf sie unabhängiger wirken. Männer besitzen in ihren Augen größere Freiheiten, weil sie weniger stark an familiäre Verpflichtungen gebunden sind als Frauen.

Das Fehlen des Vaters kann bei Jungen zu Schwierigkeiten in ihrer kognitiven Entwicklung und auch zu Problemen in ihrer sozialen Entwicklung führen. Lernschwierig- keiten, Autoritätskonflikte, fehlende Verantwortungsübernahme, Respektlosigkeit und fehlende Lebensorganisation sind nur einige Auswirkungen, die sich ohne väterlichen Einfluss ergeben können.[30]

Für die weibliche Geschlechtsidentität der Töchter ist der Vater in den ersten Lebensjahren zwar nicht so stark entscheidend, doch spielt er ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Loslösung von der Mutter und ist der erste Mann, mit dem sie den Umgang mit dem anderen Geschlecht erlernen können. Er ist damit zunächst die wichtigste männliche Bezugsperson ihres Lebens. Frieka Happel bestätigt diese Aussagen unter Bezugnahme von Edith Jacobsons Ausführungen: „Ihre Ausführungen legen den Schluss nahe, dass der präödipale Vater als Hauptrivale und beneidetes Identifikationsobjekt den größten Anreiz bietet zu einer ersten Ablösung aus der symbiotischen Bindung mit der Mutter und zu erster Erfassung der Realität in den Objektbeziehungen.“ (Happel, Frieka: Der Einfluss des Vaters auf die Tochter. 1996. S. 40).

Beim Vater kann die Tochter ihre Wirkung zum ersten Mal erproben und abschätzen, wie diese bei anderen Menschen ankommt. Der Vater stellt die wesentliche Basis dar, an der ein junges Mädchen ihren Lebensweg misst. Er kann ihr, im Gegensatz zur Mutter, ein Gefühl der Angenommenheit durch den männlichen Gegenpart bieten. Väter können Mädchen beibringen, wie Männer zu verstehen sind. Es werden auf diese Weise nicht nur Grundeinstellungen wie partnerschaftliches Verhalten zu Männern geprägt, sondern sogar die Partnerwahl. Es ist erwiesen, dass Mädchen bei einer positiven Vater-Tochter-Beziehung deutlich weniger schnell sexuelle Beziehungen eingehen. Der Vater gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit, es müssen keine Risiken eingegangen werden, um sich selbst zu bestätigen. Ein zwischen Vater und Tochter bestehendes Vertrauensverhältnis ist die Vorraussetzung dafür und somit ist der viel bewunderte Vater für Mädchen gleichzeitig das Ideal und der Gegenpart.[31]

Mädchen, die ohne einen Vater aufwachsen, suchen oft ihr ganzes Leben lang nach einem Mann, der ihren Vater ersetzen kann und ihnen das gibt, was sie vermissen. Da so eine Vaterfigur jedoch nie für sie zu finden sein wird, werden Beziehungen zu Männern aus diesem Grund häufig schnell beendet.[32] „Wenn es [...] nicht zur Etablierung einer ausreichend positiven Vater-Imago in der Psyche des Kindes kommt, erwächst eine spezifische Gefahr für das heranwachsende Mädchen daraus, dass es für den fehlenden positiven Vaterbezug Ersatz sucht in der Beziehung zu männlichen Partnern, [...] und zu denen es in eine masochistische Beziehungshaltung gerät.“ (Happel, Frieka. S. 262). Dies gilt besonders für Mädchen, deren Mütter sich früh haben scheiden lassen. Ebenso tendieren Mädchen bei Vaterlosigkeit dazu, stärker von ihrer Mutter abhängig zu sein und haben allgemein Schwierigkeiten, sich an die Umwelt anzupassen. Externale Verhaltensauffälligkeiten wie abweichendes Sozialverhalten oder gar Aggressivität, sind bei Mädchen jedoch selten zu finden. Internale Verhaltensauffälligkeiten wie Depression und sozialer Rückzug dagegen häufiger.

Auch die in diesem Kapitel bereits angesprochene gewollte Abgrenzung von der Mutter durch Selbständigkeit wird durch einen engagierten Vater gefördert. Lässt ein Vater seine Tochter an vielen (männlichen) Aktivitäten teilhaben, wächst durch das Lösen ungewohnter Aufgaben der väterliche Glaube in die Begabungen seines Kindes, was wiederum das Selbstvertrauen des Mädchens steigert. Durch diese Unternehmungen wird den Mädchen ein Bereich geöffnet, den sie ohne männliche Bezugsperson nie erleben würden. Väter gelten für Mädchen als ein Rollenmodell, von dem sie Dinge erlernen können und der sie darin positiv verstärkt.[33]

In Institutionen, die durch Männer dominiert werden, können sich diese Mädchen ohne Probleme durchsetzen. Durch eine positive Vaterbeziehung kann einem Mädchen somit die Außenwelt geöffnet werden. Väter zeigen ihren Töchtern Verhaltensalternativen, die sie anwenden können, um weiter zu kommen, ohne ihre typische Weiblichkeit zu verlieren. Die Persönlichkeit der Mädchen wird durch die vom Vater eingehende Bestätigung deutlich verbessert, beruflicher Erfolg und auch das Liebesleben profitieren von seiner Hilfe.[34] Auch Frieka Happel bestätigt diese Aussage: „Wer könnte dem Mädchen besser helfen als der Vater (in seiner Eigenschaft als zweites Liebesobjekt und männlicher Gegenpol), eine gesunde Balance zu finden zwischen den Momenten der Gleichheit und der Verschiedenheit in der Beziehung zur Mutter? Denn damit es dem Mädchen gelingen kann, sich mit der Mutter zu identifizieren und sich gleichzeitig [...] zu lösen [...], bedarf es wichtiger Differenzierungen im Ich, die durch den Austausch mit dem Vater eine wesentliche Förderung erfahren.“ (Happel, Frieka. S. 238)

Zusammenfassend kann jedoch gesagt werden, dass Jungen unter der Situation ohne Vater aufzuwachsen mehr leiden als Mädchen.[35] Zu den Folgen muss abschließend festgehalten werden, dass die Konsequenzen der Vaterlosigkeit von verschiedenen Faktoren abhängig sind:[36]

- je jünger ein Kind ist, desto stärker sind die negativen Effekte der Vaterabwesenheit
- ist der Vater nur für einen bestimmten Zeitraum abwesend, sind die geringsten Folgen zu erwarten
- den größten Nachteil erleidet ein Kind durch die Trennung bzw. Scheidung der Eltern und damit den häufig verbundenen Verlust des Vaters.

Da männliche Präsenz in der Erziehung nicht eingefordert werden kann, sollten Maßnahmen entwickelt werden, um die Folgen der Vaterlosigkeit für Jungen und Mädchen so gering wie möglich zu halten. Kinder wünschen sich „Vaterersatzfiguren“, um ihrem persönlichen „Helden“ ganz nah zu sein. Damit hauptsächlich Jungen sich nicht an Gangs, Sekten oder auch „nur“ Stars aus Medien orientieren und diese idealisieren, ist es wichtig, dass die männlichen Vorbilder aus dem nahen Umfeld stammen. Männliche Verwandte wie Brüder, Onkel oder der Großvater wären dazu geeignet. Aber auch andere Männer aus dem sozialen Umfeld, mit denen ein Kind regelmäßig Kontakt hat, können die Rolle eines Ersatzvaters übernehmen. Dazu kann nicht nur z. B. der neue Partner der Mutter gehören, sondern auch Freunde und Bekannte. Wichtig ist, dass sich das Kind und die männliche Bezugsperson nahe sind und in engem und regelmäßigem Kontakt zueinander stehen, so dass sich bei allen betroffenen Personen ein Gefühl von Vertrauen, Sicherheit und Orientierung einstellen können.

Kinder lieben Abwechslungen, auch in der Erziehung. Sie wünschen sich, mit Männern bzw. Vätern zu toben und zu spielen, denn sie legen mehr Wert auf körperliche Anstrengung beim Spielen und bieten damit das Außergewöhnliche. Doch gerade das Wort „außergewöhnlich“ bringt es auf den Punkt: Männer sind selten intensiv an der Erziehung ihrer Kinder beteiligt. Dabei wurde durch meine Ausführungen bereits belegt, dass Kindererziehung nur dann als gelungen angesehen wird, wenn sie zu gleichen Teilen von Frauen und Männern vollzogen wird. Gerade die ständige Anwesenheit von Männern in der Erziehung könnte betonen, dass Männer gar nicht so außergewöhnlich sind. Vielmehr würde deutlich werden, dass sie, wie Frauen in der Familie, die gleichen positiven und negativen Seiten zeigen und somit die Faszination „Mann“ bzw. „Vater“ eingeschränkt werden würde. Das würde jedoch voraussetzen, dass Männer auch wirklich in einen traditionell weiblichen Bereich vordringen müssten. Ein Problem, dass jedoch nicht so einfach zu lösen ist, wie später das Kapitel 2 aufzeigen wird.

1.3 Männer im Kindergarten und in der Grundschule

Die vorgestellten Ausführungen haben deutlich gemacht, dass Kinder, und dabei insbesondere Jungen, auf männliche Bezugspersonen in ihrer sozialen und kognitiven Entwicklung angewiesen sind. Vorbildlich wäre der leibliche Vater, der nicht nur eine positive Einstellung zur Pflege und Erziehung seines Kindes mit sich bringt, sondern sich dafür auch genügend Zeit einräumt. Leider ist diese Konstellation nicht in jedem Fall gegeben: Trennung der Eltern und der Tod des Vaters können mindestens zeitweise Vaterlosigkeit bedeuten, wenn nicht sogar über einen längeren Zeitraum. Oft haben Väter auch aus beruflichen Gründen nur wenig Zeit sich um ihre Sprösslinge zu kümmern oder haben nur wenig Interesse an der Erziehung der eigenen Kinder. Für Kinder, die dadurch nur mit der Mutter zusammen sind, ist es wichtig, auch zu einer männlichen Bezugsperson eine Verbindung einzugehen. Bekommen Mädchen und Jungen in solchen Fällen nicht die Chance, eine Beziehung zu einem männlichen Verwandten oder engen Bekannten aufzubauen, müssen andere Alternativen in Betracht gezogen werden, um die fehlenden männlichen Identifikationsfiguren zu kompensieren. Welche dazu in Frage kommen könnten, wurde bereits im vorangegangenen Abschnitt verdeutlicht.

Neben männlichen Vorbildern aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis sind zusätzlich auch Personen in den erziehenden Institutionen von enormer Bedeutung. In diesem Zusammenhang erscheint deshalb die Präsenz von Männern schon ab dem Kindergarten weiterführend bis über die Grundschule hinaus als besonders wichtig. Männer während der Kindergarten- und Grundschulzeit, also während der ersten zehn Lebensjahre, sind für Prägung, Identifikation und männliche Geschlechtsrollen-bildung unverzichtbar.[37] Der Pädagoge und Psychotherapeut Thomas Scheskat bestätigt diese Aussage: „Die Defizite für Jungen ergeben sich aus mangelnden Identifikationsmöglichkeiten mit gleichgeschlechtlichen Vorbildern – sie lassen sich nur durch männliche Präsenz beheben.“ (vgl. Scheskat, Thomas: Quotenmänner in der Grundschule. In: Bildung und Wissenschaft (Hrsg.). November 2003. S. 35). Dazu auch der Hamburger Erziehungswissenschaftler Peter Struck: „Schwächen und Unsicherheiten kleiner Jungen werden von Männern eher erkannt und akzeptiert als von Frauen.“ (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (BMBWK) (Hrsg.). Männer als Volksschullehrer. 2005. S. 33).

Diese Zitate belegen, dass es für Jungen essentiell ist, nicht nur in der Erziehung zu Hause beide Geschlechterkomponenten kennen zu lernen, sondern auch in der Schule. Schülerinnen und Schüler benötigen weibliche und männliche Vorbilder, vor allem dann, wenn diese nicht in der privaten Umgebung präsent sind. Eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Geschlechter in Kindergärten und an den einzelnen Schulformen wäre demnach von Vorteil. So können im Alltag gleich intensive Beziehungen zu Lehrerinnen und zu Lehrern aufgebaut werden, da Kinder auch die Interaktion mit Männern gewöhnt sein sollten.

Gerade in der späteren Berufswelt ist dies besonders wichtig, da sie häufig mit Männern konfrontiert werden. Vorraussetzung hierfür ist natürlich die Verfügbarkeit beider Geschlechter an den Schulen. Gerade bei Jungen bedarf es dieser Form der Erziehung auch außerhalb der Familie. So kann das Fehlen eines Vaters im familiären Umfeld durch männliche Lehrer ausgeglichen werden. Nach Bölsche können männliche Lehrer als Vorbildsfunktion dienen und die häufig auftretende Gewaltbereitschaft vaterlos aufwachsender Jungen reduzieren. Sie können den Schülern deutlich machen, dass an das in der Gesellschaft vorherrschende Bild eines Mannes hohe Ansprüche gestellt wird, es im wirklichen Leben aber nicht so ablaufen muss. Stereotype männliche Rollen gehören nicht mehr zur klassischen Rolle eines Mannes, er „darf“ auch Niederlagen und Angst zugeben. Besonders Jungen mit Migrationshintergrund, die zusammen mit einem streng autoritären Vater aufwachsen, benötigen eine solche männliche Identifikationsfigur.[38]

Männer in Kindergarten und Grundschule repräsentieren eine neue bzw. andere Form des Mannes. Neben klassisch-männlichen Eigenschaften zeichnen sie sich durch die Wahl ihres Berufes auch dadurch aus, weibliche Züge zuzulassen und scheuen sich nicht, diese zu zeigen. Dies birgt zudem neue Chancen für die Entwicklung der nachfolgenden Generationen von Jungen, was sich auch auf die spätere Berufsentwicklung auswirken kann (siehe dazu auch Kapitel 3). Durch die hohe Präsenz von Frauen in Kindergarten und Grundschule bekommen Mädchen und Jungen unter Umständen eine geschlechtsspezifische Berufsentscheidung vorgelebt.[39]

Zwar nehmen gleichaltrige Jungen auch gegenseitig eine Modellfunktion ein, doch bevorzugen sie eher (stereotype) Figuren aus den Medien – Gewalt als gelungene Problemlösung wird ihnen dabei fatalerweise allzu oft vorgelebt. Ein Grund des oft sehr schwierigen Verhaltens von Jungen liegt darin, dass sie sich unsicher über ihre männliche Identität sind und nicht wissen, wie sich Männer im realen Leben verhalten. Jungen bekommen häufig männliche Rollenklischees vorgelebt und denken daher, dass sie überlegen sein müssen und versuchen dies ständig zu demonstrieren, was wiederum zu den für Jungen typischen Disziplinschwierigkeiten führt.[40]

Meiner Meinung nach haben Lehrer die Möglichkeit, ein Vorbild aus dem Alltag eines Männerlebens widerzuspiegeln, ohne dabei allerdings stereotype Verhaltensweisen zu zeigen. Sie können ein Gefühl von Zuneigung, Vertrauen und Beständigkeit geben und Aggressionen durch ihre Anwesenheit vermindern, weil er als Mann ein anderes Männerbild vorlebt. Der Einfluss auf Mädchen kann sich im gleichen Sinne positiv auswirken, dennoch sind Männer für die Entwicklung der Mädchen von nicht ganz so eminenter Bedeutung wie der vorherige Abschnitt gezeigt hat. Aber auch Mädchen haben durch die Präsenz von Männern in Kindergarten und Grundschule die Chance, den Umgang mit dem männlichen Geschlecht zu erlernen. Wichtig ist jedoch die Persönlichkeit des männlichen Lehrers, er muss auch mit Kindern etwas anfangen können und ihnen das geben, was ihnen fehlt. Die bloße Anwesenheit ist – ähnlich wie der Vater in der Familie – von nur geringem Nutzen.

1.4 Stärken männlicher Lehrkräfte in der Grundschule

Der bereits angesprochene Nutzen männlicher Lehrkräfte von Jungen und Mädchen scheint unbestritten zu sein. Insbesondere für Kinder alleinerziehender Mütter mit keinen oder wechselnden männlichen Bezugspersonen, können männliche Grundschullehrer nicht nur eine beständige Bezugsperson bilden, sondern auch eine Alternative zu ihrem weiblich geprägten Alltag sein. Im Schulalltag äußert sich dies in erster Linie dadurch, dass Grundschullehrer bei Kindern sehr beliebt sind. Kinder sehnen sich häufig nach Erfahrungen mit männlichen erwachsenen Bezugspersonen und sind neugierig, wie er sich im Umgang mit ihnen verhält. Männer strahlen in der Grundschule deshalb starke Faszination aus, weil sie wahrscheinlich im Erziehungsalltag zu Hause und in der Schule oft fehlen: „Die begrenzten Möglichkeiten, sich im Alltag mit Männern auseinanderzusetzen, führt für die Kinder offensichtlich zu einem besonders starken Bedürfnis nach Kontakten. […] zumal wenn Männer Aktivitäten anbieten, die sonst zu Hause und in der Schule zu kurz kommen.“ (Millhoffer, Petra/ Wilsoet, Walburgis. S. 174)

Ich habe diese Erfahrungen schon in zwei Grundschulen gemacht. Ein Mann in der Grundschule galt für die Kinder als etwas ganz Besonderes. Sie waren hoch motiviert nicht nur den Unterricht zu verfolgen, sondern wollten möglichst auch jede freie Minute mit mir verbringen. Der Professor für Grundschulpädagogik Richard Meier bestätigt meinen Eindruck im Interview mit Inge Traxler: „Die Kinder reagieren auf Lehrer, auf Männer mit Mangelerscheinungen. Sie stürzen sich auf sie und sind an Studenten ganz außerordentlich interessiert, weil sie ja im Alltag kaum Gelegenheit haben, mit Männern umzugehen.“ (Traxler, Inge: Mangelware Mann. Kinder in Frauenhand. In: Erziehung und Wissenschaft 46/4. 1994. S. 14).

Zwar kommt es durch den Unterricht eines männlichen Lehrers nicht unbedingt zu gesteigerten Leistungen der Schülerinnen und Schüler, aber da sich Kinder männliche Lehrer stark wünschen, kann es einen Einfluss auf ihre Lernmotivation haben. Der Unterrichtsstil von Männern und Frauen unterscheidet sich zwar, das Geschlecht der Lehrperson beeinflusst jedoch nicht die generelle Leistungsfähigkeit der Schüler. Entscheidend für gute Ergebnisse in den einzelnen Schulfächern ist immer noch Qualität und Persönlichkeit der unterrichtenden Lehrperson.[41] Dem stimmt auch Michael Galbraith unter Bezugnahme seiner Untersuchung zu: „The sex of the teacher was not a factor in influencing the setting; rather, whether that teacher had significantly higher femininity and masculinity scores as a measure of sex role identity was the primary influencing factor in the teaching environment.” (Galbraith, Michael: Understanding Career Choices of Men in Elementary Education. In: The journal of educational research 85/4. 1992. S. 247)

Männer werden allgemein schneller als Autoritätsperson akzeptiert, sie können in Konfliktsituationen besser mit Aggressionen und Machtkämpfen umgehen, das härtere Durchgreifen fällt ihnen leichter als Frauen: „The presence of men is taken to mean there will be discipline, order, rigour and a better working atmosphere for the boys.“ (Smedley, Susan: Men on the margins. Male student primary teachers. In: Changing English Volume 4/2. 1997. S. 224). Kinder sind bei Lehrern oftmals von Beginn an ruhiger als bei einer Frau, allerdings ist diese Feststellung auch von der Wesensart der Lehrerin abhängig. Herbere Typen können in der Regel den gleichen Effekt erzielen wie ein Mann. Sensiblere Lehrerinnen dagegen werden jedoch häufig nicht ernst genommen, was ebenfalls auf die Prägung des Elternhauses zurückzuführen ist.[42]

[...]


[1] vgl. Spiegel Online (Hrsg.). Minister fordert Männerquote an Schulen. 29.09.2003. http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,1518,267682,00.html

[2] vgl. Oelemann, Burkhard: Gewaltpädagogik mit männlichen Jugendlichen. 1998. S. 12

[3] vgl. Pädagogisches Institut des Bundes in Steiermark (Hrsg.): Buben in der Krise?. 2004. S. 2

[4] vgl. Fthenakis, Wassilios E. u.a.: Engagierte Vaterschaft. Die sanfte

Revolution in der Familie. In: LBS-Initiative Junge Familie (Hrsg.). 1999. S. 12

[5] vgl. Ax, Detlef: “Verwundete Männer“. 2000. S. 17

[6] ebenda. S. 21

[7] vgl. Ax, Detlef. S. 23-24

[8] vgl. Fthenakis, Wassilios E. u.a.. S. 20

[9] vgl. Ax, Detlef. S. 25-26

[10] vgl. Fthenakis, Wassilios E. u.a.. S. 20-22

[11] vgl. Fthenakis, Wassilios E. u.a.. S. 23

[12] vgl. Bundeszentrale für politische Bildung. Entwicklung der Scheidungsrate – Lebensformen und Haushalte. 2004. http://www.bpb.de/wissen/NHXRDM,0,Entwicklung_der_Scheidungsrate.html

[13] vgl. Ax, Detlef.. S. 53

[14] vgl. Fthenakis, Wassililios E. u.a.. S. 24-25

[15] ebenda. S .26

[16] vgl. Ax, Detlef. S. 13

[17] vgl. Ax, Detlef. S. 34 -35

[18] ebenda. S. 46

[19] vgl. Fthenakis, Wassilios E. u.a.. S. 113

[20] vgl. Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) Nr.39: Interview von Beate Tenfelde mit Ursula von der Ley-

en. 15.03.2006. S. 4

[21] vgl. Völkl-Maciejczyk, Anna Margareta: Nicht obwohl, sondern weil…!.1994. S. 39

[22] vgl. Roth, Jürgen. S.31

[23] vgl. Völkl-Maciejczyk, Anna Margareta. S.28

[24] ebenda. S. 31

[25] ebenda. S. 34-35

[26] vgl. Franz, Matthias: Wenn der Vater fehlt. In: Psychologie heute 03/2004. S. 23

[27] ebenda. S. 23

[28] vgl. Paulsen, Susanne/Kapitzka, Enno: Familien-Wandel. In: GEO 03/2005, S. 142-144

[29] ebenda. S. 141

[30] vgl. Ax, Detlef. S. 76

[31] vgl. Happel, Frieka. S. 255

[32] vgl. Koch, Elfriede: Vater-Tochter-Beziehungen und ihre Folgen. In: Main Echo 21.04.09.. http://www.pappa.com/kinder/v-toch.htm

[33] vgl. Happel, Frieka. S. 140

[34] vgl. ots Nachrichtenagentur: Was Töchter von ihren Vätern lernen. In: FÜR SIE 11/99- 12.5.1999. http://www.pappa.com/kinder/v-toch.htm

[35] vgl. Erhard, Rotraut/ Janig, Herbert: Folgen von Vaterentbehrung. 2003. S.29

[36] ebenda. S.35

[37] vgl. Franz, Matthias. S. 24

[38] vgl. BMBWK (Hrsg.). S. 34

[39] vgl. Millhoffer, Petra/ Wilsoet, Walburgis: Mehr Männer in die Grundschule?. In: Valtin, Renate/ Warm, Ute (Hrsg.). Frauen machen Schule. 1985. S. 171

[40] vgl. Pädagogisches Institut des Bundes in Steiermark (Hrsg.). S .4

[41] vgl. BMBWK (Hrsg). S. 39

[42] vgl. Millhoffer, Petra/ Wilsoet, Walburgis. S. 173

Ende der Leseprobe aus 107 Seiten

Details

Titel
Männermangel in der Grundschule? Zur Rolle des Mannes in einem feminisierten Beruf
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
107
Katalognummer
V72812
ISBN (eBook)
9783638628358
ISBN (Buch)
9783638685191
Dateigröße
1027 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Männermangel, Grundschule, Rolle, Mannes, Beruf
Arbeit zitieren
Benjamin Lonnemann (Autor:in), 2006, Männermangel in der Grundschule? Zur Rolle des Mannes in einem feminisierten Beruf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72812

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