Gestaltpädagogik mit Unterrichtsbeispiel


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

1. Begriffserklärung

2. Gestaltpädagogische Didaktik
2.1. Der fachliche Aspekt
2.2. Der gesellschaftspolitische Aspekt
2.3. Der psychologische Aspekt

3. Methoden der Gestaltpädagogik
3.1. Identifikation
3.2. Phantasieübungen

4. Unterrichtsbeispiel
4.1. Didaktische Analyse
a) Problemdiskussion
b) Überlegungen zur Darstellungsform
4.2. Methodische Analyse

5. Literatur

1. Begriffserklärung:

Der Begriff Gestaltpädagogik tauchte erstmals in den siebziger Jahren auf. Er wurde geprägt durch die Verbreitung und Entwicklung der Gestalttherapie. Petzold und Brown schrieben 1977 das erste Buch zur Gestalttherapie und im Jahr darauf das Zweite. Die Gestaltpädagogik dreht sich vor allem um die Entwicklung von Lern- und Lehrkonzepten, die in besonderer Weise ein Zusammenfließen emotionaler und kognitiver Aspekte des Lernens und des Lehrens beinhalten soll.

Gestaltpädagogik ist ein umfassendes Konzept ganzheitlicher Pädagogik, welches die persönlichkeitsfördernden Ansätze und Methoden verschiedener Richtungen der Humanistischen Psychologie und Pädagogik mit den europäischen Traditionen der Reformpädagogik verbindet.

Ein wichtiger Aspekt der Gestaltpädagogik ist das eine ganzheitliche Betrachtung der erlebenden Person und der Versuch, die drei Ebenen, Denken - Fühlen - Handeln, integrativ zu berücksichtigen (vgl. Burow).

2. Gestaltpädagogische Didaktik:

O.A. Burow stellt in seinem Buch ein Modell der gestaltpädagogischen Didaktik vor. Mit dem Modell wird versucht, Fachinhalte und Fachdidaktik, psychologische Inhalte und psychologische Didaktik, gesellschaftspolitische Inhalte und politische Didaktik miteinander zu verbinden.

Diese drei Bereiche stehen in einem Austausch untereinander, wobei der Bereich der psychologischen Didaktik der Ort der Integration ist. Dort überlappt der psychologische Bereich mit dem fachlichen und gesellschaftspolitischen Bereich.

Der Kern dieser, durch die Integration der drei Bereiche, neuartigen Form der Didaktik ist die Personenzentrierung und die Konzentration auf Kontakt und Begegnung. Ein großes Ziel der gestaltpädagogischen Didaktik ist die Förderung des Wachstums der Persönlichkeit, so dass der fachliche, der psychologische und der gesellschaftspolitische Aspekt unter diesem Ziel betrachten wird. Dabei bilden die Schnittstellen zwischen den Aspekten und den Didaktiken die Bereiche, in denen persönlich bedeutsames Lernen möglich wird.

Dieses in die Person integrierte Lernen wirkt auf das individuelle Erleben und Verhalten des Kindes zurück und damit auch auf die Verarbeitung neuer Inhalte. Diesen Vorgang des „Selbst“-Bewußtwerdens und der Angleichung von Lerninhalten bezeichnet Burow mit dem Begriff „Wachstum der Persönlichkeit“. Dieser Wachstum ergibt sich unter anderem als ein Ergebnis der Integration der verschiedenen Aspekte, so spricht man auch von einem integrativen Lernprozeß, bzw. von einem integrativem Unterricht.

Burows Modell soll einen Überblick über die zu berücksichtigenden Aspekte für einen gestaltpädagogischen Unterricht geben und verhindern, dass bestimmte Aspekte überbewertet werden. Es verdeutlicht die Wichtigkeit der Integration der einzelnen Aspekte, von der der Wert des gestaltpädagogischen Unterrichts abhängt.

Die drei Aspekte werden nun der Anschaulichkeit halber einzeln kurz erläutert. Im Unterricht sind sie allerdings ständig ineinander verwoben.

2.1. Der fachliche Aspekt:

Oberstes Prinzip des Fachunterrichts ist die fachliche Qualifizierung von Lehrern und Schülern. Die traditionellen Fachdidaktiken bemühen sich daher, den Fachunterricht auf eine fundierte Grundlage zu stellen. Burow sind diese Elemente der Unterrichtsplanung ebenso wichtig, er schlägt aber einige Differenzierungen vor.

Er hebt die Rolle von Kontakt und Begegnung hervor. Für ihn sind persönliche Beziehungen und Kontakte untereinander ein wichtiger Bestandteil für das Gelingen oder Scheitern von Lernprozessen und müssen seiner Meinung nach stärker berücksichtigt werden.

Wichtig für einen erfolgreichen Lernprozess ist der persönliche Bezug des Schülers zum Lernthema. Genauso eine Lehrkraft, die den Kontakt zum Lerngegenstand verloren hat, ihn also nur formal und ohne innere Beteiligung behandelt, wird große Schwierigkeiten bekommen, die Schüler entsprechend zu motivieren.

Eine stärkere Berücksichtigung dieser affektiven Komponenten, würde das Lernen im Fachunterricht auf jeden Fall motivieren und bereichern. Die Gestaltpädagogik fordert, dass der Fachinhalt zu einem integrierten Bestandteil der Person wird. Dies setzt aber eine Auseinandersetzung zwischen der Person und dem Fachinhalt voraus. Dabei muß die individuelle Lern- und Lebensgeschichte berücksichtigt und auf den verschiedensten Ebenen Möglichkeiten der Aneignung bereitgestellt werden.

2.2. Der gesellschaftspolitische Aspekt:

Es gibt Unterrichtsgegenstände, die abstrakt nicht oder nur schlecht vermittelt werden können. Dazu gehört z. B. die Demokratie. Sie kann nicht abstrakt vermittelt werden, sondern muß von der Lehrkraft glaubwürdig gelebt werden. In seinem Unterrichtsstil sollte der Lehrer die Wirkung gesellschaftlicher Entwicklungen und Ereignisse auf seine Person spüren und für seine Schüler sichtbar zum Ausdruck bringen.

Als Beispiel führt Burow (vgl. Burow S. 29) die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl an. Dieses Ereignis beeinträchtigte das Leben und Empfinden von Schülern und Lehrern gleichermaßen und unmittelbar. Die Lehrkraft sollte, ausgehend von ihrer eigenen Betroffenheit ( ihrer Angst, Verzweiflung, Wut, usw.), einen persönlichen Bezug zur Thematik herstellen. Auf diese Weise erfahren die Kinder, wie zunächst abstrakt gesehene gesellschaftliche Einwirkungen der Menschheit, wie in diesem Fall die Atomenergie, in das Leben jedes Einzelnen eingreifen. Dadurch erfahren die Schüler, dass sie Teilhabende der gesellschaftlichen Entwicklung sind, ob sie wollen oder nicht. Das Akzeptieren und bewußte Erfahren der Gefühle stellt einen ersten Schritt dar, sich als aktiver Teil der Gesellschaft zu begreifen und sich einzumischen.

Durch die Einbeziehung des politischen Hintergrunds, sehen die Schüler, dass auch gesellschaftliche und politische Inhalte zu ihrem Leben gehören. Auf diese Weise entwickeln sie ein Verständnis, dass ihr Leben und das Leben draußen in der Welt nicht getrennt voneinander existieren. Sie erfahren, dass die zwei Welten zusammengehören und in Abhängigkeit voneinander stehen.

In der Gestaltpädagogik sind daher lebensgeschichtliche Inhalte der Schüler oder die aktuelle Befindlichkeit von Lehrern und Schülern gleichwertige Themen des Unterrichts, neben den herkömmlichen Inhalten.

Eine Möglichkeit dies zu verwirklichen ist die Auseinandersetzung mit dem „Selbst“ als eigenständiges Thema. Thema könnte z.B. „Warum kann ich mich so schlecht konzentrieren?“ sein. Ob für solche Themen im Fachunterricht die Zeit ist, ist natürlich die Frage.

Eine weitere Möglichkeit ist die Thematisierung ähnlich persönlicher Inhalte im Fachunterricht. Probleme können z.B. ganz aktuell im Fachunterricht auftreten und dann an die Stelle des Fachinhalts treten. Für beide Möglichkeiten hat die Gestaltpädagogik ein reichhaltiges Inventar an Methoden und Übungen(s. 3.) entwickelt, die je nach Anforderung der jeweiligen Situation verwendet werden können.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Gestaltpädagogik mit Unterrichtsbeispiel
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg  (Pädagogik)
Veranstaltung
Persönlich bedeutsames Lernen
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
13
Katalognummer
V7258
ISBN (eBook)
9783638145718
ISBN (Buch)
9783656562542
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gestaltpädagogik, Unterrichtsbeispiel, Persönlich, Lernen
Arbeit zitieren
Daniel Reichelt (Autor:in), 2001, Gestaltpädagogik mit Unterrichtsbeispiel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7258

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