Vergleich des Gebrauchs der Vergangenheitstempora im Spanischen, Deutschen und Französischen


Hausarbeit, 2004

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Tabellarische Gegenüberstellung

3) Pretérito Perfecto

4) Perfekt

5) Passé Compose

6) Indefinido

7) Imperfecto

8) Präteritum

9) Passé Simple

10) Imparfait

11) Schlusswort

12) Bibliographie

1.) Einleitung

In dieser Hausarbeit möchte ich mich den meist gebrauchten Vergangenheitstempora des Spanischen, Deutschen und Französischen widmen.

Erst beim Erlernen einer Fremdsprache wird man sich über die Schwierigkeiten der eigenen Sprache bewusst. So hab ich doch selber jahrelang geglaubt, dass die Verwendung des Perfekts zum Ausdruck der Vergangenheit grammatikalisch nicht korrekt wäre. So möchte ich mich mit diesen Problemen der sowohl eigenen als auch denen der Fremdsprachen auf den nächsten Seiten beschäftigen.

2.) Gegenüberstellung der Tempora:

In der folgenden Tabelle möchte ich einen schnellen Überblick über die Vergangenheitstempora geben. Auffällig hierbei ist, dass die deutsche Sprache weniger Vergangenheitstempora aufweist, was allerdings nicht gleichzusetzen ist mit der Kompliziertheit der Sprache.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.) Pretérito Perfecto Compuesto

Das Pretérito Perfecto Compuesto wird auch als Antepresente oder einfach nur verkürzt Pretérito Perfecto oder Pretérito Compuesto bezeichnet.[1]

Formal entspricht es dem deutschen Perfekt.[2]

Sowohl in der gesprochenen als auch in der geschriebenen Sprache wird im Spanischen zwischen dem Gebrauch des Perfecto und Indefinido unterschieden.

In bestimmten Gegenden ist allerdings eine „falsche“ Anwendung der Zeiten zu beobachten, wie wir es auch selber in Deutschland anhand des Perfekts und Präteritums feststellen können. So besteht doch häufig die Tendenz fast ausschließlich ein Tempus - entweder Perfecto oder Indefinido - auf Kosten des anderen zu benutzen. So gibt es in Galicien und Asturien wie auch in vielen Ländern Lateinamerikas die Präferenz zum Indefinido, in Madrid dagegen wird das Perfecto bevorzugt verwendet.[3]

Im Allgemeinen kann man sagen, dass es immer im Bezug zur Gegenwart steht. Das heißt, dass es bei Handlungen verwendet wird, die soeben abgeschlossen sind oder bei abgeschlossenen Handlungen, deren Ergebnis oder Folgen noch Bedeutung für die Gegenwart haben.

Bsp.: He comido comer = Acabo de comer

He ahorrado mucho dinero.

Ebenso wird es verwendet bei einer abgeschlossenen Handlung in einem Zeitraum, der noch als Gegenwart betrachtet wird. Hier wird oft eine Zeitangabe verwendet, die als Signalwörter dienen können, wie z.B. hoy, esta semana, este mes, este año, hasta ahora, recientemente, etc.

Dies sind also häufig Fälle, in denen die berichtete Handlung erst kurze Zeit zurückliegt. Bsp: Hoy he bebido mucho.[4]

Dies trifft bei dem deutschen Perfekt nur zum Teil zu, so dass das Perfecto dem Perfekt nicht eindeutig gegenüberzustellen ist. (vgl. 4.))

Das Pretérito Perfecto wird auch verwendet wenn eine Beziehung zwischen der Ursache und des Ergebnisses besteht, wobei der Zeitpunkt hier keine so große Rolle spielt (Bsp.1). Es geht hierbei häufig um ein Ereignis, das für den Sprecher eine wichtige, persönliche Bedeutung hat und bei dem ein Bedeutungsunterschied je nach Verwendung des Perfecto oder Indefinido auftreten kann, wie Bsp. 2 zeigt.

Bsp: 1) Hablo bien el español porque he vivido varios años en España.
2a) Mi padre ha muerto hace tres años.
2b) Mi padre murió hace tres años.

In Satz 2a) wird durch die Verwendung des Perfecto noch eine Betroffenheit ausgedrückt, wohingegen in Satz 2b) objektiv über die Tatsache berichtet wird, dass der Vater gestorben ist.

Dies möchte ich anhand eines weiteren Beispiels erklären:

La industria ha prosperado mucho.

La industria prosperó mucho.

Hier wird in dem ersten Satz deutlich, dass die blühende Industrie auch heute noch Auswirkungen hat, im zweiten Satz wird deutlich, dass die Auswirkungen der Industrie in der Vergangenheit liegen.[5]

Diese Unterscheidung kann im Deutschen je nach Gebrauch des Perfekts oder Präteritums nicht gemacht werden.

Es können in Sätzen auch mehrere Tempora auftreten, so dass ein allmählicher Übergang von einer fernen Vergangenheit bis zur Gegenwart ausgedrückt wird, wie folgendes Bsp. zeigt:

El fue, ha sido y es muy amigo mío.[6]

4.) Perfekt

Der Begriff „Perfekt“ kommt aus dem lateinischen und bedeutet vollendet. Allein an dieser Übersetzung zeigt sich, dass es sich nicht mit dem spanischen Perfecto auf einer zeitlichen Ebene befindet. Wie der Name schon sagt, werden mit dem Perfekt vollendete Handlungen ausgedrückt.

Allerdings hat es neben diesen auch noch andere Verwendungsweisen; so kann nicht nur Bezug auf Vergangenes, sondern auch auf Zukünftiges und allgemein Gültiges nehmen.

In der Verwendung der Vergangenheit stellt das Perfekt den Abschluss einer Handlung als eine Tatsache fest. In dieser Verwendung müssen wir also das deutsche Perfekt vom spanischen Perfecto klar unterscheiden. Denn das Perfekt ist mit dem Präteritum austauschbar und es zeigt sich bei beiden der Gebrauch der gleichen Signalwörter, wie gestern, letztes Jahr, usw., wohingegen das Perfecto Signalwörter verwendet, die einen Bezug zur Gegenwart darstellen. (vgl. 3.))

Bsp: Wir haben gestern die Stadt besichtigt.

Wir besichtigten gestern die Stadt.[7]

Wenn allerdings die Handlung in der Vergangenheit Folgen für den Sprechzeitpunkt hat, dann kann das Perfekt nicht durch das Präteritum ausgetauscht werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im ersten Satz wird das Perfekt verwendet, um zu verdeutlichen, dass es Folgen gibt. Die Handlung des Schneiens ist zwar abgeschlossen, doch der Schnee liegt immer noch auf den Straßen.

In den nächsten beiden Sätzen wird die unterschiedliche Bedeutung durch Verwendung des Perfekts deutlich. Satz 2a) erklärt, dass die Person noch schläft, also hat das Perfekt hier Folgen für die Gegenwart. Im 2b) dagegen ist die Handlung des Schlafens bereits abgeschlossen.[8]

Wenn das Perfekt Bezug auf die Zukunft nehmen möchte, müssen entsprechende Zeitangaben gegeben werden. Es stimmt mit der temporalen Bedeutung des Futurs II überein, wird allerdings aufgrund der einfacheren Lexik häufig bevorzugt. Bsp.:

Bald hat er es geschafft. statt: Bald wird er es geschafft haben

Morgen hat er es geschrieben. statt: Morgen wird er es geschrieben haben.

Anhand dieses Beispiels möchte ich noch einmal verdeutlichen, dass das Perfekt hier nicht durch das Präteritum austauschbar ist, da man nicht sagen kann: Bald schaffte er es. ohne das dabei der Bezug zur Zukunft verloren geht.

Diese Verwendung ist im Spanischen mit dem Perfecto nicht möglich. Hier müsste das Futur II angewandt werden: Mañana lo habrá logrado.[9]

Allerdings kann das spanische Perfecto in seiner Verwendung einen Zukunftswert bekommen. Dies ist der Fall, wenn eine Anspielung auf einen späteren Zeitpunkt gemacht wird, wobei hier Konditionalsätze, entsprechende Adverbien oder Zukunftsangaben verwendet werden:

Si el próximo lunes no he recibido la carta, pondré un fax.

Die deutsche Übersetzung könnte dann lauten: „Wenn ich nächsten Montag den Brief nicht erhalten habe, dann werde ich ein Fax schicken.”

Oder: „Wenn ich nächsten Montag den Brief nicht erhalten haben werde,…“[10]

Vereinzelt wird das Perfekt für allgemein gültige Aussagen verwendet. Diese Verwendung kommt allerdings seltener vor und kann durch das Präsens ersetzt werden. Diese Möglichkeit gibt es im Spanischen nicht.

Bsp: Ein Unglück ist schnell geschehen.

Das haben wir immer so gemacht.[11]

[...]


[1] s. (3) S. 37.

[2] s. (4) S. 410.

[3] s. (4) S. 414.

[4] s. (1) S. 96/S. 147, (4) S. 410 ff, (2) S. 14.

[5] s. (4) S. 412, 413.

[6] s. (4) S. 412.

[7] s. (9) S. 151, (8) S. 152.

[8] s. (9) S. 151, (8) S. 152.

[9] s. (7) S. 375.

[10] s. (3) S. 38.

[11] s. (10) S. 87, (8) S. 151.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Vergleich des Gebrauchs der Vergangenheitstempora im Spanischen, Deutschen und Französischen
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Universität )
Veranstaltung
Kernprobleme der spanischen Syntax
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V72380
ISBN (eBook)
9783638732758
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergleich, Gebrauchs, Vergangenheitstempora, Spanischen, Deutschen, Französischen, Kernprobleme, Syntax
Arbeit zitieren
Anja Rusche (Autor:in), 2004, Vergleich des Gebrauchs der Vergangenheitstempora im Spanischen, Deutschen und Französischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72380

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