Deutsche Zeitungsgeschichte bis 1945


Seminararbeit, 2007

28 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Von Spätmittelalter bis Napoleon
1.1 Geschriebene Zeitungen
1.2 Frühe Druckschriften
1.2.1 Flugblätter und Flugschriften
1.2.2 Unperiodische Nachrichtenblätter
1.3 Periodische Presse
1.3.1 Messrelationen
1.3.2 Aviso und Relation
1.3.3 Intelligenzblätter
1.3.4 Entwicklung des Zeitungsmarkts in der frühen Neuzeit
1.4 Zensur
1.5 Zusammenfassung

2 Vom Deutschen Bund bis zur Weimarer Republik
2.1 Kampf um die Pressefreiheit
2.1.1 Pressepolitik bis 1848
2.1.2 Pressepolitik bis 1918
2.1.3 Pressepolitik in der Weimarer Republik
2.2 Ausdifferenzierung des Zeitungswesens
2.2.1 Meinungs- und Qualitätszeitungen
2.2.2 Generalanzeiger
2.2.3 Gesinnungs- und Parteizeitungen
2.3 Massenpresse
2.3.1 Technische Faktoren zur Entstehung der Massenpresse
2.3.2 Ökonomische Faktoren zur Entstehung der Massenpresse
2.4 Zusammenfassung

3 Zwölf finstere Jahre
3.1 Institutionelle Ebene der Presselenkung
3.2 Rechtliche Ebene der Presselenkung
3.3 Wirtschaftliche Ebene der Presselenkung
3.4 Inhaltliche Ebene der Presselenkung
3.5 Aus- und Gleichschaltung
3.6 Zusammenfassung

4 Gesamtzusammenfassung

Quellenverzeichnis

1 Von Spätmittelalter bis Napoleon

15. bis 18. Jahrhundert

1.1 Geschriebene Zeitungen

Die deutsche Zeitungsgeschichte beginnt nicht mit dem Aufkommen der periodischen Publizistik – die ersten regelmäßig erscheinenden Zeitungen im modernen Sinne kamen erst ab Anfang des 17. Jahrhunderts heraus.[1] Vielmehr schlug das Zeitungswesen seine Wurzeln bereits im ausgehenden Mittelalter. Mit der damaligen Verdichtung und territorialen Ausdehnung des Handels und der Zunahme politischer Ereignisse mit erheblicher Tragweite wuchs das Informationsbedürfnis in der Bevölkerung.[2]

Bereits zu dieser Zeit wurden handgeschriebene Nachrichtensammlungen in Briefform verfasst. Diplomaten, Kaufleute und der Adel informierten sich über diese frühe Form der Zeitungen über das politische und wirtschaftliche Geschehen.[3] Die so genannten „Brief-Zeitungen“ wurden unter anderem von bezahlten Korrespondenten verfasst, die Nachrichten aus den großen Handelszentren zusammentrugen und an ihre Auftraggeber verschickten.[4] Teilweise gelangte der Inhalt auch an Stadt- und Feldschreiber, die die Nachrichten öffentlich publizierten.[5]

Während betuchte Einzelpersonen ihr Korrespondenznetz pflegten, unterhielten große Handelshäuser wie die Fugger ihre eigenen geschriebenen Zeitungen.3

1.2 Frühe Druckschriften

1.2.1 Flugblätter und Flugschriften

Um 1445 erfand Johannes Gensfleisch zur Laden, genannt Gutenberg, den Druck mit beweglichen Lettern.[6] Durch dieses neue Verfahren konnten relativ schnell mehrere Seiten Textmaterial publiziert werden[7] – der Startschuss für die ersten gedruckten Nachrichten: Flugblätter und Flugschriften, die – wie auch die geschriebenen Zeitungen – als Vorläufer der modernen Tagespresse anzusehen sind.[8]

Flugblätter berichteten als Einzelblattdrucke in Kurzform über einzelne Ereignisse und erschienen ohne Regelmäßigkeit.[9] Allerdings berichteten sie selten über innenpolitische Geschehnisse, sondern überwiegend über wirtschaftliche Vorgänge und Auslandspolitik.8 Die absolutistische Obrigkeit sah es nicht gern, wenn zu viele Informationen aus dem eigenen Herrschaftsgebiet an die Öffentlichkeit drangen.[10]

Flugschriften bestanden aus mehreren ungebundenen Seiten und gingen inhaltlich mehr in die Tiefe als Flugblätter. Sie erschienen ebenfalls diskontinuierlich. Oft dienten Flugschriften der Agitation und Propaganda durch Kirche und weltliche Obrigkeit.[11] Aber auch aufrührerische Kräfte nutzten sie zur Verbreitung ihrer Überzeugungen. So spielten Flugschriften in der Reformation eine tragende Rolle.

Jahrhunderte später – zur Zeit des Vormärz – wurden sie zur Publikation bürgerlich-intellektueller Schriften genutzt.8

1.2.2 Unperiodische Nachrichtenblätter

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erschienen die ersten Nachrichtenblätter auf der Bühne der Geschichte, Einzel- und Mehrblattdrucke mit relativ aktuellem Inhalt. Neben Nachrichtentexten enthielten sie auch obrigkeitsgesteuerte Pamphlete zur politischen und religiösen Propaganda.[12] Das älteste nachweisbare Blatt, das das Wort „Zeytung“ im Titel führte, war die „Newe Zeytung von Orient und Auffgange“. „Zeytung“ bedeutete im damaligen Sprachgebrauch allerdings nichts anderes als Neuigkeit oder Nachricht. Da die „Newen Zeitungen“, wie der Historiker sie nennt, noch unperiodisch erschienen, sind sie nicht als direkter Vorgänger der modernen Zeitungen anzusehen.12

1.3 Periodische Presse

1.3.1 Messrelationen

Als erste Vertreter der periodischen Presse erschienen im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts die Messrelationen. Das waren etwa 100-seitige Chroniken, die halbjährlich zu Verkaufsmessen, unter anderem in Köln, Frankfurt und Leipzig, herauskamen.12 Die meisten Nachrichten, die sie publizierten, entstammten den Newen Zeitungen, die zwischen zwei Erscheinungsdaten der Messrelationen herausgegeben worden waren, oder wurden von Korrespondenzpartnern geschrieben.[13] Da neben der Periodizität, Universalität und Publizität auch die Aktualität ein wichtiges Merkmal moderner Zeitungen ist,[14] gilt auch die Messrelation, trotz ihres regelmäßigen Erscheinens, nicht als ihr unmittelbarer Vorläufer.

1.3.2 Aviso und Relation

Mutter und Vater der heutigen Tages- und Wochenzeitungen sind die Straßburger „Relation“ (Ersterscheinung 1605) und der Wolfenbütteler „Aviso“ (Ersterscheinung 1609). Beide Zeitungen kamen wöchentlich heraus.[15] Der Begriff „Aviso“ leitet sich von „avisieren“ (= etw. ankündigen) ab, „Relation“ von „referieren“ (= wiedergeben).[16]

Während frühe Druckschriften wie Flugblätter in ihrer Berichterstattung meist nach Sensation heischten, berichteten die neuen periodischen Zeitungen nüchtern.[17] Über die Hälfte der Beiträge machte die politische Berichterstattung aus – natürlich staatlich „behütet“. Es dominierten die Hofnachrichten.[18]

Die neue Form der periodischen Presse setzte sich schnell durch. In den folgenden Jahrzehnten gab es eine Welle der Zeitungsneugründungen. Städte wie Hamburg, Danzig, Frankfurt und Leipzig anvancierten zu Nachrichtenzentren.[19]

Mit der Zeit gründeten sich gehäuft Zeitungen, die mehrmals pro Woche erschienen, wie die Leipziger „Einkommende Zeitung“, die ab 1660 sogar täglich herauskam.[20]

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gab es zwischen 60 und 80 Zeitungen in Deutschland. Die Auflagen waren zwar mit durchschnittlich 350 bis 400 Stück noch recht bescheiden.[21] Da die Pressestücke allerdings an zahlreichen öffentlichen Orten wie Gaststätten, Kaffeestuben und Avisenbuden auslagen, erreichten sie eine Vielzahl von Menschen.

1.3.3 Intelligenzblätter

Während auch im 18. Jahrhundert immer mehr Zeitungen mit vorwiegend redaktionellem Inhalt gegründet wurden, erblickte eine neue Form der periodischen Presse das Tageslicht: Das Intelligenzblatt. Der Begriff „Intelligenz“ hatte hier allerdings nichts mit Intellekt oder Geist zu tun, sondern bezeichnete die Einsichtnahme in amtliche Publikationen – das Anzeigenmonopol lag damals beim Staat.[22] Bestimmte Gesellschaftsschichten, z.B. Beamte, Geistliche und Mediziner, waren verpflichtet, Intelligenzblätter zu abonnieren.[23] Bis Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Deutschland weit über 100 Intelligenzblätter. Ihre Bedeutung sollte allerdings im 19. Jahrhundert abflauen.

1.3.4 Entwicklung des Zeitungsmarkts in der frühen Neuzeit

Der Historiker Rudolf Stöber geht davon aus, dass bereits im ausgehenden 17. Jahrhundert bis zu 20% der Bevölkerung von der aktuellen Zeitungspresse erreicht wurden.[24] Die gesellschaftliche Bedeutung der Zeitung war also schon in der frühen Neuzeit immens. Noch rasanter entwickelte sich der Zeitungsmarkt im 18. Jahrhundert. Die durchschnittlichen Auflagen stiegen auf bis zu 700 Exemplare. Zu Ende des Jahrhunderts gab es über 200 verschiedene Blätter mit einer Gesamtauflage von über 300.000 Exemplaren.

1.4 Zensur

„Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition“, sagte Johann Nepomuk Nestroy. Mutter beider Schwestern war die römisch-katholische Kirche.

Durch ihre Zensurpolitik wollte sie die Unantastbarkeit ihres Glaubenswerkes wahren.[25] Im Jahre 1487 erließ Papst Innozenz VIII. eine Bulle zur Vorzensur.[26] Daraus folgend entwickelte sich die Methode der Nachzensur, also des Verbots bereits gedruckter Schriften. Mitte des 16. Jahrhunderts führte das Konzil von Trient den „Index librorum prohibitorum“ ein. Ein Verzeichnis verbotener Bücher, das bis 1966 Bestand haben sollte.24

Auch die weltlichen Herren entdeckten die Gefahren des unkontrollierten Druckwesens. Mit einem kaiserlichen Edikt wurde 1521 die Präventivzensur eingeführt.24 Die „neue Polizeiordnung“ des Augsburger Reichstages fixierte Strafen für den Druck verbotener Schriften, z.B. die Untersagung der Berufsausübung für Drucker. Für das aufkommende Zeitungswesen war es verboten, Meinungsbeiträge zu veröffentlichen, die Berichterstattung über innenpolitische Vorgänge wurde weitgehend eingeschränkt. Das weltliche Kontrollsystem sollte bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806 bestehen[27] und dann in den eroberten Gebieten von Napoleon ausgebaut werden.[28]

1.5 Zusammenfassung

Die Zeitungsgeschichte reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als handschriftliche Briefe mit zeitungsähnlichem Inhalt verfasst wurden. Durch die Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern um 1445 konnten Flugblätter und –schriften herausgegeben werden, die in reißerischer Weise über Einzelgeschehnisse berichteten.

[...]


[1] Vgl. Stöber (2000), S. 13

[2] Vgl. Stöber (2000), S. 13f

[3] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 15; vgl. Stöber (2000), S. 34

[4] Vgl. Stöber (2000), S. 35

[5] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 15

[6] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 13

[7] Vgl. Altendorfer (2004), S. 272

[8] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 16

[9] Vgl. Stöber (2000), S. 32

[10] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 45

[11] Vgl. Stöber (2000), S. 33

[12] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 16

[13] Vgl. Stöber (2000), S. 50

[14] Vgl. Weichler (2005), S. 5

[15] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 16

[16] Vgl. Stöber (2000), S. 58

[17] Vgl. Stöber (2000), S. 59

[18] Vgl. Stöber (2000), S. 63

[19] Vgl. Stöber (2000), S. 67

[20] Vgl. Stöber (2000), S. 69

[21] Vgl. Stöber (2000), S. 68

[22] Vgl. Stöber (2000), S. 74

[23] Vgl. Schaffrath (1998), S. 437

[24] Vgl. Stöber (2000), S. 69

[25] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 48

[26] Vgl. Stöber (2000), S. 96

[27] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 49

[28] Vgl. Pürer, Raabe (1994), S. 52

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Deutsche Zeitungsgeschichte bis 1945
Hochschule
Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen  (Journalismus und Public Relations)
Veranstaltung
Arbeitsmarkt-Kommunikation
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
28
Katalognummer
V72324
ISBN (eBook)
9783638620765
ISBN (Buch)
9783638675352
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsche, Zeitungsgeschichte, Arbeitsmarkt-Kommunikation
Arbeit zitieren
Andreas Brüser (Autor:in), 2007, Deutsche Zeitungsgeschichte bis 1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72324

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