Asset Backed Securities


Seminararbeit, 2005

36 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Transaktionskonzept von Asset-Backed Securities
2.1. Begriffsbestimmung und Ablauf der Transaktion
2.2. Entstehungsgründe und historische Entwicklung
2.3. Beteiligte und ihre Funktion
2.4. Abgrenzung zum Factoring

3. Asset Securitisation in der Detailbetrachtung
3.1. Einteilung der ABS nach Art des Zahlungsstrommanagement
3.1.1. Pass-Throughs-Konstruktion
3.1.2. Pay-Throughs-Konstruktion
3.1.2.1. Tranchen - ABS Emission in mehrere Klassen
3.1.2.2. Revolvierender Ankauf von Forderungen
3.2. Wahl der rechtlichen Strukturierung des Special Purpose Vehicle
3.2.1. Der Trust - das Fondszertifikats-Konzept
3.2.2. Die Corporation - das Anleihe-Konzept
3.3. Vor- und Nachteile der Asset Securitisation
3.3.1. Aus Sicht des Originators
3.3.2. Aus Sicht der Investoren
3.4. Besicherung der Asset Securitisation - Credit Enhancements
3.5. Rating von ABS Emission

4. Schlussbetrachtung
Anhang I: Beispiel einer ABS-Transaktion
Anhang II: Entwicklung des ABS / MBS-Emissionsmarkt in Europa 1996-2004
Anhang III: Aufteilung der Asset Securitisation nach europäischen Ländern
Anhang IV: Aufteilung der Asset Securitisation nach Asset-Kategorien in Europa
Anhang V: Entwicklung des ABS / MBS-Emissionsmarkt in den USA 1998-2004
Anhang VI: Aufteilung der Asset Securitisation nach Asset-Kategorien in den USA
Anhang VII: Asset-Backed Securities Ratingsymbole

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung I: Grundstruktur einer Forderungsverbriefung

1. Einleitung

Bei der herkömmlichen Kredit- und Eigenkapitalfinanzierung ergeben sich derzeit für viele kleinere und mittlere Unternehmen Schwierigkeiten, wenn sie durch Unternehmenswachstum ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern wollen. Der Wettbewerb zwischen Banken und Sparkassen drückt auf die Kreditzinsen. Die in der Vergangenheit gewachsene Zahl von Kreditausfällen hat zu einer immer restriktiveren Kreditvergabe der Geldhäuser geführt. Zunehmend lassen Banken die Bonität der Kreditnehmer in die Kalkulation der Zinsmarge einfließen, was u.a. mit den ab 2006 in Kraft tretenden neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken (Basel II) begründet wird. Schlechte Zahlungsmoral der Kunden reißt vielen Mittelständlern ein tiefes Loch in die oft ohnehin bereits dünne Eigenkapitaldecke. Im Ergebnis führt diese Entwicklung dazu, dass gerade kleinere und mittlere Unternehmen schwerer Kredite bekommen oder höhere Zinsen zahlen müssen. Bei einem hohen Forderungsbestand stellen Asset Backed Securities (ABS) hier eine mögliche Finanzierungsalternative für den Mittelstand dar.

In den Unternehmen und den Geldhäusern wächst zunehmend die Bereitschaft, sich mit der komplexen Forderungsverbriefung zu befassen. Ihr Vorteil liegt vor allem darin, dass zuvor nicht kapitalmarktfähige Unternehmen unabhängig von der Geldpolitik der Banken, sowie der damit verbundenen Fremdbewertung ihrer Bonität mittelbar Zugang zum Kapitalmarkt erlangen. Innerhalb der Securitisation[1] gibt es zwei Erscheinungsformen. Zum einen werden Kreditfinanzierungen durch Wertpapierfinanzierung mittels eigener emittierter Schuldverschreibungen ersetzt und zum anderen werden bereits bestehende Finanzaktiva[2] als Wertpapiere verbrieft. Die hieraus entwickelten Wertpapiere werden als ABS bezeichnet.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Grundidee und das Transaktionskonzept des Finanzierungsinstruments ABS zu erläutern. Zunächst erfolgt in Kapitel 2 eine Begriffsbestimmung, eine Beschreibung der Anforderungen an die zu verbriefenden Vermögenswerte, eine Darstellung der historischen Entwicklung und die Vorstellung der

beteiligten Akteure. Kapitel 3 widmet sich den Konstruktionsmerkmalen der Asset Securitisation, dem Zahlungsstrommanagement, stellt Vor- und Nachteile aus Sicht der Beteiligten vor und beschreibt die möglichen Risiken. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse, die die Asset Securitisation kritisch würdigt und einen Ausblick auf die zukünftige Relevanz von ABS als Finanzierungsalternative gibt.

2. Das Transaktionskonzept von Asset Backed Securities

2.1. Begriffsbestimmung und Ablauf der Transaktion

Asset Backed Securities bezeichnet die Verbriefung bereits bestehender Finanzaktiva als Wertpapiere, wobei mit Finanzaktiva („assets“) besicherte („backed“), handelbare Wertpapiere („securities“) entstehen.[3] Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAKred) hat mit seinem Rundschreiben vom 20.5.1997 ABS definiert als Wertpapiere, „die Zahlungsansprüche gegen eine ausschließlich dem Zweck der ABS-Transaktion dienende Zweckgesellschaft[4] zum Gegenstand haben. Die Zahlungsansprüche werden durch einen Bestand unverbriefter Forderungen („assets“) gedeckt („backed“), die auf eine Zweckgesellschaft übertragen werden und im wesentlichen den Inhabern der ABS (Investoren) als Haftungsgrundlage zur Verfügung stehen.“[5]

Das Ziel der Asset Securitisation besteht darin, gegenwärtig illiquide Aktiva, z.B. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in liquide Wertpapiere umzuwandeln und die neu geschaffenen Titel an einen Markt bzw. bei Anlegern zu platzieren. Dies wird unter Verwendung einer Zweckgesellschaft, dem Special Purpose Vehicle (SPV) erreicht, welches die Vermögensgegenstände erwirbt. Den Kaufpreis refinanziert das SPV durch Emission von Wertpapieren, wobei der Forderungspool als Haftungsmasse dient. Die von der Zweckgesellschaft angekauften Forderungen müssen hinreichend bestimmt oder bestimmbar sein, um die Übertragung der Forderungen aus bilanz- und steuerrechtlichen Gesichtspunkten (§398 BGB) abzusichern. Der Forderungsverkäufer, Originator genannt, erhält sofort den vereinbarten Kaufpreis. Die Zins- und Tilgungsansprüche der Investoren werden nicht aus dem allgemeinen Cash-flow des Originators bedient, sondern aus den Cash-flows der zugrundeliegenden Assets. Das bedeutet, dass für die

durch Rating-Agenturen ermittelte Bonitätseinstufung der ABS in erster Linie die Ertragskraft und die Werthaltigkeit der zugrundeliegenden Assets relevant sind und nicht die Kreditwürdigkeit des Originators den Ausschlag gibt. Um möglichen Forderungsausfällen vorzubeugen ist es üblich, die Emission vom Verkäufer über spezielle Credit Enhancements zusätzlich abzusichern, was die Bonität der ABS erhöht. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Ausgabe dieser Wertpapiere ist die Risikoaufteilung und Risikobegrenzung, d.h. die Risiken werden handelbar und somit in den Kapitalmarkt transferiert.[6] Bezüglich der Anforderungen, die Assets zur Verbriefung erfüllen müssen, werden grundsätzliche und begünstigende Faktoren unterschieden. Vertraglich vereinbarte Leistungen oder Lieferungen des Forderungsverkäufers müssen bereits erbracht, des weiteren müssen die Forderungen mit einem Ablaufdatum versehen und nicht angefochten worden sein. Die Forderungen sollen zukünftig einen beständigen Zahlungsstrom hervorbringen, damit die Zins- und Tilgungszahlungen an die Investoren realisiert werden können. Die Übertragbarkeit des rechtlichen Eigentums und eine Trennung vom Gesamtvermögen des Originator muss gegeben sein. Zu den begünstigenden Faktoren zählen z.B. die Bündelung gleichartiger Forderungen zu einem Pool, eine möglichst geringe historische Zahlungsausfall- und Verzögerungsquote, eine aus den Vermögenswerten ableitbare ausreichend hohe Marge um Cash-flow Defizite und Gebühren abzudecken, eine hohe Wertbeständigkeit und leichte Handelbarkeit möglicher Sicherungsgegenstände.[7] Ein gewisses Mindestvolumen und eine Mindestlaufzeit ist aufgrund der anfänglich hohen Fixkosten erforderlich; bislang lag das Mindestvolumen für ABS-Transaktionen bei etwa 50 Millionen Euro. Inzwischen bieten Finanzdienstleister speziell für den Mittelstand Poollösungen mit einem Mindestvolumen von 10 Millionen Euro und einer Forderungslaufzeit von maximal 120 Tagen an.

Bei der Platzierung der verbrieften Forderungen gibt es die unterschiedlichsten Formen. Als Collateralized Debt Obligations (CDO) werden Anleihen bezeichnet, die durch ein breit gestreutes Schulden Portfolio gesichert sind. Spezialformen dieser Anleihe sind Collateralized Loan Obligations (CLO), Papiere, die durch ein Kredit Portfolio abgesichert sind und Collateralized Bond Obligations (CBO), hinter denen als Sicherheit ein Portfolio von Wertpapieren steht. Darüber hinaus spielen Mortgage Backed Securities (MBS), in denen Hypothekendarlehen verbrieft sind, eine wichtige Rolle.

2.2. Entstehungsgründe und historische Entwicklung

Die historischen Wurzeln der Verbriefung von nicht oder nur schwer handelbaren Vermögenswerten liegen in den United States of Amerika (USA) der siebziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Die Gründe für die Entstehung der MBS werden einerseits mit dem Wunsch des US-Gesetzgebers, den Bau von Eigenheimen zu fördern und mit den Besonderheiten des amerikanischen Trennbankensystems erklärt. Die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute war auf die Bereiche Einlagen- und Kreditgeschäft oder Emissions- und Wertpapiergeschäft beschränkt. Eine Ausgleichsmöglichkeit zwischen den Banken war nicht vorgesehen,[8] was bedeutete, dass die Ertragsmöglichkeiten des jeweils anderen Geschäftsbereichs den beiden unterschiedlichen Banktypen somit verwehrt blieb.[9] Des weiteren galt das sog. Regionalbankensystem, d.h. Beschränkung der Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute auf den Bundesstaat, in dem dieses Kreditinstitut seinen Hauptsitz hatte. Da auch hier kein Kapitalausgleich möglich war, führte dieser Umstand zu einem massiven Ungleichgewicht im Finanzmittelkreislauf.[10] Eine weitere Besonderheit des amerikanischen Hypothekenmarktes war die meist über 30 Jahre geltende Festzinsvereinbarung und deren Refinanzierung durch kurzfristige Einlagen. Aufgrund von konjunkturellen Faktoren und eines starken Anstiegs des Zinsniveaus Mitte der 60er und Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts gestalteten sich die Bedingungen für die Banken immer schwieriger. Deshalb wurden durch die Regierung der USA nun Maßnahmen eingeleitet, die die Schaffung eines Sekundärmarktes für Hypothekarkredite sicherstellte und die Stärkung von kapitalarmen Regionen gewährleisten sollte. Die staatliche Gouvernment National Mortgage Association (GNMA) entwickelte ein System zur Verbriefung der ursprünglich illiquiden Hypothekardarlehen sowie deren Handel auf dem Sekundärmarkt und emittierte 1970 zum ersten Mal eine MBS-Konstruktion. Durch die ständige Weiterentwicklung der Transaktionsstrukturen erreichte der Sekundärmarkt für Hypothekenforderungen rasch die erforderliche Liquidität und sorgte für einen Ausgleich im amerikanischen Bankensystem.[11] Seit Anfang der achtziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts dehnte sich das Spektrum auf andere Forderungsarten wie z.B. Kfz-Kredite, Kreditkartenverbindlichkeiten, Forderungen aus Konsumenten- und Ausbildungskredite sowie Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

aus, den heutigen Asset Backed Securities.[12] Es schlossen sich komplexere Strukturen, z.B. Forderungsverbriefungen aus Kfz-, Flugzeug- und Computerleasingverträgen, an. Inzwischen werden auch ABS auf Basis als unsicher erwarteter Cash-flows emittiert, die nicht als echte Verbriefungen bezeichnet werden können und deshalb entsprechende strukturelle Anpassungen bei den Credit-Enhancements erforderlich machen. Dazu gehören beispielweise die Verbriefung von Erdbebenrisiken durch die Schweizer Rückversicherung, die Emission des Unternehmens Marne et Champagner, bei der 60 Millionen Flaschen Champagner als Sicherheit hinterlegt wurden oder auch Lizenzgebühren, wie die 55 Millionen Dollar Anleihe von David Bowie aus dem Jahr 1997, der als Sicherheit die Einnahmen aus seinen Musikstücken abgetreten hat.[13] Zinsen und Rückzahlung der Bowie-Anleihe werden durch die Zahlungen abgedeckt, die David Bowie während der zehnjährigen Laufzeit des Wertpapiers zufließen. Zukünftige Einnahmen können auch Eintrittsgelder für Stadien sein. Prominentestes Beispiel ist die 85 Millionen Anleihe des Fußballvereins FC Schalke 04.

Zu Beginn der 90er Jahre fasste die Securitisation auch in Europa Fuß. Zuerst in Großbritannien, Frankreich und Italien. In Deutschland wurden 1990 erstmals Bankdarlehen (KKB Bank AG; jetzt Citibank Privatkunden AG), 1995 eine Emission der Rheinischen Hypothekenbank AG und 1996 Leasingforderungen (Volkswagen Leasing GmbH)[14] verbrieft. Im britischen Markt stellen die hypothekenunterlegten MBS die wichtigste Verbriefungsart dar, während in Deutschland die kreditbesicherten CLO den überwiegenden Teil ausmachen.

Den europäischen Asset-Markt dominieren z.Z. Großbritannien, Italien und Spanien. Das Emissionsvolumen für ABS (ohne MBS) betrug im Jahr 2004 in Europa 105,08 Milliarden Euro, gegenüber 91.44 Milliarden Euro im Jahr 2003, was einem Wachstum von 13,64% entspricht.[15] In den USA betrug das Emissionsvolumen im gleichen Jahr 900 Milliarden US-Dollar.[16]

2.3. Beteiligte und ihre Funktion

Wie die Abb.1 zeigt, gibt es bei ABS-Finanzierungen eine Vielzahl von Beteiligten und Beziehungen zwischen den Beteiligten, die im folgenden einzeln dargestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung I: Grundstruktur einer Forderungsverbriefung[17]

Der Originator (Forderungsverkäufer) stellt den Ausgangspunkt jeder ABS-Transaktion dar. Forderungsverkäufer können Unternehmen oder Kreditinstitute sein. Die Planung erfolgt meist gemeinsam mit einem Arrangeur, wobei Struktur und Art der Transaktion nach seinen Interessen ausgerichtet wird. In der Regel ist der Originator derjenige, der die Forderungen besitzt. Er verkauft die gebündelten Forderungen an eine nur für diesen Zweck gegründete Gesellschaft, dem SPV. Da der Originator über die meisten Informationen der Forderungsschuldner, über notwendige Infrastruktur und entsprechende EDV-Kapazitäten zur Verwaltung der Forderungen verfügt, wird die Funktion des Servicers (Serviceagenten) auch nach Abtretung der Forderungen von ihm wahrgenommen. Zu den Aufgaben des Servicers zählen Fakturierung, Forderungseinzug, Debitorenbuchhaltung und die Berichterstattung an die ebenfalls an der Transaktion beteiligten Parteien. Der Servicer handelt im eigenen Namen und auf Rechnung des Treuhänders.

Für diese Serviceleistungen erhält er eine Gebühr, die sog. Service Fee, d.h. die Verbriefung seiner eigenen Forderungen ist mit einer zusätzlichen Provisionseinnahme verbunden. Vorteil dieser Konstellation ist, dass der Forderungsschuldner den Verkauf der Forderungen nicht bemerkt und die Zahlungen weiterhin an den Originator leistet.[18] Alle am Ende der Transaktion überschüssigen Cash-flows, die nicht zur Deckung der Investorenansprüche und der Transaktionskosten benötigt werden, stehen dem Originator zu.[19]

Der Arrangeur überwacht die laufende Transaktion. Er berät bei der Auswahl der zu verkaufenden Forderungen, passt die Struktur der ABS u.U. an die Bedürfnisse des Originators oder der Investoren an, koordiniert die Kontakte zwischen den beteiligten Parteien und wirkt als Lead Manager im Rahmen der Platzierung.[20] Um die genannten Aufgaben erfüllen zu können, muss der Arrangeur über entsprechende Ressourcen und spezielle Kenntnisse verfügen. In der Regel handelt es sich hier um eine Investmentbank oder die Investmentabteilung einer Universalbank.[21]

Das SPV nimmt die zentrale Rolle im Rahmen der ABS-Transaktion mit mehreren Aufgaben ein. Das SPV, auch als Zweckgesellschaft bezeichnet, tritt als Käufer der gebündelten Forderungen des Originators auf und refinanziert sich durch die Ausgabe von Wertpapieren, die den Investoren auf eigenen Namen und auf eigene Rechnung am Kapitalmarkt angeboten werden.[22] Die Gründung des SPV ist notwendig, um eine strikte Trennung zwischen den zu veräußernden Forderungen und dem Originator herzustellen, und um eine vom Originator unabhängige Bonitätsbeurteilung der ABS durchführen zu können. Um einen bilanzbefreienden Verkauf der Forderungen aus Sicht des Originators zu bewirken, muss es sich beim Forderungsverkauf um einen echten Verkauf, einem sog. True Sale, handeln. Das setzt voraus, dass es sich um einen regresslosen Forderungsverkauf durch echten Gläubigerwechsel handelt, d.h. sämtliche Risiken gehen auf das SPV über, und ausschließlich das SPV haftet für die Bonität der Assets. Die Möglichkeit einer Rückabwicklung und eine Beeinflussung der Transaktion durch einen möglichen Konkurs des Originators müssen ausgeschlossen sein.

Im Gegensatz zum True Sale fehlt bei der sog. „synthetischen Verbriefung“ der bilanzbefreiende Aspekt. Es fließt keine oder nur kaum Liquidität. In diesem Fall wird mit Hilfe von Credit Default Swaps, abgeschlossen zwischen dem Forderungsverkäufer und der Zweckgesellschaft, lediglich das Kreditrisiko übertragen. Auf diese nur i.w.S. als Finanzierungsmethode zu bezeichnende Spezialform der ABS soll im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter eingegangen werden.

Das SPV muss eine rechtlich und wirtschaftlich selbstständige Gesellschaft sein und nicht zum Konsolidierungskreis des Originators gehören.[23] Der Fall Enron könnte in den USA zu einem Umdenken bei der bilanziellen und aufsichtsrechtlichen Behandlung von SPVs führen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die sich abzeichnende Verschärfung der United States General Accepted Accounting Principles (US-GAAP) auch ihren Niederschlag in den International Accounting Standards (IAS) finden wird. Durch die IAS-Konzernrechnungslegung ab 2005 dürften künftig SVPs häufiger zu konsolidieren sein. Das SPV, das vorzugsweise niedrig kapitalisiert ist, wird vorwiegend in steuerlich begünstigten Gebieten angesiedelt, insbesondere auf den Cayman Islands.[24] Zu den Aufgaben des SPV zählen u.a. die Voruntersuchung der Assets, Planung des Transaktionsablaufs, laufendes Zahlungsstrommanagement, Klärung steuerlicher Fragen und die Dokumentation der Transaktion. In der Regel verfügt das SPV weder über eigene Mitarbeiter, noch über Betriebsmittel und muss daher seine Aufgaben an Dritte delegieren, wie den Originator, den Arrangeur, den Treuhändler oder den Servicer.[25] In Bezug auf die Anzahl der Originatoren werden Single Seller-Vehicles und Multi Seller-Vehicles unterschieden. Erstere dienen der einmaligen Verbriefung für einen Originator, wogegen das Multi Seller-Vehicle der Verbriefung von Forderungen für mehrere Originatoren dient.[26]

Der Treuhänder (Trustee) nimmt eine Mittlerfunktion zwischen der Zweckgesellschaft, dem Servicer und den Investoren ein. Es handelt sich um eine Partei, die die Vorzugsrechte an den Aktiven treuhänderisch, d.h. im eigenen Namen aber auf fremde Rechnung, zugunsten der Investoren, hält. Er überwacht den Ablauf der

ABS-Gesamtkonstruktion und die Bedienung der Zins- und Tilgungszahlungen an die Investoren sowie die Cash-flows aus dem Forderungspool, d.h. er kontrolliert die Arbeit des Servicers in Bezug auf die Ordnungsmäßigkeit des Forderungsmanagements. Durch die Einbeziehung des Treuhänders in die ABS-Konstruktion wird erreicht, dass die Forderung durch Sicherungsübertragung in das Treuhandvermögen einfließt und bei einem Konkurs der Zweckgesellschaft vor dem Zugriff der anderen Konkursgläubiger gesichert ist und ausschließlich für die Investoren verwertbar ist.[27] Die Rolle des Treuhänders wird auf Grund des dafür erforderlichen Know-hows meist von großen Geschäftsbanken oder großen Wirtschaftsprüfungs- oder Treuhandgesellschaften übernommen. Kann der Treuhänder die erfolgreiche Abwicklung gleicher oder ähnlicher Transaktionen nachweisen, wird die Bewertung der Transaktion durch Rating-Agenturen deutlich positiver ausfallen.

Die Investoren, die als Käufer der verbrieften Forderungen auftreten, sind meist institutionelle Anleger, i.d.R. handelt es sich um Banken, Versicherungen oder Anlagefonds. Für sie sind Kriterien wie Sicherheit und Transparenz der Anlage, ein ihren Bedürfnissen entsprechend angepasstes Risiko-Renditeprofil und die Diversifizierungsmöglichkeit ihres Portfolios bei der Entscheidung für ABS ausschlaggebend.[28]

Kaum eine Bank bietet ABS den privaten Investoren an. Gründe dafür liegen in der Komplexität, Erklärungs- und Überwachungsintensität und einem sich bisher nur sehr langsam entwickelnden Sekundärmarkt. Anlageprospekte sind bis auf wenige Ausnahmen in englischer Sprache verfasst, was das Verständnis für die meisten hiesigen Privatanleger zusätzlich erschwert. Aufgrund der damit verbundenen Risiken, stellen ABS für Privatinvestoren z.Z. noch kein interessantes Invest dar.

[...]


[1] In Anlehnung an das englische Wort für Wertpapier (Securities), wird die Verbriefung von Finanzie- rungen „Securitization“ genannt. Im Rahmen dieser Arbeit wird die deutsche Schreibweise verwendet und die Begriffe Securitisation und Verbriefung synonym verwendet; vgl. Ohl, H.-P. (1994), S. 1.

[2] In der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe Finanzaktiva, Forderungen und Vermögensgegenstand synonym verwendet.

[3] Vgl. Bellmann, S. (2002), S. 13.

[4] Im folgenden werden die Begriffe Zweckgesellschaft und SPV synonym verwendet.

[5] BAKred (Hrsg.) (1997), RS 4/97, S.1.

[6] Vgl. Achleitner, A.-K. (2000), S. 413.

[7] Vgl. Paul, S. (1994), S. 189ff.

[8] Vgl. Bellmann, S. (2002), S. 14.

[9] Vgl. Meiswinkel, C. (1989), S. 19.

[10] Vgl. Achleitner, A.-K. (2000), S. 416.

[11] Vgl. Bund, S. (2000), S. 2.

[12] Siehe dazu Anhang IV und VI: Aufteilung der Asset Securitisation nach Asset-Kategorien in

Europa und USA.

[13] Vgl. Achleitner, A.-K. (2000), S. 428.

[14] Siehe Anhang I: Beispiel einer ABS-Transaktion.

[15] Vgl. ESF Securitisation Data Report (Winter 2005), S. 3 (Internetquelle).

[16] Vgl. The Bond Market Association (May 2005), S. 7f. (Internetquelle); siehe dazu Anhang V: Entwicklung des ABS / MBS-Emissionsmarkt in den USA 1998-2005.

[17] Vgl. Ohl, H.-P. (1994), S. 22; Paul, S. (1994), S. 131.

[18] Vgl. Achleitner, A.-K. (2000), S. 419.

[19] Vgl. Bund, S. (2000), S. 15.

[20] Vgl. Bellmann, S. (2002), S. 19.

[21] Vgl. Früh, A. (1995), S. 105f.

[22] Vgl. Oertle, M. (1993), S. 155.

[23] Vgl. BAKred (Hrsg.) (1997), RS 4/97, S. 1.

[24] Vgl. Caliebe, G. (2000), S. 2370.

[25] Vgl. Bellmann, S. (2002), S. 20.

[26] Vgl. Bund, S. (2000), S. 18; Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (1997), S. 63.

[27] Vgl. Bund, S. (2000), S. 32.

[28] Vgl. ebd., S. 18.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Asset Backed Securities
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule  (Fachhochschule)
Veranstaltung
Hauptstudium - Finanzierung
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
36
Katalognummer
V72300
ISBN (eBook)
9783638621687
ISBN (Buch)
9783656561873
Dateigröße
689 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Asset, Backed, Securities, Hauptstudium, Finanzierung
Arbeit zitieren
Dipl.-Kfm. Detlef Fitzner (Autor:in), 2005, Asset Backed Securities, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72300

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