Verkündigung an Maria


Hausarbeit, 2005

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte der Marienverehrung bis in die Renaissance

3. Mérode-Triptychon, Robert Campin
3.1. Linker Seitenflügel
3.2. Mitteltafel
3.3. Rechter Seitenflügel

4. Verkündigung, Jan van Eyck

5. Vergleich

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Verkündigung an Maria ist gerade im 15. Jahrhundert ein beliebtes Motiv in der religiösen Kunst. Die Verkündigung selbst nimmt jedoch in der Bibel nur verhältnismäßig wenig Raum ein bzw. wird so gut wie nicht behandelt. Im Matthäus Evangelium wird das Ereignis nur am Rande erwähnt: „[...] zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes“, „[...] fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“[1], während es Bei Markus gar keine Beachtung findet. Erst bei Lukas erfahren wir ein wenig mehr: „[...] wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa [...] zu einer Jungfrau gesandt.“, „Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“, „Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben“, „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“[2]

Auch bei Johannes finden wir im Prolog des Evangeliums nur Randbemerkungen zu der Verkündigung: „Und das Wort ist Fleisch geworden / und hat unter uns gewohnt, / und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, / die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater [...]“[3].

Doch wie ist es zu erklären, dass ein Ereignis, das in der Heiligen Schrift nicht mehr als ein paar Zeilen in Anspruch nimmt, eine solch große Bedeutung in der Kunst gewinnen konnte? Die Antwort scheint einfach, denn durch und mit der Verkündigung empfängt Maria den Sohn Gottes, womit sie den Grundstein des heutigen Christentums legt.

2. Geschichte der Marienverehrung bis in die Renaissance

Die Marienverehrung nimmt im ersten christlichen Jahrhundert nur eine Nebenrolle ein. In der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts führten Apollinaris und seine Schüler eine heftige Auseinandersetzung herbei, in der es unter anderem auch um das mariologische Problem ging. Bischof Timotheus von Berytus, ein Schüler Apollinaris’, nennt Christus den „vollkommenen Gott im Fleisch und vollkommenen Mensch im Geist [...]“[4] und meint „dass der himmlische Logos, der das Fleisch aus der Maria hat, uns, die wir irdisch sind, durch den Himmlischen himmlisch macht gemäß der Ähnlichkeit.“[5]

Im Konzil von Ephesus (431) entschieden die Kirchenväter Maria als Mutter Gottes zur höchsten Heiligkeit neben Gott zu erheben. Maria soll dem christlichen Glauben nach als einziger Mensch nicht nur seelisch, sondern auch körperlich in den Himmel aufgestiegen sein, wo sie seither über die Heiligen thront. Dieser Beschluss wurde mit der „Zweinaturenlehre“ begründet, in der Jesus gleichzeitig wahrer Mensch und wahrer Gott gewesen sein soll. Das Konzil von Ephesos zeigte Auswirkungen in der „Lehre und Verkündigung, in der Liturgie, dem Kirchenjahr und den Kirchenbauten.“[6], doch half es vor allem den Missionaren sich an die heidnischen Massen zu richten. Maria war nun als „Gottesmutter“ an die Stelle der „Göttermutter“ getreten und es bedeutete keine Gefahr mehr sich der Häresie bezichtigen zu lassen, wenn man sich Hilfe suchend an die Mutter Gottes wandte.

Bis ins siebte Jahrhundert steigerte sich die Marienverehrung und so wurde auf der Lateransynode von 649 „die Aussage der Väter und der Ephesinum wiederholt und die Jungfräulichkeit der Maria auch nach der Geburt [...] dogmatisiert“[7]

Während sich das achte und neunte Jahrhundert vor allem durch die schwankenden Anschauungen über den Tod und die Glorifikation Marias auszeichnete, begann mit dem elften Jahrhundert die Glanzzeit der Marienverehrung. Für diese Entwicklung sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend. Die Menschen litten unter der „Höllenangst“ und dem nagenden Gefühl der Sündhaftigkeit[8]. Maria, die als Mensch frei von der Erbsünde war, sollte sozusagen eine Brücke zwischen den Menschen und den vollkommenen Schöpfer schlagen.

Der Frauendienst und der Zölibat tragen maßgeblich dazu bei, dass das 12. und 13. Jahrhundert einen Höhepunkt in der Marienverehrung erlebt. Doch auch in im 14. und 15. Jahrhundert, mit dem aufkommen der Kulturbewegung der Renaissance, in der der Mensch in den Vordergrund gerückt wurde, nahm die Marienverehrung stetig zu.

Die Gemälde der Renaissancekunst befassen sich hauptsächlich mit Altarbildern und Fresken religiösen Inhalts. Den Künstlern dieser Epoche geht es vor allem um die naturgemäße Darstellung und die Frage nach dem Wesen der Schönheit. Künstler versuchen den idealschönen Menschen mit idealen Maßen und Proportionen zu gestalten und Räume naturgemäßer mit Perspektive und Raumtiefe abzubilden.

Die folgenden Bilder sind der Renaissance zuzuordnen. Die Künstler versuchten die Figuren und Räume möglichst naturgetreu darzustellen, Perspektive und Raumtiefe wurden vor allem in van Eycks Gemälde umgesetzt.

Den in der Renaissance entstandenen Gedanken, den Mensch in den Vordergrund zu rücken, setzten vor allem Campin und van der Weyden in ihren Darstellungen um, wie man in den folgenden Bildanalysen sehen wird.

3. Mérode-Triptychon, Robert Campin

Bei dem Mérode-Triptychon handelt es sich um einen kleinen Hausaltar mit nur etwa 43cm Höhe, der um das Jahr 1427 entstanden ist. Erst nachträglich, im Jahre 1909, „gelang es dem belgischen Kunsthistoriker Georges Hulin de Loo, die Kunstfigur „Meister von Flémalle“ mit Robert Campin aus Tournai [...] zu identifizieren“[9]. Der Altar besteht aus zwei schmalen Seitenflügeln, auf denen Nebenhandlungen abgebildet sind (links der so genannte Stifterflügel, rechts Joseph mit den Mausefallen) und dem in der Mitte befindlichen Altarteil, auf dem das Hauptgeschehen, die Verkündigung zu sehen ist.

3.1. Linker Seitenflügel

Auf dem linken Seitenflügel schaut man auf eine Szenerie im Freien. Auf dem Boden neben dem Weg wachsen Gras und Blumen und ein wenig verdeckter sieht man einen in der Blüte stehenden Strauch. Im Hintergrund befindet sich eine hohe Mauer mit einem geöffneten Tor, welches die Sicht auf eine Stadt freigibt.

Zwei Personen, ein Mann und eine Frau befinden sich im Vordergrund. Beide, in den Gewändern wohlhabender Bürger, scheinen gerade im Begriff eine Türe zu durchschreiten, die eine Verbindung zwischen dem Seitenflügel und der Verkündigungsszene darstellt. Zur Tür führt allerdings eine kleine Treppe nach oben, die deutlich macht, dass die beiden Personen im Außenflügel zwar als Zeugen zugelassen sind, aber deutlich unterhalb, bzw. außerhalb des Geschehens im Mittelteil stehen.

Der Mann, mit einer Art schwarzem Umhang bekleidet hält seinen Hut in der Hand und geht voran. Dicht dahinter folgt ihm, mit einem pelzgefütterten, roten Rock und schwarzem Überwurf bekleidet, die Frau (vermutlich seine Ehefrau). Ihre Hände sind wie zum Gebet gefaltet und umschlingen eine lange Kette. Beide Figuren nehmen also eine demütige Haltung ein, bevor sie den Raum, in dem nun die Verkündigung stattfindet, betreten.

[...]


[1] NT, Mt.1, Vers 18 u.20

[2] NT, Lk.1, Verse 26/27, 28, 31, 35

[3] NT, Joh. 1, Vers 14

[4] Delius Walter, 1963, S. 94

[5] Delius Walter, 1963, S. 94

[6] Delius Walter, 1963, S. 112

[7] Delius Walter, 1963, S. 148

[8] Vgl. Delius Walter, 1963, S. 156

[9] Felix Thürlemann, 2002, S. 9

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Details

Titel
Verkündigung an Maria
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V72233
ISBN (eBook)
9783638720656
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verkündigung, Maria
Arbeit zitieren
Nina Laatsch (Autor:in), 2005, Verkündigung an Maria, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72233

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