Das Medienereignis: Analyse der Sendung Tag X


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

24 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorien:
2.1. Die Nachrichtenauswahl
2.2. Die Nachrichtenfaktoren von Galtung und Ruge (1950)

3. Analyse des Ereignisses:
3.1. Das Szenario Tag X: Was passiert im fiktiven Ereignis?
3.2. Analyse des Ereignisses: Wodurch lässt es sich als Medienereignis kennzeichnen?

4. Analyse der Sendung Tag X
4.1 Die Sendung: Ein Medienereignis? – Die Aufbereitung des Themas:

5. Einordnung und Fazit

6. Zusammenfassung:

7. Literaturverzeichnis

8.Analyse:

1. Einleitung

Fernsehserien flimmern verlässlich jeden Tag über den Bildschirm, ohne dass der begeisterte Anhänger in der Fernsehzeitung nachsehen muss ob oder wann seine Lieblingsserie gesendet wird. Man macht es sich in freudiger Erwartung der alltäglichen Serie vor dem Fernseher gemütlich, schaltet ihn ein und lehnt sich zurück. Doch plötzlich läuft etwas ganz anderes. Man zappt durch andere Kanäle und wenn man ganz viel Pech hat, läuft auf den anderen Sendern das Gleiche. Ein Blick in die Fernsehzeitung, kann bei geplanten Programmänderungen Klarheit verschaffen. Bei plötzlich auftretenden Ereignissen hilft dies allerdings nicht, denn manchmal ist die Lieblingsserie in der Fernsehzeitung nach wie vor angekündigt und es läuft dennoch etwas anderes und zwar überall und die ganze Zeit. Doch was sind dies für Beiträge, die den gesamten Programmverlauf verändern oder gar annullieren können? Welche Informationen sind es wert den vorab nicht informierten Fernsehzuschauer zu verwirren? Diese Intention kann ein Fernsehsender kaum haben, daher muss es einen triftigen Grund geben, warum ein Sender sein ganzes Programm kippt, um über etwas anderes zu berichten. Es muss etwas sein, von dem angenommen wird, dass es den Zuschauer mehr interessieren wird, als das vorher geplante Programm, denn Fernsehsender sind hauptsächlich an einem interessiert – hohe Einschaltquoten.

Sieht man sich derartige Fälle an, so sind dies meist plötzliche Katastrophen, wie Erdbeben, Tornados, Vulkanausbrüche etc. oder aber Terroranschläge. Hier soll nun untersucht werden, welche Faktoren maßgebend für die Erhebung solcher Ereignisse zu Medienereignissen sind. Am Beispiel der Sendung Tag X soll die Medienberichterstattung eines typischen Terroranschlages analysiert werden und diese auf Merkmale eines Medienereignisses untersucht werden.

Wir haben es in der Sendung mit zwei zu untersuchenden Ereignissen zu tun: Die Sendung „Tag X“ und das Szenario eines fiktiven Terroranschlages im Berlin der Zukunft, welches das Thema der Sendung ist. Es soll untersucht werden, ob es sich bei der Sendung selbst um ein Medienereignis handelt, oder ob nur über ein Medienereignis berichtet werden soll.

Außerdem soll genauer analysiert werden, ob der Terroranschlag überhaupt als Medienereignis zu bezeichnen ist. Dies soll anhand der Überlegungen zum Medienereignis von Dayan und Katz sowie den Nachrichtenwertfaktoren von Galtung und Ruge geschehen.

Nach Galtung und Ruge sind Nachrichten immer das Ergebnis eines Selektions­prozesses. Bestimmte Faktoren sind dafür verantwortlich, dass eine Nachricht zur Nachricht wird. Anhand von Galtung und Ruges Faktoren soll geklärt werden, welche Faktoren hier das gezeigte Ereignis Terroranschlag zur Nachricht werden lassen.

Dayan und Katz differenzieren zwischen „great ceremoniel events“ und „great news events“[1]. Sie gehen in ihrem Buch Media Events zwar hauptsächlich auch die „great ceremonial events“ ein und nicht wie in diesem Fall eher angebracht auf Nachrichtenereignisse. Ihre Überlegungen sind aber dennoch hilfreich für die Analyse ob man das Nachrichtenereignis Medienereignis nennen kann und welche Faktoren dafür verantwortlich sind. Im Anschluss soll zudem darauf eingegangen werden, ob die Sendung an sich ebenfalls als Medienereignis bezeichnet werden kann.

2. Theorien

2.1. Die Nachrichtenauswahl

Auswahlkriterien wie sie von Redakteuren angewandt werden strukturieren und verzerren die Berichterstattung in den Medien. Hier setzt auch das Gatekeeper-Konzept von Kurt Lewin (1947) an. Das von David M. White (1950) aufgegriffene Konzept geht von einem Torhüter/ Schleusenwärter aus, der über Ablehnung oder Annahme einer Information entscheidet, also welche Information zur Nachricht wird und welche nicht.

Als Gründe für die Selektion werden meist zum einen individuelle Faktoren auf Seiten des Journalisten (z.B. die persönliche Meinung) angebracht und institutionelle Vorgaben, die sich aus dem organisatorischen Rahmen der Redaktionsarbeit ergeben (z.B. Geld, Zeit, politische Ausrichtung der Redaktion). Schon Walter Lippmann wies 1922 in seinem Buch „Public Opinion“ darauf hin, dass Selektion unvermeidbar ist, da man die ganze Realität in all ihren Facetten nicht berücksichtigen kann:

„Every bulletin requires a swift but complicated judgement. […] Without standardization, without stereotypes, without routine judgements, without a fairly ruthless disregard of subtlety, the editor would soon die of excitement.”[2]

Lippmann verwandte erstmals den Begriff „News Value“ für einen Nachrichtenwert, der die Selektion von Nachrichten durch Journalisten beschreibt und stellte ähnliche Kriterien auf wie später Galtung und Ruge in ihrer Nachrichtenwerttheorie.

Galtung und Ruge (1965) gehen in ihrer Studie: „The structure of foreign news“ von 12 Nachrichtenfaktoren aus, die die Auswahl der Nachrichteninhalte bedingen. Ich möchte mich hier auf die Paradestudie von Galtung und Ruge beschränken, da wir auf diese auch schon im Seminar Bezug genommen haben.

Die Nachrichtenwerttheorie setzt bei Medieninhalten selbst an, und nicht wie die meisten Modelle bei den persönlichen Einstellungen oder organisatorischen Zwängen von denen auf die Selektionskriterien der Journalisten geschlossen wurde.

Wichtig ist auch der Hinweis von Staab (1990), dass Nachrichtenfaktoren nicht nur Ursache der Berichterstattung sind, sondern dass Journalisten auch eine bestimmte Berichterstattung intendieren. An dem Ereignis Terroranschlag in Berlin, welches ja bewusst von den Medien konstruiert ist, könnte man also untersuchen, welche Nachrichtenwerte bewusst für das Szenario gewählt werden, um es zu einem bedeutenden Ereignis werden zu lassen. Ein Ereignis, das es nicht nur wert ist als Nachricht definiert zu werden, sondern ein Ereignis, dass sogar den Verlauf der Nachrichtensendung bestimmt.

Anhand von Dayan und Katz lässt sich genauer bestimmen, ob das Szenario ein Medienereignis darstellen soll. Sollte sich herausstellen, dass der Anschlag durchaus als Medienereignis zu bezeichnen ist, kann man sagen, dass die Sendung Einblick gibt in die Art und Weise, wie sich die Medien selbst den Ablauf der Berichterstattung bei einem Medienereignisses vorstellen. Die Sendung würde somit recht anschaulich die Vorgehensweise der Medien während der Mediatisierung eines Ereignisses veranschaulichen.

2.2. Die Nachrichtenfaktoren von Galtung und Ruge (1950)

Ein Ereignis wird zur Nachricht: aus: Publizistik…

1.) … je mehr der zeitliche Ablauf des Ereignis der periodischen Erscheinung der Medien entspricht: Frequenz
2.) …je höher der Grad der Auffälligkeit den ein Ereignis hat: Schwellenfaktor
3.) …je eindeutiger und überschaubarer das Ereignis: Eindeutigkeit
4.) …je größer die Tragweite des Ereignisses, je mehr Betroffenheit es auslöst: Bedeutsamkeit
5.) …je mehr das Ereignis mit vorhandenen Vorstellungen und Erwartungen übereinstimmt: Konsonanz
6.) …je seltener und unvorhergesehener das Ereignis ist: Überraschung
7.) …wenn das Ereignis die Nachrichtenschwelle bereits überwunden hat, egal ob jetzt noch interessant ist, es wird wieder berichtet: Kontinuität
8.) …wenn es eine Abwechslung zum gesamten Nachrichtenbild ist: Variation
9.)… wenn es Bezug nimmt auf: Elite-Nationen
10.)…wenn es Bezug nimmt auf Elite-Personen: Prominente, einflussreiche Personen
11.)…je mehr ein Ereignis personalisiert ist: Personalisierung
12.)…je mehr Konflikt, Kontroverse, Aggression, Tod, Zerstörung: Negativismus

[...]


[1] Media Events…S.9

[2] Pubizistik/ Lippmann (1922), S.240

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Das Medienereignis: Analyse der Sendung Tag X
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)
Veranstaltung
Das Medienereignis
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V71996
ISBN (eBook)
9783638634724
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
An Hand der Sendung Tag X (inszeniertes Medienereignis ZDF) sollen die typischen Merkmale ausgemacht werden, die ein Ereignis zum großen Medienereignis machen. Es wird zunächst auf die journalistische Nachrichtenselektion eingegangen. Im Anschluss wird die Sendung analysiert und Merkmale des Medienereigis herausgearbeitet. Am Ende werden die Merkmale die ein Medienereignis ausmachen noch einmal stichwortartig aufgeführt.
Schlagworte
Medienereignis, Analyse, Sendung, Medienereignis
Arbeit zitieren
Magister Andrea Hausberg (Autor:in), 2005, Das Medienereignis: Analyse der Sendung Tag X, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71996

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