Die Argentinienkrise und die Rolle des IWF

Eine Kurzanalyse der Argentinienkrise anhand der Spieltheorie und der Verhandlungstheorie


Seminararbeit, 2003

12 Seiten, Note: gut bis sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Relevanz der Argentinienkrise
1.2 Daten und Fakten
1.3 Fragestellung

2 Theorieansätze
2.1 Spieltheoretischer Ansatz
2.1.1 Grundannahmen der Spieltheorie
2.1.2 Anwendung auf den Fall
2.2 Verhandlungstheoretischer Ansatz
2.2.1 Grundannahmen der Verhandlungstheorie
2.2.2 Anwendung auf den Fall

3 Schussfolgerung und Kritik

4 Bibliographie

5 Anhang

1 Einleitung

Mitte Dezember letzten Jahres kam es in Argentinien, das jahrelang als „Musterland“ der neoliberalen Wirtschaftspolitik galt und alle Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bereitwillig umgesetzt hatte, zu tagelangen Unruhen in der Bevölkerung. Der wachsende Unmut der Menschen über Korruption und Verarmung des Mittelstandes schlug um in offenen Aufstand. Unter dem Druck der Bevölkerung trat der damalige Präsident Fernando de la Rua am 20. Dezember 2001 zurück. Innerhalb von wenigen Wochen betraten vier weitere Präsidenten den „Schleudersitz“. Erst Eduardo Dualde kann sich nun seit einiger Zeit im Amt halten.

Wie und weshalb sich die politische und vor allem wirtschaftliche Situation in Argentinien derart zuspitzen konnte, möchte ich im zunächst im ersten Kapitel genauer erläutern. Dabei konzentriere ich mich vor allem auf die Rolle, welche der IWF gespielt hat.

Anschliessend soll in dieser Arbeit die Entwicklung der sogenannten Argentinienkrise[1] anhand zweier Theorien der Internationalen Beziehungen betrachtet werden. Im dritten Teil folgt eine Auswertung der Resultate beider Theorien und die damit verbundene Schlussfolgerung und Kritik.

1.1 Relevanz der Argentinienkrise

Argentiniens Finanzsystem ist kaputt, und mit ihm die Wirtschaft. Noch ist völlig unklar, wie Argentinien aus dieser Sackgasse je wieder heraus kommen kann. Fachleute sprechen von der Möglichkeit eines globalen Konkursrechts für die Welt. Im Falle von Argentinien sähe dies so aus, dass alle Gläubiger, vor allem die ausländischen, nicht nur faktisch, sondern formell und in einem geordneten Verfahren auf einen grossen Teil ihrer Guthaben verzichten. Schliesslich haben viele ausländische Investoren durch hohe Zinsforderungen ein Vielfaches der noch ausstehenden Schulden bereits kassiert.

Fest steht jedoch, dass Argentiniens Wirtschaft mit der Last von mittlerweile 155 Milliarden Dollar[2] Staatsschulden nicht mehr funktionieren kann.

1.2 Daten und Fakten

Argentinien war bereits in den siebziger Jahren auf die abschüssige Bahn geraten. 1976 begann die siebenjährige Militärdiktatur, während der über 30 000 Menschen - vor allem Befürworter der Demokratie - auf unerklärliche Weise „verschwanden“. Zudem wurde die Verschuldung des Staates und der Staatsunternehmen bewusst in Kauf genommen. Westliche Banken freuten sich über die, im internationalen Vergleich hohen Zinszahlungen und die Kredite kamen vor allem einer kleinen, aber einflussreichen Minderheit zugute. Nach dem Ende der Diktatur im Jahre 1983 hatten sich die Schulden dadurch verfünffacht.

Ein weiterer Grund für die immense Verschuldung war die Kapitalflucht, welche nach Angaben der Weltbank allein in den letzten zwei Jahren der Diktatur 21 Milliarden Dollar betrug. Mit den ausländischen Krediten wurde spekuliert, und die Gewinne anschliessend wieder ins Ausland verschoben, begünstigt durch die Liberalisierung des Kapitalverkehrs (Abbau von Schutzzöllen, Öffnung für den Weltmarkt).

Auch nach 1983 wurde die Auslandsschuld weiter erhöht, wobei es immer wieder Kredite des IWF und der Weltbank benötigte, um die Schuldentilgung und Zinszahlungen sichern zu können. Der IWF bekam so immer mehr Einfluss auf die Machthaber Argentiniens und „empfahl“ weitere ausländische Investitionen durch den Verkauf, der zu diesem Zwecke privatisierten Unternehmen, zu finanzieren. Diese Massnahme brachte Argentinien kurzfristig Geld. Langfristig gesehen kam sie dies jedoch überaus teuer zu stehen: die Folgen waren massive Erhöhung der Kosten für Wasser, Strom, öffentliche Verkehrsmittel und so weiter. Ausserdem kam es zu Massenentlassungen. Die ausländischen Firmen transferierten die relativ hohen Gewinne wieder ins Ausland.

1991 wurde der argentinische Peso an den Dollar gekoppelt. Dies geschah in erster Linie zur Bekämpfung der Inflation und zur Vorbeugung der Kapitalflucht, sowie zur Stabilisierung der Währung. Die sogenannte „Dollarisierung“ erzeugte einen kurzfristigen Boom –Kapitalimporte und Investitionen nahmen zu-, sodass sich das Bruttoinlandprodukt in drei Jahren um 25 Prozent erhöhte. Doch leider stieg auch die Arbeitslosigkeit, vor allem durch Rationalisierungen und Konkurrenzdruck, weiter an.

Weil die Inflation in Argentinien schneller wuchs als in den USA, wurden Argentiniens Exporte zunehmend teurer, was die argentinische Wirtschaft ab Mitte der Neunziger erheblich belastete. 1998 folgte ein massiver Einbruch der Exporte. Brasilien, Argentiniens wichtigster Handelspartner, wertete ab und konnte sich die teuren argentinischen Produkte nicht mehr leisten.

In den folgenden Jahren sprang der IWF immer wieder mit hohen Krediten ein, forderte von Argentinien jedoch im Gegenzug „Sparmassnahmen“, wie zum Beispiel weniger Sozialausgaben, Lohnkürzungen für Staatspersonal und so weiter. Die Folgen waren immer massivere Proteste und Streiks seitens der Bevölkerung.

[...]


[1] In dieser Arbeit stammen alle Daten und Fakten zur Argentinienkrise aus Literatur und Zeitungsartikeln aus dem Verzeichnis in Kapitel 4

[2] Siehe dazu Kapitel 5.1, Darstellung der Staatsverschuldung (gegenüber dem Ausland)

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Argentinienkrise und die Rolle des IWF
Untertitel
Eine Kurzanalyse der Argentinienkrise anhand der Spieltheorie und der Verhandlungstheorie
Hochschule
Universität Zürich  (Politikwissenschaft - Internationael Beziehungen)
Veranstaltung
Proseminar der Internationalen Beziehungen
Note
gut bis sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
12
Katalognummer
V71659
ISBN (eBook)
9783638683593
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der Arbeit ging es darum, zwei Theorien der Internationalen Beziehungen auf ein aktuelles Thema anzuwenden. Ich habe die Spieltheorie und die Verhandlungstheorie gewählt.
Schlagworte
Argentinienkrise, Rolle, Proseminar, Internationalen, Beziehungen
Arbeit zitieren
Anina Vontobel (Autor:in), 2003, Die Argentinienkrise und die Rolle des IWF, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71659

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