Die Rückeroberung des Westens


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Der Feldzug in Afrika
1.Die Ausgangssituation und die Ankunft in Afrika
2.Das Treffen von Ruspina und die Schlacht bei Thapsus
3. Rückkehr nach Rom

3.Der Feldzug in Spanien
1.Ausgangssituation und Verlegung
2.Die Ereignisse bis zur Schlacht von Munda
3.Die Schlacht bei Munda

4.Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Der Verzicht auf diesen Übergang wird mir Unglück bringen, der Übergang aber allen Menschen.“[1] Caesar, 49 v. Chr.

Dieses Zitat wurde von einem Begleiter Caesars kurz vor der Überschreitung des Rubicon im Jahre 49 v. Chr. überliefert; der zeitliche Abstand zum hier behandelten Thema lässt dieses Zitat vielleicht ungeeignet erscheinen. Es ist jedoch nicht möglich, die Feldzüge in Afrika und Spanien isoliert zu betrachten, da sie im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Beginn des Bürgerkrieges im Jahre 49 v. Chr. stehen. Dieser Bürgerkrieg markiert das Ende der römischen Republik auf eindeutige Weise. Die alte Ordnung wird hinfällig und durch eine neue ersetzt. Die Auseinandersetzungen im Zuge dieser Umwälzung werden als „bellum civile“ bezeichnet. Nach den erfolgreichen Feldzügen in Italien und Kleinasien weichen die Gegner Caesars in den Westen des römischen Reiches aus und etablieren dort eine neue Machtbasis, um den Kampf gegen ihn fortführen zu können. Innerhalb dieser Arbeit wird nicht versucht neue Erkenntnisse über diese Vorgänge vorzustellen, es wird vielmehr versucht durch eine breite Darstellung der Ereignisse eine Grundlage für die weitere Forschung zu liefern.

Der Forschungsstand ist sehr differenziert zu betrachten, da die Meinungen über die Person Caesars und seine Absichten in Bezug auf das Ende der römischen Republik sehr stark divergieren. Die Quellenlage ist für die Antike hervorragend, der Quellenwert jedoch eingeschränkt. Weiterhin wird das Bild Caesars und die Interpretation der Quellen sehr stark durch die persönliche Meinung des Forschers über die Person Caesars und die Vorgänge in der römischen Republik bestimmt. Die wenigen vorhandenen Quellen lassen viel Raum zur Interpretation, es handelt sich dabei in den meisten Fällen um Selbstzeugnisse der beteiligten Personen. Hier sind Cicero, Cato und Caesar selbst zu nennen, dazu kommen noch Historiker wie Asinius Pollo und Cassius Dio. Deren Sichtweise ist jedoch mehr als kritisch zu betrachten, diese Zeugnisse enthalten keine objektive Schilderung der Ereignisse sondern haben auch die Funktion einer politischen Rechtfertigung für den jeweiligen Akteur. Wenn also Sekundärliteratur benutzt wird, muss dies immer unter der Prämisse stehen, die Haltung des Autors zur Person Caesars und seiner Absichten zu kennen. Diese Haltung lässt sich in zwei Lager einteilen, auf der einen Seite stehen diejenigen, welche voraussetzen, dass Caesar die Alleinherrschaft von Anfang an wollte[2], über diese Ausgestaltung der Herrschaft herrscht innerhalb der Literatur ebenfalls Dissens[3]. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die in Caesar einen demokratischen Diktator sehen, der die Krise in der römischen Republik erkannt hat und nun versucht die Mängel in der römischen Verfassung zu beheben. Diese Frage erscheint nicht so relevant für die Thematik der Arbeit, bestimmt aber den Umgang mit den Quellen und der Literatur. Somit ist sie mittelbar relevant. Ein weiteres Problem liegt in der Caesarischen Kalenderreform begründet. Sie fällt genau in den Zeitraum zwischen die beiden Feldzüge, damit wird es teilweise schwierig die chronologische Abfolge genau zu rekonstruieren.

2. Der Feldzug in Afrika

1. Die Ausgangssituation und die Ankunft in Afrika

Nach der Schlacht bei Pharsalos, Pompeius Flucht nach Ägypten und seiner Ermordung dort, griff Caesar in den innerägyptischen Konflikt ein. Die dortigen Ereignisse wurden schon umfassend in Fachliteratur und Belletristik verarbeitet und sollen nicht Gegenstand der Betrachtungen sein. Durch diese Ereignisse wurde jedoch seine Rückkehr nach Rom lange verzögert und die dort dringend notwendigen Reformen verschoben. Nach seiner Rückkehr im Oktober 47[4] wurde, der von ihm als Obermagistrat ( magister equitum) eingesetzte, Antonius abgesetzt. Die wirtschaftliche Situation in Rom war sehr schwierig, durch den Bürgerkrieg lag der Handel am Boden, die Geldzirkulation war sehr stark behindert und viele Bürger Roms waren hoch verschuldet. Als erstes stellte Caesar die Regierungsfähigkeit wieder her, dazu ernannte er 10 Prätoren ( bisher 8) und füllte den, durch die Kämpfe stark geschwächten[5], Senat mit Angehörigen des Ritterstandes auf. Dadurch wurde auch seine Position innerhalb der Aristokratie gestärkt.

Während Caesar die politischen Verhältnisse im begrenzten Umfang ordnete, gab es bereits erste Anzeichen einer Revolte unter seinen Truppen. Die Legionen erwarteten eine Triumphzug da sie den Krieg für beendet hielten und warteten auf ihre Entlassung. Caesar war sich jedoch bewusst, dass dieser Krieg noch länger dauern würde und hielt die Truppen im aktiven Dienst.
Nachdem sie Gaius Sallustius Crispius, den späteren Historiographen Sallust, der kam um sie zu beruhigen, mit Steinen beworfen und vertrieben hatten, marschierten sie nach Rom und lagerten auf dem Marsfeld.[6] Caesar trat ihnen entgegen und beendete die Revolte durch eine harsche Rede, verzichtete aber auf die sofortige Bestrafung der Rädelsführer. In solchen Fällen sieht das Militärstrafrecht üblicherweise das „Dezimieren“ vor, dabei werden bei besonders schlimmen Vergehen eines Großverbandes[7] 10% der Soldaten durch das Los ausgewählt und zu Tode geprügelt. Weil es eben der zehnte Teil des Verbandes ist, hat sich der Begriff dezimieren eingebürgert.[8]
Er stellte den Truppen den Triumph nach entsprechender Bewährung im nächsten Feldzug in Aussicht. Die Rädelsführer der Revolte überlebten diesen Feldzug jedoch nicht, sie wurden von Caesar zu besonders riskanten Missionen befohlen.[9]

Es begannen nun die Vorbereitungen für einen schnellen Feldzug gegen Afrika, in Lilybaeum zog Caesar sechs Legionen und 2600 Reiter zusammen und schiffte sich in der schlechtesten Jahreszeit zur Überfahrt ein. Dies tat er, entgegen dem Rat seiner Kommandeure, um dem Gegner keine Zeit zu lassen eine Flotte aufzubauen mit deren Hilfe man die Überfahrt hätte verhindern können.[10]

In Afrika hatte sich eine Art Gegensenat herausgebildet[11]. Die Provinz konnte sich in den ersten Jahren des Bürgerkrieges gegen Caesars Legaten, Curio, halten und nach der Schlacht von Pharsalos war es durch den alexandrinischen Krieg möglich gewesen die Streitkräfte neu zu formieren und die Provinz zu befestigen. Mit dem Feldzug nach Afrika bekommt der Krieg eine neue Dimension, bisher war der Bürgerkrieg eine Auseinandersetzung zwischen zwei Aspiranten auf die Alleinherrschaft, nach dem Tod von Pompeius trat nun Cato wieder stärker hervor, der bereits vorher Caesar vor allem politisch bekämpft hatte und nun aus seiner Sicht einen Krieg der Republik gegen den Usurpator führte. Die einzige Gemeinsamkeit bestand in der Gegnerschaft zu Caesar: die Pompeijaner wollten die Macht, Cato verteidigte die Republik. In Afrika gelang es den Gegnern Caesars, 10 Legionen und 14000 Reiter aufzustellen, sowie sich der Unterstützung des Königs von Numidien, Iuba, zu versichern. Diese 10 Legionen bestanden jedoch hauptsächlich aus Freigelassenen und Sklaven, hatten also nicht den gleichen Kampfwert wie Caesars erfahrene Veteranenlegionen[12], davon hatte Caesar jedoch anfangs nur eine in Afrika zur Verfügung. Iuba steuerte seinerseits 4 Legionen, 60 Elefanten und eine große Anzahl leichtbewaffneter Infanteristen zur Verfügung. Metellus Scipio, der Schwiegervater des Pompeius, erhielt den Oberbefehl über die Truppen. Cato wollte ihn aufgrund von Formalitäten nicht selbst übernehmen, da nicht über die Prätur hinausgekommen war und deswegen keine Prokonsuln befehligen wollte.[13] Scipio hatte zwar einen guten Ruf als Feldherr, zeichnete sich jedoch nicht durch strategisches Geschick aus. Bei der Erfüllung dieses Auftrages wurde er allerdings von sehr geschickten Feldherrn unterstützt, darunter Labienus, dieser hatte unter Caesar im gallischen Krieg als Legat gedient und stand Caesar in militärischem Geschick und strategischem Verständnis in keiner Weise nach.[14]

[...]


[1] Meier, Christian: Einleitung zu Caesar, Gaius Julius: Der Bürgerkrieg mit den Berichten über den Alexandrinischen, Afrikanischen, Spanischen Krieg, Bremen 1964, S. 1.

[2] Bengtson, Hermann: Grundriß der römischen Geschichte mit Quellenkunde; Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr., in Handbuch der Altertumswissenschaft, begr. Ivan von Müller, erw. von Walter Otto, fortgef. von Hermann Bengtson, 3. Auflage, München 1982. und: Meier, Christian: Einleitung Bürgerkrieg, Bremen 1964

[3] Bengtson: Römische Geschichte, München 1982, S. 246.

[4] Ebenda, S.241.

[5] Bengtson spricht hier von einem „dezimierten Senat“ ( S. 242). Der Begriff dezimieren hat aber eine eigene Bedeutung innerhalb der römischen Geschichte und wird deshalb hier nicht verwendet. Die Bedeutung wird später nochmal genauer erläutert.

[6] Canfora, Luciano: Caesar, Der demokratische Diktator, Eine Biographie, übers. von Rita Seuß, München 2001, S. 232.

[7] Im römischen Sinne ist ein Großverband eine Legion oder eine Kohorte. Auxiliartruppen werden im Rahmen der Quellen fast immer als geschlossener Verband betrachtet

[8] Ziegler, Karl-Heinz: Vae Victis – Sieger und Besiegte im Lichte des römischen Rechts in: Kraus, Otto(Hrsg):“Vae victis!“ Über den Umgang mit Besiegten, Göttingen 1998, S. 51..

[9] Christ, Karl: Krise und Untergang der Römischen Republik, 3. Auflage, Darmstadt, 1993, S. 375.

[10] Canfora: Caesar, S.233.

[11] Bengtson: Römische Geschichte, S. 242.

[12] Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst; Band I Das Altertum, Berlin 2000, S. 673.

[13] Canfora: Caesar, S.233f.

[14] Delbrück:Kriegskunst, S. 673.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Rückeroberung des Westens
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Caesar
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V71556
ISBN (eBook)
9783638632164
ISBN (Buch)
9783640319527
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rückeroberung, Westens, Caesar, Bürgerkrieg, Rom, Afrika, Spanien, Pompeius
Arbeit zitieren
Stefan Lorenz (Autor:in), 2007, Die Rückeroberung des Westens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71556

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