Maria Montessori - Ein Klassiker der Pädagogik


Hausarbeit, 2007

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Das Leben Montessoris

3. Montessori im historischen Kontext – Die Reformpädagogik

4. Die Methode Montessoris und die Grundsätze ihrer Pädagogik
4.1 Freiheit
4.2 Die vorbereitete Umgebung
4.3 Der absorbierende Geist und die sensiblen Perioden
4.4 Das Kind als Baumeister des Menschen
4.5 Die Polarisation der Aufmerksamkeit
4.6 Lernen mit der Drei-Stufen-Lektion
4.7 Die Lektion der Stille
4.8 Isolierung einer Eigenschaft im Material – Begrenzung des Materials
4.9 Die neue Lehrerin
4.10 Die Natur in der Erziehung

5. Montessoris „Kosmische Theorie“

6. Zusammenfassung

7. Literaturangaben

1. Einleitung

In Deutschland gibt es mit ungefähr 1000 pädagogischen Einrichtungen, die nach den Grundsätzen von Maria Montessori arbeiten, zahlreiche dieser Art.[1] Obwohl Montessori vor über 50 Jahren verstorben ist, wirken ihre Ideen also weiter.

Aber was verbirgt sich hinter den „Montessori-Grundsätzen“? Und wer ist diese Frau, die für den Friedensnobelpreis nominiert worden ist[2] und über die 1913 auf ihrer ersten Reise in die USA in der Presse geschrieben wurde, sie sei die „interessanteste Frau Europas, [...] die das Erziehungssystem der Welt revolutioniert hat [...], deren Erfolg so wunderbar war, daß sich die Montessori-Methode in einer Nation nach der anderen verbreitet hat, im Osten bis nach China und Korea, im Westen bis nach Honolulu und im Süden bis in die Republik Argentinien“[3] ?

Diese Fragen werden in dieser Hausarbeit beantwortet. Dabei wird zunächst auf die Person Maria Montessori eingegangen. Es wird ihr Leben umrissen, wobei die wichtigsten Stationen genannt werden. Weiterhin werden die Menschen und Ideen, die sie geprägt haben, dargestellt. Sodann wird die Strömung der Reformpädagogik, zu deren Vertreterin Montessori zählt, in ihren Grundzügen beschrieben. Nachdem die wichtigsten Grundsätze Montessoris zusammengefasst worden sind, erfolgt ein kurzer Exkurs in ihre kosmische Theorie. Die Arbeit endet mit einigen zusammenfassenden und abschließenden Bemerkungen.

2. Das Leben Montessoris

Maria Montessori wurde am 31. August 1870 in Chiaravalle bei Ancone in Italien geboren. Am 06. Mai verstarb sie im Alter von 82 Jahren im niederländischen Noordwijk aan Zee. Ihre Eltern waren Alessandro Montessori, ein leitender Beamter, und Renilde Stoppani. Die Mutter stammt aus einer bekannten italienischen Akademikerfamilie.

Im Jahr 1875 zog die Familie Montessori nach Rom. Dort besucht Maria Montessori zunächst die Grundschule und später eine technische Oberschule mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Nach ihrem Abschluss schreibt Montessori sich 1890 für Medizin ein. Dieser Studiengang ist in Italien seit 1875 auch für Frauen zugänglich. Während des Studiums hegt sie ein großes Interesse für die Biologie, wobei sie sich besonders für die sich entwickelnde Embryologie und die Evolutionstheorie interessiert.

Ihre wissenschaftliche Ausbildung wird stark geprägt durch die positivistische[4] Wissenschaftsauffassung. So bekennt sie sich auch in ihrem wissenschaftlichen Hauptwerk Antropologia Pedagogica zum Positivismus. Im Jahr 1896 schließt Montessori ihr Medizinstudium mit einer Promotion über Antagonistische Halluzination im Fach Psychiatrie ab. Der exakte Titel lautet Contributo clinico allo studio delle allucinazioni a contenuto antagonistico.

In den darauf folgenden Jahren steigt ihr wissenschaftliches Interesse an den Problemen sozial benachteiligter und geistig behinderter Frauen und Kindern. Darum beschäftigt sie sich zwischen 1896 und 1907 mit jener anthropologisch-biologischen Theorie und den neuropsychiatrischen Grundlagen, auf denen ihre Pädagogik basiert.[5] Im Jahr 1896 nimmt sie am Internationalen Frauenkongress in Berlin teil. Montessori spricht sich für die Emanzipation der Frau und gegen Kinderarbeit aus. Sie kritisiert die sozialen Missstände und tritt für soziale Reformen ein.[6]

Während ihrer Zeit als Assistenzärztin an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Rom (1896 bis 1900), wo sie arbeitet und forscht, wird sie zum ersten Mal direkt mit dem Problem behinderter Kinder konfrontiert. Gemeinsam mit Kollegen arbeitet sie an einer neu zu entwerfenden Methode der Sonder- und Heilpädagogik. Sie setzt sich intensiv mit den heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Jean Marc Gaspard Itard und Edouard Séguin auseinander, die mit ihren Werken einen großen Einfluss auf Montessori ausübten.[7]

Zu dieser Zeit unternimmt Montessori zahlreiche Reisen durch Europa, um die in anderen Ländern entstehenden Einrichtungen für geistig behinderte Kinder kennen zu lernen. Bei diesen Reisen sammelt sie viel experimentelles Material, das später als so genanntes Montessori-Material in den Kinderhäusern und Montessori-Schulen eingesetzt wird. Bildungspolitisch erregt sie 1898 großes Aufsehen, als sie eine Trennung von behinderten und nicht-behinderten Kindern bei der Beschulung fordert. Sie tritt ein für Einrichtungen, die sich an den Bedürfnissen geistig Behinderter orientieren.

Ihren Sohn Mario gebärt sie 1898. Der Vater ist Dr. Guiseppe Montesano. Der Sohn lebt bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr bei einer Pflegefamilie in den Abruzzen.[8]

Ab 1900 betätigt sich Montessori an einer neu errichteten Ausbildungsstätte für Lehrer von geistig behinderten Kindern, der „Scuola Magistrale Ortofrenica“ in Rom, als Dozentin über pädagogische Theorien für die Erziehung geistig Behinderter. Hierbei greift sie auf ihr Wissen über Biologie, Anatomie, Physiologie und Pathologie zurück. Bei dieser Tätigkeit entwickelt sie die Gedanken, dass „die Erziehung am Kinde grundsätzlich nichts verändern könne, sondern daß die Lösung aller (sozial- und sonder-)pädagogischen Probleme analog zur medizinischen Hygiene in einer sozialen und psychischen Hygiene gesucht werden müsse“[9].

Um die ihr fehlenden pädagogischen Kenntnisse zu erlangen, schreibt sie sich 1902 erneut an der Universität ein; diesmal für die Fächer Pädagogik und Anthropologie. Sie hört unter anderem bei dem Fröbelkritiker Guiseppe Sergi und dem Herbertianer Luigi Credaro.[10]

Von Sergi bekam sie die Anregung, auf der Grundlage des verfügbaren anthropologischen Wissens und speziell der Rassenlehre und der Evolutionstheorie eine wissenschaftliche Pädagogik zur Erziehung eines neuen, eines normal entwickelten Menschen und zur Schaffung einer neuen, einer vollkommenen, Menschheit zu entwickeln. Hierbei orientiert sie sich an der Theorie des mittleren Menschen, verfasst vom belgischen Sozialstatistiker Quétélet. Seine Ansätze deutet sie dann um zu einer Theorie des „homme moyen“. Unter diesem Begriff versteht Montessori einen in allen (physischen und psychischen) Dimensionen den Durchschnittswerten entsprechenden Normalmenschen. Die sich von diesen Eigenschaften unterscheidenden individuellen und „rassischen“ Auffälligkeiten fasst sie als umweltbedingte Abweichungen („Deviationen“) auf. Diese können und müssen nach Montessori durch eine normalisierende Erziehung korrigiert werden. Ausgehend von ihrem Hintergrund als Medizinerin denkt sie die normalisierende Erziehung medizinisch, und zwar einerseits vorbeugend als Hygiene und andererseits heilend als Therapie. Dies ist der Schlüsselgedanke ihrer Pädagogik und Grundlage aller weiteren Arbeiten, den sie ausführlich in ihrem Werk Antropologia Pedagogica (1910) darstellt. Im Jahr 1904 wird sie im Fach Pädagogische Anthropologie an der Universität Rom habilitiert und lehrt dieses Fach daraufhin in der Lehrerbildung und auch an der Universität.[11]

Drei Jahre später bekommt sie die Möglichkeit, die pädagogische Betreuung einer Kindertagesstätte zu übernehmen. Das erste Kinderhaus („Casa die Bambini“) entsteht. Sie führt hier ihre Kinderstudien unter laborähnlichen Verhältnissen fort, wobei sie mit didaktischen Materialien Séguins und mehreren Testverfahren aus der experimentellen Psychologie experimentiert. Bei dieser Tätigkeit wird das so genannte „Montessori-Phänomen“ entdeckt, die Polarisation der kindlichen Aufmerksamkeit mit ihrer selbst organisierenden und normalisierenden Kraft. Schon 1909 gibt es den ersten Ausbildungskurs, der Erzieherinnen die Inhalte der Montessori-Pädagogik vermittelt. Im selben Jahr erscheint Montessoris pädagogisches Hauptwerk Il Metodo, das weltweit großes Interesse findet und in zahlreiche Sprache übersetzt wird. Im Jahr 1912 erscheint die deutsche Übersetzung Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter, das in Deutschland eine intensive und äußerst kontroverse Auseinandersetzung mit der Montessori-Pädagogik auslöst. Von vielen wird Montessori als Alternative zur vorherrschenden Fröbel-Pädagogik gesehen. Jedoch wird auch Kritik laut, die sich gegen ihre „veraltete Vermögenspsychologie“ und den starren Formalismus der didaktischen Materialien richtet.

Einen ersten internationalen Ausbildungskurs für Montessori-Pädagogik gibt es 1910. Jetzt werden auch die ersten Modellschulen auch im Ausland, in New York, Boston und in Paris eingerichtet.[12]

Im Jahr 1914 verlässt Montessori Italien und geht nach Barcelona, wo sie dazu angeregt wird, ihre „Methode“ auf die religiöse Erziehung katholischer Prägung anzuwenden. Es entstehen ihre religionspädagogischen Schriften. Von dem holländischen Biologen Hugo De Vries übernimmt sie 1915 die Theorie der „sensiblen Phasen“ für ihre Deutung der kindlichen Entwicklung.[13] Diesen Arbeitsschwerpunkt verfolgt sie auch noch Ende der dreißiger Jahre. Ihr Sohn Mario beschäftigt sich inzwischen mit den Möglichkeiten einer Umsetzbarkeit der kosmischen Theorie seiner Mutter in das Konzept einer kosmischen Erziehung. Weiterhin arbeitet er an der didaktischen Anwendung der Montessori-Prinzipien auf die einzelnen Schulfächer.

Montessori findet seit 1914 vermehrt weltweite Beachtung und stellt ihre akademische Tätigkeit schließlich ein. Sie widmet sich nun der Verbreitung ihrer Pädagogik durch Publikationen, Vorträge und Ausbildungskurse sowie den Aufbau von Montessori-Gesellschaften in zahlreichen Ländern. In Deutschland wird die Montessori-Gesellschaft 1925 gegründet und nach ihrer Auflösung 1933 im Jahr 1952 erneut gegründet.

Bis zu ihrem Tod am 06.05.1952 in Noordwijk aan Zee (Niederlande) kann sie mit der Montessori-Pädagogik weitere Erfolge feiern. Im Jahr 1915 vertritt sie ihre Ansätze bei der Weltausstellung in San Francisco. Nach intensiven Bemühungen Montessoris um die persönliche Gunst Mussolinis und des faschistischen Regimes wird ihre Pädagogik 1923 offiziell in den italienischen Schulen eingeführt und zwischen 1939 bis 1946 kann sie auf Einladung der Theosophischen Gesellschaft ihre Methode in Indien und Pakistan vorstellen. In Indien trifft sie auf Tagore und Gandhi. Schon 1915 wurde sie auch von Papst Benedikt XV in Privataudienz empfangen. Bis zu ihrem Tod lebt sie in den Niederlanden.[14]

3. Montessori im historischen Kontext – Die Reformpädagogik

Die Reformpädagogik entwickelt sich aus einer Gesellschaftskritik, die sich gegen die patriarchalische Gesellschaft und die industrielle Wettbewerbshaltung richtet. In den Kindern sehen die Reformer die Möglichkeit einer Veränderung bzw. eines neuen Anfangs. Sie schätzen ihre Natürlichkeit und Naivität und sehen sie als Inbegriff der unverdorbenen, vorzivilisatorischen Menschheit an.

[...]


[1] Schmutzler, Hans-Joachim (Hrsg.): http://www.montessori-deutschland.de/einrichtungen.html. 02.12.2006.

[2] Bayerischer Rundfunk (Hrsg.):

http://br-online.de/wissen-bildung/thema/reformpaedagogik/bio-montessori.xml. 08.12.2006.

[3] Kramer, Rita: Maria Montessori. Leben und Werk einer großen Frau. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch Verlag. 1995. S. 223.

[4] Positivismus: Philosophie, die ihre Forschung auf das Positive, Tatsächliche, Wirkliche und Zweifellose beschränkt, sich allein auf Erfahrung beruft und jegliche Metaphysik als theoretisch unmöglich und praktisch nutzlos ablehnt.

[5] Tenorth, Heinz-Elmar: Klassiker der Pädagogik 2. Von John Dewey bis Paulo Freire. 1. Auflage. München: Beck, 2003. S. 76/77.

[6] Raapke, Hans-Dietrich: Montessori heute. Eine moderne Pädagogik für Familie, Kindergarten und Schule. Reinbek: Rohwoldt, 2001. S. 152.

[7] Ebd. S. 153.

[8] Ebd. S. 153.

[9] Tenorth 2003. S. 78.

[10] Raapke 2001. S. 154.

[11] Tenorth 2003. S. 89/79.

[12] Ebd. S. 155.

[13] Ebd. S. 155/156.

[14] Tenorth 2003. S. 79.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Maria Montessori - Ein Klassiker der Pädagogik
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V71135
ISBN (eBook)
9783638631068
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Maria, Montessori, Klassiker, Pädagogik
Arbeit zitieren
Hanna Hause (Autor:in), 2007, Maria Montessori - Ein Klassiker der Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71135

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