Beschäftigung mit der Theodizeefrage

Ein kurzer Überblick


Term Paper, 2007

16 Pages, Grade: sehr gut 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis/ Gliederung

1 Einleitung:

2 Philosophische Grundüberlegungen
2.1 Die Theodizee, die Frage nach Gott
2.2 „Allmacht Gottes“?
2.3 Die Unbegreiflichkeit des Leidens und dessen Stellenwert in der Welt

3 Versuch von theologischen Antworten auf das Leid in den Weltreligionen
3.1 Der Buddhismus:
3.2 Der Hinduismus:
3.3 Das Judentum:
3.4 Der Islam

4 Glauben als personaler Vertrauensakt

5 Christliches Hoffen

6 Persönliche Stellungnahme und Fazit:

7 Literaturverzeichnis:

„Im Leben des Menschen gibt es Erfahrungen, die letzte Frage veranlassen und die Frage nach Gott wecken können. Erläutern Sie diese Aussage und zeigen Sie dann auf, unter welchen Bedingungen solche Erfahrungen auch Gottesbegegnung ermöglichen können“.

1 Einleitung

Geplant war in dieser Arbeit, die Theodizee, die Rechtfertigung Gottes hinsichtlich des von ihm in der Welt zugelassenen Übels und Bösen innerhalb der christlichen Theologie zu behandeln. Bei meinen Vorbereitungen zu dieser Arbeit wurde mir aber zunehmend bewusst, dass dieses Thema eine weitere Fragestellung mit sich bringt. Die meisten Lösungsversuche des Theodizee-Problems fangen dort an, wo über die Handlungsfreiheit diskutiert wird, nur dass es die unterschiedlichsten Ansichten darüber gibt bzw. gab, ob der Mensch überhaupt diese Fähigkeit besitzt oder nicht. Genauer gesagt lautete der entscheidende Streitpunkt: Kann der Mensch frei handeln, also aus eigener Kraft, Verantwortung und eigenem Willen, oder ist alles, was der Mensch im Laufe seines Lebens tut, letztendlich auf Gott zurückzuführen? Für die Theodizee ist diese Frage von daher von Bedeutung, als dass man sich fragen muss, woher das Übel und das Böse in der Welt kommen. Die Flutkatastrophe vom 26. Dezember 2004 hat in einer breiten Öffentlichkeit die Fragen nach dem Grund des Leidens in der Welt erneut aufflammen lassen. Warum das Leid? Wie kann Gott diese Gram zulassen? Ist das sinnlose Leiden ein Beweis gegen die Existenz Gottes? Wie kann man das Bild des barmherzigen Gottes mit dem unbarmherzigen Leiden zusammenbringen? Ist Gott nicht ungerecht, wenn er gerade die Armen leiden lässt? In Psalm 34 heißt es: „Da ist ein Armer; er rief, und der Herr erhörte ihn. Er half ihm aus all seinen Nöten“ (Ps 34,7). Kann man diesen Psalm noch beten, wenn einem Menschen so sehr viel Leid widerfährt? In meinem Beruf in der Suchttherapie kommen solche Fragen öfters auf. Kann man noch beten, wenn der eigene Sohn entrissen wurde oder andere fürchterliche Schicksalsschläge zuschlagen? Sind diese Worte nicht Hohn, wenn man Arme sieht, über die ein Unglück nach dem anderen einbricht? Dort kommt oft die Frage auf „warum ich“, „womit hab ich das verdient“? Ich habe mich doch all die Jahre bemüht, dem Wille Gottes gemäß zu leben. Jetzt widerfährt mir das, warum ist das alles so? Will mich Gott bestrafen? Warum tut mir Gott so etwas an?“ Solche Fragen werden mir in Gesprächen immer wieder gestellt. Die zentrale Frage ist immer: „Warum lässt Gott das Leid zu? Warum verhindert er es nicht? Warum muss ausgerechnet mich dieses Leid treffen? Ist Gott so grausam? Ist er ungerecht? Hat er kein Mitleid?

Da es sich um ein sehr komplexes Thema handelt, wird im Rahmen dieser Hausarbeit nur auf einige Aspekte des ansonsten sehr umfassenden Themas eingegangen. Exemplarisch sollen dabei die wichtigsten Positionen an einzelnen Beispielen herausgearbeitet werden.

2 Philosophische Grundüberlegungen

2.1 Die Theodizee, die Frage nach Gott

Die Frage nach Gott und dem Leid hat der deutsche Philosoph Leibnitz als „Theodizeefrage“ bezeichnet. Leibnitz stellt sich die Frage, wie der Glaube an den allmächtigen und liebenden Gott mit der Erfahrung des Bösen, des Dunklen und des Leids vereinbart werden kann. Er hatte es damit unternommen, Gott vor den Richterstuhl menschlicher Vernunft zu „zerren“. Doch Leibnitz klagt Gott nicht an, sondern verteidigt ihn angesichts des Leids der Welt.[1] Während der deutsche Dichter Georg Büchner das Leid als größten Beweis gegen die Existenz Gottes sah,[2] wollte Leibnitz mit Vernunftgründen beweisen, warum das Leid uns sogar auf Gott verweist. Heute sind die meisten Theologen skeptisch, ob man die Theodizeefrage je zu beantworten vermag. Daher verzichten viele darauf, überhaupt die Frage zu stellen. Der katholische Fundamentaltheologe Johann Metz meint jedoch, der Verzicht auf die Theodizeefrage würde die Menschen in ihrem Leid alleine lassen. Daher plädiert er für eine neue Sensibilität für dieses uralte Problem. Er gibt zu bedenken, dass manche spirituellen Bewegungen vor lauter Betonung des Einsseins mit Gott die Klage des Menschen verstummen lassen. Der Mensch weiß nicht mehr, wohin er sich mit seinem Leid und seiner Klage wenden kann. Dennoch arbeitet auch Metz heraus, dass die Antworten, die die Tradition gegeben hat, uns heute kaum befriedigen können[3]. (Metz S.126)

2.2 „Allmacht Gottes“?

Einer dieser Antworten ist jene des hl.Augustinus zu nennen. Das Leid und das Böse seien gleichsam der dunkle Hintergrund, auf dem das Licht göttlicher Liebe umso heller aufstrahlt. Augustinus stellt sich nicht die Frage, ob Gott dem Bösen gegenüber ohnmächtig ist. Er definiert die Allmacht Gottes vielmehr folgendermaßen: „Der allmächtige Gott…würde, da er zuhöchst gut ist, niemals die Existenz irgendeines Übels in seinen Werken zulassen, wenn er nicht auch so mächtig und gut wäre, um selbst aus dem Übel das Gute zu wirken“. Mit dieser Sicht führt Augustinus die Allmacht Gottes und das Leid zusammen: Gott verhindert das Leid nicht. Aber er kann es umwandeln und mit dem Leid Gutes wirken.[4]

Wenn man diese Antwort Leidenden gibt, hilft sie ihnen häufig in diesem Augenblick wenig. Vielleicht erleben sie sie sogar zynisch. Augustinus hat sehr unter dem Untergang Roms gelitten; für ihn ist eine ganze Welt zusammengebrochen. Seine Antwort ist ein Versuch, die Sinnlosigkeit all seiner persönlichen Leiderfahrung in einen größeren Horizont zu stellen. Die andere „klassische“ Antwort kommt, wie erwähnt, von Leibnitz. Durch dessen Erklärungsversuch wurde die deutsche idealistische Philosophie mitgeprägt: „Die unbegrenzte Weisheit des Allmächtigen zusammen mit seiner unermesslichen Güte hat bewirkt, dass, alles zusammen gesehen, nichts Besseres entstehen konnte, als was von Gott geschaffen ist! Daher gibt es für die idealistische Philosophie keinen Gegensatz zwischen Gott und dem Leid. Wir brauchen einen größeren Sinnzusammenhang, dann werden wir erkennen das Gott und das Leid in einer höheren Harmonie zusammengehen.[5]

[...]


[1] Vgl. Thies,Christian Leibnnitz` Theodiezee:[online:http://www.unirostock.de/fakult/philfak/ fkw/iph/thies/ Leibniz.pdf 13.Dez.2006 18 :00h]

[2] Vgl. Büchner, Georg (1986). Dantons Tod. Ditzingen: Reclam

[3] Vgl. Metz, Johann Baptist (1992). Plädoyer für mehr Theodizee-Empfindlichkeit in der Theologie, in: Oelmüller, Willi (1992) Worüber man nicht schweigen kann. Neue Diskussion zur Theodizeefrage. Fink: Paderborn S.107-160

[4] Vgl. Vgl. Greshake, Gisbert. (1987). Der Preis der Liebe. Besinnung über das Leid. Herder: Freiburg S.14

[5] Vgl. Greshake, Gisbert (1987). Der Preis der Liebe. Besinnung über das Leid. Herder: Freiburg

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Beschäftigung mit der Theodizeefrage
Subtitle
Ein kurzer Überblick
College
University of Würzburg  (Thif )
Grade
sehr gut 1,3
Author
Year
2007
Pages
16
Catalog Number
V71077
ISBN (eBook)
9783638617581
ISBN (Book)
9783638887663
File size
497 KB
Language
German
Notes
Thema: Im Leben des Menschen gibt es Erfahrungen, die letzte Frage nach Gott wecken können. Ich versuchte diese Frage zu erläutern und zeigte dann auf, unter welchen Bedingungen solche Erfahrungen auch Gottesbegegnung ermöglichen können.
Keywords
Beschäftigung, Theodizeefrage
Quote paper
Jörg Thomas (Author), 2007, Beschäftigung mit der Theodizeefrage, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71077

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