Geschwisterbeziehungen


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Bedeutung der Geschwisterbeziehungen

2. Die Entwicklung von Geschwisterbeziehungen
2.1. Die Geburt des zweiten Kindes
2.2. Die frühe Kindheit und das Drei-Phasen-Modell
2.3. Die mittlere Kindheit
2.4. Das Jugendalter
2.5. Das Erwachsenenalter

3. Geschwisterkonstellationen und ihre Bedeutung
3.1. Die Position in der Geschwisterreihe
3.2. Der Altersunterschied
3.3. Die Geschlechterzusammensetzung

4. Die positive Gestaltung der Geschwisterbeziehung

5. Fallbeispiel und Zusammenfassung

Literatur

1. Bedeutung der Geschwisterbeziehungen

Beziehungen zwischen Geschwistern beeinflussen erheblich den eigenen Lebensweg und die Entwicklung der Persönlichkeit. Da eine Geschwisterbeziehung die zeitlich ausgedehnteste Beziehung im Leben eines Menschen ist[1], ist sie so bedeutungsvoll. Sie gehört wie die Eltern-Kind-Beziehung zu den so genannten Primärbeziehungen[2]. Diese bestehen von Anfang an. Man kann sich die Eltern genauso wenig wie die Geschwister aussuchen. Selbst wenn kein Kontakt mehr besteht, dauern die Primärbeziehungen fort und werden erst dann beendet, wenn ein Teilnehmer stirbt.

Im Durchschnitt haben Geschwister zur Hälfte identische Erbanlagen, weil sie denselben Vater, dieselbe Mutter oder Beides haben[3]. Gemeinsame Geschichte und Blutsverbundenheit prägen die tiefe emotionale Beziehung, die durch lebenslange Rivalität oder/ und intime Vertrautheit gekennzeichnet sein kann. Brüder und Schwestern lernen von Anfang an mit Angehörigen derselben Generation umzugehen. Dadurch erlangen sie wichtige soziale Fertigkeiten und kognitive Fähigkeiten. Beispielsweise lernen sie teilen, streiten und vertragen, Trost spenden und sich gegenseitig unterstützen.

2. Die Entwicklung von Geschwisterbeziehungen

Geschwisterbeziehungen verändern sich im Laufe des Lebens. Ähnlichkeiten zwischen Geschwisterbindungen entstehen aufgrund von Einflüssen, denen Geschwister vergleichsweise ausgesetzt sind. Geschwisterkinder erleben eine ´geteilte Umwelt´. Dazu zählen zum Beispiel das Klima in der Familie, die soziale Schichtzugehörigkeit und elterliche Erziehungsmethoden. Jedoch wird der größte Teil der Familienumgebung ganz unterschiedlich wahrgenommen[4]. Zu der so genannten `nicht- geteilten Umwelt´ werden beispielsweise Erfahrungen außerhalb der Familie oder individuelle, altersabhängige Verhaltensweisen der Eltern zu den Kindern gezählt. Aus diesem Grund kann man nur Tendenzen bezüglich der Charakterzüge von Brüdern und Schwestern in den verschiedenen Lebensphasen aufzeigen und keine typischen Rollenzuschreibungen geben[5].

2.1. Die Geburt des zweiten Kindes

Mit der Geburt des zweiten Kindes muss die bisher uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Liebe der Eltern geteilt werden. Das Erstgeborene wird gewissermaßen von der Mittelpunktsposition in der Familie „entthront“[6], was meist als ein schmerzhaftes Ereignis erlebt wird. Die kurzfristige krankenhausbedingte Trennung von der Mutter kann Verunsicherung hervorrufen. Das Kind reagiert häufig mit Eifersucht, Angst oder unbeherrschten Verhaltensweisen gegenüber dem Neuankömmling[7]. Auch sind extreme Anhänglichkeiten und häufiges Weinen bei Erstgeborenen zu beobachten. Teilweise ahmen sie das Verhalten des Babys nach, mit der Absicht, die gleiche Zuwendung zu bekommen[8].

Die Unterstützung des ersten Kindes durch die Eltern hilft, die problematischen Verhaltensmuster beim Anpassen an die neue Familiensituation zu verringern. Bei Kindern mit schwierigem Temperament ist die mütterliche Zuwendung eine große Hilfe, bei Kindern mit niedrigem Temperament die des Vaters[9].

2.2. Die frühe Kindheit und das Drei-Phasen-Modell

Die familalen Veränderungen erklärt eine Berliner Forschergruppe anhand drei verschiedener Entwicklungsetappen des Neugeborenen[10]. Demnach hält die erste Phase ungefähr bis zum 8. Lebensmonat an, in der die Eltern für die Kontaktaufnahme zwischen den Geschwistern zuständig sind. Sie sollten besonders das Bedürfnis des Erstgeborenen nach ungeteilter Hinwendung beachten, um Schwierigkeiten gering zu halten. Ungefähr bis zum 18. Lebensjahr dauert die zweite Phase. Das Jüngste wird immer aktiver und häufiger als Spielpartner angesehen. Die vermehrten Interaktionen bringen auch Rivalitäten und Eifersuchtsszenen mit sich. Auffällig sind in diesem Zeitraum häufige Konflikte zwischen den Kindern, die tendenziell mehr vom Ältesten ausgehen. Meist nähern sich ihnen die jüngeren Kinder freundlich, werden aber als Störung beim aktiven Spielen angesehen und mit Aggressionen abgewiesen[11]. Es ist wichtig, den verschiedenen Anforderungen der einzelnen Nachkommen zu entsprechen. Die Eltern sollten in dieser mittleren Phase den Nachwuchs dahingehend anleiten, dass er bereits heftige Streits allein bewältigen und sich wieder versöhnen lernt. Einige Väter und Mütter verlangen das beständige Nachgeben des Ältesten, andere halten sich komplett aus den Streitigkeiten heraus und wiederum andere verhindern durch die Aufteilung der elterlichen Aufmerksamkeit auf jeweils ein Geschwisterkind die meisten Reibereien. Im Zeitraum zwischen dem 17. und 24. Lebensmonat des Jüngsten werden die Rivalitäten dann weniger. Die Geschwisterbeziehung verfestigt sich und wird immer unabhängiger von den Eltern. Die Erziehungsberechtigten müssen weniger vermitteln und regeln. Das jüngste Kind interessiert sich zunehmend für die Aktivitäten des Älteren und baut gleichzeitig eigenständig Kontakte zu den anderen Familienangehörigen auf.

Demnach gibt es am Ende dieser Etappe zwei neue Untergruppen in der Familie, die der Eltern und die der Kinder[12], deren Beziehungen nun eine gewisse Stabilität erfahren.

2.3. Die mittlere Kindheit

Die mittlere Kindheit erstreckt sich über den Zeitraum von 7 bis 12 Jahren. Dabei übernehmen die Älteren meist eine Vorbildfunktion. Die Jüngeren Kinder schauen eher bewundernd zu älteren Schwestern als zu Brüdern auf. Konflikte entstehen häufiger bei gleichgeschlechtlichen Geschwisterpaaren[13]. Furmann und Buhrmester konnten 1985 vier Dimensionen bei Geschwisterbeziehungen herausarbeiten. Bedeutend sind „Nähe/Wärme, Status/Macht, Konflikt und Rivalität“[14]. Geschwister verhalten sich fürsorglicher und hilfsbereiter, wenn sie gleichgeschlechtlich sind. Dies wird noch durch einen geringen Altersabstand verstärkt. So helfen die Älteren bei den Hausaufgaben oder nehmen in großen Geschwisterreihen Betreuungsaufgaben wahr. Die männlichen Erstgeborenen bekommen weniger solcher Aufgaben zugeteilt. Geschwister verwenden im Vergleich zu den Eltern mehr handgreifliche Strafen und weniger strafende Worte. Ältere Kinder versuchen nicht selten, ihre Macht auszuspielen. Männliche Personen verhalten sich eher relativ dominant und rechthaberisch. Die wenigen Studien, die über diese Zeitspanne ausgeführt wurden, sind im Hinblick auf Rivalität widersprüchlich. Vermehrte Konflikte können nicht einheitlich nachgewiesen werden. Andere Untersuchungen, wie von der Psychologin F. Schachter, gehen von einem De- Identifikationsprozess aus. Dieser sei wiederum von kurzweilig vermehrten Konflikten bestimmt. In Zeiten der Abgrenzung und Suche nach eigenen Wegen könne es zu häufigeren Reibereien kommen. Sie bezwecken aber den Ausbau eigener Interessen und Vorlieben, so dass die Konflikte im Laufe der Zeit abnehmen müssten. Natürlich spielen auch andere Faktoren, wie das Verhalten der Eltern, eine wichtige Rolle während dieser Jahre. Wenn sie die Leistungen der Kinder ständig vergleichen, entstehen immer neue Konfliktherde. Meistens werden die Eltern in ihrer Vermittlerrolle immer entbehrlicher[15].

[...]


[1]Kasten, H. (2001): Geschwister, S. 21.

[2]Ebd.

[3]Vgl. Kasten, H.(2001): Geschwister, S. 34.

[4]Papastefanou, C. in: Hofer, M.; Wild, E.; Noack, P. (2002): Lehrbuch Familienbeziehungen, S. 209.

[5]Achilles, I. (1995): „und um mich kümmert sich keiner“, S. 26 f.

[6]Kasten, H. (2001): Geschwister, S. 98.

[7]Flürenbrock, M. (2002): Geschwisterbeziehungen in Kinderbüchern zum Thema Behinderung, S. 14.

[8]Papastefanou, C. in: Hofer, M.; Wild, E.; Noack, P. (2002): Lehrbuch Familienbeziehungen, S. 203.

[9]A. a. O., S. 204.

[10]Vgl. Kasten, H. (2001): Geschwister, S. 92.

[11]Papastefanou, C. in: Hofer, M.; Wild, E.; Noack, P. (2002): Lehrbuch Familienbeziehungen, S. 209.

[12]Vgl. Kasten, H. (2001): Geschwister, S. 93 ff.

[13]Kasten, H. (2001): Geschwister, S. 104.

[14]Vgl. Kasten, H. (2001): Geschwister, S. 105.

[15]Papastefanou, C. in: Hofer, M.; Wild, E.; Noack, P. (2002): Lehrbuch Familienbeziehungen, S. 204.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Geschwisterbeziehungen
Hochschule
Universität Paderborn
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V71005
ISBN (eBook)
9783638627061
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschwisterbeziehungen
Arbeit zitieren
Ina Jungandreas (Autor:in), 2006, Geschwisterbeziehungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71005

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Geschwisterbeziehungen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden