Zwei Erklärungsmodelle zum persönlichem Raum


Hausarbeit, 2001

17 Seiten, Note: ohne


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Das Phänomen persönlicher Raum
1.1 Zwei Beispiele räumlichen Verhaltens aus dem Alltag
1.2 Definitionen des Begriffes persönlicher Raum
1.3 Zusammenhang mit anderen ökopsychologischen Teilkonzepten

2. Die Äquilibriumstheorie von Argyle und Dean
2.1 Beschreibung der Äquilibriumstheorie
2.2 Empirische Überprüfung der Äquilibriumstheorie
2.3 Bewertung der Theorie

3. Pattersons Erregungsmodell interpersonaler Intimität
3.1 Grundannahmen des Erregungsmodells
3.2 Empirische Herleitung des Modells
3.3 Bewertung des Erregungsmodells

4. Der gegenwärtige Stand der Forschung

Literaturverzeichnis

Inhalt der Arbeit

Diese Arbeit behandelt räumliches Verhalten von Menschen in Interaktionen, also meßbare Distanzen, die Menschen zueinander einnehmen.

Die psychologische Forschung beschäftigte sich insbesondere in den 50er und 70er Jahren intensiv mit menschlichen Distanzverhalten (Salewski, 1993a, S. 12). Neben der Sozialpsychologie hat sich insbesondere die ökologische Psychologie dieses Thema zu eigen gemacht. Die ökologische Psychologie, die sich aus der Sozialpsychologie heraus entwickelte, befaßt sich mit Auswirkungen der physisch-materiellen und kulturellen Außenwelt sowie den räumlich-sozialen Einflußfaktoren auf das Erleben und Verhalten der Menschen (Hellbrück & Fischer, 1999, S. 28-29). Bezugnehmend auf räumliches Verhalten entwickelten sich neben dem Forschungsgebiet des persönlichen Raumes; die Bezeichnung „Distanzverhalten“ ist ebenfalls gebräuchlich (Hellbrück & Fischer, 1999, S. 321); weitere Disziplinen wie Privacy, Territorialverhalten und Crowding.

Im ersten Kapitel dieser Arbeit wird der Begriff „Persönlicher Raum“ erläutert und gegenüber den eben genannten Teildisziplinen räumlichen Verhaltens abgegrenzt.

Im zweiten Kapitel wird die Äquilibriumstheorie von Argyle und Dean (1965) ausführlich erörtert. Sie erhält ihre besondere Bedeutung dadurch, daß sie den Ausgangspunkt eines Gesamtkonzeptes darstellt, aus dem sich die weiteren Erklärungsansätze entwickelt haben (Salewski, 1993a, S. 6).

Im anschließenden dritten Kapitel wird das Erregungsmodell interpersonaler Intimität von Patterson (1976), welches als Modifikation der Äquilibriumstheorie angesehen werden kann, erörtert.

Im vierten und letzten Kapitel dieser Arbeit wird ein kurzer Blick auf den gegenwärtigen Stand der Forschung gewagt. An dieser Stelle wird versucht, die Frage zu beantworten, ob eine Theorie existiert, die das Phänomen persönlicher Raum erschöpfend erklären kann.

1. Das Phänomen persönlicher Raum

Als Einstieg werden zwei alltägliche Beispiele zur Veranschaulichung des Phänomens persönlicher Raum geschildert. Im Anschluß wird der Begriff persönlicher Raum definiert und erläutert. Zum Ende des Kapitels wird das Forschungsgebiet des persönlichen Raumes von Privacy, Territorialverhalten und Crowding abgegrenzt

1.1. Zwei Beispiele räumlichen Verhaltens aus dem Alltag

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem fast leeren Restaurant. Obwohl fast alle Plätze frei sind, setzt sich eine Ihnen unbekannte Person auf einen Stuhl direkt neben Ihnen. Vermutlich wird Sie das Verhalten der fremden Person irritieren, vielleicht fühlen Sie sich verärgert oder beängstigt, zumindest aber werden Sie überrascht sein. Eventuell werden Sie Verhaltensweisen, wie mit dem Stuhl zur Seite rutschen, abwenden und oder wegschauen, zeigen.

Stellen Sie sich des weiteren vor, daß Sie sich mit einem guten Freund bzw. Freundin treffen und diese Person während der Begrüßung zwei Meter vor Ihnen stehen bleibt. Auch in diesem Fall werden Sie sicherlich verwundert sein, da sich das Verhalten Ihres Freundes bzw. Ihrer Freundin nicht mit Ihren Erwartungen deckt.

Räumliche Verhaltensweisen werden, wie diese Beispiele aufzeigen, vorwiegend dann bewußt wahrgenommen, wenn sie dem alltäglichen Ablauf zuwiderlaufen, wenn sie nicht reibungslos funktionieren. Situationen dieser Art führten dazu, menschliches Distanzverhalten zum Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung zu machen (Salewski, 1993a, S. 8-9).

1.2 Definitionen des Begriffes Persönlicher Raum

Sommer (1969, S. 26) definiert persönlichen Raum (engl. “personal space”) als: „an area with invisible boundaries surrounding a person’s body into which intruders may not come“. Nach Hellbrück und Fischer (1999, S. 322) kann man sich persönlichen Raum anschaulich als eine Blase vorstellen, die sich ausdehnt oder zusammenzieht, je nachdem in welcher Situation wir uns gerade befinden.

Die Vorstellung einer Blase wird jedoch von Bell, Fisher, Baum und Greene (1990, S. 232) dahingehend kritisiert, daß sie zu sehr die Schutzfunktion betone und die Kommunikationsfunktion vernachlässige. Des weiteren wird durch das „Blasen-Modell“ der Eindruck erweckt, der Persönliche Raum sei für alle Personen über alle Situationen hinweg von gleicher Größe. Das Attribut persönlich sei mißverständlich, denn es soll keine Personeneigenschaft sondern eine Relation zu einer anderen Person beschrieben werden. Der Begriff Raum sei ebenfalls ungünstig, da er zu sehr die Distanz zwischen zwei Individuen betone und damit andere Verhaltensweisen wie zum Beispiel Augenkontakt vernachlässige.

Patterson (1975, zit. n. Gifford 1987, S. 105) schlägt deshalb folgende Definition von Persönlichem Raum vor: „Personal space, therefore, may be definded as the distance component of interpersonal relations. It is both an indicator of, and an integral part of, the growth maintenance, and decline of interpersonal relationships“.

1.3 Zusammenhang mit anderen ökopsychologischen Teilkonzepten

Neben dem Modell des Persönlichen Raumes gibt es weitere ökopsychologische Konzepte, die sich mit räumlichen Verhalten beschäftigen:

Der Begriff Privacy, der manchmal als „das Private, manchmal als „Intimität“ übersetzt wird, bezeichnet die Art und Weise, wie dem Raum menschliche und soziale Qualitäten zugesprochen werden. Es geht um die Kontrolle des Verkehrs mit anderen, die sich in verschiedenen Verhaltensmustern manifestiert. Diese Verhaltensmuster erlauben uns, den Zugang anderer Menschen zu unserer Welt zu kontrollieren (Fischer, 1990, S. 41).

Unter Territorialität kann man ein Verhalten verstehen, welches durch seinen Zusammenhang mit Besitzansprüchen und Verteidigung eines bestimmten Gebietes charakterisiert werden kann (Salewski, 1993a, S. 26). Hellbrück und Fischer (1999, S. 335) geben an, daß ein Territorium im Gegensatz zum persönlichen Raum wahrnehmbar, relativ stationär, sichtbar umgrenzt und umweltzentriert ist.

Die Crowding-Forschung untersucht im Gegensatz zur persönlichen Raum Forschung Auswirkungen von hoher räumlicher und sozialer Dichte auf das menschliche Erleben und Verhalten (Schulz-Gambard, 1987, S. 251).

Nicht unerwähnt sollten Bestrebungen bleiben, die versuchen, die einzelnen Teildisziplinen in ein Konzept zu integrieren. Zu nennen ist beispielsweise Altmanns Rahmenkonzept der Grenzregulation (Häcker & Stapf, 1998, S. 337-338), auf das hier allerdings nicht näher eingegangen werden kann.

2. Die Äquilibriumstheorie von Argyle und Dean

Die Äquilibriumstheorie von Argyle und Dean (1965) ist der Ausgangspunkt mehrerer theoretischen Überlegungen zum Phänomen menschlichen Distanzverhaltens. Sie versucht das Distanzverhalten im Zusammenspiel mit anderen nonverbalen Kommunikationsformen zu sehen (Salewski, 1993a, S. 150).

2.1 Beschreibung der Äquilibriumstheorie

Argyle und Dean (1965, S. 291, 292) setzten zunächst den Blickkontakt in den Mittelpunkt ihrer Theorie. Dieser besitze vier Hauptfunktionen: Informationssuche, Signalisieren von Aufmerksamkeit, Verbergen und Offenbaren und zuletzt Etablierung und Anerkennung sozialer Beziehungen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Zwei Erklärungsmodelle zum persönlichem Raum
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Psychologisches Institut)
Veranstaltung
Kurs Räumliches Verhalten
Note
ohne
Autor
Jahr
2001
Seiten
17
Katalognummer
V7089
ISBN (eBook)
9783638144537
ISBN (Buch)
9783638801676
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
persönlicher Raum, Argyle, Patterson, Äquilibriumstheorie, Erregungsmodell, räumliches Verhalten
Arbeit zitieren
Oliver Goebel (Autor:in), 2001, Zwei Erklärungsmodelle zum persönlichem Raum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7089

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