Die Schule zur individuellen Lebensbewältigung


Seminararbeit, 2006

14 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die Geschichte der Geistigbehindertenpädagogik
2.1 Geschichtliche Entwicklung
2.2 Erste pädagogische Ansätze
2.3 Das Schicksal der Menschen mit geistiger Behinderung im Nationalsozialismus
2.4 Die Entwicklung der Pädagogik für geistig Behinderte nach dem Zweiten Weltkrieg

3. Die Schule als Lebenswelt
3.1 Aufbau und Organisation
3.2 Lage und Ausstattung der Schule zur individuellen Lebens- bewältigung

4. Einführung in die Didaktik

5. Schlussbemerkung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Schule zur individuellen Lebensbewältigung hat in der Geistigbehindertenpäda- gogik eine zentrale Aufgabe. Sie dient u. a. als Lebensraum, Lernort, Entwicklungs- und Erziehungsraum. In unserer Arbeit gehen wir zuerst auf die Geschichte der Geistigbehindertenpädagogik ein. Im Anschluss daran wird die Schule zur individuellen Lebensbewältigung dargestellt – Lebensraum Schule, Aufbau und Organisation, Lage und Ausstattung. Zuletzt gibt die Arbeit noch einen Einblick in die Didaktik.

2. Die Geschichte der Geistigbehindertenpädagogik

Die Geschichte der Menschen mit geistiger Behinderung ist geprägt von Verfolgung und Missachtung. Betrachtet man die Historie der geistigen Behinderung muss man feststellen, dass es diese zu allen Zeiten gab und je nach dem Zeitgeist der Jahrhunderte mit diesem Phänomen anders umgegangen wurde. So lassen sich sogar schon in antiken Quellen Hinweise zum Schicksal geistig behinderter Menschen finden.

2. 1 Geschichtliche Entwicklung

In der Antike wurde auf geistige Behinderung so gut wie keine Rücksicht genommen. Zu dieser Zeit hatten Dämonen und Götter einen hohen Stellenwert im Leben jenes Einzelnen. Deswegen vermutete man, dass die damals unerklärbare Erscheinung der geistigen Behinderung in direktem Zusammenhang mit den Göttern und Dämonen steht. So wurden missgebildete Neugeborene z.B. in Athen als nutzlos für das Gemeinwohl angesehen und unterlagen deswegen der Selektion. Sie wurden ausgesetzt oder ermordet. Erwähnenswert ist allerdings, dass Epilepsie als heilige Krankheit galt.

Diese mythologischen Erklärungen wurden auch in der Zeit des Mittelalters weitergeführt. Heidnische Überlieferungen waren dafür verantwortlich, dass geistig und körperlich schwergeschädigte Kinder als „Wechselbälge“ gesehen wurden. Man erklärte sich diese Behinderungen oft als Strafe Gottes. Der damalige Volksglaube nahm an, dass der Teufel selbst ein gesundes Kind gegen ein missgebildetes austausche. Die Maßnahmen, die diese Menschen damals ergriffen waren Zauberei und Beschwörung. Diese dienten aber nicht den behinderten Menschen, sondern für ihre Separation, Ausgrenzung und Tötung verantwortlich. Ein weiterer Nutzen der Maßnahmen lag darin, die Gemeinschaft zu schützen. Es wird deutlich, dass Menschen mit geistiger Behinderung auch in der Zeit des Mittelalters kein Recht auf Leben gegeben wurde und sie sogar als „massa carnis, ein Klumpen Fleisch ohne Seele“ (Speck 1997, 14) betitelt wurden.

In der Neuzeit behielten schwachsinnige Menschen ihre soziale Sonder- bzw. Randstellung.

„Sie wurden auf Jahrmärkten zur Schau gestellt, als Narr zum Spielzeug und Gespött, als Dämon gefürchtet, aber auch als schwaches Wesen unter den besonderen Schutz Gottes gestellt“ (Fornefeld 2000, 29). Während sie in den Alpen oft als Heilige verehrt wurden, standen sie jedoch größtenteils am Rande der Gesellschaft und wurden in „Klöster, Armenhäusern, Hospitälern, Irrenanstalten, Zucht- und Tollhäusern“ (Fornefeld 2000, 29) abgeschoben. Die Lebensbedingungen in diesen Einrichtungen waren menschenverachtend. Die hilflosen Menschen wurden dort in Käfige gesteckt und ihrem Schicksal überlassen. So konnten sie keinerlei Verhaltens- und Kommunikationsweisen erlernen. Sie befanden sich also in einem Teufelskreis, den sie nicht durchbrechen konnten. Wirft man einen Blick auf die Gesellschaftshierarchie, so kann man erkennen, dass Menschen mit geistiger Behinderung dort an unterster Stufe standen, während sinnesgeschädigte Menschen ein höheres Ansehen genossen.

2. 2 Erste pädagogische Ansätze

Erst zur Zeit der Aufklärung fand ein Umdenken statt. Der Aberglaube wurde ersetzt durch wissenschaftliche Neugier über Geistesschwäche. Diese Veränderungen verliefen zunächst erst schleppend, da für berühmte Philosophen wie Rousseau und Kant Blödsinnigkeit „Seelenlosigkeit“ bedeutete. Kant spricht in seiner „Anthropologie“ von 1798 von „gänzlicher Gemütsschwäche, die entweder selbst nicht zum tierischen Gebrauch der Lebenskraft (wie bei den Kretinen des Walliserlandes) oder auch nur eben zur bloß mechanischen Nachahmung äußerer durch Tiere möglichen Handlungen (Sägen, Graben etc.) zureicht.“ (Speck 1997, 15). Trotz dieser Einstellungen setzte sich doch die Errichtung von Einrichtungen für Schwachsinnige durch. Sie beruhen auf drei wesentlichen Beweggründen, nämlich „auf medizinischen, pädagogisch- sozialen und religiös-caritativen“ (Speck 1997, 15) Aspekten. Ausschlaggebend für diese Veränderung waren die Industrialisierung, die gesellschaftliche Veränderungen zur Folge hatte und v. a. auch das Gedankengut der Aufklärung. Demnach sollten nicht nur privilegierte Bevölkerungsschichten, sondern auch unterprivilegierte Bildung erfahren. Dies bedeutete auch für schwach besiedelte Kinder ein Recht auf Bildung und Erziehung zu Sittlichkeit und bürgerliche Nützlichkeit, was dem Leitgedanken der früheren Heilpädagogik entsprach: „Vom Almosenempfänger zum Steuerzahler“. Jenes umzusetzen war jedoch sehr schwierig und brauchte viel Zeit, da die schwachsinnigen Menschen zuerst aus den Zucht- und Tollhäusern befreit werden und sie menschenwürdige Pflege erhalten mussten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Schule zur individuellen Lebensbewältigung
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Seminar
Note
1,2
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V70867
ISBN (eBook)
9783638626064
ISBN (Buch)
9783638802802
Dateigröße
399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schule, Lebensbewältigung, Seminar
Arbeit zitieren
Beke Benning (Autor:in), 2006, Die Schule zur individuellen Lebensbewältigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70867

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