Das Doppelgängermotiv in der Literatur am Beispiel von Javier Marías Erzählung "Gualta"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Inhaltsangabe

3. Textanalyse
3.1 Erzählperspektive
3.2 Figurenkonstellation
3.3 Madrid versus Barcelona
3.4 Darstellung des Javier Santín alias Gualta
3.5 Die Bedeutung des Fußballs

4. Das Doppelgängermotiv in der Literatur

5. Das andere Ich

6. Eine Frage der Identität?

7. Fazit: Das Doppelgängermotiv in der Literatur am Beispiel von Javier Marías
Erzählung Gualta

8. Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Internetquellen

1. Einleitung

Seit den frühen Anfängen der Literatur dient das Motiv des Doppelgängers in den verschiedensten Ausführungen dazu, den Besonderheiten des Ichs, der Individualität, der Wahrnehmung und der Selbstwahrnehmung nachzugehen. Der Doppelgänger hat in der Literatur die Funktion, komische Verwechslungen und Verwandlungen darzustellen, spiegelt aber auch die geheimen Wünsche und Bedürfnisse des Betroffenen wieder oder versetzt in Angst und Schrecken. Doch nicht nur in der Literatur findet man das Doppelgängerphänomen wieder, auch in der Realität behaupten immer wieder Menschen, unter anderem Berühmtheiten wie Johann Wolfgang von Goethe, Guy de Maupassant und Katharina die Große, sich selbst begegnet zu sein. Auch der spanische Autor Javier Marías, der mit Todas las almas (1989) und Corazón tan blanco (1992) große Erfolge feierte, scheint von diesem Phänomen so fasziniert zu sein, dass er unter anderem in seinen Erzählungen La canción de Lord Rendall und in Gualta das Motiv des Doppelgängers aufgreift.

In der vorliegenden Hausarbeit soll es nun um eine kurze inhaltliche Darstellung und Textanalyse der Erzählung Gualta von Javier Marías und um die Thematisierung des Doppelgängermotivs in der Literatur gehen, wobei besonderer Wert auf die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten des Doppelgängers gelegt werden soll. Des Weiteren erfolgt ein Abriss bezüglich des Doppelgängerphänomens in der heutigen Gesellschaft und der daraus resultierenden Identitätsfrage.

2. Inhaltsangabe

Der dreißigjährige Geschäftsmann Javier Santín aus Madrid lernt bei einem Abendessen den Katalanen Xavier de Gualta von der barcelonesischen Niederlassung seines Unternehmens kennen. Beide sind sich körperlich identisch, Bewegungen, Worte und sogar ihre Lebensläufe, sowohl beruflich als auch privat, stimmen überein[1]. Neben einer gehobenen Position im Unternehmen, sind beide gutaussehend, wissen sich zu benehmen, haben Ausstrahlung und Manieren und sind Perfektionisten beim Tätigen ihrer Geschäfte. Das einzige worin sie sich unterscheiden, sind ihre Frauen.

Javier Santín, der sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie selbst aus dieser Perspektive gesehen hatte, verabscheut das was er sieht und beginnt sich zu verändern. Bei einem erneuten Treffen, vier Monate später, ist auch Xavier auf dieselbe Art verändert. Danach kennt der Veränderungsprozess von Javier Santín keine Grenzen mehr. Anderthalb Jahre später hat ihn seine Frau verlassen, seine Karriere ist beendet und er fragt sich nun, warum er seine eigene Biographie verraten und aufgegeben hat.

3. Textanalyse

3.1 Erzählperspektive

Bei dieser Erzählung von Javier Marías aus seinem Sammelband Während die Frauen schlafen handelt es sich um einen Ich-Erzähler, der eine homodiegetische Stellungen einnimmt, und eine der Hauptfiguren darstellt. Dadurch kommt es zu einer Identifikation mit dem Ich-Erzähler und der Leser bekommt seine Emotionen und Gedanken besser vermittelt. Es ist allerdings aus diesem Grund möglich, dass der Wahrheitsanspruch der Erzählung unzuverlässig ist, da der Ich-Erzähler aus seiner subjektiven Perspektive berichtet.

3.2 Figurenkonstellation

Betrachtet man die Figuren in den Erzählungen von Javier Marías näher, fällt auf, dass er bevorzugt Paare in die Geschichten einbaut. Auch in dieser Erzählung findet man zwei Liebespaare vor, die ohne Kinder in den Städten Madrid und Barcelona wohnen. Hierbei handelt es sich einmal um Javier Santín und sein „Superweib“[2] aus Madrid und Xavier de Gualta und sein „Mauerblümchen“[3] aus Barcelona. Die Namen beider Frauen werden nicht erwähnt. Überhaupt werden die Frauen der Männer nur sehr wenig beschrieben, aber dennoch als Gegensätze dargestellt, was allein schon an den jeweiligen Kosenamen zu erkennen ist. Javier Santín bezeichnet seine Frau als „Superweib“, während er die Frau von Gualta als ein vom Erfolg ihres Gatten „aufgekratztes Mauerblümchen“ und „Mädchen aus gutem Haus“[4] beschreibt.

3.3 Madrid versus Barcelona

Auch in diesem Punkt lässt sich feststellen, dass der Autor immer wieder die Städte Madrid und Barcelona in seine Erzählungen einbindet. Madrid, die Stadt des Königtums, besitzt heute ca. 4 Millionen Einwohner. Lange Zeit war sie nur eine Kleinstadt, die jedoch im 16. Jahrhundert zur Hauptstadt von Spanien wurde. Doch erst Mitte des 20. Jahrhunderts blühte die Stadt in der Mitte der Hochebene Meseta auf und beeindruckt heute als höchstgelegene Stadt Europas[5] durch ihre Mischung aus Urbanität und Dörflichkeit. In dieser katholischen Großstadt spricht man kastilisch. Besondere Sehenswürdigkeiten Madrids sind unter anderem die Kathedrale San Isidro, der Plaza Mayor oder der Palacio Real.[6]

[...]


[1] Vgl. Marías, Javier, „Gualta“, in: Während die Frauen schlafen, München: dtv, 2001, S.51.

[2] Marías, Javier, S.52.

[3] Ebd., S.52.

[4] Ebd., S.52.

[5] Madrid liegt in einer Höhe von 600 Meter

[6] Vgl. Bertelsmann Lexikon, Die große Bertelsmann Lexikothek, Band 9, Gütersloh: Bertelsmann

Lexikothek Verlag, 1994, S.271.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Doppelgängermotiv in der Literatur am Beispiel von Javier Marías Erzählung "Gualta"
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Veranstaltung
Spanische Literatur; Javier Marias
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V70480
ISBN (eBook)
9783638616256
ISBN (Buch)
9783640277513
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Doppelgängermotiv, Literatur, Spanische, Literatur, Javier, Marias, Literaturwissenschaft, Romanistik, spanische Erzählungen, Kurzgeschichten
Arbeit zitieren
Kristin Freitag (Autor:in), 2005, Das Doppelgängermotiv in der Literatur am Beispiel von Javier Marías Erzählung "Gualta", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70480

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