Interkulturelle Kommunikation in der Unternehmenskultur. Handlungsempfehlungen für interkulturelle Trainings


Projektarbeit, 2020

25 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

0 Einleitung zum Thema der Arbeit

1. Über den Begriff der Interkulturellen Kommunikation
1.1 Abgrenzung der Begriffe Kultur und Interkulturelle Kommunikation
1.1.1 Der Kulturbegriff
1.1.2 Interkulturelle Kommunikation

2 Kultur- und Kompetenzmodelle interkultureller Kommunikation
2.1 Kurzvorstellung gängiger Kulturmodelle
2.1.1 Rucksackmodell der Kultur
2.1.2 Das Zwiebelmodell von Kultur
2.1.3 Eisbergmodell der Kultur
2.2 Kurzvorstellung gängiger Kompetenzmodelle
2.2.1 Modell der drei Teilkompetenzen interkultureller Kompetenz
2.2.2 Modell des interkulturellen Kompetenzen Profil
2.2.3 Modell der interkulturellen Handlungsfähigkeit nach Bolten

3 Übersicht Interkultureller Trainings und Methoden
3.1 Kulturspezifische - informative Trainings
3.2 Kulturorientierte Trainings
3.3 Interaktionsorientierte Trainings
3.4 Intercultural Sensitizer Trainings / Cultural Assimilator-Trainings

4 Vorstellung gängiger Mehrsprachigkeitskonzepte
4.1 Konzept 1 Codeswitching
4.2 Konzept 2 Code Mixing

5 Konsequenzen und Handlungsempfehlungen für Interkulturelle Trainings in Unternehmen
5.1 Unternehmenskultur und interkulturelle Personalentwicklung am Beispiel der Bosch-Gruppe

6 Fazit

Literatur und Internet-Quellen

Literaturverzeichnis

Verzeichnis zitierter Internet-Quellen

Abbildungen und Tabellen

Abbildungsverzeichnis

Anhang a) Fragenkatalog Rucksackmodell der Kultur

Anhang b) Interkulturelle Trainings und Methoden Vor- und Nachteile
Kulturspezifische - informative Trainings
Kulturorientierte Trainings
Interaktionsorientierte Trainings
Intercultural Sensitizer Trainings / Cultural Assimilator-Trainings

0 Einleitung zum Thema der Arbeit

In dieser Arbeit soll beleuchtet werden, wie sich Mehrsprachigkeit und Sprachenwechsel im Rahmen einer Unternehmenskultur auswirken und wie sich daraus Handlungsempfehlungen für Interkulturelle Trainings in Unternehmen ableiten lassen. Dazu werden die theoretischen Grundlagen (Kulturmodelle, Kompetenzmodelle usw.) sowie gängige Mehrsprachigkeitskonzepte (inkl. Code-Switching) und Trainings-Konzepte vor- und anhand praktischer Beispiele dargestellt.

1. Über den Begriff der Interkulturellen Kommunikation

1.1 Abgrenzung der Begriffe Kultur und Interkulturelle Kommunikation

Im Zuge dieser Arbeit werden nur kurz und einführend die allgemeinen Definitionen der Begriffe Kultur und Interkulturelle Kommunikation als Einflussfaktoren für Mehrsprachigkeit aufgeführt. Eine weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung wird in diesem Falle ausgeklammert.

1.1.1 Der Kulturbegriff

Der Kulturbegriff ist m. E nicht eindeutig zu klären, da Kultur bzw. der Begriff von Kultur meist eine subjektive Ausprägung haben.

„Das Wort „Kultur“ gehört zu den Begriffen, die in der Gesellschaft sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften am häufigsten gebraucht werden. Dennoch bleibt es im alltäglichen Sprachgebrauch meist ohne feste Bestimmung. Im Zuge der Weiterentwicklung der Geistes- zu den Kulturwissenschaften ist zwar eine Hochkonjunktur und "geradezu triumphale Rückkehr des Kulturbegriffs „zu beobachten, aber die unterschiedlichen Definitionen dieses Begriffs in verschiedenen Disziplinen haben dazu geführt, dass seine Verwendung zunehmend unübersichtlich geworden ist“1.

1.1.2 Interkulturelle Kommunikation

Interkulturelle Kommunikation bezeichnet die kulturübergreifende Verständigung zwischen Menschen. Dabei ist zu beachten, dass die kulturelle Prägung unterschiedlich ist. Angehörige der gleichen Kultur wissen um die spezifischen und für Ihre Kultur passenden Kommunikationsmuster und haben diese von Geburt an erlernt. Die Kommunikation erfolgt aufgrund der gleichen kulturellen Prägung sowie einer gemeinsamen Sprache (Zeichensatz) weitgehend unbewusst und ohne Störungen. Die Kommunikation zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ist schon aufgrund eines nicht korrespondierenden Zeichensatzes (unterschiedliche Sprache) schwierig. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die kulturellen Unterschiede und Kommunikationsstandards den Ablauf (positiv wie negativ) beeinflussen. Interkulturelle Kommunikation hängt also unmittelbar von dem Bewusstsein für kulturelle Unterschiede ab. Um Kultur einordnen zu können und interkulturelle Kommunikation positiv zu gestalten ist es hilfreich, sich eingängiger Modelle zum Kulturverständnis zu bedienen und diese in einen Lernprozess einzubinden.

„Eine optimale interkulturelle Kommunikation kann durch einen Lernprozess ermöglicht werden, in dessen Zuge man die fremde Kultur als solche wahrnimmt und sich bewusst auf die Unterschiedlichkeit einlässt. Die nonverbale Verständigung spielt in der interkulturellen Kommunikation ebenfalls eine sehr große Rolle, denn sie ist genauso durch kulturelle Muster beeinflusst.2

2 Kultur- und Kompetenzmodelle interkultureller Kommunikation

2.1 Kurzvorstellung gängiger Kulturmodelle

Die hier kurz vorgestellten Modelle dienen der Transaktion und als Katalysator für vorgeprägte Sichtweisen auf Kultur. Sie sind damit Teil einer Strategie zum Aufbau Interkultureller Kompetenzen in verschiedenen (Beziehungs) Situationen. Fehleinschätzungen und Missverständnisse hängen eng mit Unkenntnissen oder fehlendem Wissen über andere Kulturen zusammen. Das kann Menschen aus anderen Ländern (Kulturen) verletzen, zu Konflikten führen und betriebliche oder private Beziehungen sogar beenden. Um das zu vermeiden, kann die Orientierung an Kulturmodellen hilfreich sein. Die gängigsten Modelle für das Verständnis von Kultur werden im Folgenden kurz vorgestellt.

2.1.1 Rucksackmodell der Kultur

Das Rucksackmodell dient der Verbildlichung verschiedener kultureller Prägungen. Einfach dargestellt trägt jeder sein eigenes „Kulturelles Gepäck“ mit sich und bedient sich aus diesem Erfahrungsschatz, um durchs Leben zu kommen.

„Dieses individuelle Gepäck besteht aus den Werten, Normen und Erfahrungen, die sich eine Person im Laufe ihres Lebens angeeignet hat. Neben genormten Annahmen über bestimmte Kultursysteme berücksichtigt dieses Modell auch, dass jeder Mensch unterschiedliche Ansichten haben kann, die vielleicht sogar eher einer ihm fremden Kultur ähneln, obwohl er in einem anderen Kulturraum aufgewachsen ist.3

Um interkulturell zu agieren, ist es also notwendig, sowohl das eigene Wissen um Kultur als auch das „gebündelte“ Wissen anderer zu berücksichtigen. Des Weiteren ist es wichtig zu beachten, dass der Inhalt des Rucksacks je nach Individuum und neuer Situation variieren kann. Manche Dinge verschwinden aus dem Gepäck während andere - durch z.B. Lernen - hinzukommen.

Zu den Inhalten des „Rucksacks“ zählen im weitesten Sinne z. B.:

- Normen und Werte der eigenen Kultur
- Glauben und / oder Religion
- Bildungshintergrund und Erziehung (kulturelle Prägung)
- Gesetze und Verhaltensregeln des eigenen Landes bzw. Kulturkreises

Wie schon angesprochen ist es nicht immer einfach das kulturelle Gepäck der anderen zu erkennen, da es in einem abgeschlossenen Rucksack individuell transportiert wird4.

2.1.2 Das Zwiebelmodell von Kultur

Das Zwiebelmodell nach Gert Hofstede (2017) verdeutlicht verschiedene Ebenen der (individuellen) kulturellen Prägung. Im Rahmen des Modells wird Kultur in die Bereiche (bzw. Schichten) Symbole, Helden, Rituale und Werte unterteilt (vgl. Hofstede 2017: 20). Der Bereich der Werte ist in diesem Modell als Nukleus zu betrachten. Je nachdem wie weit die anderen Bereiche von diesem Kern entfernt sind, lassen sie sich schnell oder weniger schnell wahrnehmen, verändern und beeinflussen.

„[…] Werte stellen […] den inneren Kern dar, der für Kulturfremde nur indirekt sichtbar wird. Die Symbole sind die äußere Schale. Zusammen mit den Helden und Ritualen beschreibt Hofstede sie als Praktiken, die auch für Außenstehende direkt wahrnehmbar sind.“5

Nach Hofstede entspricht die äußere, sichtbare Schicht dem, was Menschen direkt als kulturelle Besonderheit anzusehen ist. Daher wird diese Schicht als „Symbole Schicht“‘ bezeichnet. Zu Symbolen gehören Worte, Gesten sowie Bilder und Objekte, die von Angehörigen derselben Kultur einer bestimmten Bedeutung zugeordnet werden können. Beispiele für Symbole können Frisur, Kleidung oder Flaggen sein. Weitere sicht- bzw. hörbare Kennzeichen bzw. Marker sind Sprache, Gestik und Mimik. Symbole sind in ihrer Ausprägung dynamisch und können sich im Laufe der Zeit – innerhalb kultureller Gruppen - reziprok verändern. Als nächste Schicht im Zwiebelmodell tauchen die „Helden“ auf. „Helden“ sind Personen (tot oder lebendig, echt oder fiktiv) die Eigenschaften besitzen, die in einer Kultur hoch angesehen sind; sie dienen daher als Verhaltensvorbilder.“ (vgl. Hofstede 2017: 20). Nimmt man den amerikanischen Kulturkreis als Referenz können neben dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama auch historische Größen wie John F. Kennedy und Martin Luther King auch fiktionale Charaktere bzw. Persönlichkeiten aus dem Fernsehen Helden sein (Superman, Rocky etc.). In der dritten und vorletzten Schicht des Zwiebelmodell werden die „Rituale“ aufgeführt. Nach Hofstede gelten Rituale als „kollektive Tätigkeiten, die für das Erreichen der angestrebten Ziele eigentlich überflüssig sind, innerhalb einer Kultur aber als sozial notwendig gelten“ (vgl. Hofstede 2017: 20). Rituale sind Gesten des Begrüßens – Händeschütteln - oder das Zeigen von Anerkennung durch Schulterklopfen in der Begegnung mit anderen Personen. Auch religiöse Bräuche und ritualisierte Handlungen fallen hier mit hinein. Regionale Mundarten und Dialekte in der mündlichen Sprache sind in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennen (z. B. Hallo, Moin oder Servus, Grüezi).

Wechselt man nun in die Außensicht des Kulturbeobachters lässt sich zusammenfassend sagen, dass alle Schichten der Zwiebel grundsätzlich sichtbar sind, ihre individuelle Bedeutung allerdings nicht ohne weitere Kenntnisse individueller Grundannahmen oder eines Werteverständnis erschlossen werden kann. Eine Nachahmung bzw. Übernahme einzelner zusammenhängender Handlungen ist allerdings in Form von sog. Praktiken möglich, da diese die einzelnen Schichten bzw. Bereiche verbinden. Problematisch ist hier, dass diese Praktiken ohne Kenntnisse der Bedeutung der Einzelelemente in Bezug auf den Wertekern bei einer Nachahmung zu Missverständnissen führen können. Auch weil vielen Menschen der Wertebegriff in die Wiege gelegt bzw. unbewusst erlernt wird. Hofstede beschreibt Werte als „allgemeine Neigungen, bestimmte Umstände vorzuziehen“ (vgl. Hofstede 2017: 21).

2.1.3 Eisbergmodell der Kultur

Das Eisbergmodell der Kultur wird benutzt, um klarzumachen, dass es unmittelbar sicht- und wahrnehmbare Bereiche von kultureller Prägung gibt. Dabei ist entscheidend, dass der Anteil der nicht sichtbaren Kulturanteile meist höher und tiefergehender - unter der „Wasseroberfläche“ - ist. Dieses Missverhältnis aus direkt sichtbaren und unsichtbaren Kulturanteilen ist dabei meist die Ursache für interkulturelle Konflikte und Missverständnisse. Verallgemeinert gesagt zählen zu den schnell erfassbaren sicht- und hörbaren Anteilen Aspekte wie Sprache, Aussehen und Verhalten. Die größeren und nicht direkt einsehbaren Teile der Kultur wie Normen, Werte, Glaube, Ideale, Traditionen, Erfahrungen und tradierte Rollenbilder liegen nicht unmittelbar wahrnehmbar unter der Wasseroberfläche. Das was man sieht ist daher meist anders und tiefer kulturell verankert und nur ein Teil vom Ganzen. Das Wissen um die Gesamtheit des Eisberges hilft somit bei der Einschätzung und Einordnung von Signalen im interpersonellen Handeln. Ähnlich wie beim Zwiebelmodell der Kultur teilt auch das Eisbergmodell Kultur in Schichten bzw. Ebenen ein. Allerdings erfolgt die Definition der Bereiche bzw. Ebenen hier über die Begriffe Artefakte, Werte und Basisannahmen.

„Bei der obersten Ebene spricht man von Artefakten, die zwar sichtbar jedoch oft nicht entzifferbar ist, da die tieferen Ebenen des Eisberges die (eigene) Wahrnehmung beeinflussen. Die erste Ebene unter der “Wasseroberfläche” bezieht sich auf die Werte, die in der jeweiligen “Kultur” gelten, wie z.B. Respekt vor Älteren. Diese Schicht ist zumindest teilweise unbewusst. Die unterste Schicht beinhaltet sog. Basisannahmen, die als selbstverständlich vorausgesetzt werden und die unbewusst sind.6

Allen Kulturmodellen liegt eine metaphorische Beschreibung zugrunde, die erkennen lässt, dass komplexe Zusammenhänge oftmals einfache Bilder benötigen um allgemein verständlich greifbar zu werden. Ein allgemeines Verständnis der Modelle hilft bei der Sensibilisierung für andere Kulturen und damit der Ausbildung von interkulturellen Kompetenzen, da in allen Modellen klargestellt wird, dass es sichtbare und unsichtbare Aspekte von Kultur gibt, die wechselseitig nach außen als auch nach innen wirken. Dabei ist offensichtlich, dass es auch darum gehen muss Teilkompetenzen - z.B. das Erlernen einer Fremdsprache, Wissen zu historischen Aspekten, Wissen um Werte- und Normenverständnis - zu erlernen.

2.2 Kurzvorstellung gängiger Kompetenzmodelle

Interkulturelle Kompetenz ist stark abhängig von der Fähigkeit sich selbst und andere im interkulturellen Kontext zu betrachten und Aspekte wie Herkunft, Sprache und Werte zu reflektieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse führen zu einem Bewusstsein für interkulturelle Kontexte, die mit der eigenen gesellschaftlichen Prägung in Einklang gebracht werden können. Das Ausbilden von interkultureller Kompetenz ist als fortwährender Prozess zu verstehen, der sich an immer wieder neu aufkommenden Fragestellungen und einem dynamischen Selbstbild orientieren muss.

Zacharaki, Krummacher und Eppenstein (2007: 19) heben hervor, dass interkulturelle Kompetenz eine berufliche Schlüsselqualifikation geworden ist, die sich aus einzelnen Teilkompetenzen zusammensetzt. So gehören unter anderem die folgenden Skills zur Ausgestaltung Interkultureller Kompetenz:

- Interkulturelle Situationen und Zusammenhänge wahrzunehmen, sie mit ihren Problemstellungen zu erfassen und in ihren Chancen zu begreifen.
- Das eigene Bedingungs-, Bezugs-und Wertesystem zu sehen und eigene Einstellungen, eigenes Verhalten und Handeln kritisch reflektieren zu können.
- Interkulturelle Prozesse zu initiieren, Diskriminierungen gegenzusteuern und Benachteiligungen abzubauen.
- Sensibilität für und in interkulturellen Lernprozessen bei anderen zu fördern und zu entwickeln.
- Konflikte im interkulturellen Kontext wahrnehmen und bearbeiten zu können.
- Die Fähigkeit sich Wissen anzueignen und das Gelernte in die Struktur der eigenen Organisation übertragen zu können.

In der Literatur werden verschiedene Kompetenzmodelle genannt, die nun kurz aufgeführt werden. Allen zu eigen ist der Aspekt, das Interkulturelle Kompetenz aus Teilkompetenzen oder auch Dimensionen besteht, die u.a. pragmatisch, kognitiv, sprachlich und in Teilaspekten auch sozial affektiv geprägt sind. Eine nähere Auseinandersetzung mit den modelleigenen Besonderheiten kann im Rahmen dieser Arbeit nicht erfolgen, sodass die Modelle lediglich kurz umrissen und vorgestellt werden.

2.2.1 Modell der drei Teilkompetenzen interkultureller Kompetenz

Nach Erll u. Gymnich (2007: 11) besteht interkulturelle Kompetenz aus drei Teilkompetenzen. Der kognitiven, affektiven und der pragmatisch-kommunikativen Kompetenz. Diese Teilkompetenzen lassen sich wiederum in weitere Kompetenzbereiche und Fähigkeiten untergliedern. Relevant ist das Zusammenspiel der Einzelkompetenzen, die im Sinne der interkulturellen Handlungsfähigkeit eng miteinander verbunden sind und sich auch wechselseitig beeinflussen. So umfasst die kognitive Kompetenz z. B. das Wissen über fremde Kulturen sowie daraus abgeleitet die Kenntnis kultureller Unterschiede zur eigenen Kultur (Selbstreflexion). Betrachtet man die affektive Teilkompetenz so ist hier der Wille zur Offenheit für andere Kulturen sowie die individuelle Fähigkeit zur Empathie zu nennen, die es ermöglicht auch subtile kommunikative Signale zu beachten und in unterkulturelles Handeln einfließen zu lassen. In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff der Ambiguitätstoleranz als Komponente affektiver Teilkompetenz zu nennen. Diese gilt nach Yousefi (2014: 179) als „die Fähigkeit und Bereitschaft, sich durch Rollenflexibilität auf mehrdeutige, ambivalente oder gar widersprüchliche Situationen einzustellen, um Irritationen und Dissonanzen kommunikativ auszuhalten“.

Die pragmatisch kommunikative Teilkompetenz summiert im Grunde betrachtet die beiden vorab genannten Teilkompetenzen und führt diese in der Befähigung zusammen, Strategien zur Problembewältigung zu konzipieren und kommunikativ in Form von z. B. kulturspezifischen Begrüßungsformeln / Ritualen anzuwenden.

2.2.2 Modell des interkulturellen Kompetenzen Profil

Fischer und Springer (2005: 35) heben im Modell des interkulturellen Kompetenzprofil ebenfalls hervor, dass interkulturelle Kompetenz verschiedene Teilkompetenzen umfasst. Allerdings schlüsseln Sie diese eher einer persönlichen, individuellen Ebene zu. So gliedert sich dieses Modell in eine Ich-, Wir-, Sach -und eine Organisationsebene.

Die umgebende Organisationsebene unterteilt sich dabei nochmal auf drei weitere Ebenen. Die gesellschaftliche -, institutionelle - und globale Ebene. Dieses Modell stellt damit den persönlichen Teilaspekt interkultureller Kompetenz in einen globalen, gesellschaftlichen Rahmen, der organisationstechnisch interkulturelles Handeln beeinflusst. Folgt man der Auffassung Fischers hat die globale Ebene und die zunehmende Tendenz zu globalem Handeln direkten Einfluss auf das persönliche, lokale Handeln sowohl in (sozial) politischen als auch ökonomischen Zusammenhängen. Auf der Ich-Ebene des Modells ist der selbstreflexive Charakter des Individuums abgebildet. Hier schlagen sich alle Aspekte nieder, die den eigenen Blick auf die kulturelle Prägung ausmachen und interkulturelles Handeln ermöglichen. Entsprechend werden hier Fragen zur eigenen Einordnung in kulturelle Kontexte, zu Authentizität als auch zum eigenen Rollenverständnis behandelt, um dadurch den Umgang mit Irritation und Befremdung zu lernen. Fischer (2005: 23) bezeichnet die Ich-Ebene dementsprechend als selbstreflexive Haltung, weil für den Handelnden die Dominanz der eigenen Wertvorstellungen aufgrund des individuellen kulturellen Hintergrunds reflektiert werden muss. Die Wir-Ebene des Modells zielt weniger auf die persönlichen als viel mehr auf die sozialen Kompetenzen in Interaktionen mit anderen ab. So werden hier Aspekte wie Wertschätzung und Akzeptanz für Angehörige fremder Kulturen durch Empathie angeführt. Laut Fischer (vgl. ebd.) ist Empathie die Fähigkeit Erlebnisse und Gefühle von Anderen zu erfassen und deren Bedeutung zu verstehen. Diese Fähigkeit ist wichtig, wenn Personen im Rahmen interkultureller Kommunikation über unterschiedliche Sprachen- und Zeichensysteme verfügen bzw. darauf zugreifen. Kommen dann noch kulturspezifische Unterschiede und Konventionen des Kommunizierens dazu, ist es um so wichtiger, auf der Wir-Ebene unterschiedliche Normen, kulturabhängige Rollenmuster und Kenntnisse über die soziokulturellen Hintergründe des Ansprechpartners zu erkennen. Weitere kommunikative bzw. soziale Aspekte auf der Wir-Ebene sind Ambiguitätstoleranz und Sprachkompetenz sowie die Bereitschaft erkennbare Konflikte durch Mediation etc. auszutragen oder zu managen. Die Sach-Ebene des Kompetenz-Modells nach Fischer behandelt das Wissen um historische Hintergründe einer anderen Kultur sowie Informationen über die Landes- und Migrationsgeschichte. Das Wissen rund um Informationen zur Multi-Kulturalität einer Gesellschaft sowie das Erkennen von kulturellen Mustern aus Daten und Zusammenhängen der ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Situation in einem bestimmten Land ist wichtig für interkulturelles kommunikatives Handeln (vgl. ebd. 25).

2.2.3 Modell der interkulturellen Handlungsfähigkeit nach Bolten

Das Modell der interkulturellen Handlungsfähigkeit nach Bolten wurde im Jahre 2001 entwickelt. Auch in diesem Modell wird Interkulturelle Kompetenz in Teilkompetenzen untergliedert. Allerdings wird hier das Skill-Set interkultureller Kompetenz auf fachliche, strategische, soziale und individuelle Teilkompetenzen unterteilt. Alle vier Kompetenzfelder beinhalten dabei noch einmal weitere Aspekte. Im Unterschied zu den anderen beiden Modellen zielt Bolten mit seinem Modell weniger auf das partielle Erlernen von Kompetenzen im interkulturellen Kontext, sondern möchte durch das Zusammenspiel aller Aspekte, Kenntnisse und Fähigkeiten auf allen Ebenen interkulturelle Handlungsfähigkeit ermöglichen. Man spricht bei diesem Modell entsprechend auch vom 4-Ebenen Modell.

[...]


1 Quelle: https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/59917/kulturbegriffe#footnodeid_1-1

2 Quelle: https://www.ikud-seminare.de/veroeffentlichungen/interkulturelle-kommunikation.html

3 Quelle: https://www.ikud.de/glossar/rucksackmodell-von-kultur.html

4 Anhand der oben genannten Punkte lassen sich einige Fragen4 formulieren, die es ermöglichen herauszufinden, wie die kulturelle Prägung des jeweils anderen aussehen könnte4. Dieser Fragenkatalog wird in Anhang a) ausgelagert zur Verfügung gestellt

5 Quelle: https://www.ikud.de/glossar/zwiebelmodell.html

6 Quelle: https://www.ikud.de/glossar/eisbergmodell-von-kultur.html

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Interkulturelle Kommunikation in der Unternehmenskultur. Handlungsempfehlungen für interkulturelle Trainings
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Veranstaltung
Interkulturelle Kommunikation
Note
2
Autor
Jahr
2020
Seiten
25
Katalognummer
V704359
ISBN (eBook)
9783346204097
ISBN (Buch)
9783346204103
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Arbeit soll beleuchtet werden, wie sich Mehrsprachigkeit und Sprachenwechsel im Rahmen einer Unternehmenskultur auswirken und wie sich daraus Handlungsempfehlungen für Interkulturelle Trainings in Unternehmen ableiten lassen. Dazu werden die theoretischen Grundlagen (Kulturmodelle, Kompetenzmodelle usw.) sowie gängige Mehrsprachigkeitskonzepte (inkl. Code-Switching) und Trainings-Konzepte vor- und anhand praktischer Beispiele dargestellt.
Schlagworte
Unternehmenskultur, Unternehmenskommunkation, Interkulturelle Kommunikation, Personalentwicklung, Mehrsprachigkeit, Sprachenwechsel
Arbeit zitieren
Oliver Tissen (Autor:in), 2020, Interkulturelle Kommunikation in der Unternehmenskultur. Handlungsempfehlungen für interkulturelle Trainings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/704359

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