Erziehung zur Erziehung. Kann die Super Nanny die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken?


Diplomarbeit, 2006

114 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Ziel und zentrale Fragestellung der Arbeit
Aufbau des Textes
Lesehinweise
Rechtfertigung der Familienbildung als Aufgabe der Erwachsenenbildung

1. Zur aktuellen Erziehungsdebatte
1.1. Erziehungskatastrophe und Erziehungsnotstand
1.2. PISA und die Folgen

2. Bedingungen heutiger primärer Sozialisation
1.1. Rechtliche Grundlagen
2.1.1. UN-Kinderrechte und ihre gesetzliche Verankerung in der BRD
2.1.2. Elternrechte und Elternpflichten
2.1.2.1. Pflegerische Elternpflichten
2.1.2.2. Erzieherische Elternpflichten
2.1.2.3. Die Aufsichtspflicht
2.1.2.4. Folgen der Verletzung elterlicher Pflichten
2.1.2.5. Das Recht auf Eltern- und Familienbildung
2.1.3. Problematisierung des Kontrollvakuums
2.2. Kindheit und Familie heute
2.2.1. Merkmale heutigen Familienlebens
2.2.2. Merkmale heutiger Kindheit
2.2.2.1. Veränderung der Erziehungsvorstellungen
2.2.2.2. Veränderte räumliche und zeitliche Lebensbedingungen
2.2.2.3. Medienkindheit
2.2.2.4. Spielen und Spielzeug
2.2.2.5. Wie reagieren Kinder auf die Veränderungen?

3. Elterliche Erziehungskompetenzen
3.1. Annäherung an den Erziehungsbegriff
3.2. Erziehungsziele und Erziehungsstile
3.2.1. Ziele der Erziehung
3.2.2. Erziehungsstile
3.2.2.1. Autoritäre Erziehung
3.2.2.2. Verwöhnung
3.2.2.3. Vernachlässigung
3.2.2.4. Autoritative Erziehung
3.3. Elterliche Kompetenzen
3.3.1. Welche Kompetenzen brauchen Eltern?
3.3.2. Fünf Säulen einer entwicklungsfördernden Erziehung
3.3.2.1. Erste Säule: Liebevolle Zuwendung
3.3.2.2. Zweite Säule: Achtung und Respekt
3.3.2.3. Dritte Säule: Kooperation und Mitbestimmung
3.3.2.4. Vierte Säule: Struktur und Grenzen
3.3.2.5. Fünfte Säule: Förderung und Unterstützung
3.3.3. »Nachhilfe« beim Erwerb von Erziehungskompetenzen

4. Welche Kompetenzen haben Eltern heute?
4.1. Die Erziehungsstile
4.2. Die Kommunikation mit dem Kind
4.3. Körperliche Gewalt als Erziehungsmittel
4.4. Das emotionale Familienklima
4.5. Die Beeinflussung kindlichen Verhaltens durch die Eltern
4.6. Mitbestimmungsmöglichkeiten
4.7. Erschwerende Bedingungen für Eltern

5. Wo sehen Eltern ihren Wissensbedarf und welche Wünsche haben sie bezüglich Elternbildung?
5.1. Unsicherheit bei der Erziehung
5.2. Strategien bei der Informationsbeschaffung
5.3. Passgenauigkeit familienbildender Angebote
5.4. Informationslücken im Bereich Elternbildung
5.5. Informationsmedien
5.6. Wünsche bezüglich institutioneller Familien– und Elternbildung
5.7. Erziehungsberatung
5.8. Zusammenfassung des ermittelten Bedarfs und zukünftige Anforderungen an die Familienbildung

6. „ Die Super Nanny“ – Hintergründe und Fakten des TV-Formats
6.1. Das Medium Fernsehen als Informationsquelle
6.2. Randdaten und Einbettung der »Super Nanny«
6.3. Das Bewerbungsverfahren
6.4. Das Casting
6.5. Die teilnehmenden Familien
6.6. Zur Person der »Super Nanny«
6.7. Das Konzept und die Methoden
6.8. Die mediale Inszenierung
6.8.1. Mediale Präsentation der Sendung auf der RTL Homepage
6.8.2. Mediale Inszenierung der Sendung
6.9. Die Zuschauer

7. Die Kontroverse um die »Super Nanny«
7.1. Contra – Ein Armutszeugnis für die »Super Nanny«
7.1.1. Stellungnahme des Deutschen Kinderschutzbundes
7.1.1.1. Zu den Rahmenbedingungen
7.1.1.2. Die Behandlung der teilnehmenden Familien
7.1.1.3. Zum Konzept und den angewandten Methoden
7.1.1.4. Die Publikumswirkung
7.1.1.5. Die Zwei-Wochen-Therapie und ihre Nachhaltigkeit
7.1.1.6. Wie steht der Kinderschutzbund zur heutigen »Super Nanny«?
7.1.2. Weitere Stellungnahmen und Kritiken
7.2. Pro – Was können wir von der »Super Nanny« lernen?
7.2.1. Elisabeth Helming: „Differenzieren statt dramatisieren“
7.2.1.1. Zum Konzept
7.2.1.2. Zu den Methoden
7.2.1.3. Die »Super Nanny« im Umgang mit den Familien
7.2.1.4. Nachhaltigkeit
7.2.1.5. Anregungen für Familienbildung und Familienhilfe
7.2.2. Ergebnisse der Wiener Studie zur »Super Nanny«
7.2.2.1. Der Spagat zwischen medialer Präsentation und individueller Beratung
7.2.2.2. Die Sendung und das Konzept
7.2.2.3. Die Zuschauer und ihre Motivation
7.2.2.4. Die Wirkungen
7.2.2.5. Fazit aus der Wiener Studie
7.3. Die Sicht von RTL und Teilnehmerfamilien
7.3.1. Produzent Rettler und RTL zu den Vorwürfen
7.3.2. »Super Nanny« Katharina Saalfrank zur Kritik an der Sendung
7.3.3. Die Sicht der Teilnehmerfamilien

8. Schlussbetrachtungen
8.1. Kann die »Super Nanny« die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken?
8.1.1. Anregung zu liebevoller Zuwendung
8.1.2. Anregung zu Achtung und Respekt
8.1.3. Anregung zu einer kooperativen und partizipativen Erziehungshaltung
8.1.4. Förderung von Strukturierung und Grenzsetzung
8.1.5. Anregung einer altersgemäßen Förderung und Unterstützung der Kinder
8.2. Resümee
8.3. Ausblick: Anregungen für die Familienbildung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Ziel und zentrale Fragestellung der Arbeit

Mit dem neuen Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung (§1631, Absatz 2 BGB vom Juli 2000) ist endlich wieder einmal eine Diskussion über Erziehung und über Kriterien zur Förderung der kindlichen Entwicklung ins Rollen gekommen und hält bis heute an. Mängel und Hilfsbedarfe werden dabei aufgedeckt, die scheinbar vorher so nicht wahrgenommen worden waren. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass der Wandel der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Anforderungen der modernen Gesellschaft an ihre Mitglieder, es Eltern zunehmend erschweren, ihren Erziehungsauftrag zu erfüllen[1] und dass die bisherigen Maßnahmen der Eltern­bildung und Familienbildung einer Anpassung an die veränderten Bedürfnisse von Eltern erfordern. Gleichzeitig gilt es, von Seiten der Politik Elternschaft attraktiver zu machen und Eltern stärker zu unterstützen.

Auf den Ruf von Eltern nach Hilfe und Unterstützung wird von vielen Seiten reagiert und ihr Bedürfnis nach Orientierung und die Frage, welche Erziehung heute die »richtige« sei, wird mit einer unüberschaubaren Palette unterschiedlichster Ratgeber beantwortet. Zeitschriften befassen sich mit Erziehung, Elternkurse mit unterschied­lichen Konzepten und Zielen werden angeboten und Internetforen laden zum anony­men Austausch über Erziehungsprobleme ein. Auch das Fernsehen erkennt den wachsenden Informationsbedarf und reagiert mit entsprechenden Angeboten. Dass es vielen Eltern schwer fällt, angesichts der Vielzahl von Angeboten einen Überblick zu gewinnen und die »Spreu vom Weizen« zu trennen, ist nicht verwunderlich.

Mit der vorliegenden Arbeit sollen die Bedingungen ausgelotet werden, unter denen Familien heute leben und der Bedarf an Unterstützung in Form von Familienbildung (bzw. Elternbildung) soll nachgewiesen werden. Weiter möchte ich, am Maßstab aktuell als anstrebsam geltender Kriterien einer entwicklungsfördernden Erziehung, die TV Erziehungsshow »Die Super Nanny« des Fernsehsenders RTL auf ihre Wirkungen hin untersuchen. Im Mittelpunkt des Interesses soll dabei die Frage stehen, ob die Sendung, die seit zwei Jahren mit hohen Einschaltquoten für Aufsehen sorgt, die elterlichen Erziehungskompetenzen stärkt und eine wirksame Unter­stützung für Eltern bedeutet, die der Familienbildung neue Wege weisen kann, oder ob sie, wie dies von zahlreichen Kritikern angemahnt wird, einer autoritären und restriktiven Erziehung Vorschub leistet, dabei nur kurzfristig wirksam ist und die Würde der Familien, insbesondere die Würde der Kinder, mit Füßen tritt.

Aufbau des Textes

Der vorliegende Text gliedert sich in acht Kapitel. Dabei befassen sich Kapitel 1-5 primär mit der Situation heutiger Familien und mit Aspekten der Erziehung. Hier soll die Bewertungsgrundlage geschaffen werden, auf welcher in der zweiten Hälfte der Arbeit die TV-Serie: »Die Super Nanny« kritisch diskutiert werden soll.

1. Kapitel: Einsteigen möchte ich in das Thema mit einer Einführung in die aktuelle Erziehungsdebatte.
2. Kapitel: Im zweiten Kapitel sollen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sowie das Leben der Familien in Deutschland Thema sein. Der Wandel in vielen gesellschaftlichen Bereichen stellt nicht zuletzt die Familien vor neue Heraufor­derungen. Unter welchen Bedingungen leben Familien heute und was bedeutet es unter diesen Bedingungen Kind zu sein? Zuerst soll dabei die rechtliche und im An­schluss daran, die soziale Ebene des Familienlebens beleuchtet werden.
3. Kapitel: Als Kernstück primärer Sozialisation gilt die Interaktion zwischen Eltern und Kind, sprich: die Erziehung. Was versteht man unter Erziehung, wie wirkt sich unterschiedliches Erziehungsverhalten aus und welches sind die Kriterien eines Er­ziehungsverhaltens, welches die kindliche Entwicklung bestmöglich fördert? Diesen Fragen soll im dritten Kapitel nachgegangen werden.
4. Kapitel: Nachdem die Kriterien »idealen« Erziehungsverhaltens abgesteckt sind, stellt sich die Frage, wie es mit dem Erziehungsverhalten der Eltern in Deutschland tatsächlich bestellt ist. Aufschluss gibt hier eine Wiederholungsbefragung zur elterli­chen Erziehungskompetenz: das Kinderpanel des Deutschen Jugendinstituts (DJI).
5. Kapitel: Auch im fünften Kapitel verbleibt der Fokus auf den Eltern. Hier interes­siert die Frage, was sich Eltern bezüglich Familienbildung wünschen, welchen In­formationsbedarf sie haben und auf welchem Wege und über welches Medium sie die Informationen erhalten wollen? Auskunft über den Bedarf und die Wünsche der Eltern gibt uns eine empirische Studie (2002) des Staatinstituts für Familienfor­schung (ifb).
6. Kapitel: Das RTL-Format: »Die Super Nanny« wird im sechsten Kapitel vorge­stellt. Randdaten, Fakten und Abläufe werden beleuchtet.
7. Kapitel: Nachdem die Fakten zur Sendung erläutert wurden, ist mit dem siebten Kapitel die Kontroverse eröffnet. Pro und Contra sollen zu Wort kommen, wobei die aktuelle Wiener Studie zur »Super Nanny« und ihrem Publikum einige in der öffent­lichen Debatte formulierte Thesen untermauern bzw. widerlegen kann. Der Fernseh­sender RTL, der Produzent der Serie: Holger Rettler wie auch die »Super Nanny« Katharina Saalfrank beziehen Stellung zur Kritik an der Sendung und Aussagen von Teilnehmerfamilien werden das Bild ergänzen.
8. Kaptiel: Auf dem Hintergrund der ersten Hälfte der Arbeit soll im achten Kapitel die Fragestellung beantwortet werden: Kann die »Super Nanny« die elterliche Erziehungskompetenz stärken? Einige Überlegungen zur Anpassung der Familien­bildung an die veränderten und sich weiterhin verändernden Bedürfnisse von Fami­lien werden die Arbeit abrunden.

Lesehinweise

Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich sowohl die weibliche als auch die männliche Perspektive, ausgedrückt in der Schreibweise, berücksichtigen. Hieraus resultieren Wörter wie: »ErwachsenenbildnerInnen«, »Pädagog(inn)en«.

Familienbildung und Elternbildung als Aufgabe der
Erwachsenenbildung

Familienbildung ist, wie an späterer Stelle (2.1.2.5) ausführlicher dargelegt wird, zum einen im Kinder und Jugendhilfegesetz verankert. Damit fällt sie in den Aufga­benbereich der SozialpädagogInnen. Familienbildung hat aber auch ihre gesetzliche Grundlage in den auf Länderebene erlassenen Weiterbildungs- bzw. Bildungs­urlaubsgesetzen und kann damit auch dem Berufsfeld der ErwachsenenbildnerInnen zugeordnet werden: „Steht die Person im Mittelpunkt, so ist es einmal der Erwach­sene, der sich für seine Rolle in der Familie weiterbilden will; damit tritt die Erwach­senenbildung in den Vordergrund. Ist das Kindeswohl der zentrale Aspekt, so ist die Familienbildung im präventiven Bereich der Jugendhilfe (Sozialpädagogik) ange­siedelt.“[2] In beiden Fällen ist die Bildung der Eltern ein für den nachhaltigen Erfolg unverzichtbarer Faktor.

Konkreter ausformuliert wird die Eltern- und Familienbildung als Aufgabe der Erwachsenenbildung jedoch bisher lediglich in drei Landesgesetzen (Hessen, Nord­rhein-Westfalen und Thüringen)[3]. Ein anderes Bild zeichnet sich in der Praxis ab. Hier hat sich in den letzten Jahren die Familienbildung und Elternbildung im Ange­bot der Volkshochschulen und anderen Träger der Weiterbildung etabliert und wird mittlerweile vermehrt als Aufgabenbereich und Berufsfeld der Zukunft für Erwach­senenbildnerInnen diskutiert. Grund dafür ist nicht zuletzt die stabilere Finanzierung der Maßnahmen über das Weiterbildungsgesetz. In Zeiten massiver Kürzungen im sozialen Sektor wird oftmals dieser Weg der Finanzierung über das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) vorgezogen. Nach dem KJHG sind die Länder zwar zur Finanzierung und flächendeckenden Bereitstellung von Maßnahmen der Familien­bildung angehalten, nicht aber verpflichtet. Offene Angebote wie beratende Maß­nahmen, Stadtteiltreffs, Mütter- und Vätergruppen, Stillcafés (etc.), die als ein wichtiges Element der Familienbildung gelten, können über das Weiterbildungsgesetz jedoch nicht angeboten werden. Auflagen wie die Kursform, eine Mindestteilnehmerzahl, sowie Teilnehmergebühren müssen bei der Finan­zierung über das Weiterbildungsgesetz erfüllt werden. Angesichts beschriebener Entwicklungen und der allgemein sich verbreitenden Erkenntnis, dass die Kompe­tenzen zur Erziehung nicht mehr als »selbstverständlich gegeben« vorausgesetzt werden können und in unserer Gesellschaft heute mehr und mehr, auch institutionell, gelernt und gelehrt werden müssen,[4] begreife ich die Familienbildung als ein mögliches Berufsfeld für ErwachsenenbildnerInnen, in dem ich selbst tätig werden möchte und dem ich daher diese Arbeit widme.

1. Zur aktuellen Erziehungsdebatte

1.1. Erziehungskatastrophe und Erziehungsnotstand

Mit diesen Schlagworten trafen Susanne Gaschke und das Journalistenpaar Petra Gerster und Christian Nürnberger den Nerv der Zeit und verliehen in ihren gleich­namigen Büchern[5] dem allgemeinen Unmut über aktuelle Zustände im Bereich Familie, Schule und Gesellschaft Ausdruck. Angeregt war die Erziehungsdebatte schon zuvor durch die Einführung des Gesetzes zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung (§1631, Absatz 2 BGB vom Juli 2000). Seitdem ist sowohl in der breiten Öffentlichkeit, in der Politik, als auch in Fachkreisen eine Debatte über Erziehung entbrannt. Sie spielt sich ab im Rahmen von Talkshows im Fernsehen, in diversen (Fach-)Zeitschriften wie beispielsweise in der Zeitschrift: »Focus«, »GEO«, »Spie­gel« und »Stern« (u.a.), über eine schier unübersichtliche Palette an Ratgeber­literatur, Fachliteratur und Fachtagungen, Podiumsdiskussionen bis hin zu Debatten auf politischer Ebene (z.B. ausgedrückt im Vorschlag der Kopplung finanzieller Familienhilfen an Elternbildung oder aktuell im Beschluss des Ausbaus präventiver Familienhilfen[6] ).

„Die Erziehungskatastrophe“: Die Quintessenz von Gaschkes engagiertem Buch ist die Aussage, dass Eltern heute ihren Erziehungsauftrag nicht mehr wahrnehmen, sondern naiv darauf vertrauen, dass Kindergarten und Schule ihn für sie erfüllen.[7] Laut Gaschke wurden seit den späten 60er Jahren dem Staat, aus Furcht vor der Familie als Keimzelle des Faschismus, immer mehr Erziehungsrechte zugestanden. Dies habe einen Individualismus und einen Drang nach Selbstverwirklichung voran­getrieben, dem gegenüber sowohl die Familie als soziale Gemeinschaft, als auch die Gesellschaft mehr und mehr einen bestenfalls untergeordneten Rang einnahmen. Die Lockerung der Familiennetze und die Hoheit der Erziehungskompetenz bei staat­lichen Experten und Institutionen habe Eltern in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht, so Gaschke, und das Vertrauen von Eltern in die eigene Wirksamkeit im Erziehungsprozess geschwächt. Hierin sei unter anderem die Ursache heutiger Orientierungslosigkeit und Passivität von Eltern zu suchen. Leidtragende seien vor allem die Kinder, die sich mit verunsicherten bis hilflosen Eltern konfrontiert sehen und in den Institutionen dem ständigen Wechsel von Erziehungsmoden ausgesetzt sind. Dies wirke sich auf das Verhalten der Kinder aus: „Während man vor zwanzig Jahren mit ein oder zwei auffälligen Kindern pro Klasse rechnen musste, sind es heute eher fünf oder sechs. Wenn in den Familien keine Primärsozialisation statt­findet, wachsen der Schule neue Aufgaben zu, für die sie bisher nicht vorgesehen war.“[8]

„Der Erziehungsnotstand“: Der vielerorts beklagte Expertenmangel in Deutschland wird von Gerster und Nürnberger umgedeutet in einen Erziehungsnotstand. Sie kriti­sieren in ihrem Buch, politische Entscheidungen würden sich in erster Linie an den Interessen der Wirtschaft orientieren. Der Wirtschaftseinfluss mache sich in der aktuellen Bildungspolitik bemerkbar, wie z. B. in der Verkürzung der Schulzeit und der Forderung nach praxisorientiertem Unterricht. Ihrer Meinung nach liegt das Problem nicht in fehlenden Experten, sondern in einem so genannten »Erziehungs­notstand«.[9] Gemeint ist damit der Lehrermangel, veraltete Unterrichtsmethoden, die Tendenz von Eltern, sich verunsichert aus der Erziehungsverantwortung zu stehlen und daraus resultierend: eine wachsende Zahl vernachlässigter verhaltensauffälliger Kinder, denen die notwendigen Basiskompetenzen fehlen, um erfolgreich am Schul­unterricht teilzunehmen.[10] „Viele Kinder werden heute nicht mehr erzogen. Viele Eltern sind unfähig, nicht willens oder - wegen Berufstätigkeit - nicht in der Lage, ihre Kinder zu erziehen. Und eine wachsende Zahl von Eltern scheint ihre Gleich­gültigkeit und Nicht-Erziehung mit Liberalität und Toleranz zu verwechseln. Die an Geld-, Zeit- und Lehrermangel leidenden Schulen sind überfordert in dem Bemühen, das Versäumte auszubügeln, oder bemühen sich erst gar nicht darum.“[11]

Wer eine Verbesserung der Bildung wolle, müsse sich daher zuerst um die Erziehung kümmern, so die Autoren. Weiter dürften die Bildungsinstitutionen nicht auf ihre Funktion der »Rekrutierung von Arbeitskräften« reduziert werden. Stattdessen sollten, im Sinne von Humboldt: Humanität und »gelungenes Menschsein« über­geordnete Ziele der Bildung sein und nicht primär Nützlichkeit und Wettbewerbs­fähigkeit. Nur aus Bildung entstehe Kultur und ein kultiviertes Umfeld sei die Voraussetzung wichtiger Eigenschaften wie Neugier, Interesse, Engagement und Leistungswille, so die Autoren.

1.2. PISA und die Folgen

Warf man zu Beginn der Erziehungsdebatte das Scheinwerferlicht auf die mangelnde elterliche Erziehungskompetenz und den Werteverfall in den Familien, so lenkte das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Bundesrepublik in der internationalen Vergleichsstudie der OECD: kurz PISA-Studie,[12] die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Versäumnisse im Schul- und Bildungswesen. Die deutschen Schülerinnen und Schüler lagen in ihren Leistungen unterhalb des Mittelwertes. Sobald sich Deutsch­land als »Land der Dichter und Denker«, vom Schock dieser Ergebnisse etwas erholt hatte, begann die Suche nach den Schuldigen. Als Gründe für die Misere führte man „(...) die Lehrerausbildung, die Unterrichtsqualität, das dreigliedrige Schulsystem und die zu geringen bzw. falschen schulischen Anforderungen (...)“[13] an. Die Familie als Keimzelle von Bildungsprozessen geriet darüber vorerst ins Hintertreffen. Da jedoch aus der Studie in erschreckendem Maße der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen in Deutschland hervortrat und deutlich wurde, dass andere Länder die ungleiche Ausstattung der Familien weitaus besser ausgleichen können[14], zeichnete sich ein dringender Handlungsbedarf im Bereich der Familienbildung ab. In den Blickwinkel war nun wieder die Familie als Ort primärer Bildungsprozesse geraten: „Das in Familien vermittelte und angeeignete Human­vermögen stellt die wichtigste Voraussetzung und wirksamste Grundlage der lebenslangen Bildungsprozesse dar,“[15] so der Wissenschaftliche Beirat für Familien­fragen.

Welche bildungs- und familienpolitischen Folgen »der PISA-Schock« tatsächlich nach sich zieht, ist unklar. Fakt ist, dass derzeit flächendeckend Schulen, Kinder­gärten, Volkshochschulen und andere staatlich finanzierte Bildungsinstitutionen sich Qualitätstestierungsverfahren unterziehen müssen, bei gleichzeitiger Kürzung von Mitteln. Die Frühförderung im Kindergartenalter wird vorangetrieben sowie die frühere Einschulung in einzelnen Bundesländern.[16] Des weiteren soll das Niveau der ErzieherInnenausbildung angehoben werden. Familienbildung ist mittlerweile gesetzlich fest im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) verankert und erfährt derzeit einen Aufschwung, der sich nicht zuletzt in der schier unübersichtlichen Bandbreite an Elternkursen und Erziehungsratgebern niederschlägt. Aktuell in der politischen Diskussion ist eine Verstärkung der präventiven Erziehungshilfen[17] und die Einführung eines Frühwarnsystems[18] zur Verhinderung der Verwahrlosung und Kindesmisshandlung.

2. Bedingungen primärer Sozialisation

2.1. Rechtliche Grundlagen

In Anbetracht der aktuellen, allerorts diskutierten Erziehungskrise drängt sich die Frage nach den elterlichen Pflichten auf. Wofür sind Eltern verantwortlich und inwieweit ist der Staat in der Pflicht unterstützend tätig zu sein? Eine Antwort gibt die Gesetzeslage:

2.1.1. UN-Kinderrechte und ihre gesetzliche Verankerung in der BRD

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz fußt auf Artikel 6 des Grundgesetzes, der den Schutz von Ehe und Familie garantiert. Die Rechte des Kindes im Besonderen sind ausgedrückt in den »UN-Kinderrechten«, die 1989 weltweit von den Vereinten Nationen im Rahmen der UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet wurden. Die Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention ist Aufgabe der einzelnen Staaten. Die Bundesregierung weigert sich jedoch, die Kinderrechtskonvention vorbehaltlos umzusetzen, da dies dem Artikel 6 des Grundgesetzes entgegenstünde, der die elter­liche Erziehung vor Eingriffen des Staates schützt.[19]

UN-Kinderrechte:[20]

Als UN-Kinderrechte gelten neben den ohnehin geltenden Menschenrechten:

- Das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung
- Schutz vor Ausbeutung
- Recht auf Bildung
- Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit
- Recht der Familie auf Schutz
- Staatliche Unterstützung bei Erziehungsproblemen
- Recht auf Beteiligung bei Entscheidungen, die sie betreffen.

In der Bundesrepublik ist das Kindesrecht im Kinder – und Jugendhilfe Gesetz verankert:

Auszug aus dem Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz (KJHG)

§ 1 Recht auf Erziehung, Elternverantwortung, Jugendhilfe

(1) Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 insbesondere

- junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,
- Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen,
- Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen,
- dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.

KJHG Kinder- und Jugendhilfegesetz 1990

Wie aus §1 Abschnitt (2) eindeutig hervorgeht, ist es die Pflicht der Eltern die Pflege und Erziehung ihrer Kinder zu leisten. Die Pflichterfüllung der Eltern zu über­wachen, ist Aufgabe des Staates. Diese vage Formulierung lässt vieles offen. Was wird hier unter Pflege und Erziehung gefasst und wann kann von einer Verletzung der elterlichen Pflichten gesprochen werden? Wie ist es mit dem Erziehungs- und Bildungsauftrag von Krippe, Kindergarten und Schule, zumal die Schulpflicht eine Einschränkung elterlicher Zuständigkeit bedeutet? Und zuletzt möchte ich hier die Frage aufwerfen, wie die elterliche Pflichterfüllung von staat­licher Seite kontrolliert wird?

2.1.2. Elternrechte und Elternpflichten

Die elterliche Sorge wird im Gesetz unterteilt in: die Sorge für die Person des Kindes (Personensorge) und die Sorge für das Vermögen des Kindes (Vermögenssorge). Letztere ist im Rahmen dieser Arbeit nicht von Bedeutung.

Nach § 1631 BGB[21] umfasst die Personensorge die Pflicht und das Recht, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen. Dabei haben die Kinder das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Dies bedeutet, dass körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maß­nahmen unzulässig sind.[22]

2.1.2.1. Pflegerische Elternpflichten

Zur Pflege des Kindes gehört die notwendige Grundversorgung wie: die alters­gemäße Ernährung, die Hygiene (Körperpflege und Kleidung) und die Förderung der Gesundheit (Inanspruchnahme von Versorgung im Fall ernstlicher Erkrankung sowie Vorsorgeuntersuchungen).[23]

2.1.2.2. Erzieherische Elternpflichten

Als Bedingung einer gesunden Erziehung gilt ein Familienklima, in dem das Kind Respekt, Wertschätzung, Wärme, Geborgenheit, Offenheit, Anregung und Unter­stützung erfahren kann. Hierzu ist zumindest eine verlässliche und einfühlsame Bezugsperson nötig, die dem Kind grundsätzlich mit Interesse gegenübersteht und es ressourcenorientiert fördern kann. Das Kind ist in seiner körperlichen, geistigen und sozial-emotionalen Entwicklung zu fördern:[24]

- Zur Förderung der körperlichen Entwicklung zählt, dass Körpergröße und –gewicht auf ein gesundes Aufwachsen des Kindes schließen lassen. Das Krabbeln, Stehen, Gehen und Laufen soll altersgerecht angeregt, die Feinmotorik beispielsweise beim Anziehen der Kleidung, beim Basteln und bei alltäglichen Tätigkeiten geübt werden. Eine extreme Reizarmut kann sich ebenso gesund­heitsschädlich auswirken wie eine permanente optische und akustische Reizüber­flutung.[25]
- Die Förderung der geistigen Entwicklung misst sich z.B. im Erlernen der Sprache und in der Fähigkeit, Erlebtes auf andere Situationen zu übertragen sowie am selbstständigen Denken. Die Schule betreffend spricht das Bundes­verfassungsgesetz von der „gemeinsamen Erziehungsaufgabe von Eltern und Schule (...), die in einem sinnvoll aufeinander bezogenen Zusammenwirken zu erfüllen ist“.[26]

- Die sozial-emotionale Entwicklung, man könnte auch sagen, die Fähigkeit des Kindes mit seinen Gefühlen konstruktiv umzugehen, wird gefördert durch die Interaktion in einer Beziehung mit dem Kind, in der auf die Gefühle des Kindes, wie Freude, Trauer, Aggression, Frustration usw., angemessen eingegangen wird[27]. Das Kind muss sich auf seine Eltern verlassen können. Werte, Regeln und Grenzen sollen ihm vermittelt werden, um es für ein soziales Zusammenleben zu qualifizieren. Hierzu gehört auch die Unterstützung des Umgangs mit Personen, zu denen das Kind bereits Bindungen besitzt (Geschwister, Großeltern, evtl. getrennt lebender Elternteil, Freunde), wenn ihre Aufrechterhaltung für seine Entwicklung förderlich ist.[28]

2.1.2.3. Die Aufsichtspflicht

Die Aufsichtspflicht fällt sowohl in den pflegerischen als auch in den erzieherischen Bereich. Sie bezeichnet die zuverlässige, nachvollziehbare und altersgemäße Auf­sicht des Kindes. Je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes ist die Aufsichts­pflicht auf unterschiedlichen Ebenen zu leisten. Verhindert werden soll die Ver­letzung und Vergiftung des Kindes ebenso wie Schädigungen der Psyche (Traumata). Dem Kind soll das Einhalten von Grenzen zum eigenen Wohle beigebracht werden (z.B. im Straßenverkehr). Die Aufsichtspflicht soll das Kind auch vor Gefahren schützen, die für das Kind noch nicht nachvollziehbar sind wie der Aufenthalt an kinder- und jugendgefährdenden Orten oder der Umgang mit nicht altersgerechten Medien.[29]

2.1.2.4. Folgen der Verletzung elterlicher Pflichten

Nicht immer können Eltern ihrer Erziehungsverantwortung gerecht werden. Bei Verletzungen der elterlichen Pflichten, die eine Gefährdung des Kindeswohls bedeuten (beispielsweise bei Misshandlung, Vernachlässigung oder sexuellem Miss­brauch), ist das Jugendamt in der Pflicht eine angemessene Hilfe zur Erziehung anzubieten, sofern das Umfeld mit der Lösung des Problems überfordert ist.[30]

Formen der Hilfe durch das Jugendamt sind:

- Erziehungsberatung,
- soziale Gruppenarbeit
- Erziehung in einer Tagesgruppe,
- Erziehungsbeistand / Betreuungshelfer,
- sozialpädagogische Familienhilfe,
- Vollzeitpflege,
- Heimerziehung und sonstige betreute Wohnformen,
- intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung sowie
- Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche.

Weigern sich Eltern eine entsprechende Hilfe anzunehmen, hat das Jugendamt gemäß § 50 Absatz 3 SGB VII[31] das Familiengericht anzurufen. Dieses entscheidet über einen eventuellen Eingriff in das Sorgerecht der Eltern zum Schutz des Kindes. Vorstufen eines Entzugs des Sorgerechts sind: Ermahnungen, Verwarnungen, Weisungen oder Auflagen zur Wahrnehmung der elterlichen Sorge, bzw. das teil­weise Entziehen des Sorgerechts und Einsetzen eines Pflegers oder Vormunds. „Die gesamte Personensorge darf nur entzogen werden, wenn andere Maßnahmen erfolg­los geblieben sind oder wenn anzunehmen ist, dass sie zur Abwendung der Gefahr nicht ausreichen“.[32] Maßnahmen, die eine Trennung des Kindes von der Familie bedeuten, sind nur einzuleiten, wenn die Gefahr nicht auf andere Weise abgewendet werden kann.

2.1.2.5. Das Recht auf Eltern- und Familienbildung

Maßnahmen der Familien- und Elternbildung (präventive Angebote wie auch ge­zielte Hilfen zu bestehenden Problemen) stehen, qua Gesetz, allen Familien offen. Die Grundlage hierfür findet sich im KJHG:

Auszüge aus dem KJHG: Erstes Kapitel, zweiter Abschnitt:

§ 16 Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie

(1) Müttern, Vätern, anderen Erziehungsberechtigten und jungen Menschen sollen Leistungen der allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie angeboten werden. Sie sollen dazu beitragen, dass Mütter, Väter und andere Erziehungs­berechtigte ihre Erziehungsverantwortung besser wahrnehmen können. Sie sollen auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie gewaltfrei gelöst werden können.

(2) Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie sind insbesondere[33]
1. Angebote der Familienbildung, die auf Bedürfnisse und Interessen sowie auf Erfahrungen von Familien in unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungs­situationen eingehen, die Familie zur Mitarbeit in Erziehungseinrichtungen und in Formen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe besser befähigen sowie junge Menschen auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vor­bereiten,
2. Angebote der Beratung in allgemeinen Fragen der Erziehung und Entwicklung junger Menschen,
3. Angebote der Familienfreizeit und der Familienerholung, insbesondere in be­lastenden Familiensituationen, die bei Bedarf die erzieherische Betreuung der Kinder einschließen.

(3) Das Nähere über Inhalt und Umfang der Aufgaben regelt das Landesrecht.

§ 17 Beratung in Fragen der Partnerschaft, Trennung und Scheidung

(1) Mütter und Väter haben im Rahmen der Jugendhilfe Anspruch auf Beratung in Fragen der Partnerschaft, wenn sie für ein Kind oder einen Jugendlichen zu sorgen haben oder tatsächlich sorgen. Die Beratung soll helfen,
1. ein partnerschaftliches Zusammenleben in der Familie aufzubauen,
2. Konflikte und Krisen in der Familie zu bewältigen,
3. im Falle der Trennung oder Scheidung die Bedingungen für eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen förderliche Wahrnehmung der Eltern­verantwortung zu schaffen. (...)

§ 18 Beratung und Unterstützung bei der Ausübung der Personensorge

Der Gesetzgeber sieht zwar ein flächendeckendes Netz von Eltern- und Familien­bildungseinrichtungen vor, die Realität spricht heute aber noch eine andere Sprache. So merken Rauschenbach und Züchner[34] in ihrem Plädoyer für eine Neuformatierung der Familienpolitik an, dass wir, wie die amtliche Statistik von 2002 zeigt, noch weit von einer Bedarfsdeckung entfernt sind. Bundesweit seien 365 Einrichtungen im Bereich der etablierten, bundesdeutschen Familienbildung mit knapp 2.400 Mitar­beiterinnen und Mitarbeitern verzeichnet. Gemessen an einer Geburtenrate „(...) von jährlich rund 700.000 Geburten, (..) 10,2 Mio. Familien mit wenigstens einem Kind unter 18 Jahren sowie ca. 48.000 Kindertageseinrichtungen für Kinder im Krippen- und Kindergartenalter mit fast 290.000 pädagogisch tätigen Personen, ist das eine ausgesprochen bescheidene Größenordnung.“[35] Umgerechnet bedeute dies, so Rauschenbach und Züchner, dass eine Familienbildungsstätte zuständig ist für über 130 Kindertagesstätten, 1900 Neugeborene und 28.800 Familien. Dieses Verhältnis kann den Bedarf in keiner Weise decken. Dem gegenüber steht der Fakt, dass sich heute mehr als die Hälfte aller Eltern Unterstützung, Orientierung und Informationen bezüglich der Erziehung wünschen.[36]

Weiter ist anzumerken, dass bildungsferne Familien bzw. Familien in Multi­problemlagen von Maßnahmen der klassischen Familienbildung (Elternkurse, Vor­träge, Eltern-Kind-Gruppen) selten erreicht werden. Um den gesetzlichen Bildungs­auftrag zu erfüllen, muss sich Familienbildung vermehrt auch den Bedürfnissen und Bildungsgewohnheiten der gesellschaftlichen Gruppen anpassen, die bisher noch nicht erreicht werden konnten. Auf den Bedarf von Eltern und auf ihre Wünsche, bezüglich Eltern- und Familienbildung, werde ich an späterer Stelle eingehen (Siehe 5. Kapitel).

2.1.3. Problematisierung des Kontrollvakuums

Immer wieder geschieht es, so auch in der jüngsten Vergangenheit im Fall »Kevin« in Bremen,[37] dass Kinder, von ihren Eltern vernachlässigt, in Wohnungen eingesperrt werden, verhungern oder über Jahre hinweg elterlicher Gewalt ausgeliefert sind, ohne dass dies bemerkt wird. Der Schutz der Familie vor staatlichen Eingriffen, wie er im Grundgesetz verankert ist, lässt verantwortungslosen oder gewalttätigen Eltern weitgehend freie Hand. Heute wird immer öfter Unmut über diese Kontrolllöcher laut und es werden Vorschläge zu einer frühen Prävention und »Frühwarnsystemen« diskutiert, wie z.B. der Vorschlag, staatliche finanzielle Leistungen für Familien (Er­ziehungsgeld, Kindergeld) an Elternbildungsmaßnahmen zu koppeln[38] oder die ärztli­chen Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern zur Pflicht zu machen.[39] Auf diese Weise wäre eine Kontrolle gewährleistet, die zumindest Fälle physischer Verwahrlosung aufdecken helfen könnte. Der Deutsche Kinderschutzbund und die Deutsche Gesell­schaft gegen Kindesmisshandlung sprechen sich gegen gesetzlich vorgeschriebene Untersuchungen aus. „Statt einer Pflicht verlangte der Kinderschutzbund zunächst einen Rechtsanspruch gemäß der UN-Kinderrechtskonvention, so dass auch die 200.000 Kinder in Deutschland Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen können, die nicht krankenversichert sind.“[40] Verfechter der Einführung eines Erziehungsführer­scheins ist der Sozial- und Gesundheitswissenschaftler und Leiter der letzten Shell-Jugendstudie Klaus Hurrelmann.. Er spricht davon, dass ein Drittel der Eltern ihren Erziehungsauftrag gut bewältigen, ein weiteres Drittel sich „durchwurschtele“. Das untere Drittel würde die großen Potentiale der Kinder durch Gewalt, mangelnde Hygiene, unstrukturierte Tagesabläufe und falsche Ernährung verschütten.[41] Diese Eltern seien oft nicht zugänglich für freiwillige Maßnahmen. Hier müsste, so Hurrelmann, staatliche Kontrolle in Form eines Bonus und Sanktionssystems her. Diese Ansicht ist ebenfalls umstritten. In einem Eingriff in die familiale Erziehungs­hoheit sehen Kritiker eine Normierung von Erziehung und ein Untergraben des elter­lichen Vertrauens in die eigene Kompetenz.[42]

2.2. Kindheit und Familie heute

Den gesetzlichen Elternpflichten und Elternrechten sowie den Kinderrechten steht häufig eine Alltags-Realität gegenüber, die es Eltern erschwert, erstere umzusetzen oder die Eltern gar an ihrer Erziehungsaufgabe scheitern lässt. Die Faktoren, die Familienleben beeinflussen, sind vielfältig. Wir werden einige davon im Folgenden näher betrachten.

2.2.1. Merkmale heutigen Familienlebens

Spätestens seit Ulrich Beck’s Thesen[43] ist klar, dass die Individualisierungsprozesse und die Auswirkungen weltwirtschaftlicher Globalisierung auch vor der »Institution Familie« nicht halt machen. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und Manager seiner »lückenlosen Berufs- und Qualifizierungsbiographie«. Die Angst, beruflich nicht mithalten zu können und im Wettbewerb abgehängt zu werden, lässt Paare vor der Familiengründung zurückschrecken. Auch macht die Notwendigkeit der Mobi­lität und Flexibilität im Beruf oft ein gemeinsames und partnerschaftliches Erziehen von Kindern schwer. So stehen wir zu Beginn des 21.Jahrhunderts vor gewandelten Rahmenbedingungen des Aufwachsens und der Erziehung und damit vor neuen Her­ausforderungen.

Beleuchten wir zunächst die strukturellen Merkmale von Familien: Da ist heute ein rückläufiger Trend bei der Zahl der Eheschließungen, ein Anstieg der Scheidungsrate sowie eine stark rückläufigen Geburtenrate zu beobachten (1990 wurden in der BRD 905.000 Kinder geboren. Im Jahr 2000 waren es 770.000 und 2003 waren es 715.000 Kinder).[44] Die Zahl unehelicher Kinder sowie der Anteil von Alleinerziehenden ist gestiegen.[45]

Bezeichnend dafür, dass es sich bei diesen Trends um einen grundlegenden Wandel handelt, ist, dass sich heute keine allgemein anerkannte Definition von Familie mehr finden lässt - weder in der Alltags-, noch in der Wissenschaftssprache. Eine, wie ich finde, plausible Charakterisierung der Familie bietet die Soziologin Nave-Herz[46]: Für sie ist eine Familie eine Verbindung, in der Eltern oder ein Elternteil mit ihren bzw. seinen Kindern zusammenleben, zumeist in einer Hausgemeinschaft. Sie unterschei­det weiter in folgende drei Kategorien:

In so genannte »Drei-Generationen-Familien« (Großeltern, Eltern, Kinder), in »Eltern-Familien« und in »Ein-Eltern-Familien«. Sehr unterschiedlich können die Entstehungszusammenhänge der Familienformen sein. So können z.B. Ein-Eltern-Familien von Geburt des Kindes an eine bewusst gewählte Lebensform sein, sie können aber auch durch Trennung, Scheidung oder durch den Tod eines Elternteils zustande kommen. 12–15% der Kinder von Ehepaaren erleben noch vor dem Errei­chen der Volljährigkeit die Scheidung ihrer Eltern.[47] Vermutlich ist die Zahl der von der Trennung ihrer Eltern betroffenen Kinder weitaus höher, rechnet man die un­ehelichen Kinder mit ein. Auch der Wechsel der Familienformen innerhalb einer Familie ist heute keine Seltenheit mehr: Wenn es z.B. in einer Ein-Elternfamilie zu einer (wiederholten) Eheschließung oder Partnerschaft kommt, wird diese zur Stief­familie oder, wenn der neue Partner ebenfalls Kinder in die Beziehung einbringt, zur Patchworkfamilie. Weiter können aus dieser neuen Verbindung wieder Kinder her­vorgehen und es kann zu einer weiteren Scheidung kommen usw.. Anhand der be­schriebenen Varianten lässt sich erahnen, dass die Bandbreite an Familienformen groß und die klassische Kernfamilie durchaus nicht mehr so selbstverständlich ist, wie sie es noch in den 50 er – und 60 er Jahren war.

Ein weiteres Merkmal des strukturellen Wandels ist die weit verbreitete Berufstätig­keit der Mütter. Fast die Hälfte der etwa 15 Millionen erwerbstätigen Frauen sind Mütter,[48] wobei knapp 50 % der berufstätigen Mütter nur ein Kind und 40% zwei Kinder hat. Mit einem Kind, so legen diese Zahlen nahe, ist Familie und Beruf in der Regel noch vereinbar. So wundert es kaum, dass, neben der Tatsache sinkender Ge­burtenzahlen, ein großer Anteil von Ehepaaren nur mit einem Kind lebt und ein weiterer relativ großer Anteil zwei Kinder hat.[49] Die Zahl der Paare mit drei und mehr Kindern ist verschwindend gering (siehe Abb. 1).

Die relativ hohe Erwerbstätigkeit von Müttern spiegelt eine Verschiebung der Rollen innerhalb der Familie wieder. Frauen sorgen mit für das Familieneinkommen und erkämpfen sich dadurch ein Stück Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung. Häufig beruht die Berufstätigkeit der Mutter jedoch auch auf finanziellen Zwängen. Für die Kinder bedeutet dies ein »Weniger« an Zeit mit den Eltern: Bei Müttern von Kindern unter 15 Jahren überwiegt zwar die Teilzeitarbeit[50], dennoch bedeutet die Berufstätig­keit beider Eltern für viele Kinder, dass sie nach dem Kindergarten oder der Schule entweder fremdbetreut werden oder allein zu Hause sind.

Abb. 1: Familien mit Kindern unter 18 Jahren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

*als Alleinstehende zählen auch Väter und Mütter mit volljährigen Kindern

Quelle: Mikrozensus 1999, Statistisches Bundesamt, Stat. Jahrbuch 2000, S. 64.

Teilweise beeinflusst durch den Zwang zur Mobilität, aber auch aufgrund von Indi­vidualisierungsprozessen, ist die Einbeziehung der Großfamilie bei der Betreuung und Erziehung der Kinder häufig nicht mehr möglich. Damit ist ein nicht zu unter­schätzender Verlust an Orientierung und Entlastung verbunden. Dies gilt, meiner Ansicht nach, sowohl für die Eltern als auch für die Kinder. Eltern haben heute weniger Möglichkeiten, Erziehungskompetenzen durch Beobachtung anderer Eltern und Kinder zu erwerben, wie es naturwüchsig in großen Familienverbänden ge­schieht. „Innerhalb ihrer Verwandtschaft können sich Eltern kaum noch etwas über den Umgang mit Kindern abschauen: Weil die Familien aus weniger Kindern beste­hen, gibt es in den verschiedenen Generationen auch weniger ältere Geschwister, Tanten, Onkel und andere Verwandte.“[51] Ich sehe darin jedoch auch die Chance, dass Familien sich ein außerfamiliäres, soziales Netz aufbauen - man könnte es Wahl­verwandtschaft nennen - welches auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Zusammenfassung: Familie heute ist geprägt von der Berufstätigkeit beider Eltern­teile, von Einzelkindheit (1- max. 2 Kinder), von Scheidung und neuen Familien­konstellationen (mit all ihren Chancen und Gefahren) sowie von einem Zerfall groß­familialer Netzwerke. Mit letzterem ist ein nicht zu unterschätzender Verlust von Orientierung und Möglichkeiten der Entlastung verbunden.

2.2.2. Merkmale heutiger Kindheit

2.2.2.1. Veränderung der Erziehungsvorstellungen

Galt es früher einmal als finanzielle Ressource Kinder zu bekommen, so gilt es heute als finanzielle Belastung. Auch die Versorgung ihrer Eltern im Alter können und wollen die »erwachsenen Kinder« heute oft nicht mehr leisten. Die Motivation zur Elternschaft hat sich daher verschoben: Statt dessen wird von den Kindern heute er­wartet, dass sie dem Leben der Eltern einen Sinn geben und glücklich machen.[52] Diese Erwartung hat große Auswirkungen auf den Umgang mit den eigenen Kindern, denn, um diese zu erfüllen, ist die Herstellung einer qualitativ guten Beziehung zu den Kindern wichtig. Im positiven Fall bedeutet das einen Zuwachs an Mitbestim­mungsmöglichkeiten für das Kind und ein »Mehr« an liebevoller Zuwendung und Förderung. Im negativen Extremfall bedeutet es, dass sowohl die Eltern an sich selbst und ihre Elternrolle, als auch an das Kind unerfüllbare Perfektionsansprüche stellen und es mit Fördermaßnahmen überschütten. Das Kind selbst bleibt dabei auf der Strecke und entwickelt vielleicht Stresssymptome, wie schätzungsweise 40% der heutigen Kinder.[53] Auch scheuen sich heute 44% der Eltern, in Bezug auf ihre Kinder konsequent zu sein und ihnen Grenzen zu setzen, so eine Umfrage der Zeitschrift GEO.[54] Dahinter verbirgt sich vermutlich die Angst, die Beziehung zum Kind oder die »familiäre Harmonie« zu gefährden.[55] Die Folge auf Seiten der Eltern ist häufig Resignation, angesichts des unannehmbaren Verhaltens ihrer Kinder, sowie ein weit­gehender Rückzug aus der Erziehungsverantwortung, im Vertrauen auf die erzieheri­sche Wirkung von Kindergarten und Schule.

Die Erziehungswissenschaftlerin Tschöpe-Scheffler weist, in Anbetracht der skiz­zierten Mängel, darauf hin, dass davon auszugehen ist, dass die meisten Eltern ihre Kinder lieben und das Beste für ihr Wohlergehen wünschen und auch tun wollen.[56] „Ich liebe meine Kinder, aber ich komme nicht mit ihnen klar!“[57] ist der Satz einer Mutter beim „Super Nanny“ Format, und bringt damit in seiner Kürze die Zerrissen­heit vieler Eltern auf den Punkt. Ebenfalls stellt Tschöpe-Scheffler im Rahmen ihrer Forschungsarbeit fest, dass Eltern heute vermehrt ein Problembewusstsein zeigen sowie eine verstärkte Sensibilität im Umgang mit ihren Kindern. Auch die Offenheit gegenüber Unterstützung von außen wachse merklich.[58]

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die traditionelle autoritäre Haltung, die lange Zeit Inbegriff einer guten Erziehung war, ist zu Recht in Verruf geraten. Stattdessen versuchen Eltern heute ein liberales, partnerschaftliches Familienklima herzustellen.[59] Dabei ist ein Zuwachs sowohl an »übererzogenen« Kindern, als auch an vernachläs­sigten Kindern zu verzeichnen.[60]

2.2.2.2. Veränderte räumliche und zeitliche Lebensbedingungen

Die städteplanerischen Entwicklungen führen mehr und mehr zu einer Zersiedelung der Wohnräume. Die natürliche Durchmischung von Wohnen, Arbeiten, Einkauf, Schulen und sozialen Treffpunkten in einem Stadtteil ist heute nicht mehr die Regel. Dies zieht die Notwendigkeit ständiger Mobilität nach sich. Man benötigt das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel, um zur Arbeit, zu Schule und Kindergarten, zum Einkauf, zum Sport oder zum Arzt zu kommen.[61] Auch die Dauer der Wohnansässig­keit nimmt im Zuge einer unsicheren Arbeitsmarktlage ab, was erhebliche Auswir­kungen auf die sozialen Kontakte der Menschen hat.

Die Kinder betrifft die Zersiedelung in besonderem Maße. Sie sind abhängig davon, dass sie von Erwachsenen zu den entsprechenden Orten chauffiert werden. Das Ver­abreden mit Freunden obliegt der Fahrbereitschaft der Eltern. Spielen und kindliche Gruppenbildungen werden zum Termingeschäft. Ein Umzug zwingt zur Aufgabe sozialer Kontakte.

In Fachkreisen der Pädagogik werden die Bedingungen heutigen Aufwachsens mit Begriffen wie: Einzelkindheit, Einelternkindheit, Verinselung, verplante Kindheit, Konsumkindheit und Medienkindheit (usw.) beschrieben (siehe Abb. 2).

Mit dem Begriff der »Verinselung« beschreibt die Soziologin Helga Zeiher einen Trend zur Fragmentierung kindlicher Lebensräume. Das von ihr entworfene Modell der Verinselung, bei dem das Kind zwischen mehreren Inseln (Familie, Schule, Frei­zeit...) hin und her chauffiert wird und auf diese Weise Realität aneignet, steht dem vorhergehenden, traditionellen Modell der räumlichen Aneignung gegenüber, nach welchem das Kind seinen Erfahrungsraum - dargestellt in drei Ringen - von innen nach außen und Stück für Stück erweitert und die Orte, für all seine Tätigkeiten, in der unmittelbaren Wohnumgebung eigenständig aufsuchen kann.[62]

Abb. 2: Bedingungen heutiger Kindheit[63]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Erziehungswissenschaftler Rolff und Zimmermann sehen in der erwähnten Zer­siedelung sowie in der Zunahme des Verkehrsaufkommens Gründe für die Verinselung der kindlichen Lebenswelt: Kindern ist häufig ein ungefährliches Spielen auf der Straße nicht mehr möglich. Das kindliche Spiel wird folglich mehr und mehr in die Wohnungen verlagert und Tätigkeiten, die vordem auf der Straße spontan mit Nachbarskindern ausgeübt wurden, werden nun institutionalisiert aufge­sucht.[64]

Kinder erleben ihren Alltag heute nicht mehr als spontan und selbst bestimmten Frei­raum und zusammenhängende Zeiteinheit, sondern als zerstückeltes Termingeschäft, das sich in zum Teil völlig verschiedenen Welten abspielt. Die einzelnen Termine sind dabei relativ austauschbar.[65] Die Notwendigkeit sich mit Nachbarskindern oder Geschwisterkindern zu arrangieren und Konflikte zu lösen ist, wie ich denke, häufig nicht mehr gegeben. Die Verplanung der Nachmittage lässt der Langeweile sowie der potentiell daraus entstehenden Eigeninitiative und Kreativität kaum noch Raum. Kinder werden damit in die Rolle des Konsumenten gepresst.[66] Ob Eltern eine kind­gerechte und anregende Umgebung schaffen und wohldosiert die Möglichkeit zu institutionalisierten Freizeittätigkeiten ermöglichen, entscheidet heute mehr denn je über die Realisierung kindlicher Potentiale. Kinder, die nicht diese Möglichkeiten haben, halten sich überwiegend in den Wohnungen auf. Eigenständiges Spielen im Freien ist kaum möglich, denn Spielplätze, Grünflächen und Parkanlagen sind Teil einer »angeleiteten Kindheit« und sind für Kinder selten allein zu erreichen.[67]

Die »Domestizierung von Kindern« ist aber sicher nicht allein Resultat oben be­schriebener Veränderungen, sondern auch Resultat des Einzugs der Medien in die Kinderzimmer.

2.2.2.3. Medienkindheit

Das Ergebnis einer Studie der Bundeszentrale für Gesundheit (2002) zum Fernseh­konsum bei Kindern deckte auf, dass Kleinkinder, von der Geburt an bis zu zwei Jahren, im Durchschnitt täglich 58 Minuten, drei bis fünfjährige Kinder 75 Minuten, sechs bis neunjährige Kinder 92 Minuten und die 10 bis 13 Jährigen 108 Minuten fernsehen.[68] Die Dauer des Fernsehkonsums bei Kindern ist in den letzten Jahren nicht wesentlich gestiegen, wohl aber die Anzahl der fernsehenden Kinder. Eine an­dere Studie: die KIM Studie (2006), kommt aktuell auf eine durchschnittliche Fern­sehnutzung der 0 bis 13 Jährigen von täglich 95 Minuten.[69] In Anbetracht der Tat­sache, dass die Zeit des Fernsehens durch Computerspielen, »Playstation« und Internet ergänzt wird, erhöht sich die Zeit vor dem Bildschirm.

Bei einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KfN) wurden die Mediengewohnheiten von Viertklässlern und Neuntklässlern an Schul­tagen untersucht. Die gesamte Mediennutzung (Fernsehen, Videofilme, Computer- und Videospiele) der Viertklässler liegt bei 156 Minuten täglich. Bei Neuntklässlern liegt diese bei 188 Minuten täglich. Das KfN stellt in der Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Mediennutzung und schlechteren Schulleistungen her. Besonders häufig träfe dies zu, wenn Kinder und Jugendliche eine eigene, ihnen zur freien Verfügung stehende Medienausstattung besäßen.[70]

Als Folge des hohen Fernseh- und Medienkonsums sehen Rolff und Zimmermann die Hemmung kognitiver Funktionen im Sinne von Piaget’s Entwicklungsmodell. Piaget beschreibt vier aufeinander aufbauende Stufen der Aneignung:[71]

Abb. 3: Die Stufen der Aneignung nach Piaget

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Laut Rolff und Zimmermann werden Kinder durch übermäßige Mediennutzung auf der Stufe ikonischer Aneignungsweise festgehalten und könnten die darauf aufbau­enden Stufen der Aneignung nur in unzureichendem Maße entwickeln. Die Zeit der Kinder würde durch Fernsehen und Computer gebunden, auf Kosten von realen Sinneserfahrungen und der Phantasieentwicklung.

Auch in der Hirnforschung wird das Ausmaß an Mediennutzung beklagt: Fernsehen z. B. bedeute eine Unterforderung der Hirnareale, die für den sozial-emotionalen und motorischen Bereich zuständig sind: „Die meisten 3-Jährigen haben bereits 1/3 der Hirnzellen wegen Unterforderung verloren. In späteren Jahren stellen dann ein­fachste Bewegungsaufgaben eine Überforderung dar, da sie keine oder zu wenig Erfahrungen sammeln konnten. Je vielseitiger und emotionsgeladener eine Bewe­gung ist, desto mehr Hirnareale werden zugeschaltet, was sich durch eine bis zu 50% gesteigerte Hirndurchblutung zeigt. Bewegungsvielseitigkeit bringt auch gedankliche Vielseitigkeit.“[72]

Der weit verbreitete übermäßige Medienkonsum und der damit verbundene Bewe­gungsmangel, gepaart mit einer ungesunden Ernährung, wirkt sich auch gesundheit­lich aus: z. B. durch Haltungsschäden, Übergewicht und damit verbundenen Folge­erkrankungen. Ein Bewegungstagebuch (n =1000, Alter: 6-10 J.) ergab eine durchschnittliche Tagesaufteilung in 9 Stunden Liegen, 9 Stunden Sitzen, 5 Stunden Stehen und eine Stunde Bewegung (darin enthalten ist ein Anteil von 15-30 Minuten intensiver körperlicher Betätigung).[73]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das derzeitige Ausmaß der Fernseh- und Mediennutzung im Kindesalter sowohl aus pädagogischer Sicht als auch aus medi­zinischer Sicht als äußerst bedenklich einzustufen ist.

2.2.2.4. Spielen und Spielzeug

Auch die gegenständliche Umgebung der Kinder hat sich gewandelt. Kinder sind von der Spielzeugindustrie als Konsumenten mit eigener Kaufkraft entdeckt worden, und werden heute über Werbung gezielt angesprochen. Für die Spielzeugindustrie ein lohnendes Geschäft, denn das Deutsche Jugendinstitut hat ausgerechnet, dass in Kinderhand ein Konsumkapital von 11,5 Milliarden DM durch Taschengeld und Geldgeschenke zusammenkommt.[74]

Kaum noch Basismaterialien finden sich heute in Spielwarenabteilungen. Stattdessen findet man kurzlebiges, vorgefertigtes Plastikspielzeug in Anlehnung an aktuelle Fernsehsendungen:[75] »Spiderman«, »Harry Potter«, »Baby Born«, »Felix« u. a. werden jeweils auf ganzer Linie vermarktet, so dass neben der Filmfigur als Spiel­zeug, beispielsweise dem Hasen »Felix«, »Felix-Videos« und »Felix-Computer­spiele«, Stifte, Schulranzen, Kleidung, Sammelsticker, Lebensmittel und Zahnpasta mit »Felix-Motiven« angeboten werden. Auch geht ein eindeutiger Trend hin zum medialisierten Spielzeug. Auf dem Babycomputer können Babys und Kleinkinder auf Teddy- und Entchenknöpfe drücken und den künstlichen Abgleich der realen Welt als Zeichentrick »erfahren«. Als Gegentrend kann man einen Boom erlebnis­pädagogischer Angebote wie z. B. Abenteuersportarten und Kinderzirkusse beo­bachten.

»Das Buch« hat als Medium in Kinderzimmern anteilsmäßig an Bedeutung verloren, gehört aber nach wie vor dazu.[76] Häufig stehen die Bücher aber nicht für sich. Meist sind sie wieder Teil einer kompletten Vermarktungskette und fördern nicht Phantasie und Vorstellungskraft, sondern rufen lediglich die Fernsehvorgaben ab. Auch hier gibt es Gegentrends wie die seitenstarken Ausgaben von Harry Potter, die den Filmen jeweils vorweg gingen und von Kindern und Jugendlichen regelrecht »ver­schlungen« wurden.

2.2.2.5. Wie reagieren Kinder auf die Veränderungen?

Die ausgewählten, oben beschriebenen Merkmale prägen die Entwicklung der Kinder ganz entscheidend. Es soll jedoch hier nicht der Eindruck entstehen, dass die geänderten, modernen Lebensverhältnisse nicht auch progressive Anteile hätten: Viele Kinder haben heute die Möglichkeit sich zu Hause oder in Institutionen in den unterschiedlichsten Tätigkeiten auszuprobieren sowie eine spezifische Förderung ihrer Begabungen zu erhalten. Dies ist möglich, wenn ein Kind in einem fördernden und behütenden Umfeld aufwächst. Diese Kinder zeichnen sich aus durch ein gesun­des Selbstbewusstsein und hohe soziale Kompetenzen. Nicht selten aber zeigen Kinder heute Verhaltensauffälligkeiten: Circa fünf Prozent der Kinder und Jugend­lichen in Deutschland leiden unter behandlungsbedürftigen psychischen Störungen und 18 Prozent gelten als psychisch auffällig.[77] Die Ursache ist häufig in den veränder­ten Lebensumständen und der Überforderung der Eltern zu suchen. So finden sich heute vermehrt:[78]

- Auffälligkeiten im sozial-emotionalen Bereich (Angst, Unsicherheit, Ersatzbefrie­digungen, Distanzlosigkeit oder Kontaktarmut).
- Auffälligkeiten und Störungen der Wahrnehmung und der Konzentration (ADS/ADHS)
- Absinken schulischer Leistungen
- Körperliche Auffälligkeiten, Bewegungsarmut, Übergewicht, Störung der Körper­wahrnehmung (Unfallgefahr)
- Sprachauffälligkeiten, Sprachstörungen
- Psychosomatische Störungen wie Einnässen, Nervosität, Allergien und Schlaf­störungen
- Mir stellt sich hier die Frage, ob es sich hier nicht um ein »gesundes« Verhalten als Reaktion auf eine krank machende Umgebung handelt?

3. Elterliche Erziehungskompetenzen

Warum braucht ein Mensch Erziehung? Diese Frage stößt uns auf die anthropolo­gische Dimension von Erziehung. Welche Konzepte von Erziehung gibt es? Wie entstehen Alltagskonzepte von Erziehung und wie können diese erweitert oder ver­ändert werden, damit sowohl Erziehen als auch Erzogenwerden wieder Freude macht?

3.1. Annäherung an den Erziehungsbegriff

Dass der Mensch zum Überleben und zur Entwicklung seiner höheren kulturellen Fähigkeiten Anleitung braucht, ist unbestritten. Seine Instinktarmut, im Vergleich zum Tier, macht Lernen erst möglich, zugleich aber auch notwendig. Dass das Kind zu einem selbstständigen Mitglied der jeweiligen Gesellschaft und sozialen Schicht wird, ist Ziel dieser Anleitung, die lange eindeutig unter dem Begriff »Erziehung« gefasst wurde. Heute ist der Erziehungsbegriff sowohl in der Wissenschaft als auch im alltäglichen Sprachgebrauch umstritten. Umfassende gesellschaftliche Verän­derungen, wie beispielsweise die Pluralisierung der Werte und Lebensformen und der damit verbundenen Auflösung soziokulturell gewachsener sozialer Milieus, die enorme Beschleunigung in Technik und Wissenschaft, die Infragestellung bisherigen traditionellen Expertenwissens in den pädagogischen Institutionen, sowie Umbrüche innerhalb der Geschlechter- und Generationenverhältnisse haben den Erziehungs­begriff zur Disposition gestellt.[79] Mehr und mehr zeichnet sich die Notwendigkeit »lebenslangen Lernens« ab. So hat der Erziehungsbegriff an Schärfe verloren und Erziehung, als pädagogische Tätigkeit, ist heute demzufolge ebenfalls schwerer ein­zugrenzen.

Der Erziehungswissenschaftler Herbert Gudjons beschreibt Erziehung als einen „(...) Prozess, wie dessen Ergebnis, eine Absicht wie ein Handeln, ein Zustand wie dessen Bedingungen, eine (deskriptive) Beschreibung und eine (präskriptive) Wertung, eine absichtsvolle Handlung (intentional) wie absichtslose gesellschaftliche Einflüsse (funktional), ein historisches Phänomen wie ein überzeitliches usw.“[80] Giesecke geht sogar soweit, das »Ende der Erziehung« auszurufen[81].

Der Erziehungswissenschaftler Brezinka grenzt absichtsvolle erzieherische Hand­lungen von solchen ab, die ohne Absicht ein Kind prägen. Nur erstere gelten bei ihm als Erziehung: „Unter Erziehung werden soziale Handlungen verstanden, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen mit psychischen und (oder) sozial-kulturellen Mitteln in irgendeiner Hinsicht dauer­haft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten“.[82]

Anhänger des Symbolischen Interaktionismus und gesellschaftskritischer Ansätze widersprechen diesem Verständnis von Erziehung und vertreten dagegen einen Erziehungsbegriff, der auch nichtintentionale Handlungen und Einflüsse mit ein­schließt.[83]

In den Bereichen der wissenschaftlichen Pädagogik hat man, aufgrund der begriff­lichen Schwammigkeit, in den letzten Jahren weitgehend auf den Begriff der Erzie­hung verzichtet. Die teilweise synonyme Benutzung der Begriffe: »Bildung«, »Lernen«, »Interaktion«, »pädagogisches Handeln« und «Sozialisation« hat zur weitgehenden Vermeidung des Erziehungsbegriffs beigetragen.

Die aktuelle gesellschaftliche Diskussion über Erziehung hat den Erziehungsbegriff erneut aufleben lassen - wobei sich die allgemeine Aufmerksamkeit vor allem auf Erziehung unter dem Aspekt alltäglichen Handelns und Wissens richtet. Die heute nahezu inflationäre Benutzung des Begriffes (man schaue auf die Fülle an Erzie­hungsratgebern) vermag nicht darüber hinweg zu täuschen, dass der Erziehungs­begriff weiterhin unklar bleibt.

Innerhalb dieser Arbeit möchte ich mich der Definition Tschöpe-Schefflers anschlie­ßen und Erziehung als Teil »Lebenslangen Lernens« definieren: „Lernen geschieht hierbei sowohl beabsichtigt, also intentional durch gezielte Interventionen und Lern­anreize von Eltern und Berufspädagogen, als auch mehr nebenbei, durch eigentätige Aneignung von Lebenswelt, vorerst im ‚sozialen Zentrum’, dem ‚sozialen Nah­raum’.“[84] Ich beziehe mich in meinen Betrachtungen auf die Erziehung im Rahmen der primären Sozialisation, mit Tschöpe-Schefflers Worten: dem sozialen Zentrum – auf das Lernen in der Kindheit und innerhalb der Familie.

Die Bedeutungsvielfalt des Begriffes konnte hier lediglich angedeutet werden. Eine ausführlichere Behandlung der verschiedenen Deutungen des Erziehungsbegriffes würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen und ist für unsere Untersuchung auch nicht erforderlich.

3.2. Erziehungsziele und Erziehungsstile

Das »Lernen im sozialen Nahraum« ist auf zweierlei Ziele hin ausgerichtet: zum einen auf gesellschaftlich formulierte Ziele, zum anderen auf individuell von den Eltern angestrebte Ziele. Die gesellschaftlichen Ziele fußen auf dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Auch die elterliche Erziehung sollte dieses zur Grund­lage haben. Da die Erziehung der Kinder jedoch in erster Linie Recht und Pflicht der Eltern ist und der Staat sich qua Gesetz weitgehend aus der Erziehung heraushalten soll (siehe 2.1.1), ist der Spielraum für das Verfolgen eigener Erziehungsziele von Eltern groß. Mit zunehmendem Alter entwachsen die Kinder dem elterlichen Einfluss und es zeigt sich, ob die bis dahin erfolgte Erziehung den Anforderungen der Gesell­schaft entspricht oder nicht. Um hier Brüchen vorzubeugen, versucht der Staat im Rahmen seiner Möglichkeiten Einfluss auf die elterliche Erziehung zu nehmen. Aus diesem Grunde wurde von staatlicher Seite 2005 ein Gutachten erstellt, aus welchem Empfehlungen für die Erziehung hervorgehen.[85]

3.2.1. Ziele der Erziehung

Es hat in der Geschichte nie an VertreterInnen gemangelt, die den Zustand der »ver­wahrlosten Jugend« beklagten, Ziele der Erziehung formulierten und den elterlichen Erziehungskompetenzen misstrauten. Platon etwa forderte seinerzeit, dass Kinder fortan nicht mehr bei den Eltern, sondern bei Ammen und Lehrern aufgezogen werden sollten, weil er den Eltern die Erziehung ihrer Kinder nicht zutraute.[86] Die Ziele in der Erziehung sind immer eine Frage der aktuellen gesellschaftlichen Nor­men und Werte. Welche Erziehungsziele werden heute in unserer Gesellschaft hoch­gehalten? Wie die folgenden Abbildungen zeigen, stehen Selbstvertrauen und Ver­antwortungsbewusstsein an erster Stelle unter den Erziehungszielen. Gehorsam und Fleiß sind heute eher nachrangige Tugenden. Wichtiger erachtet werden Selbstän­digkeit und soziale Kompetenz.

Abb. 4: Wandel der Erziehungsziele

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Walper, S.: München, 2006[87]

Abb. 5: Erziehungsziele 1999

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: ifb-Elternbefragung Hof, 1999

Das jüngste Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Familie zum Thema „Stärkung familialer Beziehungs- und Erziehungskompeten­zen“[88] gibt mit einem aktuellen Überblick über den derzeitigen Forschungsstand in Psychologie, Pädagogik und Soziologie Antwort auf die Frage nach der »richtigen« Erziehung. Hier werden Erziehungsziele formuliert und Empfehlungen für Erzie­hungsmittel und die dafür nötigen Elternkompetenzen gegeben sowie Möglichkeiten für die Elternbildung aufgezeigt. Die dort dargelegten Entwicklungs- und Erzie­hungsziele für Kinder lassen sich in drei Perspektiven einteilen. In...

[...]


[1] Vgl.: Tschöpe-Scheffler, S: Elternkurse auf dem Prüfstand, Opladen, 2003 (a) S. 17.

[2] Schleicher, K.: Arbeits- und Orientierungshilfen für die Familienbildung. Köln, 1984, S. 4.

[3] Mobile Familienbildung - ein Projekt des AWO Bundesverbandes e.V. zur Verbreitung - Verstetigung - Vernetzung von Familienbildung: Aufgaben und Ziele von Familienbildung: (2006)

Quelle: http://www.familienbildung.info/grundlagen_laender.htm

[4] Vgl.: Walper, S.: Was die Wissenschaft über Erziehung weiß, in: Wahl/Hees (Hrsg):Helfen „Super Nanny“ und Co.?, Weinheim/Basel, 2006, S. 29.

[5] Gaschke, S: Die Erziehungskatastrophe – Kinder brauchen starke Eltern. Stuttgart/München, 2001 und Gerster, P. / Nürnberger, C.: „Der Erziehungsnotstand“ – Wie wir die Zukunft unserer Kinder retten. Berlin, 2001.

[6] Homepage der Bundesregierung: Projekte der Familienpolitik, 2006. Quelle: http://www.bundesregierung.de/nn_65566/Webs/Breg/DE/Reformprojekte/Familienpolitik/familienpolitik.html

[7] Gaschke, S: Die Erziehungskatastrophe – Kinder brauchen starke Eltern. Stuttgart/München, 2001. S.10.

[8] Gaschke, S: Stuttgart/München, 2001. S.117.

[9] Vgl.: Gerster, P. / Nürnberger, C.: Berlin, 2001. S.27 ff.

[10] Vgl.: Gerster, P. / Nürnberger, C.: Berlin, 2001. S. 21.

[11] Gerster, P. / Nürnberger, C.: Berlin, 2001. S. 27.

[12] Baumert, J. , Kliene, E., Neubrand, M. u.a. (Hrsg): PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Opladen 2001.

[13] Rauschenbach, T./Züchner, I.: in Wahl, K./Hees, K. (Hrsg): 2006: Helfen „Super Nanny“ und Co.? Ratlose Eltern – Herausforderung für die Elternbildung, Weinheim und Basel, S. 128.

[14] Vgl.: Ehmke, T. u.a., PISA 2003, Münster 2004, S. 249.

[15] Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen 2002, S. 11

[16] Vgl.: Rauschenbach, T./Züchner, I.: in Wahl, K.; Hees, K. (Hrsg): 2006, S. 128.

[17] Vgl.: Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW: Aktionsplan: „Frühe Förderung von Kindern“ (Beschluss des Landtags NRW im Mai 2006), Düsseldorf, Juli, 2006.Quelle: http://www.mgffi.nrw.de/pdf/kinder-jugend/sonderprogramme-zur-foerderung-von-kindern-und-jugendlichen.pdf

[18] Vgl.: Bundesregierung – Frühwarnsystem für vernachlässigte Kinder (13.10.2006). Quelle: http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2006/10/2006-10-13-fruehwarnsystem-fuer-vernachl_C3_A4ssigte-kinder.html

[19] Vgl.: Wikipedia Enzyklopädie: http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderrechte

[20] UN Kinderrechtskonvention: auf der Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 2006: http://www.bmfsfj.de/Kategorien/Publikationen/Publikationen,did=3836.html

[21] Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1631, Personensorge: http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1631.html

[22] Erläuterung: Seit Juli 2000: Gesetz zum Verbot von körperlicher und seelischer Gewalt in der Erziehung (§ 1631, II BGB)

[23] Vgl: Bayrisches Landesjugendamt: http://www.elternimnetz.de/cms/paracms.php?site_id=5&page_id=165

[24] Vgl: Bayrisches Landesjugendamt 2006: (ebd)

[25] Vgl.: Bayrisches Landesjugendamt 2006: (ebd)

[26] Bundesverfassungsgesetz (1971):

Quelle: http://www.stadtelternrat-hannover.de/lererz99.htm#Bundesverfassungsgericht

[27] Vgl.: Bayrisches Landesjugendamt 2006 (ebd)

[28] Vgl.: Bayrisches Landesjugendamt 2006 (ebd)

[29] Vgl.: Bayrisches Landesjugendamt: (ebd)

[30] Vgl.: §§ 27 ff. SGB VII.

[31] Vgl.:Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend: Die Aufgaben der Jugendhilfe. 2006.

Quelle: http://www.hinsehen-handeln-helfen.de/besonnenhandeln/jugendhilfe.aspx

[32] Bayrisches Landesjugendamt 2002.

Quelle: http://www.elternimnetz.de/cms/paracms.php?site_id=5&page_id=165

[33] KJHG: Quelle: http://Kindex - KJHG Kinder- und Jugendhilfegesetz.htm

[34] Vgl.: Rauschenbach, T.; Züchner, I.: Nach der Entzauberung der Familie: Plädoyer für eine Neuformatierung der Familienpolitik, aus: Wahl/Hees (Hrsg.): Helfen „Super Nanny“ und Co Weinheim und Basel, 2006. S.135.

[35] Rauschenbach, T/Züchner, I.: (ebd) S. 135.

[36] Vgl.: Rauschenbach, T./Züchner, I.: 2006 (ebd) S. 46 ff.

(Grundlage ist eine Studie des Staatsinstituts für Familienforschung (ifb) 2002, zur Bewältigung von Erziehungsalltag und Erziehungsproblemen:

Quelle: http://www.ifb.bayern.de/forschung/aktuelle/akt_elternbefragung.html)

[37] Vgl.: Schulz, D. /Schmitt, C.: Republik Rabenland. Ansicht einer argen Kinderstube. In „die tageszeitung“ (TAZ), Nr. 8111 vom 28.10.2006, S. 2-3.

[38] Vgl.: Hurrelmann, K.: in GEO-WISSEN Nr. 37 zum Thema: Kindheit und Erziehung. Hamburg, 2006, S.25.

[39] Vgl.: Schulz, D./Schmitt, C.: Republik Rabenland. Ansicht einer argen Kinderstube. In der TAZ – die tageszeitung, 28.10.2006.

[40] Seyther, Jana: Vernachlässigung in Deutschland: Niemand kennt das wahre Ausmaß. Bericht in der Tagesschau vom 25.10.2006. Einzusehen im Online Archiv auf der Homepage: http://www. tagesschau.de

[41] Vgl.: Hurrelmann, K.: in GEO-WISSEN Nr. 37 zum Thema: Kindheit und Erziehung. Hamburg, 2006, S. 28.

[42] Vgl.:Kässmann, M.: in GEO-WISSEN Nr. 37 zum Thema: Kindheit und Erziehung. Hamburg, 2006, S.24-25.

[43] Vgl.: Beck, U.:Risikogesellschaft. Frankfurt/M. 1986

[44] Vgl.: Alt, C.: Kinderleben – Aufwachsen zwischen Familie, Freunden und Institutionen, Band 1, DJI Kinderpanel, Wiesbaden, 2005.

[45] Vgl.: Engstler, H.; Menning, S.: Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik, erweiterte Neuauflage, Berlin 2003, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

[46] Vgl.: Nave-Herz, R.: Familiale Lebensformen in der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: 40 Jahre BRD. Zur Zukunft von Familie und Kindheit. Bon, 1989, S. 54.

[47] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: Kindheit im Wandel – Eine Einführung in die Sozialisation im Kindesalter, 5. vollständig überarbeitete Neuauflage, Weinheim/Basel, 1997, S. 21-22. Sowie bei Alt, C.: Kinderleben (ebd) Wiesbaden, 2005, S. 188 ff.

[48] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: (ebd) S. 21-22.

[49] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: (ebd) S. 23.

[50] Mikrozensus 1999, Statistisches Bundesamt, Stat. Jahrbuch 2000, S. 58 u. 108.

[51] Wahl, K: in: Wahl/Hees (Hrsg.) 2006, S. 18.

[52] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: (ebd) 1997, S.39.

[53] Hurrelmann, K. / Engel, U.: Psychosoziale Belastung im Jugendalter. Berlin, 1989.

[54] Vgl. Kucklick, E.: Die hohe Kunst des Helfens, GEO, 4, 2002, 126-154.

[55] Vgl. Schneewind, K. A.: „Freiheit in Grenzen“- Begründung eines integrativen Medienkonzepts zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen, München, 2005. S.6.

[56] Vgl.: Tschöpe-Scheffler, S.: 2003 (a), S. 16.

[57] RTL Die Super Nanny – DVD: Kapitel 2: „Mehr als »etwas wild«: Julian (3). Universum Film GmbH, München, 2005.

[58] Vgl.: Tschöpe-Scheffler, S.: 2003 (a), S.20.

[59] Vgl.: Walper, S.: Was die Wissenschaft über Erziehung weiß. In Wahl/Hees : 2006, S.22 ff.

[60] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: (ebd), S.41.

[61] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: (ebd), S. 79.

[62] Vgl.: Zeiher, H.: Kindheitsräume. Zwischen Eigenständigkeit und Abhängigkeit. In: Beck, U./ Beck-Gernsheim, E.(Hrsg.): Riskante Freiheiten. Individualisierung in modernen Gesellschaften. Frankfurt/M., 1994.

[63] Abbildung 2: Erstellt in Anlehnung an Graphik von: Pollak, G.: Kindheit, Jugend und Erziehung in der Spätmoderne, Wien, 2005. S. 65.

[64] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: (ebd) 1997, S. 81.

[65] Vgl.: Rolff, H.G.; Zimmermann, P.: (ebd), 1997. S. 168-175.

[66] Vgl.: Rolff/Zimmermann (ebd) 1997. S.168 ff sowie

Bründel, H./ Hurrelmann, K.: Einführung in die Kindheitsforschung, Weinheim, 1996.

[67] Vgl.: Rolff/Zimmermann (ebd) 1997. S. 139-141.

[68] Vgl.: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2002.

[69] Vgl.: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: KIM Kinder Studie: Kinder und Medien 2006

[70] Vgl.: Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. : Studie zu Medienkonsum, Schulschwänzen und Rechtsextremismus im Leben von Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse unter: http://212.227.206.101/schueleroldenburg.pdf

[71] Vgl.: Piaget, J./Inhelder, B.: Psychologie des Kindes, Olten, 1976.

[72] Hessisches Kultusministerium: Broschüre: Bewegung, Schule & Gesundheit, 2006 zitiert Quelle: http://www.jubla.ch/service/gesundheit/bewegung.

[73] Bös, K./Opper, E./Woll, A.: Bewegungstagebuch. Universität Karlsruhe (TH), 2000.

Quelle: www.uni-kiel.de/sport/materialien/sportpaedagogik/WS%202006_07/ 1KindheitJugendSportWS0607.pdf

[74] Vgl.: Rolff/Zimmermann (ebd) 1997. S. 91.

[75] Vgl.: Rolff/Zimmermann (ebd) 1997. S. 127.

[76] Vgl.: Rolff/Zimmermann (ebd) 1997. S. 105.

[77] Vgl.: Psychotherapeuten Kammer NRW: Kinder schützen und Eltern stärken – Kongress: „Prävention bei Kindern aus Hochrisikofamilien“, Düsseldorf, 2006.

Quelle: http://www.ptk-nrw.de/pdf/aktuelles/PTJ-Kongress%20_HochrisikofamilienWebnews.pdf

[78] Vgl.: Conrad, S.: Veränderte Kindheit – andere Kinder – andere Räume – andere Möglichkeiten, 1998, S. 4.

[79] Vgl.: Weber, E. (Hrsg): Pädagogik – Eine Einführung. Grundfragen und Grundbegriffe, Teil 3, Donauwörth, 1999, S. 217.

[80] Gudjons, H.: Pädagogisches Grundwissen, Bad Heilbrunn 1993, S.170.

[81] Vgl.: Giesecke, H.: Einführung in die Pädagogik, Weinheim/München, 1990.

[82] Brezinka, W.: Über Erziehungsbegriffe. Eine kritische Analyse und ein Explikationsvorschlag. Zeitschrift für Pädagogik, 17, S.: 613.

[83] Vgl.: Mollenhauer, K.: Erziehung und Emanzipation. Polemische Skizzen, München, 5. Aufl., 1971.

[84] Tschöpe-Scheffler, S.: (ebd) 2003 (a) S.: 25.

[85] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Stärkung familialer Beziehungs- und Erziehungskompetenzen. Kurzfassung eine Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen 2005.

[86] Vgl.: Wahl, K.: In Wahl/Hees (Hrsg.): 2006, S. 12.

[87] Walper, S.: Kindheit – Jugend – Familie (4) Erziehung im Wandel, München, 2006.

[88] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005): Stärkung familialer Beziehungs- und Erziehungskompetenzen. Kurzfassung eine Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen 2005.

Ende der Leseprobe aus 114 Seiten

Details

Titel
Erziehung zur Erziehung. Kann die Super Nanny die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken?
Hochschule
Universität Bremen  (Fachbereich Erziehungswissenschaften / Erwachsenenbildung)
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
114
Katalognummer
V70426
ISBN (eBook)
9783638615891
ISBN (Buch)
9783656530534
Dateigröße
1070 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit spiegelt die öffentliche Kontroverse um die Super Nanny Fernsehsendungen und entwirft Kriterien für eine zeitgemäße Erziehung.
Schlagworte
Erziehung, Kann, Super, Nanny, Erziehungskompetenzen
Arbeit zitieren
Dipl.-Päd. Katrin Maria Berger (Autor:in), 2006, Erziehung zur Erziehung. Kann die Super Nanny die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70426

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