Separate Gewinnbesteuerung und einheitliche Konzernbesteuerung in oligopolistischen Märkten


Seminararbeit, 2006

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Das Modell von Nielson, Raimondos-Møller, Schjelderup
2.1 Steuerspareffekt vs. Strategischer Effekt
2.2 Auswirkung des Steuersystem im Monopol
2.3 SA vs. FA im Oligopol
2.4 Zusammenfassung

3. Das Modell von Kind, Midelfart, Schjelderup
3.1 Das Modell in drei Stufen im Oligopol
3.1.1 Stufe 3: Optimale Menge
3.1.2 Stufe 2: Verrechnungspreise
3.1.3 Stufe 1: Optimale Steuersätze
3.2 Der Einfluss der ökonomischen Integration auf Verrechnungspreis, Steuersystem und Wohlfahrt
3.3 Zusammenfassung

4. Abschlussbetrachtung

Mathematischer Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung haben Unternehmen, fremde Staaten nicht nur als neue Märkte, sondern auch als Standort für eigene Produktionsstätte entdeckt. Besonders in den vergangenen Jahrzehnten, nahm der Anteil ausländischer Direktinvestitionen stark zu.¹ Diese Tochtergesellschaften bilden, zusammen mit dem Hauptsitz der Konzerne, multinationale Unternehmen (MNU), die weltweit Umsätze erzielen. Infolgedessen hängen Gesamtgewinne u.a. nicht mehr nur von Steuersätzen im Inland ab, sondern auch von dem im Ausland, in denen Zweigstellen existieren. Diese Situation, machten und machen sich diese multinationalen Konzerne zunutze, Gewinne zwischen den Tochtergesellschaften in so genannte Steueroasen zu verschieben um somit ihren Gesamterfolg (nach Steuern) zu maximieren. Die Staaten wiederum, konkurrieren um dieses „Kapital“ um damit die nationalen Steuereinnahmen zu steigern. Regierungen nutzen ihre Steueratonomie, um durch Steuervergünstigungen solche Steueroasen zu schaffen und Gewinnkapital anzulocken.²

In folge dieses Steuerwettbewerbs und dem damit drohenden
„race to the bottom³ “ Effekts, diskutierten Ökonomen über eine Möglichkeit, die separate Gewinnbesteuerung (Separate Accounting) durch ein effizienteres Steuersystem zu ersetzten. Die daraus entstandene Idee der einheitlichen Konzernbesteuerung (Formula Apportionment) sollte als alternative die individuelle Besteuerung ablösen. Als Steuerbemessungsgrundlage gilt im FA System nicht mehr der erzielte Gewinn in dem jeweiligen Staat (wie es beim SA System üblich ist), sondern der Erfolg des Konzerns im Ganzen. Der Teil des Gewinns, der nach dem jeweiligen Steuersatz des Landes besteuert werden soll, wird über eine Formel ermittelt und hängt nun ab vom Grad der wirtschaftlichen Aktivität des MNU´s und deren Auswirkungen in den beiden Steuersystemen. Ziel dieses Steuersystems ist in erster Linie die Unterbindung der Steuerflucht. In der folgende Arbeit werden wir uns mit den Auswirkungen der Steuersysteme auf Unternehmensstrategie auseinandersetzen und mit Hilfe des Modells von NIELSEN, RAIMONDOS-MØLLER und SCHJELDERUP zuerst prüfen, ob

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sich mit dem Formulla Apportionment System eine Verrechnungspreis4 Manipulation verhindern lässt. Im zweiten Teil werden wir den Zusammenhang zwischen Besteuerungspolitik und ökonomischer Integration analysieren und die daraus resultierenden Folgen auf die nationale Wohlfahrt. In diesem Fall bedienen wir uns am Modell von KIND, MIDELFART und SCHJELDERUP. Dabei werden wir Hauptsächlich von oligopolistischen Märkte5 ausgehen.

2. Modell von Nielsen, Raimondos-Møller, Schjelderup

Das Separate Accounting System ist die allgemeine Besteuerungsmethode die in nahezu allen Staaten der OECD herrscht.6 Die Körperschaftssteuer bezieht sich dabei nur auf die Umsätze der Konzerne innerhalb der eigenen Rechtssprechung und unabhängig der Umsätze von Tochtergesellschaften im Ausland. Dies bietet den MNU in betriebsinternen Märkten Gewinne per Leistungsaustausch (z. B. Zwischenprodukte) in Niedrigsteuerländer zu verschieben um so denn Nettoerfolg zu maximieren. Diese innerbetrieblichen Handel bewegen sich jedoch oftmals auf einer juristischen Grauzone, wenn Verrechnungspreise über/unter kalkuliert werden, um so unbemerkt Kosten (der TG im Hochsteuerland) auf einer, und Erfolg (TG im Niedrigsteuerland) auf anderer Seite zu erhöhen (VP fungiert in diesem Zusammenhang ähnlich einer Exportsubvention). Steuerbehörden wiederum versuchen eventuellen Missbrauch der Transferpreise entgegenzuwirken, indem sie die Transferpreise mit Vergleichspreisen gegenüberstellen.7 Jedoch macht es der erschwerte Zugang zu internen Märkten und schwierige Nachvollziehbarkeit der VP´e, den Behörden nahezu unmöglich, eine Steuerflucht eindeutig nachzuweisen. Im ersten Arbeitsabschnitt wollen wir mit Hilfe des Modells von NIELSEN, RAIMONDOS-MØLLER, SCHJELDERUP Prüfen, ob eine einheitliche Konzernbesteuerung, dass Problem der Verrechnungspreis Manipulation verhindern kann.

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2.1 Steuerspareffekt vs. strategischer Effekt

Zuvor müssen wir berücksichtigen, dass Konzerne die VP Kalkulation nicht nur als mittel der Gewinnverschiebung nutzen können, sondern auch als strategisches Instrument. Multinationale Unternehmen können den TG´en mit einer niedrigen Transferpreispolitik z.B. fertige Erzeugnisse zu Preisen unterhalb der Grenzkosten zur Verfügung stellen. Dies ermöglicht den Filialen durch aggressive Wettbewerbsstrategie (z.B. niedrige lokale Verkaufspreise), Marktanteile gegenüber Konkurrenten zu gewinnen um so den Gesamterfolg zu steigern. D.h. also, dass die Konzerne über den Transferpreis, indirekt Einfluss auf Verkaufspreise und/oder Mengen der Zweigstellen im Ausland nehmen können. Dieser „trade off8 “ zwischen Strategie- und Steuerspareffekt trifft allerdings in Märkten mit Wettbewerb auf.9 Bevor wir uns den Fall im Oligopol ansehen, wollen wir die Situation auf einem Monopolmarkt analysieren, da es hier aufgrund fehlender Konkurrenz keinen klassischen Wettkampf gibt.

2.2 Auswirkung des Steuersystems im Monopol

Im Falle von Tochtergesellschaften, die in ihren Märkten als Monopolisten agieren, hat die VP Kalkulation keine strategische Relevanz. Diese Situation ermöglicht es uns, die Transferpreispolitik aus dem Gesichtspunkt der reinen Gewinnverschiebung anzusehen und den Effekt der Steuerpolitik auf VP´e zu prüfen. Dabei werden wir uns zuerst den klassischen Fall der separaten Gewinnbesteuerung (SA) ansehen.

Separate Accounting

Wir gehen in der Ausgangssituation von einem MNU aus das in zwei Ländern (i= A, B) jeweils eine Tochtergesellschaft hat. Die TG im Land A produziert ein Gut (SA, SB) mit
der Kostenfunktion C(SA+SB) [C´> 0, C´´> 0]. Die produzierte Menge SA wird im
Land A zum Preis PA (SA) angeboten. Der Umsatz der sich durch die Verkäufe
ergibt ist RA (SA) [ RA´´≤ 0 ]. Mit der Gütermenge SB werden die Exporte ( zum VP q) in die TG Land B beschrieben, die ebenfalls Alleinanbieter sind. Das Exportgut hat
den Marktpreis PB (SB), die Einnahmen daraus für TG in B kennzeichnen wir mit RB (SB) [ PB´< 0, R´´B ≤ 0 ].

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Somit ergeben sich für die TG´en die Gewinnfunktionen

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sowie die Gewinnfunktion

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für das Gesamtunternehmen, vor Steuer.

Die Gewinne πi, werden im SA entsprechend der lokalen Körperschaftssteuersätze ti ermittelt und versteuert. Der Nettogewinn für den Konzern ermittelt sich somit ganz einfach aus der Summe der Nettogewinne beider TG´en. Die Formel lautet dann

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Um einen Anreiz zur Steuerflucht zu schaffen, gehen wir von höheren Steuersätzen in Land B aus (tB > tA). Sofern eine unbemerkte Gewinnverschiebung möglich ist, wird das Unternehmen möglichst viel Kapital aus Land B, ins Niedrigsteuerland A transferieren.

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Ein Anstieg des Verrechnungspreises q, führt in dieser Situation zu einem Kostenanstieg bei der TG in Land B, parallel dazu aber würden Gewinne πA steigen (Vgl. hierzu Gleichungen (1) und (2)). Infolgedessen währe eine Gewinnsteigerung (nach Steuern) über Transferpreis Manipulation tatsächlich möglich, da die Steuerschuld in Land A aufgrund des niedrigeren Steuersatzes geringer ist. Die Tatsache, dass nicht die gesamten Gewinne in Steueroasen verlagert werden liegt daran, dass das verbergen einer VP Manipulation selbst mit Kosten verbunden ist (z.B. für Rechtsanwälte). D.h. also, dass im Optimum Gewinne solange verschoben werden, bis die marginale Steuerersparnis, das Niveau der Grenzkosten erreicht.11 Diese „Verbergungskosten“ werden wir im zweiten Modell etwas genauer erörtern. Als nächstes wollen wir sehen, ob mit der einheitlichen

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Konzernbesteuerung, eine unerwünschte Gewinnverschiebung verhindert werden kann.

Formula Apportionment

Wie schon in der Einleitung erwähnt, dienen im Formula Apportionment System die Gesamtumsätze als Bemessungsgrundlage. Die Ausgangssituation ist dieselbe wie im klassischen Fall, jedoch wird bei der Ermittlung der Steuerzahlung eine Formel hinzugezogen, dass die Steuerschuld des MNU über den Grad der Unternehmensaktivität ermittelt.

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Der Einfachheit halber gehen wir bei den (Brutto-)Gewinnfunktionen von der Bedingung πiT =πjT = πT aus und setzen αK und αP gleich Null (als Besteuerungskriterium bleiben somit nur noch die Umsätze Ri: αS = 1).13 Hieraus ergibt sich die Gleichung für die Steuerschuld in Land i:

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Der Bruttogewinn πT des Konzerns wird im Verhältnis zu den Umsätzen Ri in beiden Ländern aufgeteilt und nach dem nationalen Steuersatz ti versteuert. Mit Hilfe der Gleichungen (3) und (7) können wir eine Nettogewinnfunktion für das MNU im Falle einer einheitlichen Konzernbesteuerung aufstellen um zu ermitteln, wie sich die Besteuerungsmethode auf den Gewinnverschiebungseffekt auswirkt. Dabei wollen wir uns auf die Annahme beschränken, dass das Unternehmen eine reine Gewinnmaximierungsstrategie betreibt: 14

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[...]


1 Vgl. MARKUSEN (Kap. 1,2002).

2 Vgl. hierzu Zahlen aus DEVEREUX, GRIFFITH und KLEMM (2002).

3 “Abwärts-Wettlauf“. Abbau von Standards im Globalisierten Wettbewerb.

4 Der Verrechnungspreis dient in internen Märkten als Substitut für Marktpreise. Als Synonym wird in der Arbeit auch Transferpreis verwendet.

5 Oligopol; Marktsituation mit wenigen Anbietern und Vielen Nachfragern z.B. deutscher Strommarkt.

6 Das FA System findet heute nur in Kanada, USA und in der Schweiz Anwendung.

7 Vgl. SCHAUMBURG, HARALD (1998) S. 1225

8 trade off; negative wechselseitige Abhängigkeit zweier Aspekte.

9 In der Arbeit gehen wir von einem Cournot-Oligopol aus. D.h. Wettbewerb auf einem unvollkommenen Markt, mit der Angebotsmenge als „strategische Variable“.

10 Herleitung siehe Anhang 1.

11 Vgl. NIELSEN, SØREN BO/RAIMONDOS-MØLLER, P. SCHJELDERUP (2002) Seite 9 – 10.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Separate Gewinnbesteuerung und einheitliche Konzernbesteuerung in oligopolistischen Märkten
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Schwerpunktseminar: Besteuerung multinationaler Unternehmen
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V70367
ISBN (eBook)
9783638615693
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Separate, Gewinnbesteuerung, Konzernbesteuerung, Märkten, Schwerpunktseminar, Besteuerung, Unternehmen
Arbeit zitieren
Baris Özkan (Autor:in), 2006, Separate Gewinnbesteuerung und einheitliche Konzernbesteuerung in oligopolistischen Märkten , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70367

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