De Bello Gallico - Das vierte Kriegsjahr: Die Feldzüge nach Germanien und Britannien


Hausarbeit, 2007

31 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Fragestellung
Forschungslage

Vorgeschichte

Der Germanenkrieg gegen die Usipeter und Tencterer
Beweggründe

Die erste Rheinüberquerung
Beweggründe

Die erste Britannienexpedition
Beweggründe

Schluss

Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
Literatur

Anlage 1 – Überblick der Ereignisse des vierten Kriegsjahres ( 55 v.Chr.)

Anlage 2 – Karte von Gallien insgesamt

Anlage 3 – Konstruktion von Caesars Rheinbrücke

Anlage 4 – Lage von Caesars Rheinbrücke

Anlage 5 – Vermuteter Verlauf der Expeditionen Caesars nach Britannien

Einleitung

„So wirkte und schaffte er (Caesar) wie nie ein Sterblicher vor und nach ihm, und als ein Wirkender und Schaffender lebt er noch nach Jahrtausenden im Gedächtnis der Nationen…“[1]

Fragestellung

In der vorliegenden Arbeit soll das vierte Kriegsjahr des Gallischen Krieges, also das Jahr 55 v.Chr., das Konsulatsjahr des Gnaeus Pompeius und Marcus Crassus, wie Caesar schreibt, behandelt werden.[2] Hierbei werden vor allem die außenpolitischen Handlungen Caesars beleuchtet werden, wie das Vorgehen gegen die germanischen Stämme der Usipeter und Tencterer, die Rheinüberquerung und die Überfahrt nach Britannien. Bei der Betrachtung soll folgender Fragestellung nachgegangen werden: Warum führte Caesar den Feldzug gegen die Germanen, die Rheinüberquerung und die Expedition nach Britannien durch? Was waren seine Beweggründe und welche Umstände beeinflussten dabei seine Entscheidungsfindung?

Forschungslage

Die Literaturlage ist ziemlich eingeschränkt, was weniger daran liegt, dass es nicht genügend Literatur über Caesars Krieg in Gallien gäbe, sondern vielmehr daran, dass sich die Literatur sämtlich sehr stark auf Caesars „De Bello Gallico“ bezieht. Deshalb ist für eine ernst gemeinte Arbeit über die gallischen Kriege oder dessen Teilabschnitte direkt dieses Werk zu verwenden. Aus den weiteren Werken sind dann lediglich Interpretationsansätze zu verarbeiten. Was zusätzlich für eine Gesamtübersicht hilfreich ist, sind die Schriften der Gegner Caesars zu dieser Zeit, die bei manchen Gesichtspunkten zu eben anderen Einschätzungen und Darstellungen kommen als Caesar selbst. Für die Fragestellung dieser Arbeit sind hier jedoch nicht viele solcher Gegendarstellungen vorhanden, oder sie beziehen sich wiederum auf Caesars Berichte.

Viele Arbeiten bezüglich der Germanen sind historisch durch die nationalsozialistische Zeit vorbelastet und können somit nicht herangezogen werden. Auch die Quellenlage ist eingeschränkt, da hier zum großen Teil nur Caesars Berichte vorliegen oder Berichte und Erzählungen, die auf eben diesen aufbauen. Gegendarstellungen von beispielsweise germanischer Seite fehlen vollkommen.[3]

Die Geschichte des römischen Britannien, also der Geschichte Britanniens unter römischem Einfluss, ist im Deutschen bisher recht dürftig behandelt. Meist in Gesamtübersichten der britischen Geschichte integriert, wird sich vorwiegend nur auf wenigen Seiten am Anfang mit der römischen Geschichte Britanniens befasst.[4] Somit fallen auch die Ausführungen zu der ersten Britannienexpedition, welche noch ein spezielles Unterkapitel dieser Geschichte darstellt, äußerst knapp aus. Die einzige ausführliche Quelle für diese Vorgänge ist wiederum Caesars Eigendarstellung in seinem „De Bello Gallico“. Deswegen können auch Ausführungen anderer Autoren keine Gegendarstellungen liefern, da diese ebenfalls nur auf Caesars Werk aufbauen.[5]

Viele Beiträge liefert im Allgemeinen noch die Archäologie zu der Erforschung des Altertums, jedoch sind zu der hier behandelten Fragestellung nicht allzu viele Beiträge zu erwarten.

Vorgeschichte

Caesars Krieg gegen die Helvetier[6] kann als ein präventiver Germanenfeldzug angesehen werden. So befahl Caesar den besiegten Helvetiern, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Dabei nennt er als Grund, dass er nicht wolle, dass die überrheinischen Germanen in das von den Helvetiern verlassene Gebiet übersiedeln.[7] Aus diesen Äußerungen lässt sich ableiten, dass dies der wahre Grund von Caesars Handeln gewesen ist und nicht die mögliche Bedrohung der Provincia durch die Helvetier vom Gebiet der Santonen aus, die Transitschäden bei einem Durchmarsch durch die Provincia und der Schutz der socii. Jedoch ist zu bezweifeln, dass Caesar die globale Lage zu Anfang des Feldzuges gegen die Helvetier so überblickte. Deswegen liegt die Annahme näher, dass für Caesar tatsächlich die angegebenen Gründe[8] für diesen Feldzug ausschlaggebend waren und er den Krieg nicht als präventiven Germanenfeldzug ansah. Erst im Verlaufe des Krieges wurde sich Caesar dann klar darüber, dass die Helvetier in ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet bleiben müssten, um eine gefährliche Invasion der Germanen zu verhindern.[9]

In der Folge, nämlich seit den Kämpfen mit Ariovist 58 v. Chr., bemühte sich Caesar die Rheingrenze gegen eine Invasion der Germanen, die vereinzelt von den Galliern gegen ihn zu Hilfe gerufen wurden, zu verteidigen. Damals beklagten sich die Treverer bei ihm, dass Germanen am anderen Rheinufer lagerten und versuchten, den Fluss zu überqueren.[10] Nachdem das ursprünglich gute Verhältnis der Treverer zu Caesar 57 v.Chr. in versteckte Feindschaft umgeschlagen war, warben diese bei den Germanenstämmen um Unterstützung gegen die Römer.[11] Caesar schickte 56 v.Chr. den Legaten Titus Labienus mit Reiterei zu den Treverern, die unmittelbar am Rhein wohnten. Er beauftragte ihn unter anderem, die Germanen, die angeblich von den Galliern zu Hilfe gerufen worden waren, am Übersetzen über den Rhein zu hindern[12] und andererseits die Treverer niederzuhalten. Tatsächlich gelang es Labienus, mithilfe der Remer eine Verbindung der Treverer mit den Germanen zu verhindern.[13]

55 v.Chr. war Caesar versucht, ein neues Aufsehen erregendes Unternehmen zu beginnen, um nicht durch seine Verbündeten Pompeius und Crassus aus dem Blickfeld der Römer verdrängt zu werden. Diese waren ihm gegenüber direkt im Vorteil, da sie durch ihre Ämter direkten Einfluss auf die hauptstädtische Politik übten. Der Abschluss der Eroberung Galliens hätte kaum zu einer Steigerung des Ansehens Caesars geführt. Nach dem Sieg über die Veneter im Herbst 56 v.Chr. erwog er wohl nach Britannien überzusetzen und die Insel womöglich sogar unter römische Herrschaft zu bringen.[14] Ein weiterer möglicher Grund für diese Überlegungen war, dass nachdem Caesar Gallien nominell erobert hatte, er es einerseits innenpolitisch stabilisieren und andererseits nach außen gegen die Germanen und Inselkelten sichern musste.[15]

Diese Pläne musste er jedoch im Winter 56/55 v.Chr. vorerst zurückstellen, nachdem es zwei Germanenstämmen gelungen war, trotz der Abwehrmaßnahmen des Labienus den Rhein zu überqueren.[16]

Der Germanenkrieg gegen die Usipeter und Tencterer

Im Winter des Konsulatsjahres des Gnaeus Pompeius und Marcus Crassus, also 56/55 v. Chr. überschritten die germanischen Stämme der Usipeter und Tencterer in großer Anzahl den Rhein nahe seiner Meeresmündung. Der Grund für das Eindringen der Germanen war, dass diese aus ihrer Heimat nach Jahren der Bedrängnis, von dem Germanenstamm der Sueben[17] vertrieben worden war.[18] Die Germanen hofften überdies, sich die durch die Niederlagen gegen Caesar bedingte Schwäche der Gallier zunutze machen zu können.[19] Da die Germanen Frauen und Kindern mitführten, kann geschlossen werden, dass die beiden Germanenstämme wohl in der Tat nicht aus kriegerischer Absicht in Gallien eindrangen, sondern, wie ehedem die Helvetier, nach neuen Wohnsitzen suchten. Einige unzufriedene gallische Stämme versuchten allerdings die Germanenstämme in ihre eigenen Pläne einzubeziehen und sich mit ihnen gegen die Römer zu verbinden.[20]

Die beiden Stämme waren nach ihrer Vertreibung drei Jahre auf der Flucht durch Germanien gezogen, ohne sich niederzulassen und gelangten letztendlich zum Rhein in die Gegend, in der die Menapier ansässig waren. Die Menapier siedelten damals beiderseits des Rheins und zogen sich, durch den Anmarsch einer solch großen Menge eingeschüchtert, auf die linksrheinische Seite, wo sie Wachen aufstellten und die Germanen am Übersetzen hinderten. Diese waren versucht, mit Gewalt und Tücke überzusetzen, scheiterten aber an den menapischen Posten. Daraufhin machten sie einen Scheinrückzug, kehrten nach drei Tagen jedoch wieder um, ritten die gesamte Strecke in einer Nacht zurück und überfielen die ahnungslosen Menapier, die wieder in ihre rechtsrheinischen Siedlungen zurückgekehrt waren, nachdem ihre Kundschafter den Abzug der Germanen gemeldet hatten. In der gleichen Nacht töteten sie sämtliche Menapier und setzten mit deren Schiffen über den Rhein, ohne dass die Menapier auf der anderen Rheinseite etwas davon erfahren konnten. Dort angelangt besetzten sie auch diese Siedlungen und lebten den restlichen Winter von den erbeuteten Vorräten.[21]

Caesar war aufgrund dieser Nachrichten sehr besorgt, da er überzeugt war, dass die Gallier als sehr unzuverlässig einzuschätzen wären. Er beschreibt sie als sehr wankelmütig und dazu neigend, auch ihre wichtigsten Entscheidungen lediglich aufgrund von Gerüchten zu treffen.[22] Eben wegen dieser Neigung der Gallier kehrte Caesar früher als geplant zu seiner Armee wieder zurück. Bei seiner Rückkehr fand er seinen Verdacht bestätigt, als ihm kund wurde, dass einige Stämme der Gallier die Germanen dazu ermutigt hatten, weiter ins Land vorzurücken und ihnen dabei Unterstützung zugesagt hatten. Die Germanen schickten sich auch an, den Wünschen der Gallier nachzukommen und rückten bis ins Land der Eburonen und Kondruser vor, die von den Treverern abhängig waren. Caesar schickte sodann nach den führenden Männern Galliens, verheimlichte ihnen jedoch sein Wissen, machte ihnen Mut, ließ sich Reiterei stellen und kündigte sein Vorhaben an, gegen die Germanen vorzugehen.[23]

Caesar fürchtete, die Gallier könnten sich von den germanischen Invasoren beeinflussen lassen und sich von Rom lossagen. Deshalb ging er früher als sonst zurück zu seinem in Gallien überwinternden Heer. Seine Befürchtungen erwiesen sich als berechtigt und er konnte die Separationsbestrebungen der Gallier unterdrücken.[24] Er reagierte also, indem er sein Heer aus den Winterquartieren führte und beschloss, sich den Germanen im Kampf zu stellen. Er erhoffte sich damit wohl, die Gallier und Germanen davor zu warnen, weiterhin gegen ihn als römischen Statthalter zusammenzuarbeiten. Andererseits versprach er sich mit einem Sieg über die den Römern immer noch unheimlich erscheinenden Germanen propagandistische Erfolge in Rom.[25] Die Entscheidung, gegen die Usipeter und Tencterer ins Feld zu ziehen, wurde maßgeblich von Caesars Urteil über den Volkscharakter der Gallier und die Ansicht, dass die Germanen gefährliche Nachbarn wären, bestimmt.[26]

Als Caesar sich mit seinen Truppen den Germanen auf wenige Tagesmärsche näherte, schickten diese Gesandte zu ihm. Ihre Botschaft beinhaltete, dass sie die Römer nicht angreifen wollten, sich allerdings einem erfolgenden römischen Angriff widersetzen würden. Weiter meinten sie, dass sie nicht freiwillig nach Gallien gekommen seien, sondern eben von den Sueben dazu gezwungen worden seien und nicht zu Feindseligkeiten gegenüber den Römern neigten. Vielmehr wollten sie nützliche Freunde sein, falls Caesar ihnen Land zuweisen oder das eroberte Land überlassen würde.[27] Ähnlich wie früher die Helvetier, baten diesmal die Usipeter und Germanen um Zuteilung von geeigneten Siedlungsräumen und waren weniger an einer Verwicklung in kriegerische Handlungen interessiert.[28] Caesar lehnte den Wunsch der Germanen nach Zuteilung von Land ab. Er begründete dies damit, dass ein Volk, das sein eigenes Land nicht verteidigen könne, von ihm kein Land von anderen zugesprochen bekäme. Außerdem wäre in Gallien nicht genügend freies Land vorhanden, um einer solchen Menge welches zuzuteilen, ohne andere zu schädigen. Allerdings bot ihnen Caesar an, sich im Land der Ubier anzusiedeln, welche Hilfe gegen die Angriffe der Sueben erbaten.[29] Mit der Ablehnung der Bitte der Germanen um Zuteilung von Siedlungsland stellt Caesar, für einen Römer nicht untypisch, dar, dass er geltendes Recht unbedingt einhalte. Das darauf folgende Angebot, bei den Ubiern für sie zu werben, machte die Germanen zu Empfängern eines benficium und brachte sie gleichzeitig in eine Abhängigkeit zu ihm.[30]

[...]


[1] Mommsen, Theodor: Römische Geschichte, München 1976, Band 5, S. 234.

[2] Zu den Ereignissen des Jahres vgl. Anlage 1.

[3] Riemer, Ulrike: Die römische Germanenpolitk – Von Caear bis Commodus, Darmstadt 2006, S. 7-8.

[4] Brodersen, Kai: Das römische Britannien – Spuren seiner Geschichte, Darmstadt 1998, S IX.

[5] Brodersen, Kai, S 9-10.

[6] Für eine Übersicht über die gallischen Stämme vgl. Anlage 2.

[7] Caes. B.G. I,28,4

[8] Caes. B.G. I,7; I,10 und 11

[9] Lieberg, Godo: Caesars Politik in Gallien – Interpretationen zum Bellum Gallicum, Bochum 22000, S. 51-52.

[10] Caes. B.G. I, 37, 1-3.

[11] Maier, Ulrich: Caesars Feldzüge in Gallien (58-51 v.Chr.) in ihrem Zusammenhang mit der stadtrömischen Politik, Bonn 1978, S. 60.

[12] Caes. B.G. III, 11, 1-2.

[13] Maier, Ulrich, S. 60.

[14] Maier, Ulrich, S. 59.

[15] Szidat, Joachim: Caesars diplomatische Tätigkeit im gallischen Krieg, Wiesbaden 1970, S. 61.

[16] Maier, Ulrich, S. 59.

[17] Die Sueben werden von Caesar als der größte und mächtigste Stamm der Germanen beschrieben. Weiter beschreibt er sie als äußerst kriegerisch und expansionistisch. Eine Eigenart der Sueben sollte sein, dass sie den Gebrauch eines Sattels im Kampf als unmännlich und unehrenhaft empfanden und sich deswegen auch furchtlos gegen eine Überzahl von Reitern mit Sätteln wenden.

[18] Caes. B.G. IV, 1, 1-2.

[19] Jehne, Martin: Caesar, München 1997, S. 62.

[20] Maier, Ulrich, S. 60.

[21] Caes. B.G. IV, 4, 1-7.

[22] Caes. B.G. IV, 5, 1-3.

[23] Caes. B.G. IV, 6, 1-5.

[24] Jehne, Martin, S. 63.

[25] Maier, Ulrich, S. 60-61.

[26] Szidat, Joachim, S. 61-62.

[27] Caes. B.G. IV, 7, 1-5.

[28] Maier, Ulrich, S. 61.

[29] Caes. B.G. IV, 8, 1-3.

[30] Szidat, Joachim, S. 64.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
De Bello Gallico - Das vierte Kriegsjahr: Die Feldzüge nach Germanien und Britannien
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Caesar
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
31
Katalognummer
V70341
ISBN (eBook)
9783638615631
Dateigröße
1208 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bello, Gallico, Kriegsjahr, Feldzüge, Germanien, Britannien, Caesar
Arbeit zitieren
Oliver Quast (Autor:in), 2007, De Bello Gallico - Das vierte Kriegsjahr: Die Feldzüge nach Germanien und Britannien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70341

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