Die verpflichtende kapitalbasierte Altersvorsorge in Deutschland. Gestaltung von Vertriebskanälen und finanzielle Allgemeinbildung


Fachbuch, 2021

108 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Einführung
1.2 Problemstellung und Zielsetzung
1.3 Methodik und Aufbau der Arbeit

2 Begriffsdefinitionen und theoretischer Rahmen
2.1 Altersvorsorgemodelle
2.2 Finanzielle Allgemeinbildung
2.3 Akzeptanzforschung

3 Vertriebskanalsysteme und Absatzwegegestaltung
3.1 Definition und Ziele von Vertriebskanälen
3.2 Vertriebswege für Finanzdienstleistungen
3.3 Dimensionen und Gestaltung von Vertriebskanälen

4 Stand der Forschung und Hypothesenbildung
4.1 Aktueller Forschungsstand
4.2 Entwicklung der Forschungshypothesen

5 Konzeption der Untersuchung
5.1 Beschreibung des Forschungsdesign
5.2 Operationalisierung der Zielgrößen
5.3 Stichprobenbeschreibung und Datenerhebung
5.4 Vorgehensweise bei der Auswertung

6 Ergebnisse der Studie
6.1 Darstellung der Ergebnisse
6.2 Diskussion und Interpretation der Ergebnisse
6.3 Methodendiskussion

7 Schlussbetrachtung
7.1 Fazit
7.2 Kritische Würdigung
7.3 Ausblick

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Quellenverzeichnis

Anhang

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Impressum:

Copyright © EconoBooks 2020

Ein Imprint der GRIN Publishing GmbH, München

Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt, Germany

Covergestaltung: GRIN Publishing GmbH

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Theoretisches Modell zum Untersuchungsdesign

Abbildung 2: Dynamisches Akzeptanzmodell nach Kollmann

Abbildung 3: Technology Acceptance Model nach Davis

Abbildung 4: Organe des direkten Absatzes

Abbildung 5: Aufbau und Struktur des standardisierten Fragebogens

Abbildung 6: Geschlechterverteilung der Umfrageteilnehmer

Abbildung 7: Altersstruktur der Umfrageteilnehmer

Abbildung 8: Bildungsstand der Umfrageteilnehmer

Abbildung 9: Beruflicher Status der Umfrageteilnehmer

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Studienübersicht zum aktuellen Forschungsstand

Tabelle 2: Fragen zur Messung der finanziellen Allgemeinbildung

Tabelle 3: Items der Gestaltungsparameter, -merkmale und -bedürfnisse

Tabelle 4: Items und Aussagen zur Messung der Nutzer-Akzeptanz

Tabelle 5: Resultate Korrelationsanalyse Nutzer-Akzeptanz

Tabelle 6: Resultate Korrelationsanalyse persönliche Beratung bei Frauen

Tabelle 7: Resultate Korrelationsanalyse Ort der Beratung

Tabelle 8: Resultate Korrelationsanalyse Zusatzgebühr

Tabelle 9: Resultate Korrelationsanalyse Termingestaltung

Tabelle 10: Ergebnisse der Hypothesentests

Abkürzungsverzeichnis

ETF = Exchange Trade Fund

SAVE = Sparen und AltersVorsorgE in Deutschland

1 Einleitung

1.1 Einführung

„Die Rente ist sicher“ - dieser Satz des ehemaligen Arbeitsministers Norbert Blüm, hat sich seit seiner Aussprache im Jahr 1997 tief im Gedächtnis der Deutschen verankert. Das gesetzliche Umlageverfahren wird jedoch in Zukunft aufgrund des Mangels an jungen Arbeitnehmern, zu einem immer explosiveren Gemisch aus späterem Renteneintritt sowie geringeren Ansprüchen führen. Der klassische Mittelstandshaushalt wird von dieser Entwicklung sehr stark betroffen sein und das Gespenst der Altersarmut lässt sich nicht mehr alleine mit der gesetzlichen Altersvorsorge vertreiben.1 Renditestarke, kapitalbasierte Altersvorsorgelösungen könnten auch in Deutschland eine Möglichkeit sein das Dilemma der Rentenlücke zu beheben.

Die Riester-Rente war ein erster Versuch, eine ergänzende private Altersvorsorge einzuführen, welche mit Steuervorteilen und Zulagen die Arbeitnehmer dazu animieren sollte selber aktiv zu werden. Hohe Vertriebskosten, geringe Erträge und strenge gesetzliche Vorgaben, machen die Riester-Rente bis dato jedoch weitestgehend unattraktiv sodass viele Verträge entweder gekündigt oder stillgelegt worden sind.2 Ebenso wurde der Vertrieb der Riester-Rente durch viele medienwirksame Schlagzeilen wegen falscher Beratung und hohen Abschlussprovisionen zu laste der Rendite negativ beeinflusst. Dies hatte zur Folge, dass Arbeitnehmer in Deutschland weiterhin gar nicht oder wenn, dann renditeschwach und wiederum Produkte mit hohen Vertriebskosten auswählen. Die im Durchschnitt sehr niedrige finanzielle Allgemeinbildung, verstärkt ein grundlegendes Misstrauen der deutschen Bevölkerung gegenüber Aktien, Aktienfonds sowie der Börse im Allgemeinen.3 Ebenso kommt erschwerend hinzu, dass das Vertrauen in Banken und Versicherungen seit der Finanzkrise 2009 deutlich gelitten hat.4

1.2 Problemstellung und Zielsetzung

Die Einführung macht deutlich, dass es im Bereich der Altersvorsorgeplanung in Deutschland, verbunden mit dem demographischen Wandel, in Zukunft eine in der Bevölkerung weit verbreitete Altersvorsorgelücke geben wird, welche im schlimmsten Fall zu Altersarmut führt. Es ist bereits heute absehbar und bekannt, dass das System der umlagefinanzierten gesetzlichen Rente an seine Grenzen stoßen wird.5

Dies wird dazu führen, dass ein Arbeitnehmer zur Schließung der späteren Versorgungslücke, im Schnitt mehr als 20% seines monatlichen Bruttoeinkommens zur privaten Vorsorge einplanen und investieren muss. Dies entspricht rund einem Drittel des durchschnittlichen, monatlich verfügbaren Einkommens. Es ist leicht erkennbar, dass nur renditestarke Altersvorsorgelösungen dazu beitragen können, die Rentenlücke der Deutschen sicher, zukunftsfest sowie meist planbar und zuverlässig zu schließen.

Problematisch ist die Tatsache, dass nur rund 59% aller Deutschen, neben der gesetzlichen Rentenversicherung, eine ergänzende private Vorsorge wie z.B. durch eine betriebliche Altersvorsorge aktiv nutzen.6 Hierbei stellt sich die Frage warum dies so ist und welche Chancen und Möglichkeiten es gibt, diese Quote drastisch nach oben zu treiben. Eine Ursache kann sein, dass der Vertrieb von geförderten oder ungeförderten Produkten der Altersvorsorge, häufig am Bedarf der Verbraucherinnen und Verbraucher vorbei geht. Kostenintensive sowie intransparente Finanzprodukte sowie einseitig provisionsgetrieben Vertriebsstrukturen führen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu einer ablehnenden Haltung.7

Bereits in diesem Stadium der Erkenntnisse, rückt der vertriebliche Aspekt als mögliche Ursache für eine schwache Entwicklung von privaten Altersvorsorgelösungen in Deutschland in den Fokus. Oftmals hindern Intransparenz, hohe Kosten sowie mangelnde Beratung Verbraucherinnen und Verbraucher am Abschluss.8

Für einen Verbraucher oder eine Verbraucherin mit geringen allgemeinen finanziellen Kenntnissen ist es oft unmöglich die Qualität, die Leistung und den Preis von Finanzdienstleistungen richtig einzuschätzen.9 Ein sinnvoll auf den Endkunden und sein finanzielles Wissen gestalteter Vertriebskanalmix, könnte für einen erfolgreicheren Absatz eines kapitalbasierten Altersvorsorgeprodukt sorgen. Dies impliziert in Bezug auf kapitalbasierte Altersvorsorgelösungen, dass ein großes Potential in der richtigen Gestaltung der Vertriebskanäle liegt, welche schlussendlich zum vertrieblichen Erfolg und zur Wertschöpfung beitragen, ohne jedoch den Konsumenten zu benachteiligen.

Schon Walter Riester, der Konstrukteur der Riester-Rente, stellt fest, dass die Riester-Rente als privates Altersvorsorgeinstrument ein Vertriebsproblem hat. Die gesetzliche Rente basiert bekanntlich auf der Versicherungspflicht, in welcher jeder Versicherungspflichtige ohne sein aktives, persönliches Zutun Beiträge entrichtet und Ansprüche erwirbt. Walter Riester ist davon überzeugt, dass für eine zusätzliche Altersvorsorgelösung unbedingt Menschen gebraucht werden, welche beraten, überzeugen sowie verkaufen.10 Diese These ist insofern interessant, als das sie ebenfalls Auswirkungen auf eine Vertriebskanalgestaltung haben könnte, bei der die Art und Weise der Beratung sich von Kanal zu Kanal unterscheidet.

Die jährlich erscheinende Vertriebswege-Survey von Willis Tower Watson bestätigt jedoch weiterhin, dass Kunden bei der Altersvorsorge die persönliche Beratung als Vertriebskanal bevorzugen.11 Dies könnte jedoch auch damit zusammenhängen, dass bisher keine verpflichtende, ergänzende Altersvorsorge wie in anderen Ländern in Deutschland existiert. Demnach nutzen deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher diese Art des Vertriebskanals nur für klassische Produkte wie Lebensversicherungen oder die Riester-Rente, mit den bekannten Ergebnissen. Es muss jedoch Gründe geben, warum die Deutschen diese wichtige Form der privaten Altersvorsorge vernachlässigen und welche Rolle Vertriebskanäle dabei spielen.

Es wurde bereits in Studien festgestellt, dass ein positiver Zusammenhang zwischen einer hohen finanziellen Allgemeinbildung sowie einer sinnvollen und renditestarken Altersvorsorgeplanung existiert.12 Ebenso ist bekannt, dass die Deutschen eher eine unterdurchschnittliche finanzielle Allgemeinbildung besitzen.13 Dieser mögliche kausale Zusammenhang könnte dazu führen, dass Vertriebskanäle für kapitalbasierte Altersvorsorgeprodukte in Deutschland, nicht auf die richtigen Bedürfnisse der Konsumenten mit ihren verschiedenen Graden an finanzieller Allgemeinbildung ausgelegt sind. Die richtige Gestaltung birgt dabei großes strategisches Potential, da insbesondere durch die potentielle Verknüpfung verschiedenster Vertriebskanäle im sog. Multi-Channel Management, verschiedenste Nutzerbedürfnisse abgedeckt werden könnten.14

Es existieren bisher keine direkten Untersuchungen bzw. Studien im Zusammenhang des Grades finanzieller Allgemeinbildung, der kapitalbasierten Altersvorsorgeplanung sowie der Abfrage von Bedürfnissen an einen Vertriebskanal in Deutschland. Dies impliziert eine mögliche Forschungslücke als Untersuchungsansatz für die hier vorliegende Arbeit. Auf Grundlage der bekannten Erkenntnisse, formuliert sich folgende zentrale Forschungsfrage:

Hat die unterschiedliche finanzielle Allgemeinbildung von Personen erkennbare Auswirkungen auf die Gestaltung von Vertriebskanälen für eine verpflichtende kapitalbasierte Altersvorsorge und wird dadurch ebenfalls die Akzeptanz für technologisch neue Absatzwege beeinflusst?

Hierbei ist es interessant zu ergründen, welche Bedürfnisse ein Vertriebskanal je nach individuellem Grad der finanziellen Allgemeinbildung erfüllen müsste, um eine verpflichtende kapitalbasierte Altersvorsorge für die Verbraucher/innen erfolgreich anbieten zu können. Diese Fragestellung basiert dabei auf den Erkenntnissen zu finanzieller Allgemeinbildung, der Verwendung und Ausgestaltung von Vertriebskanälen sowie den Bedürfnissen aus der Perspektive der Nutzer, welche z.B. eine technologische Akzeptanz steigern könnten.

1.3 Methodik und Aufbau der Arbeit

Als Untersuchungsmethodik wird eine quantitative, empirische Studie durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgt dabei durch eine Umfrage in Form eines standardisierten Fragebogens. Hierzu werden nur Befragte ausgewählt und zugelassen, die aktuell oder zukünftig als Arbeitnehmer in Deutschland tätig sind. Freiberufler, Selbstständige, Beamte, Rentner oder Pensionäre sind von dieser Umfrage ausgeschlossen, da sie zur Beantwortung der Fragestellung aufgrund einer fehlenden gesetzlichen Rentenversicherungspflicht nicht relevant sind. Es werden nur vollständig ausgefüllte Fragebögen in die Auswertung mit einbezogen. Die Absicht ist eine online-basierte Umfrage mit einer Anzahl von mindestens 100 Befragten durchzuführen, um für die Stichprobe eine ausreichende Menge an Datensätzen zu gewinnen. Die Datenauswertung erfolgt mit dem Analysetool R. Die folgende Abbildung zeigt, wie das Untersuchungsdesign der Arbeit aufgebaut ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Theoretisches Modell zum Untersuchungsdesign

Quelle: Eigene Darstellung

Die Auswahl der Methodik fällt bewusst auf eine standardisierte Befragung, da diese die beste Aussicht auf eine ausreichende Anzahl an Datensätzen verspricht und, im Gegensatz zu einem persönlichen Interview oder einer mündlichen Befragung, emotionale Faktoren in Bezug auf die Messung der finanziellen Allgemeinbildung ausschließen soll. Die Thematik eines Schamgefühls aufgrund mangelndem finanziellen Wissen soll dadurch verringert und die Ergebnisse präziser werden.

Die Beantwortung der Forschungsfrage wird auf einer multivariaten Untersuchung basieren, da die Variablen der finanziellen Allgemeinbildung, den Nutzer-Bedürfnissen von Vertriebskanälen sowie des technologischen Akzeptanzeinfluss kausale Zusammenhänge erwarten lassen. Auf Basis des aktuellen Stand der Forschung, wird in dieser Thesis nach dem deduktiven Verfahren geforscht. Dabei werden auf Grundlage der Forschungsfrage neue Hypothesen entwickelt, welche nach der anschließenden Datenerhebung entweder bestätigt oder widerlegt werden können.

Beginnend mit dem Einstieg in den theoretischen Teil der Arbeit, befasst sich Kapitel 2 mit den Grundlagen der wichtigsten Untersuchungsbestandteile und bildet daraus den sog. theoretischen Rahmen bzw. die Begriffsdefinitionen ab. Das Kapitel beinhaltet dabei zum Einstieg einen Überblick zum derzeitigen Altersvorsorgemodell in Deutschland sowie seinen Inhalten und Problemen. Ebenso erfolgt eine Definition und Beschreibung bereits umgesetzter kapitalbasierter Altersvorsorgelösungen.

Anschließend wird sich dem Begriff der finanziellen Allgemeinbildung zugewandt, um diese für diese Arbeit wichtigste Variable ausreichend und transparent zu beschrieben. Abschließend erfolgt in Kapitel 2 die Beschreibung und Wirkung von Akzeptanz sowie der darin vorhandenen wichtigsten Modelle. Die genaue Definition aller Begriffe ist insofern wichtig, da in diesen Unterkapitel bereits theoretische Zusammenhänge zwischen den zu untersuchenden Variablen gezogen werden könnten.

Im folgenden Kapitel 3 werden explizit die Vertriebskanalsysteme sowie die Absatzwegegestaltung erörtert und beschrieben, da diese in Bezug auf die Forschungsfrage einen zentralen Platz in dieser Arbeit einnehmen. Der Fokus dabei beruht im Detail vor allem auf dem Vertrieb von Finanzdienstleistungen und -produkten.

Nach Darstellung des theoretischen Bezugsrahmen sowie der Vertriebskanalsysteme sowie der Absatzwegegestaltung, wird im Anschluss in Kapitel 4 der Forschungsstand sowie die daraus entstehende Entwicklung der Forschungs­hypothesen umgesetzt. Hierbei wird konkret Bezug genommen auf die komplexen Erkenntnisse zu Altersvorsorgelösungen im Zusammenhang mit finanzieller Allgemeinbildung sowie konkreten Ergebnissen und Studien zu Vertriebskanalsystem für Finanzdienstleistungen.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse, werden zum Abschluss in Kapitel 4.2 die Forschungshypothesen gebildet und entwickelt. Hierzu wird nicht nur das statistische Verfahren beschrieben, mit denen die einzelnen Hypothesen überprüft werden sollen, sondern auch die abhängigen sowie unabhängigen Variablen innerhalb der Hypothese. Zusätzlich erfolgt eine genaue Beschreibung, aus welchen Grundlagen und Erkenntnissen die Hypothesen im einzelnen entstanden sind.

Im darauffolgenden Kapitel 5, wird das Forschungsdesign sowie die Konzeption der Untersuchung beschrieben. Insbesondere die Operationalisierung der Zielgrößen bzw. Variablen zur Übernahme in den standardisierten Fragebogen, spielen eine zentrale Rolle in diesem Kapitel. Hierzu wird in Kapitel 5.2 zu jeder Variable das Instrument zur Datenerhebung beschrieben sowie anhand der in den Fragebogen verwendeten Items dargestellt. Dieses Kapitel leitet danach den Übergang zur Beschreibung der Stichprobe, der Datenerhebung sowie dem geplanten Ablauf der Auswertung des Fragebogens zum Ende des Kapitels ein.

Zum Abschluss dieser Arbeit, beinhalten die Kapitel 6 und 7 die Darstellung und Interpretationen der Ergebnisse aus der standardisierten Befragung und dem damit verbundenen Zusammenhang zur Ausgangsfrage aus dem ersten Teil der Einleitung. In Kapitel 6 werden zuerst die Ergebnisse aus der Datenerhebung ohne Wertung dargestellt und erörtert, in welcher Form die Hypothesen bestätigt oder abgelehnt werden konnten. Im Anschluss erfolgt eine kurze Interpretation zur Überleitung in das abschießende Kapitel 7, in dem eine Schlussbetrachtung bzw. ein Fazit zur gesamten Arbeit und den erlangen Erkenntnissen gezogen wird. Die Methodendiskussion sowie der Ausblick auf die weitere Forschung, runden die Arbeit ab und die Ausgangsfragestellung dabei ab.

2 Begriffsdefinitionen und theoretischer Rahmen

Als Ausgangspunkt der Erkenntnisse, dient eine ausgiebige Erarbeitung des theoretisch-konzeptionellen Bezugsrahmens sowie eine Definition der wichtigsten Begrifflichkeiten.15 Hierzu wird in Kapitel 2.1 zunächst die Definition sowie der Aufbau der Altersvorsorge in Deutschland beschrieben und veranschaulicht, warum die Ergänzung mit einer verpflichtenden kapitalbasierten Altersvorsorge notwendig sein kann. Das beinhaltet vor allem eine Vorstellung von kapitalbasierten Altersvorsorgelösungen welche sich, aufgrund bisher fehlender Umsetzung in Deutschland, vorrangig auf Beispiele aus dem Ausland beziehen. Diese Beispiele sollen zeigen, dass bereits erfolgreich eingeführte Konzepte und Modelle existieren und die Untersuchung auf Basis einer grundlegenden Annahme erfolgen kann. Dies ist insofern von Bedeutung als das in Kapitel 2.1.3 die zukünftigen Probleme, welche durch das derzeitige System in Deutschland befördert werden, unter Umständen mit Instrumenten einer verpflichtenden kapitalbasierten Altersvorsorgelösung abgemildert werden könnten.

Anschließend leitet Kapitel 2.2 den Übergang ein um die Grundlagen der Variablen der finanziellen Allgemeinbildung sowie der Akzeptanz zu erläutern. Diese Grundlagenbeschreibung ist für die vorliegende Arbeit essentiell, da aus den erlangen Erkenntnissen in Kapitel 4 auf Basis des aktuellen Forschungsstand die Entwicklung der Forschungshypothesen zur Beantwortung der Ausgangsfragestellung erfolgt.

2.1 Altersvorsorgemodelle

Der Begriff der Altersvorsorge wird definiert als die finanzielle Absicherung für das Alter mit Hilfe der gesetzlichen Rentenversicherung, einer betriebliche Altersvorsorge sowie durch die private Vorsorge wie Sparen, Geldanlage, Renten- oder Kapitalversicherungen und dem Kauf sowie der Vermietung von Sachwerten wie z.B. Immobilien.16 Die Altersvorsorge ist nie isoliert zu sehen sondern setzt sich aus einem Bündel von Maßnahmen zusammen, um auf Basis der gesetzlichen Rentenversicherung gezielt ergänzende Vorsorgemöglichkeiten einzubauen.

Die Alterung der Gesellschaft, welche durch die demographische Entwicklung weiter fortschreitet, stellt das deutsche Rentensystem jedoch vor ein großes Problem und damit für die bisher bekannte, klassische gesetzliche Alterssicherung im Ganzen. Der gewohnte Lebensstandard für einen Rentner, wird ohne zusätzliche Altersvorsorgemaßnahmen in Deutschland nicht oder nur sehr schwer in Zukunft zu halten sein.17 Im Gegensatz zu anderen Ländern ist in Deutschland das System der gesetzlichen Rente, das sog. Umlageverfahren, noch sehr stark als einzigstes Modell der Altersvorsorge dominierend vorhanden. Ergänzende, ob private oder durch den Arbeitgeber unterstützte zusätzliche Altersvorsorgemaßnahmen, werden erst aufgrund der absehbaren demographischen Entwicklung notwendiger und auch häufiger umgesetzt.

2.1.1 Drei-Säulen Modell der Altersvorsorge in Deutschland

In Deutschland wird dabei das Drei-Säulen-Modell der Alterssicherung als Konzept angewandt, welche die allgemein bekannte Unterteilung in ein Gesamtsystem aus einer gesetzlich basierten Sicherung, einer ergänzenden Vorsorge der betrieblichen Altersvorsorge sowie der privaten Vorsorge beinhaltet.18 Der Aufbau des Rentensystems in Deutschland, erfolgt nach der Methode des sogenannten 3-Säulen-Modells.

Das Hauptaugenmerk dieses Konzeptes liegt darauf, dass sich die einzelnen Säulen ergänzen und am besten parallel zueinander umgesetzt werden, um den Lebensstandard im Rentenalter aufrecht erhalten zu können. Das Modell besteht dabei aus den drei Säulen der gesetzlichen Rentenversicherung als Grund- oder Basisversorgung, der betrieblichen Altersvorsorge mit steuerlicher Förderung sowie der privaten Vorsorge wie dem einfachen Sparen bzw. der Investition in Sachanlagen.19

Im Folgenden, wird Schrittweise auf die einzelnen Säulen im eingegangen, welche Funktionen diese haben und welche Möglichkeiten bestehen, um den jeweiligen Vorsorgebaustein zielgerichtet umsetzen zu können.20

Die gesetzliche Rentenversicherung ist ein Teil der Sozialversicherung in Deutschland. Die Leistungen werden dabei durch die Deutsche Rentenversicherung und deren Regionalträger gestellt. Diese Leistungsträger sind Körperschaften des öffentlichen Rechts mit dem Recht der Selbstverwaltung.21 Die Finanzierung erfolgt dabei durch das sogenannte Umlageverfahren, bei dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu gleichen Teilen den aktuellen Rentenversicherungssatz aus dem Bruttolohn des Arbeitnehmers, vorwiegend mit der monatlichen Gehaltsabrechnung, an die deutsche Rentenversicherung überweisen. Den Vorgang der Überweisung wird dabei komplett durch den Arbeitgeber vorgenommen. Die Summe der Überweisung bzw. den Anteil am Bruttolohn, kann der Arbeitnehmer auf seiner Gehaltsabrechnung einsehen.22

Die gesetzliche Rentenversicherung ist eine sogenannte Pflichtversicherung, das bedeutet das alle Arbeitnehmer einen Teil ihres Gehalts in diese Versicherung einzahlen müssen. Ausgenommen davon sind Selbstständige, welche sich von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen können, jedoch dann dafür keine Ansprüche aus dem System aufbauen. Beamtinnen und Beamte leisten ebenfalls keine Einzahlungen, da der Staat für die Pension im Ruhestand sorgt. Die führt in der Öffentlichkeit häufig zu Diskussionen und Kontroversen, da Beamtinnen und Beamte eine deutlich höhere Pension, bis zu 67% des letzten Gehalt, erwarten können als Rentner. Dies wird häufig als unsolidarisch sowie als Benachteiligung gegenüber den normalen Rentnern gesehen.23 Das Ziel ist bzw. war es, dass die jungen für die Rente der Älteren aufkommen sollten. In den sog. Babyboomer Jahren der 50er und 60er hat dieses System hervorragend funktioniert. Aufgrund der sich veränderten Parameter in Bezug auf die Demographie und die Lebenserwartung, steht diese Grundsäule der Altersvorsorge jedoch unter einem drastischen Wandel.

Die zweite Säule der Altersvorsorge in Deutschland ist die betriebliche Altersvorsorge. Schon früh wurde erkannt, dass die gesetzliche Altersvorsorge allein die Rentenlücke im Alter nicht ausgleichen kann. Somit wurde der Baustein einer zusätzlichen, betrieblichen Altersvorsorge entwickelt. Dieser kann bestehen aus einer Direktzusage, über eine Unterstützungskasse, aus einer Direktversicherung, über eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds.24

Bei der Direktzusage bzw. Pensionszusage, verspricht der Arbeitgebern dem Arbeitnehmer eine Leistung aus dem Anlass des gemeinsam geschlossenen Arbeitsverhältnis. Der Arbeitgeber ist somit als Träger für die Sicherstellung der späteren Leistung gegenüber dem Arbeitnehmer verantwortlich. Dazu bildet er für die Ansprüche seiner Arbeitnehmer Pensionsrücklagen in der Bilanz, welche nicht zweckentfremdet werden dürfen. Meist werden diese Rücklagen zusätzlich über eine Rückdeckungsversicherung abgesichert, sofern das Unternehmen finanziell nicht überlebt.25

Die betriebliche Altersvorsorge, in Kurzform oft auch BaV genannt, ist keine Pflichtversicherung sondern soll die gesetzliche Rente ergänzen. Das das Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, gewährt dem Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch gegenüber seinem Arbeitgeber auf eine Umwandlung von Teilen seines Bruttolohnes für die Verwendung in einer betrieblichen Altersvorsorge.26

Dies ist von Vorteil für den Arbeitnehmer, da sich der Arbeitgeber meistens mit einem Zuschuss zu einem Altersvorsorgevertrag beteiligt und darüberhinaus, da die Beiträge aus dem Bruttolohn in den Vertrag eingezahlt werden, sich noch ein Steuervorteil ergibt, da u.a. auch die Sozialversicherungsanteile geringer sind. Es ist jedoch zu beachten, dass bei der späteren Auszahlung der BaV wiederum eine Versteuerung als Einkommen anfällt. Der Arbeitnehmer muss bei dieser 2. Säule sehr genau abwägen, ob diese für seine spätere Rente von Vorteil ist oder nicht, da die Versteuerung einen Teil der BaV wieder abmildert. Die BaV kann auch nur von Arbeitnehmern in Anspruch genommen werden.

Die dritte Säule der Altersvorsorge in Deutschland ist die ergänzende, private Altersvorsorge. Hierzu zählen vor allem die bekannte Riester-Rente, die Rürup-Rente, eine private Rentenversicherung, eine Kapitallebensversicherung, Immobilien, Aktien und Fondssparpläne oder ein Banksparplan.

Die Rürup-Rente bildet gemeinsam mit der gesetzlichen Rente die Basisversorgung der Altersvorsorge. Diese Rente funktioniert nach dem Kapitaldeckungsverfahren, d.h. das der Sparer seine eingezahlten Beiträge mindestens wieder zurückbekommt. Außerdem erhält er, sofern vorhanden, zusätzliche Beiträge durch erwirtschaftete Erträge und darüberhinaus eine staatliche Förderung.27

Die Riester28 -Rente hingegen sollte als das führende Altersvorsorgeprodukt dienen, welche mit jährlichen Zuschüssen und steuerlicher Anrechenbarkeit die Arbeitnehmer zu mehr privater Vorsorge zu animieren. Diese Verträge konnten klassisch über Banken oder Versicherungen abgeschlossen werden und die Beiträge wurden meist in Fonds, bevorzugt in Anleihen, angelegt. Ein Konstruktionsfehler dieses Modell ist jedoch, dass die eingezahlten Beiträge zur Auszahlungsphase garantiert werden müssen. Dadurch sind die Produkte zum großen Teil sehr renditearm bzw. unter Einbezug der Kosten teilweise sogar negativ. Dies führte dazu, dass die Riester-Rente bis heute einen sehr schlechten Ruf hat und Verträge teilweise nicht mehr bedient werden. Da es mittlerweile auch Riester-Produkte auf Basis von kostengünstigen Aktienfonds, den sogenannten Exchange Trade Funds, gibt, geht in der Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Riester leider unter.29

Somit gibt es neben der Rürup- und der Riester Rente nur noch ergänzende Möglichkeiten der Vorsorge. Meist werden diese durch renditearme Lebens- oder Rentenversicherungen oder mit Immobilien, entweder selbst bewohnt oder als vermietete Objekte, realisiert. Die private Vorsorge durch einen monatlichen Sparplan auf Aktien oder Fonds, hat in Deutschland noch keine große Bedeutung, obwohl diese Art langfristig die renditestärkste und chancenreichste Form ist um die eigene Rentenlücke zu schließen.30

2.1.2 Beispiele kapitalbasierter Altersvorsorgelösungen

Das Zusammenspiel von Sicherheit und Rendite spielen eine große Rolle für die Planung der eigenen Alterssicherung. Eine kapitalbasierte bzw. -gedeckte Altersvorsorgelösung, soll die Arbeitnehmer am Produktivvermögen beteiligen und durch die Investition in Sach- sowie Unternehmenswerte eine Rendite ermöglichen, welche über das staatliche Umlageverfahren so nicht vorgesehen ist. Die Zusammensetzung einer kapitalbasierten Altersvorsoge besteht i.d.R. aus Aktienfonds wie z.B. kostengünstigen Exchange Trade Funds, kurz ETF´s, einzelnen Aktien sowie Unternehmens.- und ggf. Staatsanleihen. Die genaue Zusammensetzung hängt dabei auch vom persönlichen Risikograd des Investors/Arbeitnehmer ab.31

Kapitalbasierte Altersvorsorgemodelle auf Basis von Aktien, Anleihen oder Fonds versprechen, historisch gesehen, die höchsten Wertsteigerungen und die auskömmlichsten Renten.32 Im Durchschnitt erzielten Anleger zwischen 5% und 9% Rendite vor Steuern wenn sie auf Index-Fonds, genannt Exchange Trade Funds gesetzt hätten. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass es bei einem Anlagezeitraum von mehr als 15 Jahren in der Vergangenheit zu keinerlei Verlusten gekommen ist, selbst wenn man zum Zeitpunkt der höchsten Kursstände eingestiegen ist.33 Diese Fakten machen eine kapitalbasierte Altersvorsorge so interessant und es gibt hierzu schon Modelle, welche in den folgenden Absätzen näher beschrieben werden.34

Auch wenn man sie hier nicht verortet, so ist die Riester-Rente die meist verbreitete kapitalbasierte Altersvorsorge in Deutschland. Leider genießt sie mittlerweile einen schlechten Ruf, was vor allem durch niedrige Renditen aufgrund zu hoher Vertriebskosten in den Anfangsjahren entstand, so investiert die klassische Riester-Police je nach gewünschter Ausrichtung bis zu 100% der Beiträge in den Aktienmarkt und kann als eine sehr gute Ergänzung zur staatlichen Rente fungieren.35

Unternehmen wie die DWS oder das Fintech-Startup Fairr.de, bieten mittlerweile kostengünstige Riester-Modelle an die vor allem in ETF´s investieren und, je näher das Renteneintrittsalter kommt, diese Quote dann angemessen und zur Absicherung des Werterhalt reduzieren.36 Auch wenn diese Entwicklung inklusive der staatlichen Förderung sinnvoll ist, so kann jedoch am zukünftigen Erfolg gezweifelt werden, da die Riester-Rente einen möglicherweise nicht mehr zu lösenden Imageschaden vollzogen hat.37 Zwar zeigt die Riester-Rente Chancen für eine staatlich geförderte, kapitalbasierte Altersvorsorge auf, jedoch ist diese bisher nur auf freiwilliger Basis umgesetzt worden. Die Arbeitnehmer müssen demnach selber aktiv werden, um eine solch ergänzende private Vorsorge auf Basis von Aktien oder Fonds abzuschließen.

Eine weitere Möglichkeit ist das bisher nicht umgesetzte Konzept der Deutschlandrente, welche die kapitalgedeckte Altersvorsorge in Deutschland mit einem teilverpflichtenden Ansatz stärken soll. Dieses Modell beruht auf einem staatlich organisierten sogenannten Deutschlandfonds, welcher einfach und kostengünstig für die breite Masse der Arbeitnehmer in kapitalstarke Anlage investieren soll und 2015 durch die Hessische Landesregierung entworfen worden ist. Durch Diversifikation soll das Risiko minimiert und die Renditen optimiert werden. Die Teilnahme an diesem Modell ist teilverpflichtend da jeder die Möglichkeit hat, durch eine Verzichtserklärung im sogenannten Opt-Out Modell seine Teilnahme zu widerrufen. Geschieht dies nicht, so werden automatisch Beiträge in den Fonds einbezahlt. Dieses Modell orientiert sich an erfolgreich umgesetzten Konzepten wie in Schweden, Großbritannien oder den USA, wo Rentner durchschnittlich höhere Erträge und somit Auszahlungen nach Renteneintritt erzielen.38

Die Deutschland-Rente hat das Potential eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen Umlageverfahren zu werden, jedoch könnten die Pläne des Finanzministeriums zur Einführung einer Transaktionssteuer auf den Aktienhandel dazu führen, dass die Ablehnung gegenüber renditestarken Lösungen aufgrund höhere Abgaben für die Mittelschicht hier einen Strich durch setzt.39 Dieses mutmaßlich durch Ideologie und Unwissen vorgeschlagene Steuerkonzept, könnte sich langfristig als schwerer Schaden für Rentnerinnen und Rentner ausweisen.40 Andere Länder zeigen bereits, dass eine sinnvolle Verknüpfung zwischen einer staatlich oder privat organisierte Altersvorsorge und einem kapitalbasierten Modell funktionieren und damit auch eine gesellschaftliche Akzeptanz finden kann.

In den Vereinigten Staaten, der Heimat des Kapitalismus und der freien Marktwirtschaft, wird seit jeher vor allem auf eine Eigenverantwortliche Altersvorsorgeplanung gesetzt. Diese ist immer noch gesamtgesellschaftlich akzeptiert und basiert vor allem auf dem Zusammenspiel zwischen einer Beitragsleistung durch den Arbeitnehmer, einem Anteil des Arbeitgebers sowie steuerlichen Anreizen durch den Staat. Eines der am häufigsten genutzten Modelle ist der sogenannte 401(k) Plan.41 Diese Altersvorsorgepläne haben zum Ziel, dass Sparen einfach, kostengünstig, flexibel und Steuer- sowie Arbeitgeber gefördert umzusetzen. Dabei können Arbeitnehmer einen Teil Ihres Einkommens vor Steuern in ein 401(k)-Depot investieren. Die Obergrenze liegt bei 17.500 $ im Jahr und damit weit über den steuerbegünstigten Freigrenzen im Vergleich zur deutschen Riester-Rente. Die Arbeitgeber zahlen, je nach Größe und Finanzkraft des Unternehmens, zusätzlich einen Teil in das Depot ein.42

Die private Altersvorsorge wird in den USA somit stärker gefördert und attraktiver gestaltet als in Deutschland, da die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen höher gestellt wird als eine durch den Staat gemeinschaftlich organisierte Lösung. Darüber hinaus kann das 401(k)-Depot bei einem Wechsel des Arbeitgebers jederzeit mitgenommen werden, ohne das die angesammelten Ansprüche verfallen. Durch die Investition in kostengünstige Fonds wie z.B. ETF´s, steht den Arbeitnehmern in den USA im Alter daher deutlich mehr Kapital aus der privaten Altersvorsorge zur Verfügung als den deutschen Rentnern.

Die Niederlande haben den Ruf, eines der besten Altersvorsorgesystem in Europa zu besitzen, da es einen staatlichen sowie privaten Vorsorgebaustein optimal kombiniert. Besonders der zweite Baustein der betrieblichen Altersversorgung, sorgt für eine ausgewogene und kalkulierbare Rente im Alter. Diese besteht zumeist aus Pensions- und Kapitalfonds, in denen das Geld aus der betrieblichen Altersvorsorge investiert wird. Die Rentenansprüche sind, wie auch vergleichend mit den Vereinigten Staaten, bei einem Arbeitgeberwechsel übertragbar. Das Ziel bei den meisten Altersvorsorgeplänen ist eine Ersatzquote von 70% des zuletzt bezogenen Arbeitsentgelt, jedoch sind auch bis zu 100% möglich und damit weit über den Beträgen, welche heute und in Zukunft durch das deutsche Umlageverfahren zu erwarten sind.43

Die Niederlande sind damit bestens auf den demographischen Wandel vorbereitet und können durch die Ergänzung von umlagefinanzierter, betrieblicher sowie privater Vorsorge sogar teilweise mehr als 100% des letzten Gehaltes als Rente auszahlen. Das bedeutet, dass die Rente bei guter Planung höher ist als das letzte, durchschnittliche Gehalt. Dies sind Zahlen von denen deutsche Arbeitnehmer bislang nur träumen können.44 Die Finanzkrisen 2008 und 2009 haben aber auch gezeigt, dass das System der Pensions- und kapitalbasierten Fonds nicht risikolos ist und im Zuge dessen eine Diskussion entstand, dass System weniger anfällig für die Schocks der Kapitalmärkte zu machen.45

In Summe ist das niederländische System mit seiner Mischung aus den verschiedenen Bausteinen, insbesondere über den kapitalbasierten Anteil der Pensionsfonds ein gern zitiertes Vorbild, wenn es um die Zukunftsfestigkeit von Rentensystemen in den entwickelten Industrieländern geht. Man ist hier der Überzeugung, dass nur eine Kombination aus solidarischem Modell, welches als Basis durch den Staat und damit die Gemeinschaft entwickelt wird sowie ergänzend durch einen privaten, kapitalbasierten Baustein, eine ausreichende Versorgung im Alter bei der aktuellen und zukünftigen demographischen Entwicklung gewährleistet werden kann.

In Schweden ist die private Altersvorsorge schon ein Stück weiter. Eine Rentenlücke wie in Deutschland ist dort, Stand heute, jedenfalls undenkbar. Dort ist nämlich die Pflicht zur privaten Altersvorsorge per Gesetz vorgeschrieben, sodass sich jeder Bürger eigenverantwortlich um eine zur staatlichen Grundsicherung ergänzenden Vorsorge kümmern muss.46 Dabei müssen 2,5% der Gehalt verpflichtend in eine kapitalbasierte Altersvorsorge fließen, welche direkt in Aktien bzw. Fonds investiert werden. Über 90% der Arbeitnehmer investieren dabei in den staatlichen Aktienfonds, den sogenannten AP7, auch wenn Sie zusätzlich die Möglichkeit haben aus über 800 zugelassenen Fonds Alternativen auszuwählen. Der AP7 Fonds legt die Gelder bis zum 55. Lebensjahr des Arbeitnehmers in Aktien an, um diese danach schrittweise in sichere Anlagen wie z.B. Anleihen umzuschichten. Die durchschnittliche Rendite betrug dabei ca. 6% pro Jahr und die eingezahlten Beiträge konnten immer garantiert werden, auch unter dem Einfluss großer Finanzkrisen.47 Das schwedische Modell ist vielfach ein Musterbeispiel für die Kombination staatlicher Grundrenten und einer verpflichtenden, kapitalbasierten Altersvorsorge. Durch die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz, welche vor allem durch die großzügigen Auszahlungen ab Beginn der Verrentungsphase entstehen wird auch jeder Bürger bzw. Arbeitnehmer angesprochen und thematisch mitgenommen.

Diese Liste an ausgewählten Beispielen kapitalbasierter Altersvorsorgemodellen zeigt, dass es bereits heute Lösungen gibt um die private Altersvorsorge, ergänzend zur gesetzlichen Absicherung zu stärken und diese damit zukunftsfest zu machen. Dafür sind verschiedenste Ansätze, ob komplett freiwillig, teilstaatlich oder für jeden verpflichtend als Optionen möglich, welche dabei jedoch alle gemeinsam das Ziel haben, durch eine Bündelung von Kapitel einerseits Kosten zu sparen und andererseits durch Diversifikation aufkommende Risiken. Nur durch eine Investition in Sach- und Unternehmenswerte wie Aktien, Immobilien oder Anleihen, kann eine solche Form der Rendite auch in der Altersvorsorge erreicht werden. Diese Möglichkeit wäre auch in Deutschland umsetzbar wie bereits konkrete Überlegungen zum Modell der Deutschlandrente zeigen. Die Wege eines möglichen Modells, wird allerdings in einer gemeinsamen gesellschaftlichen Anstrengung erfolgen müssen.

2.1.3 Probleme des gesetzlichen Rentensystems

Das gesetzliche Rentensystem in Deutschland steht unter gewaltigem Druck. Der demographische Wandel, die steigende Lebenserwartung und die finanzielle Beteiligung des Staates bringen das seit Jahrzehnten bestehende Umlageverfahren in eine vorhersehbare Schieflage. Die Vermeidung von Altersarmut gehört, in Deutschland zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen im 21. Jahrhundert48.

Durch den immer größer werdenden Bundeszuschuss zum Schließen der Deckungslücke der gesetzlichen Rentenversicherung ist absehbar, dass sich Leistungen, Eintrittsalter und Beiträge in Zukunft zu Ungunsten der Arbeitnehmer bzw. der Rentenversicherten entwickeln werden, sofern kein Umdenken nach einer Reform des Rentensystems stattfindet.49 Erschwerend kommt hinzu, dass die Deutschen nur sehr geringe private Vorsorge betreiben und wenn, dann nur mit renditearmen Altersvorsorgelösungen. Dabei könnte eine kapitalbasierte Altersvorsorge, z.B. durch das Ansparen in Aktienfonds oder kapitalmarktnahen Rentenversicherungen, eine sinnvolle Möglichkeit darstellen die Rentenlücke auch in Deutschland zu schließen.50

Auch wenn das Renteneintrittsalter bis zum Jahr 2031 schrittweise auf 67 angehoben werden soll, so ist dies keinesfalls die Lösung für das Fortbestehenden der gesetzlichen Rente als Hauptsicherungssystem. Aufgrund dessen steht zu befürchten, dass die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung für das solidarische System der Generationen-Rente einbricht, da die Leistungen in Zukunft nicht den Erwartungen der Rentner entsprechen werden. Politik, Wirtschaft und Forschung streiten darüber, mit welcher Reform das gesetzliche Rentensystem stabilisiert werden kann. Das eine Ergänzung durch private Vorsoge notwendig wird ist bei den meisten Beteiligten unbestritten, jedoch das dazu notwendige Instrument wird unterschiedlich betrachtet.51

2.2 Finanzielle Allgemeinbildung

In diesem Kapitel erfolgt die Definition und Beschreibung finanzieller Allgemeinbildung. Zuerst wird unter 2.2.1 der generelle Begriff der finanziellen Allgemeinbildung bzw. der „Financial Literacy“ beschrieben und eingeordnet. Im folgenden Kapitel 2.2.2. wird insbesondere auf die Situation der finanziellen Allgemeinbildung in Deutschland eingegangen, da diese in Bezug auf die Ziele ein wichtiger Einflussfaktor in dieser Arbeit sein könnte, um die Ursachen und Auswirkungen auf die unter Umständen nicht optimale Gestaltung von Vertriebskanälen für eine kapitalbasierte Altersvorsoge zu ergründen.

2.2.1 Begriff der „Financial Literacy“

Die finanzielle Allgemeinbildung oder auch als Financial Literacy bekannt, soll Menschen als Werkzeug dienen, dass sie informierte Entscheidungen mit weit reichenden finanziellen Konsequenzen selber treffen zu können.52 Auf Basis einer aus mehr als 100 Forschungsbeiträgen bestehenden Auswertung, erkannte Remund fünf Kategorien finanzieller Allgemeinbildung, die für eine Bewertung bzw. Eingrenzung einer Einstufung zu diesem Begriff notwendig sind. Dies sind (1) das Wissen über Finanzkonzepte, (2) die eigene Fähigkeit des Kommunizierens über Finanzkonzepte, (3) die Fähigkeit des Verwaltens der eigenen Finanzen, (4) die Fähigkeit für das Treffen eigene adäquater Finanzentscheidungen sowie (5) die Planungssicherheit für zukünftige Bedürfnisse.53

Auch wenn häufig im Hinblick auf die Bedeutung finanzieller Allgemeinbildung einzig als das Verständnis hinsichtlich relevanter Finanzkonzepte verstanden wird, so unterstützt die Analyse von Huston die Erkenntnis, dass finanzielle Allgemeinbildung eher unter dem Thema des reinen Wissens über Finanzkonzepte gebündelt wird.54 Nicht immer ist der Begriff der Financial Literacy klar voneinander abgegrenzt und wird häufig für verschiedene Definitionen verwendet.

So beschreiben Kaminski/Friebel finanzielle Allgemeinbildung als wortwörtlich:55 „[...] den Prozess zur Entwicklung von Finanzkompetenz. Diese wird als die Summe von Einstellungen, Motivationen, Wertvorstellungen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten verstanden, die es einem Individuum ermöglichen, sich kompetent und mündig auf dem Finanzdienstleistungsmarkt zu orientieren, es befähigen, seine privaten Finanzen zu organisieren, entsprechend zu handeln und sich an der Analyse und Gestaltung der institutionellen Rahmenbedingungen des Finanzdienstleistungsbereichs zu beteiligen. Finanzielle Allgemeinbildung umfasst neben der Verbraucherperspektive auch die Unternehmensperspektive und die ordnungspolitische Dimension, um eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit dem Finanzwesen, den Finanzprodukten und den darauf bezogenen institutionellen Rahmenbedingungen zu ermöglichen."

Diese von Kaminski und Friebel getroffene Definition, beinhaltet einerseits den Weg, dessen Ziel das Erlangen von Fähigkeiten für das Treffen finanzieller Entscheidungen ist, andererseits umfasst dies alle Inhaltsbereiche, in denen zusätzlichen Kompetenzen zur Erlangung eines höheren Grades finanzieller Allgemeinbildung abgebildet sind.

Auf dieser Grundlage basiert auch die Begriffsverwendung in dieser Arbeit, da die Arbeitnehmer bzw. Befragten selbstständig entscheiden sollen, auf welche Art und Weise sie eine Auswahl für einen auf sie zugeschnittenen Vertriebskanal, mit Anlehnung an die Bedürfnisse aus ihrer Perspektive, wählen. Dazu hat der individuelle Grad, ob hoch, mittel oder niedrig, an finanzieller Allgemeinbildung einen Einfluss auf die Entscheidung bzw. das Bedürfnis.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit, wird nicht auf die weitere Entwicklung individueller finanzieller Allgemeinbildung eingegangen, welche auch abgrenzend unter der Begrifflichkeit zu Financial Literacy verstanden wird56, sondern einzig und isoliert auf den aktuellen Ist-Zustand der Befragten im Zuge der durchgeführten standardisierten Datenerhebung.

2.2.2 Anwendungsgebiete und Herausforderungen

Finanzielle Allgemeinbildung begegnet uns im Alltag in vielfältiger Weise und hat direkte Auswirkungen auf viel unserer eigenen Handlungen. Der Ursprung für den Aufbau finanzieller Bildung, wird häufig im Elternhaus, im persönlichen Umfeld sowie in Schule oder während des Studiums gelegt. Dabei ist es oft von entscheidender Bedeutung, wie einem jungen Menschen von Anfang an die Bedeutung und der Wert von Geld, die Unterschiede zwischen Sparen, Konsum und Investition sowie die Durchführung eigener finanzieller Entscheidungen vermittelt werden.57

Die Anwendungsgebiete finanzieller Allgemeinbildung sind dabei vielfältig und reichen von der Vermehrung des eigenen Vermögens, über den Abschluss von Versicherungen oder Verträgen jeglicher Art des alltäglichen Lebens bis hin zur obligatorischen Altersvorsorgeplanung. Hierbei sind je nach persönlichem Wissenstand die Auswirkungen von Fehlern unterschiedlich schwer gewichtet, können jedoch gerade im Alter nach Beendigung der Erwerbstätigkeit zu Armut oder finanziellen Engpässen führen. Ebenso wird, im Gegensatz zu angelsächsischen Ländern, in Deutschland der Umgang mit Geld immer noch als verschwiegene Privatsache angesehen und ein Austausch, z.B. über Anlagemöglichkeiten erfolgt meist nur in ganz vertrauten Kreisen.58 Durch die Komplexität neuer finanzieller Produkte, zusätzliche Möglichkeiten durch Internet-Banking oder das Aufkommen neuer Technologien und Vertriebskanäle wie Robo-Advisor, ist es eine Grundlegende Voraussetzung für potentielle Kunden und Anbieter, dass der Grad der finanziellen Allgemeinbildung mit dem potentiellen Vertriebskanal möglichst übereinstimmt.59 Nur dadurch lässt sich das richtige Finanzprodukt im Einklang mit der Zufriedenheit und den Bedürfnissen des Kunden zusammenbringen. Nur ein besser informierter Kunde wird in Zukunft in der Lage sein, finanzielle Allgemeinbildung richtig anzuwenden und damit die Herausforderungen in Bezug auf Altersvorsorgeplanung sowie für unvorhersehbare Notfälle oder persönliche Umstände zu meistern.60

Es ist erkennbar, dass die Anwendungsbereiche finanzieller Allgemeinbildung jeden Menschen betrifft und nicht nur einen bestimmten sozio-demographischen Personenkreis. Die Anwendung finanzieller Allgemeinbildung bringt aufgrund der verschiedensten Ausprägungen auch individuelle Herausforderungen mit sich. Die Bewertung von finanziellen Entscheidungen im Alltag hängt davon ab, welche Kenntnisse man durch diverse Kanäle der Wissensbildung bekommen oder nicht mitbekommen hat. Falsche Entscheidungen zu treffen, welche auf mangelndem Wissen beruhen, haben bei einem finanziellen Hintergrund meist schwerwiegende Folgen für die nahe oder entfernte Zukunft. Besonders die finanzielle Allgemeinbildung von Frauen und deren Umgang mit finanziellen Entscheidungen, unter­scheiden sich immer noch in großer Weise zu denen ihrer männlichen Pendants, besonders was die Altersvorsorgeplanung und daraus potentiell entstehende Altersarmut angeht.61 Gerade in diesem Punkt kann und muss eine früherziehliche Verbesserung z.b. in der Schule erfolgen, um diese Geschlechter spezifische Lücke schnell sowie ausreichend zu schließen.62 Besonders das eigene Verhalten in Bezug auf die Anwendung von finanzieller Allgemeinbildung in Verbindung mit falscher oder nicht vorhandener Schulung führt zu weiteren Problemen, welche die bereits vorher genannten Anwendungsgebiete betreffen.63 Es ist bereits mehrfach bewiesen worden, dass es einen Zusammenhang zwischen der finanziellen Allgemeinbildung und finanziellen Wohlstand bzw. dem finanziellen Verhalten gibt und sich dadurch viele kritische Themen aus dem alltäglichen Umfeld lösen und vermeiden lassen.64

Es kann festgestellt werden, dass finanzielle Allgemeinbildung komplexe Auswirkungen auf viele Dinge im alltäglichen Leben hat. Themen mit finanziellem Hintergrund, können in der falschen Umsetzung negative Auswirkungen haben, welche sich direkt auf das eigene Lebensumfeld auswirken. Deswegen ist es wichtig, diese Herausforderungen zu identifizieren und mit geeigneten Maßnahmen zu beheben, wie z.B. durch den frühen Einstieg in individueller Bildung oder die Gestaltung passgenauer Vertriebskanäle für den jeweiligen Wissensgrad des Kunden.

2.3 Akzeptanzforschung

Das Forschungsfeld der Akzeptanz ist breit gefächert und ermöglicht einen detaillierten Überblick über das Thema. Aufgrund der Konzentration auf mehrere Variablen in dieser Arbeit, wird in den kommenden Unterkapiteln ein Schwerpunkt darauf gesetzt, den Begriff der Akzeptanz, die dazu gängigsten Modelle und Theorien sowie die generelle Anwendbarkeit derer zu erläutern. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf der Nutzer-Akzeptanz in Verbindung mit Dienstleistungen, vorrangig in Bezug auf Online-Vertriebskanäle, da diese Komponente ein Teil der in dieser Arbeit zu beantworteten Fragestellung ist. Eine Vertiefung der Grundlagen in Bezug auf die Akzeptanzforschung ist, wie in Kapitel 1.2 bereits beschrieben, grundsätzlich nicht notwendig und wird daher im Kern nicht weiter verfolgt.

2.3.1 Der Akzeptanzbegriff

Der Begriff der Akzeptanz, im Lateinischen als „acceptare“ bezeichnet, bedeutet im Allgemeinen die positive bzw. bejahende Bereitschaft und Entscheidung durch den Nutzer eine wesentlichen Neuerung anzunehmen.65 Akzeptanz kann auch als Widerspruch zum Begriff der Ablehnung definiert werden. Hierbei thematisieren viele Forschungsdisziplinen die Thematik der Akzeptanz, u.a. die Philosophie, die Psychologie, die Politologie usw., wobei jeder Bereich eine abgeänderte Definition der Begrifflichkeit verwendet.66 Grundsätzlich wird die Akzeptanz jedoch mit Begriffen wie Befürwortung, Anerkennung, Hinnahme oder Einverständnis synonym verwendet.67

Bei allen Definitionen ist jedoch die Gemeinsamkeit erkennbar, dass Akzeptanz stets auf eine subjektive Einstellung abzielt, welche gegenüber einem Sachverhalt oder Objekt gebildet wird. Ebenso wird eine positive Bereitschaft oder ein Verhalten des Entscheidungsträgers in Bezug auf einen Zustand oder eine Aktivität impliziert. Diese Definition unterstützt damit den Charakter des Merkmals der Akzeptanz, welche in dieser Arbeit als Variable in Bezug den Einfluss auf diverse Vertriebskanäle, z.B. über das Internet, untersucht wird. Durch die Subjektivität der Bewertung von Akzeptanz, kann diese Variable sehr gut operationalisiert werden und eignet sich hervorragend zur Darstellung in einer finalen Bewertungsskala. Der Prozess der Akzeptanz lässt sich auf Grundlage des AIDA-Modells aus der Marketingforschung nach Rogers68, in fünf aufeinander aufbauende und nachfolgende Schritte verteilen: 1. Bewusstsein/Erkenntnis, 2. Interesse, 3. Bewertung, 4. Versuch sowie 5. Übernahme. Ergänzend dazu, hat Kollmann die zusätzliche Unterscheidung in seinem dynamischen Akzeptanzmodell um drei weitere Ebenen, Einstellung, Handlung sowie Nutzung, weiterentwickelt um eine multidimensionale Betrachtung des Grades der Akzeptanz zu ermöglichen.69

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Dynamisches Akzeptanzmodell nach Kollmann

Quelle: Darstellung nach Kollmann

2.3.2 Technologie Akzeptanz Modell (TAM)

Um Akzeptanz messbar zu machen, entwickelte Davis im Jahr 1989 das Technology Acceptance Model, kurz TAM, welches als Anpassung aus der Theory of Reasoned Action weiterentwickelt worden ist und bis heute zu den absoluten Grundlagenmodellen in Bezug auf Nutzer-Akzeptanz zählt.70 Dabei baut das Modell auf der Annahme auf, dass zwei Dimensionen für die Akzeptanz von neuen Technologien entscheidend sind. Dies sind einerseits der „wahrgenommene Nutzen“ und andererseits die „wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit“ einer Technologie. Abbildung 3 zeigt, wie sich diese beiden Dimensionen in das TAM einfügen und aus der Perspektive der Nutzer fortschreiben lassen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Technology Acceptance Model nach Davis

Quelle: Eigene Darstellung nach Davis

Externe Einflüsse wie die finanzielle Allgemeinbildung, bestimmen dabei die beiden Dimensionen u.U. nachhaltig. Ebenso können weitere Variablen wie Kosten, Transparenz, Beratung etc. den Grad der Akzeptanz beeinflussen. Im TAM wird zusätzlich die Einstellung, die Intention sowie die spätere, tatsächliche Nutzung unterschieden wobei Davis beweisen konnte, dass innerhalb dieser Komponenten eine positive Korrelation besteht. Durch die stetige Weiterentwicklung konnte das Modell seit seiner Entstehung für weitere Felder modelliert werden. Die Erkenntnisse von Rehder und Karla zur Akzeptanz des Internetvertriebs von Versicherungen, kann für die Ermittlung des Grad der Akzeptanz in dieser Arbeit von Interesse sein.71

[...]


1 Vgl. Wiegand, Rahmati, Breitner, 2015, S. 18

2 Vgl. Pfarr, 2009, S. 57

3 Vgl. Kleinheyer, 2018, S. 2 ff.

4 Vgl. Lünendonk Trendstudie – Versicherungen 2020, 2013, S. 6

5 Vgl. Dommermuth, Schiller, Meder, 2018, S. 40

6 Vgl. Europäische Vergleichsstudie zur Altersvorsorge, 2012, S. 1 ff.

7 Vgl. Maisch, Schick, 2014, S. 102

8 Vgl. Verbraucherzentrale Bundesverband, 2017, S.

9 Vgl. Verbraucherzentrale Bundesverband, 2017, S. 6

10 Vgl.: https://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/versicherung/walter-riester-kontert-die-altersvorsorge-hat-ein-vertriebsproblem-/8503006-3.html?ticket=ST-8903671-j9qtrz7bb3UQL2Wo9HYw-ap3

11 Vgl. Willis Tower Watson, Vertriebswege-Survey, 2017

12 Vgl. Hopkins, Pearce, 2019, S. 36

13 Vgl. Kaminski, Friebel, 2012, S. 8

14 Vgl. Schögel, 2004, S. 2 ff.

15 Vgl. Töpfer, 2012, S. 69

16 Vgl. Pollert, Kirchner, Bauer, 2016

17 Vgl. Dommermuth, Dochantschi, Hauer, 2010, S. 2

18 Vgl. Tepper, 2003, S. 39

19 Vgl. Ruland, 1995, S. 429

20 Vgl. Wehowsky, Rihm, 2008, S. 28

21 Vgl. Marburger, 2018, S. 18

22 Vgl. Beye, 2009, S. 90

23 Vgl. Siepe, 2010, S. 32

24 Vgl. Doetsch, Oecking, Rath, Reichenbach, Riehl, Veit, 2009, S. 10

25 Vgl. Thaut, 2007, S. 13

26 Vgl. Schwarz, 2017, S. 33

27 Vgl. Fachinger, Himmelreicher, Rehfeld, 2010, S. 175

28 Benannt nach dem damaligen Konstrukteur: Arbeitsminister Walter Riester

29 Vgl. Lüders, 2019, S. 20

30 Vgl. Walz, 2016, S. 217 ff.

31 Vgl. Benölken, Bröhl, 2018, S. 127

32 Vgl. Schmitz, 2003, S. 15

33 Vgl. Welt-Online

34 Vgl. Handelsblatt, 2009

35 Vgl. Vetter, 2014, S. 47

36 Vgl. Finanztip

37 Vgl. Börsch-Supran, Bucher-Koenen, Goll, Maier, 2016, S. 50

38 Vgl. Knabe, Weimann, 2017, S. 25

39 Vgl. Tagesspiegel

40 Vgl. Welt-Online

41 Vgl. Smith, 2010, S. 35

42 Vgl. Rahaim, 2005, S. 16

43 Vgl. OECD, 2014, S. 311

44 Vgl. Focus-Online

45 Vgl. Alessie, van Rooij, Lusardi, 2011, S. 17

46 Vgl. Varwick, Eichenhofer, Windwehr, Wäschle, 2016, S. 120

47 Vgl. Almenberg, Säve-Söderbergh, 2011, S. 3

48 Vgl. Bertelsmann Stiftung, 2017, S. 66

49 Vgl. Bollacke, 2014, S. 129

50 Vgl. Janitz-Seemann, 2019, S. 47

51 Vgl. Kochskämper, Pimpertz, 2017, S. 34

52 Vgl. Lusardi, Mitchell, 2013, S. 2 ff.

53 Vgl. Remund, 2010, S. 279

54 Vgl. Huston, 2010, S. 182

55 Kaminski, Friebel, 2012, S. 4 ff.

56 Vgl. Hung, 2009, S. 7

57 Vgl. Barry, 2013, S 137

58 Vgl. Gräbe, 1998, S. 115

59 Vgl. Jappeli, 2010, S. 430

60 Vgl. European Commission, 2007

61 Vgl. Lusadi, Mitchell, 2008, S. 6 ff.

62 Vgl. OECD, 2013, S. 108

63 Vgl. Fernandes, Lynch, Netemeyer, 2013. S. 26

64 Vgl. Taft, Hosein, Mehrizi, Roshan, 2013, S. 70

65 Brockhaus in: https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/akzeptanz

66 Vgl. Lucke, 1995, S. 10 ff.

67 Vgl. Hecker, 1998, S. 124

68 Vgl. Blackwell, Roger, Miniard, Paul, 2001 et al.

69 Vgl. Kollmann, 1998, S. 92

70 Vgl. Davis et al., 1989, S. 985

71 Vgl. Rehder, Karla, 2010, S. 25

Ende der Leseprobe aus 108 Seiten

Details

Titel
Die verpflichtende kapitalbasierte Altersvorsorge in Deutschland. Gestaltung von Vertriebskanälen und finanzielle Allgemeinbildung
Autor
Jahr
2021
Seiten
108
Katalognummer
V703040
ISBN (eBook)
9783963561108
ISBN (Buch)
9783963561115
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Finanzielle Allgemeinbildung, Altersvorsorge, Rentensystem, Financial Literacy, Vertriebskanal, Absatzpolitik, Vertrieb, Rente, Geldanlage, Kundenbedürfnisse, Vertriebsnetzwerk, Marketing
Arbeit zitieren
Florian Martin Heymann (Autor:in), 2021, Die verpflichtende kapitalbasierte Altersvorsorge in Deutschland. Gestaltung von Vertriebskanälen und finanzielle Allgemeinbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/703040

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