Das Pferd in der Erlebnispädagogik


Seminararbeit, 2006

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1. Erlebnis
2.2. Pädagogik
2.3. Erlebnispädagogik

3. Geschichte und Begründer der Erlebnispädagogik
3.1. Vordenker
3.2. Die Reformpädagogik
3.3. Kurt Hahn
3.4. Erlebnispädagogik bis heute

4. Erlebnispädagogik heute
4.1. Grundprinzipien
4.2. Erlebnispädagogisches Säulenmodell
4.3. Medien
4.4. Ziele

5. Erlebnispädagogik und Erlebnistherapie

6. Das Pferd als Medium
6.1. In der Therapie
6.2. In der Heilpädagogik
6.3. In der Erlebnispädagogik

7. Lernmöglichkeiten am, um und mit dem Pferd

8. Erlebnispädagogische Elemente im Umgang mit dem Pferd
8.1. in Bezug auf die methodischen Prinzipien
Handlungsorientierung:
Herausforderung und Grenzerfahrung:
Ganzheitlichkeit:
Aktion und Reflektion:
Gruppenorientierung:
Freiwilligkeit
8.2. in Bezug auf das erlebnispädagogische Säulenmodell
8.3. in Bezug auf die Ziele der Erlebnispädagogik

9. Kritik

10. Fazit

11. Literaturverzeichnis
Bücher:
Internetquellen:

1. Einleitung

Die Idee zu meiner Hausarbeit bekam ich, da ich seit mittlerweile 13 Jahren reite und seit 10 Jahren meine eigenen Pferde versorge. Welche positive Wirkung Pferde auf den Menschen haben können ist mir schon lange bewusst. Schon in meiner Reitschulzeit half ich regelmäßig einer Hippotherapeutin bei ihrer Arbeit. Seither habe ich mehrfach praktisch erlebt, was der Umgang mit Pferden bewirken kann. Ich selber mache seit ungefähr einem Jahr, mit zwei Mädchen ein Training sozialen Verhaltens bei meinen Pferden. Theoretisch beschäftige ich mich ebenfalls seit einiger Zeit mit den Einsatzmöglichkeiten und der Wirkungsweise von Pferden in der Pädagogik und Therapie.

Durch das erlebnispädagogische Seminar stellte ich mir die Frage ob der Umgang mit dem Pferd nicht schon erlebnispädagogische Elemente beinhaltet und ob das Pferd nicht ein sinnvolles Medium für erlebnispädagogische Maßnahmen sein kann.

Beginnen möchte ich die Hausarbeit im allgemeinen Teil, mit Definitionsversuchen der Begriffe Erlebnis, Pädagogik und schließlich der Erlebnispädagogik, um zu verdeutlichen was ich im Rahmen meiner Hausarbeit unter diesen Begriffen verstehe. Danach folgt ein Abriss der geschichtlichen Entwicklung, hin zur Erlebnispädagogik um schließlich zum heutigen Verständnis zu kommen. Dort werde ich das erlebnispädagogische Säulenmodell erläutern, um zu klären wann es sich um erlebnispädagogische Maßnahmen handelt. Die bereits genutzten Medien der Erlebnispädagogik, die methodischen Prinzipien und übergeordnete Zielsetzungen werde ich dort ebenfalls kurz umreißen. Auslassen möchte ich die Lerndimensionen, sowie die verschiedenen Lernmodelle, da sie für die Fragestellungen meiner Arbeit von geringer Bedeutung sind. Abschließen werde ich den allgemeinen Teil, mit einer kurzen Erläuterung von Erlebnispädagogik und Erlebnistherapie.

Im speziellen Teil möchte ich als erstes kurz darauf eingehen, wie das Pferd in der Therapie und Heilpädagogik genutzt wird und welche Stellung das Pferd als Medium, in erlebnispädagogischen Aktionen einnehmen kann. Mögliche Lernerfahrungen, die beim Umgang mit dem Pferd gefördert werden können, werde ich in Punkt sieben erläutern. Mögliche Lernerfahrungen und Wirkungsweisen, die ich zuvor beschrieben habe, beziehe ich danach konkret auf das heutige Verständnis von Erlebnispädagogik, um zu zeigen, dass es Erlebnispädagogik mit dem Pferd durchaus geben kann.

2. Definitionen

Im Folgenden möchte ich versuchen Erlebnis, und Erlebnispädagogik sowie Pädagogik sinnvoll zu definieren. Besonders bei den Begriffen des Erlebnisses und der Erlebnispädagogik ist dies kein leichtes Unterfangen. Bei Erlebnis handelt es sich um ein Wort das vielfach verwendet wird, hier allerdings immer von einer sehr subjektiven Empfindung ausgehend. Bei der Erlebnispädagogik wurden oft Definitionsversuche unternommen, jedoch wurde sich nie auf eine einheitliche Begriffsbestimmung geeinigt. Die hier gemachten Definitionen sollen verdeutlichen was im Rahmen dieser Hausarbeit unter ihnen zu verstehen ist.

2.1. Erlebnis

Ein Erlebnis ist eine besondere Erfahrung und muss nicht zwingend ein Ereignis sein. Es vermittelt unterschiedliche Gefühle, ist subjektiv, lebt vom Augenblick und klingt lange nach[1]. Es hebt sich vom Alltag ab, ist meist neu, unbekannt und ungewohnt[2].

2.2. Pädagogik

Die Pädagogik ist die praktische Wissenschaft der Erziehung. Das übergeordnete Ziel ist es, jungen Menschen zu personaler Mündigkeit zu verhelfen und zunehmende Mündigkeit zu fördern[3].

2.3. Erlebnispädagogik

„Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten.“[4] Sie ist ein Teilgebiet der Pädagogik, in der Lernen durch Erleben eine zentrale Rolle einnimmt. Erlebnispädagogische Maßnahmen zielen darauf ab, Veränderungen im sozialen, kognitiven, emotionalen und praktischen Kontext herbei zu führen[5].

3. Geschichte und Begründer der Erlebnispädagogik

Die Geschichte der Erlebnispädagogik ist recht jung, sie beginnt sozusagen gerade erst[6]. Jedoch reichen ihre Wurzeln mehr als 2000 Jahre in die Vergangenheit, denn schon Platon betonte die Wichtigkeit von Handlungsorientierung und Ganzheitlichkeit in der Erziehung. Sein Schüler Aristoteles vertrat später die Meinung, dass Erfahrungen einen höheren Stellenwert haben als theoretisches Wissen, ohne Erfahrung[7].

3.1. Vordenker

Als Vordenker der Erlebnispädagogik gelten allerdings zunächst, vor allem der Franzose Jean- Jaques Rousseau (1712-1778) und David Henry Thoreau (1817-1862). Beide haben ähnliche Ideen und wollen einen neuen Menschen formen. Sie entdecken beide wie wichtig die Einfachheit und Einsamkeit ist[8] und wenden sich ab von den bestehenden Gesellschaften, in denen sie leben, und propagieren eine Wendung, zurück zur Natur.

Rousseau jedoch war ein Theoretiker und Lebemensch. Er gab seine eigenen Kinder ins Findelhaus um weiter an seinen Werken zu arbeiten. Thoreau hingegen gab ein praktisches Beispiel für seine Überzeugungen. Er zog 2 ½ Jahre in eine selbst gebaute Hütte im Wald[9].

[10] Rousseaus Ziel ist eine Erziehung ohne Erzieher, die durch natürliche Konsequenzen vollzogen wird. Nach ihm erziehen uns drei Dinge: Die Natur, die Dinge und der Mensch. Wobei der Mensch (also der Erzieher) die Erziehung durch die Natur und die Dinge nur stärken und negative Einflüsse; wie Gesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Zivilisation; daraus verhüten soll[11].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seine Lernprinzipien sind: Erfahrung, Abenteuer und Erlebnis. Er forderte im Unterricht eine stärker Handlungsorientierung. Wobei die Unmittelbarkeit und das Erlebnis die zwei wichtigsten Säulen der Erziehung bilden. Die Ziele der Erziehung sind nach Rousseau von der Natur vorgegeben. Er propagiert des Weiteren ein Eigenrecht auf die Lebensphase Kindheit. So schuf er die Grundmauern für die Erlebnispädagogik[12].

[13] Thoraus Ziel war, ganz ähnlich dem Rousseaus, das Hinwenden zum ursprünglichen und unmittelbaren Leben ohne Mittler. Sein höchstes Prinzip ist die Unmittelbarkeit, in der die großen Erzieher die Natur und die Kultur sind. Er wendete sich ab von dem damaligen Zeitgeist der geprägt war durch Luxus, Bequemlichkeit, Mode, Zivilisation und Technik. So nahm er, entgegen der Naturwissenschaft, keine Trennung zwischen Mensch und Natur vor. Thoreau geht es vor allem um Unmittelbarkeit, den Augenblick, die Erfahrungen und das Lernen durch Versuch und Irrtum indem der Erzieher nur eine unterstützende Funktion einnimmt. So wird er 100 Jahre nach Rousseau ebenfalls zum Wegbereiter der Erlebnispädagogik und nimmt der Reformpädagogik vieles vorweg[14].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[15] Des Weiteren ist noch der Amerikaner John Dewey (1859- 1952) zu nennen, für ihn ist die Erfahrung ein pädagogischer Lernort. U.a. durch sein Prinzip „Learning - by - doing“ setzte er einen weiteren Grundstein für die Erlebnispädagogik[16].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2. Die Reformpädagogik

Die Reformpädagogik stellte eine bildungspolitische Initiative gegen bestehende und als zu einseitig gesehene Erziehungs-, Bildungs-, Lern- und Entwicklungssystemen dar[17]. Ihre zentralen Begriffe waren: Erlebnis, Augenblick, Unmittelbarkeit, Gemeinschaft, Natur, Echtheit und Einfachheit[18]. Sie brachte in der Zeit zwischen 1890 und 1933 verschiedenen pädagogische Strömungen hervor, die teilweise die Erlebnispädagogik beeinflussten[19]. Dazu zählen u.a. Landerziehungsheimbewegung, Kunsterziehungsbewegung, Frauen- und Jugendbewegung[20]. Die Jugend entdeckt zu dieser Zeit ein neues Menschenbild für sich, in dem Gefühle, Erlebnistiefe und Kreativität vorherrschen. Die Freizeit wird zum Erlebnisfeld und neue Maßstäbe und Werte entwickeln sich[21].

3.3. Kurt Hahn

[22] Kurt Hahn (1886- 1974) wird als Urvater der Erlebnispädagogik gesehen. Er verknüpft in seiner „Theorie der Erlebnistherapie“ verschiedene Strömungen der Reformpädagogik, und greift auch die Idee der Landerziehungsheime wieder auf. Seine Vordenker haben bereits alle die Bedeutung des Erlebnisses erkannt. Hahn setzte die Grundgedanken wie Echtheit, Einfachheit, Natur, Erlebnis, Unmittelbarkeit und Augenblick nur anders miteinander in Beziehung[23]. Trotzdem waren seine Gedanken innovativ.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hahn war weder Pädagoge noch Politiker mit Mandat. Heute würde man ihn als Idealist mit pädagogischen Ansprüchen bezeichnen. Er wurde Leiter des Schloss Salem und gründete weitere Landerziehungsheime und Outward- Bound Bildungseinrichtungen. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Landerziehungsheimen fand dort eine weltoffene Pädagogik statt. Konstruktive Elemente waren verschiedene Rettungsübungen und Hilfsdienste bei den umliegenden Bauernhöfen. Allerdings sprach er sich klar für eine Trennung von Kind und Eltern aus[24].

Warum Hahn seine Theorie „Erlebnistherapie“ nannte wird an dem Mängelkatalog, den er als Gesellschaftskritik/ bzw. Diagnose aufstellte, deutlich:

- Den Verfall körperlicher Tauglichkeit, verursacht durch die modernen Fortbewegungsmöglichkeiten;
- die fehlende Selbstinitiative, bedingt durch die modernen Kommunikationsmittel, durch die der Mensch, in die Zuschauermentalität verfällt;
- die verringerte Geschicklichkeit und Sorgfalt, eine schwindende Bereitschaft zum exakten Arbeiten, durch das schwächer werden Handwerklicher Traditionen;
- und die mangelnde menschliche Anteilnahme und Empathie, durch die ständige Hast und Eile des modernen Lebens.[25]

Diesen vier Verfallserscheinungen setzte Hahn vier erlebnistherapeutische Elemente entgegen:

- Das körperliche Training:

Leichtathletik und je nach Standort der Einrichtung, verschiedene Natursportarten,

Ballspiele und Übungen in Parcours.

- Die Expedition :

Ihr geht eine Organisationsphase voraus. Sie ist eine mehrtägige Tour, meistens in herausfordernder Natur, die Natursport beinhaltet. Der Natursport steht allerdings nicht im Mittelpunkt, sondern ist eingebettet in das meistern lebenspraktischer Dinge.

- Das Projekt :

Hier werden verschiedene handwerklich- technische oder künstlerische Anforderungen an die Jugendlichen gestellt, es ist zeitlich und thematisch befristet.

- Der Dienst :

Für Hahn ist dies das wichtigste Element der Erlebnistherapie. Zum Dienst gehören wie eben schon erwähnt, verschiedene Rettungsdienste und Hilfstätigkeiten. Rettungsdienste sind damals noch nicht so organisiert und haben deshalb auch einen nutzen für die umliegenden Dörfer.[26]

Für Hahn waren Ernsthaftigkeit und Unmittelbarkeit der Situation immer Vorraussetzung und Bedingung. Die Natur- und Kulturlandschaften versteht er als erste wichtigste Handlungsfelder seiner Erziehung. Er meinte, dass die Erlebnisse möglichst intensiv sein müssen um sich stark ins Bewusstsein einzuprägen. Diese Authentizität, Echtheit und Direktheit sind heute gefragter den je.[27] Denn die eben beschriebenen Mängel sind in der heutigen Gesellschaft ebenfalls spürbar.

[...]


[1] vgl. Gäng, 2006: 9

[2] vgl. Heckmair/ Michl, 2004: 101

[3] vgl. Badry in Badry/ Buchka/ Knapp, 2003: 87f

[4] Heckmair/ Michl, 2004: 102

[5] vgl. Gäng, 2006: 10

[6] vgl. Heckmair/Michl, 2004 : 54

[7] vgl. Hibbeler nach Reiners, 2005 : 15

[8] vgl. Heckmair/ Michl, 2004 : 16

[9] vgl. ebd. : 22 f

[10] Jean- Jaques Rousseau; www.weltchronik.de/dch/dch_1571.html

[11] vgl. Heckmair/ Michl, 2004 : 18f

[12] vgl. ebd. : 21 f

[13] David Henry Thoreau; www.thoreau.de

[14] vgl. Heckmair/ Michl, 2004 : 24 ff

[15] John Dewey; http://129.187.84.1/internet/HP/about_ep/geschichte.html

[16] vgl. Heckmair/ Michl, 2004 : 45 ff

[17] vgl. Bauer/ Nikolai, 1989 : 11

[18] vgl. Heckmair/ Michl, 2004 : 32

[19] vgl. Hibbeler, 2005 : 17

[20] vgl. Heckmair/ Michl, 2004 : 32

[21] vgl. ebd. : 36

[22] Kurt Hahn; http://129.187.84.1/internet/HP/about_ep/geschichte.html

[23] vgl. ebd. : 34

[24] vgl. ebd. : 36 ff

[25] vgl. Reiners, 1993 : 1

[26] vgl. Heckmair/ Michl, 2004 : 39

[27] vgl. ebd. : 40 f

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Das Pferd in der Erlebnispädagogik
Hochschule
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
Veranstaltung
Forum der Erlebnispädagogik
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V70182
ISBN (eBook)
9783638614993
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pferd, Erlebnispädagogik, Forum, Erlebnispädagogik
Arbeit zitieren
Nadine Berbuir (Autor:in), 2006, Das Pferd in der Erlebnispädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70182

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Pferd in der Erlebnispädagogik



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden