Hunger als Waffe - War die große ukrainische Hungersnot der Jahre 1932 und 1933 ein Genozid?


Seminararbeit, 2006

32 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

„Ein Mordfall ohne Leiche?“ – Auf der Suche nach den Opfern
Die Bauernschaft
Das ukrainische Volk

„Sozialismus um jeden Preis“ – Zwangskollektivierung und Dekulakisierung

„Verdammte dieser Erde“ – Die Hungerkatastrophe

„Die Welt schweigt“ – Die Verleugnung der Katastrophe

Schlussbetrachtung

Verzeichnis der benützten Quellen und Literatur
Gedruckte Quellen
Darstellungen

Vorwort

„Doch siehst du es nicht an, das Böse,

scheint friedlich, wie es einst gewesen,

das schöne Ukrainerland.“[1]

Taras Ševčenko

Im Herbst 2004 flimmerten Bilder über die heimischen Fernsehrschirme, die hunderttausende Menschen in Kiev zeigten, die, eingetaucht in einem blau – gelben Fahnenmeer, lautstark für Demokratie und Freiheit demonstrierten.[2] Die so genannte „Orange Revolution“ hat die Welt wieder an ein Land erinnert, welches sie trotz seiner Rolle als zweit größtes Land Europas[3], allzu gerne nur als russische Peripherie ansieht – die Ukraine.

Obwohl die friedliche Revolution heute viel von ihrem Antrieb eingebüßt, und das Land nach wie vor große innen- und außenpolitische Probleme zu bewältigen hat[4], wird mit der Ukraine sowohl politisch als auch vor allem wirtschaftlich in Zukunft zu rechnen sein.[5] Schon aufgrund dieser Tatsache wäre eine intensivere Auseinandersetzung mit dem neuen Nachbarn[6] der Europäischen Union nicht nur wünschenswert, sondern auch für künftige bilaterale Verbindungen notwendig. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit der ukrainischen Geschichte, die bisher in Europa sträflich vernachlässigt wurde.[7]

Denn abgesehen von den Reaktorunglück in Tschernobyl vor rund 20 Jahren, welches aufgrund seiner globalen Bedeutung und seiner traumatischen Wirkung Eingang in das allgemeine Geschichtsbewusstsein erlangt hat[8], wissen wir über die restliche Historie dieses Landes recht wenig.

So verwunderte es auch nicht, wenn uns bislang eine der größten humanitären Katastrophen der Menschheitsgeschichte gänzlich verborgen geblieben ist. Gemeint ist jene große Hungersnot, welche im kollektiven Gedächtnis der Ukraine als Holodomor bekannt ist und in den Jahren 1932 bis 1933 für Millionen von Menschen den sicheren Tod bedeutet hat.[9] Mit dieser schrecklichen Tragödie wird sich nun die vorliegende Arbeit auseinandersetzen. Die Zielsetzung ist jedoch primär nicht nur darauf ausgerichtet, dass damalige menschliche Leiden in einer historiografischen Art und Weise darzustellen, sondern vor allem eine Antwort auf eine Frage zu erlangen, die noch schwerer wiegt, als die Tatsache sowenig von diesem historischen Ereignis zu wissen:

Haben wir einen der größten Genozide der menschlichen Geschichte übersehen?

Einleitung

„Mensch, Gott! Wär uns bloß der erspart geblieben,

der Stalin, meinetwegen durch ein Attentat.

Gott, dieser Teufel hat es fast getrieben,

- verzeih – wie ein Faschist im Sowjetstaat.“[10]

Wolf Biermann

Dass der Holodomor Millionen von Menschleben forderte, wird heute seitens der seriösen Geschichtswissenschaft in keiner Weise bestritten. Auch ist man sich darüber einig, dass das Ereignis keine fatalistischen Züge hatte und auf jeden Fall vermeidbar gewesen wäre. Ob hingegen die große ukrainische Hungersnot jedoch unter dem Begriff Genozid firmieren sollte, ist bis dato ein heftig umstrittenes Thema.[11]

Da sich eines der grundlegenden Dokumente für die Definition eines Genozides, und zwar die „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“[12] der Vereinten Nationen, in diesem Fall, sowohl analytisch als auch methodisch, als unbefriedigend erweist, wird in der vorliegenden Arbeit auf das Phasen Modell von Gregory Stanton zurückgegriffen.[13] Dieser Entwurf umfasst acht Stufen, die ein klassischer Genozid durchlaufen sollte:

1. Klassifikation zur Definierung eines potentiellen Genozidopfers
2. Symbolisierung der klassifizierten Gruppe
3. Dehumanisierung, also die Verleugnung menschlicher Züge des Opfers
4. Organisation des Genozides
5. Polarisation der beteiligten Gruppen
6. Identifikation und offensichtliche Stigmatisierung der Opfer
7. Extermination, also der eigentliche Massenmord
8. Verleugnung des Geschehenen

Anhand dieses Muster wird nun in Folge zu klären sein, ob der Holodomor die Kriterien für den Sachverhalt eines Genozides erfüllt, oder ob es sich hierbei „einfach“ um eine verbrecherische Wirtschaftspolitik respektive um eine Verkettung von traurigen Zufällen handelte.

„Ein Mordfall ohne Leiche?“ – Auf der Suche nach den Opfern

„Die eigentlichen Ukrainer mit eigener Sprache und Folklore waren die Bauern,

die wie so häufig zahlenmäßig stärkste,

aber am wenigsten angesehene Bevölkerungsschicht.“[14]

Fürstin Gagarin

Folgt man Stantons acht Phasen Modell, drängt sich für die ersten drei Stufen – Klassifikation, Symbolisierung und Dehumanisierung – die zwingende, auch innerhalb der Fachliteratur immer wieder gestellte Frage auf, wer nun als eigentliches Opfer der großen Hungersnot bezeichnete werden kann. Waren es nun primär Bauern oder Ukrainer, die an der Lebensmittelknappheit und den ihr folgenden Begleiterscheinungen zugrunde gingen? Auch wenn diese Frage aus moralischer Sicht nicht von Belangen ist, für die Definition dieses Ereignisses als Genozid hingegen ist sie von immenser Bedeutung. Daher ist es zweckmäßig sich gleich am Beginn mit beiden Opferkategorien, im Kontext mit Stantons Modell, auseinanderzusetzen.

Die Bauernschaft

Wie die Geschichte alle europäischen Bauern, war auch jene der ukrainischen Landbevölkerung jahrhundertelang von Ausbeutung und Unterdrückung geprägt. Zwar entluden sich die erduldeten Pressionen in mehreren größeren Aufstände, wie beispielsweise 1648[15], und mit der Etablierung eines unabhängigen Kosakenstaates im 17. Jahrhundert erlangte die Bauernschaft auch einige positive Konzessionen[16], ein wirklicher Aufwärtstrend, für eine verbesserte Lebensgrundlage der agrarischen Bevölkerung, ist jedoch erst mit der Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahre 1861 zu verzeichnen.[17] Ein vorläufiger Höhepunkt dieser Tendenz war mit Sicherheit die spontane Agrarevolution der Jahre 1917 / 1918, aus der, in Folge von Expropriationen, eine gerechtere Landaufteilung resultierte.[18]

Doch nicht nur der Erste Weltkrieg und der russische Bürgerkrieg machten dieser prosperierenden Entwicklung ein jähes Ende, sondern vor allem auch die Machtübernahme der Bolschewiki.

Gerade die Bauernfrage war ein großes ideologisches Problem der marxistischen Doktrin, welches fließend in die Praxis überging.

Anders als der spätere Maoismus, der zumindest von der theoretischen Konzeption aus gesehen in den „Klassenkämpfen der Bauernschaft ... die wahren Triebkräfte der historischen Entwicklung“[19] sah, hatte der klassische Marxismus ein überaus ambivalentes Verhältnis zur agrarischen Bevölkerung. Karl Marx und Friedrich Engels bezeichneten die Bauernschaft beispielsweise als „konservativ“, wenn nicht sogar „reaktionär“.[20] Der Landwirt war jedoch aus marxistisch – ideologischer Sicht nicht von großem Belangen, da man davon ausging, dass die Revolution in „zivilisierten Ländern“[21] mit einem hohen Industrialisierungsgrad, wie beispielsweise England, beginnen wird.

Anders sah dies hingegen Lenin, der in realistischer Weise die Rolle der Bauern in einem Agrarland, wie es Russland nun einmal war, als überaus hoch einschätzte und propagierte, dass man „der Mittelbauernschaft zu Hilfe kommen müsse.“[22]

Aus historischer Perspektive erfolgte in jenen ereignisreichen Jahren des russischen Bürgerkrieges und der sich etablierenden bolschewistischen Herrschaft, eine sukzessive Verschlechterung für die ukrainischen Bauern, die im so genannten “Kriegskommunismus“ einen vorläufigen Tiefpunkt erreichte. Die zunehmende Verelendung der Bauernschaft entstand nicht nur ausschließlich aus den Folgen des Krieges, sondern mit Sicherheit auch aus dem überhasteten Versuch den Sozialismus praktisch über Nacht zu verwirklichen.[23] Daraus resultierte die wahrscheinlich größte Agrarkrise, die die Ukraine bis zu diesem Zeitpunkt gekannt hatte. Die darauf folgende Hungersnot forderte bereits Menschenopfer im Millionenbereich. Anders als es jedoch später der Fall sein sollte, akzeptierte die Führung der Sowjetunion, wenn auch widerwillig, ausländische Hilfe, die einen noch größeren Schaden abwenden konnte.[24]

Der zu recht als Pragmatiker bezeichnete Lenin[25] erkannte die wirtschaftliche Problematik und initialisierte die so genannte „Neue ökonomische Politik“ (NÖP), welche durch eine vorsichtige Forcierung der Marktwirtschaft eine spürbare Verbesserung der Lebensbedingungen, insbesondere eben auch der Landbevölkerung, zur Folge hatte.[26] Dennoch blieb auch in dieser Phase das Verhältnis zwischen den Bolschewiken und der Landwirtschaft latent ambivalent, vor allem aus ideologischer Hinsicht.[27]

Dieser dogmatische Widerspruch wurde jedoch unter der Herrschaft Stalins zu lösen versucht, indem man einen alten Klassenfeind wieder zum Leben erweckte, der für die gesamte Misere zur Verantwortung gezogen werden konnte – den Kulak.

Doch wer sind nun diese nebulösen Kulaken, deren „Liquidierung als Klasse“ von Stalin so vehement gefordert wurde.[28] Die Beantwortung diese Frage fällt nicht leicht, da sich selbst die Zeitgenossen schwer taten eine klare Definition zu finden. So kann man in einer sowjetischen Dorfzeitung resignierend nachlesen, dass „der Begriff Kulak sehr vage ist, [und] es fällt den Bauern schwer, festzustellen, wo der Kultur- und Mittelbauer aufhört und wo der Kulak anfängt.“[29]

Trotz der vorherrschenden Irritation war der Begriff des Kulaken, aus propagandistischer Sicht, seitens der politischen Führung der UdSSR überaus geschickt gewählt, da er für die meisten Bauern einen bitteren Beigeschmack aus längst vergangenen Tagen mit sich führte. So bezeichnete das Wort Kulak schon über Generationen hinweg einen Landwirt, der seine Mitmenschen, beispielsweise durch hohe Zinsen oder exorbitante Pachtabgaben, ausbeutete.[30] Man kann sich jedoch denken, dass spätestens im Zuge der Oktoberrevolution der Prototyp des Kulaken nicht mehr oder nur vereinzelnd existierte. Daher ging die kommunistische Führung daran den Begriff exakter, aber vor allem weitläufiger zu erklären. Laut der im Jahre 1929 verabschiedeten Definition, konnte daher de facto die Überwiegende Mehrheit der sowjetischen, und somit auch der ukrainischen Bauernschaft des Kulakentums bezichtigt werden.[31] Damit war im Prinzip der Grundstein für die folgenden schrecklichen Ereignisse bereits gelegt.

Versucht man zusammenfassend das Kulakentum in einem Kontext mit den ersten drei Phasen des Stantons Modell zu bringen, kann man folgende Schlüsse ziehen: Erstens treffen die ersten beiden Stufen, also Klassifikation und Symbolisierung, zur Gänze zu, da mit der Bildung einer Kulakenklasse ein zwar undurchsichtiges, aber dennoch fassbares Feindbild geschaffen wurde. Zweitens lässt sich weiter feststellen, dass auch die dritte Stufe, sprich Dehumanisierung, vollkommen zu trifft, da man den Kulaken jegliche Existenzberichtung abgesprochen hat. Zutreffend hat es daher der sowjetische Historiker Grossmann wie folgt ausgedrückt:

„Und sie behandeln die Menschen, die entkulakisiert werden sollen, wie Vieh, wie Schweine, und alles ist abscheulich an den Kulaken – sie haben keine Persönlichkeit und keine Seele... Um sie zu töten, mußte man erklären: Kulaken – keine Menschen. Wie die Deutschen sagten: Juden – keine Menschen.“[32]

Das ukrainische Volk

Während die breite Masse der westeuropäischen Zeitgenossen die Ukraine – vielleicht mit Ausnahme der ehemaligen österreichischen Gebiete[33] – immer als einen Teil Russlands respektive der Sowjetunion wahrgenommen hat[34], sahen sich die Ukrainer hingegen schon längere Zeit als eine eigene Nationalität.[35] Auch wenn der Glaube an eine tausendjährige Staatsgeschichte - also vom Kiever Reich der Rus im 10. Jahrhundert bis in die Gegenwart -wie er beispielsweise in der Unabhängigkeitserklärung von 1991 manifestiert ist, sich bei einer wissenschaftlichen Analyse als ein Mythos herausstellt, kann man dennoch getrost von einem ukrainischen Volk sprechen.[36]

Wenn wir die grundlegenden Elemente zur Definition eines Volkes zur Analyse heranziehen, wie beispielsweise Sprache, Kultur, Geschichte, Siedlungsraum usw.,[37] erfüllen die Ukrainer fast alle diese Kriterien.[38] Eine Tatsache übrigens, die nicht erst in der neuesten Literatur zur Geltung kommt, sondern bereits von Zeitgenossen wissenschaftlich, sowohl für die Sprache im Besonderen[39] als auch für das Volk im Allgemeinen[40], festgestellt wurde.

Doch wichtiger als der wissenschaftliche Blick ist das Selbstverständnis des Volkes, und auch wenn die Ukraine den größten Teil ihrer Geschichte unter fremder Herrschaft stand[41] und eine breite ukrainische Nationalbewegung im Vergleich zum restlichen Europa erst recht spät begann[42], kann durchaus von einem latent vorhanden Nationalgefühl gesprochen werden.

So konnten sich beispielsweise trotz der zaristischen Repressionen bereits im 19. Jahrhundert nationale Eliten bilden, die wesentlich für den weiteren Verlauf der ukrainischen Geschichte sowie ihrem Streben nach nationaler Selbstbestimmung werden sollten.[43]

Dieser Wunsch wurde vor allem durch die Reminiszenz an den vergangenen unhabhängigen Kosakenstaat gestärkt.[44] Weiters von Bedeutung für das Verlangen nach einer eigenständigen Staatlichkeit, war die kurze Phase der nationalen Freiheit in den Jahren der Wirren des Ersten Weltkrieges, der Oktoberrevolution und des russischen Bürgerkrieges.[45] Gerade in diese Phase fällt auch die anarchistische Machno–Bewegung[46] unter der Führung des Revolutionärs Nestor Machno, deren Bedeutung für einen spezifisch - ukrainischen Unabhängigkeitswunsch in keiner Art und Weise unterschätzt werden darf, da sie in weiten Teilen der Ukraine „ein grandioses Bild von einem nach Millionen zählenden revolutionären Volk gezeigt [hat], das ... für die eine grundlegende Idee der Revolution, für Freiheit und Gleichheit“[47] gekämpft hat.

[...]


[1] zit. na. Je. S. Sabliovskyj, Der Humanismus Ševčenko und unsere Gegenwart. In: Der revolutionäre Demokrat Taras Ševčenko. 1814 – 1861. Beiträge zum Wirken des ukrainischen Dichters und Denkers sowie zur Rezeption seines Werkes im deutschen und im westslawischen Sprachgebiet, ed. Eduard Winter / Günther Jarosch (= Quellen und Studien zur Geschichte Osteuropas 22, Berlin 1976), S 3 – 12, S 6.

[2] vgl. Ernst Lüdemann, Ukraine (München ³2006), S 109 – 119.

[3] vgl. Günter Friedlein, Grundzüge der Raumstruktur der Ukraine. In: Ukraine, edd. Peter Jordan u.a. (= Osthefte Sonderband 15, Wien u. a. 2001), S 11 – 42, S 11.

[4] vgl. Vicken Ceterian, Traurige Ukraine. Wie Wiktor Juschtschenko und Julia Timoschenko die Dynamik der orangen Revolution verspielten. In: Le Monde diplomatique 9 (2006), S 5.

[5] vgl. Der Fischer Weltalmanach 2007. Zahlen – Daten – Fakten, edd. Eva Berié und Heide Kobert (Frankfurt 2006), 489ff.

[6] Auch eine unabhängige Ukraine wird gegenwärtig ihren Namen gerecht, da Ukraine eigentlich soviel wie „Grenzland“ bedeutet. Vgl. J. Rudnyckyi, Der Name „Ukrajina“ - Ukraine. In: Handbuch der Ukraine, ed. J. Mirtschuk (Leipzig 1941), S 57 – 62.

[7] vgl. Andreas Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine (Bremen ²2000), S 14 bzw. Andreas Kappeler, Die Ukraine in der deutschsprachigen Historiographie. In: Ukraine, edd. Peter Jordan u.a. (= Osthefte Sonderband 15, Wien u. a. 2001), S 161 – 177.

[8] vgl. Vasilij Nesterenko, Mauern der Ignoranz. Protokoll einer Katastrophe. In: Osteuropa 4 (2006), S 27 – 37.

[9] vgl. Josef Nussbaumer, Hungernde, Unwetter und Kannibalen. Gewalt. Macht. Hunger. 2 (= Geschichte & Ökonomie 14, ed. Josef Nussbaumer, Innsbruck 2004), S 126 – 138.

[10] Wolf Biermann, Großes Gebet der alten Kommunistin Oma Meume in Hamburg. In: Wolf Biermann, Mit Marx- und Engelszungen. Gedichte – Balladen – Lieder (München 2000), S 69.

[11] vgl. Rudolf Mark / Gerhard Simon, Die Hungersnot in der Ukraine und anderen Regionen der UdSSR 1932 und 1933. In: Osteuropa 12 (2004), S 5 – 11, S 5f.

[12] vgl. Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes. In: William Schabas, Genozid im Völkerrecht (Hamburg 2003), 720 – 724.

[13] vgl. Gregory Stanton, Wie wir Genozid verhindern können. Der Aufbau einer Internationalen Kampagne zur Beendigung von Genoziden. In: Genozide und staatliche Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert, edd. Verena Radkau / Eduard Fuchs / Thomas Lutz (Wien 2004), S 29 – 39, S 31ff.

[14] Marie Fürstin Gagarin, Blond war der Weizen der Ukraine. Erinnerungen (Bergisch Gladbach 1991), S 82.

[15] vgl. Paul Robert Magocsi, A History of Ukraine (Toronto 1996), S 195 – 206.

Gerade bei diesen Bauernerhebungen hatte insbesondere die jüdische Bevölkerung zu leiden. In diesem Zusammenhang ist immer wieder die Rede von einem traditionellen ukrainischen Antisemitismus. Dies lässt sich jedoch insofern widerlegen, da die Juden vor allem deshalb Ziel der Angriffe von Bauern wurden, da sie als greifbare Vertreter der ausbeuterischen Grundherren galten. Vgl. Alexis Hofmeister, Die Juden in der ukrainischen Geschichte. In: Ukraine, edd. Peter Jordan u.a. (= Osthefte Sonderband 15, Wien u. a. 2001), S 259 – 278.

[16] vgl. Philip Longworth, Die Kosaken. Legende und Geschichte (Wiesbaden 1971), S 81 – 104.

[17] vgl. Kappeler, Ukraine, S 125.

Für die ukrainischen Gebiete in der österreichisch-ungarischen Monarchie, kann man bereits im Zuge der Ereignisse der Revolution von 1848 von einer Verbesserung sprechen. Vgl. Helmut Rumpler, Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie (= Österreichische Geschichte 11, ed. Herwig Wolfram (Wien 2005), S 347 – 351.

[18] vgl. Robert Conquest, Ernte des Todes. Stalins Holocaust in der Ukraine 1929 – 1933 (Wien ²1992), S 56ff.

[19] Mao Tsetung, Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung. Erste Miniatur - Ausgabe 1968 (Essen ²2003), S 12.

[20] Karl Marx / Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. In: Marx / Engels Werke 4 (Berlin 1971), S 459 – 493, S 472.

[21] Friedrich Engels, Grundsätze des Kommunismus. In: Marx / Engels Werke 4 (Berlin 1971), S 361 – 380, S 374.

[22] Wladimir Iljitsch Lenin, Bericht über die Arbeit auf dem Lande. 23. März 1919. In: Lenin, Ausgewählte Werke 3 (Berlin 1961), S 213 – 228, S 221.

[23] vgl. Heiko Haumann, Sozialismus als Ziel. Probleme beim Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung. In: Handbuch der Gesichte Russlands III. 1, ed. Gottfried Schramm (Stuttgart 1983), S 623 – 780.

[24] vgl. Conquest, Ernte des Todes. S 69 - 74.

Karl Popper hat darauf hingewiesen, dass diese Hilfsaktion eine der großen Taten des Völkerbundes war, die Millionen von Menschen das Leben gerettet hat, bis heute jedoch zunehmend in Vergessenheit geraten ist. Vgl. Karl Popper, Von der Notwendigkeit des Friedens. In: Karl Popper, Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik (München 52000), S 319 – 326, S 324f.

[25] vgl. Hans – Martin Lohmann, Marxismus (Frankfurt 2001), S 80 – 85.

[26] vgl. Edgar Hösch, Geschichte Rußlands. Vom Kiever Reich bis zum Zerfall des Sowjetimperiums (Stuttgart / Berlin / Köln 1996), S 356 – 362.

[27] vgl. Helmut Altrichter, Insoluble Conflicts. Village Life between Revolution and Collectivization. In: Russia in the Era of NEP. Explorations in Soviet Society and Culture, edd. Sheila Fitzpatrick / Alexander Rabinowitch / Richard Stites (Indiana 1991), S 192 – 209.

[28] vgl. Dimitri Wolkogonow, Stalin. Triumph und Tragödie. Ein politisches Porträt (Düsseldorf / Wien 1993), S 248.

[29] Wer ist ein Kulak? Beitrag eines Dorfkorrespondenten zur laufenden Diskussion in der Tverer Dorfzeitung „Tverskaja derevnja“ vom 29. September 1927. In: Die Sowjetunion. Von der Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod. Band 2. Wirtschaft und Gesellschaft, edd. Helmut Altrichter / Heiko Haumann (München 1987), S 197 – 199, S 197.

[30] vgl. Stephan Merl, Bauern unter Stalin. Die Formierung des sowjetischen Kolchossystems 1930 – 1941 (= Giessener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des Europäischen Ostens 175, Berlin 1990), S 61f.

[31] vgl. Conquest, Ernte des Todes. S 125f.

[32] zit. na. Robert Conquest, Stalin. Der totale Wille zur Macht. Biographie (München / Leipzig 1991), S 213f.

[33] vgl. Hannes Hofbauer / Viorel Roman, Bukowina – Bessarabien – Moldawien. Vergessenes Land zwischen Westeuropa, Rußland und der Türkei (Wien 1993) bzw. Rudolf Mark, Galizien unter österreichischer Herrschaft. Verwaltung – Kirche – Bevölkerung (= Historische und Landeskundliche Ostmitteleuropa- Studien 13, Marburg 1994).

[34] Diese Tatsache erkennt man beispielsweise an historischen Kartenwerken. Vgl. z.B. Handatlas für Jedermann (Leipzig / Wien 1933), S 57f.

[35] vgl. Andreas Kappeler, Russland als Vielvölkerreich. Entstehung – Geschichte – Zerfall (München 2001), S 183 – 191.

[36] vgl. Kappeler, Ukraine, S 9.

[37] vgl. Emerich Francis / Alexander Hollerbach, Volk. In: Staatslexikon 5, ed. Görres – Gesellschaft (Freiburg 1989), S 766 – 771.

[38] vgl. Kappeler, Ukraine, S 23 – 28.

[39] vgl. J. Rudnyckyi, Ukrainische Sprache. In: Handbuch der Ukraine, ed. J. Mirtschuk (Leipzig 1941), S 63 – 73.

[40] vgl. Z. Kuziela, Das ukrainische Volk. In: Handbuch der Ukraine, ed. J. Mirtschuk (Leipzig 1941), S 31 – 56.

[41] vgl. Kappeler, Ukraine, S 9f.

[42] vgl. Claus Remer, Die Entfaltung der ukrainischen Nationalbewegung in Rußland von der Mitte des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. In: Entwicklung der Nationalbewegung in Europa 1850 – 1914, ed. Heiner Timmermann (= Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen 84, Berlin 1998), S 155 – 174.

[43] vgl. Andreas Kappeler, Die Formierung einer ukrainischen nationalen Elite. In: Andreas Kappeler, Der schwierige Weg zur Nation. Beiträge zur neueren Geschichte der Ukraine (= Veröffentlichungen des Instituts für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien 20, edd. Horst Haselsteiner u.a., Wien / Köln / Weimar 2003), S 99 – 122.

[44] vgl. Andreas Kappeler, Die Kosaken – Aera als zentraler Baustein der Konstruktion einer national-ukrainischen Geschichte. Das Beispiel der Zeitschrift Kievskaja Starina 1882 – 1891. In: Andreas Kappeler, Der schwierige Weg zur Nation. Beiträge zur neueren Geschichte der Ukraine (= Veröffentlichungen des Instituts für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien 20, edd. Horst Haselsteiner u.a., Wien / Köln / Weimar 2003), S 123 – 135.

[45] vgl. Rudolf Mark, Der gescheiterte Staatsversuch. In: Geschichte der Ukraine, ed. Frank Golczewski (Göttingen 1993), S 172 – 201.

[46] vgl. Was ist eigentlich Anarchie? Einführung in Theorie und Geschichte des Anarchismus (Berlin ³2000), S 122 – 131.

[47] Peter Arschinoff, Geschichte der Machno – Bewegung. 1918 – 1921. Nachdruck der Originalausgabe von 1923 (=Klassiker der Sozialrevolte 1, ed. Jörn Essig – Gutschmidt, Münster 1998), S 252.

Wie fest verwurzelt der Glaube an Nestor Machno und seine Bewegung nicht nur in der Ukraine sondern auch in Russland war, verdeutlicht eine Anekdote die Enzensberger gesammelt hat. Er erzählt von einer Gruppe spanischer Gewerkschaftler, die in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre in Moskau einen armen Arbeiter treffen, der resignierend feststellt: „Machno war einer der größten russischen Revolutionäre ... und heute wollen sie uns weismachen, daß er nur ein Bandit war.“ Vgl. Hans Magnus Enzensberger, Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durrutis Leben und Tod (Frankfurt 1977), S 288f.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Hunger als Waffe - War die große ukrainische Hungersnot der Jahre 1932 und 1933 ein Genozid?
Note
1,0
Jahr
2006
Seiten
32
Katalognummer
V70031
ISBN (eBook)
9783638608299
Dateigröße
577 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hunger, Waffe, Hungersnot, Jahre, Genozid
Arbeit zitieren
Anonym, 2006, Hunger als Waffe - War die große ukrainische Hungersnot der Jahre 1932 und 1933 ein Genozid?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70031

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