DRGs - Die Pflege bereitet sich vor


Hausarbeit, 2001

43 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Einführung in die Thematik der Diagnosis Related Groups
1.1. Die Systematik des AR-DRG-System
1.2. Die Kostenkalkulation
1.2.1. Kostenfaktor Pflege

2. Notwendige Vorbereitungen der Pflege
2.1. Bedeutung der (Pflege)Dokumentation in DRG-Systemen
2.1.1. Verbesserung der Pflegedokumentation
2.2. Beteiligung der Pflege an der Codierung
2.2.1. Massnahmen zur Beteiligung der Pflege an der Codierung

3. Aussichten

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Nachwort

Einleitung

Im Herbst 2000 nahm ich im Klinikum Karlsruhe an einer Veranstaltung teil, die sich mit der Einführung eines pauschalisierten Entgeltsystems, den DRGs, beschäftigte.

Ich konnte mir anfangs nicht richtig vorstellen, was in den veranschlagten 3-4 Stunden auf mich zukommen würde, aber bereits nach der ersten Hälfte wurde mir klar, dass hier ein sehr komplexes System in den Krankenhäusern Einzug halten wird, das zudem einen enormen Handlungsbedarf seitens der verantwortlichen Führungskräfte nach sich zieht, weil völlig neue Regeln zur Vergütung stationärer Leistungen zu entwickeln sind und der Zeitrahmen bis zur Einführung knapp bemessen ist.

Die Veranstaltung hat mein Interesse an dem Thema geweckt und im Laufe der nächsten Wochen habe ich sowohl in Fachzeitschriften und im Internet, als auch in persönlichen Gesprächen mein Wissen über dieses Patientenklassifikationssystem vergrößert. Je mehr ich mich informierte, desto bewusster wurde mir, dass sich hier auch für die Pflege einiges verändern wird. Darauf muss die Pflege vorbereitet sein.

Antworten auf die Fragen zu finden „was wird sich für die Pflege an Veränderungen ergeben?“ und „wie sehen die nötigen Vorbereitungen dafür aus?“, waren für mich ausschlaggebend, mich noch detaillierter mit dem geplanten Entgeltsystem auf Basis der DRGs auseinander zu setzen, mit dem Ziel, mir eine eigene Meinung zu bilden, um mitreden und mithandeln zu können.

Mit der vorliegenden Hausarbeit möchte ich meine Gedanken und Antworten hierzu erläutern.

Im ersten Teil erkläre ich, worum es sich bei den DRGs handelt und erörtere deren Systematik.

Darauf aufbauend erläutere ich die sich ergebenden nötigen Vorbereitungen der Pflege, in bezug auf Pflegekosten, Pflegedokumentation, sowie Maßnahmen zur Beteiligung der Pflege an der Codierung.

Im letzten Abschnitt zeige ich mögliche Veränderungen von klinischen Strukturen und Abläufen auf und erläutere, welche Chancen sich hieraus ergeben könnten.

In den jetzigen Zeiten der Systementwicklung des Deutschen DRG-Systems unterliegt alles einer Dynamik, die mitunter zu monatlichen Veränderungen wichtiger Rahmenbedingungen führt. Trotzdem werde ich mich bemühen, die Inhalte der Hausarbeit immer auf dem aktuellen Sachstand zu halten.

1.Einführung in die Thematik der Diagnosis Related Groups (DRGs)

Mit dem Gesundheitsreformgesetz vom 01.01.2000 wurde ein neues Entgeltsystem zur Krankenhausfinanzierung beschlossen, das das alte Krankenhausvergütungssystem zum 01.01.2003 ablösen soll.

Mit dem speziell hierfür neu erlassenen §17b des Krankenhausfinanzierungsgesetzes hat sich der Gesetzgeber mehr Transparenz, eine bessere Verteilung begrenzter Mittel und eine Veränderung von Versorgungsstrukturen zum Ziel gesetzt. Das neue Entgeltsystem zur Krankenhausfinanzierung soll durchgängig leistungsorientiert und pauschalierend sein und sich an international bereits eingesetzten DRG-Systemen orientieren.

DRGs sind Patientenklassifikationssysteme und wurden bereits Mitte der 70er Jahre in den USA entwickelt. In DRG-Systemen werden stationäre Patienten Fallgruppen (DRGs) zugeordnet: Fallgruppen sollen primär ökonomisch homogen sein, das bedeutet, Patienten die derselben Fallgruppe zugeordnet sind, sollen ähnliche Kosten verursachen. Darüber hinaus erfolgt die Fallgruppierung sekundär unter medizinischen Kriterien. Jede Fallgruppe wird entsprechend ihrer ökonomischen Fallschwere und ihres Ressourcenverbrauches mit einem Relativen Kostengewicht belegt und mit einem fixen Entgelt vergütet.

Am 27.Juni 2000 hat sich die Selbstverwaltung in Deutschland für die Einführung der Australian Refined DRGs Version 4.1 (AR-DRGs), entschieden, weil sich dieses System, aufgrund der Erfüllung der gesetzlichen Vorlagen und der Bewertung durch einen gutachterlichen Systemvergleich gegenüber anderen DRG-Systemen als vorteilhaft erwiesen hat.

Das australische System beinhaltet ein spezielles Schweregradkonzept, wodurch sich Begleiterkrankungen und Komplikationen abbilden lassen, ohne dass es dabei zu unübersichtlich vielen Fallgruppenzuordnungen kommt.

Zur Anpassung des australischen AR-DRG-System als Grundlage für das deutsche System stehen viele Vorbereitungen an, die z.B. mit der Übersetzung, der in englisch beschriebenen Systematik, ins Deutsche beginnen.

Das zukünftige deutsche Fallgruppensystem wird sich G-DRGs ( German Diagnosis Related Groups ) nennen.

Geplant ist, das neue Entgeltsystem nach folgendem Zeitplan einzuführen:

Für die Jahre 2003 und /oder 2004 ist eine budgetneutrale Einführungsphase vorgesehen, wobei über das sogenannte Optionsmodell Krankenhäuser selbst entscheiden können, ob sie bereits 2003 aber spätestens 2004 in die DRGs einsteigen wollen.

Für 2005 und 2006 wird eine Übergangsphase diskutiert, in der die unterschiedlichen Krankenhausbudgets stufenweise an das einheitliche DRG-Preisniveau angeglichen werden sollen.

Ab 2007 wird das neue Vergütungssystem dann angewandt.

1.1. Die Systematik der AR-DRGs 4.1

„Der Fallzuordnung des AR-DRG-System liegt ein Gruppierungsalgorithmus zugrunde, der jeden Behandlungsfall auf der Basis eines Entscheidungsbaumes via Gruppierungssoftware anhand verschiedener Kriterien des Entlassungsdatensatzes in eine der 661 DRG-Fallgruppen zuordnet. Die Zuordnung ist dabei stets eindeutig, identisch dokumentierte Fälle werden immer nur einer Fallgruppe zugewiesen.“

( Rochell/Roeder, Das Krankenhaus, Sonderheft, S.8 )

Maßgeblich für die Zuteilung eines Patienten in eine Fallgruppe ist der bei seiner Entlassung feststehende Austrittsdatensatz, wobei die Hauptdiagnose von entscheidender Bedeutung ist.

Aufgrund der zentralen Rolle der Hauptdiagnose in der Fallgruppenzuordnung, war es notwendig, die australische Definition einer Hauptdiagnose auch in Deutschland einzuführen. Folgende Definition wird ab dem 01.01.2002 Gültigkeit haben.

„Die Hauptdiagnose ist die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich war.“

( Allgemeine Deutsche Kodierrichtlinien, Version 1.0, April 2001 )

Die Eingruppierung der Patientendaten in eine Fallgruppe wird durch einen „Grouper“ ( EDV Software ) durchgeführt.

Abb. 1 stellt den komplizierte Gruppierungsalgorithmus graphisch dar

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Folgenden nun einige Erläuterungen.

Nach Ausschluss des Vorliegens von Fehler-DRGs oder bestimmten Sonderfällen erfolgt die Zuteilung des Patienten-Austrittsdatensatzes zu einer der insgesamt 23 Haupt-Diagnosegruppen, im DRG-System MDCs ( Major Diagnostics Categories) genannt. Diese sind überwiegend an Organsystemen orientiert ( s. Abb.2 ).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2, Major Diagnostic Categories; AR-DRGs 4.1

Je nachdem, ob ein Patient rein konservativ, operativ oder mit einer sogenannten nicht operativen Prozedur behandelt wurde, erfolgt im Weiteren die Zuteilung des Falls in eine medizinische, chirurgische oder sonstige Partition.

Durch die Verarbeitung all dieser Informationen resultiert die Eingruppierung des Falls in eine sog. Basis-DRG, wovon das AR-DRG 409 zählt.

Zwei Drittel der Basis-DRGs werden weiter aufgesplittet, indem nun die Verrechnung aller im Datensatz vorhandenen Nebendiagnosen erfolgt.

Hierbei werden alle Nebendiagnosen eines Patienten nach ihrer Ressourcenintensität gewichtet. Die Betonung liegt hierbei auf „alle“ und nicht auf der schwerwiegendsten Nebendiagnose.

Der sogenannte Complication and Comorbitity Level = CCL drückt mittels einer 5-stufigen Skala von 0-4 aus, in welchem Maß eine Nebendiagnose die Behandlung erschwert, wobei „4“ den höchsten Grad bezeichnet und soviel wie „katastrophale Nebendiagnose“ bedeutet.

Aus der Verrechnung der Schweregrade sämtlicher vorliegender Nebendiagnosen, also allen CCL`s, wird mittels der sogenannten Glättungsformel vom Grouper der medizinische Gesamtschweregrad eines Patienten abgeleitet.

Dieser sogenannte PCCL ( Patient Clinical Complexity Level ) ist ebenfalls in fünf Stufen unterteilt ( 0-4 ), wobei auch hier wieder gilt: „4“ ist der höchste Gesamtschweregrad.

Zuletzt berechnet der Grouper aus der Zusammenfassung aller Daten die CC-Kategorie ( Complication and Comorbitity ) eines Falls.

Um zu verhindern, dass bei 409 Basis-DRGs und fünf Patientenschweregradstufen über 2000 DRGs resultieren, werden hierbei benachbarte medizinische Fallschweren in einer CC-Kategorie zusammengefasst.

Die CC-Kategorien sind mit Buchstaben von A – D bezeichnet.

Der Buchstabe „A“ kennzeichnet Fallgruppen mit dem höchsten Ressourcenverbrauch; „D“ steht dementsprechend für den niedrigsten Ressourcenverbrauch.

DRGs, bei denen keine Aufsplittung der Basis DRG nach der Fallschwere erfolgt, erhalten den Buchstaben „Z“.

Somit kann also aus der 4-stelligen Nomenklatur des DRG-Systems jeweils an der letzten Stelle die Fallschwere der Fallgruppe herausgelesen werden.

In Australien existieren derzeit 661 abrechenbare DRGs; in Deutschland werden es aller Voraussicht nach 600-800 sein.

[...]

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
DRGs - Die Pflege bereitet sich vor
Hochschule
Internationale Berufsakademie der F+U Unternehmensgruppe Heidelberg  (Akademie für Wirtschafts- und Sozialmanagement,)
Veranstaltung
Weiterbildung Pflegemanagement
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
43
Katalognummer
V6985
ISBN (eBook)
9783638144100
Dateigröße
613 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neues Entgeltsystem für Krankenhäuser, Casemix, Pflegerelevante Diagnosen und prozeduren, Beteiligung der Pflege an der Codierung
Arbeit zitieren
Carmen Dollinger (Autor:in), 2001, DRGs - Die Pflege bereitet sich vor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6985

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