Interkulturelle Kompetenz durch interkulturelles Training. Möglichkeiten und Grenzen


Magisterarbeit, 2006

120 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 EINLEITUNG
1.1 Themeneinführung
1.2 Problematik und Fragestellung
1.3 Aufbau der Arbeit

2 KULTUR
2.1 Definitionen von Kultur
2.2 Kulturelle Programmierung
2.3 Werte als Kern der Kultur
2.4 Kultur und Sinn
2.5 Kultur und Kommunikation
2.6 Kulturgrenzen
2.7 Kulturelle Unterscheidbarkeit
2.7.1 Kulturstandards und ihre Funktion in Kulturassimilatoren
2.7.2 Hofstedes vier Kulturdimensionen
2.7.3 Kritik an Hofstedes Untersuchung
2.8 Interkulturalitätsstrategien

3 INTERKULTURELLE KOMPETENZ
3.1 Definitionen von interkultureller Kompetenz
3.2 Drei Ansätze zur Annäherung an den Begriff der interkulturellen Kompetenz
3.2.1 Adaption- und Awareness-Ansätze
3.2.2 Effectiveness-Ansätze
3.2.3 Communication-Ansätze
3.3 Elemente interkultureller Handlungskompetenz
3.3.1 Sachkompetenz
3.3.2 Sozialkompetenz
3.3.3 Selbstkompetenz
3.4. Grundlagen für den Erwerb interkultureller Kompetenz
3.5 Schlussfolgerung

4 INTERKULTURELLES TRAINING
4.1 Interkulturelles Lernen - Definition
4.1.1 Informelles interkulturelles Lernen
4.1.2 Formelles interkulturelles Lernen
4.2 Personalauswahl als vorausgehende Maßnahme interk. Trainings
4.3 Ziele interkultureller Trainings
4.4 Klassifikationen interkultureller Trainings
4.4.1 Zwei Trainingsansätze
4.4.2 Trainingszeitpunkt
4.4.3 Trainingsbeteiligung

5 EVALUATION INTERKULTURELLER TRAININGS
5.1 Forschungsstand
5.2 Aktuelle Forschungsarbeit von Ehnert (2004)
5.2.1 Klassifikationen der Trainingsgruppen
5.2.2 Ergebnisse der Untersuchung von Ehnert (2004)

6 SCHLUSSBETRACHTUNG
6.1 Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklung interkultureller Kompetenz durch interkulturelles Trainings
6.2 Ausblick

7 BIBLIOGRAFIE

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Drei Ebenen der mentalen Programmierung

Abb. 2: Marionettenmodell der Kultur

Abb. 3: Eisbergmodell der Kultur

Abb. 4: Hofstedes Untersuchung der Arbeitsziele von IBM-Mitarbeitern

Abb. 5: Kulturschockmodell

Abb. 6: Interkulturalitätsstrategien

Abb. 7: Developmental Model of Intercultural Sensitivity

Abb. 8: Akkomodationsfähigkeiten der spezifischen interkulturellen Kompetenz

Abb. 9: Das Zusammenwirken der Elemente interkultureller Handlungs- Kompetenz

Abb. 10: Der Entwicklung interkultureller Kompetenz hinderliche Faktoren während der frühen Sozialisation.

Abb. 11: Prototypischer Anpassungsprozeß nach Grove und Torbiörn.

Abb. 12: Exemplarischer Trainingsaufbau eines integrierten interkulturellen Trainings

Abb. 13: Modell der interkulturellen Trainingszeitpunkte

Abb. 14: Die aktive Beteiligung der Trainingsteilnehmer

Abb. 15: Ziele der von Ehnert 2004 untersuchten Evaluationsstudien

Abb. 16: In den Trainingsgruppen verwendete Trainingsmethoden

Abb. 17: Trainingszeitpunkte

Abb. 18: Die Effektivität der Trainingsgruppen pro abhängiger Variable

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Drei Komponenten der interkulturellen Kompetenz

Tabelle 2: Trainierbare und nicht trainierbare Elemente interkultureller Kompetenz

Tabelle 3: Vor- und Nachteile der vier interkulturellen Trainingstypen

Tabelle 4: Gesamteffektivität der untersuchten interkulturellen Trainings

1. EINLEITUNG

1.1 Themeneinführung

“Windows für Huren“ lautet die Überschrift eines auf Spiegel-Online erschienenen Artikels[1], der sich mit den Sprachproblemen von Microsoftmitarbeitern in den USA auseinandersetzt. Diese hatten in einer für den südamerikanischen Markt bestimmten Version des Betriebssystems “Windows XP“ Frauen mit “hembra“ (Frau) angesprochen, allerdings übersehen, dass dies in einigen Ländern Südamerikas Hure bedeutet.

Ein weiterer kultureller Fehltritt ist die Abbildung der Indien-Landkarte in der indischen Version von Windows 95, die die von Indien beanspruchte Kaschmir-Region in einer anderen Farbe darstellt als Indien. Natürlich mussten beide oben genannten Programme umgehend vom Markt genommen werden, nachdem ein gewaltiger Imageschaden für das Unternehmen entstanden war. Die aufgrund dieser Fehler erforderlich gewordene Rückrufaktion der Programme kostete laut dem Leiter des geopolitischen Strategie Teams bei Microsoft EDWARDS mehrere Millionen Dollar. Dies veranlasste EDWARDS zu folgender Aussage:

Einige unserer Mitarbeiter, so schlau sie auch sein mögen, haben nur eine schwammige Vorstellung vom Rest der Welt.

(EDWARDS 2004: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,314592,00.html)

Für die Microsoft-Mitarbeiter werden Konsequenzen angekündigt. Diese sollen nun an interkulturellen[2] Trainings teilnehmen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass das Nichtverstehen zweier Mitglieder unterschiedlicher Kulturen im Geschäftsleben schnell erhebliche Kosten[3] verursachen kann. Darüber hinaus legen sie nahe, dass diese Kosten mit Hilfe von interkulturellen Trainings vermieden oder zumindest minimiert werden können.

Im Zeitalter der Globalisierung fordern daher in Folge der immer weiter voranschreitenden Internationalisierung der Wirtschaft (vgl. BERGEMANN & SOURISSEAUX 2003:XV; BITTNER & REISCH 1994:5f; EHNERT 2004:1; GIDDENS 2001:20ff; THOMAS 2003d:13) und der damit einhergehenden Zunahme interkultureller Kontakte[4] (vgl. CULLINGFORD 2005:21; CUSHNER & BRISLIN 1996:1; GUNN 2005:2f; LAYES 2000:12; MALETZKE 1996:8f; THOMAS 2003b:9ff) eine stetig wachsende Anzahl von international operierenden Firmen und Organisationen von ihren Mitarbeitern[5] interkulturelle Kompetenz (vgl. BOLTEN 2003a:5; FRITZ & MÖLLENBERG 2003:295; KONRADT 2003:81ff; THOMAS 1996a:15ff; THOMAS 2003a:7f; THOMAS 2003d:13; THOMAS & KINAST & SCHROLL-MACHL 2003:97).

Interkulturelle Kompetenz[6] ist in diesem Zusammenhang zu einem inflationär gebrauchten Modewort verkommen (BOLTEN 2003a:5;18; KNAPP & KNAPP-POTTHOFF 1990:82), das in einer großen Anzahl von Stellenanzeigen das Anforderungsprofil an die Bewerber bestimmt (THOMAS 2003d:13). Die Forderung nach interkultureller Kompetenz findet sich heute nicht nur im internationalen Top-Management, sondern in Folge zunehmender Mobilität großer Teile der Gesellschaft in einer immer größer werdenden Anzahl von Berufen (THOMAS 2003c:435).

Diese reichen vom Mitarbeiter einer Fluggesellschaft, Ärzten, Soldaten, Entwicklungshelfern, international agierenden Callcenter Agents, Politikern, Lehrern an Schulen mit einem großen Ausländeranteil bis zum Web-Designer und Werbetexter (vgl. LUSTIG & KOESTER 1999:4; MALETZKE 1996:11f).

Firmen, die unter den Kosten interkultureller Missverständnisse leiden, gehen zunehmend dazu über, von ihren Angestellten nicht nur interkulturelle Kompetenz zu verlangen, sondern diese in interkulturellen Trainings gezielt zu fördern. (GÖTZ & BLEHER 2003:11; MALETZKE 1996:178).

1.2 Problematik und Fragestellung

Interkulturelle Missverständnisse können hohe Kosten verursachen. Dies sei am Beispiel sogenannter Expatriates oder Sojourners[7], die in Folge der zunehmenden Internationalisierung von Unternehmen von ihren Firmen für mehrere Monate oder Jahre in ausländischen Niederlassungen eingesetzt werden, veranschaulicht. 70 % dieser Auslandseinsätze, die im allgemeinen sehr kostenintensiv für die entsendenden Unternehmen sind, werden als nicht erfolgreich eingeschätzt[8] (TRIMPOP & MEYENHARDT 2003:207).

Daher gehen immer mehr Unternehmen dazu über, ihre Mitarbeiter gezielt auf interkulturelle Kontaktsituationen vorzubereiten, um durch das Vermeiden interkultureller Missverständnisse die Effektivität ihrer Mitarbeiter zu steigern. Dies geschieht durch interkulturelle Trainings, die die Mitarbeiter gezielt auf den interkulturellen Kontakt vorbereiten sollen (GÖTZ & BLEHER 2003:11).

Allgemein wird erwartet, dass interkulturelle Trainings die interkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter steigern. Dieser Zusammenhang wird jedoch häufig nicht in ausreichendem Maße von den Firmen überprüft (FRITZ & MÖLLENBERG 2003:304).

Hierzu THOMAS & KINAST & SCHROLL-MACHL:

Ein Nachweis für die Wirksamkeit der Trainingsmaßnahmen [...] wird jedoch selten erbracht.

THOMAS & KINAST & SCHROLL-MACHL (2003:109)

Aus dieser Problematik ergibt sich der Anspruch der vorliegenden Arbeit. Anhand der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema soll theoretisch erörtert werden, inwieweit interkulturelle Kompetenz durch interkulturelle Trainings gesteigert werden kann.

1.3 Aufbau der Arbeit

Interkulturelle Kompetenz und interkulturelles Training sind die beiden zentralen Begriffe der vorliegenden Arbeit. Um diese beiden Begriffspaare erfolgreich in einen Zusammenhang zu stellen, wird im ersten Teil der Arbeit der Begriff „Kultur“ betrachtet. Folgende Fragen sollen in diesem Arbeitsschritt beantwortet werden:

1. Was ist Kultur und wozu dient sie?
2. Wie beeinflusst Kultur unser Handeln?
3. Wie beeinflusst Kultur die Kommunikation?
4. Lassen sich Kulturen eindeutig voneinander abgrenzen?

Weiterhin wird in diesem Teil der Arbeit auf HOFSTEDEs Untersuchungen zu Kulturebenen und auf die Vergleichbarkeit von Nationalkulturen nach HOFSTEDE eingegangen.

Im zweiten Teil der Arbeit wird der Begriff „Interkulturelle Kompetenz“ untersucht. Im Mittelpunkt dieses Arbeitsschrittes steht der Versuch, eine Definition des Begriffs zu erarbeiten, die verschiedenen Stadien interkultureller Kompetenz zu veranschaulichen sowie die Frage zu beantworten, ob es sich bei der interkulturellen Kompetenz um eine einzeln zu erlernende Kompetenz handelt oder um eine Teilkompetenz, die nur in Verbindung mit weiteren sozialen Fähigkeiten erlangt werden kann. Weiterhin wird der Frage nachgegangen, ob interkulturelle Fähigkeiten im Erwachsenenalter für alle Menschen gleichermaßen erlernbar sind. Die Erörterung dessen, was interkulturelle Kompetenz beinhaltet, veranschaulicht gleichzeitig, welche Zielsetzungen interkulturellen Trainings zugrunde liegen.

Im dritten Abschnitt wird auf die interkulturellen Trainings eingegangen, das informelle und formelle interkulturelle Lernen behandelt, Maßnahmen der Personalauswahl als vorausgehende Maßnahme interkultureller Trainings dargestellt sowie die unterschiedlichen Trainingsmethoden und Konzepte, Zielsetzungen und Trainingstechniken vorgestellt.

Der vierte Arbeitsschritt richtet die Aufmerksamkeit auf die Evaluierung interkultureller Trainings, um eine Aussage über deren Effektivität treffen zu können.

Nach Abschluss der Arbeitsschritte zwei bis vier soll ein umfassendes Bild dessen gezeichnet sein, was in der wissenschaftlichen Literatur unter interkultureller Kompetenz verstanden wird, was interkulturelle Trainings beinhalten sowie wie wirksam die bisher praktizierten Trainings sind.

Ziel des fünften Arbeitsschrittes ist es, die Begriffe interkulturelle Kompetenz und interkulturelles Training in einen Zusammenhang zu stellen. Hierdurch wird verdeutlicht, welche Aspekte interkultureller Trainings dienlich sind, die interkulturelle Kompetenz der Trainingsteilnehmer zu steigern. Weiterhin wird betrachtet inwieweit eine Steigerung interkultureller Fähigkeiten durch interkulturelle Trainings möglich ist und welche Konsequenzen hieraus für die Gestaltung der Trainings zu ziehen sind.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bedient sich die vorliegende Arbeit einer interdisziplinären Betrachtungsweise. Dies ist notwendig, da das Thema der vorliegenden Arbeit neben der Soziologie auch in den Fachrichtungen Psychologie, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften verortet ist.

2. KULTUR

Im folgenden Abschnitt werden neben einer Definition des Kulturbegriffes die für die weitere Arbeit relevanten theoretischen Grundlagen zum Kulturbegriff vorgestellt, welche eine Auseinandersetzung mit den Begriffen interkulturelle Kompetenz und interkulturelles Training vorbereiten.

2.1 Definitionen von Kultur

In der wissenschaftlichen Literatur findet sich keine allgemein akzeptierte Definition von Kultur[9] (BOLTEN 2003a:10; JAHODA 1996:33; MALETZKE 1996:15; STRAUB & THOMAS 2003:34; VASILACHE 2003:28). Vielmehr finden sich weite und enge Definitionen des Kulturbegriffes in großer Anzahl, die je nach wissenschaftlichem Forschungsgebiet verschiedene Schwerpunkte setzen (MALETZKE 1996:15; 18ff). Dies wurde bereits in den fünfziger Jahren von den amerikanischen Forschern KROEBER und KLUCKHOHN dokumentiert, die 1952 eine Sammlung von über 100 verschiedenen Kulturdefinitionen veröffentlichten (LAYES 2000:17). Nachdem sie diese systematisiert und analysiert hatten, schlugen sie folgende umfassende Kulturdefinition vor, die seitdem häufig zitiert wird[10] (DÜLFER 2001:231) und auch im Rahmen dieser Arbeit gelten soll, da sie den für das interkulturelle Training wesentlichen Zusammenhang zwischen Kultur und menschlichem Verhalten einschließt:

Culture consists of patterns, explicit and implicit, of and for behaviour acquired and transmitted by symbols, constituting the distinctive achievements of human groups, including their embodiments in artefacts; the essential core of culture consists of traditional (i.e. historical derived and selected) ideas and especially their attached values, culture systems may, on the one hand, be considered as products of action, on the other as conditioning elements of further action.

KROEBER & KLUCKHOHN (1952), zitiert nach EHNERT (2004:8)

Diese Definition unterstreicht, dass Kultur einerseits das Ergebnis menschlicher Handlungen ist und sich andererseits direkt auf menschliches Handeln auswirkt. Dieser Teil der Definition von KROEBER und KLUCKHOHN ist für die vorliegende Arbeit von besonderer Bedeutung, da er verdeutlicht, dass eine Situation oder Handlung, aufgrund des Einflusses von Kultur auf die Wahrnehmung, das Denken und Bewerten einer Person, von zwei Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen unterschiedlich interpretiert werden kann.

Dies wird auch durch das Konzept der Lebenswelt von SCHÜTZ verdeutlicht, nach dem aus soziologischer Perspektive Kultur auf einer Mikroebene als die Lebenswelt des Individuums definiert wird (SCHÜTZ & LUCKMANN 1975:23ff). Diese Lebenswelt des Alltags ist die „ ... vornehmliche und ausgezeichnete Wirklichkeit des Menschen“ (SCHÜTZ & LUCKMANN 1975:23), die sich, wird sie von einer Gruppe von Menschen geteilt, als kollektives Gedächtnis denken lässt, das routinemäßiges Handeln ermöglicht (BOLTEN 2003a:14).

Bezogen auf die oben angesprochene Möglichkeit der unterschiedlichen Interpretation derselben Handlung von zwei Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund bedeutet dies, dass diese Personen in unterschiedlichen Lebenswelten verortet sind und somit jeweils in der von ihren Gesellschaften geteilten Wirklichkeit leben.

Definitionen des Kulturbegriffes, die aus einer politischen Perspektive formuliert werden und Kulturen mit Nationen gleichsetzen können im Rahmen dieser Arbeit keine Geltung haben, da Nationen häufig unterschiedliche Kulturen in ihren Grenzen vereinigen oder Kulturen durch nationale Grenzen geteilt werden. Kulturen können somit nicht mit Nationen gleichgesetzt werden. Gleiches gilt für Sprachräume oder geographische Räume. Die genannten Definitionsperspektiven unterstellen aufgrund von Übergeneralisierungen und Stereotypisierungen[11] Gemeinsamkeiten, die nicht vorhanden sind (BOLTEN 2003a:14). Nachdem diese Definition von Kultur und ihre Widerspiegelung im Konzept der Lebenswelt als Grundlage weiterer Überlegungen festgelegt wurde, soll nun in weiteren Schritten der Zusammenhang zwischen Kultur und Handeln sowie zwischen Kultur und Kommunikation dargestellt werden. Hierzu wird auf die einzelnen Bestandteile der obigen Definition von KROEBER und KLUCKHOHN zurückgegriffen.

2.2 Kulturelle Programmierung

Jeder Mensch verinnerlicht im Laufe seines Lebens “Kultur“. Diese Kultur, die nach der obigen Definition Muster des Denkens und Verhaltens beinhaltet, wird im Rahmen der Sozialisation[12] jedes Menschen von seinem Umfeld (seiner Familie, Nachbarschaft, Schule, Jugendgruppen usw.) übernommen (HOFSTEDE 2001:2ff; LUSTIG & KOESTER 1999:30) und bestimmt im weiteren Verlauf des Lebens die äußeren Grenzen, innerhalb derer die eigenen Handlungen vollzogen werden. Dieser Vorgang, in dem ein heranwachsendes Individuum nicht nur die Sprache, sondern auch die Denk- und Verhaltensweisen seines sozialen Umfeldes übernimmt, wird von HOFSTEDE, analog zur Programmierung eines Computers, mentale Programmierung genannt (HOFSTEDE 2001:2ff). Jeder Mensch trägt diese mentale Programmierung in sich.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass das menschliche Verhalten durch diese grundsätzlich vorherbestimmt ist:

... er [der Mensch] hat grundsätzlich die Möglichkeit, von ihnen [den mentalen Programmen] abzuweichen und auf eine neue, kreative, destruktive oder unerwartete Weise zu reagieren.

(HOFSTEDE 2001:3)

Dies sei anhand des sog. Drei-Ebenen-Modells von HOFSTEDE verdeutlicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Drei Ebenen der mentalen Programmierung[13]

Auf der unteren Stufe des Modells befindet sich die menschliche Natur, die allen Menschen gleich ist. Sie soll verstanden werden als genetisch vererbt und beinhaltet menschliche Fähigkeiten wie das Empfinden von Angst, Zorn, Liebe, Freude oder Trauer.

Auf der mittleren Stufe befindet sich die Kultur. Sie wird von jedem Menschen erlernt und legt fest, wie die oben genannte menschliche Natur Ausdruck findet. Kultur wird von Kollektiven geteilt und beinhaltet Ausprägungen wie Sprache, allgemein akzeptierte Ziele, Religion, aber auch die Gestaltung alltäglicher Aktivitäten wie Grüßen, Essen, Hygiene usw. In diesem Sinne ist Kultur die Gesamtheit der Denk- und Verhaltensweisen einer Gesellschaft. Sie ist das von einer sozialen Gruppe verwendete Deutungs- und Handlungsmuster zur Bewältigung von Anpassungsproblemen im Umgang des Menschen mit seiner Umwelt.

Auf der Grundlage dieser allen Menschen einer Gesellschaft ähnlichen Kultur bilden Menschen durch ihre Erfahrungen im Leben eine individuelle Persönlichkeit aus (obere Modellebene). Bei der Verwendung des Kulturbegriffes ist daher darauf zu achten, dass dieser nicht als das Handeln und Denken determinierend verwendet wird. Dieses Verständnis des Kulturbegriffes, das nicht nur in Alltagsdiskussionen immer wieder auftritt, lässt sich anhand des von LEIPRECHT entwickelten sog. Marionettenmodell erläutern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Marionettenmodell der Kultur[14]

In diesem Modell erscheinen Menschen, die der Kultur xy zugerechnet werden, als Marionetten, die wie an einem Draht an ihrer Kultur hängen und durch diese gesteuert werden. Ihre Handlungen und ihr Denken wird als durch die Kultur vollständig determiniert wahrgenommen. Ihre Lebensäußerungen werden durch den Filter der Kultur xy wahrgenommen und hierauf reduziert (LEIPRECHT 2001:31f). Die menschliche Individualität, die auf der Entwicklung unterschiedlicher Persönlichkeiten basiert, wird nicht berücksichtigt.

Das sog. Marionettenmodell stellt somit die weit verbreitete falsche Sichtweise von Kultur dar, in der Kultur als statische, homogene Größe wahrgenommen wird, die das Verhalten ihrer Angehörigen vollständig determiniert, ohne dass diese wiederum Einfluss auf ihre Kultur ausüben können.

Diese falsche Sichtweise bedient sich einer Reduktion von Kultur und führt dazu, dass Entwicklungen, Konflikte, gegensätzliche Standpunkte sowie letztlich die Individualität jedes Menschen ausgeklammert wird. Ebenso wird verkannt, dass sich Kulturen überlagern und jeder Mensch Mitglied mehrerer (Sub-) Kulturen ist (Vgl. LEIPRECHT 2001:31; VASILACHE 2003:26ff).

2.3 Werte als Kern der Kultur

Wie im vorangehenden Abschnitt dargestellt, wird Kultur erlernt. Sie ermöglicht es den Menschen, Alltagssituationen routiniert zu meistern (BOLTEN 2003a:14) und macht eine erneute Definition von schon erlebten Situationen überflüssig. So ist es zum Beispiel nach einmaligem Lernen des Essens mit Messer und Gabel oder des Begrüßens per Handschlag nicht mehr nötig, diese Verhaltensweisen in zukünftigen Situationen neu zu erlernen. Kultur ist demnach kollektiv geteiltes Wissen, welches Situationen vorstrukturiert, Komplexität abbaut[15] und den Bezugsrahmen für ,,richtiges“ Denken, Fühlen und Handeln in typischen Situationen bildet (ESSER 2001:1).

Innerhalb der Kultur bestimmen die von der Gesellschaft geteilten Werte, welches Denken, Fühlen und Handeln im Bezugsrahmen der vorherrschenden Kultur richtig ist (LUSTIG & KOESTER 1999:32).

Werte bilden somit den Kern jeder Kultur und definieren in dieser die Bedeutung von böse und gut, schmutzig und sauber, hässlich und schön, unnatürlich und natürlich, anomal und normal, paradox und logisch, irrational und rational (HOFSTEDE 2001:9ff).

Sie werden im Rahmen der Sozialisation vom sozialen Umfeld übernommen. Dieser Prozess ist laut HOFSTEDE innerhalb der ersten zehn Lebensjahre eines Kindes weitgehend abgeschlossen.

Die Werte sind im weiteren Leben stabil und weitgehend unveränderlich[16] (HOFSTEDE 2001:10).

Werte sind den Menschen, die sie in sich tragen, nicht anzusehen und häufig nicht bewusst. Dennoch leiten sie das menschliche Handeln (ebd.). Ausdruck dieser Werte sind Rituale, Verhaltensvorbilder und Symbole.

Rituale sind Tätigkeiten, die von allen Mitgliedern einer Kultur ausgeübt werden. Sie selbst dienen nicht der Erreichung eines Zieles, sondern werden um ihrer selbst willen durchgeführt wie z. B. Grußformen und religiöse Zeremonien. Sie sind der beständigste Ausdruck von Werten in einer Gesellschaft (ebd.).

Helden sind die Verhaltensvorbilder einer Kultur, die die in einer Gesellschaft positiv angesehenen Eigenschaften repräsentieren und somit Werte übermitteln, indem sie zur Nachahmung anregen (ebd.).

Symbole dagegen sind der auffälligste Ausdruck von Werten. Zugleich unterliegen sie einem raschen Wandel. Symbole einer Kultur sind Sprache, Mode, Flaggen, Statussymbole, Getränke usw. (ebd.)

Die Werte einer Gesellschaft, verinnerlicht vom Individuum, finden demnach Ausdruck in Ritualen, Helden und Symbolen. Sie bestimmen, was in einer Gesellschaft als positiv bewertet wird und lassen die Mitglieder der jeweiligen Gesellschaft hiernach streben.

Die Unterscheidung zwischen den unsichtbaren Werten einer Kultur und ihren sichtbaren Ausprägungen wird häufig am sogenannten Eisbergmodell veranschaulicht (BOLTEN 2003a:17):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Eisbergmodell der Kultur[17]

Das Modell verdeutlicht, dass Kultur sowohl eine für jedermann sichtbare Komponente[18] beinhaltet (etwa Sprache, Kleidung, Essen), die oberhalb der „Wasserlinie“ liegt, als auch eine unsichtbare[19], die Wertvorstellungen, die den sichtbaren Ausprägungen der Kultur zugrunde liegen und im Modell verborgen unterhalb der „Wasserlinie“ liegen (BREDENDIECK et al. 2002:44ff).

2.4 Kultur und Sinn

Im obigen Abschnitt wurden die Werte, die in einer Gesellschaft vorherrschen, als Kern ihrer Kultur dargestellt. Wie aber beeinflussen diese Werte unser Handeln?

Kultur ist vom Individuum erlernt (siehe Abschnitt 2.2); sie ist kollektiv geteiltes Wissen und als solches lässt sie uns auf Grundlage der ihr zugrundeliegenden Werte Situationen auf eine bestimmte Weise interpretieren und mit Sinn füllen.

Das Individuum erlebt eine Situation, setzt diese mit seinem Wissen in Verbindung und nimmt daraufhin eine Bewertung der Situation vor, die dann die folgende Handlung[20] bestimmt. Die Handlung wird also geleitet vom Wissen, das aus vorherigen Situationen erworben wurde. Gleichzeitig legt dieses Wissen fest, welche Handlung oder welches Verhalten in einer bestimmten Situation sinnvoll ist. Ist das Individuum nicht alleine Träger dieses Wissens, sondern wird es von einem Kollektiv geteilt, so ist dieses Wissen die Kultur des Kollektivs. Hierzu ESSER:

Der physische „Ort“ der Kultur sind nur die Gedächtnisse der individuellen Menschen. Was denn sonst? Aber die darin gespeicherten Modelle sind erst dann „Kultur“, wenn sie von den individuellen Akteuren kollektiv geteilt werden.

ESSER (2001:5), Hervorh. im Orig.

Die Kultur einer Gesellschaft, verstanden als kollektiv geteiltes Wissen, schreibt somit speziellen Handlungen in gegebenen Situationen einen Sinn zu und lässt andere Mitglieder dieser Gesellschaft, die das gleiche Wissen teilen, diesen Sinn erkennen. Dieser Rückgriff auf das Wissen bei der Bewertung von Situationen erklärt, warum Mitglieder einer Kultur in bestimmten Situationen ähnlich handeln. Sie bewerten die Situation ähnlich und schreiben ihr den gleichen Sinn zu. Kultur hat in diesem Sinne auch die Funktion der Sinnkonstitution (ROTH 2002:91).

2.5 Kultur und Kommunikation

Kultur leitet jedoch nicht nur unser Handeln, sie ist auch wesentliche Grundlage der Kommunikation. Die Auswirkungen der Kultur auf die Kommunikation soll anhand eines Beispiels veranschaulicht werden: ,,Ich fahre übers Wochenende nach Hause.“ Was weiß die angesprochene Person, nachdem sie diese Aussage aufgenommen hat? Sie wird sich denken, dass die sich äußernde Person ihre Familie besucht, hierzu in eine andere, weiter entfernte Stadt/Region fahren muss und zwar nicht mit einer Kutsche oder einem Boot, sondern sehr wahrscheinlich mit einem Auto oder der Bahn. Weiter wird sie eventuell vermuten, dass die sich äußernde Person mit dem Auto fährt, da diese selbst ein Auto besitzt, was wiederum vermuten lässt, dass diese Person einen Führerschein besitzt, das Auto vor Fahrtbeginn eventuell betanken muss und dass die schnellste Verbindung auf dem Weg nach Hause wahrscheinlich über eine Autobahn führt.

Weiterhin wird die angesprochene Person vermuten, dass das Ziel der Fahrt ein Haus oder eine Wohnung ist, in der eventuell ein Elternteil oder beide Eltern, sowie ein bis drei Geschwister auf den Besuch warten. Sie vermutet also weit mehr als explizit kommuniziert wurde. Ihre Vermutungen über die bestimmte Situation der sich äußernden Person beruhen auf ihrem allgemeinen Wissen über ähnliche Situationen. Hätten sie dieses Wissen nicht, so wären sie nicht in der Lage, die obige Aussage zu verstehen (vgl. BLESS & SCHWARZ 2002:257ff).

Kommunikation bedarf somit nicht nur einer von allen Kommunikationsteilnehmern verstandenen Sprache[21], um erfolgreich zu sein, sie bedarf auch eines kollektiv geteilten Wissens (Kultur) der Kommunikationsteilnehmer (CRONENBROECK 2004:185ff).

Hierzu BLESS & SCHWARZ:

Die Wahrnehmung und Interpretation unserer sozialen Umwelt beruht einerseits auf den spezifischen Aspekten der Situation, dem Input, und andererseits auf dem allgemeinen Wissen, welches Personen an diese Situation herantragen. Erst das Zusammenwirken von spezifischen Situationsmerkmalen und allgemeinem Wissen ermöglicht eine sinnvolle Interpretation der Umwelt.

BLESS & SCHWARZ (2002:257)

Geteilte Interpretationen bilden somit die Verbindung zwischen Kommunikation und Kultur (LUSTIG & KOESTER 1999:32).

Ein Beispiel für das Fehlen einer gemeinsamen Kultur: Jede Sprache beinhaltet ein Wort für ,,Behausung“. Wollten sich Sprecher aller Sprachen hierüber verständigen und würden sie sich alle der Weltsprache Englisch bedienen, so würde jeder Kommunikationsteilnehmer das Wort ,,home“ verwenden. Die Bilder der Behausung, die die einzelnen Kommunikationsteilnehmer hierbei im Kopf hätten, könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein und reichen vom Iglu bis zur Dreizimmerwohnung. Die Kommunikation wird folglich erst dann erfolgreich sein können, wenn alle Kommunikationsteilnehmer den kulturellen Hintergrund der anderen Personen kennen und sich daher ein Bild dessen machen können, was die anderen Personen mit dem Wort ,,home“ verbinden.

Die interkulturelle Kommunikation, wie auch die interkulturelle Interaktion im allgemeinen, bedarf somit - genau wie die intrakulturelle Kommunikation und Interaktion - eines allen Kommunikationsteilnehmern gemeinsamen kulturellen Orientierungssystems und stellt somit lediglich einen Spezialfall sozialer Interaktion dar. Dieser folgt prinzipiell den gleichen Mustern wie die intrakulturelle Kommunikation/Interaktion[22] (LAYES 2000:5; SCHEITZA & SORAYA-KANDAN 2002:24).

2.6 Kulturgrenzen

Während Huntington von sieben zeitgenössischen Kulturkreisen spricht (sinisch, japanisch, hinduistisch, islamisch, westlich, lateinamerikanisch, afrikanisch) (HUNTINGTON 1996:57ff), sprechen andere Autoren von der Entstehung einer globalen Massenkultur[23], bei gleichzeitiger Fragmentierung in viele regionale Kulturen (HALL1994:52f) oder auch von Nationalkulturen[24]. Ein weiteres, von BHABHA (1996) entwickeltes Konzept geht von hybriden Kulturen[25] aus. Welche dieser Kultureingrenzungen aber trifft zu und wo verlaufen die Grenzen der Kulturen? Lässt sich Kultur als homogen oder als heterogen denken? Die Beantwortung dieser Fragen kann im Rahmen dieser Arbeit nicht ausführlich geleistet werden, zumal schon in der wissenschaftlichen Literatur ,, ... die Auffassung über und die Abgrenzung von Kultur – je nach Forschungsziel und dominierender wissenschaftlicher Disziplin – sehr unterschiedlich [ist]“ DÜLFER (2001:231), Hervorh. im Orig.

Daher werden im Folgenden nur einige grundsätzliche, für den weiteren Verlauf der Arbeit wichtigen Überlegungen an Hand eines Zitates ausgeführt:

Culture is for a group what personality is for an individual.

LAURENT (1991:1); zitiert nach GÖTZ & BLEHER (2003:12)

Die weiteste Fassung von Kultur umfasst theoretisch alles Wissen der Menschheit. Jeder Mensch verinnerlicht im Laufe seines Lebens Teile dieses Wissens. Dieses Wissen des Individuums, das auf seinen persönlichen Erfahrungen basiert, bestimmt die Persönlichkeit des Individuums. Wird es von einer Gruppe[26] von Menschen geteilt, was aufgrund der Sozialisation in der Familie, Region, Nation usw. wahrscheinlich ist, so handelt es sich um kollektiv geteiltes Wissen, welches die Kultur dieser Gruppe ist. Jedoch können die Wissensanteile, die verschiedene Menschen im Laufe ihres Lebens verinnerlichen, nicht exakt übereinstimmen (EARLEY & ANG 2003:97; LUSTIG & KOESTER 1999:78). Menschen haben verschiedene Persönlichkeiten aufgrund unterschiedlicher individueller Erfahrungen und den daraus gewonnenen Wissensanteilen. Dies verdeutlicht, dass eine Kultur niemals zu 100% homogen sein kann, da alle Menschen verschiedene Persönlichkeiten ausbilden (vgl. ebd.).

Dennoch werden zwei Individuen, die in Hamburg leben, sich im gleichen Alter befinden, der gleichen Religion angehören usw. und sich folglich in einer ähnlichen Lebenswelt bewegen innerhalb ihres aus dem kollektiven Wissen der Menschheit aktivierten Wissens mehr Überschneidungen aufweisen, als dies z. B. mit einem Individuum, das in Indien lebt, sich in einem anderen Alter befindet und einer anderen Religion angehört der Fall ist. Ihre Kultur ist daher ähnlich[27].

Je mehr Überschneidungen zwischen den Wissensbeständen von Menschen vorliegen, desto ähnlicher ist ihre geteilte Kultur. Wo die Grenzen zwischen den Kulturen verlaufen wird durch die Betrachtungsweise definiert[28]. So ist es möglich, von einer Weltkultur auszugehen, wenn man eine sehr kleine Schnittmenge der Wissensbestände der Individuen als ausreichend für die Definition von Kultur zugrundelegt[29]. Betrachtet man eine größere Schnittmenge der Wissensbestände der Individuen als notwendig zur Definition einer Kultur, so kann man von HUNTINGTONs sieben zeitgenössischen Kulturkreisen sprechen, aber auch eine Definition von Kultur im Sinne einer sehr großen Schnittmenge der Wissensbestände ist möglich und wird praktiziert wenn von der Familienkultur, Organisationskultur, Regionalkultur oder Nationalkultur oder auch von Subkulturen innerhalb einer Gesellschaft die Rede ist, die alle miteinander interagieren ohne das sie deckungsgleich sein müssen (DEMORGON & MOLZ 1996:62). Eine Person ist somit stets Mitglied mehrerer (Sub-) Kulturen und definiert ihre Identität in Abhängigkeit der gegebenen Situation (EARLEY & ANG 2003:68f)[30]. Hierbei kann sie, je nach dem welche Erwartungen in der vorliegenden Situation an sie herangetragen werden, auf unterschiedliche Anteile ihrer Identität zurückgreifen und verschiedene Rollen ausleben. Insofern kann auf einer theoretischen Ebene selbst innerhalb einer Person von Interkulturalität gesprochen werden (LAYES 2000:19).

Die Grenzen zwischen den Kulturen, unabhängig wie weit oder eng dieser Begriff gefasst wird, sind fließend. Dies wird schon durch die Mobilität der Menschen deutlich. Abhängig von der zugrundeliegende Definition sind Menschen stets Mitglied einer oder mehrerer (Sub-) Kulturen (MALETZKE 1996:17).

Kulturen lassen sich demnach als eine Art weltumfassenden „Flickenteppich“ denken, dessen einzelne Bestandteile sich gegenseitig überlagern[31] (BOLTEN 2003a:13). DEMORGON & MOLZ hierzu:

Auch Individuen sind nie „monokulturell“. Durch unterschiedliche Rollen müssen sie zwischen Geschlechts-, Alters-, Berufs-, Familien-, Nationalkulturen usw. bereits in sich selbst vermitteln. Keine zwei Menschen sind deshalb in ihren multiplen kulturellen Bezügen und der Art und Weise, wie sie sie verarbeiten, identisch.

DEMORGON & MOLZ (1996:63)

Weiterhin unterliegen Kulturen einem stetigen Wandel (BOLTEN 2003a:13; CUSHNER & BRISLIN 1996:9; DÜLFER 2001:266ff; EARLEY & ANG 2003:97; ROTH 2002:91). Neue Techniken und Gesellschaftsstrukturen werden entwickelt sowie Einflüsse aus anderen Kulturen übernommen und führen so zu einem ständigen Entwicklungsprozess der Kulturen. Da Kultur von den Menschen erlernt wird (siehe 2.2 ) reproduziert sie sich selbst, gleichzeitig wird sie von den Menschen fortlaufend modifiziert. Die Menschen sind daher nicht nur passive Empfänger der Kultur, sie sind gleichzeitig auch aktiv kulturerhaltend, kulturverändernd und an der Schaffung neuer Kultur beteiligt (MALETZKE 1996:22; RECKWITZ 2000:638ff). Letztgenannte Kultureigenschaften veranlassen DEMORGON & MOLZ zu folgender bis heute unbeantworteten Frage:

Ist es wissenschaftlich haltbar und praktisch hilfreich, von dauerhaften Spezifika eingrenzbarer Populationen zu sprechen oder führen kultureller Wandel und interkultureller Austausch derartige Versuche ad absurdum?

DEMORGON & MOLZ (1996: 43), Hervorh. im Orig.

2.7 Kulturelle Unterscheidbarkeit

Die Abgrenzung verschiedener Kulturen voneinander ist aufgrund des stetigen Wandels von Kulturen, der Verortung von Individuen in mehreren (Sub-) Kulturen sowie der im Zuge der Internationalisierung zunehmenden menschlichen Mobilität schwierig (s.o.). Dennoch ist eine Kategorisierung der Kulturen notwendig, um Kulturunterschiede auf dieser Grundlage diskutieren zu können. Zur Unterscheidung von Kulturen stehen vier Konzepte zur Verfügung, mit deren Hilfe diese Kulturunterschiede theoretisch veranschaulicht werden können:

1. Das Unterscheidungskonzept nach den Kriterien High-Context/Low-Context[32], 2. Das Konzept der Konfuzianischen Dynamik[33], 3. Das Konzept der Kultur-standards und 4. Das Konzept der Wertedimensionen. Im Rahmen dieser Arbeit sollen zwei dieser Konzepte, die in interkulturellen Trainings häufig angewendet werden, näher betrachtet werden. Diese sind das Konzept der in der deutschsprachigen Literatur verwendeten Kulturstandards und seinem anglophonen Äquivalent der Wertdimensionen (KREWER 1996:149).

2.7.1 Kulturstandards und ihre Funktion in Kulturassimilatoren

Das Konzept der Kulturstandards kann folgendermaßen erklärt werden: Der Mensch erlernt während seiner Sozialisation Kultur (siehe Abschnitt 2.2), welche seine Handlungen und sein Verhalten beeinflusst, indem sie ein Orientierungssystem über die Werteausprägungen bereitstellt. Als ,,zentrale Merkmale des kulturspezifischen Orientierungssystems lassen sich [...] “Kulturstandards“ definieren. Unter Kulturstandards werden alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns verstanden, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich persönlich und andere als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden“ THOMAS (1996:112).

Das Konzept der Kulturstandards ist somit kulturrelativistisch (KAMMHUBER & SCHROLL-MACHL 2003:20). Der Begriff „Standard“ ist hierbei jedoch nicht als Festschreibung einer unveränderlichen Norm, die keine Individualität zulässt zu verstehen. Hierzu KAMMHUBER:

Kulturstandards werden interpretiert als die in einer Gruppe geteilten Orientierungsregeln, auf deren Basis wir unsere Individualität erst entfalten können.

KAMMHUBER (1998:47)

Als Beispiel für einen „deutschen“[34] Kulturstandard kann die Pünktlichkeit bei Verabredungen dienen. Pünktlichkeit wird im allgemeinen von der Mehrzahl der Mitglieder der „deutschen“ Kultur bei Verabredungen privat wie beruflich verlangt und eingehalten. Sie wird unhinterfragt als normal empfunden. In anderen Kulturen wird dieser Kulturstandard jedoch nicht geteilt. Verabredungen werden hier als grobe Absichtserklärung empfunden, die eine weite Auslegung des „Termins“ zulässt. Abweichungen vom „Termin“ können Stunden, Tage oder Wochen beinhalten, ohne dass dies als unnormal empfunden wird (SCHEITZA & OTTEN & KELLER 2002:10f).

Abweichungen vom Kulturstandard werden innerhalb des Kulturkreises sanktioniert, wenn sie einen gewissen Toleranzbereich überschreiten (THOMAS 1996b:112). Die Kulturstandards wirken innerhalb einer Kultur auf alle Mitglieder der Kultur ähnlich, sind jedoch abhängig vom Handlungsfeld, da unterschiedliche Situationen unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten herbeiführen.

Kulturstandards sind somit immer nur ein Ausschnitt aus allen in einer Kultur potenziell zur Wirkung kommenden Kulturstandards (KAMMHUBER & SCHROLL-MACHL 2003:20). Sie werden selbstverständlich befolgt und daher vom Individuum in der eigenen Lebenswelt nicht bewusst erfahren (THOMAS 1996b:113).

Kulturstandards werden erst dann von den Individuen bewusst erfahren, wenn sie mit Mitgliedern einer fremden Kultur mit einem fremden Orientierungssystem interagieren (THOMAS 1996b:113). Dieses bewusste Erfahren von unterschiedlichen Orientierungssystemen wird nun zur Lokalisierung der Kulturstandards verwendet, indem diese in einer kritischen interkulturellen Interaktionssituationen[35] aufgedeckt werden. Hierzu werden Mitglieder der Kultur A, die sich innerhalb der Kultur B aufhalten und umgekehrt Mitglieder der Kultur B, die sich innerhalb der Kultur A aufhalten, nach von ihnen als kritisch empfundenen Interaktionssituationen im Gastland befragt, „in denen ihre ausländischen Partner in einer nicht erwarteten Art und Weise reagierten“ THOMAS (1996b:119).

Diese Befragung wird optimal während des Aufenthaltes im Gastland nach einer Aufenthaltsdauer von drei bis vier Monaten durchgeführt, da die Probanden zu diesem Zeitpunkt bereits kritische Interaktionssituationen erlebt haben und eine eventuelle Anfangsbegeisterung für das Gastland nachlässt (THOMAS 1996b:119).

Die so lokalisierten kritischen Interaktionssituationen werden gesammelt und Auslandsexperten beider Kulturen, die lange im jeweiligen Gastland gelebt haben, zur Beurteilung vorgelegt. Diese analysieren nun die als kritisch empfundenen Interaktionssituationen und identifizieren mit Hilfe ihres Expertenwissens die unterschiedlichen Kulturstandards. Die so ermittelten Ergebnisse werden anschließend mit ,, ... Erkenntnissen aus kulturphilosophischer, kulturhistorischer und wertorientierter Forschung verglichen ... [um herauszufinden] ... mit welchen kulturhistorischen Ereignissen und Quellen der Kulturstandard in Zusammenhang steht“ THOMAS (1996b:121).

Das Konzept der Kulturstandards beruht somit auf der Perspektive einer speziellen Kultur und bedarf eines speziellen fremdkulturellen Pendants, da Kulturstandards keine generelle Beschreibung einer anderen Kultur bereitstellen, sondern vielmehr fremdkulturelle Normen identifiziert, die als abweichend von der Eigenkultur erlebt werden (KAMMHUBER & SCHROLL-MACHL 2003:20).

Die so identifizierten Kulturstandards können entscheidend zum Verstehen fremder[36] Kulturen beitragen und insbesondere zur Vermittlung interkultureller Kompetenz in interkulturellen Trainings genutzt werden, indem sie zur Entwicklung von speziellen Kulturvermittlungstrainings - sog. Kultur-Assimiliatoren[37] - verwendet werden.

Kultur-Assimilatoren ermöglichen es den Trainingsteilnehmern, fremdkulturelle Orientierungssysteme real zu erfahren. Hierzu werden den Trainingsteilnehmern die oben genannten kritischen Interaktionssituationen (zumeist in schriftlicher Form) vorgestellt und mehrere Erklärungsmöglichkeiten zur Auflösung des kulturellen Missverständnisses angeboten. Von diesen Erklärungsmöglichkeiten beinhaltet nur eine die richtige Interpretation der Situation. Nachdem der Trainingsteilnehmer sich für eine Interpretationsmöglichkeit entschieden hat, wird ihm mitgeteilt, warum diese Wahl richtig oder falsch war. Hierdurch werden die Trainingsteilnehmer in die Lage versetzt die Motivationen und Gründe, die hinter dem fremdkulturellen Verhalten stehen, zu erkennen (CUSHNER & BRISLIN 1996:14; THOMAS & HAGEMANN & STUMPF 2003:255).

THOMAS hierzu:

Das Ziel des Intercultural Sensitizer-Trainings besteht in einem vertieften Erkennen und ganzheitlichen Verstehen der Attributionsmuster, aus denen heraus das Verhalten fremdkulturell sozialisierter Interaktionspartner sinnvoll, antizipierbar, kontrollierbar, nachvollziehbar und somit in einer Art und Weise vertraut wird, dass es für den anderen Partner wertvoll werden kann.

THOMAS (2003c:475)

Kulturstandards können somit hilfreich sein, den Teilnehmern eines interkulturellen Trainings anhand von konkreten Situationen die fremde Kultur und ihre Auswirkungen auf das Verhalten fremdkultureller Interaktionspartner zu erklären.

Sie können jedoch im Rahmen interkultureller Trainings auch zu Fehlschlüssen der Trainingsteilnehmer führen. Bei der Arbeit mit Kulturstandards sollte daher stets von den interkulturellen Trainern auf folgende Zusammenhänge hingewiesen werden:

- Der sog. kausale Fehlschluss liegt vor, wenn die Kulturstandards als allgemeingültige, für alle Mitglieder der kulturellen Gruppe verbindlich geltenden kulturellen Regeln interpretiert werden. Diese Fehlinterpretation berücksichtigt nicht, dass kulturelle Regeln „bestimmte Toleranzbereiche von Abweichungen erlauben ... [und] ... auch nicht befolgt werden können“ KREWER (1996:158) und führt zu Stereotypisierungen.
- Der sog. ökologische Fehlschluss liegt vor, wenn die Kulturstandards, die auf der Ebene der Gesellschaft ermittelt wurden, zur Interpretation des Verhaltens von Individuen genutzt werden, ohne dass deren Individualität beachtet wird (KREWER 1996:158). Dies kommt einer Verwechslung von Kultur und Persönlichkeit gleich (HOFSTEDE 2001:158).
- Der sog. diachronische Fehlschluss beruht auf der Fehlinterpretation, dass einmal ermittelte Kulturstandards zeitlich unbegrenzt gültig sind. Diese Auslegung berücksichtigt nicht, dass sich Gesellschaften in einem ständigen Veränderungsprozess befinden. Die kulturellen Werte können sich unter Umständen verändern[38] (siehe Abschnitt 2.6) und so dazu führen, dass Kulturstandards ihre Gültigkeit verlieren bzw. nur noch von bestimmten Gesellschaftsgruppen geteilt werden (KREWER 1996:158).

2.7.2 HOFSTEDEs vier Kulturdimensionen

Ein weiteres Konzept, welches eine Unterscheidbarkeit von Kulturen ermöglicht, ist das Vier-Dimensionen-Modell von HOFSTEDE. Um dieses zu entwickeln befragte HOFSTEDE in einer empirischen Untersuchung in 50 Ländern Mitarbeiter des multinationalen Konzerns IBM. Die Grundannahme HOFSTEDEs ist, dass die Befragung der IBM-Mitarbeiter es ermöglicht, die „ ... Unterschiede zwischen den nationalen Wertesystemen herauszufinden“ HOFSTEDE (2001:17), Hervorh. im Orig.

Dies begründet er damit, dass „ ... diese Mitarbeiter [...] fast perfekt zusammengesetzte Stichproben in dem jeweiligen Land dar[stellen]: sie ähneln einander in jeder Hinsicht außer der Staatsangehörigkeit; und dies führt dazu, daß sich die durch die Staatsangehörigkeit bedingten Unterschiede bei ihren Antworten ungewöhnlich deutlich bemerkbar machen“ HOFSTEDE (2001:17).

Die Befragung untersucht die Grundprobleme jeder Gesellschaft, die sich in der Ausprägung der vier Kulturdimensionen[39] Machtdistanz, Kollektivismus/
Individualismus, Femininität/Maskulinität und Unsicherheitsvermeidung niederschlagen. Diese werden hier kurz erläutert:

- Die Machtdistanz innerhalb einer Gesellschaft gibt Auskunft über die Ungleichheit in der Gesellschaft sowie die Abhängigkeit von Beziehungen. In einem Land mit geringer Machtdistanz ist es z.B. für einen Angestellten möglich, seinem Vorgesetzten zu widersprechen; die emotionale Distanz ist gering.

Machtdistanz wird von HOFSTEDE definiert als ,, ... das Ausmaß, bis zu welchem die weniger mächtigen Mitglieder von Institutionen bzw. Organisationen eines Landes erwarten und akzeptieren, dass Macht ungleich verteilt ist. Institutionen wie Familie, Schule und die Gemeinschaft bilden die Hauptelemente einer Gesellschaft; unter Organisation ist der Ort zu verstehen, wo die Leute arbeiten“ HOFSTEDE (2001:33), Hervorh. im Orig.

- Die zweite Unterscheidung nationaler Kulturen bedient sich der Kulturdimension des Kollektivismus und des Individualismus. Unter Kollektivismus versteht HOFSTEDE Gesellschaftssysteme, in denen
„ ... das Interesse der Gruppe dem Interesse des Individuums übergeordnet ist“ (Ebd.:65). Im Gegensatz hierzu stehen die tendenziell[40] individualistischen Gesellschaften ,, ... in denen das Interesse des Individuums Vorrang vor den Interessen der Gruppe genießt ... “ (Ebd.:65f). In kollektivistischen Gesellschaften werden persönliche Beziehungen höher bewertet als Aufgaben. Vertrauen kann somit nur zu natürlichen Personen im Gegensatz zu unpersönlichen Rechtskörperschaften aufgebaut werden. Unternehmungen, die kurzfristigen Erfolg ohne vorherigen Vertrauensaufbau anstreben, müssen daher in kollektivistischen Gesellschaften, anders als in individualistischen Gesellschaften, scheitern (HOFSTEDE 2001:91).

HOFSTEDE definiert die zweite Kulturdimension Kollektivismus/Individualismus folgendermaßen: „Individualismus beschreibt Gesellschaften, in denen die Bindungen zwischen den Individuen locker sind: man erwartet von jedem, dass er für sich selbst und seine unmittelbare Familie sorgt. Sein Gegenstück, der Kollektivismus, beschreibt Gesellschaften, in denen der Mensch von Geburt an in starke, geschlossene Wir-Gruppen integriert ist, die ihn ein Leben lang schützen und dafür bedingungslose Loyalität verlangen“ (Ebd.:66f), Hervorh. im Orig.

[...]


[1] SPIEGEL ONLINE Druckversion - Microsoft Sprachprobleme: Windows für Huren - Netzwelt http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,314592,00.html; entnommen am 24.08.2004.

[2] Der Begriff „interkulturell“ soll keinesfalls auf das Aufeinandertreffen zweier in sich geschlossener Kulturen hinweisen. Er wird im Rahmen dieser Arbeit verwendet, da er in der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur fast durchgängig benutzt wird und die Verwendung eines treffenderen Begriffes wie „transkulturell“ sich bisher nicht durchsetzen konnte und somit für Verwirrung sorgen würde. Vgl. hierzu KRÜGER-POTRATZ (2005:14). Klar abzugrenzen ist der Begriff „interkulturell“ gegenüber dem Begriff „multikulturell“. Während der Begriff „multikulturell“ lediglich besagt, das sich eine Lebenswelt aus Angehörigen unterschiedlicher Kulturen zusammensetzt, so deutet der Begriff „interkulturell“ darüber hinaus auf das Vorhandensein von Interaktionen zwischen den Angehörigen der verschiedenen Kulturen hin, die eine Interkultur erzeugen. BOLTEN (2003a:65f).

[3] Vgl. hierzu auch EARLY & ANG (2003:1).

[4] THOMAS weist darauf hin, dass interkulturelle Kontakte kein neues Phänomen sind, sondern schon seit Beginn der Menschheit im Rahmen von kriegerischen Auseinandersetzungen, Völkerwanderungen, Handel, politischen Beziehungen, Missionierungen usw. existierten. Im Unterschied zur heutigen Zeit waren jene interkulturellen Kontakte jedoch räumlich begrenzt und nur eine kleine Gruppe von Menschen an ihnen beteiligt. THOMAS (2003c:433).

[5] Auf die gleichzeitige Nennung männlicher und weiblicher Wortformen wird in dieser Arbeit durchgehend verzichtet. Dies geschieht ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit.

[6] Die Begriffspaare interkulturelle Kompetenz, interkulturelle Handlungskompetenz und interkulturelle kommunikative Kompetenz werden in der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur, wie auch in der vorliegenden Arbeit, synonym verwendet. Gleiches gilt für die englischsprachigen Begriffe cultural intelligence, cultural competence und cross-cultural communication competence.

[7] Der englische Begriff Sojourner bezeichnet einen Menschen, der einige Zeit in einem fremdkulturellen Umfeld lebt. Dieser Begriff wird hier verwendet, da im Deutschen kein Begriff mit gleicher Bedeutung existiert. So weichen die deutschen Begriffe Fremder, Gast oder Besucher jeweils in ihrer Bedeutung von dem eigentlich gemeinten ab. Im ersten Fall liegt der Akzent auf dem Fremdsein, im zweiten auf dem Willkommensein und im dritten auf einer kurzen Verweildauer. MALETZKE (1996:12f).

[8] DÜLFER (2001) nennt eine Abbruchquote von 1/3 der Auslandseinsätze von Führungskräften aufgrund mangelnder Funktionserfüllung und beziffert die Kosten hierfür mit 250.000 Mark je abgebrochenem Einsatz. (ebd.:525). BITTNER & REISCH beziffern den Anteil der nicht erfolgreichen internationalen Einsätze mit 20-30%, den Anteil der abgebrochenen Auslandseinsätze mit 10%. BITTNER & REISCH (1996-1998:16). Weiterhin differenziert GOETHE (1996:143) die Kosten für einen Abbruch eines Auslandseinsatzes in kalkulierbare, direkte Kosten, die sich aus Reise- und Umzugskosten, gesteigertem Gehalt des Expatriates, Trainingskosten usw. rekrutieren und indirekten, nicht kalkulierbaren Kosten, wie z.B. der Schädigung des guten Rufs oder den negativen public relations usw. Eine ähnliche Differenzierung findet sich bei THOMAS (2003b:14), der zwischen realen Kosten und schwer objektivierbaren Kosten, wie z.B. Imageschäden differenziert.

[9] BOLTEN (2003a:10) weist darauf hin, dass aus diesem Grund der Duden, nachdem Jahr für Jahr weitere mögliche Definitionen des Kulturbegriffes hinzugefügt wurden, inzwischen auf jedwede Definition des Kulturbegriffes verzichtet.

[10] Eine weitere häufig zitierte Kulturdefinition ist die Definition von TYLOR (1871:358): ,,Kultur - im weiten ethnographischen Sinne des Wortes [...] ist jenes komplexe Ganze, das Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Recht, Sitte, Brauch und alle anderen Fähigkeiten und Gewohnheiten umfasst, die der Mensch als Mitglied einer Gesellschaft erworben hat“ zitiert nach DÜLFER (2001: 231).

[11] Als Stereotypisierungen werden im Rahmen dieser Arbeit diejenigen Wahrnehmungsmuster definiert, die Unbekanntes durch einen bestimmten kulturellen Blickwinkel mit einem bestimmten Sinn versehen, der auf Ähnlichkeiten mit bereits Bekanntem basiert. So wird ein Zebra z. B. von einem Kind, das dieses Tier nicht kennt, als Pferd bezeichnet werden, da dies die naheliegende ähnliche Bestimmung darstellt. Vgl. BOLTEN (2003a:28).

[12] Dieser Begriff soll im Rahmen dieser Arbeit im Sinne der Definition von ROSENSTIEL gelten, nach der Sozialisation „ ... in einem weiten Sinn als Anpassung des Individuums an gesellschaftliche Normen durch einen Lernprozess bezeichnet werden [kann]. Fasst man den Begriff enger, so stellt sie sich als Prozess dar, in dem eine Person das Wertsystem, die Normen und die geforderten Verhaltensmuster von Gesellschaften, Organisationen oder Gruppen erlernt, deren Mitglied sie ist oder zu werden wünscht“ ROSENSTIEL (1987:123). Die neuere wissenschaftliche Literatur charakterisiert den Sozialisanden nicht nur als Sozialisationsempfänger, sondern als aktives, flexibles Wesen, das mit seiner Umwelt interagiert. Vgl. GOETHE (1996:83ff) Im Rahmen dieser Arbeit wird zwischen früher Sozialisation im Kindesalter und später Sozialisation im Erwachsenenalter unterschieden.

[13] Übernommen von HOFSTEDE (2001:5).

[14] Übernommen von LEIPRECHT (2001:31).

[15] Diese Komplexitätsreduktion stellt sich zwangsläufig ein, da kulturelles Wissen als Selektions- bzw. Interpretationsfilter wirkt, der aus den Möglichkeiten der Interpretation von Tatbeständen diejenigen selektiert, die im Einklang mit dem jeweiligen kulturellen Interpretationsschema stehen. Vgl. GOETHE (1996:128).

[16] Vgl. hierzu auch HILLMANN (2004:145), der der Auffassung ist, dass Menschen auch in einer veränderten Umwelt an den in ihrer Kindheit festgelegten Wertvorstellungen festhalten. Ein Wertewandel stellt für HILLMANN daher ein Generationsphänomen dar. HILLMANN bezieht sich vornehmlich auf die von INGLEHART durchgeführte empirische Weltwertestudie, in der mit Hilfe der Indikatoren Materialismus/Postmaterialismus nachgewiesen wird, dass Menschen, die in armen Ländern aufgewachsen sind und folglich überwiegend materialistischen Wertvorstellungen folgen, diese beibehalten, auch wenn sich im weiteren Verlauf ihres Lebens ihre materielle Lebenssituation wesentlich verbessert. Andere Autoren, wie auch HOFSTEDE selbst an anderer Stelle, betrachten individuelle Werte als durchaus veränderbar, sofern sich das Individuum längere Zeit in einem anderen kulturellen Umfeld aufhält. Vgl. ESSER (2001:25f); HOFSTEDE (2001:286) und ROTH (2002:343). Diesen zwei unterschiedlichen Einschätzungen der Stabilität von Werten in einer Kultur liegen zwei unterschiedliche Kulturkonzepte zugrunde. Während das klassische anthropologische Kulturkonzept, das z. B. HOFSTEDEs Untersuchung zugrunde liegt, Kultur eine relativ konstante Struktur von Werten und Normen zuschreibt, basiert das konstruktivistische Kulturkonzept auf der Annahme, dass Kultur auf kollektiv geteilten Interpretationsschemata basiert, die sich in Kommunikationsprozessen ständig reproduzieren und kontinuierlich verändern. Dieses Kulturkonzept unterstreicht somit die Relationen der Kulturinhaber untereinander sowie ihre Abgrenzung gegenüber anderen (Sub-) Kulturen. Kultur in diesem Sinne ist der permanent fortlaufende Versuch von Gruppen von Individuen die Gruppe sowie ihre Situation zu definieren. Vgl. hierzu GERTSEN & SÖDERBERG & TORP (1998:21ff). Vgl. zum Wertewandel BEERMANN & STENGEL (2003:24ff).

[17] Übernommen von BREDENDIECK et al (2002:45).

[18] Dieser Bereich wird in der wissenschaftlichen Literatur auch als Perceptas bezeichnet. Vgl. HOLZMÜLLER (1995:30). In der englischsprachigen Literatur wird dieser Bereich als objective culture bezeichnet. Vgl. CUSHNER & BRISLIN (1996:6).

[19] Dieser Bereich wird in der wissenschaftlichen Literatur auch als Konzeptas bezeichnet. Vgl. HOLZMÜLLER (1995:30). In der englischsprachigen Literatur wird dieser Bereich als subjective culture bezeichnet. Vgl. CUSHNER & BRISLIN (1996:6).

[20] THOMAS verweist in Anlehnung an STRAUB (1999) auf die Unterscheidung zwischen zielorientierten, regelgeleiteten und narrativen Handlungen, wobei zielorientierte Handlungen diejenigen Handlungen meint, die eine Person vollzieht, um einen bestimmten Zielzustand herbeizuführen. Regelgeleitete Handlungen werden dagegen durch eine Gruppe oder Gesellschaft, der eine Person angehört, normativ festgelegt. Narrative Handlungen sind solche Handlungen, die voraussetzen, ,, ... dass eine Geschichte erzählt wird, die die Handlung in einen übergeordneten Sinnzusammenhang einbettet“ THOMAS (2003c:440). Dies gilt zwar auch für zielorientierte Handlungen, jedoch sind hier die übergeordneten Sinnzusammenhänge allen Beteiligten aufgrund einer geteilten Kultur bekannt. Vgl. THOMAS (2003c:440f).

In der interkulturellen Kontaktsituation ist der Anteil der narrativen Handlungen aufgrund nicht geteilter Orientierungssysteme sehr hoch (ebd).

[21] Auch die non-verbale Kommunikation wird durch die Kultur innerhalb einer gewissen Bandbreite geprägt. In der interkulturellen Kommunikation birgt sie wie die verbale Kommunikation die Gefahr des Missverstehens, da auch sie für einen erfolgreichen Kommunikationsakt ein gemeinsames kulturelles Orientierungssystem benötigt. Vgl. CRONENBROECK (2004:189ff).

[22] BOLTEN (2003a:19) weist darauf hin, dass die Grenzen zwischen Inter- und Intrakulturalität fließend sind, eine Unterscheidung zwischen beidem daher notwendigerweise unscharf bleibt.

[23] DÜLFER (2001) weist darauf hin, dass der Glaube daran, dass die wirtschaftliche Globalisierung zu einer kulturellen Nivellierung führt, ein grundsätzlicher Irrtum ist. (Ebd.:220). Zu dieser Schlussfolgerung kommt auch HILLMANN (2004:155). Diese Meinung vertritt auch THOMAS (2003b:14f), der zwar eine generelle Konvergenztendenz in Bezug auf Konsumgewohnheiten, Art der Arbeitsgestaltung, Managementstile feststellt und diese auch auf die Internationalisierung/Globalisierung zurückführt, aber dennoch die Überzeugung vertritt, das diese Konvergenztendenzen (auch McDonaldisierung genannt) auf Anpassungsdiktaten mächtiger gegenüber schwächeren Nationen bzw. Gesellschaften beruhen, die mit steigendem Druck grundsätzlich auch zu gegenläufigen Tendenzen führen, wie z.B. der Betonung kultureller Andersartigkeit. TROMPENAARS kam bereits 1993 zu dem Schluss, dass es in der Tat eine Angleichung von Produkten weltweit gibt. Er unterstreicht jedoch, das sich hinter dem Gebrauch der gleichen Produkte in verschiedenen Kulturen verschiedene Werte verbergen. So steht das Essen bei McDonalds in New York für schnelles und günstiges Essen, während es in Moskau das zur Schau stellen eines hohen Status bedeutet. Vgl. ebd. (1993:3) – Übersetzt und zusammengefasst vom Autor. Dies verdeutlicht, dass den sichtbaren Ausprägungen von Kultur (Perceptas) durchaus unterschiedliche Werte (Konceptas) zugrunde liegen können.

[24] Sowohl HOFSTEDE (2001:14) als auch KNAPP (2002:65) verweisen auf die Problematik der Gleichsetzung von Kulturen und Staaten. KNAPP hierzu: „Eines der Probleme betrifft die Vermischung alltagssprachlicher und wissenschaftlicher Konzepte von Kultur und deren Abgrenzung gegenüber verwandten Konzepten. Insbesondere ist problematisch, dass eine Tendenz besteht, alltagssprachlich und im Zuge des alltagssprachlichen Gebrauchs dann auch gelegentlich im wissenschaftlichen (fach)didaktischen Diskurs „Kultur“ mit „Nation“ gleichzusetzen“ KNAPP (2002:65).

[25] Dieser Begriff zielt auf den Zwischenraum der Kulturen (in der englischsprachigen Literatur auch ‚third space’ genannt) ab. BHABHAs Konzept betont die Entstehung neuer (hybriden) Identitäten durch interkulturellen Kontakt. Im Gegensatz zu bisherigen Sichtweisen bricht er mit der Annahme, dass Individuen, die in mehreren Kulturen sozialisiert wurden (z.B. mit Migrationshintergrund) kulturell „zwischen den Stühlen“ sitzen. Stattdessen schreibt er den so sozialisierten Individuen die positiv bewertete Rolle der kulturellen Übersetzer zu.

[26] Sowohl die Kulturdefinition von KLUCKHOHN als auch die von TYLOR verweisen auf den Aspekt von Kultur, dass sie von einer Gruppe (KLUCKHOHN) oder einer Gesellschaft (TYLOR) geteilt werden muss, um als solche zu gelten (vgl. Abschnitt 2.1) Genau hierin begründet sich eine der Schwierigkeiten bei der Definition von Kultur, da diese gleichzeitig eine Definition der gemeinten Gesellschaft/Gruppe erforderlich macht.

[27] WELGE & HOLTBRÜGGE (2003:6) weisen darauf hin, dass „ ... die Unterschiede zwischen nationalen Kulturen zunehmend durch Unterschiede zwischen länderübergreifenden Subkulturen überlagert werden und intrakulturelle Unterschiede hinsichtlich bestimmter Persönlichkeits-merkmale (wie z.B. Beruf, Alter oder gesellschaftliche Schicht) oft weitaus größer als interkulturelle Unterschiede sind“ (vgl. ebd.). Bezogen auf das obige Bsp. bedeutet dies, dass ein in Hamburg lebender Jugendlicher mit den Hobbys Skateboardfahren und Punkmusik sowie einem mittleren Bildungsstand unter Umständen mehr kulturelle Überschneidungen mit einem indischen Jugendlichen mit den gleichen Hobbys und Bildungsstand aufweist, als dies mit seinem in Hamburg lebenden Nachbarn der Fall ist, der ein 68 jähriger pensionierter Physiklehrer ist.

[28] Hierbei kann jedwede Grenzziehung nur den Versuch einer Annäherung an die Realität darstellen, der notwendig ist, um eine Diskussionsgrundlage bereitzustellen. BOLTEN (2003a:16). BOLTEN (2003a:13) weist daraufhin, das eine Grenzziehung zwischen Kulturen generell daran scheitern müsse, dass ,, ... auf Grund jahrtausendelanger Kommunikationsprozesse kaum eine Lebenswelt als isolierte und von Außeneinwirkungen unbeeinflusste Kultur denkbar ist“ (ebd.).

[29] Ein von allen Menschen der Welt geteiltes Wissen ist z.B. die Sorge einer Mutter um ein neugeborenes Kind oder die Verurteilung von Mord als böse. Dieser minimale Überschneidungsbereich der Wissensbestände aller Menschen kann als Weltkultur oder universale Kultur bezeichnet werden vgl. HUNTINGTON (1996:76); LUSTIG & KOESTER (1999:78). MALETZKE (1996:21f) geht näher auf die kulturellen Universalien ein. Er ist der Auffassung, dass diese bisher weder ausreichend systematisiert noch strukturiert worden sind, sondern eher spekulativ als wissenschaftlich behandelt wurden. Weiterhin seien die kulturellen Universalien für die interkulturelle Begegnung nicht von Bedeutung (ebd.). Vgl. hierzu auch die Unterscheidung zwischen dem emischen Ansatz, der versucht Phänomene innerhalb einer kulturellen Gruppe unter Anwendung von Konzepten, die in dieser Gruppe verwendet werden, abzubilden und dem ethischen Ansatz, der auf universell gültige Konzepte ausgerichtet ist. vgl. EARLEY & ANG (2003:64ff); HELFRICH (2003:116ff); HOLZMÜLLER (1995:54ff).

[30] Diese Tatsache ist für die interkulturelle Interaktion von großer Bedeutung, da sie verdeutlicht, dass Verhalten und Handlungen nicht nur grundsätzlich von Werten und Normen geleitet werden, sondern auch abhängig von der jeweiligen Situation und den hierdurch vom Individuum aktivierten Identitätsanteilen sind.

[31] Vgl. hierzu auch HOFSTEDEs Konzept der Kulturebenen. HOFSTEDE (2001:12).

[32] Dieses Konzept geht auf EDWARD T. HALL zurück, der Kulturen anhand des Verhältnisses des Informationsanteils, der explizit kommuniziert wird und somit eine niedrige Kenntnis des Kommunikationskontextes zum Verständnis der Botschaft voraussetzt, zum Anteil der Informationen die implizit kommuniziert werden und somit eine hohe Kenntnis des Kommunikationskontextes zum Verständnis der Botschaft voraussetzen, unterscheidet. Vgl. hierzu GUDYKUNST (2002); HALL (1976); HALL & HALL (1985) sowie LUSTIG & KOESTER (1999).

[33] Dieses Konzept geht auf BOND zurück, der die Meinung vertritt, dass die bisher entwickelten Modelle des Kulturvergleichs selbst durch einen gewissen Ethnozentrismus geprägt sind, da sie sämtlich von europäischen und amerikanischen Wissenschaftlern aus „westlicher Sicht“ entwickelt wurden. Daher untersuchte er mit einem großen Team asiatischer Wissenschaftler die chinesischen Werte anhand einer Untersuchung in 23 Ländern, die zur Entwicklung von vier Wertedimensionen führte. Während drei dieser Wertedimensionen den von HOFSTEDE entwickelten Wertedimensionen entsprechen, beschreibt die Wertedimension Konfuzianische Arbeitsdynamik die Einstellung zu Leben und Arbeit insbesondere im Hinblick auf eine langfristige oder kurzfristige Orientierung im Leben. Vgl. hierzu HOFSTEDE (2001:234ff) sowie LUSTIG & KOESTER (1999:125ff).

[34] Kulturen sind weder homogen, noch stimmen ihre Grenzen mit den Grenzen von Nationen überein. KRÜGER-POTRATZ (2005:63) weist darauf hin, dass „ ... die Bevölkerung, die als ‚deutsche’ bezeichnet wird, zu keinem Zeitpunkt sprachlich-kulturell homogen war, zumal das ‚deutsche Territorium’ sich im Laufe der letzten zweihundert Jahre [...] mehrfach vergrößert wie auch verkleinert hat. Diese Grenzverschiebung [...] wirkt sich jeweils auf die innerstaatliche sprachliche, ethnische und kulturelle Situation aus“ (ebd.). Kulturabgrenzungen, die sich vereinfachend der Orientierung an nationalen Grenzen bedienen, werden daher im Rahmen dieser Arbeit in Anführungszeichen gesetzt, um diese Vereinfachung zu verdeutlichen. Vgl. hierzu auch LUSTIG & KOESTER (1999:33f). Eine kritische Auseinandersetzung mit der Gleichsetzung von Kultur und Nation findet sich bei STRAUB (2003:544ff).

[35] Ein veranschaulichendes Beispiel einer kritischen interkulturellen Interaktionssituation findet sich bei SCHULZ (2003:123f), der berichtet, wie er sich vor einer Schiffreise auf dem Viktoriasee mit Proviant eindecken will und überrascht feststellt, dass eine kleine, mittlere und große Tüte Erdnüsse jeweils den gleichen Preis haben. Seinem Kulturstandard der Profitmaximierung folgend kauft er eine große Tüte, fragt jedoch verwundert, wer denn die kleinen Tüten kauft. Die Antwort der Verkäuferin: ,,Die kaufen Leute, die nicht so hungrig sind wie du!“ (ebd.).

[36] Zur Unterscheidung zwischen dem Eigenen und dem Fremden vgl. EGNER (1994); LAYES (2000:20ff); MALETZKE (1996:27ff); VASILACHE (2003:34ff).

[37] Diese werden in der neueren wissenschaftlichen Literatur auch als Intercultural Sensitizer bezeichnet. THOMAS & HAGEMANN & STUMPF (2003:255).

[38] KAMMHUBER & SCHROLL-MACHL (2003:21) weisen darauf hin, dass sich die Veränderung bzw. die Entstehung und Vergehung von Kulturstandards in Generationen oder Jahrhunderten bemessen lässt.

[39] HOFSTEDE weist auf eine fünfte Dimension von Unterschieden zwischen nationalen Kulturen hin, der Unterscheidung zwischen einer langfristigen und einer kurzfristigen Orientierung im Leben HOFSTEDE (2001:19). Auf diese geht HOFSTEDE nur am Rande ein. Sie ist nicht Teil seiner IBM-Untersuchung.

[40] Gesellschaften tragen stets sowohl kollektivistische als auch individualistische Anteile in sich. Die Einordnung in kollektivistische und individualistische Gesellschaften bestimmt lediglich die tendenziell überwiegende Ausprägung. Vgl. GUDYKUNST & LEE (2002:28).

Ende der Leseprobe aus 120 Seiten

Details

Titel
Interkulturelle Kompetenz durch interkulturelles Training. Möglichkeiten und Grenzen
Hochschule
Universität Hamburg  (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
Note
1,8
Autor
Jahr
2006
Seiten
120
Katalognummer
V69827
ISBN (eBook)
9783638607704
ISBN (Buch)
9783638711616
Dateigröße
2024 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Möglichkeiten, Grenzen, Entwicklung, Kompetenz, Training
Arbeit zitieren
Magister Artium Johannes Germ (Autor:in), 2006, Interkulturelle Kompetenz durch interkulturelles Training. Möglichkeiten und Grenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69827

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